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Dresdner Journal : 07.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188804072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-07
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1888
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stiger Witterung, nach den neuesten Verlautbarungen schon gegen den 18. d. MtS. in Aussicht genommen Die Nachricht einiger Blätter, daß am Geburts tage de» Fürsten BiSmarek Ihre Majestät die Kaiserin Viktoria persönlich beim Reichskanzler erschienen wäre, um demselben dir Gratulationen de» Kaiser- zu überbringen und dessen Bedauern auszusprechen, am persönlichen Erscheinen verhindert zu sein, wird von tgut unterrichteter Seite als irrtümlich bezeichnet. In der Angelegenheit de» beabsichtigten Rück- ritte» de» Fürsten Bismarck liegen leine offi ziellen Mitteilungen vor. Die „Nordd. Allg. Ztg." giebt die von un- gestern mitgeteilten Auslassungen der ,Mln. Ztg." unverkürzt und ohne eigene Be merkungen dazu zu machen wieder. Von den übrigen Blättern glaubt em Teil die Krisis dadurch beendigt, daß angeblich da» Heirat-Projekt zwischen der Prin zessin Victoria und dem Prinzen Alexander v Batten berg aufgegeben worden sei. Die „Köln Ztg ", deren Mitteilungen wir wiederzugeben kein Bedenken tragen, da sie offenbar von wohlunterrichteter Seite her zurühren scheinen, sieht die alle Kreise anss Tiefste bewegende Angelegenheit noch nicht als erledigt an, wie au- der jüngsten Nachricht de- Blattes hervor- geht, welche folgendermaßen lautet: Unsere Leser sind über die Ursachen der schweben den Kanzlerkrisi- unterrichtet, und wir haben unsern au-fübrlichen Mitteilungen nur wenig anzu fügen Die Sache liegt so, daß von englischer Seite die Vermählung der Prinzessin Viktoria von Preußen, der zweiten Tochter unseres Kaisers, mit dem Prinzen v. Battenberg, dessen Bruder Heinrich mit der Lieb- lingstochter der Königin von England verheiratet ist, auf- lebhafteste betrieben wird und daß anscheinend auch Kaiser Friedrich keine persönlichen Einwendungen gegen den tapfern Prinzen Battenberg erhebt, zumal Prinz Heinrich von Preußen demnächst eine Tochter de- Vetter- desselben, der regierenden Großherzogs, heimführen wird. Politische Erwägungen aber wider raten diese Verbindung aufs entschiedenste, da dieselbe unser Verhältnis zu Ruhland sofort trüben, an unserm Hofe zudem Einflüsfe stärken könnte, die uns dazu treiben wollen, Englands Gegner zu bekriegen, ohne daß deutsche Interessen dazu zwingen würden. Jeden falls würde eS dem Fürsten Bismarck nach seiner bis herigen Halrung in der russisch-orientalischen Frage und möglicherweise auch in der Frage der batten bergischen Heirat unmöglich jein, die Geschäfte persönlich weiterzuführen, wenn der Prinz Alex ander v. Battenbcrg zum Mitglied unseres Kaiser!. Hauses erhoben würde. Da nun in der letzten Zeit der Plan der erwähnten Ver- mählrmg in einer amtlichen Weise an den Reichs kanzler gelangt ist, so hat er seine Stellung zu dem selben freimütig und offen dargelegt und für den Fall, daß die enge Familienverbindung de» Prinzen Batten berg mit dem Kaiserl. Hause an allerhöchster Stelle gebilligt »verde, um seinen Abschied gebeten Ob er denselben erhalten wird, hängt also lediglich davon ab, wie die battenbergffche Frage an allerhöchster Stell« entschieden werden wird. Bi- diese Entscheidung getrosten ist. bleibt die Kanzlerkrisis in der Schwebe. Möglich, daß die Entscheidung schon bald erfolgt, möglich, daß sie sich noch längere Zeit hinzieht, etwa bi» nach dem erwarteten Eintreffen der Kön gin von England ani allerhöchsten Hofe, dem um den 12. April (Geburtstag der Piinzessin Viktoria) entgegengesehen wird. Dos ist Ursache und Inhalt der jüisis, die ewige Tage hinaufreicht, einmal vorübergehend bei gelegt schien, dann aber wieder auftauchte und dann die jetzige tlare Form annahm. Daß man in Wien in hohen diplomatischen Kreisen und wahrscheinlich amh am Hofe am Mittwoch Kenntnis von der Krisis und, wie es scheint, auch von deren Ursache hatte, wissen unsere Leser gleichfalls. Die König!, sächsische Regierung hat, wie die „Berl. Pol. Nachr." melden, beim BundeSrate bean tragt, zu genehmigen, daß d'e Scheidemünzen der österreichischen Währung innerhalb der Zoll- grenzbezirke der Königl. sächsischen Hauptzoll- bez. Hauptsteuerämter Zittau. Bautzen, Schandau, Frei berg, Aanaberg und Eibenstock auch ferner m Zah lung gegeben und genommen werden dürfen. Be kanntlich hatte der BundeSrat durch Beschluß vom 26. März d. I. bestimmt, daß vom I. Juli d. I. an vorbehältlich der Gestattung von Ausnahmen für ein zelne Grenzbezuke, die Zahlungen in fremden Scheide münzen verboten feien. Das Verbot der Scheide- münzrn der österreichischen Währung würde nun aber Der vierte und letzte Produktionsabend des Ton künstlervereins in dieser Saison fand am 6. April im Saale des GewerbehausrS statt. Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg und Prinzessin Mathilde be ehrten ihn mit ihrer Gegenwart. Eine sehr gute Ausführung de- U-äur-Trio (op. 55) von Rubm- stein für Pianoforte, Violine und Cello durch die Herren I. Schobert, Krattna und Bürchl begann das Programm. Doch ergab sich Hr. Schüben zu sehr einem nur schlicht musikalischen und etwa» trockenen Bortrage. Am vorzüglichsten im Gesamtvortrag ge lang die Wiedergabe des schönen Andante. Frau und Hr. Hildach erfreuten durch vortreffliche Ausführung von 6 Duetten von verschiedenen neueren Komponisten, deren Pianofortebeglettung Hr. Gerlach übernommen hatte. Solche GrsangSaufgaben entsprechen indessen wenig den besonderen künstlerischen Zwecken de» Ver eins und würden besser den Dilettantenkreisen und anderen Konzerten überlassen bleiben. Sehr inter essant war die Vorführung eine» Rondino von Beet hoven für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotten und 2 Hörnern vorzüglich ausgeführt von« den Herren Biehrinz, Pietzsch, Demnitz, Förster, Stein, Bräun lich, Hübler und Ehrlich. Dies Rondino stammt wie da- Oktett für Blaßinstrumente, aus Beethoven- erster Komposition-Periode in Bonn und ist svätesten» 1772 komponiert. E» erinnert lebhaft an Mozart, verbindet mit guter Formgebung Anmut de- Aus druck-, Wohlklang und treffliche Behandlung der Jn- strunkente und wurde jedenfalls als Unterhaltungs musik edler Art für die Tafelmusik de» Kurfürsten Maximilian Franz geschrieben. Den Schluß de« Abeuds bildete da- Oktett für Streichinstrumente nach Ansicht der sächsischen Regierung innerhalb de» ächsisch-österreichischen Grenzgebiet« bei den engen ge- chästlichen Beziehungen zwischen den Bewohnern der widerseitigen Grenzorte ohne große Störungen für den wechselseitigen Verkehr und ohne Schädigung der Interessen der sächsischen Grenzbevölkerung nicht durch geführt werden können, wie denn auch andererseits Mißstände bei der zeitherigeu Zulassung der Scheide- münzen im Grenzverkehr mit Österreich nicht hervor- getreten feien, die Münzen vielmehr, ohne in den inneren Verkehr überzugehen von selbst nach Öster reich zurückflössen. Das EinsührungSgesetz zum bürgerlichen Gesetzbuch soll, wie bereits bekannt, u a. auch näher bestimmen, welche RechtSstoffe fortan der Autonomie der medi atisierten Adelsgeschlechter unterworfen bleiben sollen. Die Kommsifion, welche den Entwurf eine» bürgerlichen Gefetzduchs ausarbeitete, ging, wie aus den soeben veröffentlichten Motiven bekannt wird, bei ihren Erörterungen über die Stellung der Reichs gesetzgebung zu dieser Autonomie von der Ansicht au-, daß die Reichsgesetzgebung derselben genau so gegenüber stehe, wie dem Gesetzgebung-rechte der Ein zelstaaten. Thatsächlich hat sich daS Reich bisher einzelnen standesherrlichen Sonderrechten gegenüber fr« bewegt; es hat z. B. die Befreiung von der Militärpflicht und von der Quartierleistung im Frie den unter seinen Schutz genommen, serner das Recht auf sogenannte Au-träge unberührt gelassen, da gegen die standesherrlichen Gerichte, soweit solche noch bestanden, gänzlich aufgehoben. Was nun die standeSherrliche Autonomie betrifft, so ist die Kom mission der Ansicht gewesen, daß durchschlagende Gründe für da- Fortbestehen des Familienrechtes der mediatisierten Häuser sprechen. Zu diesen rechnete sie das allgemeine Interesse, wonach diesen Familien die Möglichkeit gewährt werden müßte, die auf ihrer Ebenbürtigkeit beruhende StandeSgenossenschaft mit den regierenden Häusern aufrecht zu erhalten, anderer seits die Inopportunität der mit einer Beseitigung dieses Sonderrechtes verbundenen schweren Eingriffe in erworbene Rechte und rechtlich geschützte Aussichten. Eine solche Umwälzung privater Verhältnisse, welche mit dem Entwickelungsgange der Rechtsgesch'chte in unmittelbarem Zusammenhänge stehen und ihrer Natur nach auf die Dauer von Geschlechtern berechnet sind, wäre nur dann gerechtfertigt, wenn sie von dem öffent lichen Wohle in gebieterischer Weise gefordert würde. Mit dem Fortbestand des Sonderrechts sei jedoch keine erhebliche Beeinträchtigung der Rechteemheit ver bunden. Die überseeische Auswanderung Deutscher über deutsche, holländische und belgische Häfen betrug im Februar 1888 45!4 Personen gegen 4694 Per sonen im Februar des Vorjahres, und 7080 in den beiden ersten Monaten von 188-i gegen 7394 im selben Zeiträume des Vorjahres. Straßburg i. E., 6. April. (W. T. B.) Der „Landeszeitung" zufolge hat die Verordnung des Ministeriums von Elsaß - Lothringen vom 29. März 1887 über den Aufenthalt französischer Staatsange höriger keine Verschärfung erfahren. Von den aus Frankreich kommenden Reisenden wird in den Grenz bahnhöfen nicht ausnahmslos, sondern nur bei be gründeter Veranlassung der Erlaubnisschein gefordert. — Die Fürstin Hohenlohe, Gemahlin des Statthalters, hat zu Gunsten der Überschwemmten im Osten Deutsch lands einen Aufruf erlassen. * Paris, 5. April. (Köln. Ztg.) „Die Oppor tunisten sind die Girondisten der dritten Revolution und können froh sein, wenn sie demnächst mit dem Leben davon kommen; denn sie sind Verräter: wie sie Boulanger den Degen, so wollen sie jetzt Floquet das Portefeuille ei treißen, und so haben sie statt Cle menceau den Ferryisten Meline auf den Präsidenten- stuh! gesetzt." So der „Jntransigeant." Aber, fallen die Floquistenblätter ein, Floquet wird ihnen da» ge denken und der Koalition der falschen Republikaner mit den Monarchisten eine schmähliche Niederlage bei bringen und sich um lein Geschrei auf seinem graben Wege zum Ziele irre machen lassen. Die Zweifler, die dem radikalen Kabinett nur eine kurze Dauer ver heißen. werden verhöhnt als Lugpropheten, und Car not, der trotz alledem Opportunist geblieben sei und bleibe, mit Hinweisung auf den 'Nachfolger, der bald im Elysee thronen werde. Aber werden die Oppor tunisten bei den Monarchisten wirklich Rettung und Hilfe suchen, wie ihnen bereits als Berräterei vorge halten wird? Die Durchstechereien der Radikalen mit der Rechten, wenn diese oder jene einem Kabinett das op. 3 von Johann S. Svendsen, dessen Ausführung ich nicht mehr beiwohnen konnte. C. B 4- Konzerte. Zum Besten der englischen Unter stützungskasse kür arme Irländerinnen und unter Mit wirkung der Kammersängerin Frl. Malten, des Hof- opernjängerS Hrn. Scheidemantel und des Konzert meisters Hrn. Grützmacher gab gestern abend im dicht gefüllten Saale des „Hotel de Saxe" Frl Amy Hare ein Konzert, das den Zuhöhrern eine Reihe auserlesener Genüsse bot. Frl Hare ist eine Klavierspielerin, deren musikalisches Wissen auf gleich hoher Stufe mit ihrem technischen Können steht. Im Besitze einer ungewöhn lich nuancenreichen Anschlages, eines gesangreichen, schönyeitsgejättiyten Tones weis; diese Künstlerin ver mittelst der Tiefe und Innigkeit ihrer Empfindung und der hingebungsvollen Auffassung der klingenden Seele ihres Instrumentes selten duftige und ergreifende Gche.mnisse zu entlocken; kein nervöser, manierierter, salonmäßiger Zug haftet dem Spiel diefer jungen Dame an, in der un- statt eines durch Erfolge ver zogenen, routinierten Konzertfräulein» ein große-, natürlich empfindendes, natürlich sich gebende- inusika- lischt- Talent entgegentritt, dessen Wiege weitab vom Lande der Reklame gestanden hat. Frl. Hare spielt« mehrere Stücke von Schumann, darunter den an Schwieiigkeiten reichen Finalesatz au- den Ltuck«>« s^mpkomqusa, ferner ein Prvlude von Chopin, GriegS „Norwegischen Brautzug" und ,Mgaudon" von Raff, alle- mrt derselben idlen Auffassung, Feinheit und Sicherheit, welche die Meisterin ankündigen. Mit Hrn. Kammervirtu»» Grützmacher spielte die Konzertgrberio Leben abschneiden wollten, war«, — kein Verraf an der Republik, sondern einsach — parlamentarische Taktik. Und die Angriffe auf da- Staatsoberhaupt, an die man sich gewöhnt hat. al» Grövy im Elysee residierte, werden auch Carnot nicht erspart: er ist nicht bloß harter Opportunist, sondern wird sogar vor dem Lande al- Germaaophile verlästert, und der heuchlerische „GanloiS" stellt heute sogar die Frage: „Ist es wahr daß bei dem Empfange der außer ordentlichen Abgesandten die Wache de- Elysee die „Wacht am Rhein" ausgespielt hat?" John Lemoinnes Urteil im Matin über die letzten Tage lautet: „In der jüngsten Ministerkrisis haben die Radikalen sich wie Menschen ohne Erziehung und Takt (kurz, cromm« äs« Platts«) benommen und tue Roya listen wie die Einsalt-pinsel (oumm« äe» imbmtts«.,: wahr, aber kern Kompliment für lene und inese. Noch spöttischer spricyt Lemoinne . on dem Kabinett Floquet. Freycinet wird von ihm al- eine sehr bedenkliche Fr gur im Krieg-Ministerium betrachtet. Doch das wird sich bald zeigen; einstweilen verrät Freycinets erster Schritt, das Rundschreiben an die CorpSkommandcüiten, die Überzeugung, daß es in der französischen Armee mit der Disziplin nicht gut und mit der Unparteilich keit der Krieg-Minister recht schlecht bestellt ist: Frey cinet empfiehlt sich als Zivilist (Prkm/ der größeren Unparteilichkeit; auch kein Kompliment für seine Vor gänger und 'Nachfolger in Uniform. Der „Emulms" bemerkt zu Freycinets Ernenuung: „Unter den Gene rälen, die 187! iu der Provinz die Nativnalarmee führten, versicherten die zwei bedeutendsten, Aurelles und Chanzy, auf» entschiedenste, daß ein T«! der Mißerfolge Freycinet zur Last falle, und Chanzy ge hörte derselben politischen Partei an; dieser wollte von seinem Schreibtische aus die Operationen fast Tag für Tag lenken, und Aurelles wurde hauptsächlich feines Kommaudo» beraubt, weil er Freycinets Be fehlen widersprach. Wer sich darüber ein Urteil bil den will, lese „üs prswiörv armes äs la Uoirs' vom General Aurelles." Au» Briefen Freycinets, dir Aurelles mitteiU, geht allerdings hervor, daß Frey cinet Generäle von Ansehen wie Sekvn:elieutenantS behandelte, denen man jede Bewegung vorzeichnen müsse. Alle gemäßigt-republikanischen und reaktionären Blätter sowie ein Teil der radikalen und doulongistijchen Blätter jetzen diesen Kampf gegen das Kabinett Floquet mit großer Ausdauer fort. Eine besonders leidenschaftliche Haltung hat die sonst w gemäßigte „Liberte" angenommen. „Das neue Kabinett", meint sie, „habe gestern eine doppelte Verwarnung erhalten, welche ihm keine Täuschung über sein nahes Schicksal lassen könne. Die beiden Kammern hätten überein stimmend und unzweideutig kundgegeben, daß sie der Regierung nur wenig Vertrauen entgegenbrächten. Wenn eine Interpellation gestellt werden sollte, würde daS Kabinett sofort darüber stürzen. In vierzehn Tagen werde das Kabinett im Senat und in der Kammer angegriffen werden und nicht als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen." Der „R- publrque fran^aise" zusvlge muß man die gestrige Abstimmung über die Dauer der Osterferien als eine MlßtrauenS- kuüdgebung betrachten. Die Regierung habe sich zwar nicht an dem Kauipf beteiligt, aber ihre Freunde An- drieux Dreyfu» und Grauet hätten, als pe die Dauer der Ferien bis zum !b. Mai verlangten, ihr mittelbar einen Vertrauensbeschluß verschaffen wolle», den die Kammer aber nicht bewilligt habe Im Ministerium des Äußern kündigt Goblet amtlich eine Durchsicht der Verfassung an, um gegen den Willen von 240 Kammer- republikanern, des Senat- und des Präsidenten der Republik, dessen Schicksal durch die Verfassung-durchsicht bedroht sei, der gebieterischen Aufforderung von 132 Ra dikalen und 136 Monarchisten zu gehorchen; die offen- kundige Willfährigkeit gewisser Mitglieder des Kabi netts Boulanger gegenüber hätte ebenfalls der Kammer nicht gestattet, sich anders auSzufprecyen. Mau habe der Regierung kein eigentliches Mißtrauensvotum ge geben, sondern man habe ein Votum der Wachsam! lt und der Unruhe abgegeben, und Frankreich — Hr. Floquet und sein Kabinett mögen nicht daran zwei feln — denke wie das Parlament Die übrigen republikanischen Blatter, welche nicht mit der Regie rung gehen, drücken sich in ähnlicher Welfe auS. Die reaktionären Blätter behandeln Floquet von oben herab. Ter „Solerl" meint, das Kabinett sei un fähig, den geringsten Schritt vorwärts zu thun, ohne sofort gestürzt zu werden, und die „Autoritv" ^Cassagnac) sagt: das Kabinett Floquet wurde gestern in die volle Brust getroffen, aber man habe es noch nicht über Bord werfen wollen, da mau zuerst wissen wollie, eine Beethovenfche Sonate für Pianoforte und Cello (<>p. 5 tF-moU), die unter den Zauberhänden dieser Ausführenden zu vollendeter Gestaltung gelangte. Der heimische Künstler spielte außerdem ein von An mut durchwehtes ^üuglo enuiubiio von Mozart — offenbar eine Gelegenhettskomposition, die Mozart ur sprünglich für Cello und Fagott schrieb und die nun Hr. Grützmacher mit vorzüglichem Geschick für Cello allein mit Pianofortebeglettung bearbeitete — mit großem Ton und in musikalisch gediegenem, fein ab getöntem Vortrag,. Mit ihrer schönen, sieggewohnten Stimme saug Frl. Malten zwei Lieder nrtt Klavier- und Cellobeglettung von Grützmacher, zwei warm herzige, formgeschickle Kompositionen, für die der Autor sich eine treffliche Vermittlerin erwählt hatte. Da» zweite Lied „Gondoliera" (.Geibel) mußte auf dringend stes und sehr gerechtfertigtes Verlangen de» Publi kums wiederholt weiden. Mit Hrn. Hofopernjänger Scheidemantel verhalf unsere Primadonna noch dem LiedercykluS „Getrennte Liebe" von Lassen zu einer prächtigen Wiedergabe, die dieses anmutige Werk voll auf verdient. Hr Scheidemantel sang außerdem drei sehr gefällige Lieder von Elit Meyer-Hclmund, und eine Liederreihe von Alb. Fuch», die in hiesigen Kon zertsälen wohl noch nicht gehört wurde. Dieselben entbehren der selbständigen, symetrisch gegliederten Melodie, oft auch der logischen Verbindung, und bereiten in ihrer nur vereinzell und annähernd ge lungenen Nachahmung de- deklamatorischen Stils Richard Wagner«, Mit ihren keineswegs zahlreichen glücklichen Einfällen und den mannigfachen grellen Fortfchreitungen iu der Modulation dem Hörer keinen ungeteilt«» Genuß. Wenn sich dieselben trotz der wo» e» eigentlich rootr," haße, —' Hft elf Radikalen, welche sich von der radikalen Lmftu lc »gesagt haben, veröffentlich«» i» ho» Blättern folgen de» bezeichnende Schreibt«: ,-Av de» Pnäsib««te» b« radikalen Linken. Wir habe« die Ehre, Ihnen unser« Enlassung als Mitglieder der radikale» Linken auzu kündigen Da die Mehrheit dieser Grupp« sich wei gerte, sich dem Antrag Madier de Moutjau anzu- schließen, der drzioeckte, geg«» die plebiscüorische» Versuche eines Generals ^Boulanger) Einspruch z« erheben, so halten wir un« für gezwungen, un» von dieser Gruppe zu trennen." * Bern, 5. April. Aus dem Kanton Graubün den und dem Kanton Wallis kören die Berichte üb« Lawinenstürze nicht auf.. Von AutjgUo di» Ross» stürzten allein 19 Lawinen, wovon 18 die Straße verschütteten. Am Lharfreitag früh 4 Uhr ging eine bei Rossa zu Thal, welche 30V m lang und 30 m hoch ist. Zwischen Antiglro und Arvlgo wurde vom Thauwasser die Straße weggeriffen. Bei Selma eben falls großer Schaden uad auf d«m Hplüaenderg wur den die drei Weger verschüttet, von welchen zwei deu Tod fanden. In Oberengadin ist seit Mittwoch voriger Woche mit Pujchlaw urä Bergell aller Verkehr unter brochen. Keiae Post, keine Briefe, nicht einmal der Telegraph bringt Berichte an- dem Süden- In» Kanton Wallis wurde be; Jsella die über den Simplon nach Italien fahrende Post von erner Lawine erreicht, in folge dessen der Postillon und zwei Passagiere schwer verletzt wurden. Unterhalb Simplon rst das Dooeria- Thal ein Lawinenfeld. An einigen Stellen ist der dort fließende Fluß gehemmt und bildet «neu tiefen See. Während die Rhone-Ebene zu grünen beginnt, liegt das tiefere Ossola-Thal unter einer 20 am dicken Schneedecke, was seil Menschengedenkeu dort nicht der Fall war. Kopenhagen, 6. April. (W. T. B-) Der König empfing heute den Prinzen Reuß, außerordeni- lichen Abgesandten des Kaisers Friedrich zur Noti- fikatton der Thronbesteigung de- Kaiser» und Königs. ?. 0. Sophia, 5. April. In bulgarischen Re gierungskreisen wird entschieden gestritten, daß in letzter Zeil die Pr^kamnruug der Unabhängigkeit Bul gariens die Regierung beschäftigt habe. Wenn in der bulgarischen Presse ab und zu dieser Punkt berührt werde, geschehe die» >m Eifer der Polemik zwischen regierungsfreundlichen und oppositionellen Blattern, ohne Einflußnahme seitens der Regierung, die sich sehr wohl bewußt sei, daß sie durch derlei Plane das Spiel ihrer Gegner fördern würde. — Die vulgarische Re- gierung hat m Konstantinopel keinerlei Erklärungen wegen der Truppenzusammenziehungen an der ostrumelischen Grenze begehrt, da man weiß, daß über triebene Sorgen wegen angeblichen Ausbruches emer ansteckenden Seuche im Dorfe Köprütü im Distrikte Burgos daS Motiv für diese Truppenzusammenziey- ungeu gebildet hatte; allerdings ein unzutreffendes, da jene Erkrankungen keinen epidemischen Charakter Haden. — W e es heißt, soll die „Trnow-ka Constitucija" wegen eines heftigen Angriffes, den sie in ihrer letzten 'Nummer gegen die Regierungen England», Dsterreich- Ungarn, Italiens und gegen deren diplomatische Ver- trelungen in Sophia gerichtet hatte, gerichtlich versolgt werden. Das Blatt beschuldigt die betreffenden diplo matischen Agenten, baß sie anläßlich der Unter; uchnng, welche nach den Empörungen m Srltstrra und Rust- Ichuk und der durch drese herbergoführttn Verhaftungen Karaweloffs und anderer erfolgen sollte, um die Klagen der Verhafteten über Mißhandlungen zu prüfen, au» Wohldienerei gegen die damaligen Regenten und gegen wärtigen Minister, verhindert hätten, daß die Wahrheit an den Tag komme. (Boss. Ztg.) Es ist kein rosige« Bild, welche» man bei einem kurzen Aufenthalte in Ostruorelten» Hauptstadt Philippopel von der Stimmung in militärischen und bürgerlichen Kreisen gegenüber den jetzt bestehenden Verhältnissen bekommt. Die Ersteren haben zum Fürsten wohl nie eine Zuneigung gehabt und wenn dreier e» glaubte, so gab er sich einfach einer Selbsttäuschung hin oder aber er wurde von seiner Umgebung getauscht. Die ostrumelffchen Offi ziere und Soldaten schwärmen heute noch wre srüher für ihren Soldatensürsten Alexander und rhre An hänglichkeit steigt in dem Grabe, als sie sehen, daß ihr l^lger Prinz nur wenig oder gar keine mjlrtarifchen Eigenschaften besitzt. Anders ist «S mit der Land bevölkerung Diese hat sich bis zum heutigen Tage den p.litlfchen Vorgängen vollkommen fern gehalten und war selbst durch dre hier und da gemacht«! kost spieligen Anstrengungen zu einer aktiven Rolle nicht > ^1! oftmals hohlen Deklamation anstatt eine» maßvollen männlichen Pathos, de« starken Beifalls der An- wesenden erfreuten, so wird der Komponist einen großen Teil derselben dem Interpreten, Hrn. Scheide mantel, überlassen müssen, der im Vollbesitz seiner prächtigen Stimmittel daS Publikum entzückte. Die Mitwlrkenden, sowie die Konzertgebelin wur den von der groben Zuhörerschaft mit reichem wohl- verdientem, bisweilen enthusiastisch««! Beifall auSge- zeichnet, der Pi dieser Stell« auch auf Hrn. Müller- Reuter für feine treffliche Klavierbegleitung au-gedehnt werden foll. Refidenztheater. Auf dieser Bühne wurde am gestrigen Abend zum ersten Male unter Mitwirkung des Hru. Schweighojer das Volksftück von Weiß und Chravacci „Einer vom alten Schlag" bei au»- verkaustem Hause und unter großem Erfolge de» Gaste« aufgeführt. Wir kommen auf diese tüchtige Leistung zurück, welche den Freunden der Lharakterdarstellung durch ein zusammenhängende« Lebensbild eine Ab wechselung und Erfrischung im Verlauf de- bisherigen Gastspiel» darbietet. O. B. Die Klara in EaUforuien. Einen Einblick in die Verhältuisse, welche den Pflanzencharacter einer Gegend bestimmen und im Lauft langer Zeiträume eigenartig umgestaltcn, gewährt un», so schreibt man der „Post", eine Reihe von Untersuchungen, welch« der Botaniker Greene rn California« und den angren zenden Ländern angestellt hat und die I. K. Conte in interessanter Weise zu deuten unternimmt. Die Flo«
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