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Dresdner Journal : 07.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188804072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-07
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1888
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W80. LUlrUod: ....»» ^Mrli«I»r 4 tt«» SO kL Lu»«l»« ^anu»«»r 10 kL L«ioi»«« tritt ko«t- „ä 81«opol»i»»eU»^ iü»»». für ä« K»lu» »M«r gospott«»«» L«1o U«»« 8et»n1t X) ?L v»t«r „Lu»^»»o-tt- 61« Latte dv kl. v« I»d«IIm» a»6 LlS«n»»»tt «ot-pr. ^«LvÜ^. kr»«Nel»«», IK^Uok mit 4»«»»l»m» äor 8oao- mxi »«i«tt«E« »dvmli ?«rv»pr»ol»-^i»«:Ua»»! Kr. I2VS. Somabend, den 7. April, abends. Dtts-MrImrM. Für di« GefcnnUeittmg verantworlltchr Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. 1888. SmmG»» V» aMNAttSo, Ltt-tt«: ZV OommtmäooLr 6« v—cto«« »«»»«»-N«rU»Wt«-x«t»«t,>—l»-tt»rnuttttW« m ».! Saa»««t«o 4 N««U> rN«. L^i». kr»U -L«ix»t, «. X^ XÜ»«L«» L»«t Zt««/ N.rU» rr^Lt« >». ttt 0a«d« «l Oo., >»Um o-rUW: S. ZEM»» «»»»»,»: 0. üc^l««i«e,' >»U* ». »-> F. Loret » Oo. E»e»»»,«d»e» LZmi^. Lrpoäitt« «l« vraxts« vraxl«», 2vi»s«rttnW— X>. f«7»«pr»oi> -Xi»»oirIrW, - Ur. 120t. Nichtamtlicher Teil. Tletegraphische Werchvichten. Pari-, 7. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern fand in Dünkirchen eine WLHlervrrsamm- lang statt, an welcher sich etwa 2VVV Personen beteiligten. Nachdem die Deputierten Lergoin und Laguerre gesprochen hatten, wurde die Kandidatur Boulangers mit allen bis auf 6 Stimmen an genommen. Ribot wird bei der Wiederaufnahme der Kam- merfitzungen den Antrag auf Wiederherstellung des Lrrondissementskrutiuiums einbrivgen. Brüssel, 7. April (Tel. d. Dresdn. Journ.) Lem „Nord" zufolge beruht daS Gerücht von dem eventuellen Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Rußland und Deutschland einstweilen nock auf Projekten, die in St. Petersburg ge macht waren und noch der ernsthafteren Aus arbeitung bedürften. Mau könne die großen Schwierigkeiten nicht verhehlen» die sich aus den wirtschaftlichen und finanziellen Brziehungeu zwi schen Deutschland und Rußland ergeben. So lange nicht der Boden in dieser Beziehung geebnet sei, dürfte kaum Platz für einen Handelsvertrag sein. Der „Nord" bezeichnet die an die Reise deS Bot schafters NelidoffS nach Griechenland geknüpften Unterstellungen al» durchaus irrtümlich. Die Reise sei allein auS Gesundheitsrücksichten unter nommen. Florenz, S. April. (W. T. B.) Der König und die Königin besuchten am Vormittage die Königin von Serbien. Um ^2 Uhr fand im König!. PalaiS ein Frühstück statt, an welchem die Königin von England, der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien, dir Königin von Serbien und der Herzog v. Leuchtenberg teilnahmen. Außerdem waren der Ministerpräsident CriSpi, die Spitzen der Behörden und die Hofwürdrn- träger anwesend. Der König und die Königin, sowie der Ministerpräsident CriSpi, find AbendS nach Rom abgrreist. Vor der Abreise hatte daS italienische Königepaar dem Könige und der Königin von Württemberg einen Besuch abgrstattet. Rom, S. April. (W.T.B.) Nach einer Mel dung der „Agevzia Stefani" bestätigt rS sich, daß die Rückberufuug eines Teilet der afrika nischen Truppen beschlossen sei. Der „Tribuna" zufolge wird nach der Rückkehr deS Ministerpräsi denten CriSpi von Florenz näheres hierüber bestimmt werden. In einer Encyklika an den Episkopat dankt der Papst demselben sowie allen Gläubigen für die großen Beweise von Liebe und Anhänglichkeit anläßlich seines PriesterjubiläumS. An Stelle deS verstorbenen Kardinals Mar- linelli wird Kardinal Schiaffino zum Präfekten brr Jvdexkongrrgation ernannt. Madrid, 6. April. «Tel. d. Agence Hava».) Nach Depeschen von den Philippinen haben die Spanier ausgedehnte Gebiete im Suluarchipel in Besitz genommen, wobei viel« Eingeborene ge tötet und auch mehrere Spanier getötet und ver wundet wurden. Dublin, 7. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Eine Proklamation deS LizekönigS verbietet 8 heute adzuhaltrnde Volksversammlungen in den Graf schaften Clare, Cork, Wexford und Galway, durch welche dargethan werden sollte, daß die National liga daselbst noch nicht unterdrückt sei. Die ver botenen Versammlungen sollen, fullS ihre Abhal- Haltung versucht würde, nötigenfalls durch Militär gesprengt werden. Dresden, 7 April. Zum italienisch-abessinischen Konflikt. Die zwischen dem Negu« von Abessinien und der italienischen Regierung eingeleiteten Friedensverhand lungen haben sich zerschlagen; der Negus weigert sich, aus die von Italien gestellten Bedingungen einzugehen, hat aber andererseits auch nicht den Mut, einen An griff auf die wohlbesestigten italienischen Stellungen zu unternehmen. In wohlerwogenem eigenen Inter esse hat er sich entschlossen, Borsicht als den besseren Teil der Tapferkeit zu wählen, und den Rückzug mit seiner auf 70 000 bis 80 000 Mann geschätzten Armee angetreten. Trotz des Abbruchs der Frredensverhand- lungen neigt man sich in Rom aber doch der Hoff nung zu, daß dieselben gelegentlich von neuem aus genommen werden und es schließlich zu einer gütlichen Vereinbarung zwischen den beiden streitenden Teilen kommen könnte. So viel aber scheint man schon jetzt annehmen zu dürfen, daß, wenn der Feldzug auch scheinbar ergebnislos verlausen, der N gus nicht nieder geworfen ist, doch die Resultate des Untei nehmen- für die Italiener denen eines siegreich mit Nieder werfung des Gegners endenden Krieges sich annähern werden. Dieselben können, so führt die Wiener „Presse" aus, eigentlich erst jetzt sogen, daß sie auf dem afri kanischen Boden festen Fuß gefaßt haben mit der be gründeten Aussicht auf weitere Erfolge, die wenigstens einigen Ersatz für die erklecklichen Opfer bieten wer den, welche ihnen die mit überstürzter Hast unter nommene, nachträglich aber mit zäher Ausdauer durch geführte Occupation des Küstenstreifens von Massauah bereits gekostet haben. DaS Mißlingen des abessinischen Feldzuges sichert aller Voraussicht nach die Italiener vor einem neuen Angriffsversuche von seite des NeguS. Nachdem der selbe infolge der Schwerfälligkeit, mit welcher Bar barenheere auS einer nichtnomadischen Bevölkerung mobil gemacht werden können, den Zeitpunkt verpaßt hatte, seine Gegner anzugreifen, bevor sie regelrecht in befestigten Stellungen installle t waren, hat er über haupt die letzte Gnadenfrist vei säumt, die seinem Reiche noch gegeben war, die unbequemen fremden Gäste an da« Meer zu drängen. Er weiß, daß er fortan die selben in ihren alten, nur noch mehr vervollkommneten und untereinander besser verbundenen Positionen auf suchen müßte und daß ein zweites Mal die Schwierig keiten noch viel größer sein würden, als diejenigen, welche ihn gegenwärtig zum Rückzüge veranlaßt haben. Dieser eine mißglückte Feldzug hat den abessinischen KriegSführern und ihrem Könige gezeigt, daß sie sich bezüglich der Besitzergreifung des Küstenstreifens von Massauah durch die Italiener in eine unabänderliche Thalsache fügen müssen, wenn sie nicht ihre Köpfe an den Verschanzungen der Gegner emiennen und ihre Mannschaften unter dem Ge>chützhagel derselben dezi mieren lassen wollen. Daß der Negus und sein General stab dieser ihrer Einsicht gefolgt sind, trotz der Kampf lust, welche sie selbst und ihre Scharen beseelt hat, darf als ein Beweis von dr,u übermächtigen Ein drucke angesehen werden, welchen die Verteidigungs vorkehrungen der Italiener bei ihnen hervorgerusen haben. Als der Negus Johannes den Befehl zum Rück züge gegeben, mußte er sehr wohl wissen, daß durch diese« Eingeständnis seiner Schwäche sein Prestige in den Augen seines Volkes und bei den allezeit wider spenstigen großen Vasallen gründlich erschüttert, das der Fremden aber gesteigert worden ist. Für die Italiener ist die« vielleicht wertvoller, al« eine ge wonnene Schlacht gewesen wäre. Ihre Taktik muß ja darin bestehen und besteht darin, die Basallenbande, welche die Fürsten der Grenzprovinzen und insbeson dere den Menelik, den Unterkönig von Schoa, an den Negu« fesseln, zu lockern, um allgemach mit ihnen Bunde»- und Protektionsverträge eingehen zu können. Dieser politische Gewinn wird sich erst im Laufe der letzten Monate deutlicher Herausstellen und dann mag vielleicht auch die Zeit kommen, in welcher der Negu» selbst für die italienischen Friedensvorschläge ein ge neigteres Ohr hat als gegenwärtig. Diese Friedens- Vorschläge, welche dem zum Abzüge sich rüstenden König Johannes als Antwort auf sein FriedenSaner- bieten gemacht worden sind, mußten demselben ihrer Natur nach als schwer annehmbar erscheinen. Er be ansprucht bekanntlich Massauah als Zngang zum Meere, von dem bisher sein Land seit Jahrhunderten abge- schnittev war. Selbstverständlich würde dann auch da« Hinterland von Massauah zu Abessinien ge schlagen werden müssen. Ferner beansprucht und bethätigt der Negus seine Herrschaft über die BogoSländer, die fruchtbaren, wasserreichen und Dank ihrer relativen Höhe gesunden Landschaften, welche sich am Nordostrande der eigentlichen abessinischen Hochplateau; von dem italienischen Occupation- Gebiete aus bis weit nach Nordwesten hinziehen. Diese von einem interessanten Hirtenvolke bewohnten, ihre« Heerdenreichtum« wegen von den Nachbarn beneideten Gebiete der Bogo« waren von den Ägyptern, al« sie ihre Herrschaft bi« in den Sudan auSdehnten und von der Türkei den Küsten strich am Rothen Meere abgetreten erhalten hatten, unterworfen worden und e« schaltete und waltete in denselben der bekannte, auS der Schweiz stammende Werner Munzinger al« Statthalter. In einem für die Ägypter unglücklichen Kriege, in dem Werner Munzinger fiel, ging die Oberhoheit aber aus Abes sinien über. Italien beansprucht nun in seinen Frie densvorschlägen neben dem alten eigentlichen Gebiet von Massauah, zu welchem der Distrikt von Keren gehört, auch den übrigen, ehemal« ägyptischen Besitz über Vie BogoSlande gewissermaßen al« Rechtsnach folger des Khedive. Dafür will es Abessinien einen Hafen an der von ihm besetzten Küste öffnen, aber unter eigener Oberhoheit und gegen die Bedingung, daß Abessinien dem italienischen Handel ausschließlich geöffnet sei. Er sind dies Bedingungen, deren Erfüllung mit einem Schlage das italienische Ostasrika zu einem wertvollen Besitze machen würde, deren Zurückweisung von Seite des Negus aber verständlich war, denn solche Bedingungen können nur von einem glücklichen Sieger aufgezwungen werden. Man hat in Rom auch sicherlich nicht die sofortige Annahme derselben erwar- tct, sondern nur mit ihnen den Abessyniern gegenüber und gegenüber dem eigenen Lande ein Programm auf- stellen wollen, welches fortan als Richtschnur der afri kanischen Politik Italiens dienen soll. In diesen FriedenSbedingungen hat man zum ersten Male einen deu ltcheren Umriß des italienischen Aktionsprogramms verzeichnet erhalten. Die italienische Ansprüche sind nicht klein und lassen im Hintergründe einen weit ab sehenden Kolonisation-plan erblicken, der. wenn er vollständig glücken würde, nicht nur einen wertvollen unmittelbaren Besitz ergeben, sondern dem italienischen Unternehmungsgeiste auch eines der wertvollsten Hinter länder des afrikanischen Kontinents eröffnen würde. Auch von dem römischen Korrespondenten der „Voss. Ztg." wird betont, daß die italienische Regie- rung ihre Ansangsforderungen sehr hoch gespannt habe, um nachträglich etwas ablassen und so den andern Teil befriedigen zu können. Es wäre die« dieselbe Taktik, welche in den Verhandlungen mit Frankreich Lagrsgrschichtr. Dresden, 7. April. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für da« Königreich Sachsen ist da« 6. Stück de« Jahre« 1888 in der Au«gabe be- griffen Dasselbe enthält: Nr. 1b) Landtagsabschied für die Ständeversammlung der Jahre 1887 und 1888 (abgedruckt in Nr. 73 he» „DreSdn. Journ."); Nr. 16) Verordnung vom 28 März d. I, die In kraftsetzung von 8 3 des Gesetze« vom 22. März d.J. über die Regelung der Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäf tigten Personen auf Grund de« Reich«gesetzet vom 5. Mai 1886 betreffend (abgedruckt in Nr. 76 de« „Dre«dn. Journ.'^; Nr. 17) Bekanntmachung vom 27. März d. I., die Übertragung de- Baue» einer normalspurigen Sekundäreisenbahn von Freiberg nach Haltbrücke an die Generaldirektton der Staat-eisen- bahnen betreffend (abaedruckt in Nr. 76 d«L „Dre-dn. Journ."); Nr. 18) Bekanntmachung vom 27. März d. I., die Ernennung von Kommissaren für den Bau mehrerer Sekundärelienbahnen betreffend (abgedruckt in Nr. 76 de- „Dresdn. Journ"). — Vom Reichs-Gesetzblatte ist da- 17. Stück des Jahre» 1888 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1791) Gesetz vom 1. April d. I., die Zurückbeförderung der Hinterbliebenen im Ausland« angestellter Reichsbeamteu und Personen de» Soldatenstaude» betreffen. * Berlin, 6. April. S«. Majestät der Kaiser, welcher gestern mit dem Reichskanzler Fürsten v. Bi»- marck eine Konferenz von zweistündiger Dauer gehabt batte, befand sich heute nach einer gut verbrachten Nacht zufriedenstellend. Im Laufe de» Tages nahm der Monarch den Borlrag de» Oberpräsidenten vr. Achenbach entgegen, sprach den geh. Hoftat Borck und arbeitete mit dem wirkt, geh KabrnettSrat v. Wil- mowSky. Die Übersiedelung der Majestäten nach Schloß Friedrichs krön wäre, bei einigermaßen gün- betreffend den Handelsvertrag, allerdings ohne den gewünschten Erfolg, augewendet worden ist. Derselbe Korrespondent versichert, daß die Anwesenheit eine« englischen Kriegsschiffe» im Hafen von Massauah und de« Sir Gerald Portal in Rom nicht ohne Zusammen hang mit den Frieden-verhandlungen sei. Die eng lische Regierung stehe auch gegenwärtig iu direktem Verkehr mit dem Negu» und bemühe sich, ihn zum Vergleiche mit Italien zu bewegen, welche» durchaus nicht abgeneigt sei, ihm durch Herabstimmen seiner AnfaugSforderungen da» Rachgeben zu erleichtern. Und in der Wiener „Pol. Lorr." heißt e«: An gesichts der flohen Drohungen, zu denen der Negu« ich früher Italien gegenüber verstiegen, ist e« eine chwere Demütigung für ihn, daß er nun, ohne die Ausführung seiner Drohungen auch nur versucht zu haben, gezwungen ist, sich zurückzuziehen. Alles, wa« er jetzt anstrebt, ist, möglichst günstige Bedingungen seitens Italien« zu erlangen. Die italienische Re gierung wird nun diesen Stand der Dinge gewiß nicht rücksichtslos und übermütig auSzubeuten suchen, sie wird sich aber auch nicht allzu nachgiebig und weich- mütig erweisen dürfen. Von Seite Italiens wird man dem Negu« gewiß — soweit diese- mit der Würde und den Interessen Italiens vereinbar ist — entgeaen- kommen und ihm möglichst milde Bedingungen stellen, jedenfalls wird e- aber auf gewissen Zugeständnissen seitens de- Negus bestehen müssen. DaS bei Dogali vergossene Blut, die von Italien bisher gebrachten Opfer fordern eine Genugthuung; nur wenn der Negu« sich dazu entschließt, das von ihm begangene Unrecht einzusehen und, so weit e- in seiner Macht steht, aut- zumachen, wird der Abschluß deS Frieden- möglich fein. Feuilleton. Barbara. Novell« von Robrrt,Waldmülltr (Ed. Dubo<). (Kortsetzun,). Tage und Wochen finsteren Grübeln- folgten. Er hatte nicht die Borsicht gebraucht, sich einen falschen Namen beizulegen Kaum war aber ha« Rauschen der Wellen des Mittelmeeres hinter dem Reisenden verstummt, als der Name Hugh O'Neale auch schon einen Klang annahm, bei welchem einige der Mit reisenden aufhorchten. Briten, Schotten, Irländer bildeten wie immer die große Mehrzahl der von Alexandrien nach Suez und von Suez nach dem bri tischen Indien auf der Reise begriffenen Gesellschaft. Auf Hugh O'Neale hatten die Irländer einst mit Hoffnungen geblickt, wie unlängst auf Gordon die Briten. Nicht- al« der von alterSher berühmte Name war daran Schuld gewesen. Dann hatte den von der politischen Bühne Verschwundenen die erfindung«reiche Fama mit ihren bunten Fäden umsponnen. Nach den Einen war er nach der neuen Welt übergesiedelt und leitete von dort au« die Schritte der maßvolleren unter den Feniern. Andere hatten ihn mit den In transigenten de« Seinebabel« verkehren sehen. Noch andere wußten, daß er längst von der Sache «re«n Knur, abgesallen war und daß er diesen Abfall mit seinem Leben hatte bezahlen müssen. Nun flüsterte man von einer Station zur andern sich die Kunde za: Hugh O'Neale sitzt dort in dem Separatcoupee. Er mag gealteit sein, aber Hugh O'Neale ist «. Ge- rade so hatte ihn ja der „6r»s.dic" abgebildet, so sah er in dem Holzschnitt der „Jllustrated London News" au« WaS mag er in Indien wollen? Gutes sicher nicht. Seht nur, wie er sich absondert! Auf der Fahrt im Indischen Ozean hatte selbst die Schiffsmannschaft in müssigen Stunden nichts an deres zu thun, als jeden seiner langen Schritte auf dem Deck de« schwankenden Schiffer zu bewachen. Er redet mit niemand, hieß es; man mag auf seine Koffer acht geben; wer weiß, welche Sprengstoffe er nach Kalkutta hinüberschmuggeln will Aber e« waren auch Irländer verschiedener Partei- schattierungen an Bord; die einen suchten, ihn aus- zuforschcn, und als sie ihn unzugänglich fanden, straf ten sie ihn, indem sie vorgaben, ihn mit einem ge wissen feurigen Patrioten namen« O'Neale verwechselt zu haben, von dem die Sage gehe, er opfere Jahr au» Jahr ein ungeheure Summen für die heiligen Zwecke der irischen Agitation; die anderen waren Feinde diese» agitatviischen Treiben« und gaben zu verstehen, nur persönlicher Ehrgeiz sei die Triebfeder all' jener Habenichtse von Aufwieglern, und bei der unheilbaren Voreingenommenheit der großen, sinn losen Masse für jeden, der ihr nach dem Mund spreche, sei e« nur zu natürlich, daß der vernünftige einzelne sich völlig von der Politik zurückziehe. Diese wie jene bekamen von Hugh O'Neale Ant worten, aus denen sich nicht« machen ließ und so blieb er allen der Sonderling, an dessen Spleen man keine Worte verschwenden dürfe, nicht wenigen der Sonderling mit verdächtiger Miene. Unter dem Doppeldruckc dieser für jeden davon Betroffenen unleidlich peinlichen Überwachung und des nicht minder quälenden Gedankens an die seiner wartende Abrechnung mit Bob Watson erreichte Hugh O'Neale do« dem Sumpfe abgewonnene Kalkutta und begab sich zu dem Hause seines Bevollmächtigten, ohne sich durch die Kunde, es stehe in der Liste der cholera- infizierten Häuser, zu einem Aufschub de« ihm ob liegenden Geschäfts bestimmen zu lassen. Aber derjenige, dessen Meldung ihn nach Judien gerufen hatte, war nicht mehr am Leben. Die Seuche hatte ihn vor wenigen Tagen hinweggerafft. Eine umfangreiche Korrespondenz, welche der Ver storbene für Hugh O'Neale hatte unter Siegel legen lassen, war alle-, wa« dem letzteren zur Verfügung gestellt wurde. Sie gründlich durchzustudieren, erforderte ganze Wochen, machte darauf auch noch Erkundigungen viel verzweigter Art nötig, da der Bevollmächtigte, wie aus seinen Papieren hervorging, kurz vor seinem Tode ermittelt haben wollte, da- Alter deS Bank halter- LivinaStone stimme durchaus nicht mtt dem deS Mr. Watson, vermutlich sei man also auf ganz falscher Fährte Wieder befand sich Hugh O'Neale der Frage gegen über: wa» ist zu thun? Old Dan hatte mit Recht gesagt: wir sind doch keine Narren wie die Franz männer I — Aber da« Gelübde, da» Gelübde I — Und freudlo» wie seit so langen Jahren da» Leben den von allem Menschenverkehr Losgelösten angestarrt hatte, rief eine Stimme in ihm: Thue Deine Pflicht! Borwärt» l In Bombay, wo Hugh O'Neale mit Hilfe der von dem Verstorbenen in» Interesse gezogenen Vertrauev«- personen seine Nachforschungen fortsetzte, ergab sich in der That, daß alle« bisher iu dieser Sache Unter nommene eine völlig zwecklose Zeitvergeudung gewesen war, denn eS wurde ganz unabhängig von jenen Nach forschungen eine diesmal unzweifelhafte Spur des wirk« lichen Lieutenant oder Kapitän Watson gefunden, eine Spur, die nun nach der Großmogul-Residenz Delhi Hinüberführle, wohin sich Hugh O'Neale denn auch sofort begab. Er hatte aufgeatmet, als eS nicht mehr da- Spiel- Hau- war, an da» er seine Gedanken gekettet fühlte. Auf der Voraussetzung der Eatirfaktioutfähigkeit de- Verführer- der Schwester Hugh O'Neale- beruhte ja die einzige Möglichkeit, ihn zur Verantwortung zu ziehen. Mit Ungeduld that er, kaum daß er Delhi er reicht hatte, die zur Klärung dieser Frage nötigen Schritte, und der Erfolg übertraf alle seine Erwart ungen: Bob Watson, wie der einstmalige Lieutenant oder Kapitän Watson in Delhi genannt wurde, be fand sich in geordneten Verhältnissen, genoß allseitige Achtung, stand an der Spitze eine» ansehnlichen Ge schäft». So die Auskünfte. Hugh O'Neale brauchte sich nicht groß anzu- strengen, um sich den Lebenslauf dieses Biedermannes auSzumalen. Die militärische Karriere, sagte er sich, bringt aller Orten nur ganz wenige in die Reihen der sogenannten oberen Zehntausend Der schmucke Lieutenant hat, wie er seine Gattin im Stiche ließ, sich so auch von dem Wehrstande los gemacht, um zu den Götzen deS RährstandeS zu schwören, wer weiß, al» welche» Millionär» und Kuli-Händler» verhätschel ter Eidaml
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