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Dresdner Journal : 28.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188802281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-28
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 28.02.1888
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werten: Di« verlr^chließenden Teile gestehe» sich gegenseitig m Handel»-, Schiffahrt«., Konsular- und »ewerbejachrn die «echte der weis«begünstigten Nation, jedoch mü dem Vorbehalte zu, daß Begünstigungen, welche eister derselben unmittelbar aa- grenzenoen Staaten zur Erleichterung de» «renzvertehr» ge- währt hat oder in Zukunft gewährt von dem anderen Teile nicht in Anspruch genommen werde» können, s» lang« diese Be günstigungen allen anderen nicht angren«nden Etaaten vorent- halten werden. Aus einen solchen Vorbehalt wurde von dem Vertreter d>» Freistaates Wert gelegt, da Ecuador den Pro- dukten der Nachbarstaaten Peru und Kolumbien besonhere Vor teile gestattet. Von Bedeutung ist dieser letztere Verkehr für deutsche Interessen insofern nicht, al» e» sich dabei hauptsächlich um Bodeuerzeugnissr handelt, welche Deutschland nach Ecuador »ich, absetzt Äynttch« EinschrLulnnge» de« Nsechbegünsttgung«. rechts enthalten übrigen» zahlreiche andere in letzter Zeit zwischen dem Reich und überseeischen Staaten abgeschlossene Verträge. Sodann Hai aus den besonderen Wunsch der ecuadorianischen Regierung eine Bestimmung über die «»»Weisung von Jndi- viduen, welche aus «rund ihre» Vorleben» oder ihre» Ver halten« sür schädlich, anznsehen sind, Ausnahme in den Vertrag gesunden Der Vertreter de» Freistaale» machte von der Aus nahme dieser Bestimmung, die übrigen« in Verträge« zwischen europäischen und amerikanischen Staaten nicht vereinzelt dasteht, seine Zustimmung zu. dem Vertragt atchauglg. Au dieser Hal tung sah sich derselbe durch einen vor einigen Jahren vor- gekommenen Zwischensall veranlaßt, hei. hem m der^edachten Beziehung zwischen seiner und einer fremden Regie,ung Meinungsverschiedenheiten zu Tage getreten waren. Dle»seits ist der.Ppstimmung nicht die Bedeutung deigemessen worden, um durch Ablehnung derselben d<»» Zustandekommen de» Ber- trage» kn.Frage zu stellen. In der Angelegenheit der Mißstände an der Berliner Pi oduktenbörse hat, dem „Reichsanzeiger" zufolge, der Äiojster für Handel und Gewerbe an die Ältesten der Berliner Kausmannschuft mit Bezug auf die an der hiesigen Getreidebörse bestehenden Zustände unter dem 24. d MtS. nachstehenden Erlaß gerichtet: Ministerium für Handel und G-wnd- Berlin, den 24 Februar 1888. Die Herren Ältesten find in dem über die hiesige Getreide börse erstatteten Bericht vom 19. Dezember vor. I. von der Ausjassung ousgegangen, daß bei Feststellung der allgemeinen Lieferung-bestimmungell nur die Interessen derjenigen Beteiligten maßgebend sind, welche an der Börse al« Käufer oder Verkäufer von Getreide Geschäfte machen. Ich vermag den staatlichen Zwecken, welche durch Einrichtung der Börse angestrebt werden, so enge Grenzen nicht zu ziehen. Für den Staat sind die Ge schäfte an der Börse nicht lediglich Selbstzweck Da- Interesse der Gesamtheit unserer Mitbürger ist an der Gestaltung de» börsenmäßigen GetreidehandelS an sich nicht in dem gleichen Maße beteiligt, wie an der Rückwirkung de» letzteren aus die Produktion und Konsumtion von Getreide, an deren ersterer die Mehrzahl der Bevölkerung mitwirkt, wie an der anderen die Gesamtheit. Die Getreidebörse hat daher die Bestimmung, den Absatz und die lohnende Verwertung der Erzeugnisse der heimi- schen Landwirtschaft zu sördern und dem aus Lieferung guter und gesunder Ware gerichteten Bedürfnis de» Konsums entgegen- zukommen. Aus diesem Gesichtspunkt unterliegt zunächst die bisher üblich gewesene Wahl der Sachverständigen, welchen nach den Lchlußscheinbeftimmungen bei Streitigketten, unter Ausschluß des Rechtswege-, die endgiltige Entscheidung über die Lieserungs- fähigkeit de» Getreides zusteht, erheblichen Bedenken. An den Preisbewegungen der hiesigen Getreidebörse und der ordnungs mäßigen Anwendung der Schlußscheinbestimmungen haben bei der ausschlaggebenden Bedeutung der hiesigen Börse sür den vaterländischen Getreidehandel nicht bloß die Berliner Käufer und Verkäufer von Getreide, sondern die Gejamtheit der Konsumenten, die Mühlenindustrie und die deutsche Landwirt schaft das wesentlichste Interesse. Diesem Interesse trägt die jetzige Zusammensetzung der Sachverständigenkommission nicht Rechnung, da unter Ausschluß aller anderen Interessentenkreise lediglich die am Getreidehandel beteiligten Mitglieder der Korporation der Kaufmannschaft sich im Besitz des Wahlrechts und der Wählbarkeit für diese Kom mission befinden. Ich erachte es deshalb für geboten, daß entweder unter Ausschluß aller mit Dem Getreidegeschäft befaßten Kreise zu Mitgliedern der Sachverständigenkommission ausschließlich Per sonen gewählt werden, welche völlig ohne Interesse zur Sache sind, oder daß neben den Getreidehändlern auch den andere» beteiligten Erwerbszweigen eine angemessene Mitwirkung bei der Auswahl der Sachverständigen eingeräumt wird. Im ersteren Fall würden die Sachverständigen von den Aclteslen aus der Zahl der im Getreidegeschaft bewanderten, aber bei diesem Geschäft in keiner Weise beteiligten Personen vorzuschlagen und von der kompetenten Staatsbehörde aus Zeit zu ernennen sein. Falls dagegen die Sachverständigen aus dem Kreise der Interessenten entnommen werden sollen, so erscheint die Hinzu ziehung von Vertretern der Landwirtschaft, der Mühlenindustrie und der an der Verteilung zur Konsumtion beteiligten Gewerbe ebenfalls geboten- Zu diesem Zweck wird die Mitgliederzahl für die einzelnen Kommissionen allgemein aus fünf Sachver ständige zu erhöhen und Fürsorge zu treffen sein, daß bei >eder Kommission zwei Mitglieder der Landwirtschaft, zwei Mitglieder dem Handelsstande und das fünfte Mitglied den distributiven Gewerben, einschließlich der Mühlenindustrie, entnommen wer den können. Die Bedenken, welche von den Herren Ältesten gegen die in letztgedachter Art gestaltete Wahl her Sachverstän digen vorgebracht sind, erscheinen nicht zutreffend. Auch außer halb der Kändlerkreise giebt eS hier zahlreiche Personen, die die Qualität des Getreides zu beurteilen vermögen und die zur Übernahme bereit und geeignet sein werden. Was die Qualität des al» lieferung-fähig zuzulaffenden Getreides anlangt, so trete ich zunächst den Herre» Nettesten darin bei, daß ein völliger Ausschluß de» Rauhweizens von dem Handel an der Börse nicht gerechtfertigt ist Die gegen die Gleichstellung des Rauhweizens mit anderem Weizen erhobenen Bedenken würdeu jedoch auch ohne Aus ¬ schließung de» Rauhweizen« datntch ihre Erledigung finden, daß zwei Arten von Schlußscheinen zur Einführung gelangen, welche entweder für Rauhweizen, oder für dte übrigen Wrizenartrn ausschließlich bestimmt sind. Ebenso halte ich mit den Herren Ältesten die Aufnahme einer Bestimmung sür notwendig, nach welcher für liefernngs unfähig erklärtes Getreide vor einer weitere» Bearbeitung nicht wieder zur Kündigung verwandt werden darf Hiernach ersuche jch die Herren Ältesten über die «lnderung der Lch viü abenumnunge« in den vorerwähnte« Punkten, sowie lU>er die «iverweile Organisalioa der Sachverständigen kommission innerhalb des vorstehend gegebenen Rahmen- ohne Verzug Beschluß zu fassen und über das Ergebnis zu berichten In bettest der Anforderungen, welche an die Qualität de al» lieferung-fähig zuzulastenden Getreides zu stellen sind, habe ich die Vernehmung von Sachverständigen au- den beteiligten Berufszweigen beschlossen. Die Herren Äeltesten ersuche ich, mir behufs Mitwirkung bei dieser Enquete drei Personen zu »«zeichnen, welche aus- reichende Erfahrungen auf dem Gebiet des Getreidehandel- am hiesigen Ort besitzen. Der Minister für Handel und Gewerbe von BiSmarck. An dir Herren Äeltesten der Kaufmannschaft hier. Dem preußischen Abgeordnetenhaus sind zwei Anträge ans den Kreisen des Zentrums zugegangen. Der Prinz v. Arenberg beantragt, unterstützt vom Zentrum, folgenden „Gesetzentwurf, betreffend die kirchenpolitischen Gesetze": Einziger Artikel. Haben Niederlastungen von Orden oder orden-ähnliche» Kongregationen, welche aus Grund de-Gesetze«, betreffend die geistlichen Orden und orden-ähnlichen Kongre gationen der katholischen Kirche vom 8t. Mai 187» aufgelöst sind, zur Zeit ihrer Auflösung Korporation-rechte besessen, so erhalten für diejenigen dieser Niederlassungen, welche auf Grund der Gesetze über Abänderung der kircheupolitischen Gesetze vom 14. Juni 1880, vom St. Mai 1««6 und vom 29. April 18Y7 wieder zugelassen sind oder zugelassen werden, diese Korporation-rechte wieder Rechtsgrltung — Diese Rechtsgeltung tritt, soweit sie nicht nach bestehendem Recht schon früher eingetreten ist, sür die bereit- vor der Rechtskraft dies«- Besetzes zugelassenen Niederlassungen mit Eintritt dieser Rechts kraft, sür die Niederlassungen, weiche später zugelassen werden, mit deren Zulassung in Kraft. Ein zweiter vom Abg. Windt Horst eingebrachter Antrag hat folgenden Wortlaut: „Da» Hau- der Abgeordneten wolle beschließen: Die König!. StaatSregierung anfzufordern, dem Landtage baldigst den Ent warf eine» Gesetzes vorzulegen, durch welches den Kirchen und ihren Organen in betreff de- religiösen Unterrichts in den Volksschulen diejenigen Befugnisse in vollem Umfange gewährt werden, welche die Berfassung-urkunde im Art 24 den selben durch den Satz: „Den religiösen Unterricht in der Volksschule leiten die betreffenden Religionsgesellschasten" zugesichert hat und dabei, dem ursprünglichen Sinne dieser Zu sicherung entsprechend, insbesondere auf Feststellung folgender Rechte Bedacht zu nehmen: 1) In das Amt de- BolksschullehrerS dürfen nur Pisonen berufen werden, gegen welche die kirchliche Behörde in kirchlich-religiöser Hinsicht keine Einwendung ge macht hat. Werden später solche Einwendungen erhoben, so darf der Lehrer zur Erteilung des Religionsunterrichts nicht weiter zugelasten werden. 2) Diejenigen Organe zu bestimmen, welche in den einzelnen Volksschulen den Religionsunterricht zu leiten berechtigt sind, steht ausschließlich den kirchlichen Obern zu. ») Tas zur Leitung des Religionsunterrichts berufene kirch liche Organ ist befugt, nach eigenem Ermessen den schul- planmäßigen Religionsunterricht selbst zu erteilen oder dem Religionsunterrichte des Lehrer- beizuwohnen, in diesen einzugreisen und sür dessen Erteilung den Lehrer mit Messungen zu versehen, welche von letzterem za be folgen sind. 4) Die kirchlichen Behörden bestimmen die für den Religions unterricht und die religiöse Übung in den Schalen dienen den Lehr- und Unterrichtsbücher, den Umfang and Inhalt de- schulplanmäßigen religiösen Unterrichtsstoffe- und dessen Verteilung auf die einzelnen Klaffen." DaS preußische Abgeordnetenhaus erledigte heute in erster Lesung die beiden Gesetzentwürfe, be treffend die Kosten Königl. Polizeiverwaltungen und Stadtgemeinden und betreffend die Übertragung poli zeilicher Befugnisse in den Kreisen Teltow und Nieder barnim, sowie im Stadtkreise Charlottenburg an den Polizeipräsidenten zu Berlin und verwies dieselben an eine Kommission von 21 Mitgliedern zur Vor beratung. München, den 27. Februar Dem Wiener „Frdbl." wird von hier geschrieben: Nach einigen Blättern soll Papst Leo XIII. eine „Breve", beginnend mit dem Worte: ,Miramar", an die Bischöfe Baierns er lassen haben, weit dieselben auf die bekannte päpstliche En> cyflika noch nicht geantwortet hätten. Wir sind gut unter richtet, wenn wir miiteilen, daß ein solches Miramar" seitens des Papstes nicht erfolgt ist. Wien, 27. Februar. Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit Erzherzog Otto ist gestern aus Brünn hier emgetroffen. — Ebenso wie die Arbeiterschaft Wrens hat nunmehr auch jene Brünns gegen denLiechten- steinschen Schulreformantrag Stellung genommen. Eine von gegen 2000 Personen, darunter vielen Tsche chen, besuchte Arbeiftcverjammlung erhob gegen den Antrag Einspruch. IES gaoiunt jetzt den Anschein, daß der Antrag Liechtenstein nicht, wie manche ur sprünglich dachten, von vornherein werde verworfen werden. Viele unter den polnischen Liberalen, welche anfänglich sich abweisend verhielten, sollen wenigsten» die erste LesuBg zuzulaAn geneigt fein — Dieser Tage feierte der Mhrer deßPNnslawiSmu» in Ungarn, Erz bischof Stroßmeyer in Djakovar, sein ->0 jähriges Prie- sterjubiläum, waS natürlich zu vklsächen Kundgebungen in der slawischen Welt Anlaß gab Der Prager Stadtrat fühlte sich auch bemüssigt, den Jubelgreis zu beglückwün- scheu, wa» aber in Ungarn gewaltig verstimmte. Die ma gyarische Presse zetert wieder gewaltig gegen den tsche chischen Übermut und sagt es dürr heraus, daß die Dinge nicht länger so sortgehen können. — Es ver lautet, daß man im Vatikan sich mit dem Plane trägt, alle in Osterreich-Ungarn lebenden Ruthenen zu einer Diözese zu vereinigen, d. h. die von Slawen bewohnten Gebiete Nordungarns dem Lemberger orientalischen Erzbischof zu unterstellen und letzterem die Patriarchen würde zu verleihen. Man darf es als sehr fraglich bezeichnen, ob die ungarische Regierung der Durch führung Kieses Planes, welcher das nationale Gefühl der Ruthenen wesentlich verstärken würde, zulassen wird. — DaS Tagesgespräch bildet ein Anfall auf den Abg. Perversdorser. Vorgestern abend erschienen zwei Unbekannte in seiner Wohnung und gaben vor, ihn sprechen zu wollen. Als Hr. Pernersdorfer er schien, hieben die beiden mit Stöcken auf ihn ein, doch gelang eS dem Abgeordneten mit Hilfe seiner Gattin, sich der beiden Angreifer zu erwehren, welche hierauf die Flucht ergriffen. Seither ist Hrn. Pernersdorfer von der Polizei nahegelegt worden, niemals ohne Waffen auszugehen, da Anzeichen dafür vorliegen, daß weitere Überfälle gegen ihn im Zuge sind. Paris, 26. Februar. Die Kammer fuhr gestern in der Beratung des Haushalts des Innern fort und genehmigte die Ausgaben für die städtischen und Eisenbahn-Polizeikommissare, das Gefängnis- und das Armenwesen Der Berichterstatter für die Ausgaben der GesängniSver- waltung, Millerand, befürwortete die Abschaffung des übrigeoS zum größten Teile unausgeführt gebliebenen Gesetze- von 187ü, wonach alle Slrafgefängniffr für dir Einzelhaft umgewandelt werden sollten. Soweit das Gesetz in Vollzug gekommen ist, hat es nach Millerand nicht die erhoffte Besserung, sondern nur eine starke Vermehrung der Fälle von Wahnsinn bewirkt. Ebenso hat das durch Waldeck-Rousseau, den Minister des Innern Gambettas, eingesührte Bcrschickungssyftem die Rücksällig- lrit des Verbrechens nicht vermindert, wie man erwartete, son dern vermehrt: die Verbrecher machen sich rückfällig, um ver schickt zu werden. Der Berichterstatter empfiehlt Absonderung der wirtlichen Verbrecher von solchen, die nur einmal wegen eines leicht«» Vergehens bestraft worden sind; ferner verlangte er, daß man die Sträflinge, von denen ein großer Teil nicht lesen und schreiben könne, unterrichte, und sprach sich für die Beschäftigung der Gefangenen sür StaatSrechnung aut, was dem Staate nahezu dreimal soviel einbringe als die Verpachtung der SträflingSarbeit. Auch die Privatbesserungsanstalten hält Millerand im allgemeinen für verfehlt, wobei er auf die be kannten Vorgänge von Porquerolles hinwieS. Endlich forderte der Berichterstatter den Minister auf, den8Generalinspektoren eine selbständigere Stellung gegenüber dem Generaldtreltor der Gr fängnisverwaltung eiuzuräumen, namentlich ihr Gutachten beim Abschluß von Lieferung-Verträgen, bei Beamienernennungen und bei Äusstrllung des Budget- der einzelnen Gefängnisse einzu holen, und ihnen ihre Aussicht-reiscn nicht mehr in bestimmter Reihenfolge vorzuschreiben, durch welch« jeder Gesängnisdirektor Tag und Stund« de- Besuch- vorherwisse und die Aussicht in eine bloße Parade verwandelt werde, sondern jedem General- inspektor einen LandeSteil zu überweisen und e« ihm zu über lassen, eine Anstatt außer der Reihe »nd nötigenfalls mehrmals jm Jahre zu besichtigen. Der „Sidcle" nennt eS Unklugheit und Verblen dung, daß man Floquet durchaus vom Präsidenten- seffei der Kammer herabziehen wolle, um ihn daS Schicksal Gambettas und Brissons erleiden zu lassen, welche bekanntlich auch Kammervorsitzende waren , be vor man sie zum Premierminister machte. „Ein Ministerium Floquet", meint der „Siöcle", „wäre die letzte Patrone, welche der sozialistische Radikalismus in seinem seit 8 Jahren gegen die Regierungsrepublikaner geführten Kampfe zu verschießen hat. Bon der äußersten Linken erfunden, welcher es den Zutritt zur Regierung erleichtern soll, wird daS Ministerium Floquet entweder ein radikales Ministerium sein oder es wird überhaupt nicht sein. Ist eS aber ein radikales Ministerium, so ist es auch verurteilt, vre Maitagung nicht zu überleben, denn eine opportunistische Mehrheit besteht zwar nicht mehr in der Kammer, aber eine radikale Mehrheit wäre doch noch weit schwerer in derselben zu entdecken und zusammen zuhalten. Man behauptet, da» Ministerium Floquet werde weder radikal noch opportunistisch, sondern „konzentrazioniftijch" sein. Dieser neue Barbarismus erläutert nichts und gewähr leistet nichts. Die Einigkeit der Republikaner in der Kammer ist nur dadurch möglich, daß die verfrühten Reformen, au- welchcn das radikale Programm wesentlich besteht, geopfert und das begrenzte Programm Siegfried DelmaS angenommen wird. Die jüngste Rede Floquets im Hotel Grand Orient hat be wiesen, daß der ehrenwerte Kammervorsitzende diese Wahrheit empfindet und sicher wird er kein Hindernis der Zusammen ziehung bild««. Allein die äußerste Linke versteht die Zusammen- selben und trank; dann, als sie das GlaS wieder ui«der- setzte, lachte sie leise und melodisch vor sich hin. „Nein, ei» ist doch eigentlich eine tolle Zumutung von meinem Manne, mich an seiner Stelle zu diesem Rendezvous zu beordern. Eine recht nette Mission! Ich komme mir vor, als solle ich ein scheu gewordener Pferd einfangen und bändigen. Die Sache ist mir eigentlich sehr zuwider, und den noch dauert mich die junge Frau, die auf Irrwege geraten ist, weil eS ihr von jeher an einer vernünf tigen Leitung gefehlt hat. Was Hermann mir von ihr erzählte, hat mich lebhaft interessiert, und ich glaube wie er, daß sie noch zu retten ist. — Nun bin ich sehr begierig auf die Bekanntschaft. — Übri gens muß sie jetzt bald kommen, eS wird Zeit. — Wir klopft ordentlich da» Herz, aber nun heißt eS: Mut gefaßt, Kamerad! Dein Eheherr erwartet Große» von Dir," schloß sie mit komischem Pathos und ließ sich in den nächststehenden Sessel gleiten. Jm Augen blick darauf schien sie bereit» sanft zu schlummern und regte sich nicht, al» sich die Thür öffnet« und Elfriede, gefolgt von dem Oberkellner, über die Schwelle trat. Erschrocken prallte sie zurück, und ein fragender Mick traf ihren Begleiter. „Gnädige Frau werden gütigst entschuldigen," lispelte dieser unterwürfig. ,,E» ist die» zwar da» Zimmer, welche» für Fran Professor Pahlen reser viert wurde, allein wir erwarteten gnädige Frau mit einem späteren Zuge, und da augenblicklich kein anderes Zimmer disponible-war and diese Dame nur einige. Stunden hin? bleibt, so . . . ." „Schon gut! eS hat nicht» zu sagewt" schuitt El-, friede ihm das Wort ab. Sie hatte sich von ihrer ersten Bestürzung erholt und schien jetzt eher erfreut als erzürnt oder ärgerlich über die unverhoffte Ein- quartierur.g. War sie doch wenigstens nicht allein — allein mn ihren quälenden Gedanken! (Forttetzang sotat.i Altertumskunde. Über die Ergebnisse der Aus- grabungen zu Pergamon in den Jahren 1883 bi» 1886 enthält da» »Jahrbuch der Königl. preu ßischen Kunstsammlungen' (Berlin, G Ärotesche Ver lagsbuchhandlung, 9. Band, 1. und 2. Heft der „Stu dien und Forschungen") einen vorläufigen Bericht, welchen die Herren E. Humann, R. Bohn und M. Fränkel erstattet haben. Die „W. Ztg." entnimmt demselben folgendes: „Ausgangspunkt und Hauptgegen stand der Ausgrabungen war der berühmte große Al tar mit seinen Bildwerken gewesen, die jetzt den kost barsten Schatz unserer Aniikensammlung bilden. Die Ausgrabungen hatten geschlossen mit dem Fund« von Stücken der Gigantomachie-Relief» am Westabhange des Burgberges, unter dem Altarplateau, ohne daß eine Grenze erreicht worden wäre, welche den Fort gang solcher Fund« unwahrscheinlich gemacht hätte. Nelwn den Altar war als zweite» großes Unter« suchungSobjekt da» Athena Heiligtum getreten; sein Plateau war allerdings vollständig abgeräumt, aber mau mußte sich sagen, daß hinabgesallene Stücke not- wendigerweise an den Abhänge» nach Westen und Süden, dir noch unabgeräumt waren, verschüttet liegen und auch in dem noch, nicht abgetragenen späteren Mauerwerk am Rand, de» Plateau» stecken mußten. Die Fortsetzung der Arbeit«» versprach eine Vervoll ¬ ständigung des gewonnenen Materials, aber zu gleich auch eine Vermehrung der Kenntnis von dem Ganzen der alten hellenischen Königsstadt oder wenigstens doch der Burgkrone, wo vornehme Gebäude, wie namentlich die Königl. Wohnungen zu vermuten waren. Die bezüglichen Anträge der Museumsverwaltung fanden, vvn der Königl. Akademie der Wissenschaften befürwortet, die Anerkennung der Minister, und im Auftrage des Auswärtigen Amts erwirkte die Kaiser!. Botschaft bei der hohen Pforte die Erlaubnis der ottomanischen Regierung zur Fort setzung der Ausgrabungen. Für die Kosten derselben hatte Se. Majestät der Kaiser und König die Gnade, zu Anfang Mai 1883 eine Summe au» dem aller höchsten Dispositionsfonds zu bewilligen, mit der die Weiterführung des Unternehmens abermals auf ein Jahr gesichert war. Die Arbeiten ließen sich im Jahre 1883 zwar noch nicht zum Abschluß bringen, konnten aber aus Museumsmitteln im Gange erhalten werden. Inzwischen hatten die Aufgaben de» Unter- nehmen» ganz unerwartete Formen angenommen, denn wo man zunächst nur nach ErgänzuogSstücken gesucht hatte, sah man nunmehr zwei neue große Baukomplexe auftauchen: den Markt und da» Theater. Demgegen über mußte im Sommer 1884 in den Ausgrabungen vorläufig nachgelassen werden. Die Museumsverwal tung fand aber noch einmal bei den Ministern Gehör und bei Sr. Majestät dem Kaiser und König, welcher persönlich von dem Staude der Arbeiten Einsicht zu nehmen geruhte, gnädig« Grneigtheit zur Bewilligung einer neuen Jahresrate au» dem allerhöchsten Dispo sitionsfonds. So konnte im Sommer 1886 die Arbeit mit voller Kraft wieder ausgenommen und mü einer ziehung ander- u»d nachdem sie Hr» Floqutt'zur Rrtzternug erhoben hat, wird sie ih» offenbar an- densilbtNGe-nden rissch wieder von derjeibe» hriubnur^en, au» denen sie Brisson, Frey, cinet, Goblet gestürzt hat, die sie ebenjav» al» die Minister nach ihrem Herzen bezeichnet hatte ond deren Ratschläge und Politik sie doch nicht befolgte. Di« Floqutttche Zusammen- ziehung ist nur möglich durch da» Opfer der wesentlichen Punkte de» radikal-sozialistischen Programm», Und die äußerste Linke wird sich memal» drei Monate hintereinander in diese» Opfer fügen Indem also Hr Llameneeau den Kammervorsitzenden an die Reqitruuq schiebt, verbraucht er die letzte Patrone der republikanischen Partei " * Paris, 27. Februar. Die „Nat^Ztg." schreibt: Bedeutsam ist die heute erfolgte Wahl de» Minister» des Auswärtigen vor allem dadurch, daß FlourenS nunmehr in der Lage wäre, nach dem Sturze Tirard- eventuell die Neubildung d«S Kabinett» zu über nehmen. Die Wähler de» Departement» HäUtes-Alpt» haben den Minister de» Auswärtigen „regierungr und konkurrenzfähig" gemacht, insofern er nun mehr aus Anlaß der allem, Anscheine nach bevorstehen den Ministerkrisis mit dem Kammerpräsidenten Floquet konkurrieren kann, der seinerseits wieder durch den russischen Botschafter Äohrenheim rkgietüfigSfähig ge worden ist, als dieser an dem vom Kammerpräsidenten veranstalteten Diner teilnahm. Thatsäthlich wäre das russisch französische Bündnis eine Tbatsache, wenn e- dabei nur auf Diner», Soireen und kostümierte Bälle ankäme. Hat doch diese Art der „Verbrüderung" zwischen Russen und Franzosen soeben einen neuen Fortschritt gemacht. Der Direktor des bonapartistifthen Blattes „La Patrie", welches seit längerer Zeit mit komischem Eiser für Rußland und die russische Allianz Propaganda macht, Hr. Eugene Guyon, vrranstaltete gestern abend eine musikalische Soiree nebst kostümier tem Balle, welches Fest der russische Botschafter, Baron Mohrenheim, mit seiner Familie und sämt liche Mitglieder der Botschaft sowie deren Damen mit ihrer Gegenwart beehrten. Als Baron Mohrenheim eintrat, stimmte die Musik die russische Nationalhymne an, begleite! von enthusiastischem Beifallklatschen aller An- wesenden, wodurch der Botschafter, wie die „Patrie" be richtet, „tief bewegt" wurde. Bai on Mohrenheim wurde dann nochmals „tiei bewegt", al» die Operettenfängerm Frau Montbezon, welche eine Zeit lang in St. Peters burg engagiert war, den Refrain de» Duetts au» „Mascotte" in russischer Sprache sang. Der Präsi dent des bonapartisliichen Zentralkomitee», Herzog von Padua, und tue hervorragendsten Notabilitäten der bonapartistlfchen Partei umgaben den russischen Botschafter. Der Kammerpräsident Floquet kauft jeden falls in Bezug auf die Jnscenierung russisch franzö sischer Verbrüderungsfeste noch mancherlei von Hrn. Guyon lernen. — ü-467> Stimmen — meldet der Berichterstatter des „Berl Lgbl." — hat General Boulanger bei den neun am letzten Sonntag statt- gehabten Nachwahlen zur Deputiertenkammer auf seine Person vereinigt. DaS ist immerhin eine beträchtliche Ziffer, und man maß gestehen, daß die Radikalen und Intransigenten, wenn eS ihnen nur auf eine Demon stration ankam, ihren Zweck vollauf erreicht haben. Ob aber auch Hrn. Bonlanger die Sache gut bekom men wird, ist eine andere Frage Tenn dem Ver nehmen nach wird sich der französische Ministerrat morgen mit der Kandidatur Boulanger beschäftigen. Au» bisher vielfach bewährter Quelle wird mitgeteilt, das Ministerium sei im Besitz von Beweisen, daß Boulanger, obwohl er gegen seine Aufstellung öffent lich protestierte, doch m Wahrheit seiner eigenen Kandidatur selbst keineswegs fernstand. Die gemäßigten Blätter tadeln strenge die ungesetzliche Stimmabgabe auf Boulangers Namen, da hierdurch das Heer in die politischen Parteikämpfe gezerrt wor den sei. Einige Journale meinen- die Ausstellung Boulangers sei eigen! lich von den Reaktionären auS- gegangen, die dadurch die Probe eine» Plebiszits auf feinen Namen hätten machen wollen, um seine Popu larität für die Eventualität eines Staatsstreichs fest zustellen. Auf alle Fälle wird General Boulanger zufrieden damit sein, daß er au» seiner zeitweiligen Vergessenheit wieder unter für ihn so günstigen Um ständen in die täglichen Kämpfe der politischen Par teien hinemgezogen wird Nur darauf kommt e- diesem Reklamehelden in erster Linie an. Nachdem Minister FlourenS heute morgen dem italienischen Botschafter Grafen Menabrea auf dessen Befragen er klärt, daß Frankreich das Maximum seiner Konzessio nen für den Handelsvertrag gemacht, sind die Ver handlungen als definitiv gescheitert anzusehen. Brüssel, 27. Februar. (B. TM.) Laut Mit teilung des sozialistischen Blattes „Lt Peuple" finden in diesem Jahre 2 internationale Arbeiter- , I ill besonderen Beihilfe des Ministers auch die Ausgrabung am sogenannten Augusteum, welches jetzt als Traja- neum erkannt wurde, weiter fortgesetzt werden. Jm letzten Jahre entstanden ferner, größtenteils mit Un- terstützung der Akademie der Wisseftschaften, mehrere Einzeluntersuchungen und wissenschaftliche Arbeiten Dahin gehört die kartographische Aufnahme der per- gamenischen Landschaft durch Hrn. v. Diest und Gen., sowie deren spätere archäologische Vervollständigung durch Hrn. Schuchhardt, ferner da» genaüere Studium einzelner Städteplätze im pergamenischen Gtbiet, namentlich der Ruinen von Aigas (Nemrud - kalesst) durch die Herren Bohn, Schuchhardt uftd Senz, end lich die Untersuchung det jWasserleitungen von Per gamon durch die Herren Grübet und Schuchhardt Als im Winter 1886 die ganze, gegen den Schluß stark gesteigerte AuSgrabungSarbeit zu Ende ging, wurde im Einvernehmen Mit den tütkischen Behörden für die Bewachung der AuSgrabüngSstätten Sorge getragen und den Besuchern des denkwürdigen Platze» ein von der Generalverwaltung lltr Königl. Museen herausgegebener „Führer durch die Ruinen von Per gamon" (Berlin, W. Spemauft) dargeboten. Vor der Hand scheint e» nunmehr , Mie der Bericht sagt, geraten, erst einmal daS abschließende Werk der „Alter- ttmer von Pergamon" den Au»gtübmigen Nachkommen zu lassen. Die Herausgabe det letzttren hat mit dem 2. Bande begonnen, dtsseu Korrekturbogen Hr. Bohn an Ort und Stelle während d<» Fortgänge» der Ausgrabungen erledigt Hal. Drei ander» Bände sehen der Vollendung jentgegen: det des Hry. Stiller. über da- TrazaneuM, det vöss Hrn Bohn verfaßte über die Theatertettasft' »«d ein vv» den
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