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Dresdner Journal : 28.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188802281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-28
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 28.02.1888
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W4S. Dienstag, d« 28. Februar, abends. 1888. l» «»»»» «»Mol» NUuttol»? .... 18 ^MrrUod: ü Zt^st b« ?L Lao-olo« kiunussro: Ivkei ächG äO?>1>E^E> Loiob» »ritt kost- »N S1«ox«l»»«rll»u plLüs»4ir«ük»8»dtu>r«>, kür ä«» K»uio «iQ«r oo»p»lt«i»«> 2«1« ^lotoo« öobntt X) ?L Ootor „NinzEixtt" äl» 2«1» X) kl. ö« 1?»d«U«a- luui 2E««»tt «otrpr. ^atb«U»G. Lionel»«», N^Uol» out X»«L»tuo« ä«r 8ooo- o»ä koiort»« ^«rv»pr»ob -X«-ebIu»o: Kr. INNL. Dres-mrZMrM. Für di« Sesamtlttbui- orrEttoottlich: Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. »„»»«« M» ä»b»»G««»»«» »ttvNia», so»M«: F>. Le»-«ü«e«et»e, ^7-»»tMimLr 4» vroxt»» ^o«»»l», >»»,»«»U» . »««»>» «nm»»» ». ».I 4 ^o-k», »«ritt Vtt» U»»v«, M^-Lot»», »»>»*«— ». N.-Hü»«^»: L-«i »so««, »»L-LEÜ— »ott« Vr»»b1«« ». «. 2)a»b« «t 6o.» »mit»- /»»«tuioMia-t/ SVellto: 6 ssaUoe» »—«*«! 0. Lcsaootoe, U»U- ». /. Loeot ä 0». »aea«,,adoe, Ls»iGl. «tt» vi«L»«r vittatt», 2vioHs»rttr»»«« »0. U»»»x««od-4»«od!»Mi Ur. IN». Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Ta» Ne«o, 27. Februar, »acht» 11 Uhr SV Miaute». (W. T. B.) Te. Laiserl. und Löuigl. Hoheit der Sronpttuz verbrachte etaea gute» Lag, der Huste» hat nachgelassen, auch der Lnswurf hat sich verringert. Nachmittag- ging Se. Kaiser!, und König!. Hoheit eine Zeit laug auf dem Bal kon spaziere». Straßburg, 28. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der wegeu Beihilfe zum Laudesverrat angeklagte Jnstrumenteufabrikaut Ttreisguth ist gestern gegen eine Kaution von 1VVV« M. vor- läufig in Freiheit gesetzt worden. Rom, 27. Februar. (W. T.B.) Iu der De- putietteukammer legte der Mivisterpräkdevt Crispi die auf die Suezkaualfrage bezüglichen Akten- stücke vor. Rom, 28. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Infolge einer Mitteilung der französischen Re gierung, da- die Vorschläge der letzteren, betreffend den Handelsvertrag, endgiltige und unabänderliche seien, tritt vom 1. März ab für den Handels- verkehr zwischen Frankreich und Italien der all gemeine Tarif in Kraft. Einer Meldung aus Maffauah znfolge traf der Negus am 24. Februar mit Ras Alula uud einer beträchtlichen Streitmacht in Debora, 3Gbiu von Asmara entfernt, ein. Chicago, 27. Februar. (W.T.B.) Aus der Chicago Burlington Quincey Eisenbahn ist unter den Lokomotivführern und Heizern ein allgemeiner Streik an-gebrochen. Der Güterverkehr sowie der Paffagierverkehr stocken auge»bltcklich. Dresden, 28. Februar. Wilson. Wir haben aus die ermüdende Wiedergabe der Untersuchungen gegen Wilson wenig Gewicht gelegt uud nur in den Hauptzügen und Wendungen darüber berichtet, da die einzelnen schwindelhaften Verirrungen diese» Manne» an und für sich kein Interesse bieten können. Er war ein bedeutungsloser Geist, ein Dutzend mensch au» den oberen Zehntausend und nur seine Verwandtschaft mit dem altehrwürdigen staatsmännisch hervorragenden Präsidenten gab mittelbar Wilsou und seinem tiefen Fall ein trauriges Gewicht Zur allgemeinen polititischen Beachtung aber reizt dieser Fall, der soviel Schlamm im alten Sumpfe unsittlicher gesellschaftlicher Zustände und Anschauungen aufgewühlt hat, das öffentliche Gewissen von ganz Frankreich an. Er wiederholt mit der ehernen Stimme der Geschichte die schon von PerikleS ausgesprochene Warnung, den Staat um jeden Preis gegen pflicht vergessene Hände rein und unantastbar zu erhalten. Diesem großen Zweck diente, vielleicht wider ihren Willen, die zum Teil von Parteihaß getragene An klage und moralische Verurteilung der berüchtigten politischen Spekulanten. Die „Nationalzeitung* widmet dem verdienten Ge schick von Gr^vy» Schwiegersohn eine Betrachtung, die Gelegenheit nimmt, treffendes über Vorkommnisse zu sagen, welche allmählich in schamloser Geborgenheit Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 27. Februar: „Julius Eäsar." Trauerspiel in 6 Akten von Shakespeare nach A. W. Schlegels Übersetzung. Schon lange auf unserem Repertoire befindlich und nicht ohne Aufwand insceniett und sorgsam einstudiert, konnte doch diese» Stück in der letzten Jahre-reihe der schwachen Teilnahme unsere» Publikum» minder ost und minder erfolgreich geboten werden, al» e» an und für sich in der Wirkung und in dem Gewicht liegt, mit welchem man ursprünglich seine Darstellung in die Hand nahm. Der Grund davon dürfte wohl zum Teil darin zu suchen sein, daß e» den großen, viel Zusammenspiel und viel Mitwirkung von stummen Rollen verlangenden Sce«en noch an derjenigen temperament vollen Natürlichkeit uud Teilnahme an der Handlung fehlt, die erwiesenermaßen zu erreichen sind und dann auch da», wa» zu geschehen hat, glaubhafter und unmittel barer wirksam machen. E» würde dazu wahrscheinlich ein ganz neue» Einstudieren nöthig fein, wie sich das schon im Jahre 1884 wünschenswert zeigte. Die Leistungen der Hauptrollen, wie sie jetzt Hr. v. d. Osten, Hr. Porth, Fr!. Ulrich, Frau Bayer, Hr. Klein, Hr Marck» (als Antonius, Brutus, Portta, Ealpurnia, EasfluS, Eäsar) giebt, finden an dem noch zu unflüssigen Zusammenspiel der zweiten, dritten und vierten Kräfte, sowie der Massen nicht jenen gesunden uoanglosen Anschluß, wie ihn da» wirkliche Leben bietet und wie er der Kunst durch den Eifer zahlloser Probe» zur Nachahmung vor- vom Erbärmlichen zum Ungeheuerliche» angewachst» find. Da» politische Interesse Frankreich» verteilte sich in der verflossenen Woche auf zwei Reihen von Vor gängen. In der Sammer focht da» Ministerium dell neuen Präsidenten der Republik um seine Existenz; e» verlangte ein Vertrauensvotum und erhielt ei»e Art von zeitweiliger Amnestie. Die Stimmenthaltung von hundert grundsätzliche» Gegnern de- Ministeriums bezeugte ihm, daß man noch nicht au der Zett hielt, eS zu stürzen, anscheinend weil man über die Mattei» luug der Beute uoch nicht einig war. Nach allge meinem Urteil ist da» Ministerium Tirard nach der Bewilligung der geheimen Fonds, die e» al» ein Ber» trauen»votum bezeichnete, schwächer al» vorher; denn seine Schwäche ist jetzt zahlenmäßig zu Tage getreten. Wahrend so die Lebenskraft der Regierung de» neuen Präsidenten auf die Probe gestellt war, wurde die Berlassenschaft seine» gestürzten Vorgänger» vor dem Zuchtpolizeigericht revidiert. Der Prozeß Wilson ist nach langen Verhand lungen und endlosen Reden abgeschlossen, bi» auf die Urteilsverkündung, die noch auSsteht. Aber für die öffentliche Meinung und für die Entwicklung der Ge schicke Frankreich» wird e» gleichgiltig sein, ob der Schwiegersohn de» Präsidenten wirklich nach dem An» trag de» Staatsanwalt» in das Gefängnis wandert oder ob die Kunst seiner Verteidiger und die Lücke des Straf gesetzes ihm diese letzte Demütigung erspart. Da» zweifellose Ergebnis der Untersuchung und Ver handlung ist, daß Wilson den Einfluß, den er als Abgeordneter, als Unterstaatssekretär und nächster Ver trauensmann de» Präsidenten der Republik besaß, al» eine Ware behandelte, die er durch Agenten aller und darunter der niedrigsten Art aus den Markt bringen ließ. ES ist wahr: Wilson hat keine Orden direkt verkauft — er hatte ja keine zu verteilen und der „Einfluß" gehört zu den Imponderabilien des Krimi- nalrechtS, die den ausgestellten Netzen der Strafpara- araphen entschlüpfen können. Aber e» ist schwer, eine Handlungsweise aufzufinden, die eine vollständigere Verhärtung gegen alle Pflichten eine» Politiker» und Ehrenmannes zeigt, al» der Prozeß dargelegt hat. Daß Wils»» da» Bureau für seiu« ehrlosem Geschäfte i» dem Palast seine- Schwiegervater- ausgefchlagen hatte, erhöht noch seine moralische Schuld. Freilich war e» auch für den Vertrieb der Orden die beste Reklame, daß dieser in dem Nationalpalast de- Elyfte vor sich ping. Wilson- sachliche Bertheidigung ging darauf hinaus, daß er die Gelder, die seine Schutz linge zahlten, für seine politischen und journalistischen Zwecke verwendet hab«. Die Vergangenheit Wilson-, ehe er Politiker und Schwiegersohn des Präsidenten wurde, war die eine- Spieler»; er ist dieser Leiden schaft denn auch später treu geblieben; das wahrschein lichste ist, daß er die Lücken, welche durch Verluste im Börsenspiel, in den Klub» und auf den Renn- »lätzen in seine Finanzen gerissen wurden, soweit es ich um Regelung von journalistischen Unternehmungen -andelte, durch den Orden-Handel deckte. Daß Wilson ein Börsenspiel auf die Kenntniß der Staatsgeheimnisse gründete, die ihm als Schwiegersohn der Präsidenten zu Ge bote standen, wurde schon zu der Zeit behauptet, als er noch auf der Höhe seiner Macht stand. Heute zweifelt Niemand daran. Die Unberechenbarkeit de» Börfenspiel» hat,sich eben auch bei Wilfon gezeigt, der in der Kenntniß wich tiger und geheimer Thatsachen mit Sicherheit und Ueberlegenheit zu spielen glaubte. Nichtsdestoweniger haben die Katten gegen ihn geschlagen; e» ist nicht» von ihm übrig geblieben, al» ein unglücklicher und entehrter Spieler. Selten ist ein Glück-Wechsel so rasch und so voll ständig erfolgt, wie der, welchen Wilfon betroffen hat. E- sind noch nicht viel Monate her, daß er für eine» schweben muß. Da» verlangt freilich mehr freie Zeit, al» sie unserm Personal bei so häufigem Einstudieren neuer Kleinigkeiten zu Gebote steht. 0. v. K. Hostheatcr. Am Donnerstag, den 1. März, gelaugt im Königl. Hoftheater der Altstadt „Der fliegende Holländer-anstatt der angrkündigteu Oper „Lohengrin" zur Aufführung. Elftiede. Nomllr »« L. v»»s«». (Smtfetzmi,). „Da» will ich dir erklären, du ungläubiger Thoma»," entgegnete Pahlen mit feinem Lächeln. „Elfrieoe fühlt nur zu gut, daß eure jetzige Existenz eine qualvolle, die ganze Situation eine unhaltbare ist. Eie fühlt nicht die Kraft in sich, von sich selbst au» den Dingen eine andere Wendung zu geben, die Tante schwatzt ihr vor, sie sei hier nicht am rechten Platze, du verständest und liebtest sie auch nicht, ich erzählte ihr meinerseit«, du seiest steinunglücklich . . „Wie, da» hast Du gewagt?" fuhr Reutern auf. „Ja, bei solchen Kranken ist mit harmlosen Hau-- mittelchrn nicht geholfen", gab Pahlen zurück, „da muß der Arzt energisch zu Werke gehen und zu drastischen Mitteln greifen. Ein solche» habe ich an» gewandt, und ich denke, e» wird helfen." „Und wie nennst Du die» unfehlbare, herrliche Mittel?" forschte Reutern mit finster gerunzelter Stirn. „Mn Rendezvous in irgend einer hübschen Stadt der einflußreichsten Mäuaer de» Lande- und da- mit Recht galt. Er war zwar nicht Minister, aber er war mehr al» da». Bei de» unau-grfetzten Wechsel der Kabinette in Frankreich mußte die Macht oes Präsidenten gegenüber der der Minister ein immer stärkere» Gewicht gewinnen; die Kammer hatte da» Recht ein Kabinet zu stürzen, aber die Bcfugniß, ein «ne» zu bilden, mußte immer von dem Präsidenten Mßtben »erden. Wer im Elysäe angekreuzt war, wie früher Gambetta, dann Floquet und Llemeueeau, für de» »ar trotz aller parlamentarischen Macht der Mi- nisterpokten unerreichbar. Wie groß war unter diesen Umständen die Stellung Wilson-, der al» allmächtig im Elysöe erschien! Wie drängten sich ber de» große» Empfänge» die Minister und Abgeordneten um ihn, wie tauschte er mit Botschaftern freundschaftliche Hände- drücke! Denselben Mau» zeigte die verflossene Woche auf der Angeklagtenbank des Strafgericht» Seite au Seite mit Mitangeklagten trübster Vergangenheit, die bereit- mehrfach durch die Gefängnisse gegangen waren. Ein körperlich und geistig gebrochener Mann, der sich mit Mühe aufrecht erhielt, kaum mehr erkennbar, ein Gegenstand des Mitleid« selbst für seine Feinde. Er ist überflüssig, bei dem Schicksale zu verweilen, da- Grüvy geworden ist; da- französische Publikum lucht ihn so rasch wie möglich zu vergessen und er selbst scheint die- Vergessen al- eine Wohlthai zu em pfinden Ein findiger Reporter hat feslgestellt, daß Gr^vy an diesem NeujahrStag sieben Personen zu em pfangen hatte, die ihm ihre Glückwünsche darbrachten, gegen siebentausend am entsprechenden Tage de- ver stossenen Jahre». Handelte e» sich lediglich um eine Familientragödie, ft» wäre sie wahrlich vollständig Aber die Wilsonaffaire geht weit darüber hiuau», sie ist in die Geschichte der dritten Republik einaewebt wie die Halsbandgeschichte in die Geschichte Marie Antoinettens, der Prozeß PraSlin in die der Juli- Monarchie, der Fall de» Herzog» von Morny in die de» zweiten Kaiserreiche». Welche Folgen sich an diese Vorgänge knüpfen werden, da» rst unmöglich, zur Zeit zu überschauen. Nur langsam, auf der Ober fläche kaum sichtbar, ziehen sich dir Konsequenzen in dem VolkSbewußtsein, aber um so nachteiliger und tiefer. Die nächsten allgemeinen Wahle» werden wohl die erste Kunde davon geben. Wa» die Hoffnungen der Republikaner stärken kann, daß die Repubik Kiefen furchtbaren Schlag zu überwinden doch im staude sein möge, da» ist vor allem die Zerfahrenheit und Schwäche ihrer Gegner. In der ganzen Reihe der Prätendenten ist keine Er scheinung, welche den Franzosen imponiert, ihnen nur Sympathie absordert — da» ist in dem Lande, wo die Persönlichkeiten so viel bedeute» und die Prinzipien beinahe abgetragen sind, von nahezu entscheidendem Gewicht. Richt die Stärke der Republik, soudern die Schwäche ihrer Gcguer bringt sie über den gegeu- wärtigen Moment hinüber. Für die Republik war e- weiter ein Gewinn von außerordentlicher Größe, daß in dem entscheidenden Augenblick der neuen Prä sidentenwahl die Entscheidung für einen Mann fiel, der al» der Kandidat der anständigen Leute mit Recht bezeichnet werden konnte. Seit Hr. Larnot an die Spitze der Republik getreten ist, hat «an nur wenig von ihm gehört; aber alle seine Schritte waren von einem bewundernswerten Taktgefühl eingegeben, da» gerade iu seiuer Rückhaltung in der gegenwärtigen Lage zu Tage tritt. Wenn vo« irgend jemand, so ist von dem jetzigen Präsidenten der Republik zu er warten, daß er dieselbe von dem moralischen Stoß wieder aufrichtet, den ihr der Fall Wilson-Grevy ge geben hat. Die Respektabilität ist wenigsten» mit ihm in da» Elysse und an die Spitze de» Staate» zurück- gekehrt. Ein Gefühl dafür mag vielleicht noch unter den Gründen sein, welch« dir Sammer zurückgehaltev untere» deutschen Vaterlande»', entgegnete Pahle» mit feinem Lächeln. „Mit Dir?" fuhr Reutern auf und maß seinen Begleiter mit zornsprühendev Blicken. „Oder mit meinem Sameraden", meinte Pahle» achselzuckend in fast gleichgiltigem Tone Reutern stand plötzlich still wie vom Blitze ge troste» und machte da» dümmste Gesicht von der Welt Aller Groll war darau» verschwunden, und i« nächsten Momente bereit» lachte e» dem Freunde in altgewohnter Weise entgegen. „Da» also ist Dein Plan, Du Böser! Sonntest Du mich nicht früher hinter die Eoulissen blicken laste» und mir all den Jammer und da» Herzweh ersparen?" fragte er heiler, doch mit merklich bewegter Stimme. Pahlen schüttelte lächelnd den Sopf. „Da» war Dir recht gesund, Alter!" meinte er trocken, „und warum sollte Elfriede allein alle Quäle» durchkoste«? Auch gönute ich Dir diese Strafe für Deinen Mangel a» Vertraue«. Doch nun genug hiervon; wir »olle« ge«ei«schaftlich die Zukunft be raten." . * * Im „Römischen Kaiser" der kleinen Residenzstadt M. war telegraphisch ein Zimmer für Frau Professor Pahlen bestellt worden. Die Dam« sollte »it dem «Uhr-Zuge aulangeu, doch kurz «ach sechs traf von >er evtgegeugesetzten Richtung her eine Persönlichkeit n dem Hotel ein, welche nach der Nummer des be- teilten Zimmers frag» und alsdann eine lebhafte lnierhaltung unter vier Auge« mit dem Oberkell«er pflog der sü schließlich iu höchst eigener Person «ach dew betreffenden Gemach geleitete haben, durch Sturz de» Ministerium» Tirard die Srisisietzt schon hervorzurufeu, die über eine gewöhn liche MiuisterkrifiS leicht hlnausgeheu könnte Lages-rschichtr. * Berlt», 27. Februar. Se. Majestät der Kaiser Hötte heute Vortrag, konseriette kurze Zeit mit dem Staatssekretär Grafe« Herbett v. Bl-marck und ar beitete längere Zeit mit dem Lhef des Zivilkabinet«. Demnächst empfing der Monarch den Landeshaupt mann vo» Schlesien, Grafen v. Fürstenstein, der sich im Auftraae Ihrer Majestät der Kaiserin zu den Beisetzungtfeierlichkeiten »ach Karlsruhe begiebt und später noch Se. Königl. Hoheit den Prinzen Wilhelm, der sich vor seiner Abrnse nach Karlsruhe von den Majestäten verabschiedete. DaS „ArmeeverordnungSblatt" veröffentlicht nachstehende allerhöchste KabinettSordre, die Trauer um den verewigten Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden, Großherzogl. Hoheit, betreffend: DeS allmächtigen Gotte» Wille hat Meinen lieben Eukelsohn, Se. Großherzogl. Hoheit den Prinzen Lud wig Wilhelm vo» Baden, au» diesem Leben abberufen, in dem er eiue Freude seiner Elteru, seiner Groß eltern und Angehörige«, sowie aller, die ihn kannten, und eine schöne Hoffnung für die Zukunft war. Meine Armee, die jederzeit Freude und Leid mit Mir teilt, wird auch diese« tiefe» Schmerz mit Mir empfinden und wird i» ihre« Herze» «it Mir um diese- junge hoffnungsvolle Leben trauern. Ganz besonder» wird dies bei den Regimentern geschehen, denen Mein lieber Enkelsohn mit seinen warmen kameradschaftlichen Empfindungen und mit seinem ganzen Herzen avge- hötte, und wünsche Ich daher diese Regimenter auch äußerlich bei der Trauer zu beteilige», indem Ich hier durch bestimme, daß die Vorgesetzten und Offiziere aller badische« ^Truppenteile S Tage, die Offiziere des !. badischen Leibgrenadierregiment« Nr 109 und de» 1 Gardeulaneuregimevt» aber 14 Tage Trauer (Flor um de« linken Oberarm) anzulegen haben Ich habe an die Generalkommandos de» Garde- corp» uad de» 14. Armercorps dementsprechend ver fügt uud beauftrage Sie, diese Ordre der Armee be- kaont zu mache«. B«lin, den 24. Februar 1888. Wilhelm An den Krieg-Minister. In dem äußere» Befinden Sr. Kaiser!, und Löuigl. Hoheit de- Kronprinzen ist iu den letzten Tagen eine Änderung nicht eingetreten Husten und Aus- wurf dauern noch fort, wenn auch in verringertem Maße. — Die durch verschiedene Zeitungen verbreitete Nachricht, der zur Konsultation nach San Remo be rufene Geh Nat Prof. Kußmaul habe in einem au Se. Majestät den Kaiser erstatteten Gutachten den Zustand de» Kronprinzen als unbefriedigend bezeichnet, bedarf noch der offiziellen Befiangung. In deu ge dachten Meldungen wird weiter behauptet, Geh. Rat Prof. v. Bergmann, welcher demnächst nach Berlin zurückzukehrev gedenke, werde dem Berliner Prof. vr. Waldeyer verschiedene mikroskopifche Präparate all dem Au-wurfe de- hohen Pattenten zur Untersuchung überbriugen. Dem Bunde-rate ist ein Freundschaft-Ver trag zwischen dem Deutschen Reiche und dem südamerikanischeu Freistaat Ecuador zur Be- fchlußsassung zugeaangen, welcher bereits an den be treffenden Ausschuß zur Vorberatung überwiesen wor den ist Aus Vruu» desfelbe» würde« dir Vorteile der zwilchen Ecuador mW »«deren Länder« bestehende« vertrüge, inübe sondere «nch de« »it Grobbritanaie« im Jahre IMW abge- ichlostrnen und im Jahre 1»»» ratifizierte« ausführliche« Hau- delsvertrageS Deutschlaud in gleicher Weise zu gut« komme». Im eiuzelue« ist zu de» «bkommen »och folgen de« zu be- „Alfo, Sie habeu mich wohl verstanden?" fragte die Dame, eine lebhafte stattliche Brünette von etwa vierzig Jahren. „Ich muß unbedingt den Platz be haupten. Eie können ja meinetwegen sagen, ich führe mit dem nächste, Zuge weiter, nur forgen Sie dafür, daß ich eine Weile ungestört mit der jungen Dame reden kann." „Sedr wohl, gnädige Frau", fprach der Oberkellner mit pfiffigem Augenblinzeln, al- handle e- sich um fein« Beihilfe zu irgeud einem galanten Abenteuer, „ich werde dem Personale Instruktionen geben — e» ist kein anderes Zimmer frei — durch ein Mißver ständnis kamen Eie in deu Befitz diese- Zimmer- —" „Ich überlasse es Ihne«, die Sach« plausibel dar- zu stellen", unterbrach die Frnnd« de« Redeschwall de- Drenstbeflisseuen, der sich hierauf zurückzog während sie Hut uud Etaubmanttl ablegte und nun mit ge kreuzten Armen, die füwendblickevden Augen zu Boden gerichtet, das Zimmer «it festen Schritten durchmaß. Es lag etwas «Luulich E«tfchlosse»e« iu dem Wesen der Frau «it dem kluge» wohlwollenden Gesicht, etwa- sehr Energisches und doch auch wieder echt Weibliches. Ihr« Kleidung erinnette an die Tracht der Diakonissin; rin «»faches dunkles LüsterNe,d um schloß die hohe, volle Gestalt; am Halse trug sie «inen schmalen Leinenkroge» und da- leicht geschweUic schwarze Haar schlicht gescheitelt uud am Hrntettnpf zu eine« griechische» Knoten geschlungen. Bei aller Einfachheit eine durchaus vornehme Erscheinung Plötzlich »nterbrach sie ihren hastigen Spaziergang und blieb vor dem Tisch« flehe«, auf welchem wie m den meisten Hotelzimmern, die gefüllte Wasserflasche nebst zwei Gläser« prangte. Sie füllte das eine der-
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