Das Duettino zwischen Don Giovanni und Zerline ,,La ci darem la raano (Reich mir die Hand, mein Leben) ist zum Gegenstand einer Variationen reihe gemacht, die — und hierbei ist Max Regers großes Vorbild wohl eben so unverkennbar wie unumgehbar — in sieben Charakterstücken (man könnte auch von sinfonischen Szenen sprechen) die melodischen, harmonischen, rhythmischen Entwicklungsmöglichkeiten des Themas aufgreift und in einer wirbelnden Fuge ausklingen läßt. Das aus dem Duettcharakter des Stückes abgeleitete instrumentale Frage- und Antwortspiel, das schon bei der Auf stellung des Themas betont ist, wird in den sich anschließenden Variationen folgerichtig fortgesetzt und abgewandelt. So geben der Hornklang und die Echowirkungen der Oboe der ersten Variation die besondere Färbung; so ist die zweite aus motivischen Zerlegungen und Umstellungen der Melodie ge wonnen und vor allem den Holzbläsern anvertraut; so zeigt die dritte Bläser und Streicher in kontrastreichem Klangspiel, wobei chromatisch dahin jagende Triolenfiguren mit Trillerketten abwechseln und aus dem Seiten gedanken des Duetts ein Triosatz entwickelt wird. Die langsam dahin- schreitemde vierte Variation, in der sich Englisch Horn und Klarinette in der thematischen Führung ablösen, versetzt durch die feierliche Grandezza des Ausdrucks und d'ie melodischen Arabesken der Solobläser das Thema aus der heiteren Mozartsphäre in ein spanisch-maurisches Lokalkolorit. „Frisch und lustig" werfen sich in der fünften Variation die Instrumente flüchtige Erinnerungen an die melodische Urgestalt zu; alles ist hier in ruhelos trei bende Chromatik aufgelöst, die auch in der folgenden Variation dem ruhig fließenden Gesangston den Charakter verleiht. Im von der Haupttonart B-dur am weitesten sich entfernenden Fis-dur der siebenten Veränderung wird der von Trompeten und Posaunen vorgetragene thematische Einfall schwungvoll vom ganzen Orchester umspielt. Dann setzt die Schlußfuge ein, die aber überraschend ihre Triebkraft nicht aus dem Hauptthema gewinnt, sondern aus dem neu auftauchenden Kopf motiv der berühmten „Champagner-Arie des Don Giovanni". Die moussie rende Sektstimmung wird im vielstimmigen Spiel des Orchesters kunstvoll kontrapunktiert, bis dann mit dem Eintritt der schweren Blechbläser das Hauptthema in der Vergrößerung dem Champagnerthema „die Hand reicht" zu einer wirkunksvollen Krönung des Ganzen. (H. H.) ☆ Aram Khatschaturian, 1903 in Tiflis geboren, gilt als einer der modernsten sowjetischen Komponisten und erhielt 1942 den Stalin-Preis. Vom Volkstum seiner Heimat Armenien ist die Musik inspiriert, gepaart mit der russischen Nationalschule. Der große Reichtum seiner Melodie, sein kontrapunktisches Können und seine besonders farbige eigenwillige Instrumentation zeichnen seine Werke aus. Aus Diskussionen der letzten Jahre ist bekannt, daß Khatschaturian ebenso wie der Komponist Dmitri Schostakowitsch einmal im Mittelpunkt lebhafter Kritik in der Sowjetunion gestanden haben.