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Dresdner Journal : 14.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188802143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-14
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 14.02.1888
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Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor an der Thier» arzneischule zu Dresden 0r. Johne das ihm von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sachsen - Loburg und Gotha verliehene Ritterkr -* 2. Klasse de- Sachsen-Lrnesti» Nischen HauSordenS annehme und trage Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern werden nn Jahre 1888 die Brandlassen» beiträge bei der Gebäudeversicherung» Abtheilung nur mit ein und einem halben Pfennig von jeder Einheit, und zwar mit einem halben Pfennig am 1. April und mit einem Pfennig am 1 October dieses Jahres erhoben werden. Dre-den, den 13. Februar 1888. Königliche Brandversicherungs-Kammer. Edelmann. Leonhardi. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 13. Februar, abend-. (W. T. B.) An dem Diner, welche- heute bei dem Kammerpräsi denten Kloquet stattfand, nahm außer den Mit» gliedern de- diplomatischen Vorp», unter denen sich der russische Botschafter Baron Mohrenheim befand, auch der Präsident Caruot teil. An da- Diner schloß sich ein glänzender Empfang. Ju der Abgeordnrteukammer wurde der für Tonkin geforderte Kredit im Betrage von 20 Millionen nach längerer Debatte mit 25k gegen 256 Stimmen abgelrhnt. Der Ministerpräsident Tirard erklärte, wenn mit dem Botum der Kam mer die Zurückziehung der Truppen au- Tonkin beabsichtigt würde, so könne die Regierung die Verantwortlichkeit dafür nicht übernehmen; wenn jedoch dadurch nur lediglich eine Aufforderung zu größerer Sparsamkeit in dieser Frage ««-gedrückt werden solle, so sei die Regierung bereit, hierauf einzugrhen und verlange die Bewilligung rin»- Krrdit- von 1S 800 000 Frc-., welchen dir Kam mer mit 264 gegen 256 Stimmen genehmigte. Pari-, 14. Februar. (Tel. d. DreSdn Journ.) Caffagnae ersucht in einem Schreiben den Prinzen Napoleon, seinem Sohn Loui- zu befahlen, den Dienst in der italienischca Armee, die offen gegen Frankreich organisiert werde, zu verlassen und seinen Degen an anderer Stelle zur Verfügung zu stellen, wo dessen Spitze nicht gegen da- Herz de- Vaterlandes gerichtet wär». — Der Minister Flourev- ist geiler« abend in Enbruv eivgetroffen. Rom, 13 Februar. (W. T. B.) Heute nach mittag fand rin Ministerrat statt, der wie „Fan- fulla" wissen will, sich mit der Feststellung de» BerbalteuS de- Kabinett- angesichts der Ver öffentlichung de- Gesetzes über die Reorganisation der Ministerien und besonders auch mit dem Ent- laffungSgesuche deS UnterrichtSmiuisterS beschäftigt haben soll. Der „Tribuna ' zufolge hätte der Arbeitsminister Saracca wegen Differenzen über finanzielle Maßnahmen gestern seine Demission gegeben und wäre dieselbe vom König angenom men worden. London, 13. Februar. (W.T.B) Im Unter- Hause beantragte Pieton anläßlich der irrtüm- lichrn Verhaftung deS Deputierten Patrick O'Brien, daS Haus möge dieselbe alS »ine Verletzung der Privilegien deS Unterhauses erklären. Der Staats- sekretär des Innern, Matthews, erklärte, eS handle sich lediglich um ein Versehen eines Polizisten, wofür dieser sowie der Polizeikommiffar bereits zur Verantwortung gezogen, und er (Matthew-) dem Redner sein Bedauern ausdrücke. Der Attorney-General Webster stellt namenS der Re gierung einen Unterantrag, in welchem da- Be dauern über die einem Deputierten zugefügte Be leidigung ausgedrückt wird; da aber nur ein Ver sehen eine- Polizisten vorliegt, sei eS unnötig, in der Hache weiter vorzugehen. Gladstone beantragt die Überweisung der Sache an die Privilegien- kommisfion.. DaS HauS nahm den Unterantrag WebsterS mit 246 gegen 151 Stimmen an. Heute nachmittag fand eine große Demonstra tion der radikalen Klub» Londons zu Ehren Sullivans und der übrigen irischen Deputierten, welche in den letzten Monaten Gefängnisstrafen verbüßten, statt. Sullivan traf heute früh von Irland ein, wurde von Stuart, Wilfried Lawson und anderen radikalen Deputierten sehr herzlich begrüßt und alsdann mit den übrigen irischen Deputierten und einer Bolsmenge von etwa 15 000 Personen, von denen einige Fahnen mit politischen Inschriften trugen, bis nach Hyde Park geleitet, wo verschiedene gegen daS jetzige Ministerium ge- richtete Reden gehalten wurden. Dir Ruhe wurde nicht gestört. London, 14. Februar, früh. (W. T. B.) Unterhaus. Bei der fortgesetzten Beratung der an die Königin zu richtenden Adresse beantragte Parnell ein Amendement, welches sich über die Verwaltung Irlands tadelnd ausspricht. Konstantinopel, 13. Februar. (W. T. B.) Seit gestern ist die Beobachtungsquarantäne für Provenienzen au- Italien auf die ärztliche Visite beschränkt Dresden, 14. Februar Aus Spanien. Offenbar um aus die Rede de- deutschen Reich«» kanzlers zu antworten, hat am vorigen Mittwoch der Führer der spanischen Republikaner, Hr. Castelar, ehemaliger Minister des Auswärtigen, das Wort er griffen und die Cortes mit einer sehr langen und sehr schönen Rede über die hohe Politik unterhalten. Er hatte es dabei ganz besonders auf Deutschland und die ihm verbündeten Mächte abgesehen. Bor allen Dingen konstatierte er, daß sich Europa mit Riesen schritten der mittelalterlichen Barbarei wieder nähere, daß es von Tag zu Tag in größere wirtschaftliche Abhängigkeit von Amerika gerate, und daß iur an dauernde verhüllte Kriegszustand in Europa eine Schande für die Menschheit sei. Natürlich war eS ihm ein Leichtes, den Nachweis zu führen, daß an alledem Deutschland schuld sei. Auch auf Italien, ist Hr. Castelar gar nicht freundlich zu sprechen, und er begreift nicht, was Hrn. Crispi habe bewegen kön nen, sich zuni „Diener des Fürsten Bismarck" zu er niedrigen Aber der beredte Spanier weiß nicht nur zu tadeln, nein, er kennt auch die Mittel, dem un glücklichen Europa zu helfen und hält m't ihnen durch aus nicht hinter dem Berge. Er rät unS Deutschen, Elsaß Lothringen an Fiankreich zurückzugeben und so dann mit dem guten Beispiel einer freiwilligen Ent waffnung voranzugehen. Dies ist nach Hrn. Castelar der einzige Weg, Europa vor dem wirtschaftlichen Ruine zu bewahren; wird er nicht eingeschlagen, so M man diesseits und jenseits der Pyrenäen für einander geht die alte Welt rettungslos und auf ewig ihrerhegt. Schon seit Monaten besteht ein wahrer ZeitungS- kneg zwischen Madrid und Paris, und der Friede Die Nachrichten über das Befinden Sr. Kaiserl. und König!. Hoheit des Kronprinzen lauten auch heute befriedigend. Der Kronprinz kann bereits stunden weise das Bett verlassen Da die Heilung der Wunde durchaus normal verläuft und weder Fieber noch BronchitiSerscheinungen ausgetreten sind, so ist die Hoffnung begründet, daß die Vornahme der Tracheo tomie sür den hohen Kranken schlimme Folgen nicht haben wird. — Or Mackenzie wird, wie gemeldet wird, am Mittwoch von San Remo abreisen. Nachdem die Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch einige Wochen die gemeinsamen Be ratungen ausgesetzt, hat heute zum ersten Male wieder eine Sitzung der Gejamtkommijsion stattgefunden. Es werden der , N. Pr. Ztg." zufolge jetzt die Beratungen über die bereits erwähnte Reihe kleinerer, mit dem eigentlichen Gesetzbuche in Zusammenhang stehender Gesetze beginnen, welche zum größten Teile seitens der einzelnen Mitglieder der Kommission schon vorbereitet sind. Namentlich handelt es sich dabei um das Ein ¬ geht die alte Welt rettungslos und auf ewig ihrer Führerrolle in der Geschickte der Menschheit verloren. Die Rede des Herrn Castelar ist, wie gesagt, sehr schön. Sie strotzt förmlich von hohen Worten, tiefen Gedanken und trefflichen Gefühlen Nur ein sehr treffliche- Gefühl mangelt dem Hrn. Castelar, nämlich da- für die Realität der Thatsachen und wir fürchten fast, daß dieser Mangel die Wirkung der Rede in etwa- abschwächen wird, wenigstens dürfte sich in Deutschland kaum jemand finden, der sich um die Schmähungen des Herrn Castelar viel kümmerte, überdies steht eS glücklicherweise nicht zu befürchten, daß dem beredten Herrn ein zweites Mal die Leitung der auswärtigen Politik Spanien- anheimfallen könne. Der monarchische Gedanke, den die Regentin Maria Christine so würdig verkörpert, gewinnt jenseit der Pyrenäen immer mehr Boden, und für die Anhänger des Königtums kann ja keinen Augenblick Zweifel da rüber bestehen, ob sie sich freundlicher zu Frankreich oder zu Deutschland stellen sollen. ES giebt in Spanien drei Parteien: die Republi kaner, als deren eigentliches Haupt Ruiz Zorilla gilt, welcher aber als Verbannter in Paris lebt; die Kon servativen mit Canova» del Castillo als Führer, und die Liberalen, die Anhänger des Herrn Sagasta. Wie bekannt, hat gegenwärtig der Letztere die Macht in den Händen. Die Karlisten können kaum noch als politische Partei gelten, wenigstens sind sie in den Cortes nicht vertreten. Es ist nun eine ebenso fest stehende wie erfreuliche Thatsache, daß beide regier ungsfähige Parteien eifrig bemüht sind, mit den Mitteleuropäischen Friedensmächten Fühlung zu halten. Sollte daher auch das Kabinett Sagasta über kurz oder lang einmal zum Rücktritte genöthigt werden — und es befindet sich eben jetzt in etwas schwieriger Lage —, jo würden dadurch die auswärtigen Be ziehungen des Landes durchaus nicht in Mitleiden schaft gezogen. Die ausgesprochene deutschfreundliche Politik Spa niens ist zuerst vom Könige Alfons X1I1. ein- geschlagen worden, der an seinem damaligen Minister Canovas del Castillo einen eifrigen und von dem glücklichen Erfolge dieser Politik überzeugten Mit arbeiter fand. Weder der Karolinenstreit noch der frühe Tod des Königs haben die maßgebenden spani schen Staatsmänner von diesem Wege dauernd ab» Bor wenigen Wochen erst hat Hr. Sagasta einen neuen deutlichen Beweis sür seine dem Friedensbunde freundliche Gesinnung abgegeben, in dem er die spanischen Gesandtschaften in den Haupt städten der Dleibundmächte zu Botschaften erhob. Diefe Maßregel hat in Spanien selbst einhellige Zu stimmung gefunden, und die freundliche Stellung der deutschen Presse zu dieser Angelegenheit ist in Madrid sehr bemerkt worden Der „Jmpircial", das an erkannte Organ des Ministerpräsidenten, schrieb da mals, am 15. Januar: „Die deutschen Blätter geben, wenn auch nicht dem Glauben, so doch der Hoffnung Ausdruck, daß Spanien geneigt sei, im Einklang mit den großen Zentralmächten zu handeln. Wir unsrer seits gestehen offen, daß uns die Vorherrschaft Deutsch lands in Europa wünschenswert und ersprießlich scheint." Es ist nur natürlich, daß sich in dem Maße, wie die Stellung Spaniens zu dem Dreibunde eine herz liche ward, sein Verhällnis zu Frankreich trübte. Tie Kälte, welche zur Zeit zwischen den beiden Nachbar reichen herrscht, kommt zum deutlichsten Ausdruck durch die Abberufung des seitherigen spanischen Gesandten in Paris, des Marquis Albareda, der sehr sranzosen- freundlich gesinnt war und aus seiner Abneigung gegen Deutschland kein Hehl machte. Aber auch die Prssse der beiden Länder giebt ein treues Bild von den nichts weniger als brüderlichen Gefühlen, welche Lagesgeschichk. * Berlin, l3. Februar. Se. Majestät der Kaiser nahm heute Vorträge und die Meldungen einiger höherer Offiziere entgegen, arbeitete Mittags mit dem Chef des Zivilkabinets und empfing den Besuch der scheint noch in weiter Ferne zu liegen. Bald konfis zieren die spanischen Grenzwächter eine Ladung Spiri tuosen, von denen die Franzosen behaupten, es sei Wein gewesen, während die Spanier versichern, es sei Schnaps, der nur deS geringen Zolles wegen als Wein habe eingeschmuggelt werden sollen; bald schlagen die spanischen Zeitungen Lärm, weil sich aus der algierssch marokkanischen Grenze irgend etwa- regt, das die lebhafte Phantasie ihrer Redakteure für ein franzö- siches Heer hält, welches Marokko erobern will; bald endlich behauptet man in Paris, die spanische Regierung ergreife an der Pyrenäengrenze höchst verdächtige mili tärische Maßregeln u. s. f. Bundesgenossen finden die französischen Zeitungen nur an der republikanischen Presse Spanien-, vor allem am,El Globo', dessen Redakteur, irren wir nicht, Herr Castelar, der gewaltige Redner vom vorigen Mittwoch, selber ist. Dieses Blatt läßt es sich auch angelegen sein, die Spanier von Zeit zu Zeit mit großer Empbase auf ihre latei nische Abstammung hinzuweisen und daraus die Not wendigkeit eine- engen Anschlusses an Frankreich zu folgern. „Aber, so antwortet mit Recht der „Jm- parcial": sind die Herren Depretis und CriSpi nicht ebenso liberal, ebenso fortgeschritten, ebenso lateinisch wie Herr Sagasta? Und doch haben sie nicht gezögert, sich an Deutschland anzuschließen I Wenn wir in Eu ropa eine ähnliche Stellung erringen wollen, wie sie Italien gegenwärtig inne hat, so werden wir den gleichen Weg einschlagen müssen." Nach diesen Äußerungen zu urteilen, scheint man in Madrid entschlossen zu sein, bei erster Gelegenheit die Ansprüche geltend zu machen, welche Spanien ver möge seiner Geschichte und Größe erheben darf, näm lich im Rate Europas Sitz und Stimme zu haben. Allerdings giebt vorläufig noch dem Lande weder seine Einwohnerzahl, noch seine militärische Kraft einen unbestreitbaren Anspruch auf eine solche Stellung, aber wenn Spanien dieses Ziel erreichen will, so hat eS sicherlich den einzig richtigen Weg eingeschlagen; nur Anschluß an die zentralen Friedensmächte kann ihm den gewünschten Erfolg bringen, ein Bund mit Frankreich niemals! FruiUcton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 13. Februar: „Iphigenie auf Tauris." Schauspiel in 5 Akten von Goethe. ES fand diese Vorstellung zu ermäßigten Prei sen statt und sie halt» insofern einen ihrer Haupt zwecke erfüllt, al» sie diesem klassischen Werke, welche» für den Schönheitssinn und für eine erhabene Läute rung des Gemüts und deS rein menschlichen Em- psi idens so auferbauend wirkt, einen erweiterten Zu- schauerkreiS zuführte. Dadurch wird dem bildenden Einfluß der Poesie ein Entgegenkommen geboten, da» einen Teil der im Wege steh nden Behinderungen aufhebt. Auch im September 1885 bewährte sich in solcher Vorstellung zu ermäßigten Preisen die An ziehungskraft dieser Goetheschen Dichtung Gerade diese» Beispiel bewährt mehr al» andere verwandte Erscheinungen ein noch vorhandene» zahlreiche» Fest halten de» Publikums an einer idealen Kunstrichtung, die in der Einfachheit den Weg zur Tiefe und Größe sieht. Wir wollen unS dieser Thatsache freuen gegen über der bunten verwildernden Geschmacklosigkeit deS modernen Materialismus. Frl. Ulrich, unsere Darstellerin der Titelrolle, bringt dieser anziehenden und bedeutsamen Aufgabe stet» die gleiche Wärme entgegen und ihre treue Hin gabe erregt und erhebt die Anteilnahme deS Publi» tu«-. Für die übrige Besetzung und wackere Leistung — Thoas Hr. Porth, Pylades Hr. Dettmer — ist nur insofern eine Änderung eingetreten, als der Orest jetzt an Stelle des Hrn. MalkowSky von Hrn. Gru nert gegeben wird. Der Abfall würde minder fühl bar und erkältend fein, wenn dieser junge Schau spieler die Notwendigkeit einer natürlichen, zusammen hängenden und dadurch deutlichen Redeweise als eine Grundbedingung beherzigen wollte. Er würde sich selbst dadurch einen unendlichen Nutzen stiften. Was ist es für eine Abirrung vom gesunden Streben, für ein ohnmächtiges Mittel, wenn ein gebildeter, begabter Darsteller wähnt, den Strom der geistigen Erregung und Leidenschaft dadurch zu verstärken, indem er ihn fortwährend unterbricht und zersetzt und zwar durch eine ge schraubte, bohrende, den Ton hervorstoßende, ja ost stöhnende Deklamation, welche durch Augenrollen und krampfhafte Gesichtsverzerrungen noch ungenießbarer gemacht wird. Bei solcher manierierten Methode kommt eS für die Wirkung auf den gesunden Geschmack leider gar nicht mehr darauf an, ob ihr innerer Kern wahres, tiefes Empfinden ist, an das ich gar nicht zweifle, oder bloß Affiliation Die krankhafte Abirrung und Hohlheit der technischen Veiwirkltchung läßt gleich daS Ganze unglaubhaft, ja hohl erscheinen und zwar höchst ungerechter, höchst beklagenswerter Weise, d,nn Hr Grunert hätte eS bei seiner Intelligenz und ernsten opferwilligen Arbeitskraft wahrlich nicht nötig, zur unruhigen Übertreibung statt zum sicheren herzbewegenden Ausdruck der Einfachheit zu grei sen. DaS ist meine Überzeugung, die ich au» Wertschätzung eine» ausrichtig ringenden Schau spieler» nicht länger verschweigen kann, jo gern sich auch eine wohlwollende Kritik möglichst lange mit einer vorzugsweisen und oft geübten Erwähnung ge lungener Einzelheiten hinhelfen möchte. Es geschieht endlich doch nur auf Kosten des anderen Teils. Hr. Grunert möge sich einmal aufrichtig die Frage und den Vergleich selbst zu beantworten suchen: Wie redet der Mensch im Leben und wie redet er in der Kunst? Die Antwort und ein guter Wille werden ihn zu schönen Zielen führen; mit Anerkennung ist die Welt immer bereit. O. B. I,. L re-den, 14. Februar. Die zehn hiesigen stenographischen Körperschaften begingen gestern in Siegel» Sälen den 99. Geburtstag Gabelsberger» durch einen Festaktus, an dem sich gegen 300 Per sonen beteiligten. Nach Vortrag eines von Frl. Voigt gedichteten Prologs durch Frau vr Schedlich (b.ide- Mitglieder des hiesigen Damenstenographenverein») hielt Hr. Geh. Rat Häpe die Festrede. Der Redner erinnerte daran, daß man eS bei früheren ähnlichen Gelegenheiten als besondere Auf gabe betrachtet habe, den gegen die stenographische Kunst verbreiteten Vorurteilen entgcgenzutreten Heute sei dies nicht mehr so nötig, denn die Stenographie ei heute anerkannt als wesentliches Förderungemittel geistiger Bildung, als ein unentbehrliches Mittel des schriftlichen Verkehr», sie sei als Trägerin und Vermitt lerin der Arbeitskraft gewürdigt und vielfach begehrt. Der Redner ging sodann über zum eigentlichen Gegen stände, deb Bedeutung Sachsen» für die Gabel»- bergersche Redezeichenkunst, die er von den Ge sichtspunkten der äußeren Verbreitung, ihrer wissen schaftlichen Pflege, ihrer amtlichen und geschäftlichen Anwendung und ihres Schutzes »gegen eifersüchtige Nebenbuhler b«leuchtete. In ersterer Beziehung wies er ziffermäßig nach, daß unter Vaterland, wie in Be zug auf die Dichtigkeit seines Eisenbahnnetzes, wie in Bezug auf die Durchdringung aller feiner Landesteile mit dem Segen des Gewerbfleißes, so auch in Bezug auf die Verbreitung der Redezeichenkunst unter allen deutschen Staaten die erste Stelle einnehme. Dasselbe gelte in der zweiten Beziehung, insbesondere durch die Thätigkeit der Staatranstalt, deS stenographischen Jn- tituts. welches bemüht sei, bei seinen Mitgliedern die wissen- chaftliche Leistungsfähigkeit auf die höchste Stufe zu »ringen, und dieselbe durch zweckmäßige Arbeitsteilung auszunutzen. Ebenso finde die amtlict e und geschäftliche Anwendung der Redezeichenkunst in Sachsen in großem Umfange statt; nicht nur seien Mitglieder des König!, stenographischen Instituts von zahlreichen gesetzgebenden Versammlungen, von wissenschaftlichen Vereinen Deutsch lands und des Auslandes zur wörtlichen Aufnahme der Verhandlungen berufen worden, sondern auch in den Amtsstuben der Sachwalter, bei größeren in dustriellen und kaufmännischen Unternebmungen habe die Redezeichenkunst immer steigende Verwendung gesunden. In Bezug auf den Schutz gegen die Be einträchtigung der Gabelsbergerschen Kunst durch den Wettbewerb anderer Schnellschriftarten habe sich die sächsische StaaiSanstalt als ein wahres Bollwerk er wiesen, wa- Redner insbesondere in Bezug auf die Stolzesche Kurzschrift eingehend darlegte; im Verein mit den ihm treu anhängenden sächsischen Steno- graphenvereinen habe sich da- Institut al- eine feste Mauer erwiesen gegen den Andrang einer durch Eitel keit und Oberflächlichkeit erzrugien überstürzten Ver-
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