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den Erzählungen der Herrn Pfarrer Filtzer aus Brunn- döbra i. B. von feinen Erlebnissen in Polen, und nach- mittags 2 Uhr versammelte sich die Kirchgemrinde mit den fremden Gästen im Golteshause zu einem Festgottesdienste, in dem Herr Pastor Spranger-Dresden in der Festpredigt nach scharfer Beobachtung der gegenwärtigen Umstände, die eine Erstarkung der katholischen Kirche erkennen lassen, der Gemeinde die Mahnung in Osfenb. 3, I I ans Herz ltgte: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!" Mit markigen, eindringlichen Worten faßte er seine überzeugenden Ausführungen zusammen in den Ruf: „Deutsches Volk, pflege deine heiligsten Güter! Pflege das Wort vom Kreuz durch die Tat der Liebe und durch die Erweckung des allgemeinen Priestertums." Wie ein gläu biges Gelübde erklang darauf der Chorgesang: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke" mit Sopransolo (F.äulein Gertrud Thorning-Dippoldiswalde) und dem Schlußsatz: „Lin' feste Burg", eine Komposition von Georg Brückner. Nach diesem erbaulichen Gottesdienste eröffnete Herr Pfarrer Birlner-Schmiedeberg die Nachversammlung in Schusters Gasthofe mit einer tief gegründeten Ansprache, in der er des Heimgegangenen Herrn Pfarrers Schädlich wehmuts voll und de» aus dem Vorstand des Zweigoereins ge- schiedenrn Borsitzenden, des Herrn Geh. Konsistorialrats Hempel dankbar gedachte, dann die segensreiche Wirksam keit des vor 85 Jahren gegründeten Guslav-Adolf-Haupt- vrreinr hervorhob und es als unsre Pflicht bezeichnete, die Bestrebungen dieses Vereins aufs kräftigste zu unter- Üützen. Darauf folgten hochinteressante, teilweise aus eigene Erlebnisse gegründete Erzählungen der Herrn Pfarrer filtzer über die Einführung der Reformation in Polen, über die gewalttätig austretende Gegenreformation und über den jetzigen Stand der evangelischen Kirche in diesem LanLe. Eine halbe Million Polsn sind evangelisch. Hohe Anerkennung zollte Redner dem Gustav Adolf-Vereine, der sich der bedrängten Evangelischen in Polen warm und tatkräftig annehme Lauter Beifall am Schlüsse dieser Mitteilungen bekundete die starke Anteilnahme der Zuhörer an dem harten Geschick der dortigen Glaubensgenossen. Aus dem Kassenberichte des Herrn Kassierers Schubert- Dippoldiswalde ging hervor, daß am Schlüsse des Vereins- jahres 1916 das Gesamtvermögen 2101,62 M. die Ein nahmen 1381,73 M. und die Ausgaben 1305,42 M. be trugen. Für den Rechnungsabschluß 1915, der von Ruppendorf geprüft worden war, wurde dem Kassierer Entlastung erteilt. Von der Einnahme aus dem Jahre 1917 soll l/3 dem Hauptoereine zu sofortiger Verwendung, >/z der evangelischen Gemeinde in Aussig und >/z den ös? rreichischen Schulen, bisher je 300 M , überwiesen werden. Die Kirchen- und Saalsammlung beim Reich städter Feste in Höhe von 90 M soll auf Vorschlag de» Herrn Pfarrer Filtzer zur Unterstützung armer evangelischer Kinder in Lodz verwendet werden. Außerdem bewilligte man 300 M. als Reformations-Jubtläumsgabe. Die Neuwahl eines Vorsitzenden überließ die Versammlung der Dorstandschrft Kindergesänge und ein Sopransolo von Fräulein Thorning füllten in angenehmer Weise die Pausen zwischen den Vorträgen und Berichten aus. Dankcsworte der Hen-n Pfarrer Birkner und Herz und allgemeiner Gesang schlossen gegen 6 Uhr die Festoersammlung, die gewiß de alten Freunde des Gustav-Adolf-Vereins zum Durchh^lten gestärkt und dieser segensreichen Ausgabe auch mm Freunde erworben hat. Altenberg Am Donnerstag mittag kurz nach 12 Uhr wuroe die Feuerwehr alarmiert. Im städtischen Teile des Raupennestes war oberhalb der Plattform ein Wald brand entstanden, der o,er durch herbeigeeilte Feuerwehr- keute und andere Hüss^^reit« erstickt werden konnte, ehe er weiter um sich grifs, da es sich nur um einen Brand des allerdings sehr ausgetrockneten Malobodens handelie. Ueber die Sntstehungsursachr konnte etwas Bestimmtes nicht ermittelt werden. Dresden Verlängerte Gültig leit der Dresdner 50-Ps- Lcheine. Der Rat zu Dresden hat die Gültigkeitsdauer der von der Stadt ausgeged-nen Geldguischeine über 50 Pf. bis zum 31. Dezember 1918 verlängert. Von einer Vermehrung der städtischen Kleingeldgutscheine wird ab gesehen. Hohenstein-Ernstthal. Die hiesige Bäckeuunung hielt zum dritten Male eine Versammlung ab, um in der Frage der BäckereienZusammenirgung eins letzte Ent schließung zu treffen. Nach langer Aussprache kam man jedoch wieder zu keinem bestimmten Entschluß, der die Zusammenlegung der hiesigen Bäckere-betriebe (von 44 aus 22) auf dem Wege der freiwilligen Vereinbarungen sichern sollte. Die ganze Angelegenheit will man nun aus sich beruhen lassen und eine abwartende Stellung «innehmen, die allerdings wohl den weit mißliebigeren Druck der Krtegsamlsjtelle Leipzig bringen wird. Letzte Neue v-Boots-Erfolge. Berlin, 7. Oliober. (Amllich.) In der Nordiee wurden durch unsere v-Boote nemrdinys 5 Dampfer versenkt, 3 von ihnen wurden aus stark gesicherten Geleit zügen herausgeschossen, von den beiden anderen Dampfern war einer bewaffnet. Der Chef des Admirüislabes der Marine. Notenwechsel zwischen Amerika und Japan. Amsterdam, 6. Oktober. Wie „Daily Telegraph" aus Washington vernimmt, soll zwischen Japan und Amerika über die internationalen Beziehungen Japan«, über das japanische Protektorat in China und über die japanischen M WrentrM M Aus der Verlustliste Nr. 450 der Kömgl. Sächs. Armee. Hesse, Paul, Börnchen, ins. Krankh. i. ei. Feldlaz. gestorben. Jnkermann, Kurt, Schmiedeberg, l. v. Legler, Mar, Seifersdorf, ins. Krankh i. Res -Laz. Arnsdorf gestorben. Liebscher, Willy, Frauenstein, ins. Krankh. ge- storben. Wuttke, Erich, Eefr, Kleinkreischa, l. v., b. d. Tr. Glöckner, Emil Bruno, Reichenau s. Wolf, Alfred Paul, Lungkwitz s Flottenbewegungen im Stillen Ozean ein Notenwechsel staltsinden. Peru bricht die Beziehungen mit Deutschland ab. Amsterdam, 8. Oktober. Reuter meldet aus New Port: Ein Telegramm aus Lima teilt mit, daß der peruanische Kongreß fast einstimmig beschloß, die diplomatischen Be ziehungen mit Deutschland abzubrechen. An Berliner amtlicher Stelle tsl bisher keine Bestätigung dieser Reuter- meidung eingelausen. Amsterdam, 5. Okioaer. „Times" melden bezüglich der Nachricht von dein neuen päpstlichen Vermittlunge- angebot: Wir hoffen, daß diese Meldung nicht wahr ist. Die Zentralmächte haben nur die Wahi zwischen Unter werfung und Niederlage. Deutschland kann morgen Frieden haben, wenn es unsere Bedingungen onnimmt und seine j vollkommene Niederlage anerkennt. Die Reden Czernins i und Kühlmanns können die Entente nicht andern Sinnes machen. Ein päpstliches Bermittlungsangebot an die Entente. Rotterdam, 5. Oktober. Nach dem „Nieuwe Raiter- ! dänische Courant" erfährt „Daily Telegraph" aus Rom ! vom 2. Oktober, daß der Papst tatsächlich der Eutente seine Vermittlung angeboten hat und ihre Antwort ab- > wartet. ! Die russische Zarenfamilie wird nach einem sibirischen Blatte in dem 20 Meilen von ! Tobolsk entfernten Kloster Tobolsk Aufenthalt nehmen, i Vom Reichstag. ! Berlin Wie die „Vossische Zeitung" hört, haben die > Führer der Mehrheitsparteien des Reichstags beschlossen, heute im Reichstage die Fortsetzung der Jnterpellatisns- ! debatte vom Sonnabend auf Dienstag zu vertagen. Ebenso soll die angesetzts 3. Lesung des Nachtragsetats nicht statt- : finden. Er soll vielmehr noch einmal in den Ausschuß i zurückoerwiesen werden, um dort mit Rücksicht auf j Auftreten des Reichskanzlers noch einmal über die grund- s sätzliche Frage der Zulässigkeit einer solchen Stell? wie s auch über die Eignung der vorgeschlagenen Persönlichkeit i beschlossen werden. Wie dis „Bossifche Zeitung" außerdem j mitteilt, wird im Ausschuß auch Aufklärung über die Art ! der Verwendung von Staatrgeldern zwecks Agitation im < Heere verlangt werden, von der der Ausschuß erst durch die Sonnabendoerhandlung erfahren habe. Bei der Be sprechung der Führer der Mehrheitsparteien waren auch Lie Nationalliberalsn vertreten. Sie wann jedoch nicht - in der Lage, im Namen ihrer Fraktion Erklärungen ! avzugeben, da diese sich noch nicht schlüssig gemacht ! hatte. Wie das „Berliner Tageblatt" erfährt, soll der Siebener- ! auslchuß wieder zusammeniretea, um gemeinsam mit dem i Reichskanzler und den führenden Bundesratsmitgliedern über die polnische und elsaß-lothringische Frage zu ver- ! handeln. - - Zeitweise heiter, etwas wärmer, keine erheblichen Niederschläge. ZM« WnikM ücsnt kni Me. W Todesanzeige. S Hierdurch allen Verwandten, Freunden und I M Bekannten die traurige Nachricht, daß unsere W W liebe treusorgende Mutter, Urgroß', Groß- und H DA Schwiegermutter, Frau W D Auguste M KMer D I am 6. Oktober abends -anft und ruhig entschlafen I I ist Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag I M 2 Uhr vom Trauerhause aus statt. . Dies zeigen tiesbetrübt an I Niederfraucndorf. Ernst Köhler, Gutsbesitzer, und Lochte?, ö Stürmische Reichstagssttzung. — Berlin, 6. Oktober. ! Im Reichstage standen heute auf der Tagesord-s nung die sozialdemokratischen Interpellationen über, die alldeutsche Agitation, die Deutsche VaterlandK Partei und die einseitige Ausübung des Vereins- und Versammlungsrechts durch die Stellvertretenden Ge neralkommandos. i Ist dem Reichskanzler bekannt, daß im Heere Vvni Vorgesetzten eine eifrige Agitation zugunsten alldeut-! scher Politik und namentlich auch gegen Beschlüsse dess Reichstags betrieben wird. WaS gedenkt der Reichs kanzler zu tun, um diesem Mißbrauch der Dienst-^ gewalt durch die Vorgesetzten Einhalt zu tun? ) Ist dem Reichskanzler bekannt, daß von Stell»! vertretenden Generalkommandos Verordnungen erlassen) worden sind, durch die das Vereins- und Versamm lungsrecht einseitig zugunsten alldeutscher Propaganda^ gehandhabt wird. ! Abg. Landsberg (Soz.): Im Heer steht man der alldeutschen Agitation freundlich gegenüber, sie wird durch unzählige Kanäle ins Heer geleitet, und zwar unter Mitwirkung der vorgesetzten Behörden. An der! Spitze der Partei stehen Männer, die bisher unter! denr Kriege noch nicht zu leiden hatten. Wir lassen! uns die Liebe zu Deutschland von niemand nehmen. Sie müßten sich doch darüber klar sein, daß Deutsch--! land, so groß, auch seine Kraft ist, ohne Bundesgenossen — so muß die Frage gestellt werden (sehr richtig! links und im Zentr.) — nicht der ganzen Welt den Frieden diktieren kann. Immer wieder ist der Ter min, an dem bestimmte Hoffnungen sich verwirklichen sollten, hinausgeschoben worden. Genau so, wie ein zahlungsunfähiger Schuldner einen Wechsel prolongiert. (Große Unruhe rechts.) Wir können uns in Zukunft nur "erhalten, wenn es gelingt, den Zusammenschluß der Feinde zu sprengen. Die Führer der Vaterlands partet wollen auch fernere Leiden ertragen. Aber es sind die Leiden anderer. (Unruhe rechts.) Man sucht mit großen Geldmitteln eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Kriegsgewinnler Wohl fühlen. Der Regierung Hilst man mit Drohungen nach. Eine Flut von Beschimpfungen ist über den Reichstag ergangen. Man versucht, den Geist des deutschen Volkes zu fäl schen. (Großer Lärm rechts, Glocke des Präsidenten.) Redner führte dann zahlreiche Beispiele an: Ein Major sprach z. B. von Scheidemann-Lümmels; in einem Gefangenenlager wurde gesagt, Erzberger und Scheide mann gehörten ins Zuchthaus. Den Vogel abgeschossen hat ein gemütvoller Hauptmann, der seinem Erstau nen Ausdruck gab, daß noch niemand Scheidemann über den Haufen geschossen habe. (Lachen links.) In un serem Heer sind alle Parteien vertreten. Deshalb darf unter keinen Umständen eine Politik hineingetra gen werden, die verhetzend wirkt. (Beifall links.) Dev Reichskanzler muß gegen diese Agitation einschreiten. Preußischer Kriegsminister v. Stein: Eine Agitation zu politischen Zwecken wird weder von mir, noch von der Heeresleitung in der Armee geduldet. (Lachen bei den Soz.) Es hat gewiß schon große Mühe gekostet, die Paar unbedeutenden Beispiele zusammenzusuchen. (Stürmischer Widerspruch links. Zurufe bet den Soz.: Unerhört. Große Unruhe. Präsident Dr. Kaempf: Es ist unmöglich, die Verhandlungen so weiterzuführen. Ich bitte, die Zwischen rufe zu unterlassen.) Eine Aufklärung in der Armee hat von Anfang an stattgefunden, geht aber nach ganz anderen Zielen, die weitergesteckt werden mußten, als der frische Bewegungskrieg in den Stellungskampf überging und die Lasten in der Heimat sich schwerer bemerkbar machten. Die Lügen des Feindes, in denen er uns immer die Schuld zuschiebt, waren um den ganzen Erdball gelaufen. Der Soldat mutzte über die Ursachen des Krieges aufgeklärt werden und über die Folgen einer Niederlage. (Sehr richtig! rechts.) Auch die Verhältnisse in der Heimat, die er auf Urlaub in verändertem Zustande wiedersah, mutzten ihm klargelegt werden. Unsere Soldaten hungerten nach geistiger Nahrung. Zurufe bei den Soz.: Nach Brot. Große. Unruhe; Glocke des Präsidenten.) Sie ist ihnen ;in reichem Maße zuteil geworden. Die Oberste Hcercs- leitung hat selber allgemeine Richtlinien herausgegeben. (Hört, hört! links.) Die Mittel sind: Vorträge, Zeitungen, Theater, Musik, Kino. Wo die Grenzen von impulsiven Maturen überschritten wurden, ist sofort eingegriffen. Von Politik War keine Rehe. Generalfeldmarschall von Hinde»? bürg mußte kürzlich durch unzweideutige Worte ein Lügens gewebe zerstören, das von weitgehenden Differenzen zwischen lhnr und Ludendorff auSging. Auch diese Lüge hatte kurze Weine. !. - Staatssekretär Dr. Helfstrich: Der Miegsminister hat ^die in der Interpellation gestellte Frage beantwortet:' (Widerspruch links und im Zentrum.) Der Reichskanzler, ist auch mit den militärischen Stellen darüber einig, daß !die Politik nicht in die Armee hineingetragen werden darf. (Lachen links.) Damit ist der Nahmen für die. Aust klärungsarbeit gezogen, gewiß aber hängt ivel vom Takt des! einzelnen Vorgesetzten ab. Werden Mißbräuche bekannt: so wird eingeschritten. Auch, den Beamten mutz gestattet seins sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen Politisch zu! betätigen. (Allseitige Zustimmung.) Aber kein Beamtes darf seine Amtsstellung dahin mißbrauchen, daß er auf Personen, die ihm unterstellt sind oder sich abhängig fühlen, in Politischer. Beziehung einen Druck ausübt. (Zuruf links: Es geschieht aber!) Mißbräuche sind zweifellos nicht so häufig, wie hier von Herrn Abg. Landsberg behauptet worden ist. Der Reichskanzler, als dessen Stellvertreters ich hier spreche, ist mit Arbeiten überlastet, diese, Inter pellation konnte für ihn keine Veranlassung sein, hier zu erscheinen.' (Widerspruch bet den Soz.) Ich bin Manus genug, zu antworten. (Unruhe links.) Bei der Frage der KriegSztele in der nächsten Woche wird der Reichs kanzler selbst antworten. i ES folgt , die Besprechung. Abg. Trimborn (Zentr.): Die Fülle Les Materials der Interpellanten beweist sein? Behmlptungen. Auch', mir sind zahlreiche Fälle dieser Art gemeldet worden. Grundsätzlich muß im Heere jegliche Aaitatwn diele«