Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-21
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.12.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W2S5. lu> r—- s ILUrllov, .... 1» I tritt ?o»t- aoä Mrllov, 1 »0 ?s. ^>nr«Io« kluiowvr»: 10 kl. i ^»küacki<k«»x»8«klttlr»» r i'Lr <t«m lt«ui» «u»vr 2«il^ ^IeiQ«r otuitt <0?k. vQt«r „^il>8»uu>ät" äi« 2eUo KO?k. t>« <u»d 2iS«ra»»tt oottpr. ^us»et»I»^. Lr>ek«l»»»i lk^Iio^ mit äa»o»tull« der 8oiu>- iu»d ksiertt^« »dsod». ^«rniprvok-ALoolllu»»: l^r. 1IVS Mittwoch, den 2t. Dezember, abends. DresdnerMurnnl. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1887. a»»»»» r*> »»»Lra», F>. OoomuEOQLr «1« Or«diwr ^oar»Kt»i S»»d»rU-L«rU» Vli 1—l->r—t»»- I>»»t1»r» ». II.: Aaa»sn«te»W L ^o-ier,' I»rU» V1«-S»mI>«rU- ». ». NL»«d»»: ü»ä Alo««, kort» LaoLo» - LorU» kr«»ke»rr o » «t»«E»r1: ct Oo, »«rtto: SdrUl»: L, Alfter» As»eA/oio«', s«u»,r»r: k? ÄeX»I«t«r, LoU» o. ».I L««t O Oo. N»r»«»,»v«r, Löwst. krpodittov äs» l)r«<tll»r ^oariuU», Or«»dvL. /vio^vritr»«« >0. kontAprooN-AaioNIa« Kr. 1«0Ü. Bestellungen auf dat „Dresdner Journal" für daS nächste Lierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), fir an-wirt» bei den betreffenden Postanstalten. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Müller, Pillnitzer Straße 64, dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), dem Herrn Buch händler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Ernst Paul Brückner, Schmiedegäßchen 2, Ecke der Hauptstraße und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Sr. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hausmeister Keil in Leipzig daS allge meine Ehrenzeichen zu verleihen. Verordnung, die Einführung einer neuen Arzneitaxe betreffend. Nachdem auf Anordnung des Ministeriums der Innern eine neue Arzneitaxe aufgestellt worden und unter de« Titel „Arzneitaxe für das Königreich Sachsen. Elste Auflage. * in der Hosbuchdruckerei von T. C Meinhold und Söhne hier erschienen ist, so wird Solches hierdurch bekannt gemacht und Nachstehendes verordnet: 8 1. Alle Apotheker der Lander haben vom l. Januar 1888 an ihre Forderungen für Arznei mittel, pharmazeutische Arbeiten und Gesäße genau nach Maßgabe dieser Taxe und ihrer Nachträge, deren Erscheinen jedeSmal im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung bekannt gemacht werden wird, ein zurichten, dabei auch den in der ersteren und eventuell in den letzteren enthaltenen allgemeinen Bestimmungen nachzugehen Auch haben die Apotheker bei 30 M. Strafe da für zu sorgen, daß die Taxe nebst deren Nachträgen, welche dem Hauptexemplare der Taxe anzuheften sind, in der Offizin zu Jedermanns Einsicht bereit liegt. tz 2. Ueberschreitungen der Taxe und ihrer Nach träge sind mit Geldbuße bis zu 150M. (tz 148,8 der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich) zu belegen. tz 3. Aerzte und Wundärzte, welche von dv für ihre Kranken verschriebenen Arzneien einen Rabatt oder andere Vortheile vom Apotheker annehmen, so wie Apotheker, welche dergleichen bewilligen, oder mit Aerzten oder Wundärzten auf gewisse Prozente, einen Antheil am Gewinne oder unentgeltliche Lieferung von Medikamenten oder anderen Waaren kontrahiren, unter liegen einer Geldbuße bis zu 150 M. oder bei er- FeuiUeton. K. Hostheaker. — Altstadt. — Dienstag, den 20. Dezember wurde R. Wagners „Walküre" ge geben. Die Vorstellung des Werkes unter Leitung de» Hrn. Kapellmeisters Schuch war in ihrer Gesamt heit eine künstlerisch musterhafte. In Wagner- Musik dramen bleibt die Leistung des Orchesters immer gleich meisterhaft und bewunderungswert, und die Darsteller bleiben unermüdlich in voller Anspannung ihrer Kraft zu möglichst bester Wiedergabe ihrer Partien. Hr. GudehuS, Frl. Reuther und Hr. Decarli, der beson der» gut bei Stimme war, sühnen den ersten Akt ganz vorzüglich au». Es ist der genialste und vollendetste, von keiner Länge abgeschwächte im Gesamtwerte de» „NibelungennnaeS". Frl. Malten gab eine herrliche Leistung al« Brunhilde, voll edlen, dramatisch schön gestalteten Ausdrucke», tief ergreifend in der TodeS- verkündigung de» zweiten Akte». Hr. Schrauff erme« eine sehr loden»werte Auffassung des Wotan und beste» Bemühen, dieselbe zur Wirkung zu bringen; aber die Pattie liegt ihm zu tief, namentlich in der Scene, in welcher der bedrängte Allvater gegen Brunhilde die Klagen und Leiden eine» gemaßregelten Ehemannes auSschüttet. Frl. Saak fang recht gut die Fricka, agiett aber noch zu viel mit den Armen und muß sich durch die Erregung der keifenden Ehefrau nicht zu einem hestia hervoraestoßenen Touansatz verleiten lasten. Den Darstellern der Hauptpattien, an erster Stelle der Walküre, und dem Orchester, welches durch die un gemeine Schönheit feiner Tonsprache entzückte, wurde lebhaftester Beifall zu teil. E. B. schwerenden Umständen einer Haftstrafe bis zu vier Wochen. Einer gleichen Strafe unterliegen Apotheker, welche solchen Personen, die, ohne Aerzte oder Wundärzte zu fein, die Heilkunde betreiben, von den verschriebenen oder entnommenen Arzneien einen Rabatt oder an dere Vorteile bewilligen, oder mit Personen der ge dachten Art auf gewisse Prozente, einen Antheil am Gewinne oder unentgeltliche Lieferung von Medi kamenten oder anderen Waaren kontrahiren tz 4. Alle früheren, die Arzneitaxe betreffenden Vorschriften werden hierdurch aufgehoben. Dresden, am 15. Dezember 1887. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwitz. Verordnung, die Einführung einer neuen thierärztl.chen Arzneitaxe betreffend. Nachdem auf Anordnung des Ministerium» des Innern eine neue thierärztliche Arzneitaxe ausgestellt worden und unter dem Titel: „Thierärztliche Arzneitaxe für da» Königreich Sachsen. Sechste Auflage." in der Hosbuchdruckerei von C. C. Meinhold und Söhne hier erschienen ist, so wird Solches hierdurch bekannt gemacht und Nachstehendes verordnet: tz 1. Alle Apotheker des Lande» haben vom 1. Januar 1888 an ihre Forderungen für thierärzt liche Arzneimittel, beziehentlich pharmazeutische Arbeiten und Gesäße genau nach Maßgabe dieser Taxe und ihrer Nachträge, deren Erscheinen jedeSmal im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung bekannt ge macht werden wird, einzurichten, dabei auch den in der ersteren und eventuell in den letzteren enthaltenen allgemeinen Bestimmungen nachzugehen. Auch haben die Apotheker bei 30 M. Souse da- sür zu sorgen, daß die Taxe nebst deren Nachträgen, welche dem Hauptexemplare anzuheften sind, in der Osfizin zu Jedermann» Einsicht bereit liegt tz 2. Diese Taxe und deren Nachträge haben auch bei der Feststellung bezüglicher Liquidationen der Thierärzte -um SuhM W tzt»en. tz 3. Ueberschreitungen der Taxe und ihrer Nach träge sind mit Geldstrafe bi» zu 150 M. 8 "8,8 der Gewerbeordnung für da» Deutsche R ich) zu be legen. tz 4. Alle früheren, die thierürztliche Arzneitaxe betreffenden Vorschriften werden andurch aufgehoben. Dresden, am 15. Dezember 1887. Ministerium des Innern v. Rostitz-Sallwitz. Verbot. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannfchaft hat die periodische Druckschrift: „social Loisocs Deutsche Extra-AuSgabe Vol. I. Nr. 18 New Kork, November 1^-87." auf Grund von tz. 11 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemocratie vom 21. Oktober 1878 verboten. Dresden, am 21. December 1887. Königliche Kreishauptmannschaft. von Bosse. Plotz. Frieda. Lizthluug »ou B. Rkereater (F-rtsetzun,.) „Aber, liebes Fräulein, wie können Sie die un schuldige Vertauschung nur so schwer nehmen? Der kleine Dynamomaschinenmann verriet mir im ersten Augenblick, daß Sie zu dem wohledeln Stande der Lehrerinnen gehören. Mein untrügliches Ahnungs vermögen sagte mir, daß wir un» bald und ost Wieder sehen würden; ein gewisser Hang zum Inkognito ist mir obendrein von jeher eigen, ich kalkulierte blitz schnell: mit dem Schulrat wird sie nichts zu thun haben wollen, zum mindesten vor ihm ihre Unbefangen heit verlieren, Schmidt, Schulze, Schneider und Müller, alles eins, kurz, da stand Doktor Müller, und eS war doch nett, nicht wahr? Heute nun muß eS eine Ende haben mit diesem kindlichen Vergnügen" (sein Ton wurde fremd und streng), „denn, mein Fräulein, ich komme heute amtlich, um die Weilettsche Schule zu revidieren. Sie würden mich verbinden, wenn Sie die Vorsteherin baldigst von meinem Hiersein in Kenntnis fetzen wollten." Frieda war halb erstarrt. Mechanisch führte sie den Pfeudodoktor ins Entreezimmer und eilte zur Pastorin, um ihr die Nachricht zu bringen. „Schmidt, sagte er? Schmidt?" Frieda nickte stumm. „Nun, das fehlte noch!" ries die Pastorin entsetzt. Ihre gewohnte Ruhe schien sie völlig verlassen zu haben. „Diejer unverschämte Mensch! Wissen Sie nicht, er hat ein ganz abscheuliches Buch geschrieben gegen die Lehrennnen, uh habe eS zwar selbst MLtaiMLer Teil. KetegraphifcHe WacHrichten. San Remo, 2V. Dezember. (W.T.B) Die erbpriuzlich meinivgenschen Herrschaften find nach mittag» hier eingetroffen und am Bahnhöfe vom Prinzen Heinrich, den Prinzessinnen Viktoria, Sophie und Margarethe und von den Spitzen der Behörden empfangen worden. St. Petersburg, 2l. Dezember. (Tel. d DreSdn Journ.) Die „Nowosti" sagen, infolge der militärischen Ausführungen der „Köln Ztg." über den Artikel des „Ruff. Invaliden" könne sich jeder russische Staatsbürger nur ruhiger und gesicherter fühlen, gleichviel ob die Darlegungen der „Köln. Ztg." noch eine Antwort erhalten oder nicht. Dresden, 21. Dezember. Lord Hartington und sein Einfluß auf die irischen Verhältnisse. Seitdem vor nunmehr zwei Jahren Mr. Gladstone sich der Home Rule-Bewegung in die Arme warf, sind jenseit de» KanaleS die politischen Leidenschaften nicht wieder zur Ruhe gekommen. DaS ist ein Leben und Treiben in England, als ob man sich in einer per manenten Wahlzeit befände! Die zahllosen Tages blätter und Zeitschriften, welche unaufhörlich jenes geheimnisvolle Etwas, welches sich unter dem Namen „öffentliche Meinung" verbirgt, zu Gunsten dieser oder jener Ansicht bearbeiten, genügen den politischen Par teien schon längst nicht mehr. Großartige Massen versammlungen, zumeist von Parlamentsmitgliedern in Szene gesetzt, scheinen gegenwärtig das beliebteste Mittel zu sein, um die alte Anhängerschaft bei der Fahne zu erhalten und neue Truppen anzuwerben. Allwöchentlich setzen einige Gladstoneaner nach Irland über, wo sie vermöge ihre» ungestümen Vorgehens nicht selten mit dem ZwangSgesetze in Konflikte ge raten; die Vorkämpfer der Nationaliren hingegen durchziehen das eigentliche England von einem Ende zum andern, um von dem suveränen Volke Gerechtig keit für ihre „vergewaltigten" Brüder zu fordern, wo bei sie sich natürlich so sromm und unschuldig gebär den. als könnten sie kein Wässerchen trüben; neuer dings endlich haben auch die Unionisten eine Reihe von Versammlungen abgehalten, welche sich schon durch die Zahl ihrer Teilnehmer, und in noch höherem Grade durch die Intelligenz und die soziale Stellung derselben zu wahrhaft imposanten Kundgebungen ge stalteten. Die erste dieser Versammlungen fand am 30. No vember in Dublin statt. Wa» Irland nur an be deutenden Industriellen und Kaufleuten, an Gelehrten von Ruf und gesellschaftlich hochstehenden Männern aufweisen kann, hatte sich sür diesen Tag in Leicester Hall zu Dublin zusammengefunden, um Lord Har- tingtou, wie seinem Freunde Mr. Goschen, einen be geisterten Empfang zu bereiten; denn es ist Thatsache. daß die gebildeten und besitzenden Klassen der ganzen Insel, ohne Unterschied der Religion, dem Home Rule feindlich gegenüberstehen. Der unionistische Führer hatte einen ganz besonder- glücklichen Tag. In seiner Rede gelang e» ihm — was kaum noch jemand sür möglich gehalten hätte — einen gänzlich neuen Ge sichtspunkt zur Beurteilung des Gladstoneschen Pro gramms aufzustellen, indem er ausführte, daß Irland binnen 10 Jahren wirtschaftlich zu Grunde gehen müsse, wenn heute das Home-Rule in Kraft träte. Er ging dabei von dem Gedanken aus, daß der Acker- bau, obwohl die Lebensquelle aller Staaten und die cvuättio »iue gu» non ihres Gedeihens, doch allein noch nicht gelesen, aber gestern sprach ich noch mit Fräulein Liebau darüber. Eine ganz infame Leistung ist eS! Und dieser alte Grobian ist nun hierher ver setzt worden und erftecht sich, in meine Schule zu kommen!" ,Fönnen Sie es ihm denn nicht verbieten, Frau Pastorin? " wagte Frieda halblaut zu fragen. „Verbieten? Liebe» Fräulein, Sie sind doch noch ganz entsetzlich unerfahren! Nehmen Sie sich jetzt nur recht zusammen, verstanden? Immer die Besten fragen und möglichst leicht, verstanden? Und machen Sie mir um Gotte»willen nicht solch ein Armsündergesicht, da» verdirbt den ganzen Eindruck Lächerlich I Mir ist es ja absolut gleichgiltig, ob die Regierung einen oder sech» Räte herschickt, meine Schule kann wohl bestehen! Nur dieser Schmidt, dieser unritterliche, grau same Ehrabschneider, daß der e» gnade sein muß! Wo mag er nur anfangen wollen?" In Klasse la wollte er ansangen und zwar zu nächst Fräulein v. Alten» englischem Unterrichte bei wohnen, erklärte der „unritterliche Ehrabschneider" wenige Minuten später, al» die Pastorin, nun wieder mit freundlicher Rube und vollkommener Vorsteherin- nenwürde sich nach seinen Wünschen erkundigte. Arme Frieda! Manche mangelhafte englische Stunde mochte sie wohl schon auf dem Gewissen haben, allein ein so stümperhafte», regellose» Hin- und Her tasten und -fragen, richtige Antworten falsch finden und falsche achtlos passieren lassen hatte sie doch wohl in ihrer ganzen Praxis noch nicht verbrochen, und des Revisor» Gesicht wurde angsterregend finster. Paula saß mit hochrotem Kopf aus einer der vordersten BLnIr .Doktor Goethe' war von seinem Piedestal und für sich seit dem Aufschwünge der Industrie nicht mehr hinreiche, um die Existenz eine» Bolle» zu sichern. Nun würde aber als erste Folge der irischen Selbstverwaltung alles Kapital und alle Industrie, die sich ja beide ausschließlich in englischen Händen befinden, Irland verlassen, und die Insel, aus den Ertrag ihres Bodens allein angewiesen, der im all gemeinen nichts weniger als fruchtbar ist, müßte binnen kurzem einem furchtbaren Elend anheimfallen. Kann also England da- Home-Rule einerseits nicht bewilligen, weil es den inneren Halt seine» StaatS- gebäudes bedrohen würde, so darf eS auch um der Iren selbst willen, den Vorschlägen Gladstones kein Gehör schenken. Daß die Ausführungen Lord Hartingtons vor seinen irländischen Parteigenossen großen Beifall fin den würden, war begreiflicherweise zu erwarten, viel ungünstiger für ihn lagen die Dinge bei der zweiten großen Versammlung, welche am 3. Dezember die schottischen Unionisten vereinigen sollte. Schon feit längerer Zeit suchten die Gladstoneaner den Glauben zu erwecken, als ob die schottischen Liberalen, und ganz besonders die Wähler Lord HartingtonS, dem ab trünnigen Führer ein Vertrauensvotum verweigern würdern. Dies war denselben so gut gelungen, daß Lord Hartingtons eigene Freunde ihn dringend baten, nicht nach Lancashire, seinem Wahlkreise, zu gehen. Ihre Befürchtungen haben sich indessen als unbegrün det erwiesen, der 3. Dezember brachte der unionistischen Sache in der wichtigsten Grafschaft Schottlands einen glänzenden Erfolg. — Eine Woche später traten die Unionisten des eigentlichen England ebenfalls zu einer großen Versammlung zusammen, und das Meeting in der Westminster Town Hall zu London gab begreif licherweise denen in Irland und Schottland nicht- nach. Bei all diesen Versammlungen stand Lord Har tington im Mittelpunkte de- allgemeinen Interesse-, die Autorität dieses Führers haben sie ohne Zweifel mächtig erhöht. Andererseits aber darf man die Trag weite solcher Demonstrationen auch nicht allzugroß be messen. Sicherlich erwecken sie mit ihren donnernden Cheers, der erbebenden Gegenwart der Führer, den begeisternden Ansprachen derselben einen Enthusiasmus, wie er in gleichem Maße niemals durch gedruckte Dar legungen, so beredt und scharssinnig sie auch sein mögen, erzeugt werden kann, allein diese Wirkung bleibt doch immer nur aus die wenigen Tausende be schränkt, welche den Versammlungen persönlich bei wohnten. Die große, ausschlaggebende Men;e ver nimmt von ihnen einzig aus der Zeitung, und da sie schon längst des ewigen Sprechens über die irische Frage müde ist, so werden all die tiefdurchdachten Reden nur sehr selten gelesen, sie bleiben verhältnis mäßig unbekannt und ermangeln einer weitgehenden Wirkung. Wenn die unionistischen Liberalen mit ihren Ver sammlungen den Beweis erbringen wollten, daß Glad stones Behauptung, ihre Partei sei nur im Parla mente vorhanden, im Volke existiere sie nicht mehr, unbegründet sei, so haben sie diesen Beweis glänzend geliefert; aber man kann im Zweifel darüber sein, ob es ihre Politik oder die Persönlichkeit ihre- Führers ist, welche ihnen ihren Anhang im Volke sichern. In der That, man darf die Behauptung aufstellen, daß keiner der Männer, welche gegenwärtig in den ersten Reihen der politischen Kämpfer Englands stehen, die reinste Vaterlandsliebe und echt christliche Gesinnung in so hohem Grade zur Richtschnur feies Handelns genommen hätte, als Lord Hartington. Diese Er kenntnis bricht sich in immer weiteren Schichten de- englischen Volkes Bahn und ist vielleicht das stärkste Band, welches die unionistischen Wahlerscharen zu sammenhält. Jeder Engländer weiß, daß Lord Har- gefallen, sie verachtete, sie verabscheute ihn, wie konnte er nur die arme, arme Frieda so quälen! Nette „Überraschung" wahrhaftig! Und Paula reckte sich fast den Arm aus, um ihren Zeigefinger in der ge liebten Lehrerin Sehkreis zu bringen, das Übersetzen ging ja jammervoll, Fräulein v. Alten fragte aber auch immer gerade die Dummen, und sie, Paula, war doch eine der Fixesten! Indessen weder ihr noch Her mine Stegmann gelang es heute, auch nur ein einzig Mal an die Reihe zu kommen! „Bitte, bitte daS genügt!" sagte der Schulrat eben mit einer ungnädigen Handbewcgung, „gehen wir zum Französischen über!" Während die Mädchen ihre Bücher und Hefte wechselten, marschierte er auf und nieder, trommelte an den Scheiben, trat an- Klavier (Klasse la war zugleich die Aula der Weilertschen Schule, griff einige kühne Akkorde, und Frieda zuckte zusammen. Jetzt wurde ihr's urplötzlich klar, an wen er sie beim ersten Sehen gleich erinnert hatte. Walter! Walter! So hatte er am Flügel gestanden, so den Kopf er hoben, so, ach Gott, da« war ja schrecklich! Nun ver lor sie auch daS letzte noch, was sie in seinen Augen besaß, seine Achtung, denn, sie sah'« an de- Schulrat- Mienenspiel, sie hatte sich lächerlich gemacht, und er, sei es nun Walters Vater oder sonst sein naher Ver- wandter, er würde eS Walter ohne Zweifel wicder- erzählen, wie schlecht die kleine Frieda ihren Platz ausfülleI Ihr Kopf schwindelte. DaS Ergebnis der französischen Prüfung war noch unglücklicher, als da« der englischen. „Genug,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite