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Dresdner Journal : 06.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-06
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1887
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V 28S. lt«rn^»prel»r I. ^„,„k.idU«.U«ot.ok-n läkrUok, - -l8 >^»rk ^jeNoo tritt ko»t- unä 4 k»rk SV?t. tun». Lta»Io« biumworo: tv ?t. k 0 »<i l ^ai»8-8 d ü d r«» r s?kr äsn ktnum ftim r z;e»pi»>l«neo 2«il^ ^I«>n«r 8okrikt 20 t*s. llnter ..Llogosuult" Uw 2«1Ie bv l'k. U«i tndolloo- uo<1 ^ÜierL»»t» vot^pr. Xutsvdl»^. Leooävlu.'nr kit^ircb wit 4usL!tdiue äor 8onn- ancl keisi-t»^» »tlSQ^S. I<'«rn>.t>rseb-^Uttt!Mu»»: Ur 129k - «»».»» — ———— Dienstag, den 6. DeMber, abends. N es-nerIourml. Für di« Gesanrlleitung verantwortlich: Gtto Banck, ssrofeffor der Litteratur» und Kunstgeschichte. »887. LLwUl», von ä»»»»ä1»MlU«» »«HMlrS», l^lpUU: Lei»MÜt«tt«', Ooouni—iooLr <t« l)r««ta« ^ournnl«; Nnmdurg - I«rU» Votxulg Inool- Nroiluu krun^lurt ». » : //oa»«,«te»n L logier, SorUn Vt«n -L»»^«^- r>»L^k»n ». ». »Lood«: A«<i Alo«»,' ?»rt» vooLo» - U«rU» ^rnnUturt » N. - UtuNUnr«: D««t« F 6'0., I.rU>: S4rUt»: S. Zttü^« v. üeSo^U«-,' UnU« n. I.I Laeet O» ll»r»n»ss»b»rr USm^t. kupvältion äs, vrsoänor ^onrnnl», llrusävL, Lvingoritr»«« 20. koinnprovb/tnnoüllli« Ur. Igag. Antnadigungen für die Weihnachtszeit finden im „Presdner Aournat^^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- kreidenden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholnng außerordentliche Vergünstigungen gemährt werden. Amtlicher Teil. Dre-den, 5 Dezember. Se. Majestät der König baden dem Vorsitzenden der Direktoriums des König lichen Konservatoriums für Musik zu Leipzig, vr. jur. Otto Günther das Ritterkreuz l. Klasse des Verdienstordens zu verleihen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Teil. KetegraphrsiHe WcrcHricHten. Paris, 5. Dezember, abends. (W. T. B.) Der Präsident Sadi Carnvt empfing heute Nach mittag mehrere Senatoren und Deputirte, darunter Goblet und Clemenceau, und wird morgen mit anderen politischen Persönlichkeiten konferiren. — Die Kammern werden morgen zusammentreten und sich alSbald weiter vertagen. — In parla- mentarischen Kreisen glaubt man, daß das neue Kabinett vor Donnerstag gebildet sein werde und würde alSdann am Donnerstag den Kammern eine Botschaft zugeken. Die Votierung der provisorischen Budget-Zwölftel soll schnell erfolgen und die Session geschloffen werden. Voraussichtlich wird Goblet die Bildung eines neuen Kabinetts über nehmen und Rouvier, sowie FlourenS in demselben ihre bisherigen Portefeuilles behalten. Rom, S. Dezember. (W. T B.) Depu- tiertenkammer. Auf Anfragen mehrerer De- putierter wegen des Erdbebens in Kalabrien er- klärte der Ministerpräsident CriSpi, rS sei sofort Hilfe abaesandt worden. Die Munizipalität von Rom habe 10 VW KreS. gespendet Rach den letzten Telegrammen seien in Bifignano VOO Häu- ser etngesttrzt, 22 Personen getötet und 6V ver- wnndet worden. Der Schaden belaufe sich un- gefähr auf 1 Million KreS. Der italienische Botschafter in Berlin, Graf d« Launay, ist mit Urlaub hier eingetroffen und hatte heute eine Konferenz mit dem Minister präsidenten CriSpi. ^„Agence Stefani". AuS Massauah von gestern wird gemeldet, daß daselbst ein Abgesandter deS Scheiks ^aleh Achmed, Häuptlings der BaskaS, eingetroffen sei, um gegen den Stamm der MaderS Beschwerde zu führen und die Intervention resp. die Ratschläge der Italiener zur Pazifizierung dieses Stammes nachzusuchen. — Die Abessinier fahren thätiger denn je fort, daS Gebiet auszu kundschaften, um sich über die Bewegungen ver italienischen Truppen zu unterrichten. Der Stamm der Hadendoas, die sich Kaffalas zu bemächtigen versuchten, wurde von den Barakas, die gegen- wärtig Herren von Kassala find, vollständig ge schlagen. Der Negus, welcher von den Italienern, dem König Menelik und den Derwischen bedroht wird, ist unentschlossen, gegen welchen Feind er sich zunächst wenden soll. Washington, 6. Dezember. (Tel. d Dresd>. Journi Der Kongreß ist gestern eröffnet worden. Die Botschaft des Präsidenten ist heute zu erwar- ten. CarliSle (Demokrat) wurde zum Kammer Feuilleton. Frieda. Erzählung von B Mercator. (Fortsetzung.) Nun freute er sich schon auf Friedas DaukeS- gruß, der mußte doch jedenfalls etwas mehr sein, al» die kahlen Worte: „Sie läßt grüßen und sie dankt schön." Allein seine Hoffnung wurde bitter getäuscht. „Frieda läßt grüßen, und sie dankt schön", bestellte Fräulein Wally wieder indem sie Schmidt das Buch zurückgab. DaS rote Zeichen bändchen flatterte nebenher; war das Zufall, konnte eS Absicht sein? „O, sie mochte die Gedichte nur noch ein paar Tage behalten, dergleichen liest man doch nicht so schnell.^ „Sie hat sie eben gar nicht gelesen, gab sie mir gleich wieder, sie ist komisch, die Frieda!" „Komisch!" wiederholte der Assessor und griff nach seinem Hut, allein Frau Selma, die eben rintrat, lud ihn so dringlichst zum Bleiben ein, daß er wohl oder übel noch eine halbe Stunde mit den Damen ver- plaudern und eine fernere halbe Stunde mit Wally die neueste Liedersendung aus der Residenz durch- probieren mußte. Es waren auch Duette dabei, und als der Klang der beiden kräftigen Stimmen sich hin- auffchwang bis oben in daS einsame, halbdunkle Dach- kämmerletn, da hob sich ein blonder Mädchenkopf aus hem Kiffen und zwei veilchenblaue Lugen schimmerten Präsidenten gewäblt, derselbe hielt eine Ansprache, worin er die Notwendigkeit eiuer Revision der fiskalischen Gesetze und der Tarifherabsetzung her vorhob, um eine große und gefährliche Anhäufung deS Geldes im Staatsschätze zu verhüten. Palmer kündigt, eine Bill an betreffs der Einschränkung der Einwanderung. Danach soll jeder Einwan derer durch ein Zeugnis deS amerikanischen Kon suls seines Distriktes darthun, daß er deS ameri kanischen Bürgerrechts würdig sei, andernfalls sei ihm die Landung zu versagen. Dresden, 6. Dezember. Zur Lage in Österreich-Ungarn. Selbst die schlimmsten Feinde der Tripelallianz haben angesichts der offenkundigen Ereignisse nicht die wohlthätigen Folgen dieses friedenserhaltenden Bünd nisses nach außen hin in Abrede zu stellen versucht. Rian wird aber, ohne der Wahrheit Gewalt anzuthun, vielleicht die These aufstellen können, daß die Wirk ungen des Bündnisses auch auf daS Innenleben der drei verbündeten Staaten sich fühlbar machen. Sicher und augenscheinlich ist es jedenfalls, daß in den drei Staaten der Tripelallianz zur Stunde weitaus be friedigendere politische Verhältnisse herrschen, als in den außerhalb des Bundes stehenden Reichen. Wir brauchen nur an die Wirren in Frankreich, an die irische und sozialistische Bewegung m England, an die belgischen Zustände, an den andauernden dänischen Verfassungsstreit, an die ganze Lage Rußlands hin- zuweisen, um darzuthun, daß wir und unsere Ver bündeten weit besser daran sind. Die parlamentari schen Verhältnisse deS Deutschen Reichs bedürfen hier keines Kommentars und um die italienischen zu kenn zeichnen, braucht man nur die Thatsache hervorzu heben, daß Ministerpräsident CriSpi augenblicklich fast gar keine Opposition gegen sich hat. Sowohl die deutsche ReichSregieruug und vielleicht noch mehr die italienische, hat Ursache, mit ihrem Parlamente und dem Verhalten der politischen Parteien zufrieden zu sein. In Österreich-Ungarn legen die Verhältnisse etwas verwickelter und besonder» in der ci-letthani- schcn Reichshälfte schienen dieselben vor einigen Mo naten infolge des Auftretens der Tschechen derart zu» gespcht, daß vielfach an einen theilweijen oder somrr gänzlichen Regierungswechsel gedacht wurde. Die Dinge haben seither einen ruhigeren Verlauf genommen, die nationalen Leidenschaften find abgekühlt und die Regierung des Grafen Taaffe steht unentwegt auf ihrem Posten. Es mag nicht ohne Nutzen sein, auf Grund der parlamentarischen Ereignisse der letzten Wochen zu einem Überblick der augenblicklichen Lage zu gelangen. Als in den letzten Oktobertagen die Delegationen der beiden Parlamente zusammentraten, konstatierte die ganze einheimische Presse, daß diese Körperschaften noch nie unter so günstigen Anzeichen sich versammelt hatten, wie dies Jahr. Der Verlauf der kurzen Se sion gab denn auch dem gehobenen Gefühle der Völker Österreich-Ungarns über die erfolgreiche Poli tik der Monarchie Ausdruck. Worin das Geheimnis des Eriolges Gras KalnokyS liegt, wäre schwer zu sagen; Thatsache ist aber, daß die Monarchie ohne Schwertstreich, ohne gefährliche Initiative, ohne Ein buße früher besessener Sympathien sich zur führenden Macht in den orientalischen bez. balkanischen Angelegen heiten aufgeschwungen hat. Graf Kalnoky, dem die Ungarn noch im Vorjahre sehr mißtrauten, erhielt diesmal von jenen wie auch von den Österreichern ein glänzendes und verdientes Vertrauensvotum. Diese Genugthuung über die auswärtigen Erfolge dürste al- Hauptursache dafür anzusehen sein, daß die erheblichen Forderungen der Kriegsverwaltung zur Einführung nicht im Fieber, aber im heißen Thränenglanz. Frieda preßte die gefalteten Hände auf ihr Herz. „O, lieber Gott, habe ich denn alle» nur geträumt? So hilf mir, lieber Gott, hilf mir!" Heute gab der Assessor Wally keine Veilchen für die Kranke, am nächsten Morgen aber war er in aller Frühe schon wieder da, erkundigte sich bei der Bürger meisterin, wann ihr Mann zurückkehre, blieb, nachdem er den Bescheid erhalten, seltsamerweise doch noch sitzen, bis Fräulein Wally in eleganter Morgentoilette erschien, frühstückte mit der Fannlie, ganz als ob er dazu gehörte, und erfuhr so nebenbei, daß Frieda eine schlaflose Nacht gehabt habe und sehr matt sei, „aber nun selbst endlich so vernünftig, daß sie nicht mehr von Aufstehen und Herunterkommen phantasiert." Darauf ging er mit Fräulein Wally in den Garten und benahm sich unverkennbar wie einer, der etwas auf dem Herzen hat, gab zerstreute Antworten, fragte, als Wally vor einem Spalier stehen blieb, jetzt, im April! ob e» ein gute« Weinjahr wäre? schrak bei ihrem Lachen zusammen, ohne sich be wußt zu sein, welchen Unsinn er gesprochen, und solgte Wally wie ein Nachtwandelnder zu einem wunderhübschen, mit BlüteuknoSpen übersäteu Maudel- bäumchen. „O, darf ich eine?" fragte er dann plötzlich er wachend. Wally selbst brach ihm den einzigen, schon in voller Blüte stehenden Zweig. „DaS rst fast zu viel, danke, danke sehr." Wally errötete. „Au meinem Geburtstag sind sie alle offen," sagte sie mit Betonung. „Also feiern Sie den schon bald?" „Ja warten Sir, heute ist Dienstag, als» nächsten eine- kleinkalibrigen RcpetiergewehreS an Stelle der im Vorjahre angenommenen großkalibrigen Waffe ohne wesentliche Schwierigkeiten durchgebracht werden konn ten. Nur die praktischen Magyaren ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, das Verlangen nach Er richtung einer ungarischen Waffenfabrik durchzusetzen, in welche Forderung die Kriegsverwaltung einwilligte, da es ihr za schließlich gleichgiltig sein kann, wo dre Waffen erzeugt werden, ivenn sie nur rechtzeitig und in der vorgeschriebenen Güte zur Abgabe gelangen Auch der Voranschlag für Bosnien — die erste Frucht der österreichisch-ungarischen Orientpolitik — wies er hebliche Fortschritte zum guten — nämlich einen klei nen Überschuß cuf, so daß Regierung und Volk von dem Ergebnisse der letzten Delegationssession höchlich befriedigt sein konnten. Unmittelbar nach Schluß der Delegationsverhand lungen trat der ungarische Reichstag zum ersten Male zu 5 jähriger Sessionsdauer zusammen. Das Mini sterium TiSza war aus den letzten Wahlen gestärkt hervorgegangen und durch die Erfolge der auswärtigen Politik gestützt, deren Verdienste die Ungarn zum guten Teile für sich in Anspruch nehmen, versügt es augenblicklich über eine bedeutendere Mehrheit, als jemals vorher. Die kurze Frist seit Zusammentritt des Reichstages hat der ungarischen Regierung noch nicht Gelegenheit geboten, ihren Anhang einer Be lastungsprobe zu unterziehen, immerhin zeigen aber die bisherigen Abstimmungen, daß TiSza so fest steht, wie irgend jemals. Die Opposition sieht sich zur po litischen Unthätigleit verurteilt und erblickt ihre Auf gabe hauptsächlich darin, durch Aufdeckung von Skan dalgeschichten der Regierung und ihrem Anhänge Ver legenheiten zu bereiten. Bisher hat sie aber eine ziemlich unglückliche Hand bewiesen. Auch bezüglich Österreichs kann gesagt werden, daß augenblicklich auf der ganzen Linie Ruhe und Frieden herrschen. Es hat auch allen Anschein, daß dieser zwar noch nicht völlig geordnete, aber immerhin von Selbsterkenntnis der Parteien zeugende Stand der Dinge längere Zeit anhalten soll. Nach dem wüsten Lärm, den die Tschechen im Sommer d. I. gegen die Gaulschschen Schulerlässe erhoben, nach dem siegesbewußten parlamentarischen Feldzuge, den sie gegen Hrn. v. Gautsch und indirekt gegen das Gesamt- mmisterium unternahmen, haben sie jetzt eine Haltung eiugenommen, welche ihren Rückzug nicht einmal not dürftig verhüllt. Die Tschechen begingen in blindem nationalen Übereifer von vornherein den Fehler, daß sie gegen den Minister anstürmten wegen einer Ver ordnung, welche der Minister als Vollstrecker einer Kaiserl Entschließung ins Weik gesetzt hatte. Sobald daher der tschechische Feldzug begann, handelt? eS sich nicht mehr um die Zweckmäßigkeit der angeseindeten Verordnung, sondern darum, ob die verfassungsmäßigen Rechte der Krone und der Vollzugsgcwalt einer parla mentarischen Partei zum Opfer gebracht werden sollten. Die Tschechen fanden bei den anderen Par teien der Rechten ausgiebige Unterstützung; aber auch diese sand dort ihre Grenze, wo der Bestand des heutigen Systeme- in Frage kam. Und da die Re gierung nicht nachgeben durfte, war es von vornherein nicht zweifelhaft, daß die Tschechen schließlich nach geben würden oder in die Opposition gehen müßten, wozu ihnen aber doch der Mut fehlte. So wurde denn, um den Tschechen den Rückzug zu erleichtern, das AuSkunstsmittel der Reichsratsvertagung erfunden und die Beantwortung der tschechischen Interpellation, von welcher Sein oder Nichtsein abhängen sollte, aus den nächsten Sessionsabschnitt vertagt. In der Zwischenzeit würden die Verhandlungen zwischen dem Tschechenklub und der Regierung fortdauern. Mit kurzen Worten: Die Tschechen sind geschlagen und wollen jetzt wieder, al» ob nichts geschehen wäre, die alte Stelle in dem Sonnabend schon! Ich freue mich kolossal darauf, denn Mama hat mir eine großartige Tonzerei ver- sprochrn." „Nächsten Sonnabend? Dann bin ich vielleicht schon nicht mehr hier," sagte der Assessor und er sagte e» recht betrübt. „O, da» verbitte ich mir aber schönstens, das müssen Sie ander» einrichten, verstanden? Sie schenken mir» zum Geburtstage, verstanden?" Schmidt schien heute morgen etwas schwer von Begriff zu sein, denn er sah seine liebenswürdige Be gleiterin wunderlich erstaunt an, und als in dem Augenblick Karl Reichert« Bärenstimme über die bürger meisterliche Hecke hinweg seinen Namen rief, schien er sich nicht einmal gleich besinnen zu können, daß er selbst mit diesem: „Walter, Walter, alter Ausreißer," gemeint war. „Guten Morgen, Fräulein Wally!" grüßte Reichert und fuhr zu Schmidt gewendet mit ganz ungewöhnlicher Lebhaftigkeit fort: „Höre, mein Junge, du sollst schleunigst, aber schleunigst sag' ich Dir, nach Hause kommen, e« ist eben eine große Über raschung für Dich angelangt I" „WaS, wer denn?" „Ja, so fragt man die dummen Leute aus," lachte Karl, „ich soll nicht» verraten und ich thu's auch nicht, absolut nicht! Aber beeile Dich, hörst Du!" Und al» ob er doch im Grunde bange vor sich selbst und den beiden andern wäre, sprang er von der Hecke weg und stapfte mit großen eiligen Schritten der väterlichen Wohnung zu. „WaS mag denn da» nur sein?" fragte Wally. .Hoffentlich „Meine Mutter vielleicht —" Ringe der Mehrheit einnehmen. Nach all dem Ge schehenen verkünden die tschechischen Abgeordneten de» mährischen Landtages als Aufgabe de- Tschechenklub»: Die Majorität in ihrem jetzigen Bestände zu erhalten und ihre Ziele mit denen der Regierung im Einklänge zu bringen. Liegt schon hierin eine vollständige Waffen- ftreckung, eine Abschwörung weiterer Unbotmäßigkeit, so wird der Sieg des Ministeriums erst recht deutlich durch den Antrag welchen Rieger durch seinen Stroh mann Petak im böhmischen Landtage einbringen ließ. Dieser Antrag fordert, abgesehen von der Errichtung einer Oberrealschule in Pilsen, daß an Stelle der durch die Gautschschen Erlässe beseitigten Mittelschulen ge werbliche Lehranstalten treten. Nun hat Hr v. Gautsch seine Verordnungen geiade durch die überzahl von Mittelschulen begründet und durch die Notwendigkeit, den gewerblichen Unterricht besser zu pflegen. Mau sieht also, daß der Sieg des Kabinetts ein denkbarst vollständiger ist. Hr. v. Gautsch wollte auch nicht um Haaresbreite nachgeben und that wohl daran; vor seiner Entschlossenheit wichen die Tschechen zurück. Damit lst ein wertvoller Präzedenzfall geschaffen, der den Beweis liefert, daß die Parteien der Rechten einig sind in dem Widerstande gegen die Deutschen, sonst aber nur durch das Bindemittel der Regierung zu sammengehalten werden. Sowohl Regierung al» auch Parlament sind um eine Erfahrung reicher und e» kann nur mit Geuugthuung erfüllen, daß diese Er fahrung ganz und gar zu Gunsten der Regierung ausfällt, deren Stellung nun mehr auf längere Zeit vor ernsteren Angriffen gesichert erscheint. Lagesgeschichte. Berlin, 5. Dezember. Se. Majestät der Kaiser nahm heute Vormittag den Vortrag des Grafen Per- poncher entgegen, arbeitete längere Zeit mit dem Chef des ZivilkabinetS und konferierte Nachmittag» längere Zeit mit dem Staatssekretär Grafen Herbert v. BiSmark. Das Diner nahmen die Kaiserlichen Majestäten heut« allein ein. Se. königl. Hoheit der Prinz Ludwig von Bay er» hatte sich heute Vormittag H9 Uhr, begleitet voo seinem Flügeladjutanten Major Frh. v. Riedheim, mit tels der Militär-Eisenbahn nach dem Artillerie-Schieß platz bei Kunersdorf begeben, von wo Höchstderselbe erst am Nachmittage nach Berlin zurückkehrte. Später entsprach Höchstderselbe einer Einladung de« königlich bayerischen Gesandren am hiesigen Hofe, Grafen Lerchen feld-Köfering, zum Diner nach der hiesigen bayerischen Gesandtschaft. Am gestrigen Abend hatten Se. königl. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern mit seinem Ad- jütanten Major Frh. v. Riedheim und dem bayerischen Gesandten Grasen Lerchenfeld-Köfering, der Vorstellung im Wallner-Theater beigewohnt. Der Prinz wird noch einige Tage in Berlin verbleiben. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Graf Herbert v. Bismarck, welcher sich am Sonnabend Abend nach der Rückkehr von der Hofjagd in Letz lingen nach Friedrichsruhe begeben hatte, ist heute Nach mittag von dort wieder nach Berlin zurückgekrhrt. Von einer Reise des Grafen nach St. Petersburg ist in bestinformirten Kreisen absolut nichts bekannt. In dem Befinden des Staatssekretär« im Reichs schatzamt Dr. Jacobi, welcher bekanntlich infolge plötzlich eingetreteuen Unwohlseins verhindert war, an den Verhandlungen des Reichstags über die Getreide zollvorlage teilzunehmen, ist eine Besserung leider nicht eingetreten, so daß derselbe voraussichtlich für einige Wochen sich von den Geschäften wird fernhalten müssen. Die seilen des Zentralverbandes deutscher Industrieller eingesetzte Kommission für Beratung der Grundzüge für die Alters- und Invalide»- „Ach, und dann müssen Sie vielleicht vor meinem Geburtstage fort" Ob er eS hörte oder nicht hörte? Genug, eine dunkle Röte stieg ihm bis unter die braunen Haar- wellen, und seine Hand zitterte, als er jetzt ein vier eckiges Päckchen aus seinem Überzieher nahm. „Da, bitte, eS ist nur eine Kleinigkeit, da» darf ich doch wohl, etwas gegen die Langeweile." Wally verzog den Mund, ihre Augen sprühten, er sah es nicht, denn er nestelte den Mandelblütenzweig unter den Bindfaden des Paketchens. „Bringen Sie eS gleich hinauf, Fräulein Wally?" „Ja, sofort und in Nummer Sicher." „Sie wissen alles, bewahren Sie eS, ich danke Ihnen." Und er zog ihre Hand an seine bärtigen Lippen, um die es seltsam zuckte. Dann war er fort. Wally stand unter dem Mandelbäumchen und drehte dos verhüllte Päckchen um und um. Ihre Wangen glühten, sie atmete schnell. „Ja, ich weiß alles," murmelte sie, „alles!" Und eS war ihr, al» sähe sie den Blütenzweig, den sie Walter und den er ihr gegeben hatte, sich über blonde Haarwellen neigen und ein blasses Gesichtchen sich verklären in seinem rosigen Wiederschein. (Fortsetzung folgt.! Dem Andenken de» Arhrn. August Oger v. L»ö«. (Schluß) Schon im Herbst konnte wieder von neuem der Kunst gehuldigt werden, mit frischer Kraft wurden die Wagnerfchrn Öpern vorbereitet, für die neben Feodor
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