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Dresdner Journal : 26.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-26
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 26.11.1887
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Lipvditiov d«, Or«do«r doanutt», UrMdsa, 2viu^er»tr»»o« SO. ksim»pr«etl -dtr»»etLlll8« Ar. I2SÜ Ankündignugen für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Zourna^' die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlatz des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- lreibeuden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Amtlicher Leit. L reSdrn, 26. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personalver änderungen un Sanitäts-Korps zu genehmigen und zwar: die Stellung zur Disposition des Oberstabs arztes 2. »Nasse und Regimemsarztes des 1. Ulanen- Regiments Nr. 17 vr. Hille, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit ger gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis zum Forttragen seiner bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die Ver abschiedung des Stabsarztes der Reserve t)r. Ber theau des l. Bataillons (l. Leipzig) 7. Landwehr- Regiments Nr. 106 aus Allerhöchsten Kriegsdiensten; die Beförderung des Unterarztes GoeSmann des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm König von Preußen", unter Versetzung zum 1. (Leib-) Grenadier-Regimente Nr. 100, zum Assistenz - Arzt 2. Klasse; die Beförderung der Unterärzte der Reserve vr. Seidel und l)r. Röstel des 2. Bataillons (Zittau) 3. Landwehr-Regiments Nr. 102, vr. Buchheim und Gattermann des 1. Bataillons (1. Leipzig) 7. Land wehr - Regiments Nr. 106, vr. Dillner und vr Marschner des Reserve-Landwehr-BataillonS (1. Dresden) Nr. 108 und Vr. Prüfer und vr. Meyer des 1 Bataillons (Chemnitz) 10. Landwehr-Regiments Nr. 134 zu Assistenz-Aerzten 2. Klasse der Reserve. Nichtamtlicher Teil. KetegvaphifcHe WaHrichten. Rom, 25. November. (W. T. B.) Die Bud- getkommisfion hat sich heute konstituiert und Buz- lenti zum Vorsitzenden und Branca und Lacava zu Stellvertretern desselben gewählt. Nach Melkungen auS Massauab hat sich der NeguS von Abessinien von Debra-Gabor nach Adowa begeben. Der TranSportdampfer „Cittü di Genova" erhielt Befehl nach Suez abzugehen und eine weitere Ladung Pferde an Bord zu nehmen. Dcr Oberbefehlshaber, General San Marzano, hat eine ttexkurfion nach Dogali unter nommen. Die Truppen nehmen täglich Übungen und Märsche in der Vorpostenzone vor, welche lctztcre jctzt weiter vorgeschoben worden ist. Durch einen gestern erlassenen Tagesbefehl ist eine Lcbwadron berittener Jäger gebildet und die Ver- teUuni von Pferden an die Offiziere geregelt worden. Über die an den Negus von Abessinien entsandte englische Mission ist eine Nachricht bis jetzt nicht eingegangen. Lt. Petersburg, 25. November. (W. T.B.) Der Kaiser und die Kaiserin kamen heute zum ersten Male nach ihrer Rückkehr von Kopenhagen hier an und wurden von der Bevölkerung enthu siastisch begrüßt. Die Stadt war festlich geschmückt Atben, 25. November. (W. T. B.) Aus mehreren Teilen des Landes werden erneut heftige Grderschütleruugen gemeldet. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sind keinerlei Verluste vorgekommen. —— Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 24. No vember „Gottsched und Gellert", Charakterspiel in 5 Akten von Heinrich Laube. (Neu einstudlert.) Unserer Bühne fleißiges und unermüdliches Stre ben nach Abwechslung läßt sich abermals bei dieser Darbietung erkennen. Der lttterarische Zeitabschnitt, in welchem dies Stück entstand, hatte sich mit Vorliebe der Ansicht ergeben, es erhöhe und befestige das Interesse einer Arbeit, wenn darin berühmte Persönlichkeiten aus der Vergangenheit wieder vorgeführt und somit im Ge wände der Unterhaltung und beliebig freien Bearbei tung dem Leser oder dem Zuschauer gleichsam Ge- schichtsstudieu dargeboten würden. So entstand in der Roman- und Bühnenlitteratur unter bedeutenden Geistern wie unter Dutzendschriftstellern ein eifriges Suchen nach kulturgeschichtlichen Stoffen die nun aber in der vorwaltend tendenziösen Gestaltung ihrer han delnden automatischen Personen das Eigenleben der Originale völlig einbüßten. Die Summe solcher Leistungen schloß sich nach und nach in wüster Fülle zu einem sörmlichen Wachsfigurenkabinett zusammen, welches vom Wesen der Vergangenheit nur ein ver logenes Zerrbild zu liefern vermochte. Ohne irgend die Ara emer großen Produktion begonnen -u haben, betrat doch der Geist der Litteratur neue Bahnen der Erkenntnis. Der Wert des erwähnten kulturhlstorifchen Menschenmuseums aus der Bühne und im Roman ist her Z«,t verfallen und man fühlt nicht ohne Be- Dresden, 26. November. Jules Grevy. 4- Grevy geht. Er hat sich zu diesem Schritte entschlossen, nachdem die hervorragendsten Politiker und Parteiführer ohne Ausnahme die Bildung eine» nauen Kabinetts abgelehnt und einstimmig seinen Rück tritt als einzige Lösung der augenblicklichen Krisi» bezeichnet haben. Clemenceau erwiderte die an ihn ergangene Aufforderung mit dem groben Bemerken, die Demission des Präsidenten sei die Bedingung, un ter der sich ein Ministerium zusammenfinden werde und selbst Freycinet, der mit den persönlichen po litischen Anschauungen GrevyS wohl am vertrautesten ist, der ziemlich sicher auf eine Mehrheit in der Kam mer rechnen könnte, entzog sich der Übernahme der Regierung — aus aller Munde tönte dem StaatS- oberhauptc Frankreichs das schonungslose: Du muht fort! cntgegen. Schweren Herzens wird der achtzig jährige Mann den Ehrenposten der Republik verlassen, voll Betrübnis darüber, daß er der Notwendigkeit weichen mußte und voll Besorgnis um sein Vaterland, für dessen Wohl er seit länger denn einem Menschen alter unermüdlich gearbeitet hat. Aus der schlichten, bürgerlichen Thätigkeit eine» Advokaten ist er zu der höchsten Würde, welche die französische Nation zu vergeben hat, emporgestiegen. Im Sturmjahre 1848 begann Grevy seine politische Laufbahn. Im Februar war das Julikönigtum, auf dem der Ruf der Bestechlichkeit und der unsauberen Gewinnsucht lastete, der zur Raserei entflammten VolkS- wut erlegen und aus den blutigen Barrikadenkämpfen und Greuelscenen der Schreckenszeit war die National versammlung erstanden, welche die Verfassung der künftigen demokratischen Republik bestimmen sollte. In dieser Versammlung hatte der 35jährige Rechts anwalt auf der Linken des Hauses seinen Platz. Am 7. Oktober wurde über sein Amendement zum Ver fassungsentwurf, welches die Wahl und die Absetzbar keit des Präsidenten der Republik bestimmte, beraten und mit 643 gegen 158 Stimmen abgelehnt. Man entschied sich für die Ernennung durch allgemeine» Stimmrecht, und dieser Beschluß war es, der bald darauf den, korsischen Abenteurer zum Siege verhalf. Grevy aber hielt nach wie vor zur Fahne des ge müßigten RepublikaniSmuS auch im gesetzgebenden Körper, bis er nach dem Staatsstreich de» 2. Dezem ber 1851 der politischen Thätigkeit entsagte. Er kehrte zu seinen Akten, zu seiner juristischen Wirksam keit gänzlich zurück. Schon vordem hatte er sich den Namen eines sehr geschickten Rechtsvertreters zu er werben gewußt, im Jahre 1868 wurde er Vorsteher des Pariser Advokatenstandrs. In diesem Jahre siegte er bei den Neuwahlen für den Gesetzgebenden Körper im Jura-Departement, in seiner engeren Heimat, mit erdrückender Mehrheit über den Regierungskandidaten, ebenso I869; er leistete der ehrenden Berufung Folge und griff wiederum zur politischen Waffe, die er fortan kräftig gegen die Kaiserliche Regierung handhabte. Seine Opposition war fest, aber vornehm und sach gemäß. Energisch erklärte er sich gegen die Volks abstimmung vom 8. Moi 1870, durch die Napoleon, der ebenso gern wie gleißnerisch die Volkssouveränität als feinen Rechtstitel zum Regieren betonte, die Op position niederschlagen wollte und thatsächlich unter drückte. Grevy gehörte zu den wenigen Einsichtsvollen, denen klar war, daß diese Abstimmung dem Kaiser nichts anderes als eine sichere Grundlage für sein persönliches Herrschertum schaffen sollte. Und wie er gegen dieses Plebiszit ankämpste, so sprach er sich auch gegen die Errichtung einer Dikta tur und Beibehaltung gesetzlicher Formen aus, al» der aus Lug und Trug erbaute Thron de» Korsin bei Sedan unter dem gewaltigen Druck der historischen schämung, bis zu welchen pietätlosen Schritten, bi» zu welcher plumpen Theaterkoketterie und krankhaften Manieriertheit der Mißbrauch gefeierter Namen, die als Aushängeschild verwendet wurden, selbst hoch- begabte Schriftsteller hingedrängt hat. Man braucht nur beispielsweise an die Karlsschüler und den Königs- lieutenant zu denken, um lautredende Zeugen gegen solche Verirrungen wachzurufen. Laubes „Gottsched und Gellert" ist in seinen Fehl griffen bekanntlich nicht so schwerwiegender Natur; wenn auch vorzugsweise auS Wachsfiguren von possen hafter Färbung zusammengebaut und mit bühnenprak- tischem Bcmühen ganz und gar der trivialen Unter haltung aewidmet, macht dieses Stück, das den schwäch sten Leistungen des Verfassers angehört, doch nur gelegentlich die Zeitmode der oben bezeichneten Stoff wahl mit, da es hier Hauptabsicht war, litterarisch aufmerksam der Leipziger Lokalgeschichte entgegenzu kommen. Der Ersolg ist dereinst ein günstiger ge- wejen, so lange der Reiz der Neuheit diese Richtung tragen hals Der Erinnerung an vergangene gute Erfolge ist auch wohl daS neue Einstudieren zuruschreiben, doch die redlich gemeinte Arbeit trifft nicht mehr mit der entsprechenden Geschmacksrichtung im Publikum zu sammen. Somit würden auch nicht die erwünschten Wirkungen erreicht werden können, wenn gerade gegen wärtig unsere Mitgliederkräfte, die wie immer, fleißig und rege waren, den Hauptpersonen des Stücke», wie z. B. Prof. Gottsched nebst Frau, wesentlich passend enlgegenkämen. Dieser Umstand hebt da» nötige Ge gengewicht dem niedrig komischen Element aeaenüber, aus, welche» denn auch ganz wesentlich die Kosten der Gerechtigkeit rusammengestürzt war. Es kainen die französischen Niederlagen um Metz, Orleans, Paris und Belfort, die Widerstandskraft unserer Gegner er schöpfte sich, der Ruf nach Frieden ertönte allgewaltig und fand seinen Wiederhol! in der Nationalversamm lung, die auS freien Wahlen hervorgegangen, am 12. Februar in Bordeaux zusammengetreten war und Grevy zu ihrem Vorsitzenden gewählt hatte. Hier hat der selbe eifrig für das Friedenswerk gearbeitet und durch seine Mäßigung und sein Taktgefühl so bedeutenden Einfluß erlangt, daß man ihn zum Vizepräsidenten der Republik ausersah. Indes sollte er dieser Ehre nicht teilhaftig werden. In den tonangebenden Krei sen Frankreichs wurde in dieser Zeit mehr denn je der politisch-klerikale Katholizismus heuchlerisch zur Schau getragen. Grevy war diesem innerlich unwahren Treiben im höchsten Grade abgeneigt, und als er eines Tages in stürmischer Sitzung dem kleri kalen Abg. Grammont einen Ordnungsruf erteilte, pro testierte die Rechte gegen denselben und erklärte ihn für ungiltig. Die Folge davon war, daß Grevy das Amt niederlegte und auch die Wiederwahl nicht an nahm, da sie mit zu geringer Mehrheit geschah. Zu den kirchlichen Streitigkeiten in Frankreich, die den Rücktritt des Präsidenten der Nationalver sammlung veranlaßten, gesellten sich noch politische. Die Stellung Thiers wurde durch die Anhänger der alten Monarchie, die wohl wußten, daß sie den alten Republikaner nie in ihr Lager herüberziehen würden, erschüttert und am Ende unmöglich. Am 2. Mai 1873 räumte er dem Marschall Mac-Mahon den Platz, der nun voll Eifer daran ging, aus dem provisorischen Zustand eine feste Ordnung der Verfassung zu schaffen. 1875 stellte dar „Gesetz über die Organisation der öffentlichen Gewalten" fest, daß die gesetzgebende Ge walt von der Deputiertenkammer und von dem Senat geübt werde. Grevy übertrug man den Vorsitz in der Deputiertenkammer, in welcher derselbe unablässig für den Ausbau der neuen Verfassung thätig gewesen ist. — 1879 nahm Mac-Mahon noch vor Ablauf der AmtSdaucr feine Entlassung und am 30. Juni wurde Grevy mit 563 von 713 Stimmen auf den Präsi dentenstuhl der französischen Republik erhoben. Und ehrenvoll hat er dieses Amt bis heute ver waltet. Mit der Gewährung der Amnestie für die Mitglieder der Kommune gewann er sich den Beifall großer Kreise seines Volkes und mit der Ver legung de» RegsirungssiheS nach Paris eroberte er sich den Beifall des Lander. Die Verweltlichung der Schule, Unentgeltlichkeit des Unterrichts, die Auflösung der Jesuitenniederlassungen, die Befreiung der Rechts pflege von Feinden der Republik — das sind von ihm getroffene und veranlaßte Einrichtungen, für die ihm die Republik Dank weiß. Nicht so glücklich war Grevy auf dem Gebiete der auswärtigen Politik Die Kriege in Tonkin und auf Madagaskar haben der Republik viel Blut und Geld gekostet, und die Erwerbung der Schutzherrschaft' über Tunis wurde wettgemacht durch die gänzliche Verdrängung der Fran zosen auS Ägypten. — Unbestreitbar aber bleiben seine Verdienste um die Errichtung und Festigung der Re publik und nur blinder Parteihaß oder Mangel an historischem Gerechtigkeitssinn wird dieselben übersehen oder gar in Abrede stellen wollen Als 17 jähriger Jüngling hat Grevy während der Julirevolution zum ersten Male seine freiheitliche Gesinnung an den Tag gelegt und bis heute, wo er auf fast drei Menschen alter zurückschaut, hat er sie bewahrt. Darum wird man ihm den Ehrennamen eines „politische« Charak terS" nicht versagen dürfen. Keine blendenden Vorzüge schmücken ihn, aber in jeder bürgerlichen Tugend hat er sich bewährt. Mit Hellem, durchdringendem Verstand begabt, von großer geistiger Schlagfertigkeit, ein Weiser im Rate, fried- Unterhaltung tragen muß und auf Schladritz beweglichen Füßen — ich glaube leider sogar dankenswerter Weise, zur Posse hinüberschreitet. O. B. Konzert. Freitag, den 23. November, gab im Saale des „Hotel de Saxe" Fräul. Natalie Hänisch zum Besten der Frauen-Poliklinik des Carolahauses ein Konzert. Ein zahlreich versammeltes Publikum erwies die aufrichtige Schätzung, welche in hiesigen musikalischen Kreisen der Künstlerin gezollt wird, deren Gesangsleistungen sich durch fein geschulte Ausführung, musikalisch verständnisvolle Behandlung und sinnigen, einfach gemütvollen VortragSton ihren angenehmen, sympathisch berührenden Eindruck bewahrt haben. Aus der Reihe von Liedern, welche die Konzertgeberin sang, seien nur die herzlich naiven von Haydn und Mozart (ein kleines HauS — Wiegenlied), der charak teristisch wiedergegebene Gesang „ves tilles 3« von DelibeS und Riedels Lieder aus dem „Trompeter von Güttingen' hervorgehoben. Frau Mary Krebs und Hr. R. Remmele unterstützten da» Konzert. Beide vereint eröffneten das Programm mit Ausfüh rung einer Sonate von M Meyer-Olbersleben für Klavier und Viola alt» die ein sehr hübsches Andante enthält; ersterer erfreute außerdem namentlich durch vorzügliche Wiedergabe des ve«-6ur-Notturno von Chopin, einer brillanten Caprice von Bird und durch reizenden Bortrag einer Barcarole von Rubinstein als erbetene Zugabe. Hr. Remmele, Virtuose auf der Viola »lt», spielte noch PiScen von Ernst und Mo- niuHko. Hr. P Lehmann-Osten führte sehr gut die Klavierbegleitungen au». C. B. liebend — haben doch die jüngsten Enthüllungen der französischen Presse den Beweis erbracht, mit welcher Festigkeit derselbe sich aller abenteuernden Waghalsig keit und allen überlegungslosen Revanchegelüsten ent gegengestellt hat — milde, versöhnlich nach allen Seiten ... das sind Eigenschaften, die ihm auch seine Feinde nicht streitig machen werden Von jeglicher Eitelkeit und Neigung zur Phrase hat er sich frei ge halten und sich so den Beinamen „des französischen Aristides" erworben. In Ehren grau geworden, erprobt in mannigfachen schwierigen Lagen, geachtet von den regierenden Fürsten Europas ist er am Abend seines Lebens durch die Unlauterkeit eines Familienmitgliedes gezwungen, den 9 Jahre innegehabten Ehrenplatz seines Vaterlande» zu verlassen Das ist ein trauriges Geschick, welches dem greisen Staatsmanne allgemeine Teilnahme sichert, wenn man auch zugeben muß, daß Grevy dieses Schick sal zum Teil sich selber bereitet hat. Ein Vorwurf bleibt au ihm haften: er hat es nicht vermocht, der stetig wachsenden Günstlingswirtschaft, der Stellen jägerei und der Bestechlichkeit rechtzeitig und wirksam zu wehren. Und wenn es auch menschlich begreifbar ist, daß er dem Treiben seines gewissenlosen Schwieger sohnes gegenüber die Augen geschloss n und vielleicht manches Verdammenswerte mit dem Mantel verwandt schaftlicher Liebe zugedeckt hat — der Tadel besteht zu Recht, daß er den Präsidenten nicht vom Schwieger vater trennen konnte. Wer wird an seine Stelle treten? Die Republik hat bis jetzt keinen Präsidentschaftskandidaten, auf den sich die Mehrheit der republikanischen Deputierten und Senatoren vereinigt, aber j de Partei, jede Fraktion hat ihre» eigenen Anwärter auf die oberste Würde - Frankreichs. Die Opportunisten wollen Ferry, den sicherlich bedeutendsten französischen Staatsmann auf den Präsidentensessel erheben, die Radikalen hassen den Tonkinesen und werden für Freycinet stimmen, Cle menceau rührt für Floquet die Werbetrommel und die ganze Rechte ist für keinen dieser Männer eingenom men. Diese Zerfahrenheit der Parteien, die wachsende Macht des Radikalismus eiwecken die Besorgnis, daß die augenblickliche Verwirrung in unserem Nachbar lande nicht sobald verringert werden dürfte. Doch gleichviel! Mag die Krisis auf friedlichem oder revo lutionärem Wege gelöst werden — gekräftigt wird die Republik aus dem gegenwärtigen Chaos nicht hervor gehen. Ein großes Element von Kraft scheidet mit Grevy aus der französischen Regierung. Lagcsgeschichtl. * Berlin, 25. November. Se. Majestät der Kaiser hörte heute vormittag Vorträge. Mittags hatten die Kaiser!, türkischen Generaladjutanten Ristow Pascha und Hobe Pascha die Ehre, von Sr. Majestät em- prangen zu werden. Nachmittags erteilte Se. Majestät dem Oberprüsidenten der Provinz Ostpreußen, v. Schtteck mann, und um 1 Uhr dem an Stelle des nach Paris zurückberufenen bisherigen ersten Militärattaches bei dcr hiesigen französischen Botschaft, Oberstlieutenant de Sancy, als erste« Militärattache hierher versetzten Kommandanten Hue, die nachgesuchten Audienzen. Hierauf stattete Ihre Hoheit die Prinzessin von Sachsen-Meiningen, welche vor einigen Tagen aus Meiningen hier eintraf, Sr. Majestät im König!. Palais einen längeren Besuch ab. Um 2 Uhr nach mittags empfing der Kaiser dann noch den mit Urlaub hier elngetroffenen Kaiser!, deutschen Botschafter Hein rich VI!, Prinzen Reuß, und konferierte vor dem Diner auch noch längere Zeit mit dem Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck Die „Berl. Polit. Nachr." schreiben heute: Unter den ausländischen Urteilen über die deutsche Frieda. Erzählung von B. Mercator. (Fortsetzung.) Dornröschen, — ja! der eine dort im Lugin'land, er sah auch Dornen! Dornen übergenug. Aber er breitete die Arme aus und sang: Durch Dornen und Dickicht, Durch Nebel und Nacht Hat Liebe, hat Liebe Den Weg sich erdacht. Und Lieb' ist vom Himmel, Und Himmel ist mein, Und Liede soll siegen, Et muß ja so sein! Andern Tage- machte Schmidt einen unverant- worllicherweise halbstundenlangen Besuch im von Altenschen Hause, um sich nach dem Befinden der Familie zu erkundigen. Außer der Bürgermeisterin und ihrer Tochter bekam er niemand zu sehen. Auf seine Frage nach dem Hausherrn und Frieda er hielt er die gleichgültig hingeworsene Antwort: Papa habe Schöffensihung, und Frieda sei ausgegangen. Da packte ihn eine ingrimmige Enttäuschung. Beim Abschied, den er, wie vorerwähnt, möglickst lange verzögerte, sagte Frau Selma mit imposanter Liebenswürdigkeit: ,,Nun, ich hoffe, Hr Assessor, Sie und Ihr Herr Vetter frischen die alten Ferienrechte wieder auf und lassen sich alle Tage wenigsten» ein mal bei unS sehen" Schmidt nahm solche Aufforderung mit höflichstem Dank entgegen, und er bewie» durch die That, daß dieser Dank nicht bloße Form gewesen war, denn schon
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