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Dresdner Journal : 14.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-14
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1887
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W 264. 1887. Montag, den 14. November, abends. «»uc»vv«u u-icb»' ILtcrlcoiir .... Ib Kurtc. ^Lbrtiot»: 4 ^t-crb Kit kV. kjorelo« diuuuovro: 10 kV. Lu,i«riuUI»doi,doul»ct>«o Keiebo» trittDost uud 8t«iupvl»ui>oblu^ llü»u. Xutctludl^uicisuxedlttcr«» r kür don liuum einer ge«pult«uvu 2sil^ kleiner Sekrltt 20 kV. Unter ,,1äu^«»^odt" die Avil« bO k'k. Lei 1'nbeUvo- and /i!!oiu»»tr sntspr. ^uksetcl^. ki^otielueur b init ^u>«Ni»tiu>e der 8vnu- und ksvlvrtn^« »dend». k>ro^i>r«el>-^n«vlilu»»: tSr. I2SK. DresdnerImrual. Zur die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der titteratur» und Kunstgeschichte. ^uo»dm« e», itnKNi»al»»n»s» »«»Sri»» F> LrantiÄstter, OommwoiouLr d« Dresdner dournnl»; Lnwdnrx - LerUn Visa l^lxiig - Sn—I- >r»«1»L ^rnnktnrt ». «.: //an»«n»t«n L ^OAt«-, »erU» Vl.»-S»>ndnr,- kr»^-I<«ip,i^ ^rnnllnrt ». U. Nüoei»«»: k^nd Lso««o, k»ri» l^vLou - LsrUo krnnLlnrt » N. - IlnttUnrt' Haub« D'o.,' Z«rtto: dnvc»:>de-»dtt-ät, oSrUt«: V ^ac/c/oto«-, L»voo,«r: Lt. Lc^ii«d«', S»U« s. I.r d L»rct «» Lis. Uernnsrvdor« Lünissl. krpsdition de» Dresdner ^vnrnnls, Dresden, Aviu^erstraese SS. ksrnspreotl-^nsoldnsi t^r. ILSÜ. Amtlicher Teil. Dresden, 14. November. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde sind gestern Mittag nach Sibyllenort gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Sekretär des landwirtschaftlichen Kreisver eins der Oberlausitz und Direktor der landwirtschaft lichen Lehranstalt zu Bautzen Brugger, das Ritter kreuz I. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fabrikant Paul Spiegel ui Chemnitz die ihm von Sr. Majestät dem Sultan verliehene türkische Medaille für Kunst und Wisseu- fchaft annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische Nachrichten. Berlin, 14. November. (Tel.d. Dresdn.Journ.) Le. Majestät der Kaiser hat reckt gut geschlafen und wird mittags den Prinzen Wilhelm empfangen, welcher heute früh von San Remo zurückge- kchrt ist. Brüssel, 14. November. (Tel. d. Dresdn. Journ) Heute Nacht ist das obere Stockwerk dcS landwirtschaftlichen Ministerium» nicdergcbrannt. Gegen 4 Uhr morgens war das Feuer im wesent lichen gelöscht. Der Schaden ist bedeutend. Rom, 13.November. (W. T. B.) Zuv Prä sidenten des Senats wurde Farini ernannt. London, 13. November. (W.T.B.) Im Laufe des Vormittags versammelten sich einige hundert Personen auf Trafalgar Square und begannen die der Nationalgalerie gegenüber liegenden Ballu- straden zu zerstören. Um mittag trafen gegen 4000 Polizisten ein, um den Platz zu räumen, und umschlossen denselben, während die berittenen Polizeimannschaften die benachbarten Straßen ab patrouillierten. Mehrere Versuche der Menge auf Trafalgar Square vorzudrinacn, blieben erfolglos. Um 4 Uhr waren die Straßen in der Umgebung des Platzes von der Menge fast blockiert. Die berittenen Polizeiabteilungen konnten sich nur mit Mübe halten. Schließlich gelang es die Menge zu zerstreuen, ohne daß es zu ernsteren Ruhr- störungen kam. Ebenso wurden alle Versuche, zugweise nach Trafalgar Square zu marschieren verhindert; mehrere Personen wurden verhaktet. Gegen ii Uhr abends begann sich die Menge zu zerstreuen. London, 14. November, früh. (W.T.B.) Bei dem gestrigen Zusammenstoß zwischen der demon strierenden Volksmenge und der Polizei auf Tra falgar Square sind viele Verwundungen vorge- kommen. Zn die Hospitäler allein sollen 75 ver wundete Personen ausgenommen worden sein. Ein ernsterer Zusammenstoß fand auck bei Westminster- bridge ganz in der Nähe des Parlamentshauses statt. Älö daselbst ein Zug von etwa 8000 Per sonen aus dem Lüden Londons, mit Musik und Fahnen voran, eintraf, fand sich derselbe einer be trächtlichen Polizeimacht gegenüber, welche den be stimmten Befehl hatte, dem Zuge nicht zu gestatten, Trafalgar Square zu betreten Es entstand ein erbittertes Handgemenge; jedoch gelang eS der Polizei, die Menge zurückzudrängen und zu zcr- preucn. An 400 Personen wurden insgesamt bei Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonntag, den 13. November wurde Glucks große Oper „Jphigenia in Aul iS" (nach der Bearbeitung von R. Warner) neu einstudiert gegeben. Nur mit Dank ist anzuer- kennen, daß man gelegentlich des Todestages Glucks nach hundert Jahren einige feiner Opern, namentlich diefeS Meisterwerk, wieder in das Repertoir ausge nommen. Seine edle Einfachheit und Melodik, die Reinheit und Plastik feines Stils, das hohe Pathos, die tiefe Empfindung und ergreifende Wahrheit seine» dramatischen Ausdrucks, die musikalische Idealisierung desselben mit der natürlichen Herrschaft der Gesangs- fprache als Hauptfaktor: das alles muß die Seele des Hörers treffen, erfüllt sie mit ethischer Erhebung — statt sinnlicher Erregung — gewinnt dem Urteil Läuterung, giebt dem innern Drange noch Wahrheit und Schönheit für Auffassung der in so unendl'ch reicherer Gestaltung weiter entwickelten Kunst Anhalt und Vorbild. Das wohlgefüllte Haus und der außer ordentlich lebhaft erregte Beifall bewiesen, wie ein großer Teil des gebildeten Publikums noch für einen solchen Eindruck empfänglich geblieben ist. Die Oper war von Hrn. Kapellmeister Schuch mit großer Sorgfalt einstudiert. Die treffliche Ausfüh rung unter feiner Leitung bot den vollen Genuß der herrlichen Tondichtung. Alle Mitwirkende — obwohl sie teilweise ein sicheres Erfassen des Gluckschen ihnen fremd gewordenen Gesangsstils sich erst allmählich ge- svinnen mußten — widmeten sich ihrer Aufgabe mit Tra'algar Square verkästet, darunter das Parla mentsmitglied für Cunningham, Graham, und der bekannte Sozialist Burns. Chicago, 13. November. (W. T. B) DaS Begräbnis der 4 am vergangenen Freitag gedenk reu Anarchisten hat deute stattgrfunden. Die Stadt blieb ruhig. Die Ordnung wurde nicht gestört. Dresden, 14. November. Die politische Gesinnung im französischen Volke. Die Meinungen über die politischen Ansichten und Stimmungen der Bevölkerung Frankreichs in ihren verschiedenen Sländen haben im Au-lande stets in ziemlich grellem Widerspruch mit einander gestanden. Darin aber stimmten bis jetzt die meisten Kenner Frankreichs überein, daß die große Masse des Landes viel wenn er kriegerischen Geistes ist, als es den heiß blütigen Plänen der Nevanchepartei paßt. Die Mehr heit des Volkes ist, da Sozialdemokraten und Anar ckisten diese Mehrheit glücklicherweise noch nirgends zu bilden im stände sind, überall für den Frieden, d. h. ganz einfach für den Ausland der Möglichkeit ihres Wohlergehens und ihrer geschützten Selbsterhaltung. Ten Franzosen, welchen fortschreitender Erwerb zur ersten Hauptaufgabe des Lebens gehört, mehr vielleicht als jedem andern Volke, sind daher jene friedlichen Wünfche besonders dringend; auch werden sie sehr natürlich gesteigert durch die trübsten KriegSerfah- rungen, welche ihnen nicht lieb, doch so teuer und unvergeßlich geworden sind, wie das durch diesen Er- fahrungrgewinn verlorene Gold. Eine geistvolle Schriftstellerin, geborne Engländerin, aber seit vielen Jahren in Paris lebend, Madame Blaze de Bury, hat in einem Aufsatz in der »National Review" „Td« uecv Llectorato in Sinnes" die Grund lagen der heutigen politischen Gestaltung in Frank reich einer bemerkenswerten Besprechung unterzogen. Sie erklärt es im Eingang für einen Irrtum, anzu- nehmen, wie vielfach geschieht, daß die Regierung in die Hände von Klassen übergegangen sei, welche wenig durch Krieg zu verlieren haben, aber übertriebene Ideen von dem nationalen Recht Frankreichs hegen, gebieterisch aufzutreten. Mit den uouvvlles coned«« 80ciaIe8, welchen Gambetta so große Bedeutung zu- gewiesen, habe derselbe nicht etwa die untersten Klassen, die Handarbeiter, sondern die unteren Schichten der Mittelklassen gemeint, welche unter der Republik zu erst entscheidenden Einfluß erhalten haben. Der „Hamb. Correjp." zieht den Inhalt der Buryschen Schrift auf folgende Weife in Betrachtung: Die Restauration und Juli-Monarchie schloffen diese Klaffe durch hohen Cenfus ganz von den Wahlen aus. Unter der letzteren herrschte das höhere Bürger tum. Die zweite Republik war eine Zeit der Ver wirrung, die nichts gründete, aber eine verhängnis volle Erbschaft hinteilnß, das allgemeine Stimmrecht, das dann Napoleon HI mißbrauchte, um auf die Angst der Besitzenden vor dem Umsturz feinen Ab- folutismus zu gründen. Die Regierung des Kaiser reichs kehrte wesentlich die auswärtige Politik hervor, um die Blicke der Nation von der inneren Politik abzuleuken. Sie fühlte, daß sie eine parlamentarische Diskussion nicht ertragen könne, und ging, als die Mißerfolge nach außen dazu nötigten, die Diskussion wenigstens in gewissem Maße zu gestatten, an dieser zu Grunde. Gleichzeitig aber traten andere bedeut same Veränderungen ein; wie einst die Revolution von 1789 den französischen Adel von seiner Frei- gessterei bekehrte, so bewirkte die Umwälzung von 1848 dasselbe bei dem bis dahin herrschenden libe- künstlerischem Eifer und lobenswertem Gelingen. Frl. Malten sang die Jphigenia mit der ihr eigenen innigen Gefühlshingabe und führte diese Partie der anmutigen unschuldigen Jungfrau besonders vom Be ginn des Duetts mit Achill (Akt I) an in ungemein schöner Weise aus, sowohl in Darstellung, wie in rüh rendem Ausdruck des Schmerzes, in der ergebungs vollen Klage. Hr. Scheidemantel gewann sich al» Agamemnon bald und mit künstlerischer Auffassung der Gluckschen Musik eine feste Haltung in Behand lung des Vortrags und steigerte seine Ausführung zu einer vorzüglichen dramatischen Leistung, namentlich in dem großen Monologe des Schlußaktes, in welchem e» ihm gelang, den peinigenden Wechsel, das jähe Auf wallen, das Ermatten quälender Vorstellungen der Leidenschaft und des innern Seelenkampfes wahr und wirksam wiederzugeben. Hr. Riese sang den Achill niit feurigem edlen Ausdruck und hinreißender Kraft und Glanz der Stimme. Die für ihre Jugend schwie rigste und nicht angemessene Aufgabe war Frl. v. Chavanne zugefallen, aber sie wurde von ihr mit ungemeinem Fleiß und mit voller Anspannung ihres Könnens zu höchst anerkennenswerter und befriedigen der Gestaltung gebracht. In der letzten Scene erhob sich ihre Leistung in ganz überraschender Weife, voll sicherer Haltung und Energie des Ausdruck». Sehr hübsch sang Frl Jahn den Gottesspruch der Artemis, die deren Erscheinen scenisch besonders gut effektuierte Vortrefflich wurden die Chöre gesungen. Die Wiederholungen dieser Vorstellung seien allen Musikfreunden warm empfohlen. E. B. ralen Bürgertum. Es ward sozial konservativ. Durch den Einfluß von Thiers, der jagte, er sei zwar nicht Christ, aber katholisch, ging da» Fallouxsche Gesetz von 1850 durch, welches die Volksschule in die Hand des Klerus gab. Guizot der Protestant, Villemain der Philosoph schrieben für die weltliche Macht des Papstes. Aber zugleich verlor dies Bürgertum viel von seinem Einfluß. Napoleon III. erklärte selbst einmal einem englischen Freunde sein System, indem er ein Dreieck zeichnete: „Sehen Sie", sagte er, „die Grundlinie bilden die Massen, die beiden Seitenlinien der Klerus und die Armee, zwischen diesen drei haben wir das Bürgertum, unzufrieden, aber ohnmächtig." Entschädigt ward es einigermaßen für sein politisches Zmücktreten durch den steigenden Wohlstand. Dieser verschaffte dem Kaiserreich auch seinen wnten Anhang unter den Bauern. Die städtischen Massen freilich, für die der Kaiser gerc.de durch den Staatssozialismus seiner großen Bauten zu so, gen suchte, gewann er nicht. Die unter irdische Welt ihres Sozialismus ward international. Sie benutzten die Anfänge der Freiheit des Vereins rechtes, um die wildesten kommunistischen Theorien zu bekennen, und setzten nach des Kaisers Sturz die Kommune ins Werk. Auffallender Weife war die nach dem Kriege durch das allgemeine Stimmrecht gewählte Nationalver sammlung eines der konservativsten Parlamente, welche Frankreich gehabt hat. Das lag daran, daß es die erste freigewählte Versammlung war. Die Masse, welche beim allgemeinen Stimmrecht entscheidet, wird aus den Bauern gebildet, und diese sind durchaus konservativ. Wer im Elysöe regiert, ob Preßfreiheit besteht oder nicht, ob die Kammern etwas mehr oder weniger Rechte haben, alles das ist den Bauern gleich- giltig. Sie wollen nur nichts davon hören, daß die Freiheit und Sicherheit des Grundbesitzes angeiastet werde, und verlangen Ruhe und Ordnung. Aber der Bauer hängt im täglichen Leben io von der tausend armigen französischen Bureaukratie ab, daß er nicht leicht wagte, gegen die Regierung zu stimmen Die Wahlen vou 187! waren nun znm ersten Mal wirk lich frei, weil es im Augenblick der Beendigung des Krieges thatsächlich keine Regierung gab. Ter Bona- partiemns war durch die Niederlage in Verruf ge kommen, Regierungskanditaten, wie man sie gewohnt war, gab eS nicht. So wählte der Bauer den Kan didaten, den er kannte und von dem er ein Eintr>1en für die Interessen erwarten konnte, die ihm allein am Herzen lagen, den angesehensten Grundbesitzer seines Bezirks. Daher trug die Nationalversammlung einen konservativ - agrarischen Charakter. Die in direkten Steuern allein wurden erhöht, um die 600 Millionen Mehrausgabe, welche der Krieg ge bracht, zu decken. An die Grund- Haus- und Miet steuer rührte man nicht, weil das auf dem Lande verhaßt gewesen wäre. Gegen die Mehrheit der ländlichen Vertreter konnte die Minderheit der städtischen nichr aufkominen Im Fortgang der Republik hat sich das insofern geändert, als es wieder eine Regierung gab, welche die Wahlen beeinflußte. Unter Mac Mahon allerdings versagte dieser Einfluß, weil man von dem Ministerium Broglie einen Staatsstreich fürchtete. 1885 fielen die Wahlen oppositioneller aus, als man erwartete, weil das Land mit der abenteuernden Ko lonialpolitik unzufrieden war; bei den zahlreichen Nach wahlen aber machte sich der Druck der Regierung wieder geltend. Was nun die Städte betrifft, so hat Madame de Bury unstreitig Recht, daß die Rolle des höheren Bürgertums vorläufig ausgespielt ist. Seine bedeuten den Vertreter, die Guizot, Thiers, Berryer, Villemain, Cousin u. a. m., sind gestorben und durch keinen Nachwuchs ersetzt; von den jetzigen Politikern kann man außer Grevy und Ferry kaum jemanden dazu zählen. Konzert. Der lebhaften Teilnahme des musika lischen Publikums sei hiermit die Mittwoch den 16. d. MtS im Börsensaale unter Direktion des Hrn. Prof. Krantz stattfindende Chorsoiröe des König!. Konservatoriums empfohlen. Diese Chorsoiräen haben stets durch die gebotenen Ausführungen und gewählten Kompositionen angenehmsten Genuß bereitet und sich der wärmsten Beachtung würdig erhalten. Zu dieser Soiree werden, um dem Programm Abwechselung zu geben, Frl. H. Meyer (Pianistin) und Hr. R. Remm.ele (Viola alta) beide dem Lehrpersonal des Instituts angehörig, mitwirken Das zur Ausführung kommende Programm enthält wertvolle und interessante Kompo sitionen älterer und neuester Zeit. Der Ertrag der Chorsoiree wird dem Patronatsverein des Königl. Konservatoriums für feine Zwecke zugewiesen. Der Patronatsverein wurde bekanntlich zu dem Zwecke ge stiftet, unbemittelten begabten jungen deutschen Musikern ihr Studium im Konservatorium zu ermöglichen. Der hohe Protektor des Vereins ist Se. Königl. Hoheit Prinz Georg, erster Vorsitzender desselben Hr. Graf Vitzthum, zweiter Vorsitzender Hr Rechtsanwalt Lesky, Kassierer Hr. Kommerzienrat Pilz Die Mit gliedschaft des Vereins ist zu erwerben durch einen Jahresbeitrag von 10 M., oder durch einmalige Ein zahlung eines größeren Beitrages. Die Mitglieder de» Patronat-vercins haben das Recht, allen größeren Ausführungen des Königl. Konfervawriums beizuwoh nen. Die Statuten des Vereins sind durch Hrn. Recht»anwalt LeSky zu erhalten. B. In dem Verhältnis, wie seine Macht zurückging, ist die der unteren und mittleren Klassen gestiegen. Zu ihnen rechnet Mad. de Bury namentlich die kleinen Gewerbetreibenden, die kleinsten Rentner, Unterbeamte, Schullehrer, Wundärzte u s. w. Es ist gewiß zu treffend, wenn sie sagt, daß diese Leute Alles durch den Krieg zu verlieren haben, daß sie gute Patrioten, aber keineswegs Chauvinisten sind, daß sie das po litische Denken anderen überlassen, aber viel gesunden Menschenverstand haben. Es ist auch richtig, daß sie durch ihre Zahl und ihren Einfluß bei den Wahlen ins Gewicht fallen, aber ob dies Gewicht entscheidend ist, kann doch bezweifelt werden. Sie zählen vor allem nur in den Städten. In den kleineren Städten — und das sind allerdings bei weitem die meisten — dürften sie die Oberhand haben, in den großen über wiegen die Arbeiter durch ihre Masse, und sie sind gerade dem unteren Bürgerstande keineswegs günstig. Wahlen, wie die, aus welchen die radikalen Stadträte von Paris, Lyon, Marseille hervorgegungen sind, können nur auf besitzlosen. Arbeitern beruhen. Die großen Städte sind es denn auch, welche die radikalen Abgeordneten in die Kammer schicken, die Bauern aber wählen entweder unter dem Druck der Regierung in deren Sinne, oder, wo der Einfluß der Grundbesitzer und des Klerus stärker ist, unab hängig konservativ. In England war es bei den letzten Wahlen bezeichnender Weise umgekehrt. Fast alle großen Städte wählten konservativ weil die gewerblichen Ar beiter einsichtig genug waren, das Verderbliche der Horne-Rule-Pläne Gladstones zu durchschauen. Die neu zugelassenen ländlichen Arbeiter aber gingen mit den Radikalen Dieser Gegensatz ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß in England das Großgrundeigentum derart herrscht, daß cs überhaupt nur 30 000 Grund besitzer giebt, und die länd-ichen Arbeiter durchweg besitzloser, jedenfalls aber ungebildeter sind als die städtischen, daß in Frankreich aber der Boden überaus zersplittert ist und der größere Besitz kaum gegen den kleinen in Betracht kommt Demgemäß wird man zu dem Ergebnis kommen, daß unter dem allgemeinen Stimmrecht in großen Städten die Handarbeiter, in kleineren die unteren Mittelklassen, in allen ländlichen Bezirken aber die Bauern den Aasschlag geben Große Ereignisse und grobe Fehler der Regierung können ihre Stimmung gegen letztere wenden, im ganzen werden sie, wo nicht die Kandidaten der Rechten durch be deutenden Besitz, althergebrach'es Ansehen und Unter stützung der Geistlichkeit selbständigen Einfluß haben, mit den jedesmaligen Machthabern gehen. Lagesgeschichte. * Berlin, 13. November. Se. Majestät der Kaiser verbrachte die gestrigen Abendstunden in seinem Ar beitszimmer Die vergangene Nacht war eine recht gute. Das Befinden macht die allergünstigsten Fort schritte. Am heutigen Vormittag arbeitete der Kaiser allein. Gegen 1 Uhr mittags erschienen Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm, welche kurz zuvor von Potsdam nach Berlin gekommen war, Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich und der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen zum Besuch bei Sr. Majestät dem Kaiser im Königl. Palais. Beim Aufziehen der Wachparade erschien der Kaiser zum Jubel der dichten, trotz des schlechten Wetters ver sammelten Meng? zweimal am Fenster, zuletzt mit der Prinzessin Wilhelm. Die Menge sang das Preußenlicd. Am Nachmittag empfing der Monarch den aus San Remo eingetrofsenen l)c. Schmidt und Prof. v. Bergmann. Spater konferierte der Monarch mit dem Vizepräsidenten des StaatSministerium», Minister des Innern v. Puttkamer, und dem Staats sekretär des Äußern Grafen Herbert Bismarck. Beryls glücklicher Einfall! Eine Flitterwochengeschichte von Blanche Willis Howard. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen v. H. G. (Fortsetzung.) Das Schicksal begünstigte unsere Flüchtlinge, ohne weitere Hindernisse erreichten sie den Bahnhof, er langten ein Separatcoupö und sanden auch unter dem Dienstpersonal lauter fremde Gesichter. „Ach," seufzte Beryl, „sollen wir denn niemals Ruhe finden, es geht uns beinahe, wie dem ewigen Juden." „Wenn wir erst in Chicago sind, wollen wir ihnen allen ein Schnippchen schlagen", tröstete Jack. „Ich will ihnen aber gar kein Schnippchen schla gen, ich möchte nur heim un) ihnen diesen schrecklichen Verdacht nehmen. Wenn ich mir denke, daß sie uns für tot betrauern und wir sie noch zwei volle Tage in diesem Glauben lassen wollen, so scheint mir das zu grausam." Auch Jacks Antlitz überflog ein Schatten, als er an seines Vaters vergrämtes Gesicht dachte, trotzdem versetzte er kaltblüüg: „48 Stunden mehr werden sie daheim auch nicht umbri gen, wenn sie bis jetzt noch nicht daran gestorben sind." „Aber Jack, ich kenne Dich garnicht wieder, so bist Du ja noch niemals gewesen." „Kein Wunder! Bis jetzt war ich auch noch nie der Spielball von Pineville, Liebste überlaß daS alle» nur mir. Einer von beiden Teilen macht sich lächer lich, aber wer zuletzt lacht, lacht am besten." „Aber Jack, eS thut Dir doch hoffentlich leid?"
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