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Dresdner Journal : 04.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-04
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 04.11.1887
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W256. veroxupnstiir l»> N»ied«: ILUrtioUr .... 18 ttmtl. Akrliod: 4 KO?f Lioislo» ttummsro: 10 ks. 4»»«rk»ld<ts« «IvolHok»» ltvioks« tritt ko»t- m>cl 8t«inp«I»ii-cüI»ts üiom. ^uliüu6lxiuix»xvdadr«ii r t'klr ck«o iUtuiu sm«r ^v»p»It«osll 2«il^ Lismer 8ol»ritt LO?t. Ollter „LiogvsiEät" <1is 2«ils KO t't. Ls> UbsIIeo- iu»ü Lülero-iittt sottpr. Lr»ed»lu^nr Hizlick mit ^uuutüiuv ävr 8ouu- uoü k«ivrt»js« »dsixis. ^eroi^rscd -^osedl ii,»: l^r. liiSK. Freitag, den ä. November, abmds. 1887. DnsdnerZMrml. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Lunklim» von L»NN»atL»x«» »»««Art»« L»tp»t^: /»> Lr»W<i»t«tt«r, 6ommii«ol»Lr a«, Orv«tll«r ^ouriu»!»; S»w!>»r^ IsrllL Vl« >„«l->r*tt» ^nmttsrt ». ».: L ^c>Ai«r, vsrU» kr»x-L«tpiix »nmktvrt ». H. IlSoeL»»: k»ri» Loos»» - N«rU» «r»»kt»n N »t»«U»tt: F 0o.,' U*rU»: SkrUt»: S. »t«Ä«r« ^ae/>/ot9-V,' U»»or«r: t). ScXa«t«'.' L»U» ». >.: / «ar«t Oo U » r » u „ U » d » r, Nvsixt. Lipeäitiov äs« i-rsxivsr Zonr»»!», Vrvslivv, liviil^erstra»«« HO. korurprsokUr. tiSÜ. Äiutlicher Teil. Vekannlmachunq. Zu Schwurgerichtsvorsitzenden für die im ersten Kalendervierteljahre 1888 beginnende Sitzungsperiode sind nach 8 83 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 ernannt worden: bei dem Landgerichte Dresden der Landgerichts« direktor vr. Müller, « « - Leipzig der Landgerichts ¬ direktor von Bose, « « - Chemnitz der Landgerichts ¬ präsident Brückner, - - - Bautzen der Landgerichts« ' direktor Exner, « - - Freiberg der Landgerichts ¬ direktor Vollert, « - - Zwickau der Landgerichts- Präsident von Mangoldt, - - - Plauen der LandgerichtS- direktor Oeser. Dresden, den 1. November 1887. Ter Präsident des Königlich Sächsischen Oberlandesgerichts. In Stellvertretung: Klemm. Dietel. Wekannlmuchung, die Auszahlung der am 1. Dezember 1887 fälligen Kapitalien, Prämien und Zinsen der Staatsschuld betreffend. Die Auszahlung der nach der Ziehungsliste vom 7. Juni 1887 ausgelosten, den 1. Dezember dieses Jahres mit 48 Prozent Prämienzuschlag rückzahlbaren Partialobligationen der auf den Staat übergegangenen 3HH Prioritätsanleihen der vormaligen Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie von den Jahren 1839/41 und der in dem nämlichen Termine fälligen Zinsen dieser Anleihen findet vom 15. dieses MonatS an gegen Rückgabe der betreffenden Kapital- und Zins scheine bei der Staatsschuldenkasse in Dresden und der Lotterie - Darlehnskasse in Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen des Königlichen Finanz-Ministeriums und der sonst getroffenen Fest setzungen auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Ed. Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E Heydemann in Bautzen und in Löbau und bei dem Vorschußvereine in Plauen i/V. statt. Dresden, den 4. November 1887. Ker Laudtagiauischoß » Verwaltovg der Ztiatsscholdeu. Bönisch. Nichtamtlicher Lei!. Kelegraphische Wachrichten. Berlin, 4. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser bat in der vergangenen Nacht gut geschlafen und keine Schmerzen em- plunden. Fulda, 4. November. (Tel. d. Dresdn. I urn.) In der heutigen Bischoföwahl wurde der bisherige Stadtpfarrer in Wiesbaden Prälat Joseph Wey land zum Bischof gewählt. Paris, 3. November. (W. T. B.) Depn- tiertenkammer. Nach Schluß der Generaldebatte über die KonversionSvorlage warde der Art. 1, welcher die Konversion im Prinzip ausspricht, an genommen. Ein Amendement deS Radikalen Picken, in welchem eine Konversion in 4proz. Rente beantragt wird, wurde von Rouvier be- kämpft und von der Kammer mit 344 gegen 173 Stimmen abgelchnt Die Kammer nahm schließ lich die KonventionSvorlage mit 276 gegen 161 Stimmen an. Rouvier sprach seine Zustimmung zu einer Reduktion der Kosten für die Konver tierung von 3V6MV KrcS. auS. Die Kammer nahm endlich einen Antrag an, welcher der Re gierung die Verpflichtung auferlegt, der Budget- kommisfion eine detaillierte Berechnung der Kosten vorzulegen. Im weiteren Verlauf der Sitzuna beschloß die Kammer mit 314 gegen 233 Stimmen, die sofortige Verlesung deS Be- richtS der Enquötekommisfion. AuS demselben geht hervor, daß die Kommisfion nach Ver nehmung der Minister, welche sich gegen eine Enquöte ausgesprochen, im übrigen aber sich bereit erklärt hatten, der Kammer jede notwendige Auskunft zu geben, mit allen gegen eine Stimme bei ihren ersten Beschlüssen verharrte und dem gemäß die Enquete beantragt. Die Beratung über den Bericht wurde Luf nächsten Sonnabend festgesetzt. Paris, 4. November. (Tel. d. Dresdn Lourn ) Die Morgenblätter besprechen die gestrige Kammer- abstimmung und bemerken, daß der Sieg der Re gierung hauptsächlich der Haltung deS größeren Teils der Rechten zuzuschreiben sei. Caffagnac in der„Äutoritö" sagt: „Die Rechte wollte diesmal dem Ministerium eine letzte Lektion in der Selbst verleugnung und Loyalität geben, ginge aber nun mehr in der Nachgiebigkeit nicht weiter." DaS „Journal deS D^batS" konstatiert, daß der Bruch zwischen der Regierung und der radikalen Partei heftiger denn je sei. Madrid, 4. November. (Tel. d. Dresdn. Journ) Im Prozesse gegen den des Attentats auf den Marschall Bazaine angeklagten Hillairand erklärten die Ärzte, daß derselbe zwar mit Be- wußtsein, aber doch unter dem «indruck zeit- »eiliger Geistesstörung gehandelt habe. Dresden, 4. November. Ein österreichischer Gesetzentwurf gegen di« Trunksucht. Dem österreichischen Abgeordnetenhaus ist kurz vor seiner Vertagung seitens der Regierung der Ent wurf eincS Gesetzes zugegangen, welche- den Versuch unternimmt, in geeigneter Weise der im Kaiserstaate in gefahrdrohendem Maße überhandnehmenden Trunk sucht zu steuern. Dieser Versuch einem Übel, welches täglich neue Opfer fordert und ganze Schichten der Bevölkerung einem wirtschaftlichen und moralischen Untergange entgegenführt, auf dem Wege der Gesetz gebung entgegenzutreten, ist nicht nur an sich be merkenswert, sondern es ergiebt sich bei der mannig fachen Ähnlichkeit zwischen den diesbezüglichen Verhältnissen Deutschlands und Österreichs von selbst für uns die Notwendigkeit, die Entwickelung der von der österreichischen Regierung in Anregung gebrachten Angelegenheit, sowie, falls der Entwurf zum Gesetz werden sollte, dessen Erfolge mit der größten Anteil nahme zu beobachten. Was insbesondere die Berech tigung des Staates anlangt, mit ZwangSmaßregeln einem Unheil zu Leibe zu gehen, dem gegenüber an dere vorbeugende Mittel erfolglos geblieben sind, so kann gewiß bei allen Einsichtigen ein Zweifel, daß diese Berechtigung vorliegt, nicht obwalten. Wenn auch mit einem derartigen Eingreifen für eine geringe Anzahl von Staatsbürgern ein materieller Nachteil wohl bestimmt verbunden sein wird, so wird dies reich lich dadurch ausgewogen, daß man hoffen darf, einer überaus großen Anzahl Anderer ein HemniS auf dem Wege zum Untergange zu bereiten. In sympathischer, und die zu berücksichtigenden Verhältnisse treffend erläuternder Weise befaßt sich ein Aufsatz des Wiener „FremdenblatteS" mit der Ange legenheit. Wir entnehmen dem Aufsatz das Nachstehende: Man ist durch die Macht der Statistik von der Überzeugung abgebracht worden, daß mit öffentlicher Aufklärung, mit Abmahnungen und gut gemeinten Ratschlägen allein dort viel zu erreichen ist, wo Ge wohnheiten und Leidenschaften die Menschen beherrschen. Kirche, Schule und Vereine können ohne Zweifel sehr heilsam wirken und die Gemüter zu edlerer Auffassung der Pflichten erheben, aber auf ihre eigenen Kräfte angewiesen, werden sie die angestrebten Ziele nicht in dem ganzen Bereich ihrer Wünsche erfüllen können. Die staatliche Gesetzgebung muß endlich, wenn dar Übel einen allgemeinen sozialen Charakter annimmt, ebenfalls etugreifen und mit starker Hand seiner Aus breitung Dämme entgegenstellen. Der AlkoholiSmus ist eine der schrecklichsten Plagen der modernen Gesell schaft und hat er auch in Österreich noch nicht jenen Grad der Gefährlichkeit erreicht, wie in manchen an deren Ländern, so sind wir doch auf dem besten Wege, zu ähnlichen Erscheinungen zu gelangen, wenn nicht rechtzeitig Vorkehrungen dagegen getroffen werden. Man braucht wohl nicht erst des Näheren darzulegen, worin die verhängnisvollen Wirkungen deS Alkoholis mus bestehen und in welchem Maße er namentlich Arbeiter und die ländliche Bevölkerung demoralisieren, entkräften und in den Abgrund der Verkommenheit stürzen kann. Die Motive zu dem Gesetzentwurf gegen die Trunkenheit entwerfen ein anschauliches Gemälde all dieser düsteren Folgen weiterer Fortschritte deS Übels und führen die großen Erfolge der fchwedischen, norwegischen und holländischen Gesetzgebung an, welche den Alkoholkonsum mit einer ganz überraschenden Energie sehr ansehnlich zu reduzieren vermocht haben. Die Notwendigkeit einer Einschreitung der Gesetz gebung ergiebt sich nicht allein aus den täglichen Wahrnehmungen, aus den Petitionen nahezu aller Landtage, welche den Verfall des Bauernstandes als die Konsequenz der zügellosen Wirtschaft des Alkoho- li-mu» beklagten, sondern auch aus den, wenngleich leider nicht in übermäßiger Fülle den Motiven bei geschlossenen statistischen Erhebungen. Das Land Niederösterreich zählt N l41 schankbercchtigte Gewerbe. Den Kleinverschleiß gebrannter geistiger Getränke be treiben 2043 Gewerbetreibende und nicht weniger als 3776 Händler kultivieren diesen Ausschank als Nebcn- geschäft. Schon diese eine Zahl schreibt dem neuen Gesetze eine gewisse Direktive vor. Die Ausweise auS Galizien weisen gerade in dieser Beziehung eine auf fallende Verschiedenheit auf, die auf das dort geltende Gesetz zurückzuführen ist. Daselbst giebt es 19 122 konzessionierte Schankgewerbe, zu denen noch sämtliche Hotels, Kaffeehäuser und Zuckerbäckereien gezählt wer den müssen. Aber der Kleinverschleiß weist eine sehr bedeutende Reduktion auf und als Nebengeschäft wird derselbe lediglich von 289 Gewerbsleuten bettieben. In Niederösterreich ist sowohl die Anzahl der Geschäfte, welche ausschließlich den Ausschank gebrannter geistiger Getränke betreiben, als auch jene der Kleinverschleißer noch nicht erschreckend groß. Wohl aber unverhältnis mäßig hoch scheint jene Zahl angeschwollen zu sein, welche die Personen umfaßt, die den Branntwein als Nebenartikel führen und als Zugabe zu allen mög lichen Handelsartikeln vertreiben. All' diese Verhält nisse muß daS neue Gesetz beachten, denn so klar dessen Zwecke sind, so schwierig ist deren Durchführung, wenn man nicht ein Gewerbe vollständig vernichten will, das noch immer sehr viele Steuerträger ernährt, und, auf ein rationelles Maß eingeschränkt, seinen Platz im wirtschaftlichen Leden behaupten kann. Das Gesetz will all diesen Rücksichten dadurch ge recht werden, daß es den Handel mit geistigen Ge tränken in geschlossenen Gefäßen ichon dann an eine Konzession bindet, wenn das ausgeschenkte Quantum unter fünf Liter täglich sinkt, und da die Konzessionen sowohl für den Ausschank als für den Kleinverschleiß künftighin nur nach der Größe der Bevölkerung er teilt werden sollen, so ist damit der Überwucherung der Gemeinden durch die Boutiquen und demorali sierenden Gifthütten aller Art vorgebeugt. Große Anerkennung verdient die fernere Bestimmung, daß in solchen Lokalen kein anderes Gewerbe betrieben werden kann, und die Motive begründen das mit der Not wendigkeit, jedes Lockmittel auszuschließen, welche- die Leute bestimmen könnte, solche Geschäfte aufzusuchen. Wir wollen auf die weiteren Bestimmungen der Vor lage nicht näher emgehen, sie verfolgen alle da- gleiche Ziel, den Branntweinkonsum zu erschweren oder ein zuschränken. Sie verwerfen nach dem Vorbilde deS galizischen Gesetzes die Klagbarkeit von Kreditforde rungen aus der Verabreichung geistiger Getränke und sie wollen die Sonn- und Feiertagsheiligung vor den Ausschreitungen durch Völlerei schützen. Aber gerade nach dieser Hinsicht kann das Gesetz nur wirksam werden, wenn eine kräftige Vereinsthätigkeit jene Auf gabe fördert. Dem Arbeiter muß eine andere, eine würdigere Stätte der Erholung gegeben werden, wo er an Sonn- oder Feiertagen vielleicht mit seiner Familie einige Stunden der Muße verbringen könnte. Wir erinnern an die in anderen Ländern zu die sem Behufe ins Leben gerufenen Theehäuser, an die Lesehallen, in denen Erfrischungen gereicht werden können; Institute, welche sonach den Geist aufhellen, statt ihn zu trüben. So wird denn das Gesetz, so mächtig es auch in die Unsitten und in die Leidenschaften eingreifen wird, so sehr es geeignet ist, den Plagegeist zahlloser Familien in seinem finstersten Schlupfwinkel zu bekämpfen, seine Zwecke ohne die Mitwirkung humanitärer Vereine und Verbände nicht vollständig verwirklichen können. Diese wird jedoch hoffentlich sich in dem Augenblicke einstellen, wo ihrer Thätigkeit ein Feld offen stehen wird. Wir zweifeln deshalb nicht, Paß das neue Gesetz wesentlich zur Hebung der Moral der unteren Volksschichten bei tragen wird, aber auch zur Moral jenes Gewerbes selbst, welches bisher für alle düsteren Erscheinungen und Konsequenzen des AlkoholiSmus verantwortlich gemacht wurde. Wird es einmal von allen Aus wüchsen, von der parasitenhaften Überwucherung durch Kneipen niedrigster Art befreit und auf das Maß des wirklich bestehenden Bedürfnisse- eingeschränkt, dann wird es auch eine wesentlich gebesserte Stellung im Kreise der anderen gewerblichen Thätigkeiten er langen und auch von den Behörden anders behandelt werden, als es bei den gegenwärtigen Verhältnissen der Fall sein konnte. Tagesgeschichte. Dresden, 4. November. Heute früh brachten Ihrer Majestät der Königin aus Anlaß Aller- höchstthres Namensfestes in der Königl. Villa zu Strehlen die Musikcorps des 2. Grenadierregiments und des Schützenregimcnts eine Morgenmusik dar. Zu der um H6 Uhr daselbst stattfindendcn Kömgl. Tafel waren die hier anwesenden Oberhof- und Hof chargen befohlen. Dresden, 4.November. Vom Reichs-Gefetzblatt ist das 42. Stück des Jahres 1887 heute hier ein Feuilleton. Beryls glücklicher Einfall! Eine Flitterwochengefchichte von Blanche Willis Howard. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen v. H. S. (Fortsetzung.) III. Windstille. Entwickelt die Tragödie den Charakter oder ist der Charakter erst der Anlaß zur Tragödie? Wie lange würden wohl Romeo und Julia für einander in Owls Roost geglüht haben, wenn die Montagues und die CapuletS von Anfang an für ihre Verbindung eingenommen gewesen wären; wenn Julia mit ihrem Romeo in friedlichem Verein abwechselnd Puppen, Croquet und Tennis gespielt, wenn sie mit ihm Hausbälle in befreundeten Familien, Konzerte und Wasserfeste besucht hätte; würde sie dann noch so klasfisch leidenschaftlich und erhaben auf uns gewirkt Haden? Und wie lange wären wohl Hero und Lean der glücklich gewesen, wenn sie miteinander in dieser Strandhütte gewohnt hätten, und somit Leander nicht mehr notwendlg gehabt hätte, über das Meer zu schwimmen und dadurch eine täglich wiederkehrende Aufregung, einen immer neuen Reiz zu schaffen? Und würden Jack und Beryl, wenn sie vom Schicksal in Gestalt der Glyn- donS und GardineS aufs grausamste gepeinigt, von Anbeginn zur Tragik und zum Schmerz verdammt gewesen wären, unS nicht in einem ganz andern, er habneren, romantischen Lichte während ihre- Aufent haltes in Owls Roost erscheinen? Denn, mit tiefster Beschämung sei es gestanden, unser junge- Paar, sei eS nun, weil ihrem weltlichen Sinne jedwede Anlage zum Heroischen fehlte, sei es auS sonst welchem Grunde, zeichnete sich durch keinerlei bedeutungsvolle, erhabene Ideen und Momente aus. Am nächsten Morgen begannen sie in munterster Laune ihr Pick-nick-Leben einzurichten. Schon die etwa- schwierige Zubereitung des Frühstücks, die manche humoristische Situation im Gefolge führte, machte ihnen vielen Spaß. Draußen regnete eS in Strömen, es fchien sich zu einem gemütlichen Novemberlandregen einzurichten, wie Jack mit wetterkundiger Miene be merkte. „Um so besser," versetzte Beryl heiter, der über Nacht ihre alten Pläne zurückgekommen waren, „wir haben uns eine solche Welt zu sagen und so haben wir keinerlei Unterbrechung zu befürchten." „Nein, ganz gewiß nicht," murmelte Jack und warf einen verstohlenen Blick durch die kleine trübe Fensterscheibe hinaus auf die graue, verregnete Land schaft. „Aber das wollen wir ja gerade gern", beharrte Beryl. „Gewiß, gewiß," versicherte Jack mit auffälliger Hast. Beryl wusch mit vieler Würde da» Frühstücks- geschirr, und Jack widmete sich der Unterhaltung des Feuers. Unter Scherzen und Lachen wurden die häuslichen Geschäfte beendet, die sie sich mit manchem liebkosenden anerkennenden Worte würzten. Nach ge- thaner Arbeit setzten sie sich auf da- morsche Sopha und hatten nun den langen regnerischen Tag vor sich. Jetzt war die Stunde gekommen, wo sich ihre Herzen unbehindert einander erschließen konnten — tiefe Stille herrschte in der Hütte. Der Ofen knisterte und prasselte von Zeit zu Zeit und Beryl lauschte mit sichtlichem Vergnügen dem Ticken ihrer neuen Uhr. ,Lack", begann sie endlich schüchtern. „Was, mein Liebling?" „Wie lange sagtest Du doch, daß eS Dein armer Onkel hier au-gehalten habe?" „Mein armer Onkel I aber Beryl, wenn ich Dir doch versichere, daß er sehr gern hier geweilt hat." „Ach ja, ich vergaß eS ganz und gar," murmelte sie und versank in abermaliges langes Schweigen. „Jacki" ,/Liebste?" „Du mußt nicht denken, daß ich unzufrieden bin und nicht alles entzückend hier finde, aber Jack — ich frage nur so — glaubst Du, daß eS auf einem Leucht turm noch hübscher gewesen wäre Du weist ja, mein erster Gedanke war an einen Leuchtturm?" „ES war auch eine sehr gute Idee, aber siehst Du, die Regierung würde binnen so kurzer Zeit nie mand unsertwegen seines Amtes entsetzt und uns dafür angestellt haben." „Schade", seufzte Beryl, „in solchem hoch gelegenen Leuchtturm hätten wir einander so viel sagen können, eS wäre so erhaben gewesen" „Nun, was willst Du mir denn sagen, mein Schatz? Ist eS Dir zu flach zum Sprechen? Frei lich in einem Leuchtturm hätten wir mancherlei zu thun gehabt. DaS hätte unS die Zeil vertreiben helfen" „Ach wenn zwei einander lieben, brauchen sie keine andere Beschäftigung," versicherte die kleine Frau glückstrahlend. Jack mußte sie dafür küssen und that sein mög lichstes, ihr den Gedanken, in ihrer Nähe Langeweile zu empfinden, als ein Ding der Unmöglichkeit darzu stellen. Nichtsdestoweniger fragte er kurz darauf: „Hast Du vielleicht zufällig ein Spiel Karten mit eingepackt?" „Mein Liebster, gewiß nicht, aber vielleicht ein Buch?" „Nein, Jack, Du hast doch nicht etwa Lust zu lesen?" „Gewiß nicht, bewahre liebe- Herz. Ich fragte nur fo." Beryl lächelte ihm freundlich zu. Er erwiderte ihr mit ebenso glücklichem Lächeln; plötzlich stand sie auf und schritt zu ihrem Reistsack. „Was willst Du denn holen?" „O, nichts von Belang, ich wollte nur nachschauen, ob vielleicht eine der Schwestern meine Handarbeit mit hinein gethan hätte." „Aber Du willst Du doch heute nicht etwa nähen?" „Nein, mein liebster Jack, ich sah nur eben nach." Und wieder wechselten sie tapfer jenen, vollste Be- friedigung ausdrückenden Blick Hier soll sich's kein Spötter beckommen lassen, die Vermutung auszusprechen, diese Beiden seien einander in dieser kurzen Zeit schon überdrüssig geworden Dem war nicht so, ihr geheimer Kummer lag viel tiefer. Es war nicht der heutige Tag, von dem sie sich ent täuscht und niedergeschlagen fühlten, sondern — sie wagten kaum, e- sich in innerster Seele zn gestehen — eS war die Aussicht auf eine ganze Reihe solcher
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