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Dresdner Journal : 02.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-02
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1887
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man kann diese Köpfe einen nach dem andern stets wieder leicht in dieselbe identische Lage bringen. In dem man auf diese Art schwache Abbilder übereinan derlegt, kommt man schließlich zu einem Bilde, welches Batut sagt: „Am Anfang unserer Versuche ergriff uns eine eigenartige Erregung, als wir langfam im bleichen Lichte des Laboratoriums dieses unpersönliche Bildnis erscheinen sahen, welches nirgends existiert und welches man das Porträt des Unsichtbaren nennen könnte. Zu den Überraschungen des Anfängers, und nicht zu den geringsten, gehört auch, in diesen leicht verwischten Zügen eine frappante Ähnlichkeit mit ver schiedenen der zu dem Versuche dienenden Urbilder und eine deutliche Familienähnlichkeit mit allen vorzufinden." Eine der Platten, welche das WerkBatutS schmücken, stellt die Charakterzüge von Pyrenäenbewohnern vor. Tie abgebildeten Individuen bewohnen den höchsten Teil der „Montagne Noire" an der Grenze der De partements Tarn und Aude, mehr als hundert Kilo meter von den Pyrenäen, dennoch ist der Typus der pyrenäische Hier der Grund: Im 13. Jahrhundert nach dem Kreuzzug gegen die Albigenser ließen die neuen Herren der unermeßlichen Wälder, welche daS Gebirge bedeckten, Kohlenbrennerfamilien aus den Pyrenäen kommen, die sie auf ihren Besitzungen an siedelten, um die nötige Kohle für die von ihnen er richteten Erzhütten und GlaSöfen zu erzeugen Diese Familien sind aus Mangel an Brrbrndungsmitteln und um daS Geheimnis und daS Monopol ihrer Kohlen- erzeugung zu bewahren, niemals mtt anderen Familien reicht, der gestern als Vertreter England» zum ame rikanisch kanadischen FischereiauSschuß nach Nem-Uork abreiste. Als ehemaliger Geschäftsmann, als gewesener Bürgermeister von Liverpool, als früherer Minister und praktischer Staatsmann besitzt er doch alle Eigen schaften, die zur Schlichtung der zwischen Canada und den Vereinigten Staaten schwebenden Frage der Fischerei an der canadischen Küste notwendig sind, und Salisburys Wahl wäre vom bloßen Standpunkte der technischen Zurechnungsfähigkeit in jeder Beziehung gerechtfertigt. Aber — er ist ein Feind des irischen Home Rule; und daher ist er für die Iren, für die Gladstvnianer und für die irischen Amerikaner ein verlorener Mann, für den kein Maß perfönlicher Schmähungen aus reichend ist. Von allen Seiten wird gegen ihn ge hetzt, in der hiesigen liberalen und der amerikanischen Presse, als drehe sich alles, was in der Welt ge schehe, bloß um das bißchen Home Rule. Und bei dem Einflüsse, welchen die irische Partei in Ncw-Aork besitzt, ist eS nicht unwahrscheinlich, daß feine Sen dung ohne Ergebnis verläuft; denn schon der Aus- lieferungsvertrag, welchen England mit dem Staats sekretär Bayard obschloß, scheiterte an dem Einsprüche des Senats, der die irischen Verschwörer vor eng lischen Kerkern schützen wollte Die Aussöhnung zwischen den Vereinigten Staaten und Canada, bez. England, zu hintertreiben, ist das Ziel der Iren, so lange England ihre Home Rule-Forderung nicht zu gesteht; die Aussöhnung soll ausschließlich der Preis jür letzteres sein. Zur Ehre Chamberlains sei es ge sagt, daß er sich durch diese Treibereien in keiner Weise einschiichtern ließ. Als er gestern am Bahn hofe von zahlreich versammelten Freunden Abschied nahm, wiederholte er seinen Schlachtruf „Haltet fest an der Union!"; und wenn er in Amerika d mselben getreu bleibt, wird er auch seinen Feinden Achtung ablocken. — Unterdessen hat der Tod des amerika nischen Mordverschwörers Cohen dem englischen Publikum wieder die Überzeugung beigebracht, daß es mit der von Gladstone auspojaunten Herzenseinigkeit der Iren und Engländer nicht weit her ist. Zur Zeit, als die Königin ihr Jubiläum feierte und der Bund Gladstones mit den Parnelliten üppige Blüten trieb, befanden sich hier in London die Sendlinge des amerika nischen Mordverbandes Clan na-Gael, um ihr blutiges Werk fortzusetzen Nur der Wachsamkeit der Londoner Polizei ist eS zuzuschreiben, kaß daS Fest ohne Unheil verlief. Sie war den Abgesandten Cohen und dem „General" Millen auf der Spur, ließ letzter« in Bouloqne warnen und umgarnte erstem durch tausend Vorsichtsmaßregeln und erwarb sich dadurch die Dank barkeit aller Reichsgetreuen. Niemand wird die Par nelliten des Einverständnisses mit den Clan na-Gael beschuldigen; aber sie sind offenbar nicht im stände, den Dynamiiflügel der irischen Amerikaner zu bändigen, und daher verliert ihre Bedeutung für die Engländer an Wert. In Amerika predigt jetzt wieder der be kannte Dynamitprofessor Mezzerow die Anwendung physischer Gewalt. Der irische Staatssekretär Balfour wird mit dem Schicksale Lavendishs bedroht, wenn O'Brien nicht freigesprochen und Mitchelstown nicht an der Polizei gerächt werde. „Denkt an MitchelS town", sagte bekanntlich Gladstone in seiner Rede zu Not tingham. Solche Vorgänge können Lord Salisbury nur be stimmen, in seiner Politik gegen - ie irischen Sonderbündler mit Festigkeit zu verharren. — Sowohl O'Brien wie Wilfrid Blunt haben gegen die ihnen zuerkannte Ge fängnisstrafe Berufung eingelegt und setzen mittler weile ihre Verhöhnung der irischen Exekutive fort. Letztern haben die Iren schon zur Belohnung als ihren Home Rule-Kandidaten für Deplford aufgestellt. Da seine Frau, Lady Anne Blunt, bei seiner Ge fangennahme in Woodford gleichfalls mißhandelt wurde, so heben die liberalen Blätter mit großem Be hagen hervor, daß sie die Enkelin Lord Byrons, des Vorkämpfers der griechischen Freiheit, sei und daher ein angestammtes Recht besitze, sich für die geknechteten Iren zu verwenden. * S1. Petersberg, 22. Oktober. Aus den Äußerungen der ruffischen Presse ist der tiefe Ein druck zu entnehmen, welchen die Turiner Rede Crispis in Rußland gemacht hat. Manche Blätter suchen ihre Verlegenheit hinter der Maske wohlfeilen Spottes zu verbergen. Hr. Crispi, meinen die St Peters burger .Wjedomosti", fei kein verläßlicher Mann, und dieser „eingefleischte Irredentist' tönne sich leicht bei einer günstigen Gelegenheit in einen Feind Österreichs und somit auch in einen Feind Deutschlands verwan deln, wie er sich seinerzeit aus einem Freunde Frank reichs in dessen Feind verwandelte. „Nowvje Wremja" sagt, die „Verschwörung für den Frieden" fei vorder hand für diesen nicht gefährlich: sobald aber tue „Verschwörer" auf die Idee kämen, ihren Willen jenen Mächten zu diktieren, gegen welche sie sich ver einigt hätten, so würden sie sich sofort überzeugen, daß ihre Dreistaatenallianz kein fester Damm sei, Rußland werde seine Politik nicht ändern. Die „Nowosti" schreiben, dem Fürsten Bismarck werde eS trotz seiner diplomatischen Gewandtheit nicht gelingen, eine Koalition von ganz Europa gegen Rußland zu bilden. Auf Rüstungen könne Rußland mit Rüstungen, aus Offensivdündnisse mit verläßlichen Desensivbünd- nlssen antworten. Wenn man in Berlin Verschwör ungen für den Frieden in Deutschlands Interesse mache, so würden sich gewiß m Europa Punkte finden, wo man eine Verschwörung für den Frieden im In teresse jener Mächte werde machen können, welche Grund hätten, die mitteleuropäische Friedensliga zu fürchten. * Sophia, 3l. Oktober. Die auf Bulgarien be zügliche Stelle der Rede, mit welcher Kaiser Franz Joseph vorgestern die Ansprachen der Delegalions- Präsidenten beantwortete, machte, wie man der „N. fr. Pr." meldet, hier, insbesondere in Deputterten- krelfen, wo sie lebhaft besprochen wird, einen überaus günstigen Eindruck. — Heute wird der Prikas ver öffentlicht, womit Major Popoff zum Kommandanten der ersten Brigade befördert wird. — In dem fchon erwähnten Artikel der offiziösen „Swoboda", welcher die ehemaligen Minister Karaweloff, Tsanoff und Nikisoroff mit einer Anklage wegen ihrer Teil nahme am Sturze Alexanders bedroht, werden zur Begründung der Anklage 5 Punkte aufgezählt: erstens die fortgesetzten heftigen Angriffe gegen den Fürsten Alexander m Broschüren und in den von Karaweloff unterstützten Blättern; zweitens die AnSsprengung des falschen Gerüchtes, daß von seiten Serbiens Ge- sahr drohe, damit das für das Komplot gewonnene Regiment Strumski nach Sophia komme; drittens die Haltung und das Vorgehen der genannten Minister in der Nacht des Überfalles und an den darauffolgen den Tagen; viertens die volle Billigung des Ge schehenen durch die „Tirn. Const", das Organ Kara- weloffs; fünftens die Aussagen Grueffs, BendereffS und Gueneffs. Der Artikel schließt mit den Worten: „Wenden wir uns an die Vertreter des Volkes, auf daß sie die feigen Verräter richten lassen, aus daß sie durch einen Richterspruch die Schmach tilgen, welche die bulgarische Krone befleckt. Wenn die gewissenlosen Minister unbestraft bleiben, fo werden sich morgen wieder Minister finden, welche, wenn sie sehen, daß die Macht ihren Händen entschlüpft, gleichfalls das Staatsoberhaupt an irgendeine fremde Macht ver kaufen werden." Kalkutta, l. November. Nach einer Meldung der „Daily News" aus Simla hat der Radschah von Kapoorthala im Pendschab, dem Beispiele des Nizams von Hyderabad folgend, fünf Lakhs Rupien (ungefähr l Million Mark) zu Verteidigung der Nordwestgrcnze Indiens angeboten und zugleich seme Armee der indischen Regierung zur Verfügung gestellt. Studsen machen, große Dienste leisten kann. Man muß allg Modell», in einem photographischen Atelier beisammen haben. Man muß Vorsorge treffen, daß alle Köpfe so kac« erscheinen und von gleicher Höhe, was man mit einem Schraubensessel erreichen kann. Da die sanstig« Stellung der ganzen Serie unveränderlich bleibt, sind alle Köpfe gleich groß oder haben wenig sten» nur die Größenunterschiede der Modelle in Wirk lichkeit, Unterschiede, die auf die Hervorbringung de- Typu» keiueH wesentliche« Einfluß haben. Wie muß mgn uu» vrxjahren, um diesen Typus zu erhalten? Batut sagt: „Da alle Köpfe auf dieselbe empfindliche Matte wirken sollen, ist augenscheinlich, daß sie nach nnander in eine identische Stellung gebracht werden müssen. Da» erreichst du mit folgendem Kunstgriff. Du nimmst eine» der Bilder, die du doppelt haben mußt i dmm e» wird grp-fert, und durchbohrst die Augen mit einer feinen Nadel, gerade im Sebpunkt. E»d«lu legst du das Bild gegen eine Schablone von mattem Gla» in passenden Größenverhältnissen und markierst von rückwäriS mittelst eine» feinen Blei stifte» die beiden durchbohrten Augenlücher als schwarze Pünktchen auf di« matte Heft» de» Glast». Nach, einander legst du dann jedes deiner Modellbilder eben so aus do» Gla» und du kannst, da da« Glas durch- scheipyth ist, die durchstochenen Augenpunkte des zwei ten, dritte» u. s. w. genau auf die vom ersten erhal- teM.sthMMK Punkt» bringen. SS bleibt nur noch übrig, die Bilder, ringsum den Rändern des Glases solgknd, abzuschneiden." Bei allen so beschnittenen Bildvlättrrn törrden die Augen sich genau decken, und aufzustacheln suchen. So verdient denn diese Leistung eine warme Unterstützung von seiten des besseren Ge schmacks Der Versager ist von seiner Heimat her wohl bekannt mit dem Leben und Treiben, Fühlen und Devken der bayerischen Gebirgsbewohner und hat mehrfach bewiesen, daß er im stände ist, davon scenffch ein lebendiges Bild zu geben und die Einfachheit der Handlung den Daseinsformen und Verhältnissen der bäuerlichen Bevölkerung anzupaffen. Derber Humor und die deutsche Neigung zu Gemütsrührungen geben auch diesem Stücke vorwiegend seine cha rakteristische Färbung, wozu noch die beliebten Effekte der lokalen Bräuche und der Redeweise im Dialekt hinzutreten. Der Verfasser selbst ist Meister in der Wiedergabe dieser Eigenartigkeiten und seine Darstellung der Titelrolle wirkt um so wahrer und eindringlicher, al» sie ganz von innerem Naturell ge tragen wird und sich von jeder Übertreibung höchst achtung-wert srei hält. Auch von den übrigen Mitgliedern, die natürlich nur selten in der Lage sein können, den Dialekt zu beherrschen, ist das Stück mit regem Fleiße gut ew- gespielt. Gach besonder» zeichnet sich dabei Frl. Löwe al» die Müller»tochter Franzi au»; ihre frische Elasti- zitätt und ihr Takt in der Decenz und Mäßigung aller Effekte gewinnen der Darstellerin die Teilnahme der Kenuer. Sohr im Sinne der Wirklichkeit spielte mich Frau Voll die vom Verfasser wahr und aus führlich gezeichnete Gestalt der Schusterdäuerin. Der BätailliocksaHt Pratsch ward durch Hrn. Klein recht natürlich »«rjchchrt. B. Dresdner Nachrichten vom 2. November, ck Se Majestät geruhte heute '^12 Uhr die Marlin Luther-Kirche zu besichtigen. Se. Majestät wurde vor dem Hauptportale von den Herren Baurat Prof. Giese, Architekt Weidner und Pastor vr. Sturm ehrfurchtsvoll be grüßt Hierauf ließ er sich die in der Vorhalle versammelten Mitglieder des Kirchenvorstandes und die Werkmeister, welche den Bau ausgeführt, vorstellen. Unter den Klängen der vom Organist Bruchmann gespielten Orgel durchschritt Se. Majestät die Kirche und verweilte längere Zeit auf dem Altarplatze Während dieser Zeit trug der freiwillige Kirchen chor unter der Leitung des Kantors Römhild die Hymne an die Nacht von Beethoven und em Männerquartett vor. Hier auf begab sich Se. Majestät auf den Orgelchor und bestieg alsdann den Turm bis zur Glockenhalle, von wo aus sich eine herrliche Rundsichl dardot. Von den Versammelten ehr erbietigst begrüßt, verließ Se. Majestät gegen 12 Uhr den Kirchplatz. * Der Intendant des Königl. Hoftheaters in Stuttgart, geh. Hofrat Ur. v. Werther, wurde am 31. Oktober von Ar. Majestät dem König in besonderer Audienz empfangen. — Se. Majestät der König beehrte gestern nachmittag die Ausstellung des sächsischen Kunstvereins im Brühlschen Palais mit einem Besuche. * Se Majestät der König beehrte heute mittag das Magazin feiner Lederwaren des Hoflieferanten Bernhard Schäfer mit längerem Besuch. Aus dem Polizeibericht. In dem zum Hause Feld gasse Nr. 21 gehörigen Garten wurden gestern früh zwei Geldkasten aus Blech gefunden. Dieselben sind ohne Zweifel gestohlen und ihres Inhalts beraubt worden, da die O chlößer verbogen waren. — Verwichenen Sonntag in der Mittags- Provnyialnachrichteu. D Leipzig, 1. November Am heutigen Morgen ist der erste Spatenstich zu der Errichtung des Leipziger Steges - denkmals aethan worden. Dasselbe wird, nachdem die jahrelange Meinungsverschiedenheit über die Platzfrage be seitigt worden ist, auf der Nordseite des Marktes aufgestellt werden — Im Anschlusse an die akademischen Feierlichkeiten beim diesjährigen Rektoratswechsel an hiesiger Univer sität fanden gestern nachmittag die üblichen Auffahrten und abends ein Fackelzug der Studentenschaft statt. In dem Bericht über das verflossene Studienjahr, welchen bei der Feier in der Aula der abtretende Ibsotor mLsniüous er stattete, wurde mit dem Ausdrucke besonderer Freude auch des Besuches Sr. Majestät des Königs in der Universität am 28. und 2V. Januar d. I. gedacht; ferner widmete der Redner dem am 1. Oktober zurückgetretenen Königl. Regie rungsbevollmächtigten, Hrn. Kreishauptmann Grafen zu Münster warme Worte dankbarer Anerkennung und be grüßte unter Ausdrücken des größten Vertrauens den Amts nachfolger desselben, Hrn. Kreishauptmann v. Ehrenstein. Leipzig, 1. November. In zahlreichen Blättern fand sich die Nachncht über den infolge des Zusammenbruchs der Diskontodank erfolgten Selbstmord einer angesehenen Persönlichkeit in der Nähe Leipzigs. Wie sich jetzt heraus stellt, hat der Betreffende infolge von Gemütskrankheit und zwar, bevor von dem schlechten Stand der Diskonto bank irgend etwas bekannt war, Hand an sich gAegt. II Teuf, 3l Oktober Die gestern stattgefundenen Neuwahlen zum Nationalrate sind im großen und aamen so au-ge^allen, wie man e» erwartete. Die herrschende Partei, die Radikalen, verlieren, soweit bis jetzt bekannt ist, einen Sitz an die Liberalen in Bern und haben außer dem 2 in Stichwahlen zu verteidigen. Gegen alle Voraussicht aber haben die Sozialdemo kraten eine vernichtende Niederlage erlitten Auf den ersten Anlauf vermochten sie kein Mandat zu erringen und in Stichwahl bleibt nur einer ihrer Kandidaten in Zürich Man kann den schweizer Arbeitern zu ihrer Besonnenheit und ihrem gesunden Menschenver stände nur aufrichtig Glück wünschen. Nom, 29. Oktober Die französischen Urteile über die CriSpische Rede und die höhnische Zurück weisung der entgegenkommenden Äußerungen des italie nischen Ministerpräsidenten haben in der italienischen Presse den Wiederhall gefunden, den sie finden muß ten. Der Berichterstatter der „Voss. Ztg." schreibt hierüber folgendes: Die staNMsch« Presse hat gehalten, was die sranzösiche Denk- und Gefühlswerte erwarten ließ und was nicht wenige Blätter schon vor dem Turiner Bankett angekündigt hallen. Dir über die Maßen entgegenkommenden und wohlwollenden Erklärungen LriSpiS an die Adresse Frankreichs sind mit erklärtem Mißtrauen und unverkennbarer Gereiztheit, zum Teil mit unverhohlener Feindseligkeit ausgenommen worden. Man begreift, daß den Franzosen von heute jede Nation ein Dorn im Auge ist, welche sich mit Deutschland verbindet, und daß kein Staatsmann vor ihnen Gnade finden kann, wenn er sich zur Achtung Und Bewunderung Bismarcks bekennt. Aber der gute Ton, die stet« beanspruchte Großmut und Hochherzig keit und nicht zum wenigsten das eigene Interesse hätten der republikanischen Presse verbieten sollen, das Entgegenkommen EriSpiS mit kalter Zurückhaltung und beleidigenden Verdächti gungen zu beantworten. Die gemäßigtsten unter den Pariser Blättern fragen mit angenommener Verwunderung, wozu da- Bündnls Italien- mit Deutschland dienen solle Andere machen Italien den üblichen Vorwurf der Undankbarkeit, und noch andere erklären, zum Teil in spöttischem und verletzendem Tone, rund heraus, daß sie den Freundschaftsversicherungen CriSpis nicht trauen. Nur als verletzender Hohn kann es dort den Italienern empfunden werden, wenn die „Röpubl ftano." sie aussordert, sich über die Inspektionsreisen des Kriegs- Minister- Ferron an der Alpengrenze nicht zu beunruhigen, und wenn sie hinzufügt, die Alpenbesestigungcn seien bekanmer- matzra „nutzt gegen die Schwesternation gerichtet, sondern nur gegen die tveiMellen Verbündeten derjenigen, welche gegen El- sap und LdthNngen daS gleiche Recht des Stärkeren anwenden, unter welchem Venetien und die Lombardei gestanden haben." Lellchverstaubilch trägt diese Sprache ebenso wenig dazu bei, Italien von Deutschland ab- und zu Frankreich hinüberzuziehen, wie daS seit dem' tunesischen Streich von den Franzosen be odachtest, hochfahrende und gereizte Auftreten dazu angethan «ar. die überlisteten Nachbarn zu versöhnen. Es wird demnach durch die uavorp^gen !'"d rücksichtslosen Urteile der fran- »östlchen Presse über LriSpiS Politik die Entfremdung zwischen den beiden Rationen nur verschärft, also gerade das Gegenteil vou dem erreicht, was man in Pari- zu wünschen schein«. Die Franzosen wollen um keinen Preis begreifen, daß nicht sie allein Ehrliebe, Selbstgefühl und Empfindlichkeit besitzen und daß die Verletzung diejer Sharakterzüge auch bei anderen Nationen Miß stimmung Hervorrufen muß- Dieselbe ist hier vorzüglich ein- getreten. Je wehr man von der Aufrichtigkeit und guten Ab sicht der Erispischen Freundschastserklärungen wie von der Vor trefflichkeit seine- Programm- überhaupt durchdrungen ist, um so tiefer wird man durch die kalte und höhnische Zurück weisung seistu- der Franzosen verletzt Die- zeigen schon heute dir Äußerungen aller Blätter, welche sich zu einer Besprech ung der französischen Preßstimmen entschließen Sie sagen e- den Nachbarn in- Gesicht, daß dieselben aus Dankbar keit selten- der Italiener kein Recht mehr haben. Keine un liebsame Erinnerung wird hierbei gespart. Es wird an den Schacher der Vermählung der Prinzessin Clotilde und der Ab tretung Savoyens und Nizzas ebenso schonungslos errinnert wie an die „Wunder der Chasscpots" bei Mentana, die Be- schützlma de- Papstes durch die Rothosen, den „Orinoco" im Hasen von Civitavecchia, den Streich von Tunis und die Hetzereien von Marseille Der „Eapitau Fracassa", sonst durch- aus uicht franzoseuseindlich, schließt sein Inventar mit dem re- siantertttl Ausruf: „Doch Hunde, die viel bellen, beißen nicht". Äe „Tribuna", welche seit dem Sabinettswechsel sich alle er denkliche Mühe gegeben hat, ein besseres Verhältnis zwischen den Herden Nationen anzubahnen, fragt in einem Artikel mit der Überschrift „Frankreich bedankt sich": „Wie antworten aus diese Aufmerksamkeit, die für den Leiter einer befreundeten, aber nicht mit der Republik verbündeten Regierung vielleicht sogar zu weit ging, di« Organe des Ministeriums Rouvier und die hauptsächlichen französischen Blätter im allgemeinen ?" Und sie antwortet: „Entweder mit Worten, die von olympischer Selbstgefälligkeit eingegeben sind, oder mit albernen Vorwürfen oder mit gemeinen Verdächtigungen '. „Fanfulla" zahlt den „Döbats" der „Räpubl. Fr ", dem „Voltaire' dem „Paix" und Genossen mit gleicher spöttischer Münze heim Er erklärt es für ei«» „eolmo", zu verlangen, wie der „Bolt." thut, daß Italien um des Friedens willen „sich mit denen verbinde, welche seit siebzehn Jahren an nicht- denken und für nichts lebe» al- den Krieg". Der „Pop, Rom" und die „Risorma" hüllen sich bezüglich der französischen Urteile noch in Schweigen. Luch diese« Schweigen ist bezeichnend Liffako», 1. November. Gestern hat hier zum Be ginn der Arbeiten an den neuen Hafenbauten eine große Feier stattgefonden, an der sich dem „B. Tgbl." zufolge der, König, die Vorstäitde der Handelskammer und die hervorragendsten Industriellen beteiligten. Abends war die ganze Stadt illuminiert London, 30. Oktober. (K. Z) Den Höhepunkt politischer Anfeindung hat wohl Chamberlain er deS Lande» Eh»n eingegangen und haben daher den einst untgebrachten PyrenäentypaS röin erhalten Eine andere Platte zeigt Bewohner des Fußes der „Montagne Noire". Ihr Typus ist völlig verschieden von jenem der Kohlenbrenner. Galton hat diese pho tographische Methode angewendet, um aus verschie denen Bildnissen historischer Persönlichkeiten d«n Gründ- typuS zu gewinnen, So hat er den Normalkopf Alexanders des Großen aus sechs Medaillen des British Museums, welche denselben in verjchiedenen Lebensaltern darstellen, herzustellen gesucht. Bei den in zahlreicheren Abbildern vorhandenen römischen Kaisern dürste es leichter sem, aus den geschmeichelten und idealisierten Bildern einige Eharakterzüge de» wirklichen Lebens herauszuphotographieren. Doch das sind schwierige Kunststücke, während in der Ethno graphie die neue Methode vielleicht gute Dienste leisten kann, um zu einer wahrhast rationellen Klassifikation der menschlichen Raffen und Familien zu gelangen. Vielleicht bringt gar der Gothaifchc Kalender de» nächsten Jahrhunderts an der Spitze jeder Stamm tafel den „Normalkopf" der betreffenden Familie. Refidenztheater. Ein Gebirgsstück in 4 Abtei lungen „Der Bettelbua" von E. Karl, Musik von Sänger erfreut gegenwärtig daS'Publikum dieser Bühne. Es dielet demselben gesund« und zum Herzen sprechende Eindrücke, die weder etwüS Gequältes und Raffiniertes, noch irgend die Beinttschung jener ver gifteten Reizmittel haben, mit wätchen die meisten Pofst« und Operetten den Beifall der «eiteste« Kreist zeit wurden, amtlicher Nachricht zufolge, bei einem Bankier m Hamburg au» einem mit Gewalt geöffneten Geldschranke 8 bis 10 OVO M in preußischen Hundertmarkscheinen, russischen Noten, dänischen Zetteln, darunter Ü00 Kronenzettel, So vereign«, ausländische Goldmünzen und Zinsbogen der russischen Anleihe von 1877 — 20 Pfundstücke — ge stohlen. — Gestern vormittag sind von einem vor dem Sause ReichSstraße 8 ausgestellt gewesenen Handwagen zwei Körbe, teil» frisch gewaschene, teils schmutzige Wasche ent haltend, gestohlen worden Die betreffende Wäscherin hatte ihren 5 Jahre alten Sohn bei dem Wagen gelaßen Eine unbekannte, mit Kopftuch versehene Frauensperson kam zu dem Kinde während der Abwesenheit der Wäscherin, gab demselben ein Fünfpfennigstück und bemerkte, sie wolle seiner Blutter die Wäsche nachtragen. Sie nahm die Körbe — einen Tragkorb und einen aus Weidenruten geflochtenen Handkorb — und entfernte sich Der Wert des Gestohlenen wird auf 5V M geschätzt. — Wie aus der betreffenden GeschästSübefficht zu ersehen, betrugen bei der städtischen Sparkasse im Monat Ok tober d I. bei der Geschäftsstelle in Altstadt die Ein lagen 454 390 M in 6549 Posten (4950 Sparmarken), die Rückzahlungen 363868 M. in 5105 Posten; bei der Geschäftsstelle m Neustadt die Einlagen 246 942 M in 3564 Posten (2730 Sparmarken), die Rückzahlungen 185 940 M in 2621 Posten; bei der Geschäftsstelle in der Wilsdruffer Vorstadt die Einlagen 127 827 M in 2133 Posten (3030 Sparmarken), die Rückzahlungen 72 748 M. m 1352 Posten; bei der Geschäftsstelle in der Johannstadt die Einlagen 60170 M. in 765 Posten 580 Sparmarken), dieRückzahlungen 31 298M in385 Posten X Gestern eröffnete ver Verein Kinderhort, welcher gleich im ersten Jahre seine« Bestehens 4 Knabenheime ein gerichtet hat, sein erstes Mädchen heim in der 4. Bezirks schule (GlaciSstraße). Der Pereinsvorsitzende, Hr. Amts richter vr. Nippold, übergab dem Ausschüsse (pädagogischer Leiter Hr. Schuldirektor Ludwig, Kassierer Hr. Abrikant Heinr Kretzschmar) das neue Heim mit herzlichen Wünschen für sein segensreiches Gedeihen, und Hr. Schuldirektor Lud wig schilderte in seiner an die Kinder gerichteten Ansprache den guten Geist eines Kinderheimes, worauf die Mädchen (zunächst erst 12) ein Lied sangen und dann ihr in den Kinderheimen übliches Vesperbrot mit Milch erhielten — Aus der Reihe der Verein«mitglieder sind einige Damen in dankenswerter Bereitwilligkeit dem Ausschüße beigetreten Hr Lehrer Biederman und die Lehrerdamen Frau schuster und Frl. Kruhse haben die Leitung übernommen Auch die Errichtung dieses Heimes ist durch werkthätige Liebe und opferfreudiges Beisteuern erleichtert worden — Nächsten Sonntag, den 6 November, abends ^8 Uhr findet in der Turnhalle de« Turnvereins für Neu- und An- tonstadt-Dresden, Alaunstraße 40, der 5. vom Komitee für Volkswohl veranstaltete VolkSunterhaltunasabend statt Hr. Prof. vr. Fritz Schulde wird einen Vortrag halten über: „Die Freude an der Natur in ihrem Einflüße auf die körperliche und geistige Gesundheit". Die bewährte Sänger schaft des genannten Turnvereins wird unter Leitung des Hrn. Kantors Römhild musikalische und gesangliche Aus führungen darbieten Die Mitglieder des Dresdner Bezirks vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke haben freien Zutritt Die Mitgliedschaft zu diesem Verein kann schon d«rrch einen jährlichen Minimalbeitrag von 50 Pfg. an der VereinSgeschästsstelle, Elbberg 5, erworben werden. Man sollte derartige Abende, welche mit dazu beitragen wollen, die verschiedenen Klaßen der Bevölkerung mit einander in nähere Beziehungen zu bringen, öfter und auch in anderen Stadtteilen veranstalten. Vielleicht finden sich edle Volks freunde, welche das gemeinnützige Unternehmen durch frei willige Spenden fördern. * Der Kaufmännische Verein „Hansa" (Kreis- verem Dresden) hält am Fnitag, den 4. November 1887 in Bachs Sälen (Königstraße Nr. 8) abends 8 Uhr einen in Vorträgen und Tanz bestehenden Familienabend ab.
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