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Dresdner Journal : 02.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-02
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1887
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Ihre Majestät die Kaiserin ist gestern von Baden-Baden in Koblenz ringetroffen. Bis Karls ruhe begleiteten die Großherzogl. badischen Herr schaften die Kaiserin Zur Bestätigung der gestrigen Notiz über die Goldfunde in Lüderitzland ist noch mitzuteilen, da- dem Auswärtigen Amte und zwar durch den Reichskommissar Hrn. I)r Göring von den neuen Entdeckungen Kenntnis gegeben worden ist. In welcher Form das Gold in Lüderitzland gefunden ist, ist noch nicht genau zu ersehen; doch dürfte eS sich vorläufig um das Vorkommen des Goldes in Allu viallagern nach der Analogre der Goldfelder in Südostafrika handeln, welche gewöhnlich einen reichen Ertrag darbieten, bis die Lager erschöpft sind. Der nächstjährige Etat für die Verwaltung der Kaiserl. Marine veranschlagt die Einnahmen auf 559 950 M., 7 l 000 M. mehr als lm Vorjahre. Die fortdauernden Ausgaben betragen 35900 75t M., darunter künftig wegfallend 99 l90 M. Im laufen den Etat waren angesetzt 38 338192 M., mithin für da» nächste Jahr weniger 2 437 441 M. Die ein maligen Ausgaben sind veranschlagt auf >2 920381 M. gegen 9 142 770 M. im Vorjahre; also um 3 777 611 M. mehr als im Vorjahre. Die ein maligen Ausgaben sind bestimmt für Neubauten von Fahrzeugen aller Art, zur Vermehrung des Betriebs materials der Werften, zur Beschaffung von Torpedo schutzvorrichtungen, zu artilleristischen Zwecken, zur Vermehrung der Handwaffenvorräte und der Mu nitionsvorräte, zu Reparaturen in Wilhelmshafen rc., zur Ausrüstung und Armierung von Kriegsschiffen, zum Gebrauch von Torpedos, zu Neubauten rc. Er hebliche Summen werden insbesondere für das Torpedo wesen in Anspruch genommen. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Die Grundzüge der Alters- und Jnvalidenversor- gung der Arbeiter sind nunmehr unter möglichster Berücksichtigung der in den Gutachten der verbündeten Regierungen ausgesprochenen Wünsche im Reichsamt des Innern ausgearbeitet und fertiggestellt worden. Es erübrigt nun noch die Einholung der Ermäch tigung Sr. Majestät des Kaisers zur Ausarbeitung des diesbezüglichen Gesetzentwurfs, und befindet sich dem Vernehmen nach die Vorlage bereits im Kaiserl. Ka binett Sobald dieselbe dort ihre Erledigung gefun den haben wird, soll sie an das preußische Staats ministerium gelangen, welches über die Berufung des Volkswirtschaftsrats und Staatsrats Beschluß zu sassen hat. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die eine der genannten Körperschaften, wahrscheinlich der Volks wirtschaftsrat, noch vor Beginn der Herbstsession des Reichstags zusammenkommt. Unter Berücksichtigung der Instanzen, welche die Vorlage noch zu durchlaufen hat, und der Arbeiten, welche noch daran vorzunehmen sind, ehe der Gesetzentwurf in seiner endgiltigen Fassung den Bundesrat passieren kann, kann man zu dem Schlüsse gelangen, daß immerhin Ende Januar oder Anfang Februar herankommen dürste, ehe der Reichstag sich mit der Materie zu befassen haben würde." Dem Bundesrate ist seitens Oldenburgs der An trag zugegangen, zu beschließen, daß die Stadt Brake mit demselben Zeitpunkte, wie die jetzt noch aus geschlossenen Teile des bremischen Staatsgebiets und die Unterweser, dem Zollgebiet angeschlossen werde; der Hasen soll ein Freigebiet ganz in der selben Weise, wie der bei der Stadt Bremen neu er baute Hafen mit seiner Umgebung bilden und sollen die für den letzteren und für die Schiffabrt auf der Unterweser von und nach Bremen ;u erlassenden Be stimmungen in gleicher Weise auf den Schiffahrtsver kehr von und nach Brake Anwendung finden; die Nach steuer soll nach den für den Anschluß Bremens maß gebenden Grundsätzen erhoben und der Großherzoglich oldenburgischen Regierung zur Verwendung für die zollsichere Abschließung des Freigebiets überwiesen werden. Die Begründung weist daraus hin, daß gleichzeitig mit dem Anschluß Bremen» und Geestemünde» auch der Anschluß Brakc» an da» Zollgebiet wünschenswert sei Gewichtige Interessen der Schifffahrt und de» Verkehr» sprächen aber dafür, die eigentlichen Hasenanlagen nicht mit in die Zolllinir hineinzuziehen, und würde auch der Umstand, daß Brake in nächster Konkurrenz zu Bremerhaven und Geestemünde steht, es begründet erscheinen lassen, für Brake, dessen Existenz auf dem Schifffahrt»- und Hafenvcrkehr beruht, die bisherige gleichberechtigte Stellung mit diesen beiden Hasenplätzen zu erhalten und c» aus gleichem Fuße mit denselben zu behandeln. Da aber die neue Zolllinie ober halb Geestemünde und auf jeden Fall weit unterhalb Brake über die Weser gezogen werden soll, würden seitens der olden« brochen. War er schuldig, weil sie sich vor einer Maus fürchtete? War es denn ein Verbrechen zu lachen ? Beryl mußte auch wirklich verständiger fein. (Fortsetzung folgt.) Normalstimmung der Orchester. In betreff der Einführung der von der inter nationalen Stimmtonkonserenz in Wien seiner Zeit sestgestellten Normalstimmung hatte das Hobe König!. Ministerium des Innern die technische Deputation beauftragt, Vorschläge zur Herstellung einer Normal stimmgabel (von 870 Schwingungen in der Sekunde) zu machen und die Höhe der voraussichtlich erwachsen den Kosten anzugeben. Der wesentliche Inhalt des Gutachten- der Deputation sei hier in folgendem mit geteilt: Faßt man die Aufgabe der Herstellung einer Normalstimmgabel so auf, daß die SchwingungSzahl derselben immer selbständig durch die besten wissen schaftlichen Hilfsmittel ermittelt und fixiert werden soll, so mühte für diesen Zweck in Übereinstimmung mit dem in den Protokollen der Stimmtonkonserenz enthaltenen v. Stefan'schen Expose über die Her stellung einer Normalstimmgabel die Benutzung einer Sönigschen Stimmgabeluhr empfohlen werden. Für em solches, die Schwingungen der Stimm gabel zählendes Uhrwerk nebst Normalstimmgabel und der dazu noch erforderlichen Vergleichsstimmgabel wür den die Kosten indessen 2000 biS 2200 M. betragen. Mit Rücksicht aus den praktischen Zweck der Ein führung der Normalstimmung glaubt aber die tech nisch« Deputation, anstatt der Anschaffung dieser Ap parate, vielmehr nur die käufliche Erwerbung einer buraischen Regierung die Bedenken nicht verkannt, welche der Ausfchließung der Hasenanlagen zu Brake von der Zolllinie entyegenstehen. Wenn daher der Anschluß Brake» an da-Zoll gebiet eintreten solle, so werde e» umsomehr gerechtfertigt und für die gedeihliche Entwickelung de» dortigen Berkehr» in Be rücksichtigung der vorliegenden Konkurrenzverhältnisse erforder lich sein, deu Hafen in Brake aus jeden Fall so zu Kellen, wie den bei der Stadt Bremen einzurichtenden neuen Fi. lbtzirk, und auch der Schifffahrt nach Brake dieselben Erleichterungen wie diejenigen nach Bremen zu bewilligen. Der Parteirat des nationalliberalen Ver eins zu Berlin hat in seiner gestrigen stark besuch ten Versammlung fast einstimmig sich einverstanden er klärt mit den vom Vorstande unternommenen Schrit ten zur Aufstellung von Kandidaten zu den Stadt- Verordnetenwahlen in Gemeinschaft mit den kon servativen Parteien. In der heute hier stattgehabten Konstituierung der deutschen Kommission für den großen internatio nalen Wettstreit der Industrie, Wissenschaft und Kunst zu Brüssel 1888 (Allgemeine Weltaus stellung) wurden die Herren Frhr. v. Landsberg- Behlen zu Steinfurt, Mitglied des Herrenhauses und de» Reichstags, zum Vorsitzenden, Königl belgischer Generalkonsul Goldberger und geh. Kommerzienrat G. Dietrich, Vizepräsident der Ältesten der Berliner Kaufmannschaft, zu stellvertretenden Vorsitzenden er wählt. Der Kommission gehören aus Sachsen folgende Herren an: geh. Hofrat Ackermann, Kommerzien rat Th. Hultzsch, Kommerzienrat Scheller und geh. Kommerzienrat Zschille, sämtlich in Dresden, sowie vr Oskar v. Hase in Leipzig. Mit der Geschäfts führung wurden betraut Generalkonsul Goldberger, Stadlrat Friedel und vr R. Jannasch. An den letzteren, in Berlin 8W, Kochstr. 27, als an den Generalsekretär der Kommission, sind alle bezüglichen Anfragen zu richten. Die „Post" schreibt: „Da» Kopenhagener „Dagblad", eine der ministeriellen Partei angehörige Zeitung, bringt eine Zusammenstellung der diesjährigen Ernteergebnisse Dänemarks nach dessen einzelnen Ämtern und führt in derselben auch Nordschleswig als neunzehntes dänisches Amt aus. Ane Korrespondenz der „Jtzehöer Nachr." macht aus diesen Umstand ausmerksam, der die Gepflogenheiten der französijchen Revanchepresse bezüglich Elsaß-Lothringens an Ungeniertheit säst noch übertrifft. Das hoisteinische Blatt sieht darin einen Beweis sür die Absichten, welche die in Dänemark herrschende chauvinistische Partei noch immer bezüglich Nordjchleswigs hegt. Indes, so bemerkt die „Flensb. Nordd. Ztg." dazu, bedars die Notiz insofern noch einer Ergänzung, als darin nur von NordschleSwig al- Objekt der dänischen Lüsternheit die Rede ist und dadurch der in Deutschland vielfach noch verbreiteten irrigen Anschauung Vor schub geleistet wird, daß nur dieser Teil des Herzogtums Schleswig seitens Dänemarks reklamiert werde. „Man hat in Dänemark NordschleSwig lediglich als eine zu fordernde vor läufige Abschlagszahlung, al- das zunächst auf friedlichem Wege müglicherweije erreichbare und deshalb öffentlich nur zu Er strebende angesehen, ohne darum insgeheim aus die Absicht zu verzichten, bei einer für Deutschland unglücklich verlausenden kriegerischen Katastrophe sich auch den Rest des Herzogtum» Schleswig bis zur Eider anzueignen. Straßburg i. E., 30. Oktober. «Magdeb. Ztg.) Die gestern und heute in Straßburg-West vorgenom- mene Ergänzungswahl für den Bezirkstag de» Unterelsaß hat eine besondere politische Bedeutung gehabt, welche sonst den Bezirkstagswahlen nicht bei wohnt. Zunl ersten Mal war in der Person des Bürgermeisters Back ein Altdeutscher als Bewerber aufgetreten. Man konnte hinsichtlich des Ausfalls einigermaßen in Zweifel sein, zumal die Wahl in einem Bezirke stattfand, in welchem nur verhältnis mäßig wenig altdeutsche Wähler wohnen. Der Erfolg des Hrn. Back ist aber ein wider Erwarten großer gewesen. Bon den 4348 eingeschriebenen Wahlern haben 2539 gewählt. Hiervon sind 2416 Stimmen auf Hrn. Back gefallen. Ein Gegenkandidat hatte gar nicht aufzutreten gewagt, wie überhaupt die Protest pariei seit der Reichstagswahl im Februar d. I. nicht mehr geschlossen ausgetreten ist. Wenn man auch die Wahl Backs zum guten Teil der per sönlichen Beliebtheit, welcher sich der Gewählte bei der Straßburger Bürgerschaft erfreut, zitschrei ben muß, so ist dieselbe doch auch, nament lich im Zusammenhalt mit der Wahl des deutsch gesinnten Reichstagsabgeordneten Petri >m Juli d. I., als ein ziemlich sicheres Symptom dafür anzusehen, daß die Bevölkerung sich wieder gemäßigten Aiffchau- ungen zugewandt hat. Viel hat hierzu unzweifelhaft auch das Auftreten der Regierung beigetragen, aus dem man entnebmen konnte, daß ein weiteres Be harren auf französischem Standpunkte der Bevölkerung immer mehr Unannehmlichkeiten und immer weniger Entgegenkommen seiten der Regierung bringen werde. Übrigens scheint die Wahl Backs in den Landes- «uSschuß durch den Bezirkstag in Aussicht genommen zu sein, was von noch weitergehender politischer Trag weite sein würde. Wien, 1. November. Gestern hielt auch das Herrenhaus seine letzte Sitzung vor der Ver tagung ab. Dieselbe verlief interesselos; nur wäre aus den Verhandlungen hervorzuheben, daß >m Ver laufe derselben konstatiert wurde, die deutsche Antwort auf die österreichischen Vorschläge in Sachen des Han- delSvertrageS sei bereit» eingetroffen. Auch mit Ru mänien dürften die Verhandlungen in der allernächsten Zeit wieder ausgenommen werden, und es ist jedenfalls von guter Vorbedeutung, daß die Anregung von ru mänischer Seite ausging. In Wiener ReqierungS- kreisen hofft man, vielleicht allzu sanguinisch, daß die selben noch in diesem Jahr zu einem gedeihlichen Ab schluß werden gebracht werden können. — Die dies jährigen Delegationen dürften nur ganz kurze Zeit tagen und werden ihre Arbeiten voraussichtlich am 20. d Mts. oder doch nur wenige Tage später be enden, da der ungarische Reichstag schon für den 25. d. Mls. einberufen ist. Wichtige Enthüllungen seitens des Grafen Kalnoky stehen nicht bevor und werden auch nicht erwartet Das Schwergewicht der Verhandlungen wird dieses Jahr in dem HeeresauS- schusse liegen. Die Ungarn hatten sich zu scharfen Angriffen gegen den Kriegsmimster Grasen Bylandt- Rheydt wegen der Mannlichergewehre, bez. wegen der beschlossenen Kaliberänderung gerüstet. Indessen hat der Minister einen ausführlichen Bericht vorbereitet, dessen Darlegungen im Borhinein alle Besorgnisse zu zerstreuen vermögen Die technischen Vorzüge des neuen Modells von 8 mm Kaliber sind unanfechtbar; die Herstellungskosten sind genau dieselben, wie die des im Vorjahre angenommenen Modelles und nur die Geschosse stellen sich um 0,2 Kreuzer per Stück höher. Der einzige Angriffspunkt liegt daher in der Frage, was mit den bisher erzeugten 80000 großkalibrigen Gewehren geschehen >oll Vorläufig werden allerdings zwei Armeekorps damit beteilt, aus die Dauer wird sich aber das doppelte Kaliber natür lich nicht aufrecht erhalten lassen. Es hat also der Kriegsminister eine befriedigende Antwort zur Hand; daß die Gewehrkechnik im Sturmschritte vorwärts geht, wird man doch ihni nicht zur Schuld anrechnen wollen. Paris, 31. Oktober. Die Untersuchungs ange legen Veit ist in ein ruhigeres Fah wasser ein gelaufen. Der Abg. Clemenceau mißbilligt die über stürzte Behandlung des Antrags Cun«o d'Ornano; nach seiner Ansicht — er war am Tage der Kammer eröffnung noch nicht nach Paris zurückgekehrt — hätte em Redner der Linken sofort dem bonapartistischen Antragsteller erwidern müssen, daß es den Verteidigern des Tuilerienregiments am wenigsten anstehe, sich über die Ehrlichkeit der republikanischen Behörden zu be unruhigen. Am Sonnabend abend äußerte nun der Führer der äußersten Linken im Vorsaale der Kammer auch gegenüber Hrn. Ferry, der ihm belstimmte, seine Bedenken über die Art, wie bisher diese an sich nicht sehr bedeutende Sache zu einer Staatsangelegenheit ausgebaujcht worden sei, und regte den Gedanken an, auf einer Versammlung der republikanischen Abgeord neten aller Richtungen die in Bezug auf den Antrag Cunvo d'Ornano elnzunehmende Haltung zu verein baren. Die beiden Parteiführer beschloßen, in ihren Kreisen diesen Vorschlag zu befürworten, über welchen nunmehr zunächst die Vorstände der republikanischen Gruppen am Donnerstag gemeinsam beraten werden. Auch der Kammervorsitzende Floq'uet nahm gestern Veranlassung, die Gemüter etwas zu beschwich tigen. Er führte den Vorsitz bei der Preisverteilung der gewerblichen Fortbildung»- und Zeichnenschulen im 11. Arrondissement, das er früher im Pariser Ge meinderat und in der Kammer vertreten hat. Er wie» aus die bedeutenden Leistungen dieser sämtlich seit dem Bestehen der Republik geschaffenen Anstalten hin, und be merkte, die Schüler antworteten durch die „Propaganda der That" auf die von den Gegnern der Republik im Jnneru und von ihren auswärtigen Feinden wiederholte Behauptung, Frank reich sei im sittlichen Verfall begriffen. Eine Regierung, die in tv Jahren die große Resorm der Bolkserziehung durchgesührt habe, sei nicht ohnmächtig. Die auSwärtigm Feinde der Re publik könnten immerhin in ihren Schmähschriften die Schwää en, Laster, ja Verbrechen einzelner Personen schildern, einzelne An- ftößigketten, welche das grelle Licht der republikanischen Freiheit unerbittlich an den Lag bring«, während die Zensur unter der monarchischen und aristokratischen Herrschaft dieselben sorgsam in Schweigen erstickte, um der bestehenden Gewalt nicht zu schaden. Trotzdem sei eine Natton nicht im Verfall, wenn sie in Stadt und Land, in allen Viertel» diese» so verschrienen Babels so zahl reiche mächtige Gruppe» aufzuweisen vermöge, freiwillig gebildet zur geistigen und sittlichen Hebung der wahren Arbeiter dieses Landes, die den festen Untergrund der Sittlichkeit de» franzö- Königschen Stimmgabel von normaler Stimmung empfehlen zu dürfen. Im Anschlusse an sein oben erwähntes Expof« empfiehlt auch v. Stephan sür die rasche Einführung der Normalstimmung die König- scheu Gabeln. Dr. Rudolf König (Paris, Ouai d'Anjou 27) liefert eine auf Resonanzkasten montierte Stimmgabel, welche bei 15° 6. "70 einsoche Schwing ungen in der Sekunde macht, sür 35 FrcS. In Be zug auf Material, Form und Größe entspricht dieselbe vollkommen den Anforderungen, welche die Beschlüsse der internationalen Stimmtonkonserenz an eine zur Verifizierung zuzulassende Gabel stellen, und erweist sich für die Zwecke der musikalischen Praxis durchaus genau genug in ihrer Tonangabe. Nach den Proto kollen der Stimmtonkonserenz haben bisher Unter schiede in der SchwingungSzahl des /I bestanden von fast 40 einfachen Schwingungen in der Sekund«, diese Verschiedenheiten soffen durch die Einführung der Normalstimmung beseitigt werden, denn jene Differenz entspricht einem Höhenunterschiede von drei Achteln eines temperierten Ganztone«. Für die Königschen Gabeln darf bei den ausge zeichneten Hilfsmitteln des Verfertigers und der großen Sorgfalt, mit welcher derselbe arbeitet, al» sicher an genommen werden, daß sie nicht um eine einfache Schwingung von der festgesetzten Zahl abweichen, also nicht um einen Betrag von einem Hundertel eine» Ganztoner, wa» für die musikalische Praxi« ganz un erheblich ist. Denn eine Temperaturänderung der Blarinstrumente um 1° v. ändert die Stimmung der selben bereits um ein Dreißigstel eine» Ganzione« und während de» Gebrauch« der Blasinstrumente kommen Trmperaturänderungen von mehreren Graden thatsächlich vor. Da bei dem mäßigen Preise der Königschen Stimmgabel d e Anschaffung mehrerer Exemplare derselben behufs Vergleichung und Justie rung anderer Gabeln für die hervorragendsten Orchester möglich und ratsam erscheint, so glaubt die technische Deputation noch bemerken zu sollen, daß e« sich beim Gebrauche dieser Gabeln empfiehlt, sie nicht durch Anschlägen, sondern durch Streichen mit einem Geigen- oder Cekobogen zum Tönen zu bringen C. B Fortschritte der Photographie. Merkwürdige Dinge brirrgt man heute auch mit der Photographie zuwege. Professyr Mach in Prag photographierte, wie von dort berichtet wird, die Flinten- kugel auf ihrer Flugbahn und lauscht ihr die geheim sten Tücken und Sticken ab. Eine andere Neuheit ist die „Typenphoiographie". Es ist klar, daß man, wenn man dazu gelangt, auf irgend eine Art eine Anzahl von ähnlichen Bildern, von Bildern gleicher Rasse, der Angehörigen einer Familie, eines Stammes überein ander zu legen, die Einzelheiten, die Besonderheiten verschwinden und nur der Typus übrig bleibt, gebildet durch das übereinanderleaen der unveränderlichen und allen Individuen gemeinsamen Lharakterzüge. Schon in dem Werke der italienischen Kriminalisten vr. Com- broso wurde auf ziemlich willkürliche Weife der Ver such gemacht, den Typus dessen herzustellen, was er den kriminellen Menschen nennt. Eine mehr systematische Anwendung der Methode findet man in einer neuen Arbeit von Arthur Batut unter dem Titel „Die Photographie, angewendet auf die Herstellung de» Typus" in der Üibliotkd^u, fischen Volke« bildeten.MBtt der IvoMttgen ErdmenmaBsttn werde dasselbe mit den Freunden, die w zu besuchen käme», nicht einen Akt der Reue und Erniedrigung begehen, sonder» einen sto'zea Akt de» Glauben» an die Arbeit und Wissenschaft, die berechtigten Quellen de» Reichtum», an den menschliche» Fortschritt, welcher der beharrenden Geduld der auftvachsrnde» Geschlechter anvertraut sei, und an dre politisch« und private Ehrlichkeit, die erste Tugend de- Republik und der wahren Re- pnblikaner" (Beifall) ^!a Paix", das Organ de» Elysees, versichert, die Gesundheit des Präsidenten der Republik sei ganz vortrefflich. Ler Präsident empfing heute früh den Minister des Auswärtigen. Der letztere wird noch immer lebhaft von der „Lanterne" und anderen von Boulanger beeinflußten Blättern wegen des ihm im „Figaro" gespendeten Lobe» friedliebender Politik angegriffen, dieselben behaupteten, Flouren» und Her- bette hätten gelegentlich des SchnäbelestreitS vorgr- schlagen, man solle bei den Unterhandlungen um Deutschland keinen Gebrauch von den Briefen machen, durch welche der deutsche Polizeikommissar Gautsch seinen französijchen Kollegen zur Überschreitung der Grenze eingeladen hätte, sondern Schnäbele um de« Friedens willen seinem Schicksal überlassen. Bou langer und Goblet hätten erst mit ihrem Rücktritte drohen müssen, damit der Beschluß durchgegangen sei, in Berlin entschieden aufzutreten Hr. FlourenS läßt demgegenüber im „National" erklären, daß er sich nicht dazu hinreißen lassen werde, auf diese Erörterungen elnzugehen. „Er habe allerdings auf den vvn einem früheren Kollegen (Goblet) ausgedrückten Wunsch e- sür seine Pflicht gehalten, der Behauptung eines Blattes, dem Ministerrate sei eine MobilmachungSvvr- lage unterbreitet worden, zu widersprechen, werde aber nicht in eine Debatte über die mehr oder weniger heldenmütige Haltung, welche seine Kollegen um den grünen Tijch des Elys«epalafies herum bekundet hätten, noch über die angeblich vom General Boulanger ge gebene Entlassung eintreten." — Da» Amtsblatt ver öffentlicht heute das Dekret über die Befugnisse des Generalgouverneurs in Ostasien. Das De kret vermindert die gegenwärtige Zahl der dortigen Beamten. Als Generalsekretär wird dem General- govverneur Constans Hr. Klobukowski belgegeben werden. — Ter Ausschuß für die Anträge Pradon und Steenackers nahm heu:e Kenntnis von einem Schreiben de» Ministers des Auswärtigen, welches anzeigt, daß die Regierung diese Anträge, auslitn- dijche Hausierer, sowie Arbeitgeber, die aus ländische Arbeiter beschäftigen, mit einer Konk; steuer für jeden derselben zu belegen, al» den Ver trägen mit den fremden Mächten zuwiderlaufend be- kämpfen müsse. Pradon wie» zur Verteidigung sei- ner Antrags auf einige Kantone der Schweiz, u. a. Waadtland, hin, die eine solche Taxe handhabten, um die nötige polizeiliche Aufsicht über die Hausierer führen zu können. — Der KltegSminister wird aus Grund des über die Finanzlage des Osflziersklub« ((.'«iclv luilitair«) eingeförderten Bericht» die Kam mern um einen Zuschuß für diesen Verein aogehen. Infolge der hohen Miele von 140000 Fres, jichrlich für die weitläufigen,' im teuersten Stadtteile (gegen- über der Oper) gelegenen Räumlichkeiten des Klubs hat derselbe bis zum Jahre 1900 einen jährlichen Fehlbettag von 70000 FrcS. zu decken. Auch die Offiziersklubs der Provinzstädte erhalten teil- Zu- schüssr, teils unentgeltlich Räumlichkeiten. * Pari», 1. November. Der radikale Llemenceau erklärt in der „Justice", daß er allerdings Ferry gegenüber geäußert habe, die republikauischen Parteien müßten in der Frage der Enquöte zujauunengehen, dagegen bestreitet er die Behauptung der „National", Ferry einen Patrioten genannt zu haben und zu glauben, denselben in schwierigen Fällen um Rat fragen zu müssen. Er erklärt endlich, einer Behaup tung Rocheforts gegenüber, daß er durchaus lewe Enquete „a In wuette" wünsche, sondern wie gestern so auch heute volles Licht verlange. Er scheint also das Zusammengehen der Republikaner nicht dadurch erwirken zu wollen, daß er Zugeständnisse macht, sondern er verlangt, wie man e» den opportunistischen Blättern anmerkt, daß die Partei Ferry« auf Grund der von der Kommission beschlossenen Einschränkung der Enqu«te Zugeständnisse mache. — Ein Dekret des französischen FinanzministerS be stimmt, daß zukünftig alle neuerdings geprägten rus sischen Fünf- und Zehn-Rubelgoldstücke ebenso wie die Zwanzig- und Vierzig - Francsstücke bei den französischen Staatskassen entgegengenommen werden sollen. Die Kursschwankung bei der russischen Goldmünze kommt also in Wegfall. . . ! pkotoxrapbiga«. Ein englischer Gelehrter, Galton, war der erste, der den Gedanken faßte, sich der Photo graphie zu bedienen, um gewisse Typen zu resümiere». Hier seine Methode: Nehmen wir an, wir brauchten 60 Sekunden AusstellyngSzeit, um ein Porträt in Visitenkartenformat zu gewinnen. Wenn wir die Aus stellung nur 3 Sekunden dauern lasten, ein Zwanzigstel der normalen Zeit, wird e» kein Vildni» geben Wenn wir nun allmählich SO Porträt» derselben Größe je drei Sekunden vor das Objektiv führen, so wird keines derselben sür sich eine sichtbare Spur auf der empfindlichen Platte hinterlassen. Aber die- gilt nicht für jene Züge, welche allen 20 Porträt» gemeinsam sind, denn diese gemeinsamen Züge werden thatsächlich während der ganzen Zeit ausgestellt sein, während der vollen 60 Sekunden, welche zur normalen Ausstellung nötig sind. „Wir werden," sagt Batut, einem Besicht des „TempS" zufolge, „derart ein Bild erhalten, auf welchem alle Zufälligkeiten, die den Typus der Rasse ändern, alle Merkmale, welche der Individualität zu- gehören, verschwunden sind, und allein die geheimnis vollen Charakterzüge übrig bleiben, die da» Band der Raffe ausmachen. Die Photographie erfüllt hier nicht die Arbeit eines knechtischen Kopisten, sondern vollbringt die wunderbare Arbeit der Analyse unh Synthese Was hier die Photographie macht, hat die Kunst allezeit gethan. Stet» hat die große Kunst Typen geschaffen, indem sie die Elemente derselben der Natur entnahm, und zwar diejenigen Züge auSwÜhlte, welche am meisten unveränderlich erschienen. Kommen wir zur technischen Seite de» Verfahren», welches» in den Händen geographischer Reisender, die ethnographische
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