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Dresdner Journal : 01.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-01
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.11.1887
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Se. Majestät der König haben dem Rath bei dem Lberlandesgericht Ernst Friedrich Osmund Plesch die nachgejuchte Versetzung in den Ruhestand mit der gesetzlichen Pension unter Belassung seines Titels und Ranges zu bewilligen Allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Teil. Setegraphische WacHricHLerr. Berlin, 1. November. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Se. Majestät der Kaiser verbrachte eine ziemlich gute Nacht. Die Schmerzen waren gering. Paris, 1. November. (Tel. d. Dresdn.Journ) In der gestrigen Sitzung der Akademie der Wissen schaften teilte Hr. v. LrssepS mit, daß der Pa namakanal am 3. Februar 1890 eröffnet werden kann. D»e Arbeit«-« winden noch nicht ganz be endigt sein, doch würden täglich 20 Schiffe passieren können. — Dem „Journal des DöbatS" zufolge beabsichtigt der französische Botschafter in London, Waddington, seinen Posten aufzugeben. AIS sein Nachfolger wird Chaudordy genannt. Sophia, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Sobranje nahm einstimmig eine Adresse an, in welcher ver innigen Dankbarkeit gegen den Prin zen Ausdruck gegeben wird und mit Grnugthuung die Sympathien deS Sultans und der Mächte für Bulgarien hervorgehoben werden. Die Deputier ten wurden vor keinem Opfer zurückschrecken, um das von dem Prinzen im Interesse deS Vater landes und zuw Schutze der Rechte Bulgariens unternommene Werk zu vollenden. London, 1. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn der gestrigen Versammlung der Unionisten in Truro bemerkte Hartington bezüglich der neulichen Rede Harcourts, worin dieser Gladstone mit Bis marck und Cavour verglichen hatte, diese Staats männer verdienten eine hohe Würdigung und Ver ehrung ihrer LandSleute, weil sie große Staaten schufen und befestigten und diejenigen Völker einig ten, welche dieselbe Sprache sprechen, während die Geschichte dereinst konstatieren müsse, daß Glad stone alle Anstrengungen machte, um die politischen r^ande, welche die Völker des britischen Reiches verbinden, zu lockern. New-York, 3l. Oktober. (W. T. B.) Hier eingegangtnen Nachrichten aus Panama zufolge ließ sich der frühere Vizepräsident Castinata zum Diktator der Republik Guatemala ausrufen und stellte sich, unterstützt von den ersten Familien des Landes, an die Spitze einer Revolution gegen den Präsidenten Barillas. Die Regierung unterdrückte jedoch die Revolution und nahm die Häupter der selben gefangen. Die letzteren wurden mit 5 an deren Teilnehmern an der Revolution am letzten Sonntag erschoßen Dresden, 1. November. Die österreichische Thronrede. -s- Tie FriedenLworte, welche der italienische Mi- msterpräsident auf dem Turiner Bankett unter dem Jubel seiner Zuhörer und unter der aufmerksamen Teil nahme des europäischen Publikums gesprochen hat, sind kaum verhallt, und schon gelangt eine neue tröst liche Kunde zu uns, diesmal aus Wien, aus dem Munde des österreichischen Monarchen. In herkömm licher feierlicher Weise hat am Sonnabend der Kaiser Franz Joseph die Delegationen des ungarischen Reichs tages und deS österreichischen ReichsratS empfangen und in der Erwiderung aus die Ansprachen der beiden Präsidenten mit Befriedigung auf die von feiner Re gierung beharrlich verfolgte Friedenspolitik hingewie- sen. Er hat die auswärtigen Beziehungen seiner Landes als unverändert günstige und erfreuliche bezeichnet und dabei die Anerkennung und die „gewichtige Unter stützung" betont, welche die Bestrebungen der öster reichischen Kabinetts gefunden haben und finden Ein Gefühl großer Sicherheit fpiegelt sich in diesen Wen dungen der Thronrede wieder, unverhohlene Freude bekundet sich in der ausgesprochenen Hoffnung, die bulgarische Frage auch fernerhin lokalisiert zu fehen, und mit bewußtooller Genugthuung hat der erlauchte Redner feiner Staatsleitung da- Lob gezollt, daß durch ihre die Aufrechterhaltung der Verträge an strebende Politik die Aussicht geschaffen sei, in abseh barer Zeit die „zulässigen Wünsche" der Bulgaren mit den europärschen Interessen in Einklang zu bringen. Diese frohe Zuversicht hat der Kaiser auch auf andere noch ungelöste Angelegenheiten ausgedehnt, denn wenn auch Europa fortdauernd von dem Gefühle der Un sicherheit beherrscht werde, so sei doch die Annahme berechtigt, daß die eifrigen Bemühungen und da- rege Zufammeufchlreßen der für die Erhaltung deS Frieden» eintretenden Mächte eine Störung desselben auch fer ner Hinhalten werden. Wohl selten haben die Delegationen eine so er freuliche Thronrede vernommen und auch außerhalb dieser beiden Körperschaften wird die Kaiserliche An sprache einen wohlthuenden Eindruck machen. Nur jenseits der Vogesen und jenseits des Memel dürfte die Friedensbotschaft geringer Empfänglichkeit begeg nen, schon deshalb, weil sie sich auf das jüngst neu befestigte Drei-Staaten-Bündnis stützt, da- zum Schutze der europäischen Ruhe und Sicherheit geschlossen ward. Und sicherlich würde diese Verwarnung für alle Störenfriede die gallischen Leidenschaften gewaltig er regen, wenn nicht die große Nation im Augenblicke genugsam mit sich selbst beschäftigt wäre. Seit 48 Stunden hat der Telegraph uns jo verschiedene Nach richten über den Rücktritt GrevyS übermittelt, daß der in der Ferne stehende Beobachter nur schwer einen klaren Einblick in die überaus verwirrten und trau rigen Verhältnisse gewinnen kann. Soviel ist jedoch sicher, daß die französische Republik sich in einer poli tischen Krise von außerordentlicher Schwere befindet, seitdem der bonapartistische Abgeordnete Eunso d'Or- nano die Einsetzung einer Untersuchungskommission in der Ordensaffaire beantragte und die Kammern trotz des energischen Widerspruches feiten deS Minister» Rouvier diesem Anträge die Dringlichkeit zuerkannten. Die Aufmerksamkeit unserer linksrheinischen Nachbarn ist also völlig auf die Entwickelung dieser bedenklichen und folgenschweren Umstände gerichtet. Kühler und sorgsamer wird die Thronrede an der Newa geprüft werden und sachgemäß wird sich hier die größte Teilnahme an denjenigen Passus heften, welcher die bulgarische Frage berücksichtigt und die Hoffnung auf eine schließliche Lösung dieser zur Zeit noch offenen Angelegenheit recht zuversichtlich kund- giebt — Als im Juli dieses Jahres der Prinz von Coburg zum bulgarischen Fürsten gewählt wurde, diese Wahl annahm und eines Tages ohne Zustimmung der Mächte und unter dem drohenden Widerspruch Rußlands das FürstenpalaiS in Sophia bezog, da er warteten viele jeden Augenblick den verhängnisvollen ersten Schuß im Osten fallen zu hören. Befanden sich doch die beiden an der Balkanfrage meistbeteilig- ten Mächte in der denkbar größten Meinungsverschie denheit über die Gestaltung der dortigen Verhältnisse, Rußland wünschte die Regelung derselben unter seinem Einflüsse, Österreich trat für die freie, selbständige Entwickelung der Balkanstaaten und besonders Bul garien ein, so daß es sonderlich der geschickten Politik deS Grasen Kalnoky zu danken ist, wenn der Friede erhalten blieb. Seitdem ist die bulgarische Frage zum Gegenstand der langwierigsten diplomatischen Verhand lungen zwischen der russischen und türkischen Regierung geworden, über deren Ergebnisse so widersprechende Nachrichten laut wurden, daß man allmählich kaum noch eine richtige Vorstellung von dem Stande der Eontroverse besaß, bis jetzt die österreichische Thron rede auf die Balkanfrage zurückgriff und in der kurzen aber bedeutsamen Erwähnung derselben die Wahrschein lichkeit einer friedlichen Lösung in Aussicht stellte. Wenn auch der Prinz Ferdinand schwerlich die Zustimmung der Mächte zu seinem Verbleiben auf dem bulgarischen Throne erhalten wird, so kann man au- der kaiserlichen Ansprache doch den Schluß ziehen, daß andererseits Rußland wohl nicht mehr auf eine gewaltsame Entfernung des Fürsten dringen, keinesfalls aber für ein solches Verlangen die Einwilligung der Kvngreßmächte gewinnen wird. Es ist zu bedauern — und auch dieser Empfindung hat der österreichische Kaiser Worte verliehen — daß der illegitime Zustand Bulgariens vorläufig noch andauern wird, aber immer hin muß man der Politik unseres befreundeten Nach barstaates Dank wissen, daß alle Versuche unterblieben sind, die Gesetzmäßigkeit im Reiche des Coburgers mit Hilfe der Kanonen herzustellen. Erfüllen sich die Hoffnungen, welche der öster reichische Monarch bezüglich der Balkanfrage geäußert hat, gelingt es, die bulgarische Bewegung in die Gren zen deS Fürstentum- zu bannen und innerhalb der selben zu einem endailtigen gedeihlichen Abschluß zu führen, dann ist die Kriegsgefahr im Osten Europas für lange Zeiten beseitigt und in dieser Hinsicht hat dir Thronrede allen Freunden des Friedens einen be ruhigenden Ausblick in die Zukunft eröffnet. Lagesgeschichte. Dre-den, 31. Oktober. Se. Durchlaucht der Fürst Albert von Thurn und Taxis, welcher zur Zeit akademischer Studien halber in Leipzig sich aufhält, wurde gestern nachmittag von Ihren König!. Majestäten in der König!. Villa zu Streh!en empfangen und zur Familientafel gezogen. * Berlin, 31. Oktober. Über das Befinden Sr. Majestät deS Kaisers teilt der heutige „Reichs anzeiger" Folgendes mit: „Rheumatische Kreuzschmerzen im Verein mit Ermüdung und Abspannung, wie sie im Verlaufe der Krankheit gewöhnlich einzutreten pflegen, geboten Sr. Majestät dem Kaiser und König, gestern den ganzen Tag über im Bett zu verbleiben. Mehr stündiger Schlaf im Laufe des gestrigen Tages hat die Gleichmäßigkeit der letzten Nachruhe einigermaßen beeinträchtigt." Ihre Majestät die Kaiserin hat Baden-Baden heute Vormittag um kl 2 Uhr verlassen und sich mit den Damen und Herren ihrer Begleitung mittels Extra zuges über Karlsruhe, Mannheim, Mainz und Binger brück nach Koblenz begeben, woselbst die Ankunft Nach mittags um H5 Uhr erfolgt. Dort gedenkt Ihre Maj. die Kaiserin vor ihrer Rückkehr nach Berlin noch einige Zeit Aufenthalt zu nehmen. Zum Reichskommissar für die internatio nale Jubelausstellung in Melbourne ist der Kaiserl RegierungSrat Wermut ernannt worden. Derselbe erläßt folgende Bekanntmachung: „Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Hrn. Reichskanzler- vom 2S. d. Mts. ersuche ich ergebenst, diejenigen Anmeldungen zur internationalen Jubiläumsausstellung in Melbourne, welche für die der Beaufsichtigung des Reiches zu unterstellenden deutschen Ausstellungsräume bestimmt siud, Pion jetzt ab ausschließlich an mich richten zu wollen. Die Formulare zu den Anmeldrbogen nebst den erforderlichen Erläuterungen, Urogrammen u. s. w. werden schleunigst den Handelskammern und sonstigen beteiligten Korporationen, sowie denjenigen Herren Industriellen, welche dir Vermittelung gefälligst zu über nehmen bereit sind, zur Verfügung gestellt werd-n. Auch können solche Formulare im diesseitigen Bureau, Berlin >V., Withelm- straße 74, in Empfang genommen werden. Es wird dringend gebeten, Anmeldungen, welche bereits nach London oder Mel bourne hin erfolgt sind, nochmals hierher zu richten und dabei der früheren Anmeldung Erwähnung zu thun." Die „Nat-Ztg." schreibt: „Dle Kritik, welche in den letzten Jahren bezüglich der Vorbildung der Juristen im Landtag, in der Presse, in akademischen Reden, und in zahlreichen Schriften geübt wurde, hat nunmehr zu einem Schritte geführt, auf den bereits in der Presse, wie im Abgeordnetenhaufe hingewiefen worden war. Von den Ministern der Justiz und deS Kultus ist, wie wir vernehmen, eine Kommission für die juristische Studien- und Prüfungs ordnung eingesetzt worden. Den Vorsitz führt der wirk! geh. Oberjustizrat im Justizministerium, Professor Stölzel. Außerdem gehören der Kommission an: der Professor Gneist, der Senatspräsident des Kammer gerichts Henschke, die Professoren Dernburg und Gold schmidt, der Geh. Rat Althoff und als Schriftführer der !>r. Sachse aus dem Kultusministerium. Die Kommission hat bereits gestern eine mehrstündige Sitzung gehalten. Die Aufgaben der Kommission sind nach Lage der Sache sehr umfassender Natur, sie greifen in wichtige Fragen des Universitätsstudiums, wie der Justizverwaltung ein. Auf das Ergebnis der Beratungen der Kommission darf man mit Recht ge spannt sein." Die 21 Berufsgenofsenschaften, welche vom Reichsversicherungsamte genehmigte Unfallverhü- ungsvorschriften besitzen, sind folgende: Südwest deutsche Holzberufsgenossenschaft, Berufsgenossenschast der Feinmechanik, Musikinstrumentenlndustrie-Berufs- genoffenschaft, süddeutsche Edel- und Unedelmetall- industrie-BerufSgenossenschaft, rheinisch-westfälische Tex- tilberufsgenossenschaft, norddeutsche HolzberufSqenossen- schaft, Steinbruchsberussgenossenschaft, sächsisch-thürin gische Eisen- und Stahlberufsgenossenschaft, ham- burgifche Baugewerksberufsgenossenschaft, rheinisch- westfälische Baugewerksberufsgenossenschaft, hesfen- nassauische Baugewerksberufsgenosfenschaft, thüringische BaugewerkSberufsgenosseuschaft, sächsische Baugewerks- berulsgenosfenschaft, Papierverarbeitungsberufsgenossen- fchaft, süddeutsche Textilberufsgenossenschaft, norddeutsche Text-lberufsgenossenschaft, schlesische Textilberufs genossenschast, Buchdruckerberufsgenossenschaft, rheinisch- westfälische Maschinen- uno Kleineisenindustrieberufs- genosfenschast, Nahrungsmittelindustrieberufsgenossen schaft und Töpfereiberussgrnossenschaft. Hiervon haben die zuerst genannten 6 Berufsgenossenschaften die Ge nehmigung seitens des Reichsversicherungsamts be reits im Jahre 1--86, die übrigen im lausenden Jahre erhalten. Von den nach dem 8 92 des Unfallver sicherungsgesetzes in Frage der Unfallverhütung von ihrem Landesversicherungsamte resfortierenden Be- rufsgenossenschaften, welche sich nicht über das Gebiet des betreffenden Bundesstaates hinaus erstrecken, ist die sächsische Textilberufsgenossenschaft gleichfalls im Besitze genehmigter Unfallversicherungsvorschriften. Die „Deutsche volkswirtschaftliche Korre spondenz", von welcher angenommen werden darf, daß sie in erster Linie die wirtschaftlichen Interessen der Industrie zum Ausdruck bringt, betont, daß die Erhöhung der Getreidezölle eine nationale und eine internationale Seite habe. Betreffs der ersteren ließen sich die Ansichten dahin zusammenfasfen. „daß ganz allmälig sich ein Umschwung zu gunsten der Landwirtschaft vollzogen hat, der begreiflicher Weise in den Or ganen der Konservativen am energischsten zum Ausdrucke ge langt. Dort aber, wo bisher den agrarischen Bestrebungen eher Mißtrauen cntgegengebracht wurde, äußert sich dieser Um schwung in der Weise, daß nunmehr die Vertretung der Soli darität zwischen Landwirtschaft und Industrie als berechtigt an erkannt wird; es wird nicht mehr bestritten, daß allen direkt FeuiUttütt. König!. Hoftheater. — Altstadt. Sonntag, den 30. Oktober wurde Mozarts „Don Juan" zur hundertjährigen Jubiläumsfeier dieser Oper gegeben. DaS gefüllte Haus bewies in erfreuender Weise, welche Verehrung und Liebe dem unsterblichen Tongenius noch bei einer großen musikalischen Gemeinde bewahrt blieben. Nach einem einleitenden Vorspiel des Orchesters (Priestermarsch aus der „Zauberflöte") sprach Frl. Ulrich vor Mozarts Büste mit begeistertem Ausdruck einen von Hrn. vr. Koppel-Ellfeld zum Preise Mozarts und seines Meisterwerks gedichteten Prolog, der mit lebhafter Teilnahme vom Publikum ausgenommen ward und jetzt bereits durch die P-esse veröffentlicht ist. Die Rednerin und der Verfasser wurden hervor gerufen. In der folgenden mit der bekannten Besetz ung gegebenen Vorstellung des „Don Juan" unter Direktion des Hrn. Kapellmeisters Hagen, waren alle Mitwirkende mit angespanntem Eifer bestrebt, nach Kräften bestes und zum Teil mit sehr anerkennens wertem Erfolge zu leisten, ohne jedoch dadurch eine hervorragend gute Gesamtaussührung erreichen zu können. Die warm erregte, erhobene und der wunder baren Tonschöpfung Mozarts huldigende Stimmung des Publikum» bewährte sich auch ihnen durch reiche Beifallsäußerungen günstig. Eine für Gesang und Spiel gleichmäßig ausge- zeichnete Ausführung der Partien im „Don Juan", welche sämtlich — mit Ausnahme MasettoS — Haupt partien sind, war immer eine Seltenheit, und in un ¬ serer Zeit muß darauf gänzlich verzichtet werden. Dennoch vermag eine mit künstlerischem Verständnis und ernstem Fleiß musikalisch und dramatisch im Geiste Mozart» gestaltete Ausführung da» Werk nicht bloß zu einer die Hörer befriedigenden, sondern auch tief erfassenden Wirkung zu bringen. Sollte zu erneutem Bemühen hierfür einmal durch einige besonder» ge eignete GefangSkräfte Veranlassung werden, so sei noch v. Wolzogens Schrift über die scevische Darstellung deS „Don Juan" zur Beratung empfohlen. Wohl irrt v. Wolzogen in manchen Anschauungen, sogar Hauptscenen (z. B. erstes Finale) betreffend; aber er giebt eine Menge einzelner Weisungen — gestützt auf Da PonteS Vorschriften in erster Prager Ausgabe feines Textes und auf dem Originaltext —, welche zur richtigen Belebung der Aktton und zur Charakteristik der Personen wesentlich beitragen und für Regie und Darsteller unterrichtend und beachtenswert sind. Gelegentlich dieser Festvorstellung sei nur Einige» noch erwähnt. Elviras zur Charakteristik strenger moralischer Mahnung im ältern Stil gehaltene Arie (Akt I) wegzulassen, ist nicht wohlgethan; Leporello» durchaus mit der Handlung verbundene O-äue-Arie (nach dem Sextett) zu streichen, ist ein unstatthafter Fehler Beim Eintritt Donna Anna» und Ottavio» (Septett Akt II) muß die Scene durch Fackeln ge nügend erhellt werden, denn wer erkennt sich gegen seitig. Die Champagnerarie soll auch gesungen wer den, was aber bei so übereiltem Tempo nicht möglich ist. Masett» ist eine Baßpartie und verlangt daher zur Besetzung einen Bassisten. Sevilla erfreut sich noch immer nicht eine» Gebirae» in seiner Näh«, und so scheint » bei unserer realistischen Zeltrichtuvg ver ¬ früht, die Heimat Don Juan» mit solchem landschaft lichen Schmuck malerisch auSzustatten. Sehr dankenswert dagegen war bei dieser Vor stellung die Ersparung des früher verwendeten elek trischen Lichte» für den Geist des KomthurS; Mozarts Musik leuchtet genug, sie wird auch ein folgendes Jahrhundert durchleuchten mit ihrer hohen Schönheit, Wahrheit und Macht. C. Banck. K. Hostheater. — Neustadt — Am 30 Oktober: „Der Krieg-plan", historisches Jntriguenstück in 4 Akten von vr. Iuliu» v. Werther. (Zum ersten Male.) Die Gattung der leicht und gefällig geschürzten Jntriguenstücke, die allerdings einen größeren Fleiß und eine genauere BühnenkenntniS erfordern, als das nur auf Situationskomik gestützte fchwankartige Lust spiel der modernsten Art, werden von der gegenwär tigen Theaterlitteratur in demselben Grade vernach lässigt, wie sie jederzeit eine angenehme und beliebte Abwechselung für den Genuß des Publikums bilden. Am meisten in Frankreich und dort besonders von Scrib« und dessen Mitarbeitern und Nachahmern ge pflegt, fanden sie auch bei un» vorzüglich in den Jahren zwischen 1835 bi» 1855 eine sehr zahlreiche, ja oft zu emsige Vertretung. Bieten doch die Jntri guenstücke gleich den Lustspielen der Situationskomik ihren Verfertigern die Bequemlichkeit dar, daß bei beiden die unmittelbarste und bedeutsamste Ausgabe aller echten Dramatik, die eigentliche' Menschenzeich nung, erspart werden kann, ohne durch diesen gänz lichen Wegfall von Kunstwert den TageSzweck, näm lich den Unterhaltung-effekt, zu zerstören. Beide Schauspielgattungen zeigen uns meistens Stücke, bei denen die Handlung nicht aus Charakteren hervorgcht und von diesen geschaffen, sondern lediglich von Fi guren abgespielt wird, und zwar nach einem vorher fertigen, unverrückbaren Plan. Diese Figuren müssen ohne Widerstreben und ohne eine Inkonsequenz ihres Wesens zu verraten, stets thun, was ihnen der Autor befiehlt. Wenn sie von diesem hübsch leer und allge mein gehalten werden, also kein Eigenleben haben, be folgen sie jenes Kommando natürlich am leichtesten, ohne sich dabei Herz, Hirn und Glieder zu verdrehen DaS sind stillschweigende Zugeständnisse der ge dankenlosen Duldsamkeit bei der schlechten Gewöhnung an das Mittelmäßige. Die Kunst kennt diese Zuge ständnisse nicht und so macht denn auch von ihnen der Schriftsteller von Talent und Ehrgeiz nur einen sehr sparsamen Gebrauch. Können doch im vorteil haften Gegensatz zum gewöhnlichen Machwerke nur solche Dramen stehen, deren Dialoge, Wendungen und Handlungen nicht nur fesselnd und überraschend, son dern zugleich auch glaubhaft sind und mit dem Sinn und Wesen der Personen übereinstimmrn Das Situationslustspiel und das Jntriguenstück steigen oder fallen, je nachdem sie diesem Gesetze genügen oder dasselbe umgehen. In dem bei seiner ersten Aufführung unter mehr« maligem Hervorruf des Autors so beifällig aufge nommenen Jntriguenstück „Der KriegSplan" finden wir Julius v. Werther auf dem eben angedeuteten besseren Wege. Er hat offenbar danach gestrebt, nicht bloß für die in der That spannenden und lebhaft aus geführten Vorgänge seines Stückes Interesse zu er regen, sondern auch in den Hauptgestaltcn cin meh»
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