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Dresdner Journal : 29.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-29
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1887
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L»p«tit>o» ä« i-r»«1»«r ^our»»1», vr«<i«Q, LrriL8«r»tr »0 if«ruipr»ok -Xu»ok.u»» i Nr. l«ö Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Das Ministerium des Innern hat in Gemäßheit ß 47 Absatz 2 des UnsallversicherungS - Gesetzes vom 6. Juli 1884 (Reichsgesetzblatt Seite 69) vom l. No vember dieses Jahres ab an Stelle des Geheimen Re- gierungSrath Gumprecht in Leipzig de n bisherigen Stellvertreter des Schiedsgerichts- Vorsitzenden, RegierunLsrath bei der Kreishaupt« Mannschaft Leipzig, Or. Schober dort das Amt eines Borsitzenden der Schiedsgerichte für die Sächsisch-Thüringische Eisen« und Stahl-BerufS- genossenschaft, die Section I. der BerusSgenossenschaft der Musik instrumente, die Section V. der BerufSgenossenschast der chemi schen Industrie, lie Section III. der Brauerei- und Mälzerei-Berufs genossenschast, die Section II. der Tabak-Berufsgenossenschaft, die Section II. der Sächsischen Baugewerks-BerufS- genossenjchaft, die Section VII. der Deutschen Buchdrucker-Berufs- genossenschast, die Section IX. der Speditions-, Speicherei« und Kellerei Berufsgenossenschaft und die Section XXX. der Fuhrwerks - Berufsgenossen schaft, sämmtlich mit dem Sitze in Leipzig, übertragen und zu dessen Stellvertreter den Regierungsrath bei der nämlichen KreiShaupt- mannjchaft, vr. Häpe ernannt. Dresden, am 12. October 1887. Ministerium des Innern, v. Nostitz Wallwitz. Lippmann. Nichtamtlicher Teil. MetegraphiscHe Wachrichten. Berlin, 29. Oktober. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Se. K K. Hoheit Prinz Wilhelm machte gestern nachmittag um Uhr Sr. Majestät den Kaiser einen Besuch und fuhr dann zur Jagd nach Hu- bertuSstock, von wo er bereits heute abend 7 Uhr zurückkebrte. Der Kaiser nahm abendS um 9 Uhr wie gewödnlich seinen Thee ein und legte sich um kW Uhr zu Bett. Köln, 28. Oktober, abends. (W. T. B.) Die Stadtverordnetenversammlung hat die Eingemein dung der rechtsrheinischen Vororte Deutz und Poll und der linksrheinischen Vororte NippeS, Longe rich, Ehrenfeld. Müngersdorf. Efferen, Rondorf und Kriel in die Stadtgemcinde Köln mit großer Mehrheit angenommen. Göttingen, 29. Oktober. (Tel. d Dresdn. Journ. Gestern abend ist hier der Litterarhisto- rikcr Karl Göbeke gestorben. Paris, 29. Oktober. (Tcl.d Dresdn. Journ.) Wie die „Justice" mittcilt, hatte Grövy eine Unterredung mit Rouvier, Leroyer und Klvquet, welche ihm versicherten, daß viele Deputierte, die ter Dringlichkeit des Cuneoschen Antrages bei- stimmten, dadurch nicht beabsichtigten, dei dem spä teren Votum über die Enquete den Präsidenten in eine schwierige Lage zu bringen. Madrid, 28. Oktober. (W. T B.) Die amt liche „Gaceta" veröffentlicht ein Dekret, betreffend die Untersuchung von Alkohol. London, 28. Oktober. (W. T.B) Lie „St. James Gazette" erfährt, die Reqi rung werde für den Fall, daß in Marokko Verwickelungen ent stehen sollten, darauf dringen, daß der Hafen und das Gebiet von Tanger für neutral erklärt werde. Dresden, 29. Oktober Zu den Wahlen in der Schweiz. Morgen findet in der Schweiz die Verfassung»« gemäß aller drei Jahre am letzten Sonntag des Oktober» vorzunehmcnde Neuwahl der Volksvertretung statt. Bei den Banden des Blutes und der zahlreichen gemein schaftlichen Interessen, welche uns mit dem Schweizer- Volke verbinden, dürfte unseren Lesern bei dieser Ge legenheit eine Sch'lderung der innerpolitrschen Ver hältnisse der Eidgenossenschaft gewiß willkommen sein. Die Schweiz gehört zu den wenigen Ländern Europas, von denen die Zeitungen nur äußerst selten einmal innere Zwistigkeiten irgend welcher Art zu be richten haben. In der That, wenn Schillers Wort von den Frauen, daß diejenigen die besten feien, von denen am wenigsten gesprochen wird, auch auf die Völker zutrifft — und in gewissem Maße ist die» sicherlich der Fall —, so muß die Schweiz für eine» der bestregierten und glücklichsten Länder in ganz Europa gelten, ein Urteil, das sich in der Wirklichkeit zum guten Teile auch bestätigt findet. In unserer Zeit der nationalen Eifersüchteleien muß es wunder nehmen, daß die Schweiz, innerhalb deren Grenzpfählen doch Angehörige dreier verschiedener Volksstämme wohnen, und zwar die Franzosen und Italiener durchaus nicht in verschwindender Minder zahl, vollkommen von all den Reibereien und Streitig keiten verschont geblieben ist, unter denen andere mehr sprachige Staaten so vielfach zu leiden haben. Läßt sich ein schlagenderer Beweis dafür beibringen, daß bei einigem guten Willen von allen Seiten auch ver- schiedenfprachige Stämme unter derselben Staatsgewalt recht wohl in Ruh und Frieden neben einander leben können? ES bedarf kaum eine» Wortes, daß der innere Friede nicht wenig zu dem wirtschaftlichen Wohlbefin den, dessen sich die Schweiz erfreut, beigetragen habe. Infolge seiner von den Großmächten gewährleisteten Neutralität ist außerdem die Schweiz der Notwendig keit überhoben, ein großes stehendes Heer zu unter halten, dazu ist die Industrie außerordentlich rege, die Landwirtschaft, wenigsten- hinsichtlich der Vieh zucht, hoch entwickelt, endlich werden dem Lande jahr aus jahrein viele Millionen Francs von fremden Besuchern zugeführt — kein Wunder, wenn der Schweizer hinsichtlich seines durchschnittlichen Jahres einkommens in Europa an erster Stelle steht. Der hohe Volkswohlstand und die umfassende Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter hat auch innerhalb der rot weißen Grenzpsähle die Sozialdemokratie nicht in dem Maße erstarken lassen, als man es in einem so in dustriellen Staate vermuten könnte. Die Sozialdemo kraten verfügten in der verflossenen Wahlperiode nur über 4 von den 145 Mandaten zum Nationalrat; drei derselben hatte ihnen der Kanton St. Gallen, eine» die Stadt Zürich übertragen. Allerdings macht man sich allseitig darauf gefaßt, daß die Sozialdemokraten bei den morgen stattfindenden Neuwahlen eine Reihe weiterer Sitze erobern werden Die Schweiz wählt ihre Vertreter nach dem Listen- system. Zu diesem Behufe ist das ganze Land, den Kantonalgrenzen folgend, in 49 Wahlbezirke eingeteilt, deren jeder in der Regel 4—5 Abgeordnete zur Zwei ten Kammer, dem Nationalrate, bestimmt. Die Erste Kammer oder der Ständerat wird von den Vertretern der einzelnen Bundesstaaten, d. h. der Kantone, ge bildet. Jeder Kanton entsendet zu ihm zwei Mit glieder. Die beiden Kammern zusammen bilden die Bundesversammlung, welche ihrerseits den aus sieden Mitgliedern bestehenden Bundesrat ernennt, dessen Vor sitzender, der jährlich neu gewählt wird, zugleich als Präsident der Republik gilt. Der Bundesrat ist die eigentliche ausübende Gewalt, das Ministerium des Landes. Seit dem Jahre 1881 besitzt in der gesamten Eid genossenschaft sowohl, wie in den meisten Einzelkan tonen die radikale Partei das entschiedene Übergewicht. Ihre Führer sind die Herren Schenk und Ruchonnet. Sie verfügte in der letzten Kammer über 88 Stimmen, wenn man die Sozialdemokraten, welche keine beson dere Fraktion bilden, ihnen zurechnet. Die Opposition zählte nur 57 Mitglieder, nämlich 32 Katholiken und 25 Liberale. Die heutige Regierung wird hauptsäch lich getragen von der Bevölkerung der deutschen Jn- dustriekantone, vor allem Berns, dessen 27 Abgeord nete ohne Ausnahme der radikalen Partei angehören. Ähnlich liegen die Verhältnisse in der französischen Schweiz, nur Gens entsendet, zum Teil wenigstens, liberale Vertreter. Katholisch ist das Hochgebirge, vor allem die Urkantone um den Vierwaldstädter See, ferner WalliS und Graubündten; liberal endlich sind die alten reichen Handelsstädte, wie Basel, Schaff hausen, Zürich und zum Teil Genf. Das Ziel der radikalen Partei besteht eingestandener maßen in der Vermehrung der Zentralgewalt. Am liebsten möchte sie wohl den Bundesstaat in einen Einheitsstaat verwandeln, doch lautet bis jetzt nur ihr Wahlspruch: „Ein Heer, Ein Recht, Eine Schule!" Da nun d»e Radikalen in den gesetzgebenden Körperschaften die Majorität besitzen, fo sollte man meinen, es stände der Verwirklichung ihres Ideales nichts entgegen. Allein jede Verfassungsänderung unterliegt in der Schweiz, auch nachdem sie von beiden Kammern an genommen ist, noch einer direkten Volksabstimmung, und bei diesen letzteren hat sich bislang noch immer da» merkwürdige Resultat ergeben, daß die Mehrheit des Schweizervolkes der radikalen Regierung durchaus nicht anhängt. Die letztere kann nur auf etwa 170000 Bürger mit Sicherheit rechnen, während die geeinigte Opposition über etwa 180 000 Stimmen verfügt. Die gemäßigten Parteien, welche von einer Verminderung der kantonalen Rechte nichts wissen wollen, besitzen älso im Volke die Majorität, obwohl sie, gespalten und getrennt, im Wahlkampfe nun schon zweimal von den Radikalen besiegt wurden und ihnen morgen, aller Wahrscheinlichkeit nach, ein drittes Mal unterliegen werden. Unter diesen Verhältnissen konnte die radikale Partei bislang ihr Programm noch nicht in seinem ganzen Umfange ausführen. Nur eine einheitliche Heeresverfassung hat sie durchgesetzt, von einer Ein- heitSschule und einem einheitlichen Recht mochte das Volk, obwohl diesbezügliche Gesetze mehrfach die Zu stimmung de» Nationalrates gefunden haben, bislang nichts wissen. Um diese beiden Fragen dreht sich denn auch diesmal wieder, wie schon die früheren Jahre, der ganze Wahlkampf. E- fällt dem Ausländer schwer, über das gute Recht der beiden Parteien in diesem Kampfe ein Urteil abzugeben. Auf der einen Seite ist es gewiß kein beneidenswerter Zustand, wenn in einem Staate, der nicht so viel Einwohner zählt wie Sachsen, 22 verschiedene Gerichtsverfahren und ebensoviel ver schiedene Gesetzgebungen über den Volksunterricht in Kraft stehen. Besonders hinsichtlich des letzteren gehen die Bestimmungen in den einzelnen Kantonen gewaltig auseinander. Zumeist allerdings wird der Volksunter- richt ähnlich dem unseren gehandhabt, dagegen brauchen z. B. im Kanton Wallis die Kinder nur 5 Monate hindurch die Schule zu besuchen, und auch das nur vom 6. bis zum 12. Lebensjahre. Die daraus ent stehende Verschiedenheit in der Volksbildung ist frei lich unleidlich, aber man darf nicht vergessen, daß diese verschiedenen Gesetze doch aller Orten der Eigen art des Volkes genau entsprechen, daß sie mit seiner Geschichte und geistigen Entwickelung eng verknüpft sind. Der knorrige, bäuerliche Grundcharakter des schweizer Volkes, sein zähes Festhalten am überlieferten lassen gerade ihm gegenüber das Nivellierungssystem sehr unangebracht erscheinen. Außer der Reorganisation des Heeres haben in der verflossenen Legislaturperiode noch zwei wichtige Neuerungen Gesetzeskraft erlangt: Das Alkoholmono pol und die Aufhebung der kantonalen Zollgerechtsame. Jenes, das seine Wirkung erst seit wenigen Monaten geltend macht, scheint sich vortrefflich bewähren zu wollen. Dagegen fand von den Anträgen, welche auf eine soziale Gesetzgebung nach dem Muster des Deut schen Reiches abzielten und von der katholisch-konserva tiven Partei eingebracht wurden, keiner die Zustim mung des Nationalrates. Die in der Schweiz herr schende wirtschaftliche Richtung, welche allerdings in Bezug auf die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter Vortreffliches geleistet hat, scheint sich in der Hoffnung zu wiegen, daß ihre vorbeugenden Maßregeln ein Um- sichgreifen der sozialen Bewegung auf dem Boden der Schweiz verhindern würde. Diese Hoffnung — soviel hat schon der Wahlkampf gelehrt — ist eine trüge rische. Während bei den früheren Wahlen die Ar beiter mit wenigen Ausnahmen radikale Kandidaten unterstützten, stellen sie jetzt fast aller Orten eigene Bewerber auf, und wo ihnen gar keine Aussicht auf Erfolg winkt, geben sie denjenigen Kandidaten ihre Stimmen, welche ihren wirtschaftlichen Anschauungen am nächsten stehen, das aber sind durchaus nicht immer die regierungsfreundlichen Bewerber. Trotz alledem brauchen die Radikalen für dieses Mal noch keine Er schütterung ihrer Macht zu fürchten. Sollten aber wider Erwarten die Wahlen dennoch zu Gunsten der gemäßigten Parteien ausfallen, so darf man überzeugt sein, daß der Regierungs- und Systemwechsel mit solcher Glattheit und Ruhe vor sich gehen wird, daß man außerhalb der Schweiz kaum etwas davon be merken dürfte. Tagesgerichte. Dresden, 29. Oktober. Heute vormittag 11 Uhr wurde in der hiesigen katholischen Hofkirche zum Jahresgedächtnis für weiland Se. Majestät den König Johann (-f 1873) ein feierliches Requ em abgehalten, welchem Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzen Friedrich August, Johann Georg, Max, Albert und die Prinzessin Mathilde anwohnten. Dresden, 29. Oktober. Der BunbeSrat hat in seiner Sitzung vom 27. Oktober beschlossen, einen Reichskommissar zur nächstjährigen Ausstellung in Melbourne abzuordnen und zur Bestreitung der hier durch, sowie der durch die allgemeine Ausschmückung und durch die Beaufsichtigung der deutschen Aus stellungsräume entstehenden Kosten den erforderlichen Betrag in den Reichshaushaltsetat für 1888/89 auf zunehmen. * Berlin, 28. Oktober. Se. Majestät der Kaiser hatte gestern eine längere Konferenz mit dem Grafen Herbert Bismarck und empfing kurz vor 5 Uhr den Besuch Sr. König!. Hoheit des Plinzen Wilhelm, welcher sich bei Alleryöchstdemielben von der Bei wohnung der Grundsteinlegung zum Denkmal weiland des Prinzen Friedrich Karl in Frankfurt zurückmeldete. Am Abend wohnte Se. Majestät der Vorstellung im Opernhause bei. Heute mittag hatte, wie bereits ge meldet, Se. Majestät einer leichten Erkältung wegen die beabsichtigte Fahrt zur Abhaltung einer Hoffagd /tuiütton. Konzert. Freitag, den 28. Oktober erstes Sym phoniekonzert der Königl. Kapelle unter Direk tion des Hrn. Kapellmeisters Schuch. Dasselbe brachte als Novität R. Wagners Symphonie in 6-6ur. Wagner schrieb sie in seinem 19. Jahre, als seine außer ordentliche Begabung in ihrer bedeutungsvollen Indi vidualität und Vielseitigkeit noch nicht erwacht war und seinem Geiste jede Ahnung der künftigen Bahnen seines Schaffens noch fern lag. Die Symphonie wurde von der Direktion der Leipziger GcwandhauSkonzerte, welche sich damals jungen Talenten, produktiven wie repro duktiven sehr entgegenkommend erwies, angenommen und 1838 im Januar aufgeführt Darauf wurde sie, wie so viele andere ihr gleich oder auch überlegen an Wert, vergessen, und selbst das Manuskript derselben schien verloren. Es wurden indes in viel späterer Zeit, auf Anregung Wagners danach geforscht. Die Orchesterstimmen wurden aufgefunden und Wagner konnte das Jugcndwerk noch kurz vor seinem Tove 1882 in Venedig gelegentlich eines Familienfestes in einem privaten Kreise zur Aufführung bringen. Nun ist dieses Erstlingswerk des berühmten Meisters noch ein geschäftlich wertvolles Objekt geworden, ein gün stiges Geschick, das fast allen symphonischen Werken gründlich versagt bleibt. Die Symphonie gewann bei ihrer ersten Vorfüh rung in Leipzig — mit Ausnahme des zweiten Satzes lebhaftesten Beifall, man beurteilte sie al» sehr beach tenswerten ersten Versuch eine» vielversprechenden Ta lent». Und mit vollem Recht. Die Symphonie ist jugendlich frisch, belebt und keck in Erfindung und Gestaltung, an gedanklichem Gehalt und in der Durch arbeitung viel weniger warm und vertieft als spirituell, aber auch dem Flachen nicht ausweichend; sie zeugt von guten Studien und genauer Bekanntschaft mit symphonischen Meisterwerken, besonder» mit denen Beethovens, und namentlich tritt auch die sehr gewandte, klare instrumentale Ausdrucksweise hervor, welche einen ungewöhnlich sichern Blick in dieser Richtung verrät. Am schwächsten erscheinen der erste und letzte Satz, obwohl Einzelnheiten darin interessieren, namentlich im ersten — der seinen Inhalt durch zu breite Aus führung abschwächt uud Trompeten und Pauken zu wenig schont, das zweite Motiv und dessen weitere Entwickelung. Der gelungenste, gedanklich warm em pfundene, gehaltvollste und liebenswürdigste Satz ist — dem Urteil des Leipziger Publikums vor fünfzig Jahren entgegen — das Andante, und demnächst da» schwunghaft bewegte Scherzo, dessen rhythmisch feste und geschlossene Form jedem Komponisten die wenigste Schwierigkeit bietet. Der Erfolg ging nicht über na türliche Teilnahme an einem Jugendwerk de» jetzt ge feierten Tondichters hinaus. Der trefflichen Ausfüh rung desselben folgte eine ungemein schöne, äußerst fein gestaltete der Anakreon«Ouvertüre EherubiniS, und zum Beschluß die der Livloum Lroic« Beethoven». Zur Beachtung sei erwähnt, daß Programme nicht au-reichend vorhanden waren, und daß die verbetene Verschiebung der Stühle schwerlich unterbleiben kann, wenn die Stühle ohne Rücksicht auf den berechtigten Anspruch einer gewissen Bequemlichkeit von Seiten de» Publikum» zu eng an einander gesetzt werden. L. B. Beryls glücklicher Einfall! Line Flitterwochengeschichte von Blanche Willi- Howard. Autorisierte Übersetzung au» dem Englischen v. H. E (Fortsetzung.) E» wußte so ziemlich jedermann, daß unser über mütige» junges Pärchen Fahrkarten für Boston gelöst hatte. Der Conducteur wußte eS, weil eS seines Amte- war, der schlaue Kellner, weil er überhaupt alle» wußte, der wohlwollende alte Herr hatte es durch einen neugierigen Blick auf die Karten herausgebtacht, und die übrigen Mitreisenden hatten sich auch nicht dagegen verschließen können, da die versammelten Gar dine» und GlyndonS eS großmütig in alle vier Winde auSgerufen hatten. Und doch trat der merkwürdige Fall ein, daß, nachdem der Zug an einer kleinen ent legenen Station einen kurzen Halt gemacht hatte, in mitten der Coup^S zwei einsame, verlassene Sitze stan den. All der strahlende Liebreiz, die jugendliche Frische und Heiterkeit, die glückliche Weltvergessenheit, die diese Plätze für die andern zu einem solchen Lichtpunkt ge macht, war mit einem Schlage verschwunden. Die steifen Lehnsessel schienen sich wie von selbst wieder von einander zu entfernen und zeigten nicht die ge ringste Neigung mehr, zu vertraulichem Flüstern und Wi»pern ein hilfbeieiteS Entgegenkommen zu leihen Zuerst machten die Mitreisenden erftaunte Augen zu dieser plötzlichen Leere, dann nahmen sie sie als etwas Selbstverständliches entgegen. Der alte Herr, dem seine Umgebung nicht länger ein willkommenes Feld der Beobachtung bot, bedeckte sein Gesicht mit einem großen seidenen Taschentuch und schlummerte sanft ein. Dampfend und schnaubend eilte der Zug seinem Be stimmungsorte entgegen und führte getreulich zwei große herrenlose Koffer, jeden mit einem deutlichen 6 gezeichnet, nach Boston, aber wo blieben Mr. und Mrs. John Gardine? Die Liebenden fuhren unterdessen durch den nebe ligen Novemberabend in einem kleinen ländlichen Fuhrwerk fröhlich und wohlgemut dem Meeresstrande zu. Der Weg ward immer rauher und holpriger, zu letzt wars eigentlich nur noch ein Saumpsad, auf dem der Wagen über Baumwurzeln und dorniges Gestrüpp dahinschwankte. Nasse Zweige schlugen gegen das Ver deck des Wagens und warfen wahre Regenschauer in die lachenden jungen Gesichter. Sie nahmen ober alles wie einen zugehörigen Teil ihres großen köst lichen Spaßes auf, und hinter dem Rücken des länd lichen Fuhrmanns, der im Stillen nicht aus der Ver wunderung über das seltsame Pärchen herauskam, ent wickelte sich eine ausgelassene Heiterkeit; je mehr sich die Nähe der See durch die scharfe falzhaltige Luft verkündete, desto höher stiegen die Lebensgeister der jungen Leute. II. Raum ist in der kleinsten Hütte. St. Simon StyliteS auf seinem Pfeiler hatte freilich keine Beryl, und die heilige Barbara auf ihrem Turm konnte sich nicht Johns Gesellschaft rühmen, im übrigen aber war die Abgeschlossenheit, in der diese beiden Heiligen lebten, unmöglich tiefer und vollständiger, als die, in der Jack und Beryl, vor den allzu aufdringlichen Aufmerksamkeiten ihrer Ver wandten, Schutz suchten. St. Barbaras Turm hatte 3 Fenster, da» Jagdhäuschen besaß deren fünf. Die
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