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Dresdner Journal : 26.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-26
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 26.10.1887
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Dresden, 26. Oktober. Ihre Majestät die Königin sind heute Vormittag 11 Uhr 15 Min. von Sigmaringen im Königlichen Jagdschlösse zu Werms dorf eingetroffen. Verordnung, die in Umlauf befindlichen Reichs goldmünzen, Einthalerstücke, Reichssilbermünzen und Reichs kassenscheine betreffend. Um ein Urtheil über den Geldumlauf zu gewinnen, ergeht hierdurch aus Antrag des Reichsschatzamtes an 1) alle dem Ministerium des Innern unterstehenden Königlichen Behörden und Verwaltungsstellen, welche Kassen haben, 2) alle Stadträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3) alle Sparkassenverwaltungeu die Anweisung, am 29. laufenden MonatS bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung an a) ReichSgoldmünzen, b) Einthalerstücken, e) Reichssilbermünzen, ck) RerchSkassenschelnen, in den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vor handen sind und das Ergebmß nach den bezeichneten Sorten getrennt, bis zum 5. November dieses Jahres anher anzuzeigen. Hierbei ist noch besonders darauf hinzuweisen, daß unter der Rubrik „RelchSkassenscheine" lediglich die letzteren aufzunehmeu, die Reichsbanknoten dagegen von der Bestandsermittelung auszuschließen sind. Dresden, am 17. October 1887. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wach richten. Tourt, 26. Oktober. (Tel. d. DreSdn Journ.) In der gestrigen Versammlung gab Wilson Er klärungen hinsichtlich der OrdrnSaffaire ab. Rach stürmischer Verhandlung wurde mit geringer Majo- rität eine Tagesordnung angenommen, welche Wil- sollt MandatSniederlegung verlangt. Turin, 25. Oktober, abends. (W. T. B.) Bei dem heutigen Banket zu Ehren CriSpiS hielt derselbe eine Rede. In betreff der auswärtigen Politik sprach sich der Ministerpräsident folgender maßen a»S: Italien sei mit allen Mächten befreundet, es stehe indessen zu einigen derselben in ganz besonders in timen Beziehungen, indem eS auf dem Kontinent mit den Zentralmächten alliiert sei und auf den Meeren im Einverständnis mit England handele. Italien habe sich indessen kein Ziel gesteckt, durch dessen Ver folgung sich andere Mächte bedroht fühlen könnten. Die jüngste Reise nach Friedrichsruh habe ohne Grund die öffentliche Meinung in Frankreich erregt. Glück licherweise habe diese Erregung das Vertrauen der französischen Regierung nicht erschüttert, welche die Loyalität der Absichten Italiens kenne. Das Allianz system der Regierung bezwecke Erhaliung des Friedens und nicht Angriff, Ordnung und nicht Beunruhigung. Feuilleton. A. Hoftheater. — Neustadt. — Am 25. Oktober: „Unter Brüdern". Lustspiel in 1 Akt von Paul Heyse. Hierauf: „Die Rofe vom Schlachtfeld". Lustspiel in 1 Akt von Siegmund Schlesing er. (Beide Stücke zum ersten Male.) „Wer ißt mit?" Posse nach DesaugierS von Friedrich. Das erste Stück hat eine sehr natürliche allerliebste Darstellung gefunden und war wie das darauf folgende vom Hrn Regisseur Richelsen sorgfältig einstudiert. ES besitzt keine gerade sehr wahrscheinliche, aber eine mit Fleiß und Geschicklichkeit auSgesonnene Handlung und einen ganz harmlosen Inhalt. Seine Richtung verträgt sich ganz gut mit der herrschenden Auffassung des starken und des modernen Geschlecht- im modernen Lustspiel, welches die Ehemänner gern als würdelose oder völlig alberne, im Hause nur geduldete Menschen, die Frauen aber, keifend oder lächelnd, als die ge- scheidten Führer des Regiments darstellt und dafür sorgt, daß schon vorlaute Backfische und ausgewachsene Mädchen sich üben, ihre Anbeter und Verlobten wie Schuttnaben abzukanzeln. Diese gesellschaftlichen Miß stände, die nur bei ganz herabgekommenen Völkern, aber zum Glück noch nicht bei un» vorherrschen, er regen auf der Bühne immer ein gedankenloses Interesse und haben die Lacher auf ihrer Seite. Der Gebrauch, welchen Heyse davon macht, entbehrt einer graziösen und gefälligen Einkleidung nicht und war dem Publi kum al- ein bekannte» Element doppelt zugänglich und uvheimelnd. Im ganzen gestehe ich, daß ich es lieber Wie Italien, so verfolge auch Deutschland da» Ziel, den Frieden zn erhalten. Die Übereinstimmung der Gedanken und Gesinnungen de« Fürsten Bi-marck und seiner eigenen (CrispiS), die schon von 'ängerer Zeit datiere, habe sich jetzt nur noch mehr befestigt. Wenn man gejagt habe, daß in Friedrichsruh eine Verschwörung gemacht sei, so sei die» nur eine Ver schwörung zu Gunsten des Frieden» gewesen und alle, die den Frieden wollten, könnten sich derselben an- schließen. Die Diskretion verbiete ihm alle die denk würdigen Worte zu wiederholen, welche ihm Fürst Bismarck gesagt habe, nur eine» Worte- wolle er er wähnen. da- ihm der Fürst im Augenblicke de- Ab schiede- zugernfen: „Wir haben Europa einen Dienst erwiesen." Bezüglich der orientalischen Po litik verfolge Italien da- Ziel, die Autonomie und Nationalität der Balkanvölker im Interesse der Ge rechtigkeit zu erhalten. Da Italien einen Frieden nur mit Ehren wolle, so bereite es sich vor, die Er mordung seiner Angehörigen in Afrika zu rächen. ES handele sich nicht um eine Politik der Abenteuer und der Eroberung. (Enthusiastischer Beifall.) DaS „Berl. Tgbl." giebt über die Rede Erit- piS folgenden die Mitteilung deS W. T. L. in einigen Punkten ergänzenden Bericht. Crispi erklärte: Italien liege jede Angriff-Politik gegen Frankreich fern. Italien juche auch keine Aben teuer in Afrika. WaS den Balkan betreffe, so stehe Italien der Freiheitsbestrebung des bulgarischen Volke» entschieden günstig gegenüber. Bezüglich de» Vatikan» lobt Crispi entschieden die Haltung de» römischen Volkes und tadelt die klerikalen Provokationen. So dann kam Crispi auf die Entrevue von Friedrichsruh zu sprechen und sagte: „Wir Italiener sind nicht die Einzigen, welche für die Erhaltung deS Friedens und für den Fortschritt arbeiten. Unsere Zeitgeschichte wird von einem einzigen Namen beherrscht. E» ist dies ein Staatsmann, den ich seit lange bewundere, wie auch meine Freundschaft mit ihm alt ist, ein Staatsmann, dessen ReglerungSprogramm in all seinen Zweigen einen großen Zweck, nämlich die Erhaltung des Friedens und die Größe seine» Lande» austrebt. Ich bemerke blo», daß die alte Übereinstimmung unserer Gedanken und Gefühle stet» dieselbe blieb und, seitdem die Leitung der italienischen Politik mir anvertraut ist, sich sogar noch verstärkte. Man hat gesagt, wir hätten in Friedrichs- ruh konspiriert. Sei es dennl Mich alten Verschwörer macht dies Wort nicht bange. Allein wir konspirierten zu Gunsten de» Frieden». Deshalb kann jeder Freund dieses höchsten Gutes an unserer Verschwörung teil nehmen. Dieser Mann arbeitete 30 Jahre, erst um diesen Zweck zu erreichen, sodann, um da» Erreichte zu erhalten. Er wußte, was er wollte. Jedermann erkennt ihn als einen großen Patrioten an, und ich füge hinzu, daß er ein alter Freund Italiens ist seit den Zeiten unserer tiefsten Knechtschaft. Denn seit 1857 wußte er um die geheimen Ziele der Politik Cavour». Allem er schwieg und hieß auch die Anderen schweigen; denn er wußte wohl, wie sehr die Erreichung der italienischen Einheit mit der Einheit Deutschlands zu- sammenhing. Über meine jüngste Besprechung mit dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh verbreite ich mich nicht; die Diskretion gestattet mir, von unserer Unterredung nur einziges Wort zu erwähnen, da- beim Abschied fiel. Der deutsche Reichskanzler sagte, mir die Hand drückend: „Wir haben Europa einen Dienst erwiesen!" Noch etwas aber möchte ich der Erinnerung Aller einprägen, daß nämlich Italien niemals eine so innige und völlige Allianz einging, und daß nie Italiens Würde so respektiert, Italien» Rechte und Interessen so garantiert waren. Italien muß nicht nur geachtet, sondern gefürchtet sein." (Minutenlanger begeisterter Beifall.) sehen würde, dieses Stück wäre nicht von Paul Heyse, sondern man hätte eS in irgend einem Pult von Roderich Benedix aufgefunden und den Tausendsassa, das hübsche Mädel darin, etwas poetisch restauriert und übermalt. Alles übrige ist ja ganz treu nach dem erprobten Theaterrezept von Benedix und Genoffen gearbeitet ES sind lauter auSgestopfte Figuren, die nichts empfinden, nichts zu jagen haben und somit im schreienden Gegensatz zum Verfasser stehen. Hr. Dettmer spielte den jungen Pfarrer überaus natürlich; auch Hr. Nhil hatte der trockenen Rolle des Professors eine gute Fassung gegeben und der Naturforscher des Hrn. Baum empfahl sich durch leichte Haltung. In der Rolle der Klara, welche diesen drei Männern Lektionen erteilt, zeigte sich Frl. Basts mit vielen Glück als muntere Liebhaberin von soubretten- hafter Färbung. „Die Rose vom Schlachtfeld" fand durch Frl. Guinand, Frl. Diacono, Hrn. v d. Osten, Hrn. Klein und ganz besonders durch die drollige Maske und die scharf ausgeprägte Komik von Frau Wolff gleichfalls eine sehr geschickte Aufführung. Man hatte davon wohl eine günstigere Wirkung für das Stück selbst erwartet. Diese blieb indessen au». Die gequälte Erfindung und die Breite der Einzel- heilen lähmt die Spannung de» bereitwilligsten Zu schauer». O. B. Baveno, 25. Oktober. (W.T.B.) Der Herzog vou Genua stattete heute abend Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit dem Kronprinzen in der Villa Clara einen Besuch ab. Dresden, 26. Oktober. DaS ungarische Budget. Wir haben bereits vor mehr als Monatsfrist uns mit den Plänen Koloman Tisza- al- Leiter- des Fi nanzministerium-, welcher er am 15. Februar d. I. übernahm, beschäftigt ES war dies anläßlich einer Rede, durch welche TiSza in Großwardein seinen Wählern einige Andeutungen über sein finanzpolitisches Programm machte. Bereit- damals erblickten wir in dem Umstande, daß der verdienstvolle ungarische Staatsmann die Finanzreform Ungarns in seine feste Hand genommeu, ein gutes Vorzeichen für die aller dings sehr notwendige Besserung der ungarischen Finanzen. Diese Voraussicht scheint sich zu bestätigen, wenn man das vor einigen Tagen von uns ver öffentlichte Budget für da- Jahr 1888 näher be trachtet. Im Nachstehenden geben wir einer den offiziösen „Berl. Pol. Nachr." aus Buda-Pest, 23. Ok tober, von „unterrichteter Seite" zugehenden Be trachtung Raum, welche sich über das Finanzprogramm Tisza» sehr optimistisch ausspricht. Es heißt da: Ein Alpdruck löste sich gestern von der Brust de- ungarischen Volkes: Tisza bezeichnete das Jahr 1890 als jenen Zeitpunkt, wo nach menschlicher Berechnung der ungarische Staatshaushalt geordnet dastehen wird. Parlament und öffentliche Meinung stehen heute ganz unter dem Bann dieser erfreulichen Zuversicht, die im Munde Koloman TiSzaS der unbezweifelbaren Ge wißheit gleichkommt und die nur jenen einzigen Vor behalt zuläßt, daß der Weltfriede erhalten bleibe. Diese» so lange und so heiß ersehnte Ziel wird nicht nur in der Phantasie heraufbeschworen, Tisza ist nicht der Mann, der Illusionen eskomptiert, oder einen Glauben verbreiten will, den er nicht selber in tiefster Seele hegt. Er entwirft vielmehr in einfachen aber greifbaren Zügen das Bild der stufenweise» Genesung unserer Finanzlage und zählt die zu diesem Zwecke namhaft gemachten Mittel ohne jeden Optimismus eine» nach dem anderen auf, die so einfach und so natürlich sind, daß der tiefstgewurzelte Zweifel ihnen nicht» anhaben kann, und die auf die Überzeugung mit der ganzen Kraft der lebendigen Natürlichkeit wirken müssen und auch thatsächlich wirken. Und das gestern vorgelegte Budget wird nicht allein von dem Reflex der defizitlosen Zukunftsbilder freundlich erhellt, auch die Ergenfarbe der einzelnen Partien de» Staatsvoranschlages pro 1888 mutet er freulich genug an. Das Schlagwort vom Sparen ist endlich einmal eine greifbare Thatsache geworden. Denn trotzdem, daß außerordentliche Militär- und sonstige durch frühere Budgetü'oerschreitungen und NachtragSforderungen notwendig gewesene Kredite in diesem Jahre die Zinsenlast um 4 Millionen erhöhten, und weiter für Anschaffung von Repetiergewehren auf Ungarn ein Betrag von 3,8 Millionen entfällt, ist der Ausgabeetat pro 1888 gegen das laufende Jahr nur um 0,2 Millionen erhöht. Das ist schon an und für sich eine respektable Wendung zum Bessern. DaS Defizit ist für das kommende Finanzjahr mit 18,s Millionen veranschlagt (ohne die Notwendigkeit der Anschaffung der Repetier gewehre würde eS nur 14 Millionen betragen) Die Bilanz weist daher gegen das Vorjahr eure Besse rung in der Höhe von 3,s Millionen auf. Um diese Besserung ganz würdigen zu können, darf Zum hundertjährigen Jubiläum von Mozarts „Don Juan." (Fortsetzung.) DaS Wiener Publikum erwies sich weit zurückstehend im Geschmack und Ürteil gegen da» Prager; es gewann erst allmälig mehr Verständnis für diese Musik „Don Juan" wurde 1788 15 mal gegeben, verschwand dann aber infolge der Jntriguen der Mozartfeinde vom Reper- toir bi» 11. Dezember 1798 In deutscher Übersetzung wurde „Don Juan" zu erst von der Hofbühne in Mannheim am 27. September 1789 gegeben, auf dem Zettel „Operette" genannt. Der Erfolg war ein ganz außerordentlicher. Da» Aufführung»recht wurde mit 31 Fl. 15 Kr., der Über setzer Neefe mit 3 Dukaten bezahlt. Um dieselbe Zeit fast, am 27. Oktober, führte Schröder — der spätere Gatte der Sophie Schröder — den „Don Juan" deutsch in Hamburg auf. Die Musik fand enthusiastische Aufnahme, der Text indeß wurde scharf bekrittelt. Am 20. Dezember 1790 folgte Berlin mit der Aufführung de» „Don Juan". Mit dem durchschlagenden äußern Erfolg stimmte die Kritik wenig überein. Einige der damaligen Berliner Blätter enthalten höchst mißgünstige und wahrhaft alberne Urteile, andere loben mit vor- sichtiger Zurückhaltung und Einschränkung, eine bis heutigen TageS eben so beliebte Manier gewöhnlicher Kritiker al» ein bequemes Einstimmen in den Mode geschmack de» großen Haufen». E» fehlt ihnen ent weder der Mut ihre innere Überzeugung auSzusprechen, oder e» fehlt ihnen Lust und Freude daran, dar Schöne und geistig Bedeutende in neuen Kunstschöpfungen voll und warm sofort anzuerkennen. Sie meinen damit die nicht vergeßen werden, daß eS im abgelaufenen Jahre außerhalb des Budgetrahmens einen außerordent lichen Militärkredit von 52z- Millionen gegeben hat. Gam neu nimmt sich in unserer Budgetierung jene Thatsache aus, daß Tisza Gesetzentwürfe vorlegt, welche die Erhöhung der Konsumsteuern bei Fleisch, Bier, Wein und Zucker, des Ta- backgefälles, der Stempel und Gebühren bezwecken und deren finanzielles Ergebnis mit ungefähr 6 Millionen veranschlagt werden kann, in das Bud get gar nicht ausgerechnet sind. Diese erhofften Mehr einnahmen sind erst für die zweite Jahreshälfte in Aussicht genommen, solche werden aber das ver anschlagte Jahresdefizit nachträglich wesentlich ver ringern. Dagegen wird die Einführung der Spiritus konsumsteuer, die noch im kommenden Jahre erfolgen soll, ihre Wirkung erst auf das Budget für 1889 recht fühlbar, und pro 1890 nicht allein das ganze Defizit verschwinden machen, sondern, wie TiSza hoffen zu dürfen glaubt, auch noch einen Überschuß im Staats haushalt ermöglichen. Es sind durchaus reelle Faktoren, mit denen Tisza rechnet und durchaus reell ist auch seine Zu versicht und seine Rechenmethode, deren Zuverlässigkeit nur noch erhärtet wird durch die Thatsache, daß für das laufende Jahr weder Kreditüberschreitungen, noch Ausfälle in den Einnahmen zu b'fürchten sind Und damit erscheint das Hauptübel in unserer früheren Finanzgebahrung ausgemerzt. Denn mehr noch als das Gebahrungsdefizit haben die vorgekommenen Bud- getüberschreitungen der einzelnen Ressorts unserem Staatshaushalt Wunden beigebracht und unsere Finanz- gebahrung als ein schwankende- Bild ohne feste Unter lage dargestellt. In Tiszas Finanzprogramm bildet es nun aber das oberste Gebot, diese bisherige ver derbliche Praxis mit sammt der Wurzel endgiltig auS- zurotten, dergestalt, daß der Budgetrahmen nunmehr eine feste unzerbrechliche eiserne Klammer bildet. Bei alle" Ressorts wurden beträchtliche Ersparnisse vor genommen. Bei den dem Finanzminister unter stehenden staatlichen Unternehmungen wurden an den Ausgaben l^ Millionen gestrichen, der Berkehrs minister ließ sich eine Reduktion von rund 1 Million, die Stoatsbahnen von 0,8 Millionen, das HandelS- amt von 0,4 Millionen, der Justizminister und auch sein Kollege, der Unterrichtsminister, eine solche von je 0,2 Millionen gefallen. Die Investitionen wurden um rund 4 Millionen verringert, bloß der Landwehr Minister budgetiert um 0,2 Millionen höher al- im Vorjahre. Mit diesem umfassenden Sparsystem in der Hand eines leitenden Staatsmannes, der daö Zutrauen seiner Nation und die rechte Energie besitzt, die Bahn der finanziellen Wiedergeburt zu wandeln, läßt sich da ausgesteckte Ziel sicherlich auch erreichen. Man ge winnt demgemäß auch den Eindruck, daß mit dem gestern vorgelegten Budget eine neue und glückliche Finanz periode sich für Ungarn eröffnet hat, die unter der weisen und zielbewußien Leitung Tisza's nicht nur vergangene Irrtümer gutmachen, sondern auch zu einer stetigen und fruchtbaren Entwickelung für die Zukunft eine verläßliche Grundlage darbieten wird. Tagesgeschichte. * Berlin, 25. Oktober. Se. Majestät der Kaiser weilt heute beim Oberstkämmerer Grafen Otto zu Stol berg-Wernigerode zur Jagd. Bei dem Diner, welche» gestern abend in dem Speisesaale des gräflichen Schlosses stattsand, führte Se. Majestät die regierende Frau Gräfin zu Tisch. Die Lebhaftigkeit, mit welcher der greise Monarch an der Unterhaltung teilnahm, er regte allseitig größte Bewunderung und Freude. Dem Kaiser sind auch die Anstrengungen der heutigen Jagd, eitle Würde ihrer kritischen kühlen Betrachtung zu schädigen. Mit unbedingtem bewunderndem Lob sprach sich nur B. A. Weber aus, und nächst ihm Spazier. Drei berühmte Künstler für Gesang und Darstellung wirkten in der Berliner Aufführung mit: die Unz»l- mann und ihr Gatte als Donna Anna und Leporello und die Baranius als Zerline. Die Originalpartitur des „Don Juan", welche aus der Hinterlassenschaft I. A. Andre- an dessen Tochter (verheiratete I. B. Streicher in Wien) gefallen war, befindet sich bekanntlich im Besitz der Frau Viardot- Garcia. Diele Künstlerin erwarb da- kostbare Manu skript, nachdem der Ankauf desselben in unglaublicher Weise von der Kaiser!. Bibliothek in Wien, von der König!. Bibliothek in Berlin und auch v»n dem Lon doner Britisch Museum abgelehnt war. Die Partitur, 575 Seiten, ist im Quartformat, jede Seite enthält nur 12 Limensysteme. Langten diese nicht zu, so pflegte Mozart die Stimme der Blasinstrumente auf Extrablätter zu schreiben, die dann auch öfter verloren gingen; so auch hier für das erste Finale, das Sextett und zweite Finale Ta- Manuskript ist überall — wie Loui- Viardot unter anderem berichtet — sehr eigen, ungemein sauber, fast ohne alle Radierungen. Mozart schrieb augenscheinlich ein Stück erst nieder, wenn er eS ganz im Kopfe fertig hatte. Wenn zu fällig einmal eine Note schlecht geschrieben, ausge strichen oder verwischt ist, so schreibt Mozart die Be zeichnung iu Buchstaben darüber. Er zeigt überall eine peinliche Sorgfalt, seine Musik recht korrekt nieder zuschreiben. Der italienische Text weicht von dem in den gestochenen Partituren häufig ab und ist für die Behandlung de» Gesänge- vorteilhafter al» in diesen.
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