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Dresdner Journal : 20.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-20
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1887
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Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bürgermeister Härtwig zu Oschatz den ihm von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronen» orden 3. Elaste annehme und anlege. Se. Majestät der König haben den zum Handels» agenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Plamen i/B. ernannten amerikanischen Bürger E. E. Bram kette daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Dresden, 18. Oktober. Se. Majestät der König haben dem bisherigen Localscdlachtsteuereinnehmer Heinrich August Johst in Dittersbach das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Kekegraphische WaHricHten. Wien, 19. Oktober. (W.T.B.) Die „Presse" meldet, mit Rücksicht auf die demnächst erfolgende Vertagung deS ReichSratS beabsichtige der Han- delSminister v. Bacquehem im Einvernehmen mit der ungarischen Regierung eine Vorlage einzu bringen, welche die Regierung ermächtige, die ab- laufenden Handelsverträge mit Deutschland und Italien, eveut. mit Modifikationen, auf ein hal bes Jahr vom 1. Januar bis 3V. Juni 1888 zu verlängern. Paris, 20. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) General Caffarel erhielt den Abschied und wurde auS der Armeelifte gestrichen. Der Rat der Ehren legion sprach sich dahin auS, daß Caffarel auS den Listen der Ehrenlegion zu streichen und daß ihm ferner daS Recht abzusprecheu sei, irgend welches OrdenSzeichen zu tragen Rom, IS. Oktober. (W. T. B) Wie die „Rifonua" meldet, ratifizierte die Regierung die Beschlüsse der iutrrnationaleu Kommission für die Feststellung der österreichisch»italienischen Grenze ia der Provinz Udine. Loudon, SV. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die deutsche Bark „Planteur", von Stralsund kommend, stieß gestern mit dem Corker Dampfer „Upupa" bei Beahyhead zusammen. Die Bark sank sofort; von der größtenteils auS Stralsund gebürtigen Schiffsmannschaft ertranken elf, zwei wurden gerettet. Nottingham, 19. Oktober. (W. T. B.) In einer heutigen Rede skizzierte Gladstone daS Pro gramm der liberalen Partei nach der Lösung der irischen Krage und setzte auseinander, daß seine persönlichen Ansichten die Regelung der Krage nicht hinderu sollten; er werde gegen die Einheit deS Reiches nichts thun und keine gerechten An sprüche der Minorität vernachlässigen. Die Rede schloß mit einem warmev Appell an daS irische Volk, sich trotz aller Provokationen der Verbrechen zu entkalken. Dresden, 20. Oktober. Zur Einberufung der französischen Kammern. -k- Der alte Grundsatz eines englischen Staats mannes, daß jeder Mensch seinen Preis habe, bewährte in Frankreich schon vor der Affaire Caffarel-Limousin mehr als einmal feine traurige Richtigkeit. Die Limousin ernannte, wie eS heißt, Adjutanten; Madame de Pompadour verfügte über Marfchallstäbe und Gräfin Dubarry vergab Kommandeurstellen großer Armeen, General Caffarel handelte mit Kreuzen der Ehren legion, Minister Teste schacherte am Ende der Zuli- regierung Ludwig Philipps mit Richterstellen am obersten Gerichtshof zu Paris. Im Bestechungsprozeß gegen den letzteren wurde daS „Schuldig" ausgesprochen und wenige Monate darauf brach der Sturm der Juli» revolution über das Land herein, welcher die Dynastie der Orl. ans vom Throne fegte. Auch über Easfarel ist vom Ehrenamt da- Verdammung-urteil gefällt worden: welche Nachwehen wird dieser Fall für Frank» reich im Gefolge haben? Vielleicht giebt unS schon die nächste Zukunft eine wenigstens teilweise Antwort auf diese Frage. Der greise Präsident der Republik ist am Sonnabend von seinem vogesischen Landsitz nach dem Elyfee zurück- gekehrt, der Ministerrat weilt vollzählig in Pari- und wird sich wahrscheinlich schon in diesem Augenblick über den Zeitpunkt der Einberufung der Kammern schlüssig geworden sein. Ganz Frankreich harrt dem Beginn der Verhandlungen mit fieberhafter Spannung entgegen, denn den wichtigsten Punkt der Tagesordnung wird der Caffarel-Skandal mit allen feinen Berwicke» lungen bilden. Diese Erwartung ist unleugbar be rechtigt. Als vor nicht langer Zeit da» Manifest de» Giafen v. Paris erschien, forderte die Opposition die sofortige Einberufung der Kammern, damit man sich über neue energische Maßregeln gegen den Kronprä tendenten verständigen könne. Diesem Verlangen wich das Ministerium Rouvier mit anerkennenswerter Ge- schicklichkeit aus, bi- der deutsch-französische Grenzfall die allgemeine Aufmerksamkeit von dem Enkel Loui- Philipp- ablenkte. Wiederum verlangte man den Zu sammentritt der Kammern, um über den drohenden Konflikt mit Deutschland zu beraten, und wiederum wußte das Kabinett mit überlegener Ruhe dem stür mischen Drängen der Radikalen zu begegnen. Der Fall Kaufmann wurde unter allgemeiner Zufriedenheit erledigt, da kam das häßliche Treiben de- General» Caffarel und feiner Genossen an den Tag. Und diese unsaubere Geschichte werden sich die Intransigenten und Radikalen sicherlich nicht entgehen taffen, sie wer den den Caffarel-Skandal, dessen Spitze sich bekanntlich nach ihrer Meinung gegen Boulanger richtet, zum Gegen stand der Verhandlungen machen. Möglicherweise er geben sich bei dieser Gelegenheit noch weitere inter essante Einzelheiten, und vor allem ist hier der denk bar günstigste Anlaß geboten, gegen da» bestehende Ministerium Sturm zu laufen und zugleich für den Arrestanten von Clermont-Ferrand, mit dem allein die Radikalen an» StaatSruder zu gelangen hoffen, eine neue Lanze einzulegen. Freilich wird ein solche» Vorgehen zu allernächst den Präsidenten Gr^vy in Mitleidenschaft ziehen. Man weiß, daß Wilson, der Schwiegersohn desselben, sich bi» zur Stunde noch nicht ganz von den gegen ihn erhobenen Verdächtigungen gereinigt hat, man nimmt sogar an, daß e» ihm über haupt nicht gelingen werde, sich völlig zu entlasten. Bestätigt sich diese Vermutung, d. h. bleibt auf Wilson ein gewisser Verdacht hasten, so hat auch sein Schwieger vater darunter zu leiden. Frankreich kann demnach sehr leicht vor eine Reihe von Verwirrungen ge stellt werden. Eine deutsche Zeitung sprach an leitender Stelle die Ansicht au-, daß man wahrscheinlich von einem Angriff auf das Ministerium Rouvier abstehen werde; e» sei soviel interessante- Material für die Verhand lungen der Kammern angesammelt, daß e- wenig ver schlüge, ob der Träger der Regierung-gcwalt Rouvier oder sonst wie heiße. Diese Meinung wäre annehm bar, wenn Boulanger sich über Nacht entschlösse, nach Amerika au-zuwandern, und einen solchen Gedanken darf man dem ehemaligen Krieg-Minister dock wohl nicht zuschreiben. Boulanger hätte augenblicklich die schönste Zeit, darüber nachzudenken, wie viel man sich durch ungehörige Redseligkeit schaden kann, und sich Besser ung zu geloben, aber schwerlich wird er die unfreiwillige Muße zu diesem guten Zweck benutzen; es ist im Gegen teil anzunehmen, daß er gerade jetzt mehr denn je mit dem in FerronS Händen befindlichen Kriegsportefeuille liebäugelt. Mt der gesenkien Stirn eines Märtyrers hat er sich der Strafe aefügt, vielleicht kann er noch vor Ablauf des 30 tägigen strengen Arrestes fein Haupt um so selbstbewußter erheben. Zwar wurde gemeldet, der Ministerrat werde über seine Er hebung vom CorpSkommando beraten, aber Boulanger weiß ebenso gut wie jeder unbefangene Zuschauer, daß die strenge Anwendung des Rechts, wenn je in einem Falle, in diesem eine politische Unklugheit sein würde, die nur einen noch leuchtenderen Glorienschein um da- blonde Haupt des Helden weben könnte. Müßte er die Generalsuniform ausziehen, dann würde er sofort daS ihm von Clemenceau angebotene Mandat annehmen, um als Führer der radikalen Partei daS Ministerium Rouvier zu Boden zu werfen. — Eine andere Version, der zufolge Boulanger fein Abschiedsgesuch einzureichen gedenke, hat gleich falls wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Der Abgeord netensitz in der Pariser Kammer ist ihm für lange Zeit sicher, zumal der Platz des Or. Villeneuve, welcher seit anderthalb Jahren im Jrrenhause weilt, unbeschadet noch einige Jahre länger bloß auf dem Papier aus- gefüllt werden kann. Vor allem aber will der rache lustige General deshalb aktiver Offizier bleiben, weil er sicher hofft, nach dem baldigen Sturze de» Kabinetts Rouvier wiederum in das Kriegsministerium einzu- zlehen, für dessen Leitung er niemand berufener er achtet al- sich selbst. Boulanger wird also kaum seine Entlassung erhalten oder einreichen, er wird imKom- mandanturgebäudr von Clermont-Ferrand warten, ob da- gegenwärtige Ministerium gestürzt wird und zwar durch die Radikalen, die in der diesjährigen Session unter den günstigsten Vorbedingungen einen neuen Versuch machen werden, sich des StaatSruders zu be mächtigen, und sollte die Republik darüber aus den Fugen gehen. — Das ist das Schauspiel, welches Frank reich aller Voraussicht nach den europäischen Völkern bieten wird. Die Stellung des Präsidenten ist ge fährdet, daS Kabinett ist schwer bedroht — das Baro meter her Republik zeigt Sturm! Lagesgeschichte. DreSdn», 20. Oktober. Unseren gestrigen Nach richten über den Ausfall der Ergänzuugswahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung fügen wir noch daS Ergebnis der Wahl im 45. ländlichen Wahlkreise (OrlSuitz-Adorf) hinzu. Es wurden daselbst 1148 giltige Stimmen abgegeben Gewählt wurde Rittergutsbesitzer Wehner (kons.) mit 677 Stim men. Rittergutsbesitzer Jahn (kons.) erhielt 471 Stimmen. * Berlin, IS. Oktober. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag in Baden-Baden die ge wöhnlichen Borträge entgegen uud fuhr mittags 1 Uhr aus, um bei der Herzogin v. Hamilton und anderen Fürstlichkeiten Abschiedsbesuche zu machen. Nach mittags ^6 Uhr fand fürstliches Familiendiner statt, zu welchem besondere Einladungen nicht ergangen waren. Die Abreise Sr. Majestät bleibt auf morgen nachmittag ^6 Uhr festgesetzt. Prinz Heinrich ist durch allerhöchste Kabinetts- ordre vom gestrigen Tage zum Korvettenkapitän und Major L I» ouita de- 1. Garderegiments zu Fuß er nannt worden. Über die Vereidigung de- Fürstbischofs Or. Kopp berichtet die „Köln. Ztg.": Äl» Solnnnttät»zeug« hatte vr. Kopp den Propst und fürst bischöflichen Delegaten Aßmann und den Euratu» Echolz vom Hedwlgökrankenhause hierselbst mitgebracht, seitens deS Kultus ministerium» waren der UnterpaatSseketär, dir Direktoren der drei Abteilungen, die katholischen Räte und Geh. Rat Bartsch al» Protokollführer zugegen. In seiner Ansprache betonte Mi nister l)r. v. Boßler, daß er von Sr. Majestät den Befehl er beuten hab«, den Lid abzunehmen, daß ihn dieser Befehl mit be sonderer Freude erfülle, einerseits, weil seit längerer Zett zum ersten Male wieder einem Bischof das Versprechen abgenommen werden könne, unbeschadet der Gebote der Kirche dem König die Treue zu bewahren und den Besetzen gehorsam zu sein, andererseit», weil dieser Lid gerade von dem Manne geleistet werde, der sich unter schwierigsten Verhältnissen im friedfertigen und versöhnlichen Zusammengehen mit derRegierung bewährt habe Neue, besonder- schwierige Verhältnisse warteten de» Fürstbischof» in seinem neuen Amte; die Breslauer Diöcese weise in internationaler, in natio naler und in konsessioneller Beziehung ganz eigenartige Schwierigkeiten aus. Allein auch die Bevölkerung habe in den letzten Kämpfen bewiesen, daß sie vertrauen-würdig sei und daß eS möglich sei, mit ihr im Einklang alle entgegenstehenden Hindernisse friedfertigen und versöhnlichen Wirken- zu beseitigen. Bischof Kopp könne rn dieser Hinsicht stet- versichert sein, daß er in diesem seinem Bestreben die kräftigste Unterstützung der StaatSregierung und in-besondere de- Minister» finden werde Fürstbischof Kopp entgegnete aus diese Begrüßung mit großer Wärme, daß, wenn es sich um sein menschliche» Empfinden allein gehandelt haben würde, er sich der neuen Würde entzogen haben würde; aber die Berufung sei eine solche gewesen, der er sich nicht habe entziehen können, und so nehme er mit der Würde auch die schwere Bürde gern auf sich in der Überzeugung, daß es Gotte- Wille fei, der sie ihm auserlege. Er sei sich der großen Schwierig keiten, die jetzt an ihn herantreten, wohl bewußt, aber er vertraue der Gnade des Papstes und der Huld unsere» Kaiser», die so ost für ihn zu Tage getreten seien; er wisse insbesondere auch die Thätigkeit des Kultusministers zu schätzen, dessen Edel sinn und Versöhnlichkeit er so ost erprobt habe, und so spreche er die Erwartung au», daß Kirche und StaatSregierung auch hier in innigem Zusammenhänge zusammen arbeiten und wirken würden. Der Fürstbischof leistete hieraus den vorgeschriebenen BischosSeid mit erhobenen Eidfingern und legte dann seine Hand aus das von ihm mitgcbrachte Evangelium, indem er lateinisch die AnsangSworte deS Evangelium- Johannes sprach: Im An sang war das Wort und Gott war das Wort. Minister v. Goß- ier beglückwünschte hierauf den Fürstbischof und überreichte ihm die König!. AnerkennungSordre vom t. Oktober. Dann wurde das Protokoll verlesen und unterschrieben. Am Abend fand beim Kultusminister auS diesem Anlässe ein Festmahl statt, zu dem außer den oben genannten Teilnehmern an der Beeidigungsfeier auch sämtliche hier anwesenden Minister, der Staatssekretär Graf BiSmarck, alle katholischen Räte und die De- cernenten für katholische Angelegenheiten aus dem Kultusministerium, die Geh. Räte Jordan und Per sius, der wirkl. LegationSrat Or. Kayser, die beiden den vr. Kopp nach Breslau geleitenden Domherren Kleespicß und Komp aus Fulda, der Legationsfeketär bei der preußischen Gesandtschaft beim Vatikan v. Lin denau und der Polizeipräsident von Berlin erschienen waren. Bei Tisch wurde nur ein Trinkspruch auS- gebracht, den der Minister v Goßler dem Deutschen Kronprinzen an seinem Geburtstage mit warmen Wünschen für dessen baldige Herstellung widmete. Heute früh ist Fürstbischof l)r. Kopp von Berlin nach BreSlau abgereist. Viele hohe katholische Geist liche und andere hohe Personen hatten sich am Bahn hofe zur Verabschiedung eingefunden. In BreSlau wurde der Fürstbischof am Bahnhofe von den Reichs tagsabgeordneten Grafen Ballestrem und Or. Porph empfangen und in den Empfangsfalon geleitet, wo Vertreter des Malteserordens, der katholischen Lehr anstalten, des Prosessorenkollegiums, des Kirchenvor standes und mehrerer katholischer Korporationen ver sammelt waren. Graf Ballestrem hielt eine warme Ansprache an den Fürstbischof, welcher in feiner Er widerung hervorhob, daß die Pietät der Diözese gegen den verstorbenen Fürstbischof Robert ihm seine Hier- herkunft erleichtere. Vom Bahnhofe aus wurde der Fürstbischof in einem glänzenden Zuge von etwa 80 Wagen in die Stadt geleitet, bei deren Betreten alle Glocken zu läuten begannen. An der Sandkirche ver ließ Dr.Kopp den Wagen und begab sich zu Fuß durch die festlich geschmückte Straße biSzur Ehrenpforte Hierwurde er von dem Erzpriester Boer mit einer Rede begrüßt, in welcher auch das kirckenpolitische Wirken 0r Kopp» hervorgehoben wurde. Der Fürstbischof erwiderte, daß er jedes Verdienst für seine Person ablehne; was er reicht worden, sei dem Kaiser sowie dem Papste und dem katholischen Volke zu danken Am Domportale fand die Begrüßung durch den Dompropst Or. Kayser Feuilleton. Der Komödianten-Ratz. Line Beschichte au» den bayerischen Bergen, von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) ,Funi, das iS gotteslästerlich gered'tl* unterbrach sie der Alte ernst und verweisend. „Fürcht'st Dich net der Sünd', so 'wa» zu sagen? Wend' Dich lieber zu unserm Herrgott und ruf' ihn an, damit er Dich erhört und alles zu einem guten AuSgang kommen laßtl Du glaubst gar net, Dirnl, wie einen fo ein recht innige- Gebet tröst't und aufricht't, wenn man in argen Nöten iS! Das hab' ich an mir erfahren, Kind, denn über mich ir gar viel Unglück lammen in meinem Leben, aber ein Glück war'- wieder für mich, daß ich das Beten net verlernt hab', denn sonst wär' ich wahrscheinlich zu Grund' 'gangen an Leib und Seel', für Zeit und Ewigkeit!" Er schwieg einen Augenblick und Kuni lehnte in ihrem Lehnstuhl und hatte da- Gesicht mit ihren Händen bedeckt. Der alte Mann betrachtete sie eine Weile ernst nachsinnend, dann Hub er wieder aus- Neue an: „Wenn ich Dich jetzt so sitzen seh', so gemahnst Du mich an die alten Zeiten uud an eine Nacht, wo ich auch so vor einem Bett gesessen bin, auf dem mein Lieoste» gelegen i- — im Sterben. — Ich hab' noch keinem Menschen erzählt, wa« ich in jungen Tagen für Leiden und Trübsal au-gestanden hab', Dir aber will ich kurz meine Leben-geschicht' erzählen, damit Du siehst, wa- alle- über einen Menschen kommen und was er überwinden kann, mit Gottes Hilf, über mich iS so viel Elend und Unglück gekommen, daß eS kein Wunder gewesen wär', wenn mir da» Herz gebrochen, oder wenn ich mir in der Verzweiflung ven Tod 'geben hätt'. Aber unser'm Herrgott sei Dank, er hat mir g^olsen, daß ich alle» überstehen hab' können, wenn mir auch in einer Nacht da» Haar weiß geworden i» und sich Falten in mein Gesicht gegraben haben, vor Grämen." Wieder schwieg der Alte einige Sekunden, während deren er trübe auf den Boden blickte und ausseufzend mit der Hand über die Stirn strich. Kuni hatte die Hände in den Schoß sinken lassen und blickte den alten Mann erwartung-voll an, aber sie »sagte nicht, ihn in seinem Nachdenken zu stören und wartete ge duldig, bi» er selber wieder beginnen würde. E» dauerte auch nicht gar lange, bi» der Alte wieder folgendermaßen begann: „Also laß' Dir erzählen, Kuni, wie'» mir in meiner Jugend ergangen i». — Ich bin, so weit ich z'rück- denken kann, alleweil ganz ander» gewesen, wie andere Kinder und wie ich in die Schul' hab' geben müssen, ist'» mir eine wahre Freud' gewesen und ich hab'» Lesen viel g'schwinder gelernt, al» alle anderen. Mich hat der L-chullehrer alleweil am liebsten gehabt und hat mir später manche Bücher gegeben, die ich aber daheim net hab' lesen dürfen, weil mein Vater die ^'studierten Geschichten' net leiden hat können. Ich ha«' aber nix liebere» mögen al» studieren, und wie ich hab' Ministrant werden dürfen, hab' ich gemeint, ich müßt' narrisch werden vor lauter Freud', weil ich mit dem Pfarer lateinisch hab' disputieren können. Der Pfarrer und der Schullehrer sind auch über meinen Vater eingeruckt und haben ihn dazu bringen wollen, daß er mich studieren laßt, aber da hat er durchaus nix davon wissen wollen. ,Er iS mein eivzig'S Kind', hat er jede» Mal g'sagt, ,und soll, wenn ich alt oder gestorben bin, mein Anwesen über nehmen. Ich hab' mich net meiner Lebtag' geschunden und gerackert, daß zuletzt so ein luftig » Studentl mein fauer verdiente» Geld verputzt und ver jubelt. Er foll auf dem Hof bleiben, auf dem sein Vater und sein Ahnl gehaust haben und in seinem Hochmut net höher hinauswollen, al- sie.' Meine Mutter Hütt'» freilich auch gern gefeh'n, wenn ich studieren hätt' dürfen und wär' einmal ein geistlicher Herr 'worden. Sie hat auch bitt't und bettelt bei meinem Vater, aber e- hat nix g'holsen. ,Nein', hat er g'sagt, und dabei ist'» 'blieben. Ich hab' mir frei lich schier die Augen au»geweint, aber auch das hat mir mx genutzt und wie ich au» der Schul' 'kommen bin, hab' ich einen Hüterbuben machen und die Bauernarbeit lernen müssen. Meine Bücher aber hab' ich draußen wo versteckt und an den Sonntagen bin ich schier alleweil oben aus die Berg' oder im Wald gelegen und hab' gelesen. Die jungen Burschen haben mich freilich alleweil au»gelacht und auigespottet, weil ick nie mit ihnen umgegangen bin und mich nie im Wirt»hau» und auf dem Tanzboden hab' feh'n lassen, aber ick hab' kein bissel darum bekümmert. Ich bin später Knecht bei meinem Vater geworden, aber alle weil hat'» Streifigkeiten 'geben im Hau», denn der Baler hat mein ^eutscheue» Wesen', wie er g'sagt hat, net leiden können. Die Mutter hat sich abgrämt, denn sie hat wohl gemerkt, wie's mit mir steht, und sie hat mich oft getröst't und hat mir zugeredt't, wenn sie mir auch net hat helfen können. So bin ich acht zehn, neunzehn Jahr' alt 'worden and wenn die andern Burschen sich nach den Madeln umgeschaut haben und schier alle Nacht an's Kammerfenster 'gangen sind, so bin ich den Weibsleuten ausgewichen und hab' nix von ihnen wissen wollen. DaS is aber auf ein mal mit einem Schlag anders worden! Ich hab' mich verliebt und bin dadurch noch tausendmal un glücklicher 'worden, als ich schon vorher war." Hier schwieg der Erzähler einen Augenblick und nahm einen Schluck von dem Weine, der auf dem Tische stand. Als er das GlaS niedergesetzt, fuhr er weiter fort: „Da i- nämlich einmal an einem schönen Sommer abend so eine herumziehende Komödiantenband« nach Tegern gekommen nnd in der Post abgestiegen. Der Wirt hat ihnen erlaubt, daß sie auf dem Tanzboden ein Theater auffchlagen und Komödie spielen dürfen. Es iS daS par keine üble Spekulation gewesen, denn eS waren viele Fremde da und die Schauspieler und der Posthalter haben gar keine schlechten Geschäfte ge macht. Da haben sie einmal an einem Sonntag nach- mitag eine Ritterkomödie ,DaS Käthchen von Heil bronn oder das heimliche Vehmgericht um Mitternacht' gespielt und ich bin au» Neugier auch hinüber, um mir die Gaudi anzuschaun'n. Ich hab' mir net träumen lassen, wie ich hinein bin in'- Theater, daß ich ganz närrisch verliebt wieder herau-geh'n könnt' und doch ist's fo gewesen. Da» Kätchen hat ein junge» wunderschöne» Dirnl gespielt, die Tochter de» Komödiantend':r>'ktols, und vom ersten A igrnb' .ck au,
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