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Dresdner Journal : 11.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-11
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.10.1887
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Lxpoäiüoo ä« I>r«xlD«r ^oar»»1», I>r»»<tsu, 2Hrios«»tr. X). ksruoprood-ALoottü»«: Ur. 122» Amtlicher Leit. Bekanntmachung. Die Eröffnung des Betriebes auf der normal- fpurigen SecundA-Eisenbahn von Meuselwitz nach Ronneburg betreffend. Das unterzeichnete Königlich Sächsische Finanz« Ministerium hat un Einverständniß mit der Herzoglich Sachsen - Altenburgischen Staatsregierung beschlossen, die von Meuselwitz nach Ronneburg erbaute Herzog lich Sächsische Staatseisenbahn, deren Betrieb der Königlich Sächsischen Regierung überlassen worden ist, am 17. October 1887 dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An dieser Eisenbahnlinie befinden sich außer den Anschlußbahnhöfen Meuselwitz und Ronneburg der Bahnhof Grohbraunshain, ferner die Haltestellen für Personen- und Güterverkehr Großröda, Dobitschen, Frankenau, Großenstein und Beerwalde, sowie der Haltepunkt für Personenverkehr Kostitz. Die Leitung des nach Maaßgabe der Bahnordnung für Deutsche Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung zu führenden Betriebes der genannten normalspurigen Eisenbahn ist der Königlichen Generaldirection der Staatseisenbahnen übertragen worden, welche die Tarife und Fahrpläne veröffentlichen wird; derselben verbleibt auch die Erledigung der auf Bauangelegen heiten sich beziehenden Geschäfte im Bereiche der ge nannten Eisenbahnlinie. Dresden, am lO. October 1887. Königlich Sächsisches Finanz-Ministerium. Frhr. von Könneritz. Müller. Bekanntmachung. Die Norddeutsche Feuerversicherungs - Gesellschaft zu Hamburg hat an Stelle ihres bisherigen hierlän- dischen Vertreters, die Herren Friedrich Robert Oelschlägel und Carl Hermann Julius Seidel — Inhaber der Firma Oelschlägel L Seidel in Leipzig — zu Bevollmächtigten für das Königreich Sachsen er nannt. Nachdem diese Wahl die erforderliche Bestätigung erhalten, und die Jnpflichtnahme der Genannten beim Stadtrathe zu Leipzig stattgefunden hat, wird solches in Gemäßheit von 8 10 Absatz 2 der Verordnung zu Ausführung de» Gesetzes über das Mobiliar« und Privatfeuerversicherungswesen, vom 20. November 1876, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 8. October 1887. Königliche Brandversicherungs-Kammer. Edelmann. Leonhardi. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WacHrichten. Sophia, 11. Oktober. (Tel. d Dresdn Journ.) Die Wahlen ergaben eine sehr große Mehrheit für die Regierung. Die Wählerzahl war erheb lich größer als früher. Ruhestörungen kamen an verschiedenen Orten vor, namentlich in Plewna und Rahowiha, wo die Zankoffisten die Wahl- bureauS angriffen und dem herbeigerufenen Mili tär die Waffen zu entreißen suchten. Der Unter- präfekt und andere Personen wurden durch Stein würfe verletzt, so daß das Militär schließlich von der Schußwaffe Gebrauch machte, wobei mehrere Personen getötet und verwundet wurden. In Kutlowitza belagerten die Wähler den Unter- Präfekten in der Präfektur bis die Gendarmen Feuer gaben und mehrere Personen töteten und verwundeten. Suez, 11. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Kanaleingang ist seit heute früh 8 Uhr durch daS Auflaufen eine» deutschen Dampfer» versperrt. Dresden, 11. Oktober. Frankreich und Italien am Mittelmeer. Durch ein eigentümliches Zusammentreffen sind neuerdings beide Westmächte an gewisse ihrer kolonialen Weltstellung drohende Gefahren gemahnt worden, und zwar in dem Augenblick ihres ägyptischen Ausgleiche», den auch, abgesehen von dem osmanischen Einsprüche, freilich wohl niemand für einen dauerhaften halten wird. DaS an die indische Regierung gerichtete An erbieten des Nizams von Hyderabad hinsichtlich eine» auf zwei Jahre zu zahlenden indischen Verteidigung»- beitrages von je 200 000 Pfd. Sterl, ist von der eng lischen Presse mit dankbarer Rührung ausgenommen worden und soll angeblich ähnliche Anerbietungen der übrigen indischen Vasallenfürsten, zur Folge haben. In der That konnte England uicht wohl ander», als an diesem Anerbieten nur die angenehme Seite an erkennen; das Gegenteil würde tue Erkenntnis einer höchlich bedrängten Lage verraten und damit die britische Regierungsautorität in Ostindien bedenklich geschmälert haben. Das hindert nicht, daß ironisch oder loval gemeint, dieses Anerbieten die Einsicht in die üver den indischen Besitz Englands verhängte russische Ge fahr verrät und damit schon in sich selber eine über aus große Schwächung für das Ansehen der englischen Herren einschließt. In asiatischen Verhältnissen darf die Situation des Herrschers niemals Gegenstand der Diskussion werden; sobald dies der Fall, versagen die ersten Mittel der dortigen Herrschaft, Furcht und Schrecken. Angeblich ist Emir Abdurrahman lebensgefährlich er krankt; fein Ende würde vermutlich zugleich dasjenige des afghanischen Reiches bedeuten, die Russen in das ersehnte Herat führen und damit das von der eng lischen Verteidigung-Politik gehütete afghanische Stoß kissen zwischen den beiden asiatischen Großmächten schmälern oder gar beseitigen. Fast gleichzeitig kommt aus Corsica eine eigen tümliche Nachricht. Dort hat kürzlich der Generalrat oder Provinziallandtag einstimmig die Überführung des corsischen Patrioten Paoli aus der Londoner in die heimatliche Erde beschlossen. Für die dritte Re publik als solche braucht dieser Beschluß gar nicht unangenehm zu sein; Pasquale Paoli war ein Feind der Generals Bonaparte und insoweit könnte jener Beschluß ja eher dem auch sonst beobachteten Nieder gang des bonapartistischen Einflusses aus der Heimat insel desselben zugerechnet werden Im übrigen pflegen nach einem Jahrhundert Parteikämpfe resp. die an dieselben geknüpften Erinnerungen ihre Schärfe verloren und ihre Bedeutung geändert zu haben. Für die Corsen ohne Parieiunterschied kann m der That der Name ihres nächst dem Schlachtenkaiser größten Lan- deSgenossen jetzt Gegenstand der Verehrung sein. Auf der anderen Seite hat der am 5 Februar 1807 zu Lon don landflüchtig verstorbene Mann zweimal die Waffen gegen Frankreich getragen und zwar nach seiner Rück berufung durch die erste Republik vertragsbrüchig gegen eben diese; für das französische Nationalgefühl enthält also die jetzt erfolgende Rückkehr seiner Asche zum mindesten keine Huldigung. Bezeichnenderweise hat mit einem an ihr nicht immer beobachteten Takte die französische Presse jene Kundgebung völlig über sehen; ein Beweis, daß sie den Punkt für gefährlich hält und deshalb seiner Berührung aus dem Wege geht. Herrscht doch auch mit Bezug auf das oben drein weniger national-italienische als, wie jene ganze Küste, katalanisch provenyalisch<Nizza noch immer daS entschiedenste politische Mißtrauen vor. Bon der noch immer halb italienischen und inso weit der Italia irrsäenta angehörigen Insel Napo leons 1. wird zu Friedrichsruh vom 1. bis 3. Okto ber schwerlich die Rede gewesen sein. Aber dies StimmungSzeichen eine- übrigens schwerlich nach Ita lien spähenden, aber doch nichts weniger als franzosen- sreundlichen insularen Partikularismus trifft eigentüm lich in die unleugbar zwischen beiden lateinischen Groß mächten verschärfte Lage hinein. Je beflissener während der FriedrichSruher Zusammenkunft die CriSpische „Reforma" die Freundschaft Italiens zu sämtlichen Nationen und namentlich auch zu Frank reich proklamiert hat, um so weniger wird sie über den wirklichen Sachverhalt irgend Jemanden täuschen können. Sah doch eben während jener Tage die italienische Opposition-presse, als „Tribuna" u. s. w., bereits daS Schwert der Nation „für eine un gerechte Sache" gezogen und mißbilligte diese Lage, außer dieselbe wäre durch die „Erreich ung eine» höchsten Zieles" kompensiert. Mit echt italienischer Naivetät ist hier die territoriale Ver größerung des Landes als Kaufpreis selbst für die Beteiligung an einem „ungerechten", respektive den lateinischen Sympathien widerstrebenden Kriege aus gesprochen worden. Beflissen hat auch darauf daS Organ des italienischen Ministerpräsidenten nichts als Friede, Friede, Friede, zur Antwort; die Ansicht von einer in Friedrichsruh bewerkstelligten Annäherung an Frankreich aber allerdings wird es niemandem bei bringen. So wenig wie man etwa in einer französi schen Reise deS italienischen Ministerpräsidenten jeman dem eine Annäherung an Deutschland wahrscheinlich machen könnte. Abgesehen von der in dem Anschluß an Deutsch land und Österreich von König Humbert gesuchten Stärkung der italienischen Monarchie ist der Grund dieser neuerdings immer deutlicher hervorgetretenen auswärtigen Politik vor allem ein geographischer. Triest und Tnent würde Italien natürlich gern haben; aber der fremde Besitz schnürt ihm an dieser Stelle nicht die Kehle ein, wie Tunis in französischen Hän den. Mit jenem Punkte beherrscht Frankreich die Ein fahrt in die Osthälfte des Mittelmeeres, wie auf Gibraltar England diejenige in die Westhälfte; für da- weitaus größte mediterraneische Küstenland bleibt in seinen eigensten Fahrwassern sonach keine Herrscher stellung übrig. Selbst der Besitz von Tripolis würde jene Stellung bei weitem nicht aufwiegen; bezeichnen der Weise ist dasselbe von Frankreich wiederholt Ita lien vertraulich angeboten worden; die sonst nicht eben blöde jüngste Großmacht aber ließ dieses Anerbieten liegen. Zwischen Corsica und Algier war früher nur die dem piemontesischen Königreiche den Titel leihende Insel Sardinien eingeklemmt; in dem Besitze von Tunis umklammert Frankreich bereits den gesamten Süden deS neuen Nationalstaates und hat damit dessen maritime und militärische Lage unermeßlich verschlech tert Karthago in den Händen einer anderen Groß macht als der Rom besitzenden! Der jetzige italienische Ministerpräsident aber ist ein Sicilianer.. Die bündigsten Versicherungen der italienischen Regieruna»presse werden in Paris über die Bedeutung deS jüngsten diplomatischen Vorganges nicht täuschen können. Natürlich bedroht derselbe nicht ein friedliches, sondern nur ein angriffslustiges Frankreich und darf in so weit mit Recht als eine gesteigerte Friedens bürgschaft begrüßt werden. Aber für den Fall eines mit den mitteleuropäischen Kaisermächten zusammen glücklich durchgefochtenen Verteidigungskrieges aller dings scheint sich auf der Landkarte der italienische Bündnis- und Kampfpreis neuerdings deutlicher als früher abzuzeichnen. Solche Betrachtungen werden jetzt durch die ver änderte Lage der Verhältnisse wach gerufen und in den oben ausgesprochenen versucht es die „Magdeb. Ztg." einen Blick in die möglichen Wendungen der Zukunft zu thun. Tagesgeschichte. * Berlin, 10. Oktober. Se. Majestät der Kaiser erledigte im Laufe des gestrigen Vormittags in Baden-Baden Regierungsangelegenheiten, nahm einige Vorträge entgegen, erteilte Audienz und unter nahm eine Spazierfahrt. Zu der Familientafel, welche später bei den Kaiserl. Majestäten stattfand, war auch der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Clodwig zu Hohenlohe-Schillingssürst, mit einer Einladung be ehrt worden. — Am heutigen Vormittag empfing der Kaiser abermals den Statthalter der Reichslande, welcher nachmittags wieder abgereist ist, nahm sodann den Vortrag des Militärkabinetts entgegen und machte nachmittags trotz der regnerischen Witterung eine Spazierfahrt. Hierauf fand ein größeres Diner statt, an welchem Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Baden, der preußische Gesandte in München Graf Werthern, Generallieutenant v. Keßler, die Generäle v. d. Goltz, Röder v. Diersburg und v. TreLkow, der badische Staatsminister Nokk, der Rektor der Straß burger Universität, Prof. Zöpffel, Geh. Rat Eisenlohr, Oberstlieutenant v. Villaume, Bildhauer Prof. Kops u. a. teil nahmen. Abends war Se. Majestät bis 9 Uhr im Theater und nahm sodann den Thee mit Ihrer Majestät der Kaiserin ein. Seitens des Reichskanzlers ist beim Bundesrate beantragt worden, derselbe möge darüber Beschluß fassen, daß der Hafenort Geestemünde und der bis jetzt ausgeschlossene Teil des Fleckens Lehe zu dem selben Zeitpunkt, wie die jetzt noch ausgeschlossenen Teile des bremischen Staatsgebiets, dem Zoll gebiete anzuschließen und die aus Veranlassung des Zollanschlusses für den Verkehr von Bremerhaven bewilligten und noch zu bewilligenden Zollbegünstig ungen auch auf den Verkehr von Geestemünde anzu wenden seien. In der Begründung wird darauf hin- gewiesen, daß mit dem bevorstehenden Zollanschlusse Bremens der Grund für die bisherige Ausschließung von Geestemünde aus dem Zollgebiete fortfalle und eS angemessen erscheine, gleichzeitig mit dem Anschlusse des bremischen Gebietes auch die Stadt Geestemünde und den zur Zeit noch ausgeschlossenen Teil des an grenzenden Fleckens Lehe dem Zollgebiete anzuschließen. Da die Gründe, welche bei dem Beschlusse über den Zollanschluß Bremens dafür maßgebend gewesen seien, die Hafenanlagen und die angrenzenden Petroleum lagerplätze von der Zolllinie auszuschließeu, auch für die Hafenanlagen von Geestemünde und die angren zenden Petroleumlagerplätze zuträfen, so würden die selben zweckmäßig von der Zolllinie auszuschließen sein. Bei der Lage der beiden Hafenorte Bremerhaven und Geestemünde, welche zwar staatlich getrennt sind, aber ört lich ein zusammenhängendes Ganze bilden und gleiche Handels- und Verkehrsinteressen haben, würde es der Billigkeit entsprechen, wenn diejenigen Zollerleichter ungen, welche Bremerhaven gewährt seien, oder welche anläßlich des Zollanschlusses noch zugestanden werden sollen, grundsätzlich auch auf den Verkehr von Geestemünde ausgedehnt und beide Hasenorte in bezug auf das Zollverfahren gleichmäßig behandelt würden. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Wenn der Übergang aus den früheren Verhältnissen in den durch das Branntweinsteuergesetz geschaffenen neuen Zu stand namentlich infolge der Wirkungen der Bestimmungen über die Nachsteuer sich nicht ohne Schwierigkeit für die Pro- Feuilleton. Der Komödianten-Ratz. Eine Beschichte au» den bayerischen Bergen. Von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) „O, mach' keine solchen Späß'," sagte das Mäd chen und schüttelte verweisend mit dem Kopfe, „so einen Stutzen kann man leicht wo verstecken. — Sepp, Sepp," fuhr sie ängstlich fort, „Du rennst noch ein mal in Dein Unglück, wenn Du das Wildschießen net aufgiebst! Die Jäger fangen Dich einmal, nachher wirst Du eingesperrt, oder Du schieß'st einen tot — oder Du wirst selber erschossen —" „Mach' Dir doch keine solchen traurigen Gedanken," unterbrach sie der Bursche. „Die müssen pfiffiger sein, die den Tannensepp erwischen wollen —" „Also ist's doch wahr, daß Du wildschießen gehst", rief daS Mädchen hastig, „und mir leugnest Du'» alleweil und suchst mir meine Angst auszureden!" „No ja," gestand der Bursche und rückte unbehag lich an seinem Hütchen, „diemal halt, weißt, aber wirklich net gar oft, darfst eS schon glauben! — Meiner Seel'," fuhr er fort, als er sah, daß das Mädchen schmerzlich den Kopf schüttelte, „ich denk' oft net d'ran, aber der Vttus red't mir dann alleweil so lang zu, bi» ich doch wieder nach dem Stutzen greif." „O, hüt' Dich vor dem", rief da» Mädchen erregt pnd mit warnendem Tone, „daS iS ein gefährlicher Mensch und, ich glaub', ich thu' ihm net unrecht, wenn ich sag', auch ein schlechter —". „St, luf einmal", unterbrach sie plötzlich der Bursche und horchte angestrengt in die Nacht hinaus. Er entfernte sich zugleich auch einige Schritte vom Fenster und spähte scharf um die Ecken der Hütte und der Umzäunung, aber Alle» war still und er konnte nichts Verdächtiges mehr hören oder sehen. „Was giebt'S denn?" flüsterte Kuni ängstlich, al- der Bursche nach einer Weile wieder zu ihr an'» Fenster trat, „hast 'was gehört?" „Ja", murmelte dieser, „ein Schnaufen und ein Keuchen, das sich g'rad so angehört hat, wie wenn jemand ersticken wollt' —". „Und hast nix geseh'n?" „Gar nix verdächtig'-!" sagte der Bursche, der noch immer mißtrauisch nach allen Seiten spähte. „Dann wird'- halt eine von den Kühen gewesen sein", sagte das Mädchen beruhigt, „oder vielleicht ein versprengter Nachtvogel — Aber wir haben vom Vi- tuS voneh gered't, Sepp. Laß' Dir einmal erzählen, was mir heut' mit ihm passiert ist." Sie erzählte nun dem hochaufhorchenden Burschen, daß er sie heute auf der Alm besucht und ihr einen Heiratsantrag gemacht habe. Je weiter die Erzählung Kunis fortschritt, desto bestürzter und wütender wurde der Bursche; er kniZchte mit den Zähnen, ballte in grimmig die Fäuste und mit weitgeöffneten flammen den Augen blickte er dem Mädchen in da- Gesicht. Beide waren so im Eifer, daß sie die dunkle Gestalt nicht bemerkten, die wie eine Schlange, von den welligen Wiesenrainen gedeckt, gegen die Hütte heran kroch. Als sie aber so nahe gekommen war, daß sie daS geflüsterte Gespräch zur Not verstehen konnte, blieb sie unbeweglich liegen. „So, jetzt weißt Aller", schloß Kuni nach einer ge raumen Weile ihre Erzählung, „und jetzt kannst Dich danach richten! — Ich hab' kein Stündel mehr eine Ruh', wenn Du mir net versprichst, daß Du die Kameradschaft mit dem Vitus ausgeben und das Wild schießen gut sein lassen willst." „Sollst Deine Ruh' wieder haben, Kuni, sagte der Bursche mit fester Stimme und entschlossenem Blick. ,Lch versvrech' Dir also mit Hand und Mund, daß ich den VituS von heut' an nimmer wieder anred', meinen Stutzen verkauf und meiner Lebtag nimmer Wildpretschießen geh'. JS'S Dir so recht?" ,Letzt iS mir ein Stein vom Herzen", lachte da» Mädchen, während ihr zugleich die Thränen in die Augen traten. Sie ergriff die dargereichte Hand des Burschen und drückte sie an ihre Brust; dann aber zwängte sie sich, so gut eS eben ging, mit dem halben Leibe durch daS enge Fensterchen, schlang die Arme um den Hals deS Burschen und küßte ihn leidenschaft lich auf Mund und Wangen. Hätten die beiden Glücklichen das wildverzerrte Gesicht de» Manne», der hinter dem nächsten Wiesen- rain kauerte, sehen können, so würden sie sich wohl nicht so ruhig ihren Liebkosungen hinaegeben haben. Mit den Händen hatte er sich in den Grasboden ein gekrallt und seine glühenden Blicke hafteten unaus gesetzt auf den beiden Liebenden. Manchmal drückte er da» Gesicht in» Gra», damit das Keuchen, da» sich einer gepreßten Brust entrang, nicht hörbar werden ollte, aber e» hätte dieser Vorsicht nicht mehr be- mrft, denn die beiden jungen Leute waren gegen ¬ wärtig zu sehr mit sich selbst beschäftigt und achteten auf nichts mehr, was um sie her vorging. „Und mit dem Vitus werd' ich auch noch, vor ich ihm die Freundschaft aufsag', ein ernstes Mörtel reden", sagte der Tannensepp nach einer Weile. „Ich will dem Heimtücker seine Falschheit und Hmterlistig- keit vorhalten —" „Thu's net", sagte aber Kuni abmahnend, „laß' ihn lieber in Ruh'! Er hat's net gewußt, wie wir zwei miteinander steh'n, sonst hätt' er vielleicht zu mir nix gesagt. — Ich bin schon zufrieden, wenn Du nim mer mit ihm red'st und nimmer umgehst mit ihm. Fang' keinen Streit mit ihm an, denn ich halt ihn für einen rachsüchtigen Menschen und er könnt' Dir einmal was anthun." (Fortsetzung folgt.) Allgemeiner deutscher Sprachverein. Erste Hauptversammlung. Festsitzung am 9. Oktober im Saale des Kreuzgymnasiums, vormittags 11 Uhr. Die Feierlichkeit, welcher als Ehrengäste u. a. Se Magnifiz. Oberhofprediger vr. Kohlschütter, geh. Schulrat l)r. Vogel (im Kultusministerium), geh. Hofrat Ackermann, geh. Regierungsrat v. Seydewitz (im Kultusministerium), Bürgermeister Bönisch, Rektor Prof. Or. Hultsch, sowie die Mehrzahl der Rektoren aller hiesigen höheren Lehranstalten, Oberst Richter, Landgerichtsdirettor Kurtz beiwohnten, wurde mit dem Vortrag einer Richter- schenMotette durch dieAlumnendeSGymnafiumr eröffnet. Hierauf hielt Hr Direktor Waetzold aus Berlin die Fest rede „über die Jugendsprache Goethes". Diese Dar bietung bildete zweifellos den Höhepunkt des ganzen
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