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Dresdner Journal : 21.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-21
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.09.1887
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9,80 vi »., November» gek-, M. per M. Ot» » , gek , w. »., Sep» G., Oktober, till. Welter: >g, iS. Sept., »markt. Talg 6,0». Weizen 6,26. Hafer o». Leinsaat ichten. Hrn Pfarrer i Dornreichen. in Bombay. Zilhelm Ullrich Rudolf Thiel Hrn. Ehrich Max Sibellist erbrig, Hilfs» Dresden mit ig. Hr. Archi- kau mit Frl. m. Hr. Kaus, n Neugersdorf nn in Eibau, t Pusinelli in >elgunde Gru» kretär Gustav mn in Leipzig, l Hunger in e in Chemnitz, übeck in Liebe- Dresden. Hr. eld in Häm ¬ in Chemnitz. Olga Rüling cheibe mit Frl. Hr. Heinrich Hrl. Elisabeth r. Max Heßler reSden. lk (Vorsteherin >en. Hr Pri- )schatz. Frau Schurig (28 I. Verwalter Karl Hrn. Schul- z eine Tochter v). Hr Guts- >hl in SehliS. d, Ehrenmit» Gerinnung in »u rvcdmot. W219. Vernrllprvi»» i« 4«»r»«8«» : Hur^ ^jLUrtivl»; 4 60 ?f. b!iL»«lo« liummorn: tv kk. Lo»»*rU»1d«t»« üoutood»» U«ioda, tritt koot- unä 8t»lup«>»n»cdl»8 binnu. Tnkllncklgunxogekadre», t'Or äon kuum siaor gonpultonsu 2«il^ tloinse Sobrrkt 20 t?. 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Nr. 20), für a»S»ärtS bei den betreffenden Postanstalten. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernfprech-Anschluß Nr. 1295. Nichtamtlicher Teil. Kele graphische WacHrichten. Rom, 21. September. (Tel.d Dresdn Journ.) Anläßlich deS JahreütageS der am 20. Sep tember 1870 erfolgten Besetzung Roms sandte der Bürgermeister der Stadt eine Adresse an Se. Majestät den König, worauf der hohe Herr auf telegraphischem Wege seinen Dank auösprach: „Seine beständigen Wünsche seien, daß Rom in der neuen am 20. September 1870 begonnenen Ära den Glanz seiner alten Größe wirderfinde. Diese- höchste Streben seine- Lebens erfülle sich wunderbarer Weise; bei einem demnächstigen freu digen Anlasse werde Rom der Welt zeigen, daß eS durch die regelmäßige Entwickelung eines jeg lichen Fortschrittes der Zivilisation allen jenen, welche kommen werden, um dem Papste ihre Hul digung darzubringen, sichere, ehrende Gastfreund schaft bieten und gleichzeitig die Hauptstadt eines freien, starken Volkes sein könne?' Dublin, 2V. September, abends. (W. T. B.) Durch eine Proklamation der Regierung ist für dir Grafschaft Clare und für gewisse Bezirke der Grafschaften Leitrim, Galway, aerry, Cork und Wexford die Unterdrückung der irischen National liga angeordnet worden. New-Dork, 2V. September. (W. T. B.) Die hiesigen Sozialisten und Anarchisten hielten heute eine Massenversammlung ab, um gegen die Hin richtung der in Chicago zum Tode verurteilten Anarchisten Protest rinzvlegrn. Most hielt eine Rede, in welcher er die amerikanischen Arbeiter aufforderte, sich ,u bewaffnen, jeder Tropfen BluteS der sieben zum Tode verurteilten Anarchisten for- dere ein Menschenleben. Von anderen Rednern wurde zu einem Feldzug gegen die Kapitalisten aufgefordert. Dresden, 21. September. Die sozialdemokratische Bewegung in England. Als im Laufe der letzten Jahrzehnte in fast allen europäischen Staaten die sozialdemokratische Bewegung in gefahrdrohender Weise um sich griff und immer weitere Kreise der Bevölkerung mit ihren Lehren durchdrang, da pflegte sich die englische Presse in wohlgefälligen Bemerkungen darüber zu ergehen, daß England für die Bestrebungen der Umstürzler offen- borgkein geeigneter Boden sei, und man sprach die Erwartung aus, daß dies auch in der Zukunft so bleiben werde. Es fehlte schon im Laufe der letzteren Jahre nicht an Anzeichen dafür, daß diese Hoffnung Englands sich als eitel herausstellen werde, in diesen Tagen aber hat sich ein Ereignis vollzogen, welches kaum einen Zweifel daran mehr zuläßt, daß auch dem englischen Volke die Unruhen u: d Aufregungen, welche die Sozialdemokratie den übrigen europäischen Staats wesen bereitet hat und noch täglich bereitet, nicht er spart bleiben werden. Wie gemeldet wird, ist auf dem letzten Kongresse der großen englichen Gewerk vereine der Beschluß gefaßt worden, eine selbst ständige englische Arbeiterpartei zu bilden, und bei der Energie, mit welcher die sozialdemokrati schen Führer eine derart beschlossene Organisation durch zuführen pflegen, muß England bereits jetzt mit der Gründung einer neuen großen Partei rechnen. Daß sich ein Teil der englischen Presse gegen diese That- fache zunächst noch sträuben und die Bedeutung de» Beschlusses der Gewerkvereine herabzudrücken versuchen wird, ist vorauszusehen, kann aber im Interesse de» Landes selbst nur bedauert werden. Von den deutschen Zeitungen beschäftigt sich zunächst allein die „Magdeb. Ztg." in einem längeren Aussatz mit der Angelegenheit. Wir glauben nicht, daß die genannte Zeitung die Bedeutung des gedachten Be schlusses überschätzt und lassen die Ausführungen de» Blattes daher nachstehend folgen. E» heißt da: „ .... Wenn man sich eineu Begriff von der Be deutung dieser Nachricht machen will, so braucht man nur die Worte zu lesen, mit welchen das Berliner sozialdemokratische Volksblatt die Kunde begleitet. End lich, so schreibt eS, dürfe man einmal „aufatmen", und wenn eS auch mit dem gefaßten Beschlusse noch nicht ganz zufrieden ist, so begrüßt eS doch den Anlauf der Gewerkvereine, die Arbeitermassen zu einer selbständigen Politik zu bringen, mit Freuden. Er deute auf eine neue Ära in der Geschichte Englands hin. Sobald die Massen einmal dazu gebracht seien, sich mit den Zeitfragen praktisch zu befassen, würden sie auch ihr Programm entsprechend gestalten müssen, und über die Köpfe widerstrebender GewerkvereinSgrößen hinweg werde jener Inhalt kommen, der „jeder modernen Arbeiterbewegung angemessen" sei und auch den An schauungen der deutschen Sozialdemokraten entspreche. Wenn der Weg zu den hier bezeichneten Zielen auch noch ein ziemlich weiter sein mag, so muß doch zugestanden werden, daß die Bedeutung des gefaßten Beschlusses im Großen und Ganzen richtig aufgefaßt ist. Das Programm, welches die neue englische Ar beiterpartei aufgestellt Hal, könnte ja auf den ersten Blick gegen eine solche Schlußfolgerung sprechen. Die selbe fordert zunächst die Einführung des allgemeinen Stimmrechts, Verstaatlichung des Grund und Bodens, freien Unterricht, Reform der Armengesetzgebung und Aufhebung aller staatlichen Prämien, Forderungen, die bis auf die Nationalisierung deS Landes mit dem sozialistischen Programm nichts Gemeinschaftliches zu haben scheinen. Aber es handelt sich auch hier nur um ein vorläufiges Programm, und die Bedeutung des auf dem Kongresse der Gewerkvereine gefaßten Beschlusses liegt nicht in dem, was hier als das nächste zu erstrebende Ziel bezeichnet wird, sondern in der Thatsache, daß auch die englische Arbeiterschaft sich zu einer besonderen Partei zusammenzuthun beschlossen und sich losgesagt hat von den beiden Parteien, in deren Gefolgschaft sie bisher ihre Wünsche zu ver wirklichen gesucht und zum Teil auch verwirklicht hat, soweit dieselben auf die Ausbildung des Arbeiterschutz rechts Bezug hatten. In der Folgezeit wird auch England mit der Sozialdemokratie als mit einer politischen Partei zu rechnen haben. Die Annahme, daß nach dem Scheitern des Chartismus die englische Arbeiterschaft keinen neuen Versuch machen werde, auch auf politischem Ge biete als Mitbewerberin neben den alten Parteien aufzutreten, hat sich nicht erfüllt. Wer übrigens die Entwickelung der Gewerkvereine in dem letzten Jahr zehnt genauer verfolgt hat, dem konnte nicht entgehen, daß ein Ergebnis, wie das jetzt vorliegende, auf die Dauer nicht zu vermeiden sein werde. Ein Teil der englischen Presse giebt sich zwar den Anschein, als ob die jetzt einsetzende Bewegung ohn mächtig bleiben und resultatloS verlaufen werde. Wenn diese geringschätzige Kritik nicht den taktischen Zweck verfolgt, die Arbeitermassen selbst irre zu führen in Bezug auf den Erfolg ihrer Bestrebungen, so könnte sie leicht zu argen Täuschungen führen. Die mehr und mehr in der Auflösung begriffenen beiden alten politischen Parteien werden gewiß einen schweren Stand haben gegenüber einer Arbeiterpartei, die aus den Gewerkveremen die vortreffliche Disziplin der Massen übernehmen kann. Alles wird vielmehr darauf ankommen, ob die neue Partei gewillt ist, an dem Geiste der Besonnenheit festzuhalten, der bisher die Gewerkvereinsbewegung ausgezeichnet, oder ob sie, wie die Sozialdemokratie anderer Länder, ihre nächste Aufgabe in der Agitation und Aufwiegelung der arbeitenden Klassen gegen die Besitzenden erblicken wird. Die Urheber des Kongreß beschlusses, die Männer also, die in der nächsten Zeit die Führung der neuen Partei zu übernehmen gedenken, sind, wie auch das Parteiprogamm bekundet, offenbar zu dem Ersteren entschlossen. Aber das deutsche sozialdemokratische Blatt urteilt gewiß nicht unrecht, wenn es meint, daß in dem Moment, wo die eng lischen Arbeiter sich entschlossen haben, selbständige Politik zu treiben, ihnen auch alle Wege offen ständen zur Fortbildung und Entwicklung ihrer Anschauungen, und daß sie, nachdem sie den geistigen Druck der Whigs und Torie» abgeschüttelt, sich rasch „den vorgeschrittenen Ideen nähern würden, welche aus eine Befreiung der Arbeiterklasse gerichtet sind." Die Führer der inter nationalen Sozialdemokratie, die ihren Sitz in London haben, werden gewiß, so viel in ihrer Kraft steht, darauf hinzuwirken suchen, daß der Weg über die Köpfe der jetzigen „GewerkvereinSgrößen", die wie be reit» angedeutet wird, den Beschluß des Kongresses nur aus Ehrgeiz herbeigeführt haben könnten, so bald wie möglich angetreten wird.", Tagesgeschichte. * Berlin, 20. September. Se. Majestät der Kaiser widmete sich während des heutigen Tages der Erledigung laufender Angelegenheiten. Mittags em pfing der Monarch dann noch den russischen Militär- bevollmächtigten Grafen Kutusoff. Wie die „Ostsee-Ztg." vernimmt, hat Se. Majestät der Kaiser nach Beendigung der großen Herbst übungen des II. Armeecorps seiner Befriedigung über den Verlauf derselben unter Worten vollster Be friedigung und warmer Anerkennung Ausdruck gegeben In einer an den kommandierenden General gerichteten allerhöchsten KabinetSordre wird der Zustand aller Truppenteile des Armeecorps als ein vortrefflicher, die große Parade als eine ganz vorzüglich gute be zeichnet. Nach eingehenderen Bemerkungen über die einzelnen Übungstage hebt der Kaiser besonders die Ordnung in den Truppenteilen und die ihn durchaus und ganz befriedigende Ausbildung derselben für das Gefecht hervor, um dann sein Gesamturteil in folgende Worte zusammenzufassen: „Ich scheide von dem II. Armeecorps mit der bestimmten Überzeugung, daß dasselbe nach allen Richtungen hin kriegstüch- tig und daß eS jeder Aufgabe voll und ganz gewachsen ist; so habe Ich das Armeecorps immer gekannt, so habe Ich es auch jetzt wieder gesunden und so wünsche Ich aus vollstem Herzen, daß e- jederzeit bleiben möge. Ich spreche Allen, insbesondere den Generälen und Offizieren, deren Anleitung und fleißige Ar beit ein so gutes Resultat herveiführte, Meinen warmen König lichen Dank auS und ersuche Sie, dies unter Bekanntmachung der anliegenden Gnadenbcweise rc zur Kenntnis des Armeecorps zu bringen." Es folgen dann noch Worte persönlicher Anerken nung für den Generallleutenant v. d. Burg, welcher Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 20. Sep tember: „Verlorene Liebesmüh'." Komödie in 3 Akten von Shakespeare. Für die Bühne neu über setzt und eingerichtet von Rudolph Geuee, mit Musik von Richard Genäe. (Zum ersten Male.) Nach einer den Verhältnissen angemessenen länge ren Pause wurde das Neustädter Haus mit diesem fesselnden Stück neu eröffnet. Das Theater hatte selbstverständlich einen zahlreichen Besuch gefunden und wenn auch daS Stück nicht jene Eindrücke Hervorrufen konnte, an welche das Publikum dieser Bühne bei den modernen sogenannten Lustspielen gewöhnt ist, so brachte doch die große Anzahl der wirklich gebildeten Theaterfreunde der seltenen Gabe genug litterarische Teilnahme entgegen, um die Mühen dieses interessan ten Versuches zu belohnen und die im Ganzen gute, sorgsam einstudierte Darstellung bis zum Schluß zu einer lohnenden zu machen. Auf eine derartige Teilnahme muß auch in der That diese- Werk unbedingten Anspruch erheben. Es gehört — und das fällt im Gegensätze zu den allge meinen, sachlich tief berechtigten Grundsätzen der Dra matik und noch mehr im Gegensätze zum heutigen Zeitaeschmacke fühlbar auf — zu jenen poetischen Lustspielen, welche nur gesprochen werden und dem üblichen Sinne nach keine eigentliche Handlung haben. Allerdings bleibt e» deshalb nicht etwa bewegungslos stehen. ES vollziehen sich in den spielenden Personen Wandlungen und Entschlüsse, aber diese innerliche Art der nicht materiellen Aktion besteht nur in psycholo gischen und pathologischen Erregungen und Be wegungen des Herzens und des Geistes. Durch dieses eigentümliche scharf begrenzte Grund wesen des Stückes werden die Äußerungen desselben lediglich auf die Rede verwiesen. Die Zunge, und einzig nur sie, ist zugleich der Arm dieses Schauspiels. Somit wird dasselbe des Hauptreizes, ja deS stärksten Hilfsmittels der Bühne: der durch die übliche drama tische Handlung dargelegten Charakterzeichnung be raubt. Ohne den Nachdruck der That im Widerspiel großer Leidenschaften bleibt auf den Brettern die Charakteristik stets ungenügend, was auch ein Autor für dieselbe mit enthüllenden Feinheiten durch die Ge mütsoffenbarungen des Wortes thun möge. Ein solcher Ersatz wird nun aber auch bei der Haltung dieses Stückes dadurch sehr abgeschwächt, daß jener Gemüts- und SinneSausdruck der Personen fast durch weg auf der Grenzscheide zwischen Scherz und Ernst sich bewegt und diese Grenzscheide noch besonder» schmal gemacht wird durch die Einkleidung der Reden in das Gewand deS Humors oder der sarkastischen und satirischen Neckerei — ein glänzendes geistige» Treiben de» Dialogs, welches durch den schillernden Schleier der Selbstironie bald in einer Verdunkelung de» inner lichen Ernstes der Gefühle, bald in einer übermütigen Jagd nach Witzen und Wortspielen auSartet. Das war eine LieblingSspeise für den Zeitgeschmack des Dichters, der darin Alles in den Schatten stellte, wa» die schöpferische Laune und der Brillantschliff des Menschengeistes wiederzuspiegeln vermag. Auch in ver lorne Liebesmüh" gab er dafür die entzückendsten Beweise Ferner sei noch erwähnt, wie gerade diese» Stück mehr als die meisten andern Shakespeares heutigen Tages wegen der Loslösung von seinen kaum noch geahnten Zeitbeziehungen an der Schlagfertigkeit seiner zahllosen Geißelhiebe ungemein verlieren mußte. ES würde ein linkisches Bemühen jedes Bearbeiters sein, diesen Schaden durch gekünstelte Parallelen mit unserer Zeit aufbessern, oder jene Anspielungen und Häkchen, die nicht mehr einhaken, tilgen zu wollen. Dahin ge hört die Barockgestalt und Episode des Armado, die als niedrig komisches Seitenstück, gleichsam wie ein burleskes Schattenspiel hinter einer durchscheinenden Leinwand, nicht entfernt oder zeitgemäß umgefärbt werden kann, aber so wie sie ist, dem Zuschauer wie der Schauspielkunst peinliche Schwierigkeiten bereitet. Der Bearbeiter deS Stückes hat solche und ähn liche Gewaltthätigkeiten vermieden und überhaupt im allgemeinen einen achtbaren Takt bekundet. DaS Stück macht in seiner dreiaktigen Gestalt einen wohl abgerundeten Eindruck. Auch die Musik ist bescheiden gefallen und wirst günstig vermittelnd, oft willkommen bindend für die Stimmung. Trotzdem muß es dem Werke beim großen Publikum stets zum Nachteil ge reichen, daß die darin verfolgten geistreichen Haupt- effekte de» Dialogs in einem andern, vorzüglich auch durch Charakterzeichnung hervorstechenden Lustspiel „Viel Lärmen um nichts" vom Feuerwerk deS Witzes, von der größern Allgemeinheit und ewigen Giltigkeit seiner Wahrworte und seines tiefen poetischen Sinnes weit übertrumpft ist. Besonders lobenswert fand ich es an unserer Jn- scenierung und Darstellung, daß der vom genialen Dichter in eine romantische Ferne verlegte Charakter de» Stücke» geschickt aufrecht erhalten wurde. E» hat durch diese allerhöchste Ordre definitiv zum komman dierenden General des II. Armeecorps ernannt wurde. Auch die Königsberger „Ostpreußische Zeitung" ver öffentlicht einen Erlaß Sr. Majestät des Kaisers an den General v. Kleist, in welchem allerhöchstderselbe dem I. Armeecorps seine Zufriedenheit und seinen Dank ausspricht für die Leistungen desselben in dem letzten Manöver, über welche Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht berichtet habe. Gleichzeitig giebt Se. Majestät nochmals dem Bedauern darüber Ausdruck, daß er bei dem Manöver nicht habe zugegen sein können. Der englische Arzt Mackenzie ist, nach einer Mel dung der „Kreuzztg", in Turin angekommen und reist zum Kronprinzen nach Toblach. Generalfeldmarschall Graf Moltke beabsich tigt, sich auf einige Zeit nach Ragatz in der Schweiz zu begeben und dann seine Besitzung Creisau aufzu suchen, um dort in aller Zurückgezogenheit den 26. Ok tober zu verleben, an welchem Tage der greise Mar schall sein 87. Lebensjahr vollendet. Es war, so schreibt man der „Nat.-Ztg." aus gefallen, daß der preußische Gesandte bei dem Vatikan, Hr. v. Schlözer, diesmal nicht, wie gewöhnlich, seine Rückreise nach Rom über München angetreten hat. Wie jetzt bekannt wird, hatte dies darin seinen Grund, daß der Gesandte teils mit einigen süddeutschen Bischöfen, teils mit der badischen Regierung kon- serieren wollte, die seine Ratschläge über den Erlaß eines neuen kirchenpolitischen Gesetzes zu hören wünschte. Die kirchenpolitische Frage soll womöglich in Über einstimmung mit Preußen auch in Hessen und Baden erledigt werden. Die Frage wegen Verlängerung der Legis laturperioden im Reiche auf fünf Jahre wird nach einer Mitteilung des „Hann. Cour." für die nächste Session deS Reichstags in der That als spruch reif betrachtet. Das nationalliberale Blatt bringt fol gende Meldung: „Wie wir erfahren, haben sich die Führer der nationalen Parteien über die Ver längerung der Legislaturperioden auf 5 Jahre bereits verständigt, und wir sind sicher, daß diese Verein barung in den weitesten Kreisen unseres Volkes Bil ligung finden wird. Nach den unL zugegangenen Mitteilungen wird ein entsprechender Antrag gleich nach Eröffnung des Reichstags eingcbracht werden. Die Annahme desselben darf mit Sicherheit erwartet werden. Niemand denkt aber daran, das Gesetz zu gunsten der gegenwärtigen Volksvertretung zur Aus führung zu bringen. Es wird erst nach Ablauf der jetzigen Legislaturperiode in Kraft treten." Aus Langenau in Württemberg ist dem Reichs kanzler ein telegraphisches Ansuchen um angemessene Erhöhung der Getreidezölle seitens der bedrängten Bauern des 14. württembergischen Wahlkreises zu gegangen. Im Laufe dieser Woche finden im Justizministerium Beratungen über die Frage statt, ob eine alsbaldige bezirksweise Einsührung des Grundbuchs am Rhein in Angriff genommen werden kann. Wie nach der „Köln. Ztg." verlautet, sind aus den amtlichen Kreisen der rheinischen Juristen nur vereinzelt Bedenken dagegen geltend gemacht worden, während andererseits vielfach die beabsichtigte Einsührung des Grundbuch wesens als dringlich bezeichnet worden ist; namentlich ist auch von Verwaltungsbehörden die schleunige ander weite Regelung des rheinischen Liegenschastsrechts als notwendig bezeichnet worden. Unter diesen Umständen dars erwartet werden, daß der Gesetzentwurf über die Einrichtung von Grundbüchern am Rhein schon in der nächsten Zeit fertiggestellt werden wird. Der Entwurf wird dann versassungsmäßigizunächst an den Provinzial landtag zur Begutachtung gelangen, an dessen Zu stimmung nicht zu zweifeln ist, da gerade seine dringen- nicht wie manches Drama ganz wesentlich hervor tretende, so zu sagen leitende Rollen. Von den am meisten Beschäftigten zeichnete sich die Gestaltung des Biron durch Hrn. v. d. Osten in ihrer Leichtigkeit und Natürlichkeit der Rede aus, würde aber bei einer noch etwas vornehmeren Haltung, -atürlich im Ge wände ritterlich jugendlicher Grazie, sehr gewinnen. Gar angenehm, weiblich taktvoll und mit gewinnender Beweglichkeit in der Rede spielte Frl. Baste die Prinzessin von Frankreich. Von ihren Damen fand Frl. Ulrich als Rosaline am meisten Gelegenheit, sie zu unterstützen. Leider verlangt eine Verwechselung zwischen ihr und der Prinzessin trotz der Masken bei der Verschiedenheit der Gestalten vom Publikum mehr Glauben und vom König von Navarra weniger Mutter witz als man erwarten kann. Hr. Dettmer gab diese Liebhaberrolle mit sinniger Auffassung und vielem Fleiß. Als recht fein durch gearbeitet wirkte die Leistung des Hrn. Jaff« im Reisemarschall Boyet. Die mißliche Vertretung der Armadorolle — einer Gestalt gegen die jene des Junker» Bleichenwang unserer Zeit viel leichter begreiflich ist — habe ich schon angedeutet. Hr. Klein war darin sehr tapfer; doch bei weit weniger Intelligenz und viel mehr Naturell würde sich vielleicht ein Zu gang finden. Solche Lösung schließt indessen den reinen Charakterdarsteller aus, sie ,st immer gefährlich für ihn und den Erfolg und verlangt vielmehr die Origi nalität des derben) doch nicht phantasiearmen Ko miker», wie sie z. B. bei un» Dejsoir besaß. Otto Banck.
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