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Dresdner Journal : 27.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-27
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 27.09.1887
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V? 221 Dimitaq, dm 77. Septcmker. abend«. v«»«ax«pr«l»r lL 1-ut»cL«v N«i«k»: ^tdrliodr . ... 18 ^^Lkrlietr: 4 SO Lill»«!»« Huounvrv: IO kk. La»»«rd»Ida«» 6vot»cd«ll ttviet»«» tritt ?o«t unä Ltouipelia«:!»!«^ dia»u. ^»ltko6l^ui»x»^el»üiir«i> r kilr äs» liLuio «iv«r ^8ip»le«il«Q 2«i>2 tl«-lo«r 8«dnkt SO?f. Ootsr .FiL^ssiutät" <ii« ^«i>6 bO?t. üm l^bsUsn- «oä Xil'vrs mtt «ottpr. krsedvlL«'»! 1^Iic8 mit ^uul»tuirs ä«r 8oLv- uoct k'sisrtL^v »bvQci». k'eroitprvok-^Lsokiu»»: Ur. ILSK. DreMerMmlal. Für bte Gesamtlettung verantwortlich: Dtto Ban^, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. 1887. r« „»wLrto i F> Lr»n«<ieM«r, OommiwtosLr <tw l)r«<lQ«r ^oarn»l»; U»»d«iA - I«rltL - Vis» - I->r»,I»« r>»»Kt»rl «. ».: //aEN-t«,« «» ^O-t«r, I«rU»-Vt«-S»»»d»i^ vr»^ - L«tpitU - rr»»S1vr1 ». ». - »»ed»: K»»<< ^ko««,' k»rt, I-onckoll - L«rU» - rr»»^t»rt ». » - : /)a«td« Oo./ IirU»: /nvai«t«n<1a^L, SSrUtt: v. üt«M«ri Lumorsr: o L«u« ». I.r F. Larct <S 60. N»r»»»^«d«rr 8Soi^t 8rp«tit>oo <t« Ormäimr 4oan>»I», I)i«<t«o, 2^iri^sr»tr. >0. ksroiprsok-^»»«^!,»,: I^r. 1895 Nichtamtlicher Leit. KetegraphiscHe WcrcHricHten. Brüssel, 26. September. (W. T. B.) Wie der „Etoile beige" vernimmt, gilt es für sicher, daß die Regierung die Initiative für eine Gesetz vorlage ergreifen werde, durch welche die Ein führung der persönlichen Dienstpflicht und die Er richtung von zwei weiteren Artillerieregimentern beantragt werden solle. Straßburg i. E., 26. September. (W.T.B.) Authentische Meldungen bezüglich deS Zwischen falls an der Grenze bestätigen, daß der zum Forst- und Wildschutz kommandierte Jäger von der Schuß- waffe Gebrauch machte, da er Wilderer vor sich zu haben glaubte, die wegen der Jagd auf Hoch- wild in dortiger Gegend sehr zahlreich sind und gegen da- Forstpersonal sehr verwegen und scho nungslos auftretrn. München, 27. September. (Tel. d Dresdn- Journ.) Dies Kammer der Abgeordneten nahm den Gesetzentwurf betreffs der strategischen Bahnen debattelos und einstimmig in zweiter Lesung an, und überwies kaS Ausführungsgesetz zum Unfall- verfichrrungsgesetz an einen Ausschuß von 21 Mit- gliedern. PariS, 27. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Mehrzahl der französischen Journale faßt den gestrigen Vorgang bei Bexincourt an sich nicht gerade alS schwerwiegend auf und zweifelt nicht, daß Deutschland gegebenen Falls eine be friedigende Genugthuung veranlassen werde. Madrid, 26. September. (W. T. B.) Rach hier eingegangenen Nachrichten bestätigt eS sich, daß auf der zu den Karolinen-Inseln gehörigen Insel Ponape ein Aufstand der Eingeborenen gegen die Spanier auSgrbrochen ist. Die Be satzung der Insel besteht aus nur 50 Mann. Die Eiugrdorenen ermordeten den Gouverneur und verwundeten einen anderen Offizier, über das Schicksal der übrigen Mannschaften ist noch nichts bekannt. Zwei Soldaten retteten sich an Bord eines englischen Schoners. London, 27. September. (Tel.d.DreSdn.Journ.) Der internationale Strnographenkongreß, welcher gestern abend von Lord Rosebery eröffnet wurde, ist von Delegierten deS In- vnd Auslandes zahl reich beschickt worden. Deutschland ist vertreten durch BehrenS, Bäckler, Dreinhöfer (Berlin), Zeibig (Dresden), Gantter (Frankfurt), Altener (Passau). Einer Meldung deö Reuterschen Telegraphen- dureauS zufolge richtete der Nizam von Hyderabad an Lord Dufferin ein Schreiben, worin er sich er- bietet, in Anbetracht der beständig wachsenden Aus gaben Indiens für die bessere Verteidigung der Grenze, die wegen deS Vordringens Rußlands in Zentralafien notwendig sei, für zwei Jahre jähr- lich 200000 Rupien zu den Verteidigungskosten der Nordwestgrenze Indiens beizutragen. Dresden, 27. September. Eine österreichische Stimme zum Jubiläum deS Fürsten Bismarck. Es ist nicht sowohl der Einzelne als solcher, son dern zugleich die von diesem geschaffene politische und staatliche Größe und Ehre Deutschlands, welchen in den vorigen Tagen die Teilnahme unseres gemein samen Vaterlandes gegolten hat. Wir haben der Jubiläumsvorgänge bereits Erwähnung gethan. Nachdem die verschiedensten Blätter deS In- und Auslandes einer ungeteilten Bewunderung Raum gegeben haben, würde es nahe liegen, eine Auswahl dieser zahlreichen Stimmen zusammenzustellen. Wir glauben jedoch im Hinblick auf die seltene bedeutsame Veranlassung den warmen einheitlichen Ausdruck vorziehen zu sollen, der uns aus dem Munde unseres engverbundenen Nachbarreiches entgegenklingt. Das „W. Fremdenbl." bildet den Dolmetsch dieser Anschauungen und Ge fühle, die uns um so sachlicher und unbefangener an muten, da sie den Gegenstand von einem mehr objek tiven Standpunkte des Auslandes in Erwägung ziehen. Es heißt da: „Wir Österreicher,'gratulieren unserm großen Freunde, dem Leiter der Politik des engverbündeten Reiche-, dem Mitbegründer der Allianz, welche den Frieden des Erdteils wahrt. Als der jetzige deutsche Reichs kanzler in sein Amt eintrat, war er der entschlossene Gegner der Richtung, die unsere Monarchie in Be obachtung ihrer alten Traditionen und innerhalb eines Chaos der vereinzelten deutschen Kräfte noch einhielt. Hr. v. Bismarck wußte die Umstände zu benutzen, und in kurzem, blutigem, für die österreichische Tapferkeit ehrenvollem Kampfe siegte die norddeutsche Macht, das Programm der Zusammenfassung der Mittel- und Kleinstaaten unter preußischer Führung. Kaum war der Kampf entschieden, als die beiden Staatswesen langsam jenem unwiderstehlichen Gesetze zu gehorchen begannen, das sie einander sich nähern heißt. Im Kriege mit Frankreich bestand das Werk Preußens seine Probe, und wurde das Reich gegründet, das jetzt so mächtig dasteht. Dieses Reich und Osterreich-Un garn fühlten sich aufeinander angewiesen; aller Stoss zu Zwietracht war entfernt, der Groll hatte sich ge legt, die Allianz bereitete sich in freundschaftlichen Einverständnissen vor. Nach dem Berliner Kongreß trat sie wie von selbst ins Leben, unwiderstehlich heraufgeführt durch die Verhältnisse; heute ist sie in die Herzen der Völker eingeschrieben, durch alljährliche Zusammenkünfte der Monarchen und der Minister bekräftigt, und bildet die Grundlage aller politischen Berechnungen. Ver gebens wäre es, nachforschen zu wollen, welcher der beiden Verbündeten mehr durch die Allianz gewonnen hat oder noch gewinnt; wir bedürfen ihrer beide und sie ist für beide von gleichem Werte. Dank ihr sind die beiden Reiche zu einem entscheidenden Faktor der Friedenspolitik geworden, können den vereinten Ein fluß zur Wahrung der Friedensinteressen Europas auswenden. Dank dem Bündnisse ist jeder Teil sicher, daß im entscheidenden Augenblicke seine LebenSinter- essen auch vom andern Teile als seine eigenen ange sehen werden, und ist das Vertrauen, die Kraft, die Autorität jedes der beiden Teile auf das Äußerste gesteigert, dem ganzen übrigen Europa eine Garantie ruhiger Entwickelung gegeben worden. Auf dem Gebie'e der inneren Politik ist der Kanz ler ein großer Reformator. Er ist einer jener seltenen Männer, welche ihr Volk erziehen helfen, welche ihrer Zeit von ihrem Wesen Mitteilen. Er hat die ent schlossenen, mutigen Triebe zu kräftigen beigetragen und man kann an das starke Leben, das durch das gegenwärtige Deutschland flutet, nicht denken, ohne seiner als des Mannes zu denken, der die Straßen geöffnet, die Impulse gegeben hat. Der Kanzler hat das Reich nicht nur gegründet, er hat auch seine Einrichtung entworfen. Er hat das allge meine Stimmrecht eingeführt, für das es sich reif erwiesen hat, er hat dem Ansturm der mit dem Klerikalismus verbündeten Partikularisten wider standen, dann Mittel gefunden, um Rom zu ver söhnen, er hat mit kühner Hand den Versuch gewagt, den Staat zum Protektor der arbeitenden Klassen zu erheben, der erste Staatsmann, der an ein Problem dieser Art sich' herangetraut hat, er hat endlich sich entschlossen, die Flagge des neuen Reiches in die Ferne zu tragen, eine alte Sehnsucht der Nation zu befriedigen und ihrem Unternehmungsgeiste Kolonien von großem Umfange zu eröffnen Groß in der Kon zeption und sicher in der Ausführung, kühn im Denken, rasch und gewandt im Handeln, so ist Fürst v. Bis marck der mächtigst angelegte Staatsmann unserer Zeit. Unerschöpflich scheint seine Arbeitskraft. Die unglaublich mannigfaltige aufreibende Thätigkeit der fünfundzwanzig Jahre, die er vollendete, hat diesen starkgebauten Geist und Körper manchmal zur kurzen Ruhe gezwungen, niemals gebeugt. Im Beginne der Siebzig schreitet er so aufrecht wie jemals durch das Leben. Wer denkt daran, daß „Bismarck" alt ist. Und er ist nicht alt; große Männer scheinen unter dem Schneebaar jung zu bleiben, gekräftigt durch die unablässige Übung eines allen Anstrengungen gewach senen Intellekts. In FriedrichSruh, zwischen seinen Wäldern, im Kreise seiner Familie feierte der Reichskanzler sein Jubiläum, ohne Prunk und ohne Aufsehen, aber er freut durch die Zeichen von Anerkennung und Dank barkeit, welche Kaiser und Volk ihm darbringen. Die Anerkennung seines Monarchen ist ihm seit jeher der höchste Lohn gewesen, und sie hat ihm auch nie mals gefehlt. 25 Jahre lang dient er nun dem hohen Herrn und niemals hat sich eine Wolke zwischen ihnen erhoben, niemals ist die Stellung des Kanzlers ernst lich bedroht gewesen. Mag von verborgenen Wider sachern dieser und jener Versuch gemacht worden sein, er ist immer gescheitert, ehe er bis zum Kaiser nur herankommen konnte. Der Kaiser kennt übrigens zu genau den Wert und die Treue seines großen Kanzlers, und mag dieser selbst seine Entlassung erbitten, er giebt sie ihm, wie er einst an den Rand seines Ge suchs geschrieben, „niemals". Seit er dieses große Wort gesagt, ist die Bitte nicht wieder aufgetaucht, und der Kanzler führt ruhig seine große Arbeit weiter, über dar Vierteljahrhundert hinaus. Er hat es oft gesagt, daß er es vorziehen würde, auf die Macht zu verzichten, die er nun so lange ausgeübt hat, die diplomatischen Triumphe anderen zu überlassen, die Studien im Kabinett, die heißen Kämpfe im Reichs tag aufzugeben, Berlin nicht mehr zu sehen, diese „Wüste auS Mauersteinen und Zeitungen". Man glaubt eS ihm gern, daß er sich auf seinen Landsitz beschränken möchte, wo er sehen kann, wie die Saaten geraten und wie die Bäume sich belauben und wieder entblättern, wo er nach so viel gewal tiger, aufregender, alle Kräfte in Anspruch nehmen der Arbeit sich ganz der Freiheit und der Familie widmen kann. Und wenn sich auch kaum annehmen läßt, daß er dem Reiz schwieriger Probleme ganz wider stehen könnte, man glaubt dem Kanzler gern, daß sein höchster Wunsch nach ruhigem Genüsse des Alters geht, der jedem wohlsituierten Bürgersmanne nach den Mühen des Dienstes gegönnt ist. Man glaubt ihm auch gern, daß nur das Gefühl der Pflicht gegenüber seinem Souverän ihn zurückhält, mit dem er in fünf undzwanzigjähriger Thätigkeit sich eng verbunden hat, der ihn inS Amt gerufen, der niemandem nur ent fernt so viel Vertrauen schenkt wie ihm, und der auf diesen Mann stolz ist, den er erkannt, erwählt und festgehalten hat. Und so arbeitet Fürst Bismarck denn rüstig weiter, wenig entlastet in Bezug auf die Menge der Thätigkeit, mehr als je bedrängt durch ihre Man nigfaltigkeit. Er ist deutscher Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident, Minister der auswärtigen Angelegen heiten, Minister für Handel und Gewerbe. Mit gleicher Aufmerksamkeit ruht sein Blick auf dem Schach brett der europäischen Diplomatie, wie auf dem des internationalen Geschäftsverkehr?-, wie auf dem deS deutschen und des preußischen Parteilebens. Überall weiß er seine Züge mit gleicher Meisterschaft zu wählen, seine Kombinationen mit gleicher Geduld und gleicher Unerschütterlichkeit durchzuführen. Durch nichts aber hat er sich den Dank der Völker mehr errungen, als durch den unermüdlichen Eifer, mit dem er die Erhaltung des Friedens überwacht. Nicht leicht wäre ein Staatsmann zu nennen, der, mit so großer Macht fülle ausgestattet, feinen höchsten Ehrgeiz, gleich dem Fürsten Bismarck, darin gesucht hätte, den Nationen die Ruhe zu wahren. Die 25 Jahre, die er als Sturm- und Drangminister begonnen, hat er als Frie denskanzler geschlossen. Der Ehrentag des großen Friedenskanzler- wird im Stillen Jeder mitbegehen, der die Wohlthaten deS Friedens zu schätzen weiß." Tagesgeschichte. Dresden, 27. September. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 11. Stück des Jahres 1887 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 39) Bekanntmachung vom 20 August d. I., eine Anleihe der Stadt gemeinde Aue im Betrage von 350 000 M. betreffend (abgedruckt in Nr. 199 deS „Dresdner Journ."); Nr. 40) Bekanntmachung vom 31. August d. I, die Vornahme einer Ergänzungswahl für die Erste Kam mer der Ständeverfammlung betreffend (abgedruckt in Nr. 204 des „Dresdner Journ."); Nr. 41) Verord nung vom 31. August, die Vornahme von Ergänzungs wahlen für die Zweite Kammer der Ständeversamm lung betreffend (abgedruckt in Nr. 204 des „Dresdner Journ."); Nr. 42) Bekanntmachung vom 3l. August d. I., eine Anleihe der Aktiengesellschaft „Chemnitzer Aktienspinnerei zu Chemnitz" im Betrage von 750000 Mark betreffend; Nr. 43) Verordnung vom 31. August d. I., die Abtretung von Grundeigentum zur Er bauung einer schmalspurigen Sekundäreisenbahn von Grünstädtel nach Hammer-Rittersgrün betreffend; Nr. 44) Bekanntmachung vom 16. September d. I., eine veränderte Abgrenzung der Ephorien Stollberg und Chemnitz betreffend. * Berlin, 26 September. Über die Abreise Sr. Majestät des Kaiser- nach Baden-Baden wird noch berichtet: Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Bahnhofe Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich Leopold und Se. König!. Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg, die General- und Flügeladjutanten, welche Se. Majestät nicht nach Baden begleiteten, der Polizeipräsident Frhr. v. Richthofen u. s. w. einge funden. überaus zahlreich bildete das Publikum auf der Fahrt des Kaisers zum Bahnhofe vom Königl. Palais aus in den Straßen Spalier. Ebenso zahlreich war dasselbe auch auf dem Bahnperron versammelt. Kurz vor H7 Uhr erschien Se. Majestät der Kaiser im König!. Empfangssalon der Potsdamer Bahn und wurde dort von den zur Verabschiedung anwesenden Prinzen und Militärs empfangen. Nachdem Se. Majestät einige derselben noch in ein Gespräch gezogen, betrat er, den Salon verlassend, den Perron. Se. Majestät der Kaiser verweilte hier noch einige Zeit im Ge spräch mit mehreren Offizieren, verabschiedete sich dann vom Prinzen Friedrich Leopold und dem Erbgroß- hcrzoge und bestieg hierauf den Königl. Salonwagen, worauf auch sofort das Abfahrtssignal gegeben wurde. Se. Majestät der Kaiser war sogleich am Fenster seines Salonwagens erschienen, um dem auf dem Perron versammelten Publikum für die dargebrachten Ovationen durch huldvolles Neigen mit dem Kopfe zu danken. Die Freude über das frische und gesunde Aussehen des greisen Monarchen war allgemein. — Über die glückliche Ankunft Sr. Majestät in Baden- Baden haben wir telegraphisch bereits in unserer gestrigen Nummer berichtet. Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 25. Sep tember: „Sie hat ihr Herz entdeckt". Lustspiel in 1 Akt von Wolfgang Müller. „Er muß aufs Land." Lustspiel in 3 Akten nach Bayard und de Valli von Friedrich bearbeitet. (Hr.Gunz als Gast.) DaS zweite Stück war neu einstudiert. Bei seiner echt komischen Wirkung, welche durch die noch heute zutreffende Geißelung scheinheiliger Frömmelei unter stützt wird, hat eS sich wohlverdienter Beliebtheit zu erfreuen. Der dennoch sehr schwache Besuch von seile der Sonntagspublikums mag wohl durch die überaus ermüdende und in ihrer naiven Albernheit gänzlich abgelebte Beigabe „Sie hat ihr Herz entdeckt" eine Erklärung finden. In dem erstgenannten Lustspiel bethätigen sich nicht alle mitwirkenden Kräfte so maßvoll und sachlich wie Frl. Berg in der Rolle der Frau v. Zimmer. Die gewissenhafte Künstlerin hat hier wie erst kürzlich in „Die alte Schachtel" zum erfreulichen Gewinn der Kunstleistnngen Zeugnis abgelegt von der ungetrübten Frische ihrer Arbeitskraft und ihrer regen treuen Hin- gäbe an das Wesen der Kunst. Hr. Gunz vom Münchner Hoftheater beschloß als Ferdinand v. Drang sein hiesiges Gastspiel. Er er weckte, ohne neue Seiten seines Talentes zu entwickeln, abermals jene aufrichtige Teilnahme, welche man dem schauspielerischen Temperament und der Gabe komischer Gestaltung und Durchführung einer Rolle stets ent gegenbringen wird. Bei mannichfachen Episodenrollen kommt man oft genug in die Lage, durch Schauspieler von entgegengesetzten oder auch von gar keinen Fähig keiten recht herzlich gelangweilt zu werden. O. B. Lom Dresdner Schriftstellert« ge. (Schluß.) An hervorragenden von auswärts gekommenen Teilnehmern seien den bereits Genannten noch hinzu gefügt: Karl Bleib treu-Berlin, Hofrat Schmidt- München, Dierks-Charlottenburg, Niemann-Gotha, Ruß-Berlin, Bunge-Cöthen und Karoline Häußer- München. Den Sonntag-Versammlungen schloß sich, wie nachträglich bemerkt sein mag, ebenfalls in den Räumen des Belvedere der Brühlschen Terasse ein Festessen mit darauffolgendem Balle an. Die Mitglieder des SchriststellervereinS hatten am Sonntage ebenfalls noch eine besondere Sitzung gehalten und waren zu folgenden Beschlüssen gelangt: „Der Schriftstellerverein nimmt die am heutigen Tage beschlossenen Satzungen an, konstituiert sich als deut scher Schriftstellerverband und beauftragt seinen Vor stand, sofort da» Recht der juristischen Persönlichkeit nachzusuchen. Er beschließt ferner: den durch seinen Vorstand mit dem Vorstand deS allgemeinen deutschen Schrift st ellerverbandeS getroffenen Vereinbarungen, wie sie uä 1 und 2 (vergl. die Beschlüsse des Ver bandes in der Sonntagssitzung) folgen, seine Zustim mung zu geben". Am Montag, den 26. d. M. vorm. 11 Uhr traten die Mitglieder beider Körperschaften, des Verbands und des Vereins wieder zu einer gemeinschaftlichen Sitzung im Belvedere zusammen', um die Konstituierung des neuen Verbandes vorzuneh men. Der Vorsitzende vr. Brasch gab be kannt, daß mehrere Zustimmungserklärungen zu dem Verschmelzungsplane eingegangen seien. Zur Tagesordnung übergehend teilten die beidersei tigen Vorsitzenden der bisher getrennten Körperschaf ten vr. Brasch und vr. Schmeichel die (bereits mitgeteilten) von ihren Vereinen in gesonderten Sitzungen festgesetzten, die Fusion betreffenden Beschlüsse mit. Nunmehr schritt man zur Konstituierung des „Deutschen Schriftstellerverbandes", welche sich durch schriftliche Beitrittserklärung von ungefähr 60 Teilnehmern vollzog. Unter der nunmehr eintreten den Geschäftsleitung des Hrn. vr. Schweichl wurden ferner die nachstehenden auf die Konstituierung bezüg lichen Beschlüsse gefaßt: Die 10 zu bildenden Ver bandsbezirke sollen ihre Sitze in Berlin, Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M., Leipzig, München, Stutt gart, Prag, Wien und Graz Haven. Verbandsmit glieder, welche außerhalb der Bezirksgebiete ihren Wohnsitz haben, gehören zum Bezirk Berlin. Der neu zu wählende Vorstand wird beauftragt: 1) Ver trauensmänner (als Bezirksvorsitzende) zu ernennen, die die Einberufung der Bezirksvereine und deren Organisation vorzunehmen haben, 2) einen Aufruf an sämtliche deutsche Schriftsteller zu richten, denselben darin von der erfolgten Verschmelzung der bisherigen Schriftstellerverbände und der Gründung des „Deut schen Schriftstellerverbandes" Kenntnis zu geben und sie zum Beitritt aufzufordern. Weiter beschließt die Versammlung, „auf Grund des vorliegenden Statuts bei der Königl. preußischen Regierung die Erteilung von Korporationsrechten zu beantragen, und ermächtigt den neu zu bildenden Vorstand, etwaige Änderungen der Satzungen, welche als Bedingung der Erteilung der Korporationsrechte gefordert werden sollten, selb ständig vorzunehmen. Zur Wahl des Vorstandes für den neuen Verband schreitend, einigt man sich dahin, daß mindestens 3 Herren mit dem Wohnsitze in Ber lin gewählt werden sollen, daß zur Wahlhandlung nur die anwesenden Mitglieder des neuen Verbands Stimm recht haben und nur beigetretene Mitglieder wählbar sein sollen. Bei der hierauf folgenden Zettelwahl wer den 54 giltige Zettel abgegeben. Den provisorischen Vorstand werden auf Grund derselben folgende 9 Herren bilden: vr. Schmeichel - Berlin, RittershauS- Barmen, Hoftat Schmidt-München, vr. Klaar-Prag, vr Keil-Weimar, vr. Brasch Leipzig, vr. Ziemssen- Berlin, v. Thaler-Wien und vr. Wenzel-Berlin, letz terer an Stelle des zurückgetretenen vr. Steinitz- Berlin. Eine lange, teilweise recht lebhafte Erörterung ver anlaßte noch 8 6 der Statuten, das zu bildende litte- rarische Bureau betreffend, über welchen Paragraph die Beschlußfassung am Tage zuvor ausgesetzt worden war. Der Referent vr. Lange-Berlin befürwortete dingendst die Annahme des Paragraphen oder doch wenigstens eines Amendements, dahin gehend, daß a) in dem mit 8 6 in geistigem Zusammenhänge stehen den 8 3 gesagt werden soll, „das Bureau übernimmt von jedem Mitgliede schriftstellerische Arbeiten jeder Art zum Vertriebe und zur bestmöglichen Verwertung" anstatt, wie es früher hieß, „ist verpflichtet — zu
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