Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-06
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.09.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W206. v«i«r»pr»l»r l- r» .« ».i-k.- ILdrI.el»! .... »8 k«»ek« tritt ko«^ ood 4 »0?f 8t«mp«I,v»°l»I»8 Kiuru, kiorslo» I^lULiovro: lv kl. ^ukvack1>r«»xi»xedükre«, kür dso ktuuio einer «eep^tenen 2«ilo kleiner 8okritt SV kV. (Inter „Liv^a«»odt" <ii« Leit« 80 kk. vei 1'ndsUsn- and 2rL«rn'»tt sntepr. ^oksckl»^. krnekelnen r VLgtiok init ^uenniun« clsr 8onn- und keiertn^e »Kendl. kern^preck-^nscklusl: l^r. ISVK. Dienstag, de» 6. September, abends. DresdnerImmmt. Für die Gesanttlettong veranttvorttich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. 1887. knnnk»» V» »»iieLrt», F> OoouaüuoaLr do« i-reedner donrnnl»; S»n>dnrU >«rU»-Vl«n - l^tprtG L»»«I Ir„1»» 7r»nkk»rr ». N.: Üaa»en«t«»n F ko-1«r, L«rU»-Vt«-L»»d»rU- ?r»^ LetpitU-Tr^nktkrt ». N.-»nek«»: kt«ck Mo««,' k»rt» l^oäo» - L«rk» Tnrnklktt » H Stnttzrrt: Da«-« Lio.,- 8»rUn: /nvai»ci«n<jant, SvrUtt: D. Stslü«»» ^ac-/otp«^,' S»n»»r«r. v. Sc-ü«i«r, LrU« ». ».: /. Larot <s Oo. Hernu^eder: Lvni^k krpeditioo do« l)r«»dn«r donrnni«, Dresden, 2vio^«r»tt. so. ksrnipreok-Xniokin«! Xr. lSSK. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den Ober Post» secretären Friedrich Ehregott Haase und Carl Gott helf Fischer in Dresden das Ritterkreuz II. Klasse vom Albrechtsorden Allergnädigft zu verleihen ge ruht. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WacHrnctzten. Königsberg i. Pr., 5. September. (W.T.B. Se. König!. Hoheit Prinr Albrecht unternahm beute nachmittags eine Besichtigung der FortS Quednau und Neudamm, fuhr dann nach Louisen- wähl und verweilte im Park und im Louisenhause fast eine Stunde. Der Prinz war hierbei von dem Oberpräsidenten v. Schlieckmann und dem Polizeipräsidenten begleitet. Heute abend K7 Uhr fand im Königlichen Schlosse ein Diner statt, zu welchem der kommandierende General v. Kleist, der Chef des GeneralstabeS v. Stülpnagel, der Oberpräfident, der Regierungspräsident, die In haber der Kronämter, der Oberbürgermeister, der Bischof v Ermland, der Generalsuperintendent, ferner General v. Below, Stadtkommandant General Fischer und das ganze Gefolge des Prin zen eingeladen waren. Später wird von allen Musikchörea und allen Tambours deS gesamten ArmeecorpS der Zapfenstreich auSgeführt werden und eine allgemeine Illumination stattfinden. Morgen nimmt Se. König!. Hoheit auf dem Exerzierplatz die Parade über daS erste Armee korps ab. London, 6. September, früh. (W.T.B.) Nach einer Meldung auS Exeter brach gestern abend in dem dortigen Theater während der Vorstellung eine Feuersbrunst auS, welche daS Gebäude gänzlich in Asche legte. Unter den Trümmern sollen bis jetzt 60 Leichen aufgefunden sein; gegen 20 verletzte Personen wurden in daS Hospital geschafft. London, 6. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Nach weiteren Meldungen auS Exeter ist der Verlust an Menschenleben bei dem Theater- brande bedeutend größer alS anfänglich angegeben wurde. ES find bis jetzt bereits 130 Leichen auS den Trümmern gezogen worden. Die meisten da von find Galleriebesucher, die sich nicht rechtzeitig retten konnten, da die Gallerte nur einen Au-gang hatte. Von den Besuchern deS Parketts, deS Parterres und der Logen retteten sich die meisten, ehe die Klammen um sich griffen, doch trugen viele von ihnen in dem Gedränge schwere Verletzungen davon. Das Haus ist gänzlich ausgebrannt. DaS Personal deS Theaters hat sich gerettet. London, 6. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Unterhaus nahm in dritter Lesung die Bill, betreffend den Erwerb kleiner Grundstücke durch Bauern, an. Schottland und Irland sind von der Vorlage ausgeschlossen. Dresden, 6. September. Deutschland und Rußland. über dieses Thema, das so entschieden den Nerv unserer ernsteste» politischen Interessen berührt, bringt soeben an leitender Stelle die „Nordd. Allg. Ztg." eine bedeutungsvolle Erklärung von großer Tragweite. Dieselbe bedarf keines weitern Wortes, um von jedem Manne deutscher Gesinnung verstanden und gewürdigt zu werden. Wir lassen daher jene Aussprache hier unverkürzt folgen: „In einem Artikel, überschrieben „Deutschland und Rußland", welcher von einem großen Teile der deut- Feuilleton. Dresden, 30. August. Am 25. vorigen Monats hat der akademische Rat der Königl. Akademie der bildenden Künste das den 15. November d. I. zur Erledigung gelangende Stipendium der Munckelt- schen Stiftung nach Maßgabe der Stiftungsbestim mungen dem Schüler im akademischen Atelier des Hrn. Prof. Preller, Otto Schneider, aus Dresden verliehen. Geheilt. Novelle von E. Greiner. (Fortsetzung.) Da jedoch der Herr Hofapotheker so viele Sterne nötig gehabt hatte, um das Fest seiner Tochter würdig zu schmücken, so schien für Feodor Römer auch kein einziger übrig geblieben zu sein, der ihm auf seinem nächtlichen Weg, hätte als Führer dienen und schließlich zum glücklichen Ziele leiten können. Alle seine Voraussetzungen, Adele da oder dort anzu- treffen, erwiesen sich als trügerisch: keiner der örtlichen Zauber hatte sie gefesselt. Eine nervöse Unruhe be mächtigte sich des Suchenden. Sein flammender Blick überflog alle die plaudernden Gruppen, tauchte in jede Laube, ohne von der Gesuchten eine Spur zu entdecken; aber auch von Wild war eine solche nirgends wahrzunehmen, und von einem unheilvollen Ahnen getrieben, wandte der junge Mann sich jetzt dem ent- legeueren Teile deS weitläufigen Gartens ru, der, weniger brillant erleuchtet, auch die Gesellschaft schen Presse im Auszuge wiedergegeben worden ist, unterzieht die „Kölnische Ztg." unsere Beziehungen zu dem Nachbarreiche einer kritischen Besprechung. Sie weist darauf hin, daß die Erfahrungen, welche wir mit Rußland gemacht hätten, nicht sehr ermuti- qender Natur seien. So allgemein in Deutschland die Überzeugung verbreitet sei, daß die Wiederherstellung der alten herzlichen Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Nachbarreichen lediglich den beiderseitigen Interessen entsprechen würde, ebenso allgemein sei die Besorgnis, daß es selbst der bewährten Staatskunst des Fürsten Bi-marck nicht gelingen werde, Rußland zur Umkehr von der betretenen Bahn zu bewegen. Durch daS Deutsche Volk gehe ein Ahnen, daß alle jene Volkskräfte, die wir unter das russische Joch beugen lassen, einst gegen uns in Reih und Glied treten werden Die deutsche Staatskunst habe unter diesen Umständen eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe zu bewältigen. Sie dürfe den deutfch-fran- zösischen Wettbewerb um die russische Gunst nicht in ein deutsch-französisches Wettkriecheu auSarten lassen, sollen wir an unserer nationalen Würde nicht em pfindliche Einbuße erleiden. Die „Kölnische Ztg." warnt, wie man sieht, „die deutsche Staatskunst" davor, sich mit Frankreich in „Wettkriechen" um die Gunst Rußlands einzulassen. Es ist uns unerfindlich, durch welche Gedankenverbin dung sie zu dieser Warnung veranlaßt worden ist. Sie beruft sich im weiteren Verlauf dieses Artikels darauf, daß „ein junger russischer Diplomat" erzählt habe, „Hr. v. Giers habe scherzhaft geäußert, Fürst Bismarck stelle sich in der bulgarischen Angelegenheit dermaßen auf den russischen Standpunkt, daß man zweifeln könne, ob er deutscher oder russischer Minister sei". Wir überlassen es den Lesern, den Wert dieses Belastungsmaterials zu beurteilen. Die Aufgabe, welche die deutsche Politik sich ge stellt hat, und die Wege, aus denen sie dieselbe zu lösen sucht, liegen klar genug zu Tage. Man hat dieser Politik bisher den Vorzug der Offenheit nicht abgesprochen; ihre Handlungen haben sich immer ge deckt mit ihren Worten. Die Weltlage stellt derselben im Interesse deS Reiches und seiner Würde gegen wärtig keine anderen Aufgaben, als die der Erhaltung des Friedens, so lange derselbe mit Ehren haltbar sein wird. Der Ausgangspunkt dieser Thätigkeit kann, wenn letztere berechtigt und erfolgreich bleiben soll, nur auf dem Boden der Verträge gesucht werden, welche Deutschland geschlossen hat. Wenn die im übrigen erfolgreichen Arbeiten der deutschen Politik im Interesse des Friedens seit 3 Jahren in jedem Sommer durch Bulgarien und seine Fürsten gestört werden, so kann das diesem Balkanlande unmöglich das Wohlwollen der deutschen Politiker zuwenden. Wir stellen nicht den Satz als Richtschnur auf: knock üoivu tk« Lrst vko brvkiks PVLC«, aber wir finden es den Interessen unserer ebenso friedliebenden wie wehrhaften Nation entsprechend, daß Deutschland sein volles Gewicht im Rate Europas dafür einsetzt, daß die ehrgeizigen bulgarischen Fürsten und Minister, welche geneigt sind, Feuer in Europa anzulegen, durch Europa zur Ruhe verwiesen werden. Der Prinz von Coburg, so gut wie der von Battenberg vor ihm haben die Verträge gebrochen, auf Grund deren Bulgarien überhaupt existent geworden ist. Deutsch land hält an diesen Verträgen fest, nicht auS Ge fälligkeit gegen andere Mächte, sondern aus Ach tung vor der eigenen Unterschrift, und weil jede Basis für seine Friedensbestrebungen fortfallen würde, wenn man die Verträge, welche unter dem Vorsitze Deutschlands geschaffen wurden, nach be liebiger politischer Konvenienz zu Gunsten strebsamer junger Fürsten ignorieren wollte. In diesem Sinne widerstand die Regierung vor einem Jahre dem Preß sturm zu Gunsten Battenbergs, und widersteht sie heute der Zumutung, die von ihr vollzogenen Ver träge und damit die Basis ihrer Friedenspolitik dem von ihr von HauS auS gemißbilligten orleans-co- burgischen Unternehmen zu opfern. Wir sind der An sicht, daß daS Unternehmen des Prinzen Ferdinand eine noch weit schärfere Verurteilung verdiene, als feiner Zeit daS Verhalten des Battenbergischen Prin zen. Für die Frivolität, mit welcher der Friede Europas dabei aufs Spiel gesetzt worden ist, läßt sich auch nicht der Schein einer Entschuldigung anführen. Nur wenn «an den Prinzen Ferdinand als Träger einer ausschließlich orleamsnschen Politik auffaßt, ver mag man sein Unternehmen unter einen logischen Ge sichtspunkt »u bringen. Die Interessen des Hauses Orleans sind von der Art, daß dauernder Friede in Europa sie nicht fördern wird Ein europäischer Krieg, wie und wo immer er entstehen mag, würde zunächst daS „Bestehende" in Frage stellen und nach dessen Sturz Wege und Raum für einen Wechsel der Zustände in Frankreich schaffen können. Wir hoffen, daß der Verfasser des Artikels in Nr. 243 der,Iöln. Ztg." aus dieser Darlegung ent nehmen werde, daß die deutsche Politik sich nicht in einem Wettlaufe mit Frankreich um die Gunst Ruß lands befindet, sondern in voller Selbständigkeit die Bahnen wandelt, welche sie durch die Interessen des deutschen Reichs für angezeigt und durch die bestehen den Verträge für geboten hält. Wir empfehlen dem Verfasser jenes Artikels, wenn er die Politik der Re gierung mißbilligt, lieber an der Einsicht als an dem Ehrgefühl ihrer Leiter zu zweifeln." Tagesgeschichte. Dresden, 6. September. Se. Königl Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab sich in Begleitung deS Chefs des GeneralstabeS Obersten v. d. Planitz vorgestern abend 8 Uhr mit der Bahn nach Döbeln und nahm bei dem Zigarrenfabrikanten Lorenz Quartier. Höchstderselbe fuhr gestern früh mit dem Wagen nach Wallbach, nördlich Hartha, stieg daselbst zu Pferde und wohnte in Gegenwart des Divisions kommandeurs Generallieutenants v. Holleben Excellenz dem Exerzieren im Terrain der 5. Jnfanteriedrigade Nr. 63 bei. Nachmittags nach Döbeln zurückgekehrt, nahm Se. Königl. Hoheit um 5 Uhr an dem Mittag essen im Offizierskasino des 11. Infanterieregiments Nr. 139 teil. Dre-den, 6. September. Se. Excellenz der Herr Staatsminister vr. v. Abeken ist heute für einige Wochen in Urlaub verreist. Dresden, 6. September. Der hiesige Kaiser!, und Königl. österreichisch-ungarische außerordentliche Ge sandte und bevollmächtigte Minister Frhr. v. Herbert- Rathke al hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit wird der Legationssekretär Graf v. Clary-Aldringen die Geschäfte der Gesandt- fchaft führen. * Berlin, 5. September. Se. Majestät der Kaiser empfing am gestrigen Nachmittage auch noch Se. Durchlaucht den Prinzen Karl von Hohenzollern und machte darauf vor dem Diner eine Spazierfahrt. Am Abend fand bei den Kaiser!. Majestäten eine kleinere Theegesellschaft statt. Am heutigen Vormittage erledigte Se. Majestät der Kaiser laufende Regierungsangelegen heiten. Am Nachmittage hatten von ^1 Uhr ab die neuernannten Gesandten am hiesigen allerhöchsten Hofe von Griechenland Angelos VlachoS, von Mexico Don Ignacio Romero VargaS und von Chile Don Vincent Santa Cruz die Ehre, Sr. Majestät in besonderer Audienz ihre Kreditlos überreichen zu dürfen. Bei den Audienzen war als Vertreter des Auswärtigen Amtes der geh. LegationSrat v. Derenthall zugegen. weniger zu locken schien. Die schmäleren Wege, die hier um die von hohem Strauchwerk eingeschlossenen Gemüseländereien liefen, zeigten sich gänzlich menschen leer, und schon wollte Römer erleichterten Herzens wieder umkehren, als in einiger Entfernung hinter ihm ein kurzes Auflachen an fein Ohr schlug, das er zu seinem Verdruß heut abend bereits so oft gehört. Sich unverzüglich feitwärtS in das Buschwerk drückend, lauschte er unter stürmischem Herzschlag mit weit vor- aestrecktem Halse den Nahenden, die jetzt arglos an seinem Versteck vorüber kamen und ihren Weg fort setzend, am Ende des Ganges in eine versteckte Laube einbogen. ,Ha, der Elende, er ist mir zuvorgekommen I" knirschte der Lauscher zwischen den Zähnen, während seine Finger das rotblonde Gelock zerwühlten, daS sein Dichterhaupt genial umwogte. Einen Augenblick wallte sein dichterisches Empfinden dämonisch auf: Wenn er sich jetzt wie das Verhängnis zwischen die beiden stürzte, den verhaßten Nebenbuhler vor den Augen der Geliebten mit einem einzigen Faustschlag zu Boden streckend, und dann zu ihren Füßen sich niederwerfend, ihr seine Liebe gestand? Erhabener Moment voll großartiger Poesie! und doch: wer würde ihn verstehen und würdigen, außer allein der Dichter? War dieser Doktor mit dem ordinären Knochenbau eines Goliath nicht der nüchternste, poesielose Mensch, der je in einem Hörsaale gesessen? Nirgends auch nur der geringste Aufschwung von der Materie zu dem Psychischen I Hatte er vorhin im Vorübergehen nicht ganz trivial gelacht, als scherze er mit einem Kommilitonen über ein lustiges Jagdaben teuer, statt Empfindungen Ausdruck zu leihen, die einem Feodor Römer überwältigt haben würden, hätte er im Schweigen dieser wonnigen Maiennacht an der Seite AdelenS wandeln dürfen. Und sie, die seine Dichterpbantasie mit allem Zauber holder Weiblichkeit geschmückt, war sie jenem nicht ebenso widerstandslos in dieses entlegene Halbdunkel gefolgt, wie vorhin rur Abendtafel? Doch ist eS nun einmal der Zug der menschlichen Natur: das Gleiche gesellt sich dem Gleichen; wie soll da ein isoliert auf der Höhe des Idealen stehender Mensch auf Verständnis und Wür digung rechnen dürfen? Fort, fort aus diesem Be reiche der Profanen! Nicht unter diesem Blätter dunkel blüht dein Glück, Feodor Römer! Und da hatten ihn auch schon seine Füße mit Gedankenschnelle davongetragen, daß er selbst kaum wußte, wie ihm geschah, als er sich vor einer Gruppe Festteilnehmer wiederfand, die sich um eine alle überragende Männer gestalt geschlossen hatte. „Wolf, Jeremias Wolf," hörte Römer den Langen sich vorstellen, wobei oieser mit lebhafter Gestikulation seinen Hut nach allen Richtungen hin schwenkte. „Doch glauben Sie, meine Damen, der „Wolf" ist bei mir reine Ironie; „lammfromm", meine Damen, auf CorpS- burfchenehrel Nur der „Jeremias" ist in mir nach Jahrtausenden wieder auferstanden. Auf CorpS- burschenehre! ich versichere Sie, meine Damen, eS ist ein heilloses Unglück, wenn ein Mensch wie ich, der mit allen Anlagen zur Würdigung eines heiteren Lebensgenusses geboren wurde, zugleich mit solch jämmerlichen Namen auch daS Schicksal überkommt, daS sich an diesen knüpft. O lachen Sie nicht, meine Damen," fuhr er mit weinerlicher Stimme fort, als einige derselben unter dem vorgehaltenen Taschentuch Nachdem jeder der neuernannten Gesandten von Sr. Majestät dem Kaiser entlassen worden, hatten dieselben dann auch die Ehre, bei Ihrer Majeflät der Kaiserin eingeführt zu werden — Am Nachmittage nahm Se. Majestät der Kaiser dann noch der Vortrag des Ver treters deS Auswärtigen Amtes, geh. LegationSrates v. Derenthall, entgegen. — Wie hiesige Blätter er fahren, werden die Kaiser!. Majestäten sich heute noch nicht nach Schloß Babelsberg begeben. Die Königsberger „Ostpreußische Zeitung" ver öffentlicht folgenden Erlaß Sr. Majestät des Kaisers an die Oberpräsidenten der Provinzen Ost- und West preußen: ,Lch hatte seit Monaten Mich mit der Hoffnung getragen, daß auS Anlaß der diesjährigen Manöver des ersten Armee corps eS Mir vergönnt sein werde, Meine getreuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen zu besuchen, Mich an dem be währten patriotischen Sinn ihrer Bewohner zu erfreuen, seiner, wie Ich nicht zweifle, Bcthätigung Meine unmittelbare persön liche Anerkennung zu zollen und demnächst mit der neugestärtten Zuversicht zu scheiden, daß diese Provinzen Meinem Nachfolger in der Krone die alte Treue bewahren werden. DaS hohe Alter allein, welches Gottes Gnade Mir befchieden, würde Mich nicht abgehaltcn haben, Meinem kriegsherrlichen Berufe zu genügen und zugleich jene Hoffnung zur Erfüllung zu bringen; das Hinzutreten eines Unfalles, der Mich bettoffen, hat jedoch — leider I und noch dazu in letzter Stunde, Mich aus den dringenden Rat Meiner Ärzte genötigt, aus den Besuch der beiden Provinzen zu verzichten. Es ist Mir diese Entsagung recht schwer geworden, umsomehr, als Ich Mir nicht verhehlen kann, daß gar manche festliche Vorbereitungen, welche voraus sichtlich die Anhänglichkeit sich nicht hat nehmen lassen wollen, ihren nächsten Zweck verfehlen. Selbst fchmerzlich bewegt über diese unerwartete Störung, habe Ich nicht unterlassen wollen, den Provinzen Meine persönliche Teilnahme dadurch zu bekun den, daß Ich Meinen vielgeliebten Neffen, den Prinzen Albrecht von Preußen, Königl Hoheit, mit Meiner Vertretung beauf tragt habe, höchstwclcher den Provinzen mit der Versicherung Meiner fortdauernden Huld und Gnade zugleich Meinen landeS- väterlichen Wunsch überbringen wird, daß Gottes Segen stets auf den beiden Provinzen ruhen uud ihre geistige und materielle Wohlfahrt nachhaltig fördern möge. Sie werden beauftragt, diesen Erlaß zu veröffentlichen. Berlin, 3. September 1887. (gez.) Wilhelm." Über die Feierlichkeiten in Königsberg er- häll das „B. Tgb!" folgenden anschaulichen Bericht: Nicht gering war noch am heutigen Morgen die Zahl derer, welche an das Ausbleiben des Kaisers durchaus nicht glauben wollten. „Er will seine Königsberger nur überraschen I" so äußerten naiv die guten Leute. Die Ankunft des Prinzen Albrecht erfolgte pünktlich S Uhr am Ostbahnhose, auf besten Perron der Oberpräfident v Schlieckmann und der komman dierende General v. Kleist, der Kommandant Generallieutenant Fischer, der Regierungspräsident v d. Recke, der Polizeipräsident v. Brandt und der Oberbürgermeister Selke sich zum Empfange aufgestellt hatten. Nach der Begrüßung schritt der die Uniform seines Dragonerrcgiments tragende Prinz in Begleitung seines Adjutanten, eines Offiziers des braunschweigischen Husarenregi ments, unter dem Schall der Musik die Ehrenwache ab und be stieg dann mit seinem Adjutanten den Wagen, welcher alsbald an der Tribüne der Ehrenjungsraucn Halt machte. Der An blick, welcher sich hier dem Prinzen darbot, war bezaubernd schön. Man sollte meinen, diese herrlichen Mädchengestalten im Reiz jugendlicher Anmut und in ihren phantastischen Trachten von allegorischem Charakter wären durch eine besondere Schün- heitskommission aus der Königsberger Damenwelt auserlesen worden. Auf den Hintersitzen hatten die würdigen Mütter Platz genommen, in den ersten Reihen die in lichtsarbene Toiletten gekleideten Jungfrauen. Vier in den Ecken auS je zehn Damen gebildete Gruppen sollten dem Leben der Stadt und Provinz eine sinnbildliche Bedeutung verleihen; aus dem linken Podium am Eingänge bildete die Spitze der den Handel und die Schiffahrt allegorisiercndcn Gruppe eine Dame als Merkur in weißem Kostüm mit blauem Florüberwurs, den Merkurstab schwingend, den geflügelten Helm auf dem Haupte; neben derselben in lichtblauem, griechischem Kostüm eine andere, ein Ruder haltend, als Sinnbild der Schiffahrt. Nicht minder anmutig war am anderen Ende der Seite die Gruppe der zehn Damen, welche den Ackerbau und Gartenbau darstellten. An dem Eingänge links: die Gruppe des Waldbaues und der Jagd, auf der Höhe zwei herrliche Gestalten in griechischem Kostüm, unter einer jungen Eiche neben einander. Die letzte am Aus gange stehende Eckgruppe versinnbildlichte die Industrie und ihr Wirken. Diese Damen trugen lichte Toiletten in altdeutschem Schnitt in verschiedenen Farben mit gestickten Einfassungen; alle hatten ausgelöstes Haar. Am Fuß der Gruppe saß eine Jung srau am Spinnrocken. In der Mitte der beiden Estraden stan den auf den Treppenstufen noch zwei Damengruppen zur Be- kicherten, „solch ein Name ist ein fürchterliches Ge meingut. Sehen Sie nicht in mir die Verkörperung jener „Klagelieder Jeremiä", die selbst in dieser Stunde zum Himmel schreit?" Dabei hatte er, ohne Rücksicht aus die Fayon seiner schäbigen Angströhre, diese bereits stark zerknitterte Kopfbedeckung unter den Arm gedrückt und streckte nun auS den viel zu kurzen Ärmeln seines fadenscheinigen Fracks die langen spinnenfingerigen Hände in die Luft empor. (Fortsetzung folgt.) Zur Geschichte der Bergbesteigungen in den Alpen. Am 7. August 1786 wurde der Montblanc von dem kühnen Führer Balmat und dem Dr. Paccard zum ersten Male bestiegen. Am 1. August, also vor 100 Jahren, bestieg diesen höchsten Berg Europas der berühmte Gelehrte Saussure, nachdem inzwischen Balmat mit zwei anderen Führern die gleiche Arbeit zum zweiten Male ausgeführt hatte. Saussure trat, wie Dr. Richard Hirsch erzählt, am 1. August 1787 seine Besteigung an Es war eine mit großen Um ständen ins Werk gesetzte wissenschaftliche Expedition; eine Karawane von 18 Personen, mit Proviant, Holz, Stroh und einem großen Apparat wissenschaftlicher Instrumente beladen; vorher hatte Saussure sich auf der Cüte eine Hütte errichten lassen, die zum ersten Nachtlager diente. Am zweiten Tage drang man bis zum Grand Plateau vor, auf dem man in einer in den Schnee gegrabenen Höhlung übernachtete. Am Vormittag des dritten Tages, um 11 Uhr, erreichte man auf BalmatS — jetzt wegen Lawinen gefahr längst aufgegebenem — Wege den Gipfel.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite