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Dresdner Journal : 02.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-09
- Tag 1887-09-02
-
Monat
1887-09
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.09.1887
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RS03. Freitag, de» 2. September, abends. l» U»»»E ! ^LUrUotr: .... 1« Kurk. ^MrlicU: L »1^ K0 kt. Lia»«!»» kiulldill«!»: 10 ktl L»—rU»Id cl» ä«ot»cU«o ttsioU«» tritt ko«^ unU 8t»mp«I,i»»odl»8 Uu»»u. t'ür 6«» k»«uo «i»«i 2«il» U«u»»r 8«l>ritt »0 ?k. Ont« „klro^—»oöt" <Ii» 2«U« K0 kk. v«> o»6 LS«r»»»t« «»tspr Xuk»ot»t»^. Lr»«d»1»»»r IHEllod a»it ^„«uttuu« äsr 80»»- o»<1 k«t«rt»^« ^«ri»»pr»vli Lr. USK. Dtes-lterImrnal. Für die Gesamtlettm»- veranttoortlichr Gtto Banck, Professor der Litteratur« und Runstgeschichte. 1887. V» L»Ul»»lU««E —»WLi»» LM»»«,, Ft». Le—6oi»-ü»ü»»» 4« i-r—is«r «»»k— - I«rU» - VtE - I—1-Ur— «. «.: Laa—t— F ^0-1«-, U»U»-MtE-«—d«i,- kr», 1^tp«t,-7r»LkA»e ». L.-IN»«U«»: L»«t M««,' kart» I—ä«»->«rU»-Vn»»IUUr» L—d« F 6o., I«U»! /-va^«1«»<i—L, a»rM>: S. LtSüee» L»«A^^«e.- L—e«: 0. S.AU«!«', LUI. ». ».: /. Laeet L 0». U«»«^d«r» LvaiUt. LFp«Utioa ä« vi—lu« ^ooriull», v—äaa, 2vio-«r«tr. X». korvsprsolr-^Lsod^UM, Lr. 1»»». Amtlicher Teil. Dresden, 2. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rittmeister der Re serve a.'D. Professor von Uhde da» Ritterkreuz t. Klasse de» AtbrechtS-OrdenS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Aufseher an der Landesanstalt zu Hohn stein Johann Gottlieb Seidel das allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Marqui» of Salisbury hat sich grsteru «ach seiner Besitzung Dieppe begeben, wo er bis zu» Ende deS Herbstes zu bleiben gedenkt. Wie „Reuters Office" auS Sophia meldet, wäre der bulgarischen Regierung eine offizielle Mit teilung der Pforte zugegavgen, nach welcher die letztere der Mission deS Generals Eraroth bei- gestimmt hätte. (?) Unter dem Vorsitze deS Prinzen habe der gestrige Miuisterrat sich mit dieser An gelegenheit beschäftigt. Bekanntmachung. Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auszumusternden Dienstpferde der Cavallerie, Artillerie und deS TrainS soll an den nachgenannten Tagen und Orten von Vormittags 10 Uhr ab stattfinden: Mittwoch den 14. September a. e. in Dresden und Pirna, Freitag - 16. - - - - Oschatz, Donnerstag - 22. - - - . Dresden, Großenhain, Grimma und Freiberg, Freitag - 23. - ... Rochlitz, Rie ¬ sa und Pirna, Sonnabend - 24. - ... Pegau, L»«"»- ' M ""1 i» Dr.,d.n. Freitag » » ». o.j Die Pferde der Garnison Lausigk werden in Grimma, diejenigen der Garnison Borna in Pegau und die der Garnison Geithain in Rochlitz zur Versteigerung gelangen. DaS Nähere wird durch die betreffenden Local-Blätter und an den Versteigerung-- Plätzen bekannt gemacht werden. Dresden, am 15. August 1887. Kriegs-Ministerium. III. Abthcilung. Schurig. PreuSker. Bekanntmachung. DaS Königliche Ministerium des Innern hat auf Grund von 8 66 des Gesetze» vom 1b. October 1886 — Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 254 — ge nehmigt, daß für den zweiten Termin dieses Jahre» bei der Gebäudeversicherung».Abtheilung der Landesanstalt wiederum ein halber Pfennig von der Beitragseinheit erlassen wird. Diese Beiträge sind daher am 1. October diese- Jahre» nur mit Einem Pfennig von der Beitrag-- einheit zu erheben. Dresden, den 1. September 1887. Königliche Brandversicherungs-Kammer. Edelmann. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphifche WacHrrichten. London, 2. September. (Tel. d. DreSdu. Journ) Die König!. Dacht „Victoria and Al- bert", welche durch stürmische Witterung auf der Jusel Wight zurückgehalten worden war, kam gestern abend mit der Kronprinzessin und dm Prinzesfinnen-Löchtern in Scheerneß an und geht heute nach Port Victoria ab, um den Kronvrinzeu aufzunehmen, worauf die Abreise nach Busfingen enolgt. DreSdeu, 2. September. Zur Wohnungsfrage. Zu den Fragen, welche nicht etwa deshalb wieder holt aufgeworfen werden müssen, weil ihre Lösung von Unentschlossenheit und Mangel an gutem Willen verzögert wird, sondern vielmehr deswegen, weil ihrer Beantwortung noch ungeklärte, fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstehen, gehört vor allem die Frage nach der Beschaffung menschenwürdiger Woh nungen für die unteren Volksschichten. Um den Ar beiter, der im Haushalt der Gesellschaft dazu ver urteilt ist, die schwersten physischen Anstrengungen von seiner Kindheit bis zu den Tagen der Alters schwäche, ja über diese Grenze hinaus, auf sich zu nehmen, um diesen unentbehrlichen Förderer des Allgemein wohls auch an der gesunden Lebentluft, am anregen den Vollgefühl dieser Gemeinsamkeit als Unterthan und Weltbürger teil nehmen zu lassen und ihn über das verbitternde Elend des gemeinen Materialismus hinauszuheben, dazu gehört in erster Reihe, daß wir ihm die Möglichkeit eines geborgenen Heim», diesen unerläßlichen Klärer und Bersittlicher oe» Gemüte», verschaffen. Uber da» Wie ist noch keine Übereinstimmung der Meinungen erzielt und ohne Zweifel wird erst da» Hinzutreten der Praxis zur Theorie dem Ziele näher führen. Neuerdings bringt „Der deutsche Ökonomist" einen Beitrag zur Wohnungsfrage, der zunächst in der „N. Allg. Ztg." einen Hinweis gefunden.hat. In diesem Aufsatze wird betont, daß die Wohnungsfrage nicht eine rein humanitäre, sondern auch von eminent praktisch sozialpolitischem Charakter sei, und konstatiert, daß alle Parteien über die Notwendigkeit, einzuschreiten, einia sind, und daß nur die Frage nach den Mitteln noch ventiliert werde. Der Erlaß gesetzlicher Bestimmungen über räumliche Größe und Beschaffenheit, zulässige Ausnutzung der Wohnungen und die Beseitigung deS Wohnungswucher» würde allerdings, wenn durchführ bar, die Wohnungsfrage auS der Welt schaffen. Auch der „Ökonomist" aber ist und wohl nicht mit Unrecht der Ansicht, daß von der privaten Bauthätrgkeit allein die Herstellung von genügenden, angemessenen Wohnungen nickt erwartet werden könne. Die Gründe hierfür sind von Schmöller ausführlich erörtert. Mit einer gemeinnützigen Bauthätigkeit, wie sie Prof. Schmöller verlangt, eine radikale Heilung zu erzielen, hält der „Ökonomist" jedoch für unmöglich, wegen des so zu sagen wohlthätigen Charakters dieser Geldanlage, welche eine ausreichende Beteiligung des Kapitals nicht wahr scheinlich erscheinen lasse. Ebensowenig könne dem Staate die Sorge für die Wohnungsfrage aufgebürdet werden, und so bleibe denn nur die Gemeinde übrig, welche von den au» der Wohnungsnot entspringenden sozialen Mißständen auch am meisten berührt werde. „ES bliebe", heißt es wörtlich, ,^u untersuchen, ob die Gemeinden die Fähigkeit hoben, die Wohnungs- srage zu regulieren, und da sei vorweg bemerkt, daß wir über die Schwierigkeiten der Verwaltung eine- so großen Hausbesitzes, wie er hier in Frage kommen wir)', hiuorg, >e.l, weil diese Schwierigkeit über- Feuilleton. Geheilt. Novelle von E. «Kreiner. (Fortsetzung.) „Du hast nun einmal ein Vorurteil gegen den Jungen — den Doktor wollte ich sagen", seufzte Frau Ihlefeld, „und deshalb versiehst Du Dich von ihm de» Schlimmsten. Ich aber halte es für eine Sünde, ihm dergleichen Schlechtigkeiten zuzutrauen, wie Du r» thust", protestierte sie, wenn auch ersichtlich ohne alle Wärme der Überzeugung, gegen Babette» versteckte Anschuldigungen; „mich, die Jugendfreundin feiner seligen Mutter, aus Berechnung vorzeitig auf den Gotte-acker bringen wollen, wie würde er sich solch einer Ruchlosigkeit schuldig machen I Dazu weiß er ja hinsichtlich meiner letztwilligen Verfügung nicht einmal etwas Gewisses, und außerdem — doch wenn e» Dich beruhigt, können wir e» ja gelegentlich ein mal mit unserer Nachbarschaft da drüben versuchen; unsere Herren Ärzte haben ohnehin die Thürklinke gleich wieder in der Hand, bevor man ihnen seine Leiden nur zur Hälfte geklagt hat, wa» mir durchaus mißfällt — bezahlt man doch feine anständigen Honorare — und selbst Rudolf thut unnötiger Weise immer sehr pressiert. Die Fremde aber — wie hieß sie doch gleich- — wird sich Mühe geben müssen, um Praxi» zu bekommen und deshalb für ihre Patienten vorläufig noch Zeit haben. Doch jetzt geh und hole mir ein wenig von der gestrigen Auerhahnpastele; sieh auch gleich zu, wa» für eine Sorte Aale Friedrich ge- hracht hat." Babette verließ sichtlich befriedigt da» Zimmer: hatte sie doch nur zu wohl bemerkt, daß da», was sie gegen den ihr mißliebigen Doktor vorgebracht, nicht unbeherzigt geblieben war. Hätte sie nur die schwache, gutmütige Frau von der Unwürdigkeit jene» Menschen so überzeugen können, wie sie selbst es war! Sie wollte ja deshalb keinen Heller von dem reichen Erbe; mochte es ihre Herrin in Gotte» Namen der Stadt zu milden Stiftungen vermachen; nur ihm, dem Verhaßten, gönnte sie es nicht Spielte er sich nicht heute schon auf, al- habe er allein hier zu befehlen- Keinen guten Bissen aönnte er der Frau aus Besorgnis, es könne zu seinem späteren Nachteil zu viel verbraucht werden; Babette selbst tadelte er stet» wegen ihrer allzu ängstlichen Fürsorge um die Herrin, und was da» Ärgste war, den Jeremias Wolf, diesen Ausbund von einem Famu lus, behandelte er geradezu menschenentwürdlgend. Außer Wasser sollte der Ärmste niemals auch nur einen Tropfen trinken, während der Herr Doktor felbst doch jeden Mittag seine halbe Flasche in den,Hrei Kronen" leerte und auch deS Abends sicher nicht trocken in der „Tafelrunde" faß. Und Jeremias Wolf hatte doch auch studiert — und obendrein noch viel länger als jener — und würde längst selbst Doktor und Professor sein, hätten ihn nicht diese Herren auS Furcht, er möchte ihnen allen über die Köpfe wachsen, drei- mal durch daS Examen fallen lassen. Entschloß sich aber Babette dereinst, dem Beklagenswerten, der ihr seine Neigung gewidmet, Herz und Hand zu schenken, dann kurierte dieser auf der Stelle selbst, anstatt dem hochmütigen Doktor wie bisher die Stiefeln zu putzen. Studiert hatte er sicherlich genug, und Lsute, die e» wegen de» bischen Examen» nicht so genau Frau Schneider, die ' Scheuerfrau, konnten es ja vorher einmal mit der Diesmal machte der Mai dem Namen Wonnemonat wenigsten» geändert werden, und mit die schon zu verschiedenen Malen ihre Distanz im Schritt, die Artillerie in Batteriefront im Schritt, der Train in Hügen im Schritt. Bei dem Fremden probieren: vermochte sie die eine von ihrem bösen Gliederreißen »u kurieren, und konnte sie der anderen von ihrer lästigen Kniegeschwulst helfen, dann wollte auch Frau Ihlefeld nicht zögern, Clemence Noir für ihre eigene Person zu konsultieren. Leben. Doktor Wild nicht mehr zu konsultieren und statt dessen sich einem andern Arzte in Behandlung zu geben, nachdem man einen jeden solchen bereits ohne Erfolg gebraucht hatte, ging nicht wohl an und hieße sich lächerlich machen; etwas Anderes aber war eS mit dem Versuch einer neu auftauchenden ärztlichen Kraft. Jeder Mensch war seiner Selbsterhaltung einen solchen schuldig, und Wild konnte dadurch weder be leidigt werden, noch brauchte man dann vorläufig das Testament zu ändern. Gewiß für beide Teile das be friedigendste Auskunftsmittel. Indes mußte man zu vor doch erst etwas Näheres von den Kuren der nehmen, gab eS auch, wenn Jeremias Wolf nur im übrigen seine Sache verstand und — was die Haupt sache war — eS nicht so von den Leuten ,nahi< wie die übrigen Doktoren. Indes Babette also rechnete, rückte die Frau Kammerrat so uuruhig auf ihrem weichen Polster hin und her, als ob sie auf Nadeln säße. Wenn jene mit ihrem Verdacht doch recht hätte: schrecklich! Sie selbst, so sehr sie eS Babette gegenüber in Abrede zu stellen suchte, war ja insgeheim auch nicht frei von Mißtrauen gegen den jungen Mann, der als Arzt ihre Gesundheit und ihr Leben in seiner Hand hielt. Ach, und sie lebte doch so gern, ja sie hatte, nachdem sie eine unglückliche Jugendliebe betrauert, und der Tod eine langjährige freudlose Ehe gelöst, eigentlich erst zu leben angefangen, und nun diese unheimliche Sorge, dieses quälende Mißtrauen! Wenn sie nur jemand gehabt hätte, der ein näheres Anrecht auf ihre der- einstige Hinterlassenschaft besaß als Doktor Rudolf Wild, aber die arme reiche Frau nannte in der weiten Welt keine verwandte Seele ihr eigen, und fo hatte sie e» einst des Doktors Mutter in die erkaltende Hand gelobt, den Rudolf, dessen Patin sie obendrein war, zu ihrem Erben einzusetzen. Doch die in jener Absicht ge troffenen letztwilligen Verfügungen, welche in rechtsgilti- aer Form seit ein paar Jahren bei dem herzoglichen Amtsgericht deponiert waren, konnten ja zu jeder Zeit Tagesgeschichte. Dresden, 2. September. Der kommandierende General Prinz Georg König!. Hoheit begab sich in Begleitung des Chefs des Generatstabe», Oberst von der Planitz, und des Adjutanten im Generalkommando, Major v. Stieglitz, gestern früh 5 Uhr mittelst Bahn nach Chemnitz. Höchstderselbe besichtigte auf dem dor tigen Exerzierplätze die 5. Jnfanteriebrigade Nr. 63 in Gegenwart des Divisionskommandeurs, General lieutenants v. Holleben Excellenz, und traf mit dem Zuge 2 Uhr 24 Minuten nachmittag- in Dresden wieder ein. * Berlin, 1. September. Se. Majestät der Kaiser begab sich, wie bereits telegraphisch gemeldet, heute vormittag kurz vor 10 Uhr nach dem Paradefelde, um die Parade des Gardekorps abzunehmen; dieselbe hatte, von dem prachtvollen Wetter begünstigt, einen glänzenden Verlauf. Anwesend waren auch die Kaiserin, die Prinzessin Wilhelm, sowie Prinz und Prinzessin Komatsu von Japan. Punkt 10 Uhr erschien der Kaiser, dessen Naben mächtige Hurrarufe ankündigten. Der hohe Herr fuhr in einem mit vier Rappen be spannten offenen Wagen, zwei Schutzleute und zwei Spitzreiter sprengten vorauf, zur Seite des freundlich dreinblickenden und für die ihm dargebrachten Kund gebungen unaufhörlich grüßenden Monarchen saß Flügeladjutant Major v. Bülow. Auf dem Exerzier felde angelangt, begrüßte der hohe Herr seine Ge mahlin, die Prinzessin Wilhelm, die große glänzende Suite, legte den Mantel ab, der bis dahin die große gestickte General-uniform mit dem Bande de- schwar zen AdlerordenS bedeckte, und fuhr dann, die General« adiutanten Grafen Lehndorff und Fürst Radziwill zu Pferde vor sich, der Paradeausstellung zu, vom General v. Pape den Frontrapport entgegennehmend. Die Tambours schlugen an und auf der ganzen Linie er tönte: „Heil Dir im Siegerkranz!" als Präsentier marsch. Von Bataillon zu Bataillon ertönte der Gruß des Monarchen, dem überall ein begeistertes: „Guten Morgen, Euer Majestät!" antwortete. Wäh rend des TrommelgerasselS und Trompetengeschmetters senkten sich die ruhmvollen Feldzeichen zur Erde und über den weiten grünen Plan zogen die feierlichen, vom Winde in die Ferne getragenen Akkorde deS Nationalliedes. Das zweite Treffen wurde vom linken Flügel aus gesehen. Die Truppen defilierten zunächst, und zwar diejenigen des 1. Treffens in Kompagnie front, die Kavallerie in ESkadronSfront mit halber Fremden hören; jemand, von dessen Geschicklichkeit und Tüchtigkeit man noch keinerlei Beweise batte, ver traute sich eine Frau von den Verhältnissen einer Kammerrätin Ihlefeld nicht ohne weiteres an; aber Frau Schneider, die Wäscherin, und Frau Hille, die wunden werden kann, wenn sie überwunden werden muß. Tin ernsthafter Zweifel dürfte sich bei diesem Punkt — wohlwollende Betrachtung vorausgesetzt — auch kaum erheben. DaS Wesentliche ist allein die Frage, woher die Gemeinden zu so umfangreichen Bauten die Mittel nehmen sollen. Und da antworten wir unbedenklich: auf dem heute nicht mehr unge wöhnlichen Wege der öffentlichen Anleihen. Uber die Sicherheit solcher Anleihen kann ein Zweifel gar nicht aufkommen, über deren Realisierbarkeit also auch nicht; näher in Betracht zu ziehen, weil von ausschlaggeben der Bedeutung für die Gestaltung der Wohnungsfrage, ist aber die Art der Verwendung derselben, d. h. der Grunderwerb und die Bauausführung. Das wichtigste Moment in dieser Frage ist der Grunderwerb. Dank der heutigen Technik und Konkurrenz sind einfache Arbeiterhäuser sehr billig herzustellen; was sie ver teuert, sind die riesig hohen Preise des Grund und Bodens in den Großstädten und Jndustriebezirken. Diese auf daS möglichst geringe Maß herabzumindern, muß eine allererste Aufgabe der Gemeindeverwaltungen sein und zu diesem Hweck müssen dieselben mit ent sprechenden gesetzlichen Befugnissen ausgestattet, auch einer strengen und wirksamen Kontrolle unterstellt werden." E» wird im weiteren darauf hingewiesen, daß die Gemeinde dadurch, daß sie anwächst, direft den Wert de» Grund und Boden- ohne Thätigkeit des Besitzer- erhöhe, und angedeutet, daß diese Werlsteigerung in irgend einer Weise dem Stadtsäckel ebenfalls zu Gute kommen sollte, und zwar zur Lösung der Wohnungs frage. „ES muß Pflicht der Gemeinde sein, BauterrainS in den Außenteilen der Stadt zu erwerben, bevor die Spekulation sich derselben bemächtigt hat; und wenn diese letztere, wie es jetzt säst stet- der Fall ist, sich in letzter Stund« dazwischen geschoben hat — wa- dann stet» auf krummen Wegen geschieht — so darf im Enteignung-verfahren darauf keine Rücksicht genommen werden. Wir wissen, daß dieser Forderung begründet erscheinende Einwendungen privatrechtlicher Natur ent gegengehalten werden können; da ihnen allen aber nicht- weiter al- die Spekulation auf das Anwachsen der Kommunen oder im schlimmeren Falle die Kennt nis der Absicht der letzteren zu Grunde liegt, so müssen solch« Bedenken dem höheren Zwecke weichen. Und wenn einmal bekannt wäre, daß Spekulationen auf den Stadtsäckel keine Berücksichtigung mehr fänden, so würden sie sicher auch unterbleiben. Im Prinzip ist e» dasselbe, ob die Stadt Berlin in ihrem sanitären Interesse Güter ankauft, um dieselben als Rieselfelder zu benutzen, oder ob sie im sanitären sowohl als im sozialpolitischen Jntereffe etwas näher gelegene Terrains erwirbt und mit Arbeiterhäusern besetzt. Der Kosten punkt kann in diesem Falle weit weniger in Betracht kommen, als in jenem; denn die auf billigem Grund und Boden errichteten Wohnungen würden auch bei sehr mäßigen Mietpreisen das Anlagekapital ange messen verzinsen; der Stadtsäckel würde nur Vorschüsse, nicht aber Zuschüsse zu leisten haben. — Das Gios der Arbeiter könnte in außerhalb gelegenen Kolonien wohnen, sofern nur für eine Fahrgelegenheit Sorge getragen würde, deren erstes Erfordernis äußerste Billigkeit sein müßte. Herstellung und Betrieb einer solchen, beispielsweise einer Dampfstraßenbahn, würde ein integrierender Tei! der Herstellung und Verwal tung der Häuser sein müssen, und eine Rentabilität im gewöhnlichen Sinne dürste hierbei eben so wenig in Frage kommen, als bei der Vermietung der Woh nungen." Die Abneigung der Arbeiter, in Vororten zu woh- zweiten Vorbeimarsch defilierten die Truppen de nen, führt der Verfasser auf die teilweise noch recht 1. Treffen- in Regimentskolonnen, die selbständigen kostspielige Verbindung mit der Stadt zurück, die zu- Bataillone und die Unteroffizierschule in Kompagnie- dem nicht immer für die speziellen Bedürfnisse der frontkolonnen. Dann folgten in Eskadronsfront im arbeitenden Bevölkerung eingerichtet sei, und meint, diese Abneigung würde mit Abstellung dieser Übel stände verschwinden. „Jede private Unternehmung — heißt e» dann weiter — verlangt mit vollem Recht ihren Gewinn, und dieser Faktor ist da am wenigsten außer Betracht zu stellen, wo so gewaltige Summen in Frage kom men, wie hier. Mit Keinen Mitteln aber, über welche die Gemeinnützigkeit doch niemals hinauskommen kann, ist in der Wohnungsfrage nichts au-zurichten. Die Kommune allein ist in der Lage, ohne Gewinn, d. h gemeinnützig zu arbeiten, und ihr fällt daher die Lösung der Wohnungsfrage zu". Im Schluss« deS Artikels erkennt der Verfasser an, daß er seinen Vorschlag nur in den äußersten Umrissen vorgetragen habe und daß sich bei näherem Eingehen noch eine Reihe schwieriger Fragen austhun würde. alle Ehre. In dem dicht vor der Stadt gelegenen prächtigen Garten de» Hofapotheker» Heinstett feierte man das GeburtSsest der einzigen Tochter Adele. Wie farbenprächtige Schmetterlinge flatterten die zahl- Besorgnisse zerstreut, suchte Frau Ihlefeld schließlich reich geladenen jungen Damen durch die breiten, wohl» sich auch heute wieder iu beruhigen. überdies schöpfte gepflegten Gänge oder erquickten sich, in blühenden sie auch au» der Niederlassung der neuen Doktorin Fliederlauben zu Gruppen vereinigt, an Schaumtorte Trost und Hoffnung für ihr gefährdet gehaltenes und Fruchtei-, überall herrschte die fröhlichste Slim-
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