Suche löschen...
Dresdner Journal : 12.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-12
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
. . 3 . . 4 imrg. 8 . . 8 gust. An ruhigere Kurse der twaS er- von Wien auch dort Der von setzte auch eser Rich- >eres An- cden mit t 193,80 d StaatS- öaS inde- r hiesigen selbe trotz bisherigen en. Selbst en nahm ch etwa- .lauenscher 139—141 Sher schlie- sich « A>, Sschlößchen e 0,7b wer, Gutz- und Gam- Chemnitzer te<-,78 le, Schön- rer waren mer Stein» der einmal Renten- t besondere er die Um- zegangenen tellten sich ols zeigten ente, so Landw. waren fest, zurück rten lagen me gestern I t von z nach: i5, 7.» — », 7.5«. — >, 2.», 8.45, ossen) 6.», «.so, tzen - Görlitz , 8.5«, 11.40 , 6, 7, 9.5», w. — Carls» 1t,», 12 45, t, 4.», 7.50, . 9,ro, 2.», 8 poldiSwalde, — Freiberg S.io, 111« — Großen- 9», 11.», - Glauchau, S, 12.o, 3, . 8.5«, 12.15, 3, 8.50. - 5, 8 », 9.50, 5, 2.ir, 2.,5, ), 11, 1l,». 11.45, 1.55 I (üb. Riesa) .,5, k, 7.», 10.55, 11.45, — Moritz» , 1.55 (nur — Mün- , 4.», s.w. 6, S.w. — 2.5, (8, 4.» - Naundorf 12.», 3 (nur Werkt.), 8.55 , 3,10, 7,10. 9.», 11.», Sonn- und », 11.». — g b, s, 3, d 8, 6uw, s, , 7.50, S.w, .5 (nur Sonn» 5 (nur Sonn» > (nur Sonn« i, 11,». — , 6, 7, S.w, 1>en-Neustadt — Stolpen- 5, 2.1«, 7.5«. issig od. Dur» 11.», 12.45, o, 2.10, 7.5«, 12.45, S. - g u. Brünn) b. Prag). - — Zittau (üb. 8.5«, 10», (üb. Bischof». lche in echt en Berein >ÄA" 0,1.-« zum Besten iftigen Jn- ben, ergeht Sitte, drm- ce Aufträge xpeditton, der Welt in und daher Irt zuQri- tdrvvifton, »densvesen ige Blätter zu erteilen, n Lrelleu- »Invalide», -Bureau, rkauf für nd das Re» «iöuixl. llvrlo le». M185 vo«»8»pr«l», l» ss»»»»» Lalod«! ^übrlicbr.... 18 blurü. ^Mbrlieb: 4 blarü 80 kk. Linaalu« dlumiuor»: 10 kt. Laaaarbald äo» koioboa tritt koat- unä 8tswp«I,u,cbl»^ Uü»u. ltuütluälxuuss»x«düdrvu: ?ür 6«n kaum «iuvr uonpaltonon 2ails ülsiuor Lobrikt 20 lV. vutor „Liugoauuckt" äis LeUs 80 kV. 8«i Vabollso- und 2iüvru»»tr «otapr. XukaoblaK. Lraelivlueur H^Uob mit ttuauatuu« äer 8ouu- unck kaiortu^a »b«n6,. k'srv^prscti^LseUIu»: dlr. 1298. Freitag, den 12. August, abends. DresduerZoimml. Für die Gesamtleitung verannvorMch: Dtto Banck, ssrofeffor der Litteratur- and Kunstgeschichte. 1887. 35tu»U»« ra» LuNNuNlU»»^» « lwtpatU: Lra^talottor, OommimiouLr äo» llraackuor Sourual»; Luadar, LarU» -Vta» - l^tpit, >»»^->r,^»»-rr»»üt»rt ». ».. //a«en«te»n <9 8«elt»-Vt«»-S»»d»iA- ?r»U - I.«tpii, - rr»»kkar» ». ».-Usoek«»: Luck Lk««« , kart, 1w»äoa -r«rU» er»»»tarr ». IS - »tattgart: klaub« ck L.0.. 3«rU»: knvalickeuckaut,' OdrUt»: (k. LküUer« Lacb/o/j/«',. Lam»or«r: </ Scbck»t«r,' n»u« ». >. i /. Larct <9 vo. U«e»u»8«dor: Tüm^t. L»p«<1jtiou äo» l>r«»cku»r konrnul», 1lr«aävo, 2reinesretr. 20. k«ruapr«eb-ltu»<rl^u,,: lkr. 1298. Ämtlichcr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Wäschsteiger Lichtenberger bei Himmel fürst Fundgrube hinter ErbiSdorf da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Babelsberg, 12. August. (Tel. d. DreSdn. Journ) Sr. Majestät der Kaiser ist heute um 1V Uhr iu bestem Wohlsein hier etngetroffen. Heidelberg, 12. August. (Privat.-Tel. d. Dresdn. Journ.) Der sächsische Kriegerertrarug ist bei präch tigem Wetter um 10 Uhr glücklich hier ringetroffen und wurde jubelnd empfangen. Stra-burg i. E., 11. August, abends. (W. T. B ) Der Statthalter Fürst v. Hohenlohe ist heute abend von Auffee hierher zurückgekehrt. London, 11. August, abendS. (W. T. B.) Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Kron prinzessin begab sich beute nachmittag mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe und mit der Herzogin von Edingburgh von East-CoweS auS in der Königl. Dacht „Victoria and Albert" nach Southampton und besuchte den auf der Reise von Bremen nach New-Dock dort ringetroffenen Dampfer deS Norddeutschen Lloyd „Trave". An Bord deS letzteren befand sich zum Empfang der deutsche Konsul Keller von Southampton. Der englische Botschafter Malet ist heute abend auf seinen Posten in Berlin zurückgereist. Unterhaus. Labouchere beantragt die Ver tagung deS HauseS behufs Erörterung der Be ziehungen Englands gegenüber der türkischen und ägyptischen, sowie der russischen und französischen Regierung hinsichtlich der jüngst wegen Ägyptens beabsichtigt gewesenen Konvention. UnterstaatS- sekretär Fergusson verteidigt daS bezügliche Lor- gehen der Regierung und erklärt, jede von Eng land bezüglich Ägyptens eingegangene Verpflich- tuvg müsse aufrecht erhalten werden, ein Rückzug der englischen Truppen auS Ägypten sei unmög lich, bi» die übernommene Aufgabe erfüllt sei, eine Reduktion der Steuern in Ägypten sei unthunlich, wenn Ägypten seinen Verpflichtungen gerecht wer den solle. Die Pflicht Englands sei übrigens nicht nur, die in Ägypten übernommene Aufgabe zu erfüllen sondern auch darauf zu sehen, daß die Sicher heit deS Suezkanal» vollständig fichergestellt werde. Im Fortgang der Beratung erklärte der Schatz- kanzler Goschen, eine Ermäßigung der Zinsen der ägyptischen Staatsschuld erscheine allerdings er wünscht, es hänge dies aber nicht von England allein ab, auch die andern Mächte müßten konsul tiert werden, von denen die Ansichten der ägyp tischen BonSinhaber geteilt würden. Die englische Regierung werde ihr Möglichstes thun, eine be friedigende Lösung der ägyptischen Finanzfragen zu erlangen und in diesem Sinne auch bei den andern Mächten zu wirken. Labouchdre zog darauf seinen BertagungSantrag zurück. Oberhaus. Bei der Beratung eines vom Unterhause zu der irischen Bodengesetzbill be schlossenen Amendements erklärte Lord Salisbury, die Regierung habe dir ursprüngliche.Fassung vor- gezogen, eS würde aber ein großes Übel gewesen sein, wenn die Regierung die Bill zurückgezogen hätte, denn die Zurückziehung der Bill hätte leicht, früher oder später, zur Auflösung deS Parlaments fükren und die loyalen Wähler hätten sich auf diejenige Seite stellen können, welche die Regie rung alS für die Existenz deS Reichs absolut ge fährlich erachte. London, 12. August, früh. (W. T. B.) DaS Oberhaus beriet über die Amendements deS Unter- HauseS zur irischen Landbill. Mehrere Abänder ungen wurdrn nicht genehmigt, so daß die Bill an daS Unterhaus zurückgeht. DaS Unterhaus nahm die zweite Lesung der Bill an, welche Bauern den Erwerb kleiner Grundstücke zu erleichtern bestimmt ist. Hull, 11. August, abendS. (W.T B.) Heute nachmittag brach in einer der Firma Laverick and Goddard gehörigen Sägemühle ein Feuer auS, daS mit reißender Geschwindigkeit um sich griff und 25 an die Mühle angrenzende Wohnhäuser in der Albert Street teils gänzlich zerstörte, teils schwer beschädigte. St. Petersburg, 12 August. (Tel.d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal de St. PeterSbourg" schreibt: Die guten und friedlichen Worte, welche Marquis v. Salisbury bei dem Bankett im Mansionhouse gesprochen, werden zweifellos überall mit Genugthnung ausgenommen werden. Wir wollen gern hoffen, daß die Ereignisse diese fried lichen Versicherungen rechtfertigen mögen. Widdin, 11. August. (Tel. d Dresdn. Journ.) Der Prinz Ferdinand von Coburg verließ Orsowo um H6 Uhr und begab sich auf einen Orient dampfer der Donaudampfichiffahrtsgesellschaft. Um 1 Uhr traf der Prinz mit der festlich geschmückten bulgarischen Dacht zusammen, auf welcher die Re- genten, die Minister und zahlreiche Offiziere sich befanden, welche den Prinzen mit unausgesetzten Hurrahrufen empfingen, während die Musik die Hymne „Maritza" anstimmte. Der Prinz mit seinem Hofstaate begab sich auf die Brücke, wäh- rend die Regenten und andere Personen daS Prinz- liche Schiff betraten. Stambuloff verlaS in fran zösischer Sprache einen Willkommengruß, auf wel chen der Prinz einige Worte erwiderte. Bor der Ankunft in Widdin versammelt sich der Minister- rat, dem der Prinz von dem Texte de» Rund schreibens an die Mächte und der Proklamation an daS bulgarische Volk Kenntnis giebt. Widdin, 11. August, abendS. (Tel. d. Dresdn. Journ., Einem Telegramme der „AgeneeHavaS" zufolge lautet die Rede, mit welcher Stambuloff den Prinzen von Coburg bewillkommnete, wie folgt: „Namens der bulgarischen Regierung habe ich die Ehre, Ew. Hoheit an der bulgarischen Grenze will kommen zu heißen und Ihnen die Gefühle tiefer Er gebenheit und unbegrenzter Liebe des Volkes wie der Armee auszusprechen, welche mit Ungeduld den Er wählten des Volkes in ihrer Mitte zu sehen wünschen. Das bulgarische Volk wird niemals vergessen, daß Ew. Hoheit, indem Sie Vertrauen in die Zukunft be zeugten, in einem so schwierigen Augenblicke die Fahne, Ehre und Unabhängigkeit Bulgariens in die Hände zu nehmen geruhten. Möge die göttliche Vorsehung über das kostbare Leben Ew. Hoheit wachen, möge sie Ihnen beistehen, um das tapfere Volk Bulgariens zum Wohlergehen, zur Größe, zum Ruhme zu führen. Es lebe Ferdinand 1.!* DaS Schiff mit dem Prinreu traf um 6 Uhr in Widdin ein und wurde mit 100 Kanonenschüssen empfangen. Auf dem Kai war die Garnison der Festung aufgestellt. Eine dichtgedrängte Menschenmenge erwartete den Prinzen. Dieser, welcher in Uniform erschien, wurde vom Präfekten und Kommandanten empfangen und von der Menge mit großer Herzlichkeit begrüßt. Der Prinz nahm die Revue des aufgestellten Bataillons ab und be- gab sich sodann nach dem Stadthaus, woselbst er Abordnungen der Bevölkerung empfing. Später kehrte der Prinz auf daS Schiff zurück. Auf eine Ansprache deS Erzbischofs antwortete der Prinz Ferdinand mit folgender Rede, welche unter daS bulgarische Volk verteilt werden soll: „Einstimmig von den Vertretern des bulgarischen Volkes als Souverän gewählt, habe ich es als meine heilige Pflicht angesehen, sobald als möglich den Bo den meines neuen Vaterlandes zu betreten und mein Leben dem Glücke, der Größe und der Wohlfahrt meines vielgeliebten Volkes zu weihen. Indem ich auS der Tiefe meines Herzens dem tapferen bulgari schen Volke für daS Vertrauen danke, welches dasselbe m mich gesetzt, und für die Gefühle der Ergebenheit und Treue, welche dasselbe mir gegenüber beseelen, bin ich vollkommen überzeugt, daß es mir helfen wird in meinen Bemühungen für die Hebung und Ent wickelung unseres Lande- und zur Erreichung einer glänzenden und glücklichen Zukunft. Möge der all mächtige Gott Bulgarien beschützen, möge er uns in der Erfüllung unserer Pflicht Beistand leihen. Konstantinopel, 11. August. (Reuters Office.) Der türkische Kommissar Riza Bey ist von Sophia zurückberufen. New-Dork, 11. August. (W. T. B.) Durch einen Unfall, welcher einem Eisenbahnzuge zustieß, alö derselbe über den Niagara fuhr, fing die Brücke Feuer, infolgedessen der Zug in den Strom stürzte. ES find bis jetzt 70 Leichen aufgefunden. Die Zahl der Toten und Verwundeten dürfte sehr beträchtlich sein. Dresden, 12. August. Die staatsrechtliche Stellung des Groß herzogtums Luxemburg. Von Belgien auS wurde vor kurzem die sogenannte luxemburger Frage in Anregung gebracht. Natur gemäß fanden die von dort aus erhobenen Ansprüche die unseren Lesern bereits bekannten Erwiderungen in der deutschen und luxemburgischen Presse. Neuer dings begegnen wir einer von ganz unbeteiligter Seite kommenden, durch ihre Sachlichkeit und Klarheit sich auSzeichnenden Darstellung der Angelegenheit im Wiener „Fremdenblatt". Das genannte Blatt schreibt: Seit einiger Zeit beschäftigt man sich in Brüsseler Korrespondentenkreisen angelegentlich mit einer neuen europäischen „Frage", deren mühevolle Entdeckung in unserer fragenreichen Zeit entschieden zu den über flüssigsten Sommervergnügungen zählt. Die „luxem burgische Frage" ist es, die man mit mehr Eifer als Geschick aus ihrem Grabe zitiert und mit unendlichem Behagen in die Breite zerrt. Gerüchte, welche vor einigen Wochen über den schwankenden Gesundheits zustand des Königs der Niederlande und Grobherzogs von Luxemburg im Umlaufe waren, hatten hingereicht, schwungvolle Federn in Belgien und benachbarten Gegenden in Thätigkeit, und eine Fülle von Erb folgeweisheit in Umlauf zu setzen, die sich immer nach einer ganz bestimmten Richtung hin zuspitzte, das heißt gegen die normale und korrekte Erbfolge im Großherzogtum Luxemburg, worauf mit bekanntem Scharfsinn eine Anzahl von Schwierigkeiten und im weiteren Verlaufe eine ganz willkommene „europäische Frage" zu stände gebracht wurde. Der Luxus dieser politischen Sommerarbeit liegt klar zu tage. Fürs erste scheint das Befinden deS Königs der Niederlande erfreulicherweise keineswegs jenen besorgniserregenden Charakter angenommen zu haben, der eine Erörterung der Thronfolge in seinen Staaten zur publizistischen Pflicht machen würde, fürs zweite aber ist die Erb folge für die Niederlande und Luxemburg heutzutage derart geregelt, daß ein Zweifel und ein Bedenken absolut unzulässig und ausgeschlossen erscheint. Die Sachlage ist selbst in weiteren Kreisen so ziemlich be kannt. In der jüngeren oder Ottonifchen Linie des HauseS Nassau (dem Hause „Nassau-Oranien"), welche gleichzeitig den niederländischen und luxemburgischem Thron inne hat, vererbt sich die Krone des König reichs Holland auch in weiblicher Deszendenz, so daß die derzeit 7 jährige Kronprinzessin Wilhelmine, das einzige Kind des Königs Wilhelm, einst zweifellos als Königin über die Niederlande herrschen wird; nicht dieselbe Erfolgeordnung aber gilt im Großherzog tum Luxemburg, wo das salische, die weibliche Tron- folge ausschließende Gesetz in Kraft ist und nach dem eventuellen Erlöschen des Mannsstammes seines gegen wärtigen Herrscherhauses die ältere oder Walramifche, das heißt herzogliche Linie des Hauses Nassau zur Succession berufen ist. Diese Thatsache steht fest; sie ist in den HauS- verträgen formuliert, in Verträgen der Niederlande mit anderen europäischen Mächten, in der Wiener Kongreßakte, im Londoner Vertrag u. s. w. anerkannt und in der luxemburgischen Kammer selbst vor nicht zu langer Zeit ausdrücklich betont worden. Es unter liegt also nicht dem geringsten Zweifel, daß in dem angedeuteten, aber derzeit keineswegs drohenden Falle der Chef des herzoglichen Hauses Nassau, Herzog Adolf, als der einzig erbberechtigte Nachfolger des gegenwärtigen Großherzogs den Thron von Luxem burg zu besteigen auserfehen wäre. Wenn man trotz dem diese Logik der Thatsachen zu bestreiten, die klaren Satzungen der Thronfolgeordnung zu läugnen unter nimmt und von einer „luxemburgischen Frage" spricht, wo keinerlei Anlaß zu einer „Frage" vorliegt, so läßt sich nur an den festen Willen glauben, eine solche zu schaffen und damit dem augenblicklichen Sensations bedürfnis abzuhelfen oder auf irgendwelche Weise den Keim des Unfriedens in die europäischen Verhältnisse zu tragen. Im Lande Luxemburg ist die Sehnsucht nach Erbfolgewirren durchaus nicht vorhanden; ebenso wenig dürfte die Bevölkerung des GroßherzogtumS über die Bestimmungen der wiederholt erörterten Thronfolgegesetze im Unklaren sein; die „Beunruhig ung" ist entschieden außerhalb der Landesgrenze zu suchen, wie ja auch die erste luxemburger Frage keineswegs vom Lande selbst aufgeworfen, sondern durch fremde Einwirkungen geschaffen worden ist. Auf diesen Umstand deutet die Provenienz all der Artikel und Korrespondenzen genugsam hin, die sich mit auf fallender Zärtlichkeit der luxemburgischen Angelegen heiten annehmen und mit übelgeheuchelter Besorgnis westliche Wetterwolken aus Anlaß dieser „Frage" am politischen Firmamente drohen sehen; darauf deutet auch die auffallende Beflissenheit, die deutsche Natio nalität des Herzogs zu Nassau hervorzukehren. Als deutscher Fürst soll er einem Lande verhaßt gemacht werden, dessen Bevölkerung zwar in ihrer erdrückenden Mehrheit deutsch, dem französischen Einflüsse aber be sonders zugänglich ist, und mit ihren Sympathien teil weise auf Seite des westlichen Nachbars steht. Eine „deutsche Dynastie", das ist das Schreckliche, was gewisse Brüsseler Korrespondenten und andere „Luxemburger" dem Lande erwachsen sehen und er sparen möchten. Es wäre uns unendlich leicht, durch eine einfache Aneinanderreihung der deutschen Dyna stien, welche heute europäische Throne zieren, den Be weis zu liefern, daß solche Herrscherhäuser dem Glücke ihrer Völker nicht nur nicht im Wege gestanden, son» Feuillkton. Lelia Nubien. von H. Keller-Jordan. (Forye-ung.) „Ach, Lelia, all das große, unnennbare Glück, das mich umfaßt hält, danke ich Dir, Deiner Großmut, Deiner Liebe " „Und Deinem anmutigen, anspruchslosen, seelischen Selbst, welche» Velten schon gefesselt hatte in der ersten Zeit Euerer Bekanntschaft." „Nein, nein, Lelia, Du erst hast es ihm möglich gemacht mich zu lieben, Du hast mich unterrichtet, veredelt, gebessert und schließlich bist Du es auch, die mit mütterlicher Hand mir ein Nest bereitet und alle bitteren Gefühle der Armut von mir nimmt. Wie soll ich das Dir jemals danken?" „Bist Du nicht meine Schwester, Carla? Hast Du mir nicht in den dunkelsten Stunden meines Lebens mit Deiner duldenden, treuen Liebe mehr, viel mehr gegeben, als ich Dir jemals vergelten kann? Etwas Liebe bedarf jedes Menschenherz, und als der Tod mir erst die Tante und Nora nahm — da warst Du e», die mit ihrer Liebe nach und nach wieder Licht in die Nacht meines Leben» gab." Lelia schwieg und senkte den Kopf auf der Freundin Schulter. Au» den tief gesenkten Wimpern rieselte eine Thräne nach der anderen über ihre Wangen. „Daß auch alle» damals auf Dich einstürmen mußte, Pu Armei Erft die Flucht Melanie», Onkel» Verzweiflung, Deine Sorge um ihn und das wider liche Arrangement mit dem Gelbe, welches Du so großmütig vor der Welt verborgen hieltest. O, Lelia, es dauerte lange, bi» ich nachher den lieben Gott wieder verstehen lernte, als er Dir dann auch noch Dein Kind nahm l" „Doch, Corla, doch, ich verstand ihn. Ich wußte, daß das Leben eine schwere Leidensschule für Naturen ist, wie die von NoraS Art und daß er mein armes Kind davor bewahren wollte. Mein tiefer Schmerz gilt nur mir selbst, weil ich sie nun für immer missen muß, die meines Lebens bestes Glück gewesen." Die Sonne war völlig untergegangen und durch die laue Luft flog, von einem sanften Südwind ge tragen, ein welkes Blatt auf LeliaS Schoß. „Der Vorbote deS Winters", sagte sie ernst, wäh rend sie es zwischen ihre Finger nahm und sinnend betrachtete. „Der letzte, den wir so schwesterlich zu sammen verleben, Carla. Wenn der Frühling wieder kehrt, dann bist Du weit, weit von hier." „Und Du wolltest wirklich nur die paar Monate in Italien mit uns bleiben und uns nicht nach Paris begleiten? Du weißt doch, wie sehr es auch Velten wünscht und hofft." „Ein junges Ehepaar muß allein sein, Carla, und dann bin ich auch wirklich noch zu jung, um meine Freiheit aufzugeben und mich, wie ein überflüssiges Vermächtnis, Euch einzuverleiben. Später vielleicht folge ich Euch, jetzt noch nicht." Lelia hatte ihren Kopf abgewandt und richtete ihre Blicke auf die fernen Bäume, deren Kronen sich immer verschwommener im Dämmern der Nacht neigten. Carla betrachtete ihr schön geschnittenes Profil. ,Lung, schön, reich", dachte sie, „und doch immer so grenzenlos traurig." „Und willst Du wirklich später allein hier wohnen in den großen, todstillen Räumen?" fragte sie. „Ich habe mir eingebildet", fuhr sie fort, als die junge Frau keine Antwort gab, „Du würdest Dich doch entschließen können, die Gemahlin Or. Lassens zu werden, der Dir, wenn auch im Alter verschieden, geistig ebenbürtig ist, wie kein anderer." „Die Gemahlin vr. Lassens?" fragte Lelia scharf, indem sie den Kopf umwandte und ihre feuchten Augen verständnislos auf die Freundin richtete. „Wie kommst Du auf den Gedanken, Carla,"' „Weil ich weiß, daß er Dich liebt, Lelia. Daß er seit dem Tage, au welchem Melanie verschwunden und Du seiner Hilfe bedurftest, all' sein Denken, Hoffen und Träumen in Dein Leben versenkt. Weil Dein Ergehen, Dein Leid, Deine Freuden es sind, die ihm daS Blut stocken oder strömen lassen. Weil er fast zusammenbrach, als er Dich am Sterbebett NoraS sah und sein Herzblut tropfenweise hingegebcn haben würde, um sie Dir zu erhalten. O, Lelia, so hat nie ein Mann ein Weib geliebt, wie er, der arme, einsame Mensch, der durch sein ganze- Jugendleben hindurch, von Sorgen gequält, die Schätze seines Empfinden» ausspeichern mußte, um sie jetzt reifen zu sehen in einer großen, fast heiligen Liebe zu Dir." ,^)r. Lassen? Mich? ' Ja, war sie denn so ganz und gar selbstisch in ihrem eigenen Leid versunken gewesen, daß sie da» nicht einmal bemerkt hatte uud daß e» ihr jetzt, bei Carlas Worten, auf einmal wie Schuppen von den Augen fiel? „vr. Lassen mich? Mich, Carla? Dann muß ich fort, fort für immer, da» ist ein trostloses Ver hängnis, denn das Weib l)r. Lassens, das kann ich nie werden!" Und sie legte ihre beiden Hände verzweiflungsvoll vor ihr Gesicht. „Lelia, Du bist noch so jung, bedenke das lange Leben, welches noch vor Dir liegt. Du achtest vr. Lassen wie keinen zweiten Mann, er ist begabt, gelehrt, von einer Reinheit des Charakters, dem nie mand, der ihn kennt, umhin kann, Gerechtigkeit wider fahren zu lassen. Er ist einsam wie Du, Beide habt Ihr dieselben Interessen, Lelia, Du würdest ihn zum glücklichsten Menschen machen". Die junge Frau hatte eine lange Weile, ohne eine Antwort zu geben, regungslos dagesessen. Der Abend stern war inzwischen an den Himmel getreten und spiegelte sein glänzendes Licht in der Elbe. Carla störte sie nicht. Es schien ihr fast Verbrechen, so viel Glück in sich zu tragen, einer so sonnigen Zukunft entgegen zu gehen, während die Freundin, die e» so viel mehr wert war, wie sie selbst, der sie alles ver dankte, so traurig in die Welt sah. Auch ihre Feder ruhte ja seit ihres Kindes Tod, und so sehr sie sich auch zusammennahm, Carla wußte eS. wie zerstört eS in ihr war. „Komm, Carla," sagte Lelia, nach einer langen Weile in ruhigem, beinahe heiterem Ton, indem sie sich erhob, „komm, eS wird kühl und wir sehen Gespenster. Wir wollen Thee trinken und uns bc- baglich zu der Lampe setzen und uns gemeßen, so lange wir UNS noch haben." (Kortsetzaag folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite