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Dresdner Journal : 08.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-08
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1887
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W181. l, k»»»«» L«t«^«: ^UtrUodr. . . . 1» rt-^rk. ^LUrtieü: 4 60 kk. Lm»«!»« Hunuuvrv: 10 kL LniiirkLldä«, ä«otx:l>«» ltotvl»«» tritt kort- u»6 8t»wp«I,Q^U»^ iÜL»U. ^»LaLäikHsr^odvdi-e»: ?ür 6so k»ura sivsr «oip^Itovsv 2«ils ^Ivü»»r Sctu-ikt >0 kt. Ovt»r „Lu»g»>»vät" äi« 2sU« KO ks. ö«i 1'»d«U«o- voä 2iü«rv»»t» «vtrpr. Xat»otü»^. Lr»ek«lL«>: ^tUllok »it ^vivLtuv« äsr 8ovv- u»ä koiort»-» »dsoär. ksrvsprooli-^llrotllll,,: Ur. 1195. Montag, den 8. August, abends. 1887. Dres-MrAoimml. Für Oie Gesamtleitung verantwottlich: Dtto Banck, Professor der titteratur« und Kunstgeschichte. ro» »»«M-tt«» I^ipilU: /»> 6ovuiü«io»Lr «io« Dro—io« ^ovrvol»; S»»d^ - >«rU» - Vt» - >«»«l >r»^« er«vkNlr» N.: Üaa««»«t«»^ -4 I«rUv-Vt«v-U»»dvU kr»U-L«tMi -rr«Lk1»r» Lko«»«, k«rt« Lo»ckoo - I«rUv - krrvkt^rl » » <e 6o..' S«rUv: /»»v«U,«1«»«ianL, OdrUt«: v. L5«Ut«'« N»vL«v«r! 0 L«^«i«r,' L»U« I: Laret «t 60. Uvr»v»8«d«r r Uümzi. LipsUiltov «to» Orssävor <iour»»I», Orostisv, Lviozoritr. >0. ksrv,pr«oU-^L»oi»Ia«: l^r. 1105. Amtlicher Teil. DrrSdea, 4. August. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Johann Carl August Brüchner in Großschweidnitz das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß die dem Lotterie-Collecteur Franz Martin zu Wilkau, dem vormaligen Lotterie-Eollecteur Chr. Friedrich Heinrich Haubold zu Roßwein und der Stationskasse der Staatseisenbahn zu Elsterberg über tragen gewesenen Altersrentenbank-Agenturen auf gehoben, dagegen den Lotterie-Collecteuren Friedrich Otto Bertram zu Chemnitz, Earl Bernhard Wolff zu Elsterberg, Earl August Reichel zu Löbenhain, Earl Otto Hochgemuth zu Plauen bei Dresden, C. Grabner zu Reichenbach i./B., Theodor Bruno Richter zu Roßwein und Oscar Luprian in Firma G. Luprian zu Schön berg bei Brambach Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind. Dresden, den 5. August 1887. Finanz-Ministerium. Für den Minister: von Thümmel. Bervot. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von 8 11 der ReichsgesetzeS gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemocratie vom 21. October 1878 das angeblich im Druck und Verlag der Vereinsdruckerei Höttingen, Zürich, Schweiz erschienene Flugblatt, beginnend mit der Ueberschrift: „Zur AufklärungI An die Wähler des IV. Reichstagswahlkreises" und endigend mit den Worten: „keine anderen Feinde, als die Feinde des Volkes >' verboten. Dresden, den 8. August 1887. Königliche Sächsische Kreishauptmannschaft. von Bosse. Nichtamtlicher Leit. Ke le graphische Bachrichten. Göttingen, 7. August, früh. (W. T. B.) An den Empfang deS Kultusministers v. Goßler und der Professoren der Universität, der gestern abend kurz nach der Ankunft Sr. König! Hoheit deS Prinzen Albrecht stattfand, schloß sich ein Souper von 45 Gedecken, an welchem der Minister und die Professoren teilnahmen. Dem Kultus minister v. Goßler ist von Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Albrecht, Regenten deS Herzogtums Braunschweig, daS Großkreuz, dem Professor Wil- Helm Weber unter gleichzeitiger Ernennung zum wirkl Geh.-Rat der Stern deS GroßkreuzeS, dem Professor v. Jhering daS Kommandeurkreuz erster Klasse, dem geh. Regierungörat Althoff ln Berlin daS Kommandeurkreuz zweiter Klaffe vom Orden Heinrichs deS Löwen verliehen worden. Eine große Anzahl anderer Professoren wurde ebenfalls durch OrdenS- und TitelSverleihungev ausgezeichnet. Göttingen, 7. August, abends. (W. T. B.) Universität-- Jubelfeier Vormittag- Kl1 Uhr begann der FestgotteSdienst in dcr UuivcrfitätS- kirche, zu welchem sich dir Lehrer der Universität von der Aula auö in feierlichem Zuge begeben hatten und welchem auch Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht beiwohnte. Um 12 Uhr folgte Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht einer Ein ladung der städtischen Behörden und der Stadt verordneten zum Rathause, die Studentenschaft mit den Festgästen hatte sich auf dem Markte ver sammelt. Nachmittags fand großes Volksfest auf dem Rohro und abrndS Zusammenkunft aller Teil nehmer in der Festhallt statt. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht wohnte beiden Festlichkeiten bei. Buda-Pest, 7. August. (W.T.B.) DerKönig von Serbien ist heute mit dem Kronprinzen nach Tatra-Fuered abgereist. Rom, 7. August. (W. T. B.) Der König lehnte die Demission deS Kabinetts ab und er nannte den Minister des Innern CriSpi auf An trag deS MinisterratS interimistisch zum Minister deS Äußern. Rom, 7. Aug. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Reform«" meldet: die interimistische Leistung deS Ministeriums deS Äußern werde in den Händen CriSpiS verbleiben, bis eS gelungen, hoffentlich in kurzer Zeit eine Persönlichkeit zu finden, welche befähigt wie geneigt sei, den Posten anzunehmen, der infolge der glücklichen Lage Italiens heute weniger schwierig sei als in der Vergangenheit. DaS Ministerium bleibe bezüglich der Personen wie deS Programmes, daS eS sich gestellt, dasselbe könne sich aber immerhin alS ein neue- Kabinett bezeichnen, daderAbgang eine-Ministerpräsidenten, und der Antritt eines neuen keiaenfallS ohne Be deutung bleiben könnten. Dem neuen Ministerum sei die Aufgabe gestellt, während der Parlament-- fetten sich zu entwickeln und sich bei dem Wieder- Zusammentritt durch die Thronrede feierlich ein- zuführeu. * Sophia, 7. August. (Tel. d. DreSdn. Journ) Einer Meldung der „Agence HavaS" zufolge haben sich die Minister auf Veranlassung de- Regenten nach Rustschuk begeben. Moskau, Sonntag, 7. August. (W. T. B.) Da» Leichenbegängnis KatkoffS hat gestern unter großer Beteiligung der einheimischen Bevölkerung und zahlreicber auswärtiger Deputationen statt- gefunden. Der mit Kränzen reich geschmückte Sarg wurde zum Friedhof, getragen. Am Grabe waren gleichfalls reiche Blumenspenden niedergeleat. Al- Rednet traten am Grabe auf: Stanischess, Nasa- reffSki, Astafieff, KulakowSki und Scharapoff. Dresden, 8. August. Die Kaiferzufammenkunft in Gastein. Mit herzlicher Freude richteten sich in Deutschland und Oesterreich-Ungarn die Blicke auch in diesem Jahre nach dem Wildbade Gastein. Wieder wurde der Frie densbund zweier großer Reiche erneuert und die innige Freundschaft bestätigt, welcher das ehrwürdige Ober haupt des Deutschen Reiches mit Kaiser Franz Joseph verbindet. Große politische und Handelsinteressen ver knüpfen beide Reiche; Deutschland, während es in fried licher Arbeit sich den handelspolitischen und sozialen Reformen widmet, hat über die Erhaltung des Frie dens zu wachen angesichts der fortdauernden Auf reizungen unserer westlichen Nachbarn. Oesterreich- Ungarn hat seine Stellung in den Donauländern zu wahren, es ist zugleich der Vermittler des deutschen Handels nach dem Osten, so daß Deutschland auf das lebhafteste wünschen muß, daß ihm seine Machtstellung dort erhalten bleibe. Das Bündnis mit dem Deutschen Reiche ist die Grundlage der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns geworden. Schon oft hat der deutsch-österreichische Bund das bedrohte europäische Gleichgewicht hergestellt; insbesondere seit der letzten Zusammenkunft beider Monarchen am 8. August v. I. war der Friede mehrfach in Frage gestellt; dennoch gelang es die Gefahren abzuwenden und die Ruhe zu erhalten. Die Ereignisse der letzten Monate haben dem Bund einen innigeren Zusammenhang verliehen. Im Hinblick auf die neue in Gastein erfolgte Bestätigung desselben dürfen wir die frohe Zuversicht hegen, daß er auch in dem künftigen Jahre feinen vorbeugenden und ausgleichenden Einfluß geltend machen wird. Er blieb während des Wandels der Dinge in den letzten Jahren unverrückbar bestehen und bleibt auch in Zu kunft der Hott deS europäischen Friedens. Und in der That, auch für den kühlsten Verstand Vertrauen erweckend ist das Bündnis zwischen Deutschland und Österreich. Es beruht aus einer ab solut zwingenden politischen Notwendigkeit, wie die „Schles. Ztg." in Folgendem auseinandersetzt: „Weder in Wien noch in Berlin verfolgt man in bezug auf dritte Staaten Interessen, welche denen des verbündeten Staates widerstreben. Weder Oesterreich noch Deutschland planen Veränderungen der Karte Europas. Eigentliche Gegensätze können also nicht leicht hervortreten. Schlimmsten Falles könnten sich die Ver hältnisse nur dahin gestalten, daß der eine Teil gleich gültig zusähe, wenn vitale Interessen des anderen ver letzt würden. Thatsächlich würde beispielsweise Deutsch land seinerseits wenig davon berührt werden, wenn Italien sich Triests und Welsch-Tirols, oder wenn Rußland sich eines großen Teiles der europäischen Türkei bemächtigte, und ebenso würde Oesterreich- Ungarn kein wesentliches eigenes Interesse gefährdet fehen, wenn die Franzosen zur Eroberung Elsaß-Loth ringens schreiten und den Dänen wieder zum Besitze von Kiel verhelfen wollten. Der Jndifferentismus des einen Teils gegenüber schweren Schädigungen des anderen wäre also die einzige Eventualität, mit der daS dem Bündnisse widerstrebende Ausland rechnen, von der es dessen Verfall erhoffen dürfte. In gewissem Maße hat daS Bündnis nach dieser Richtung hin schon die Probe bestanden. Beruht doch der ganze Haß, mit dem uns die Russen zur Stunde bedenken, einzig in der Überzeugung, daß Deutschland ihnen infolge des Bündnisses Österreich gegenüber nicht freie Hand lassen werde. Aber die Gefahr, daß das Bündnis infolge indifferenter Haltung deS einen Teils bei eintretender Verletzung wesentlicher Interessen des anderen schließlich im Sande Verliese, wie eS beispielsweise bei der aus dem Jahre 1853 stammenden westmächtlichen Allianz der Fall war, würde doch dauernd obwalten, wenn nicht bestimmte Garantien für gegenseitige Unterstützung gegeben wären. Kundgebungen aus ministerieller Sphäre lassen keinen Zweifel darüber, daß in dieser Be ziehung bestimmte Verpflichtungen vertragsmäßig fest gelegt sind. Wie weit dieselben gehen, d. h. in wel chem Falle der e»sus koeäsris als gegeben gelten soll, ist ein Geheimnis der Diplomatie. Nicht unwahr scheinlich klingt die schon vor Jahren in Umlauf ge langte Version, daß der eine Teil verpflichtet sein solle, dem anderen mit den Waffen zur Seite zu treten, wenn dieser von zwei Großstaaten gleich zeitig bedroht oder angegriffen werde. Diese Verlautbarung ist indeß unverbürgt, und ganz zweifellos beruht der gewaltige Respekt, den das ge samte Europa dem Bündnisse zollt, weit mehr auf den Garantien, welche dasselbe seiner innersten Natur nach Fnnlleto». Königl. Hoftheater. Sonntag, 7. August folgte der am Freitag gegebenen ganz vorzüglichen Auffüh rung der Oper „Merlin" eine gleich vorzügliche des „Tannhäuser* von R. Wagner. Hr. Nebuschka vom Etadttheater zu Bremen gastierte darin in der Pattie deS „Landgrafen Hermann* mit sehr günstigem Er folge. Seme genügend kräftige Baßstimme ist von kernigem, festem und gleichmäßigem Klange, verbunden mit guter Aussprache im Piano, mit Reinheit und Noblesse des TonS. Sein Vortrag erwies sich ver ständig in der Deklamation und im Ausdruck, befrie digend deutlich in der Aussprache und musikalisch sicher: nur öfter zu kurz in der Tongebung und zu wenig Legato behandelt. Eine meisterhafte Leistung gab Frl. Malten al» „Elisabeth* und ihr zunächst Hr GudehuS in der Titelrolle. Die übrigen Mit wirkenden, von denen Hr. Scheidemantel und Frl. Friedmann hervorgehoben seien, schlossen sich mit trefflichen Ausführungen an. E. B. Letta Rubinu vou H. Erller-Jorda« „DaS ist zu arg", keuchte sie jetzt mehr, als sie sprach, indem sie sich auf da» Sopha zurück warf, „das ist zu arg. Wie ein Spion erbricht man meine Kom mode, fucht nach allen möglichen Scheußlichkeiten und will mir den Besitz einer unschuldigen Brieftasche, die mir einmal eine Spanierin verehrt, zu einem Ver brechen stempeln. Sie geben mir sofort diese Brief tasche, mein Herr, und erklären mir, wie Sie zu der Frechheit kommen, mir meine Zimmer zu durchstöbern und mich wie eine Delinquentin inS Verhör zu nehmen?" und abermals machte sie einen vergeblichen Versuch, dieselbe zu erhaschen. „Wie ich dazu kam, gnädige Frau? wie ich dazu kam?" und der Mann machte diesmal ein wirklich schlaues Gesicht, „ganz einfach deshalb, weil ich einen gewissen Brief von einem gewissen Jemand erhielt, der mir den Rat giebt, die Handlungen meiner Ge mahlin besser zu kontrolieren, ihre Rendez-vouS zu hintertreiben und namentlich in ihren Sachen eine Panamabrieftasche zu suchen, die Herrn Theodor Rubien sterbend abhanden gekommen sei " Während Andersen langsam sprach, hatte sich das Gesicht seiner Frau nach und nach fast zur Unkennt lichkeit verzerrt, und ohne zu überlegen, schrie sie mehr, als sie sprach: „Wer hat den Brief geschrieben?" Andersen öffnete langsam mit seinen gepflegten Händen die Brieftasche, und überreichte seiner Frau den Brief, der sich in einem eleganten, weißen Couvert befand. Sie betrachtete ihn, nachdem sie ihn mit gie rigen Augen durchflogen, von allen Seiten. Die Handschrift war offenbar die eine» Herrn, aber sie war chr unbekannt. Fast stieg der Verdacht in ihr auf, al» könne e» Gregor v. Labinoff sein, der ihn versaßt, denn der Brief war ohne Unterschrift und trug den Poststempel der Stadt. „Boshafte Verleumdung", schrie sie wütend, indem sie den Brief in Fetzen riß und dieselben ihrem Manne, al» wären e» Steine, die ihn zerschmettern könnten, in» Gesicht schleuderte. „Der kommt von nie mand anderem, als von den Helfershelfern der soge nannten armen, kleinen Frau, die in ihren dunklen Augen, mit denen sie auch Dir den Kopf verrückt hat, mehr Bosheit birgt, als alle Deutschen zusammen haben", und sie warf sich zurück in daS Sosakissen und versuchte zu weinen, indessen ihre Wut verhin derte sie daran. „Jedenfalls", sagte Andersen, indem er jetzt, von ungeheurem Mute beseelt, seine Frau sogar ansah, „jedenfalls ist Derjenige, der denselben geschrieben, sehr vertraut mit allem, was Du gethan hast." „Vertraut? Vertraut? Die Hexe hat jedenfalls einmal diese Brieftasche zwischen meinen Sachen liegen sehen und benutzt e» nun, daß ihr verstorbener Mann eine ähnliche besessen hat." „Und dennoch ist eS diejenige Nubiens", sagte Andersen, indem er jedes Wort langsam und gemessen betonte, „denn zwischen dem Futter und der äußeren Decke befand sich ein vergilbter Brief von Damen hand, den er ohne Zweifel als theure» Andenken da verborgen und aufbewahrt hatte, und somit war die Aussage der gnädigen Frau, dieselbe von einer Spa nierin zum Geschenk erhallen zu haben, ein Irrtum." „Ein Brief von Damenhand? Was geht das mich an, dann hat diese heuchlerische Creolin meine Brief tasche vertauscht und diejenige ihre» Gemahls an die Stelle gelegt." Andersen hatte dieselbe geöffnet, nahm ein ver knitterte» Papier heraus, trat hinter seine Gemahlin, doch so, daß sie ihn nicht fassen konnte, und hielt ihr da- Blatt vor die Augen. „Kennen Sie diese Handschrift, gnädige Frau", beiden vertragschließenden Teilen bietet, als auf schrift lichen Stipulationen. Für Deutschland liegen diese Garantien in der positiven Gewißheit, daß Rußland ihm sofort zu einem festen Bunde die Hand reichen würde, wenn eS durch die Haltung Österreichs ge- iwungen wäre, sich von diesem loszusagen. Denn was könnte Rußland willkommener sein, als für feine Orient politik Österreich gegenüber freie Hand und gleichzeitig das starke Deutschland als Freund zur Seite zu haben? Selbst in dem kaum denkbaren Falle, daß Österreich das Deutsche Reich im Stich ließe, wenn dieses gleich zeitig von Frankreich und Rußland angegriffen würde, behielte diese Möglichkeit immer noch Bedeutung. Denn, wie die Geschichte in zahllosen Fällen zeigt, werden auch mitten im Kriege die Allianzen gewechselt, Feinde werden zu Freunden, wenn schwer genug wiegende Interessen dazu auffordern. Rußland würde sich so fort von Frankreich lossagen und über Österreich hinweg den Weg nach Konstantinopel einschlagen, wenn Deutsch land ihm denselben erschlösse oder auch nur preisgäbe. Analoge Verhältnisse walten nach anderer Seite hin ob. Das junge Deutsche Reich, mit dessen Zer trümmerung sich der Köpfe noch genug befassen, würde es nie und nimmer wagen dürfen, die habsburgische Monarchie der Gefahr der Vernichtung zu überliefern. Eine Allianz mit Rußland könnte ihm daS Bündnis mit Oesterreich immer nur für den Augenblick, nicht aber für die Dauer ersetzen. Schiede Oesterreich aus der Reihe der Großmächte aus, verfiele es in irgend einer Weise der russischen Machtsphäre, dann würde die Allianz mit dem übermächtigen Nachbar im Osten nur Abhängigkeit von demselben bedeuten. Auf die Dauer würde der Zusammenstoß zwischen dem Halb- asiatentum und der europäischen Kulturwelt unvermeid lich sein. Es würde zu Kriegen kommen, wie sie seit den Tagen der Völkerwanderung nicht mehr geführt worden. Eine solche Wendung der Dinge hintan zuhalten, hat Deutschland um so mehr Grund, als es an Frankreich jeden Rückhalt entbehrt und überdies zunächst das Schlachtfeld für den mit elementarer Ge walt entbrennenden Völkerkampf liefern würde. Oester reich hat daher allen Grund, zu vertrauen, daß Deutschland festhält an dem Naturgemäßesten aller Bündnisse, die jemals geschlossen wurden Sollte das vielgefürchtete Bündnis zwischen unsern mächtigen Nachbarn im Östen und Westen wirklich zu stande kommen, so würde Frankreich im Kriege gegen die Zentralmächte doch nie freie Hand haben, solange es Englands und Italiens nicht sicher wäre. Und weil dem so ist, wird Rußland seine Bedenken, dieses Bündnis zu schließen, nicht so leicht fallen lassen. Zur Zeit existiert dasselbe nur in der Phantasie, während das Bündnis der Centralmächte fest begründet dasteht. Jenes Phantasiegebilde aber ist der einzige Stützpunkt der neuerdings wieder künstlich genährten Kriegsbe fürchtungen, unser festes Vertrauen in die Erhaltung des Friedens aber fußt auf der realen Wirklichkeit unseres Bündnisses mit Österreich und der aus diesem erwachsenen Gruppierung der Staaten Europas." Lasitsyeschichtr. Dresden, 8. August. Unser Berichterstatter schreibt: Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Nikolaus, sowie die Prinzessinnen Alexandra und Marie von Griechenland sind heute Uhr vorm. von Wien über Tetschen hier angekommen und nach kurzem Auf enthalt über Berlin nach Kopenhagen weitergereist. Dresden, 8. August. Der Präsident des evan gelisch-lutherischen Landeskonsistormms v. Berlepsch ist von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. * Berlin, 7. August. Über die Zusammen kunft Kaiser Wilhelms und Kaiser Franz donnerte er sie an, „dann werden Sie auch den In halt kennen und wissen, daß er von seiner früheren Geliebten geschrieben wurde, von derselben, die ihn später verließ, und die dann, nachdem er und sie an dere Pflichten übernommen hatten, ihre Komödie in so schändlicher Weise weiter spielte. Es war also nicht so, wie Madame mich glauben gemacht, daß er sie mit seiner Liebe vergebens verfolgte, sondern sie war eS, die ihre frühere Macht auf ihn wieder aus zuüben suchte und ihn, wie viele andere, in ihre Netze verstrickte." „Ich will nicht untersuchen"", fuhr er langsam fort, nachdem er mit zitternden Fingern das Blatt wieder unter das Seidenfutter schob, wo cs anfänglich ver borgen gewesen, wie weit das Verhältnis gegangen ist, aber ich war mir immer dunkel bewußt, daß Ihre Treue, gnädige Frau, möglicherweise eine Chimäre sei, an deren Vorhandensein ich lieber gar nicht glau ben wollte und mir deshalb auch nicht die Mühe gab, die Wahrheit zu ermitteln, aber wegen einer Sache möchte icy Sie um Auskunft bitten, Madame", und jetzt trat er dicht vor sie hin und sprach mit ge bietender Stimme: „Ich möchte Sir fragen, wo die 150 000 Mark geblieben sind, die Rubien einige Tage, bevor er starb, von seinem Bankier aus der Havana erhalten hatte? Er wollte damit die Hypothek auf das HauS ab tragen, um eS seiner Frau zu verschreiben DaS Geld, daS weiß man ganz gewiß, hat sich in dieser Brieftasche befunden? Melanie erhob sich wie eine Tigerin vom Sofa, trat auf ihren Gemahl zu und rief mit schreiender Stimme;
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