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Dresdner Journal : 06.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-06
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.08.1887
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» ern Her. M tttetgou» o Prück- !, Lcke da tober- matt. ^r-Ot- ember iolkig. lötaer) g, H-upt« Sio«r « d r, Prag» t»L. II ben in von ach: 7.»o — r.»o. — 1», k.«», l) s.»o, L», 8.»», »Görlitz so, 1t«« 7, S.ro, - Larlt- u, 12 «s, onn- und 11. »o. — 8, », I» , S.LL, », .SO, S.I0, ur Sonu- ur Sonn- ir Soni- t1,W. - 7, S.« < Neustadl Stolpm- !.r«, 7». od. Du;. .»», 12.«», !.>», 7.», LS, S. - . Brünn) !rag). - jiltau (üb. » 10.», Bischojt« g. b Auch ür die ir im Kurie kaum Umsätze n und t gan» bei ist ch ge- lapital hl an- sich in taktien gegen lagen f 198. SK,S0, ! Ein- jiesigen , wie neiden, s recht satzloS, etwas, > sa-hs- , 4^ ter letz« 1884er eigende letztere etwa- )essauer s billi- ustrie- beide stei- !rhos zu n, Bcr- ränderl >en sich g Veihen- srst. o, Sa, r > iS wald«, Freiberg o, 11l» Großen- », I I «, ilauchau, 12 », », 4>, 12.li, 8.S«! - .«>, S«, !.»,, 2 li, 1, 11,». LS, Iss b. Riesa) 6, 7.», s, 11.«», Moritz- .»» (nur - Mün- .«, S.io. S.io. — (s, 4.» »taundors », 8 (nm t-), io, 7,10. ^180. l, 4»-t»«N«» L«1«8«: Ikdrliob, .... 18 Ll»r^ ^^Lbrliob! 4 tzlmb 00 kk Lmaaln« Hummoru: 10 kt LuaaortuUd äoa äoutaoboa Lsicd« tritt koat- onä LtowpolouiolU»^ dinau. 4Lllüa<tlxni»8»8«düIlr«n r ?ür äso k»nm «ins« 2«r1s Uoioor 8cbritt 20 ?k. Ontor ,,Ling««Loä1" 6i« 80 kk. Loi l^bollou- nn6 2iü«rn«ita «utopr. AufactUs^. Lrnebol»«» t IRglloL mit ünmurtun« 6or 8ono- uuä koiortujx« »donäa. korssprovd-XLaoblua,: lkr. 1298. Sonnalend, den 6. August, abends. 1887. Drrs-nerIoumal. . Für die GesamUettung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur. und Kunstgeschichte. . 70» 4Mb8»ülL»^» mannRrt,, Lotxat,: F>. Ln^xiatott«', Oommimiouür ä«G 1-romlaor ^ouru»!»; Lamdnr» LorUu-Vloa - l^tpwG S»o«I->r»M»»-»r»»^1Nrr ». Laaaenat«»«» es 8orU»-»t«»-L»»d«rg- rm»-1.«tpM,-rr»LN1Na ». N.-»a»oN«: L»«i. Ako««, kart» Loaäoa -Norwi-Tnmkkart in. N.- NtnttUnrt: Ha»«8« F t'o.8«rUo: ZnvaK^oniiant,' SdrUta: t,. AtälUer» ^aeA/olo«',' N»u»»««r: Ü. Lobo!«i«r, N»U« ». I ! F. Laect F 6o. U»r»»»»«d»r r Louizl, Lnpoäitiou cl« Orooeioor ^ouriml», vrooclon, eivin^orntr. 20. ksruaprooü-Aoaoülo«! Ur. 1888. Amtlicher Teil. Die zum Geschäftsbetriebe im Königreiche Sachsen zugelassene Frankfurter Transport- und Glas- Bersickerungs-Actien-Gesellschaft erstreckt ihre Thätigkeit auch auf die Versicherung von Personen gegen die Folgen körperlicher Unfälle aller Art zu Wasser und zu Lande. Die Gesellschaft hat den Namen Frankfurter Transport-, Unfall- und Glas- Versicherungs - Actien - Gesellschaft angenommen und die Städte Dresden und Leipzig al» hierländischen Sitz beibehalten. Dresden, am 30. Juli 1887. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Fromm. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. Lend, 6. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser Kranz Joseph traf heute mor« gen 2 6 Uhr auf dem hiesigen Bahnhofe ein. Er begab sich zu Wagen nach dem festlich geschmückten Orte und stieg im „Hotel Straubinger" ab. Die Weiterfahrt nach Gastein ist auf 11 Uhr fest gesetzt. Prinz Reuß ist hier eingetroffen, um sich eben« falls nach Gastein zu begeben. Wien, 6. Augvst. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Blätter begrüßen sympathisch die Kaiser« begegnung in Gastein. DaS „Kremdenblatt" hebt hervor: Es sei in erster Linie dem mächtigen, un erschütterlichen Kriedensbunde, den Deutschland und Österreich-Ungarn in ihrer innigen Verbrüder ung repräsentieren, in der herzlichen, innigen Krrundschaft beider Monarchen, die sich in diesem Gefühle mit ihren Völkern einö wissen, zu danken, wen» in diesem Jahre Europa vor der entsetzlichen Katastrophe eines großen Kriege- bewahrt worden sei; auch ganz Europa, soweit eS einer Frieden-« Politik ehrliche Sympathie entgegenbringe, blicke vertrauen-voll auf diesen Bund, der gegen niemand seine Spitze kehre, der noch nie seine Ziele ver leugnet, noch nie seine mächtige, friedliche Ein wirkung versagt habe. London, 6. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Marqui- v. Hartington hielt gestern in Green- »ich bei einem unter dem Vorsitze John Bright- von den liberal-unionistischen Abgeordneten ge gebenen Festmahle eine Rede, worin er sagte: Die Zeit für eine engere Bereinigung der liberalen Unionisten mit der Torypartei werde nicht eher kommen, bi- diese mehr Neigung zeige, die Bahn des Fortschritt- zu betreten und bi- die liberalen Unionisten gewillt seien, annehmbaren Bedingungen znzustimmen. St. Petersburg, 5. August. (Tel.d Dresdn. Journ.) In Moskau trafen Floquet, Dürouldde, Laur «nd 19 Vertreter der französischen Presse zur Beerdigung KatkoffS ein. Der „Neuen Zeit" zufolge übernimmt KatkoffS Sekretär PetroffSky einstweilen die Leitung der „Moskauer Zeitung". 7 ' > — —— Dre-den, 6. August. Großbritanniens Wehrkraft zur See. Bekanntlich hat die vervollkommnete Technik, die hohe Entwickelung, welche die Verwendung de» Dampfe» und der Elektricität genommen, die Erfindung der Kunst, Roheisen in Gußstahl zu verwandeln und da raus die gewaltigsten Geschütze und stärksten Panzer platten darzustellen, eine vollständige Umwandlung der Kriegskunst zu Lande und zur See bewirkt. Das Schiff ist zu einer Maschine geworden, bei welcher die Kunst des Segelns in den Hintergrund getreten ist gegenüber der Spannkraft des Dampfes Die Anlage von durch den elektrischen Funken entzündbarer See minen, die Vervollkommnung der Torpedos und Tor pedoboote ward zu einem Gegenstände ständigen Stu diums der Ingenieure. Mehrere europäische Staaten, welche früher keine Seemacht besaßen, das deutsche Reich, Österreich-Ungarn und Italien widmen sich mit Eifer der Entwickelung ihrer Marine, zum Schutze ihres Handels und ihrer Küsten. Andere, wie die Königreiche der Niederlande und Portugal sind aus der Reibe der Seemächte so gut wie ausgeschieden. Vielfache Meinungen sind im britischen Parlament und in der Presse in den verflossenen Monaten über die Marine Großbritanniens aufgetaucht. Neuerdings bringt der über englische Angelegenheiten wohlunter richtete „Hamburgische Korrespondent" darüber eine Betrachtung, welcher wir folgendes entnehmen. An- knüpsend an die kürzlich stattgehabte Flottenschau prüft derselbe die Frage, über welche Streitkraft zur See Großbritannien heute verfügt. „Die Flotte ist für England das Hauptwerkzeug seiner Macht und seiner Weltstellung," sagt der Ver fasser, „ihre Siege von La Hogue bis Trafalgar haben vor allem das Reich gegründet und zur ersten See macht erhoben; sie bildet das Verbindungsglied der über den Erdball zerstreuten Teile der Nation, sie soll den Angriff des Feindes abwehren, ihn schlagen, die Handelsschiffe auf allen Meeren schützen, und verhin dern, daß den britischen Inseln die Zufuhren abge schnitten werden. Ob sie das leisten kann und was sie leisten kann, weiß heute niemand, denn sie ist seit 1815 auf keine entscheidende Probe gestellt worden. Die Wahrscheinlichkeit aber spricht nicht dafür, daß sie diesen Aufgaben gewachsen sei. In die Zeit, seit sie sich zur höchsten Stärke erhob, fällt die vollständige Veränderung aller Bedingungen des Seekrieges. Ihre Überlegenheit beruhte^vor allem auf der Manövrier fähigkeit der großen Schiffe, gewährleistet durch ihr ausgezeichnetes Matrosenmaterial. Die Hantierung eines Dreimasters war aber viel leichter, als die eines heutigen Panzerschiffes, weil dasselbe eine unendlich viel zusammengesetztere Maschine ist, als das größte Segelschiff. Die Bewegung wird heute von einer ge ringen Zahl Maschinisten besorgt, aber sowohl um das Schiff richtig zum Schuß, wie außerhalb der entschei denden Kraft der feindlichen Geschosse und Torpedos zu bringen, als auch um den Zusammenstoß mit Freund und Feind zu vermeiden, der eS bei der Wucht der Bewegung sofort in Lebensgefahr stürzen kann, ist eine meisterhafte Berechnung und Führung notwendig. Da bei ist aber die Güte des schwimmenden Materials weit mehr maßgebend als früher. Wenn schon in dem Kriege von 1812 bis 1815 die Amerikaner den Eng ländern so großen Schaden zufügten, weil sie die raschesten Segler hatten, so kann heute vollends ein schwaches, langsames Schiff mit der ausgesuchtesten Mannschaft nichts leisten gegen ein starkes, schnelles. Der Befehlshaber ist der Leiter einer großen Maschine, und wenn diese nicht ihrem Zwecke entspricht, so nützt der genialste Kapitän nichts. Endlich liegt eS auf der Hand, daß die Bewaffnung auf der Höhe der Zeit stehen muß." Feuilleton. Lella Rnbien. von H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) Melanie fürchtete diese seltenen Scenen wie die Pest, denn sie bedurfte jedes Mal ihre ganze Kunst und ihr Talent zur Jntrigue, um die Beweise, die er vorbrachte, so zu verdrehen, bi» er selbst an sich und ihr und der ganzen Welt irre wurde. DaS End resultat war dann, daß sie tagelang schmollte, ihre Migräne bekam und Herrn Andersen nichts übrig blieb, um die alte Behaglichkeit wieder herzustellen, al» ihr irgend ein Geschmeide oder sonst einen über flüssigen Toilettenbegenstand auf die verwundete Stelle zu legen, die einzige Arznei, die sich als wirksam er wies. Melanie war schlau, sie kannte genau das Prälu dium, welches jenem Furioso vorherging, und manch mal schon war er ihr gelungen, durch besondere Lie benswürdigkeit und Schlauheit die Disharmonien zu lösen, noch ehe sie zu vollen Accorden wurden. Heute aber befand sie sich selbst in übler Laune und hatte nicht aus die für sie gewöhnlich unwichtige Perfon ihres Gatten geachtet. Sie war daher erschrocken, als sie sein finsteres Gesicht und die Rücksichtslosig keit gegen ihre Wünsche bemerkte. E« hatte sich ihr in den letzten Tagen manches Unangenehme aufgedrängt. Nicht allein, daß der Pfeil, den sie gegen Lejia« Ruf geschleudert, bei Herrn v. Latnnoff gar nicht getroffen hatte, sondern sie fürchtete sogar, der selbe möchte die Quelle kennen und dieser Brief möchte die Ursache sein, daß weder er noch seine Mutter seit ihrer Rückkehr ihr Haus betreten. Um sich Trost zu verschaffen, hatte sie zwei Ein ladungen an Herrn v. Velten ergehen lassen und beide Male eine abschlägige Antwort erhalten. Sie war ärgerlich auf Lelia, und wäre ihr Mann nicht eine gar zu fühllose, ungehobelte Amphibie, wie sie ihn in ihren Gedanken nannte, so hätte sie schon längst seine Hilfe beansprucht. Aber hatte er sie denn je verstanden? Die feinen Bedürfnisse ihrer Seele erwogen? Hatte er nicht ihr einsames, argloses Herz in ein Chaos von Widerwärtigkeiten getrieben, aus denen sie jetzt keinen Ausweg mehr fand? Und wenn sie es mit ihrer unvergleichlich geschickten Art versucht hatte, Lelia bei ihm in ein zweideutiges Licht zu stellen, dann hatte er dumm in ihr Gesicht geguckt, die großen Zähne gefletscht und nichts gewußt als: »Die arme kleine Frau!" O, eS war zum Verzweifeln, wie unglücklich sie sich fühlte! Und um das Maß voll zu machen, hatte sich auch Richter in den letzten Tagen nicht sehen lassen und ließ sie mit ihren mißglückten Versuchen allein und ohne Trost. Carla hatte mit ihrer Arbeit am Fenster ge sessen, um ihr Gesellschaft zu leisten, aber sie machte ein so harmloses, dumme-, glücklicher Gesicht, daß sich Melanie ärgerte. Sie hatte ihr daher einen Auftrag gegeben und sie unter irgend einem Vorwande in die Stadt geschickt. Und nun kam ihr Mann, um sie mit seinen töl« „Wie stellt sich nun danach die Wehrkraft der in der Flottenschau vertretenen Panzerschiffe? Von 25 entsprachen nur 5 den Anforderungen an Schnelligkeit, Widerstands- und Angriffskraft, welche heute erhoben werden; 20 hatten eine Geschwindigkeit von nur 13 Knoten per Stunde, während heute 17 bis 18 längst erreicht sind, und auf 156 Vorderlader kommen nur 53 Hinterladergeschütze, während man erstere in der französischen, italienischen und deutschen Flotte wohl überhaupt nicht mehr findet. Was können diese lang samen Schiffe mit ihren veralteten Geschützen gegen ' wenige feindliche, die auf der Höhe der Zeit stehen, ausrichten? Zugegeben, daß England in leinen see gewohnten Matrosen ein ausgezeichnetes Material für die Hantierung der Schiffes im Gefecht hat, so wird auch die beste Mannschaft auf mangelhaften Schiffen und mit untergeordneten Kanonen, deren Platzen sie noch dazu befürchten muß, nicht mit Ausdauer kämpfen " „Bemerkt man nun dagegen, daß jene Flotten- fchau nicht maßgebend für die Wehrkraft Englands zur See sei, sondern die Jubiläumsfeier nur möglichst glänzend abschließen und vor allem den indischen Prinzen habe imponieren sollen, daß aber im Mittel meer wie allen überseeischen Gewässern die britische Marine noch zahlreich vertreten sei, so ist das zwar an sich richtig, aber ebenso gewiß auch, daß jene Schiffe dort gebraucht werden und deshalb schwerlich zur Verteidigung Englands oder zum Angriff auf einen starken Feind verwendet werden können. Außer dem aber hat sich Englands maritime Stellung gegen früher vollkommen darin geündert, daß während seit 1406, nach der Besiegung der französisch-spanischen Flotte, keine Koalition anderer Mächte ihm die Spitze bieten konnte, gegenwärtig eine Reihe europäischer Staaten über Achtung gebietende Seekräfte verfügt, und daß schon allein die Seemacht Frankreichs ihm ebenbürtig ist. Noch 1853 war die Überlegenheit Englands zur See so unbestritten, daß an eine Ge fährdung derselben niemand dachte. Damals hatte Frankreich nur 27 Linienschiffe, von denen die Hälfte krieg-untauglich und nur zwei mit einer Schraube versehen waren; jetzt zählt es 52 Panzerschiffe, da runter 34 große Schlachtschiffe und außerdem 54 Kreuzer, England an ersteren 64, an letzteren 40. Wie viele auf beiden Seiten nicht mehr auf der Höhe der heutigen Anforderungen stehen, wird verschieden angegeben, sicher aber ist das französische Geschützwesen besser organisiert. Nimmt man nun hinzu, daß Frankreich verhältnismäßig geringe Handels- und Kolonialinteressen zu schützen hat und daß seine Hauptmacht stet- in Toulon, Brest und den Kanal häfen zufammenliegt, während England ein unge heures Kolonialreich und den weitverzweigtesten Handel vor Schaden bewahren fall, so daß im Oktober 1886 sich von den sämtlichen 256 Kriegsschiffen l31 in den Gewässern des Vereinigten Königreichs, 125 in denen der Kolonien und des Auslandes befanden, so steht die Partie bei einem Kriege, namentlich wenn er plötzlich ausbrechen sollte, sehr viel günstiger für Frankreich als für England. Frankreich kann Eng land den Weg nach Indien durch den Suezkanal ab schneiden und kann, zumal seine Nordküste nahezu un angreifbar ist, die Großbritanniens aber eine Anzahl schwacher Punkte bietet, einen Hauptschlag gegen die Kanalflotte und England selbst richten, ehe dieses seine stärksten Schiffe vereinigt haben könnte." „Bei der Ünternehmung gegen Ägypten von 1882 wo England gar keinen Feind zur See hatte, blieben nachdem Admiral Beauchamp sein aus der Mittel meerstation, der indischen und der Kanalflotte zusammen gesetztes Geschwader von 34 Schiffen vereinigt hatte, für den Schutz der englischen Küsten nur 1 Panzer schiff ersten Ranges, 6 kleinere und eine Reihe alter Schiffe. Wie aber würden sich vollends die Dinge stellen, wenn England nicht nur Frankreich, sondern einer Koalition gegenüberstände? Es war schon 1878 die leerste Prahlerei, wenn Gladstone behauptete, die britische Flotte sei so stark wie die von ganz Europa zusammen. Heute würde bereits die Verbindung einer der Flotten zweiten Ranges mit der französischen die Schale zu Ungunsten Englands steigen lassen. AuS den angeführten Gründen würde nun auch die englische Seemacht nicht im stände sein, ihren auswärtigen Handel zu beschützen und die Zufuhr von Lebens mitteln und Rohstoffen zu sichern. Da- Getreide, das England erzeugt, reicht nur für 4 Monate seines Bedarfes aus und die Abschneidung von Baumwolle u. s. w. würde seine Industrie zum Stillstände ver dammen. Die festländischen Gegner aber würden nicht unter gleichem Drucke stehen, da sie ihre Bedürfnisse eventuell durch Eisenbahnen beziehen können, sie würden ihre Handelsschiffe vor Wegnahme durch englische Kreuzer besser schützen können, dagegen den Kreuzerkneg gegen England weit wirksamer führen können, als letzteres dies gegen sie zu thun im stände ist." Nach diesen Erwägungen gelangt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß es der schwersten Opfer bedürfen würde, um die britische Seemacht wieder zu einer in jedem Gliede mächtigen Waffe zu machen. LMM schichte. Dresden, 5. August. Der Königl. bayerische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Hr. v. Rudhart, hat einen zweimonatigen Urlaub angetreten. Während dieser Zeit werden die Geschäfte der Gesandtschaft durch den Königl. bayerischen General- konsul hierselbst, Hrn. Hesse, wahrgenommen werden. * Berlin, 5. August. Über die Kaiser-Zu sammenkunft wird folgendes gemeldet: Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph verbleibt am Sonnabend in Lend sechs Stunden und tritt um 11 Uhr vor mittags die Weiterfahrt nach Gastein an, um erst um 2 Uhr dort einzutreffen und so die Arbeitszeit des Deutschen Kaisers, die bis in die zweite NachmittagS- stunde reicht, nicht zu stören. Der österreichische Kaiser wird am Sonnabend zweimal als Gast im Badeschlosse erscheinen, zum Diner und zum Thee, den Abend werden beide Kaiser in ungestörtem Bei sammensein zubringen, da nur für die Tafel Ein ladungen ergehen — Kaiser Wilhelm beendigt am nächsten Dienstag seine Badekur und verläßt am Mittwoch den 10. d Mts. nachmittags Gastein. Der hohe Herr fühlt sich so gekräftigt, daß er den sonst stundenlangen Aufenthalt in Lend auf die geringste Dauer abkürzen lassen und daher gleichsam direkt die Fahrt von Gastein nach Salzburg machen wird, wo das Nachtquartier stattfindet. Gestern und heute hat Kaiser Wilhelm seine weitesten Promenaden und zwar zu wiederholten Malen und nach verschiedenen Richtungen unternommen. Lange ließ der erlauchte Herr seinen Blick auf den ihm so vertraut gewordenen schönen Thälern haften; es sind Abschiedsbesuche, welche Kaiser Wilhelm der herrlichen Umgebung GasteinS für dieses Jahr macht. Tie „Berl. Pol. Nachr." schreiben aus Anlaß der Zusammenkunft der beiden Monarchen: Nach Gastein richten sich im gegenwärtigen Augenblicke die Gedanken der Politiker sowohl, als der Völker Europas, nach jenem kleinen weltverlorenen Wildbade der österreichischen Alpen, an dessen heilkräftigem Quell Deutschlands all verehrter Kaiser Wilhelm in regelmäßiger Wiederkehr alljährlich neue Stärkung sucht und findet und wo er auch jetzt wiederum mit dem Herrscher der dem Deutschen Reich engverbündeten habsburgischen Monarchie Freun desgruß, -Wort und -Handschlag wechselt. Zu guter pelhaften Schritten und der drohenden Miene aus aller Ruhe und jeder Haltung zu bringen. Wollte er ihre Bitte nicht hören, oder mißachtete er sie? „Julius", wiederholte sie mit etwas sanfterer Stimme, nur um irgend eine Bewegung in diese Monotonie zu bringen, „ich hatte Dich gebeten, Dich »u setzen, Dein Hin- und Hergehen greift mir ent setzlich die Nerven an". Er blieb zu ihrem Erstaunen vor ihr stehen und maß sie mit großen Augen, dann ergriff er die Lehne des Stuhles, wie um einen Halt zu haben bei der Wucht der Worte, die er auSzustoßen im Begriff stand, und sagte ironisch: „Greift eS Dir die Nerven an? Mich dünkt, Du hättest doch wohl nicht immer so zarte gehabt, sonst wären Dir in der Todesstunde eines gewissen Men schen der Mut und die Geistesgegenwart abhanden gekommen, an alle Konsequenzen zu denken, die das Entwenden einer Brieftasche nach sich ziehen würde." Er sah nicht auf seine bessere Hälfte, während er sprach. Er wollte ja auch eigentlich mit viel Un wesentlicherem beginnen, so hatte er eS sich auSge- dacht, und erst als letzter Trumpf sollten diese Worte fallen, aber er befaß ja weder das Talent noch den Mut zu einem Diplomaten und spielte daher aus Feigheit lieber den Haupttreffer aus, damit ihm ein scheuer Rückzug ein für alle Mol abgeschnitten blieb. AIS Melanie immer noch schwieg, wagte er seine Lider ein wenig zu heben. Sie war kreidebleich und wußte nicht» zu sagen. Iuliu» Andersen war viel zu harmlos, zu glauben, seine Frau würde sich in all?r Geschwindigkeit mit einem geschickten Gewebe von Erfindungen auS der Situation reißen; er dachte nur, daß er jetzt das Rechte getroffen habe und fuhr daher mit etwas mehr Mut fort: „Wie kam es eigentlich, daß Du es warst, die nicht von Rubiens Sterbebett wich, während doch dieser Platz von Rechtswegen seiner Frau zukam?" Melanie erhob langsam ihren Kopf und richtete sich auf dem Diwan in die Höhe. Sie hatte, wa» sie brauchte, diese zweite Frage ließ sich offenbar leichter beantworten. „Ich verbitte mir diese sonderbaren Fragen", sagte sie verächtlich, „Du weißt so gut wie ich, daß Rubien den Todeskeim in sich trug durch die unglückliche Ehe mit dieser armen, kleinen Frau, wie Du sie zu be nennen beliebst, aber daß er lieber an der Brust eines Tagelöhners verschieden wäre, als an der ihren. Ich hätte kein Herz haben müssen, da nicht alles zu ver gessen und ihm zu Hilfe »u eilen. Übrigens wozu diese vergangenen Dinge aufwärmen?" „Ich möchte aber doch wissen, fuhr Andersen fort, wie RubienS Brieftasche (wieder segelte der furchtsame Mann direkt auf sein Ziel) in den letzten Winkel Deiner Kommode gekommen ist?" Und er schwang sie jetzt, die ein kunstvolles Geflecht von Panama war, triumphierend in der Luft. Melanie sprang, wie von einer Natter gebissen, in die Höhe, und versuchte, sich mit der Hand der Brief tasche zu bemächtigen, die aber ihr Mann, der, was physische Kraft anbelangte, ihr überlegen war, mit einer Kühnheit, die er sich selbst nicht zugetraut, von sich schleuderte. (Fortsetzung folgt.)
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