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Dresdner Journal : 29.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-29
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.07.1887
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U173. L»»«pr»t»r l» k»»« L«i«L»: i Ittirlieb K»r^. I ^^Ldrlicii: 4 >1»r^ bv?k I Lmrslo« kiiuiu»«ru: 10 kL 1 4a«»»rlMld 仫 ä«nt»ct>«n Loiob» tritt?c»t- ovä 4ntüo<iltfoi>rA^»dkIki'«i>, für ü«n k»uw «ü»«r s«»p»It»osr> 2«>Io U«i»sr 8cUritt »0 kk. Ootsr „LiQs»«»Qät" «iio 2eU« bv?f. 8« 1'»b«II«u- a»ä ?i8«r»»»t« «otipr. XukiokI»^ Lr»ed»lLe«: ItElioi» s»it AuivsLiue äer 8oav- aocl »b«o<t». ksro-prvvli-AiuioUIii»»: l^r. 189b. Freitag, de« 29. Juli, abends. Dres-nerIoumal. Für die Gesamtlettung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der kitteratnr- und Kunstgeschichte. 1887. tu »UM» ro» »»MLrt»» F> Oo-uniMiosLr ä«, Drxäs« loaro»!»; U»md»r, >«rU»-Mt«» - N»„1->r»«1»»-rr»»kk»r» ». ».: <9 ^o-i«r, >MU»-Vt«»-L«Md»i,- kr»L l^tpitU 7r»»U1«i< ». «. - Nii»«^«»: Ato««,' 7»rt» L»näo» -L«rl1» -7r»»U1vr1 ». >. -It»ttG»rr: D«»i>« «t Oo./ >«rU»: ,' 0»rUt«: D. LIM«', ^aeU/ot-«',' Luu»o««r: V. Scha«t«r, L»U« ». I! /. L«r«U Oo. U»r»i»»^»d»r: «baisl. L»p«tjtioo ä« 0r«äL« ^ovri»!», Vroxiov, 2vii^s«r»tr. 80. ksrsiprsod-Aiuov-iM«: tlr. 189b. Amtlicher Teil. Dresden, 29. Juli. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Leränderungen in der Armee zu genehmigen. A. Lr«nnnngen, Seförderungen, Versetznoyen ». Die Beurlaubung des Premierlieutenants im l. (Leib-) Grenadier-Regimente Nr 100 von Sichart vvm I. August d. I. ab auf l Jahr unter Stellung » I» »uito de- Regiments; die Beförderung des PremierlieutenantS im Garde-Reiter Regimente von Tschirschky und Bögendorff zum Rittmeister und Lskadron-Chef — vorläufig ohue Patent —; die Verleihung des Charakters als Rittmeister an den Premierlieutenant im 2 Ulanen-Regimente Nr. 18 Gadegast; die Ernennung des charakterisirten Pre- mierlieutenantS im Garde-Reiter Regimente Freiherr von Beschwitz zum etatsmäßigen Premierlieutenant mit einem Patente vom Tage der Charakterisirung; die Versetzung der Premierlieutenants der Reserve Westmann des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm König von Preußen" und Koch des 10. Infanterie Regiments Nr. 134 und der Sekonde- lieulenants der Reserve Silbermann des 4. Infan terie Regiments Nr. 103, Hennig, Witte und Kette des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 und Grämer des 10. Infanterie-Regiments Nr. 134 zum 11. Jnfanterie-Regimente Nr. 139; die Beförderung der Sekondelieutenants der Reserve Lohse des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" und Greb el der 3. Infanterie Regiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" zu Premierlieutenants der Reserve; die Be förderung der Vizefeldwebel bez. Vizewachtmeister der Reserve Wahl und Siemens des 1. (Leib-)Grena- dier - Regiments Nr. 100, Wolf des 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", Lorenz und Grimm des 4. Infanterie- Regiments Nr. 103, Ruppert und Bäntsch des 5. Infanterie-Regiment- „Prinz Friedrich August" Nr. 104, Strecker des 6. Infanterie-Regiments Nr. 105, Credo, Dietsch, Plathner, Jarius und Rißmüller des 7. Infanterie-Regiment« „Prinz Georg" Nr. 106, Wemmers, Bruhns und Siebert des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107, Witting, Höckner, Meußel, Engel und Mancke des Schützeu-(Füsilier-)Regiment» „Prinz Georg" Nr. 108, Knoll und Köppe des 9. Infanterie-Regiments Nr. 133, Hermann, Berger, Demme, Schulze, Wilde, Kögel und Ay des 10. Infanterie-Regiments Nr. 134, Teichmann des I. Jäger-BataillonS Nr. >2, Klemm des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13, Steib d.S Pionier Bataillon- Nr. 12, Graf Vitzthum von Eck - städt des Garde-Reiter-Regiments, Werner des Karabinier-Regiments, Freiherr von Ferber des 1. Husaren Regiments Nr. ix, Samberg und Schulz des I. Ulanen Regiments Nr. 17, von Nostitz-Wall witz des 2. Ulanen-Regiments Nr. 18 und Brendel de« Train-BataillonS Nr. 12, zu Sekondelieutenants der Reserve in ihren Truppentheilen; die Beförderung der Vizefeldwebel der Reserve Rohland und Lendel des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr 107, Illing, Gutzschebauch und Mauckisch des 10. Infanterie-Regiments Nr. 134, zu Sekonde lieutenants der Reserve des 11. Infanterie-Regiments Nr 139; die Beförderung der Sekondelieutenants der Landwehr-Infanterie Gerhard und Meyer I des 1. Bataillons (Plauen) 5. Landwehr-Regiments Nr. 104 und Severin, Bohnert und Gring muth des 2. Bataillon- (2. Leipzig) 7. Land wehr-Regiments Nr. 106, zu Premierlieutenants der Landwehr-Infanterie; die Beförderung des Srkonde- lieutenantS der Landwehr Pioniere Heberlein des Feuilleton. Letta Nubien. Bon H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) Sie ging zur Thüre, öffnete sie und trat dann einen Augenblick, als traue sie ihren Augen nicht, zu rück, denn über die Schwelle ihrer Thüre schritt, mit etwas verlegenem Gesicht, den grauen Filzhut in der Hand — sir. Richard Lassen. Wie ein Verbrecher, der unbefugt die Schwelle de- Heiligtums überschreitet, zu dem er nicht be- rusen ist, blieb er einen Augenblick stehen und sagte zaghaft: „Seien Sie nicht böse über den Eindringling, Frau Rubien, aber ich mußte Sie sprechen." Letta, welche sich erlöst fühlte, aus ihren Ge danken yeriffen zu werden durch das ehrliche Gesicht eines wirklichen Freunde-, streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. Heute, wo so wichtige Dinge ihre Seele beschäf tigten, dachte sie nicht an da- kindische Verbot seine» Besuche-, heute war eS ihr einerlei, was auch Melanie sagen mochte. „Seien Sie mir willkommen, Herr Doktor", sagte sie daher herzlich, „verzeihen Sie mir, daß kleinliche Gründe, die aus einem von Verhältnissen geängstigten Herzen entsprangen^ mir die Freude Ihre- Besuches so lange vorenthielten. Ich denke, in Zukunft soll da« anders werden " Reserve-Landwehr-Betaillons (I. Dresden) Nr. 108, zum Premierlieutenant der Landwehr-Pioniere; die Beförderung der Vizefeldwebel der Landwehr Infan terie Mönnichmeyer und Weise des 2. Bataillons (2. Leipzig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106 zu Sekondelieutenants der Reserve und zwar ersteren im 7. Jnfanterie-Regimente „Prinz Georg" Nr. 106, letzteren im 8. Jnfanterie-Regimente „Prinz Johann Georg" Nr. 107; die Beförderung der Vizefeldwebel der Landwehr Infanterie Focke und Erdmann des 2. Bataillons (2. Leipzig) 7. Landwehr Regiments Nr 106 und Rudolph des Reserve Landwehr-Ba taillons (1. Dresden) Nr. 108 zu Sekondelieutenants der Landwehr Infanterie U. ^bschir-sbewiUiguugt«. Die erbetene Verabschiedung der Sekondelieute nants von Carlowitz un 1. Ulanen Regimente Nr. 17, diesen mit der gesetzlichen Pension, Scharnke im 2. Ulanen-Regimente Nr 18, Graf von Loewen- stein-Scharfseneck im Karabinier-Regimente, aus Allerhöchsten Kriegsdiensten; die erbetene Verabschie dung nachstehend ansgeführter Offiziere des Beurlaub tenstandes pp. aus Allerhöchsten Kriegsdiensten und zwar: der Premierlieutenants der Reserve Donath des I. (Leib ) Grenadier-Regiments Nr. 100 und Vonhof des Train-Bataillons Nr. 12, des Premier lieutenants der Landwehr-Infanterie Schüler des 2. Bataillons (2. Leipzig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106, des Sekondelieutenants der Landwehr-In fanterie Rabeneck I des 2. Bataillons (Zittau) 3. Landwehr-Regiments Nr. 102, des Sekondelieute nants der Landwehr-Fuß Artillerie CaruS des 1. Bataillons (1. Leipzig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106, des Hauptmanns z. D. von der Mosel, letz teren unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Regiments-Uniform mit den für Verabschiedete vor geschriebenen Abzeichen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 88. Juli, abends. (W. T. B.) Zu Ehren des Ministerpräsidenten Rouvier wird auch hier ein Festbankett vorbereitet. Wie verlautet, würde Rouvier dabei eine Rede halten und weitere Erkläruugen über die Politik deS Kabinett- ad- arben, durch welche seine Antworten auf dies bezügliche Interpellationen in der Kammer ergänzt würden. Rom, 28. Juli, abends. (W. T. B.) Der preußische Gesandte v. Schlözer hat dem Papste zu seiner Priesterjubelfeier ein eigenhändiges Glückwunschschreiben Sr. Majestät deS Kaiser- Wilbelm mit einer reich und kunstvoll in Gold gestickten, mit kostbaren Steinen geschmückten Mitra überreicht. St. Petersburg, 2V Juli. (Tel. d. DrcSdn. Journ.) Anläßlich einer ZeitungSmeldung von an geblichen Cholerafällen in Charkoff macht das Medizinaldepartement bekannt, daß nach amtlicher Erhebung daselbst keine Erkrankung an asiatischer Cholera vorgekommen sei. Dresden, 29. Juli. Nochmals die Parteiorganisation der Sozial demokraten. Wir hatten gestern Gelegenheit unsern Lesern ein Bild zu geben von dem ungeheuren Apparate, welcher vr. Lassen, der inzwischen Platz genommen, sah überrascht zu ihr in die Höhe. War das die kleine geängstigte Frau, wie er sie vor zwei Jahren kurz nach dem Tode ihres Mannes in den unteren eleganteren Räumen gesehen hatte? Sie schien ihm, gerade so wie Baron Belten eS ge schienen, größer geworden; denn sie trug den Kopf so selbstbewußt, daß man nicht wie früher den Ein druck hatte, als vermöge er nicht die Wucht der Flech ten zu tragen, die heute so glänzend und graziös im Nacken lagen. Und erst ihr Gesicht I Er hatte es ja in dieser ganzen Zeit fast nur verschleiert, oder mit dem Hut bedeckt bei mattem Lampenlicht gesehen. Wie war der Ausdruck gereift und durchaeistiat, und wie hatten sich die feinen Linien um den Muno zu einem charakter vollen Zuge gestaltet. So schön hatte er sich die Witwe seines Freunde- nicht gedacht, selbst nicht in seinen kühnsten und seligsten Träumen! Er konnte die Augen nicht von ihr wenden. ES war eine Poesie über diese Erscheinung au-gegossen, die etwa» Be strickende- hatte — und jetzt erst begriff er ganz, wie sehr die eitle Melanie diese schöne Frau hassen mußte. „Es sind unangenehme Dinge, die mich heute hierher führen", sagte er endlich, indem er seine Blicke m dem kleinen Raume umherschweifen ließ, der mit seinen Blumen und seiner für keine Gesellschaft be rechneten Einrichtung ein so passender Rahmen schien für ihre Erscheinung, „ich möchte Sie nämlich bitten, mir die Lippen zu lösen und mir zu gestatten, von Ihrem Autor-Namen Gebrauch zu machen, fall- Ein zelne sich dafür interessieren sollten." der sozialdemokratischen Partei zur Handhabung ihrer wirksamsten Agitationswaffen: zur Verbreitung sozia listischer Schriften und insbesondere des Züricher „Sozialdemokraten" zur Verfügung steht. Daß, wo eine so komplizierte und doch so sicher wirkende Orga nisation eines einzelnen „Geschäftszweige»" besteht, auch eine treffliche Gefamtorganisation vorhanden sein muß, dürfte jedem Einsichtigen klar sein. Die jüngsten Berliner Verhaftungen haben die Richtigkeit dieses Schluffes nur bestätigt und da» Publikum (nicht die Polizei, diese war selbstverständlich bereit» längst unter richtet, und wartete nur den geeigneten Augenblick zum Zuschlägen ab) mit den Einzelheiten der sozialdemo- kratischrn Organisation bekannt gemacht. Auf diesen, Wege der Erkenntnis führt uns ein Aufsatz der „Allg. Ztg." weiter, der uns neben manchen bekannten That- sachen sehr wünschenswerte Aufschlüsse über die Ent stehung und die jetzige Verfassung der sozialdemokra tischen Parteiorganisation giebt, und welchem wir das Folgende entnehmen: „Forscht man nach den Anfängen der Ber liner Geheimorganisation, so wird man sie wohl in den verschiedenen Gesangvereinen, Rauchklubs, Spiel- und sonstigen harmlosen Vereinen zu suchen haben. In allen diesen Vereinen, soweit sozialistische Elemente in ihnen vertreten waren, wurden Gelder sür die „Sache" zusammengesteuert, dieselben den Vertrauen- würdigsten übergeben und so eine Art „Obmannschaft" geschaffen, welche — das lag auch in der Natur der Sache — sich nach Wahlkreisen zu vereinigen be strebte. Diese vereinigten Obmannschaften wählten dann ihre Vertreter und diese Vertreter bildeten end lich das Zentralkomitee, von welchem eingangs die Rede war. Fehlgehen dürfte man also mit der Annahme, daß die Geheimorganisation der Sozialdemokraten Berlins — welche übrigens in vielen deutschen Städten Nachahmung gefunden haben dürfte — von „oben herab", d. h. von den Führern, creiert worden ist, sondern richtiger ist entschieden die Annahme, daß sich diese Organisation von unten heraus entwickelt hat. Ebenso dürfte unbestritten sein, daß die hier be zeichnete Organisation zuerst nur die Unterstützung der Ausgewiesenen, bez. ihrer Familien, bezweckte, sich aber (und wahrscheinlich sehr bald nach ihrer Be gründung) der ganzen Leitung der Berliner Partei angelegenheiten bemächtigte, und daß schon seit längerer Zeit das Zentralkomitee ein unumschränktes Ansehen in allen wichtigen Dingen, welche selbst innerhalb der ganzen Partei vorgehen, genießt. In Bezug auf die Organisation ist nun folgendes zu beachten: Das Zentralkomitee, welches an der Spitze der gmizen Organisation steht, bestand zur Zeit der Be gründung derselben mutmaßlich (nach der An zahl der Wahlkreise Berlins) aus 6 Personen; demselben gehören aber jetzt, wie, man hört, 9 Personen an, und zwar dürsten der 3., 4. und 6 Wahlkreis je zwei, der 1., 2. und 5. Wahlkreis je einen Vertreter in das Zentralkomitee entsenden. Wie schon erwähnt, herrschen diese 9 Personen ganz und aar über die Berliner Parteigenossen, und es hat noch kein sozialdemokratischer Parteimitaliederaussckuß oder Ver einsvorstand eine solche Machtfülle besessen, wie das heute bestehende Komitee. Dasselbe ist ja, weil Ver sammlungen nicht mehr möglich, zu allgemeinen Rechen schaftsberichten nicht verpflichtet und daher für seine gesamte Haltung und Handlungsweise viel weniger verantwortlich, als die früheren Ausschüsse und Vor stände. Damit durch plötzliche Verhaftungen, wie ge rade die jetzige, oder durch Ausweisungen und andere Behinderungen keine Stockung in der Leitung der Parteiangelegenheiten Berlins eintritt werden mit den Vertretern der Wahlkreise zugleich auch Ersatzmänner derselben gewählt. Diese Ersatzmänner bilden eine Einrichtung von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, Lelia sah erstaunt in sein Gesicht, diesen Grund seine- Besuches hatte sie offenbar nicht vermutet. „Ich glaube, daß ich mich vorläufig dazu nicht verstehen werde", sagte sie gedehnt, „obgleich ich nicht so ängstlich sein würde in betreff Ihrer Besuche und den daraus zu folgernden Vermutungen." „Wenn ich Ihnen aber al» erfahrener Mann und Freund raten würde, daß eS besser wäre, hier wie in allen Dingen offen zu Werke zu gehen, unbeschadet der kaum merklichen Folgen, die eS habe könnte, wür den Sie sich auch dann nicht dazu verstehen?" „Nur dann, wenn Sie mich von Ihren Gründen überzeugen könnten und diese stark genug wären, die meinigen aufzuheben, übrigen» ist die ganze Ange legenheit so unwich-tg", setzte sie lächelnd hinzu, „daß eS sich kau« verlohnt, einige Worte darüber zu ver lieren. Meine wenigen Arbeiten verlaufen im Sande und keine Seele fragt danach " „Und doch hatten Sie Gründe, die wichtig genug schienen, mir Ihr San» -n verbieten, damit Ihr Name um keinen Pwit t» Verbindung mit meinem Redak- tionSbureau gebracht »erben könnte?" „Ach, da- war ei« kindische Grille, ich kannte so wenig!" „Geien Sie anfrichtia gegen den Jugendfreund Ihre» verstorbenen Gemahl», Frau Rubien, und ge stehen Sie mir zu, daß Sie sich lediglich vor Frau Andersen fürchteten, deren geheuchelte Freundschaft Ihnen zu allen Zeiten gefährlich war." „Wer sagte Ihnen da», Herr Doktor?" fragte sie erstaunt und nicht ohne eine gewisse Strenge. „Niemand, al» meine eigenen Beobachtungen, die sich allerdings auf frühere Erfahrungen gründeten." denn manche Arbeiten und Geschäfte, die der Vertreter, welcher vielleicht den Polizeiorganen etwas zu „bekannt" ist, unauffällig zu besorgen wünscht, übergiebt er sei nem Ersatzmann zur Erledigung. Gewählt werden die Vertreter und die Ersatzmänner der Wahlkreise, wie schon erwähnt, in den Versammlungen der Ob männer oder besser Vertrauensmänner, welche von demjenigen, dem die Geschäfte des Wahlkreises über tragen sind, so oft zusammenberufen werden, als es die Besprechung von Angelegenheiten der Partei oder des Wahlkreises erfordert. Während jedoch die Zahl der Mitglieder des Zentralkomitees eine bestimmte ist, ist diejenige der Vertrauensmänner der neun Bezirke, in die Berlin geteilt ist, eine stets wechselnde. Durch Wegzug, Ausweisung rc. entstehende Lücken werden in der Regel durch Neuaufnahmen auSgefüllt, mit denen man jedoch vorsichtig ist und welche in der Regel nur durch Mehrheitsbeschluß der Ver trauensmänner erfolgen können. ES ergiebt sich hier aus, daß letztere selbst der Mehrzahl nach aus aus gesuchten, sogenannten „bewährten" Genossen bestehen; nur die Minderheit hat ein wirkliches Mandat von Vereinen oder Klubs „harmloser Art" aufzuweisen. Endlich möge noch der sogenannten „Hauptmann schaften" Erwähnung gethan sein. Diese bilden Be zirke von sehr verschiedentlicher und veränderlicher Ab grenzung. In ihnen wirkt der Vertrauensmann; er vernimmt die Ansichten der Parteigenossen und ver- mittelt die Beschlüsse des Zentralkomitees und der Vertrauensmännerversammlung, auf daß dieselben Be achtung finden. Aus den Hauptmannschaften finden schließlich die getroffenen Abmachungen ihren Weg in die großen Massen, und da, wie aus dieser, man möchte sagen: rein natürlichen Geheimorganisation zu entnehmen ist, jedes einzelne Glied derselben gut funktionieren muß, so ist eS auch kein Wunder, daß alle Beschlüsse des Zentralkomitees oder der Ver- trauensmännerversammlungen, mögen dieselben nun die taktische Haltung, die Flugblätterverteilung, die Vor nahme gemeinsamer „Landpartien" oder sonst der gleichen betreffen, immer eine prompte Ausführung finden." Eine solche Organisation, wie sie hier geschildert wird, ist nur möglich durch das Zusammentreffen ver schiedener begünstigender Umstände, welches eben nur in der sozialdemokratischen Partei zu finden ist. Die selbe setzt sich in der großen Mehrheit zusammen au» Personen, welche, mit der Not des Lebens kämpfend mit Neid und Haß emporschauen zu ihrem vom Glücke mehr begünstigten Mitmenschen, und welche daher die „Sache des Volkes" mit einem alle Grenzen der Mäßigung überschreitenden, sich selbst nicht schonenden Fanatismus verfechten. Dazu kommt, daß die Bil dungsstufe, auf welcher das Gros dieser Partei steht, es den — sei es besonders gebildeten, sei es beson ders begabten — Führern sehr erleichtert, jenen Fa natismus wach zu halten und zu schüren, ihm die von ihnen, den Führern, gewünschten Bahnen vorzuschrciben. Daher ist auch von der erwähnten Verhaftung des sozialistischen Zentralkomitees wohl kaum eine dauernde Vernichtung dieser Organisation zu erhoffen. An die Stelle der Verhafteten treten gleich fanatische Ersatz männer. Die Hoffnung auf einen Niedergang der soziali stischen Irrlehren ist allein darauf gegründet, daß nach und nach den breiten Massen der Arbeiterbevölkerung die Erkenntnis kommen muß, daß ihr Heil nicht zu finden ist in den ausschreitenden Plänen der Arbeiter apostel, sondern in der konsequenten Durchführung der echt christlichen, arbeiterfreundlichen, sozialpolitischen Reformen, an deren Ausführung jetzt Regierung und Volk arbeiten, die Erkenntnis, daß ihnen auf dieser Seite Brot, auf jener nur Steine geboten werden. „Auf frühere Erfahrungen?" „Wenn ich nicht fürchten müßte, Ihnen weh zu thun, Frau Rubien", sagte er leiser und mit leicht be wegter Stimme, „so möchte ich einmal offen gegen Sie sein, vielleicht gäbe Ihnen manches, was ich Ihnen sagen könnte, einen Anhalt für Ihr zukünftiges Handeln." Lelia war um ein Merkliches bleicher geworden, und an der Art, wie ihre Hände mit den Bändern ihres Kleides spielten, sah er, daß sie erregt war. „Ich sage Ihnen gewiß nichts, um Ihnen weh zu thun, oder aus frivoler Lust zum Klatschen, davon sind Sie überzeugt", sagte Richard Lassen jetzt mit erregterer Stimme, „aber Sie haben eine Feindin, die Ihnen zu schaden sucht und die — ich kann den Gedanken nicht bannen, — vielleicht doch mit dem Verschwinden der Brieftasche in Verbindung steht, das Ihre Verhältnisse, auch in materieller Beziehung — so jäh geändert." „Die mir jetzt noch zu schaden sucht?" sagte Lelia, „jetzt noch, nachdem sie mir doch alles genommen, alles, war das Leben einer Wittwe erträglich machen könnte?" Sie hatte die letzten Worte leise, mehr zu sich selbst gesprochen aber sie gaben l)r. Lassen die Über zeugung, daß sie doch mehr von der Handlungsweise Melanies wußte, als er vermutet hatte. — Er sah zu ihr hinüber, ihre großen Augen waren tief auf die Blumen des Teppichs gesenkt, sie hatte sich offenbar in der Erinnerung verloren. Was sollte er ihr sagen? Irrte er sich auch nicht? Hatte Theodor Rubien wirklich mit Frau Andersen auch noch nach der Ehe ein Verhältnis gehabt — und wußte sie eS?
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