Peter Tschaikowskij (1840—1893) Sinfonie Nr. 4 f-Moll, op. 36 Tsdiaikowskijs „Vierte“ entstand gleichzeitig mit seiner weltberühmten Oper „Eugen Onegin“ in einer Zeit, „als das Alte vor den Augen aller unwiederbringlich zusammenstürzte und das Neue sich erst zu bilden begann“ (Lenin). Von diesem Umbruch, da 6ich die Gegensätze zuspitzten und es zu revolutiQnärem Aufbegehren und verschärfter Unterdrückung kam, blieb der feinfühlige Tschai- kowskij nicht unberührt, wie seine Briefe beweisen. Und so muß man die „Vierte“ nicht nur als Ausdruck persönlichen Erlebens, sondern auch aus den Zeitumständen heraus verstehen, von denen Tschaikowskij einmal geäußert hat, daß einem „bange zumute“ werden könne. Das zu Anfang ertönende Fanfarenmotiv ver- sinnbildet „das Schicksal, jene verhängnisvolle Macht, die unser Streben nach Glück sich nicht verwirklichen läßt“. Ergebung, fruchtlose Sehnsucht und Träume, in die man selbstvergessen sinkt, um dann von der rauhen Wirklichkeit um so unerbittlicher geweckt zu werden — das drückt sich im ersten Satz aus. Im zweiten erleben wir nach Tsdiaikowskijs Worten „eine andere Stufe der Schwer mut“. Das höchst eigenartige Scherzo läßt „Bildfetzen jener Art, wie sie uns beim Einschlafen in den Sinn huschen“, aufleuchten und wieder versdiwinden. Der vierte Satz aber weist den Weg aus der persönlichen Abgesdilossenheit. Tschaikowskij sagt hierzu: „Wenn Du in Dir selbst keinen Anlaß zur Freude findest, so suche sie in anderen Menschen. Gehe ins Volk, sieh, wie es versteht, heiter zu sein und sidi ungehemmt der Freude hinzugeben.“ Nadi Programmeinführungen der Dresdner Philharmonie redaktionell bearbeitet von Albert Kremser.