Suche löschen...
Dresdner Journal : 25.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-25
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W16S. l» r»»«» »«t«»«: 7U»rllvi»t.... 18 Still. ^Mrlicki « 1t iS 80 ?s. t!ül»«lu« Hnnuoon»: 10 ?t. L»»—rd»ld ä«, äsvtrckeo L«ol»«« tritt k«t- ruxi 8t»wp«I,u»oI»I»^ trioiu. tokvo<HxvQx»x«dvdi-»»» k'ür 6so Ii»um «iosr o«ip»It«oso 2«il« Usiosr 8cdr>f1 80?k. vntsr „kioxssiuxlt" äi« 2«U« bü?k. v«i '1'»V«II«Q- ooä 218«ro»»t- «otipr. Xukiolü»^. LrHeüsIosn, ?kGlioi> o»»t Fviulluo« 6er 8oaa- uoä »bsoä,. ksrosprsot» Ur. 1S»S. Montag, den 25. Juli, abend-. 1887. Dres-mrIoumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lr—ti<«««', 0onuoiMlo»»r ä— vrHxloee ^»uru»I»; Ni-diA- 8«rU» - Vt« - L»r,«1»»8r»LSe«rt i üaE«t«" «S »«No-Wt—-L»»d«i, kr»U-r^tpitU-»r»LS1it *. N. - N»»«»«: Si-4. ^to«»«,- kit« - NsrUo - 8r»»S1»r1 i ». - 8t«tt,i1: Da--« <s Oo.,- L«rUo! I-vai»Li«-cta—t,' 0»rUt«: v. ^lae/»/ ^«e,' NE«r«rr e So-Uilsr,' LUI« i ».: F. Laeet «t Oo L»r»»»»*l»»r r Uvai-l. Lrpeäitioa ä« vr—ä—r ^ourual», t>rs»<ioo, 2—ioK«r»tr. 80. kerniprvoU-^itivNiu»«: lir. 1888. Äuitlicher Teil. Dresden, 20 Juli. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Professor an der Universität zu Straßburg, 0r. Rudolf Sohin, zum ordentlichen Professor für deutsches Privat- und Kirchenrecht an der Universität Leipzig Allergnädigst zu ernennen geruht. Se. P?asW»Mer König haben Allergnädigst zu genehmigenduyr, daß der Regierungsrath im Mi nisterium des Innern Carl Friedrich Morgenstern das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachfen- Ältenburg verliehene Ritterkreuz 1. Classe des Sachsen- Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachricHLen. BreSlau, 25. Juli. (Tel. d. DreSdn Journ.) Nach einer Mitteilung der Direktion der ober- schlesischen Eisenbahnbedarfs -Gesellschaft in Krie- densbütte rerstörte heute nacht eine Kesselerplofion daS Kesselhaus der Hochofenanlage mit sämtlichen 22 Kesseln. Die Ursache ist unbekannt. Infolge der Erplofion entstand Großfeuer, welches sechs Häuser, sowie daS Magazin und daS Maschinen baus der Hochofenanlage zerstörte. Bis jetzt find zwei Tote und zwanzig meist leicht Verwundete bekannt. Der Betrieb der Hochofenanlage ist lange Zeit unmöglich. Alles ist versichert. Paris, 25. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Einer Meldung aus Rouen zufolge hielt der Unterrichtsminister Spuller gestern bei der Ent hüllung der Statue Armand CarrelS eine Rede, worin er die Notwendigkeit einer Einigung der Republikaner betonte und wiederholt erklärte, die gegenwärtige Regierung sei nicht eine Regierung deS Kampfes, sondern der Reformen und der Be ruhigung. Die Rede fand vereinzelten Wider- spruch, wurde aber von der überwiegenden Mehr zahl beifällig ausgenommen. Bautenminister He redia hielt in SealiS eine ähnliche Rede. Auf dem Bahnhofe Trappe bei Rambouillet entgleiste gestern ein Güterzug. Derselbe sperrte beide Geleise, alS ein von Paris kommender Per- sonenzug auf denselben auffuhr, mehrere Wagen zertrümmerte und mehrere Personen schwer ver letzte. Dublin, 25. Juli. (W. T. B.) Der Aus nahmezustand ist außer über die Grafschaften Cork, Kerry, Limerick, Clare, noch über weitere 14 Grafschaften vollständig, und über andere 12 Grafschaften teilweise verhängt worden; ebenso wurden die Städte Dublin, Cork, Londonderry, Belfast und noch 5 andere Städte den Bestim mungen deS Ausnahmegesetze» unterworfen. Dresden, 25. Juli. Die Reichstagswahl in Straßburg. Über die in Straßburg jüngst stattgehabte Nach wahl zum Reichstage liegen heute vielfache Kund- aebungen vor. Wie man aus Berlin meldet, hat der Aus fall der Wahl dort sehr befriedigt. „Wenn man," meldet man der „Köln. Ztg", „auch in der Wahl des deutsch freundlichen Altelsäffers Petri den Beweis eines Um schwunges in der polnischen Gesinnung tur elsaß- lothringischen Bevölkerung noch nicht erblicken zu dürfen glaubt, so ergiebt sich doch daraus, daß die veränderte Regierungsweise auf die deutschfeindlichen Kreise einen tiefen Eindruck gemacht und bereu Zurück haltung veranlaßt hat. Das ist ein erster Erfolg, der für die Zukunft das beste hoffen läßt." Unter den Auslastungen der Presfe verdienen die jenigen der „Straßburger Post" vom 22. d. MtS. in erster Linie Berücksichtigung. Das Blatt sagt: „Die gestrige Reichstagswahl darf als ein glückliches Er eignis für das politische Leben unseres Landes und des Reich- bezeichnet werden. Straßburg ist der Sache der Ordnung, der Mäßigung und der Vernunft wiedergewonnen. Noch mehr, zum ersten Male seit der Rückgewinnung Elfaß - Lothringens entsendet daS Reichsland einen Vertreter nach Berlin, der in unzwei deutigster Weise sich auf den deutschen Standpunkt stellt und mit männlicher Offenheit erklärt, er wolle sein Mandat „zum Wohle des Reiches" auSüben. Und dieser Abgeordnete ist der Vertreter der Landes hauptstadt. Stoch wichtiger und erfreulicher wird dieser Sieg durch den Umstand, daß Petri mit einer so großen Stimmenzahl gewählt ist. Bei der Wahl vom 21. Februar d. I. erhielt Kabls zwar 8281 Stimmen, aber diese Wahl sand — wie alle in Deutschland — unter einer ganz ausnahms weise starken Beteiligung der Wähler statt (87 k Proz. in Straßburg) und kann deshalb nicht in Betracht kommen. Betrachten wir aber alle übrigen Wahlen seit 1874, so sehen wir, daß die Stimmenzahl bei der gestrigen Wahl eine ganz normale Wahlbeteiligung ergiebt, nämlich 60k Proz. Im Jahre 1874 erhielt der Protestler Lauth 5906 Glimmen; im Jahre 1877 der Autonomist Bergmann 4355; im Jahre 1878 der Protestler Kabls 6598; im Jahre 1881 Kabls 6876; im Jahre 1884 Kabls 6666. Petri erhielt gestern 6474 Stimmen, also in Anbetracht der Um- stäüde, daß die Protestler für Wahlenthaltung waren und ein Teil der Eingewanderten eine Zählkandidatur ausgestellt hatte, eine größere, weit größere Zahl, als man anzunehnien berechtigt war. Dieses erfreuliche Ergebnis ist dem einmütigen Zusammengehen aller der Elemente zu verdanken, welche auf Grund einer Vereinigung von Eingeborenen und Eingewanderten das Wohl des Landes und der Stadt im deutschen Sinne fördern wollen. An dieser Vereinigung, die gestern eine glänzende Probe ihrer Leistungsfähigkeit ausgehalten hat, scheiterten sowohl die Bestrebungen der Protestler, das eingeborene Element zur Wahl- enthaltuug zu veranlassen, als die Bestrebungen eines Teiles der Eingewanderten, dem Kandidaten der deutsch freundlichen altelsässer Stimmen zu entziehen, und schließlich die Bestrebungen des unter katholischer Flagge segelnden Hetzblattes „Elsässer", welches sich bei dieser Gelegenheit als Organ des versteckten ProtesteS entpuppte und die Stimmen der Katholiken von Petri abzulenken suchte. Alle diese Bestrebungen blie ben vereinzelt und fruchtlos. Die Eingeborenen betei ligten sich in starker Zahl; die Eingewanderten stimm ten in überwiegender Mehrheit sür Petri (auf Moltke fielen von ungefähr 4500 altdeutschen Wählern nur 1163 Stimmen, also nicht einmal ein Drittel) und die Katholiken erbrachten glänzend den Beweis, daß sie auf die Stimme der ruhigen Erwägung ihrer Interessen hören und die Aufreizungen eines Blattes verachten, welches sich zwar als ihr Organ ausspielt, von ihnen aber nicht als solches anerkannt wird. Das Wahlergebnis ist jetzt abgeschlossen; die Wahl kämpfe liegen hinter uns. Wir wollen sie nicht ver gessen, sondern aus ihnen zu lernen suchen. Aber wir wollen die Freude des Sieges, den wir errungen, nicht dazu mißbrauchen, noch nachträglich an den Er wägungen und Bestrebungen der Besiegten herumzu mäkeln. Wir haben alle nach bestem Wissen und Ge wissen einem gemeinsamen Ziele zugestrebt, daS wir allerdings auf verschiedenen Wegen zu erreichen such ten. Jetzt vereinigen wir uns alle wieder in dem Gedanken der gemeinsamen Aufgabe, die uns obliegt, der Ausgabe: daS Wohl der Stadt, des Landes und des Reiches zu fördern!" Diese von der „Straßburger Post" kundgegebene Befriedigung über den Ausfall der Wahl wird von der gesamten deutschen Presfe geteilt. Fast ebenso einmütig ist die Verurteilung der Aufstellung der Kandidatur deS Generalfeldmarjchalls Grafen Moltke. Die amtliche „Elsaß-Lothringische LandeS-Zeitung" äußert sich zu diesem Vorgänge wie folgt: »Die von einigen Einbewanderten gleitete Sonder bewegung, welche von einem einmütigen Zusammen wirken mit den gemäßigten Elementen der einheimischen Bevölkerung nichts wissen wollte, erscheint in einem um so eigentümlicheren Lichte, als die Führer dieser Partei es nicht einmal der Mühe wert erachtet haben, den Feldmarschall Grafen Moltke, den sie lediglich als Zählkandidaten aufgestellt hatten, um feine Zu stimmung zu bitten. Der Träger eines fo berühmten Namens hätte diese Rücksichtnahme doch wahrlich ver dient; auch hätten die Leiter jener Agitation es sich vergegenwärtigen sollen, daß die geringe Zahl der für den Grafen Moltke abgegebenen Stimmen (1163) im Autlande zu tendenziösen Schlußfolgerungen aus gebeutet werden wird. Nachträglich ist hier eine Er klärung deS Grasen Moltke eingetroffen, in welcher derselbe eS entschieden ablehnt, als aussichtsloser Zähl kandidat aufgestellt zu werden; da er aber nicht be fragt worden sei, so habe er kein Mittel, solches zu verhindern, so unlieb ihm die Ausstellung auch sein würde. In der That ist die Aufstellung dieser Kan didatur höchst bedauerlich; hoffentlich ziehen die Be teiligten eine Lehre daraus." Der „Magdeb. Zly." erscheint die Wahl Petris deshalb erfreulich, weil der Gewählte „sich zu seinen 14 Kollegen aus dem Reicksland von vornherein in Gegensatz gestellt hat, insofern er offen die durch den Frankfutter Frieden geschaffene Lage anerkennt und aus seinen deutschfreundlichen, wenn auch stark mit elsaß-lothringischen PartikulariSmus angehauchten Ge sinnungen kein Hehl macht". Des Weiteren spricht daS Blatt die Erwartung aus, daß sich die Ver waltung der Reichslande durch das Wahlresultat nicht bestechen lassen wird, die in den letzten Monaten ein geschlagene „schärfere Tonart" herabzumildern. Die Beachtung, welche die Wahl in der ganzen Presfe gefunden, hat wieder deutlich gezeigt, mit welcher Vor liebe und welch' warmem Interesse die Blicke Deutsch landS sich auf das jüngste Kind des Reiches richten. Möchten sich die Hoffnungen, die man an die Vor- bänge in Straßburg allseitig knüpft, auch in Er füllung gehen Lagesgeschichte. Dresden, 25. Juli. Vom ReichS-Gefetzblatt sind das 27., 28. und 29. Stück des Jahres 1887 hier eingetroffen. Das 27. Stück enthält lediglich Nr. 1738) Gesetz vom 13. Juli d. I., die Unfallver sicherung der Seeleute und anderer bei der Seeschiff fahrt beteiligter Personen betreffend. — Das 28. Stück enthält nur Nr. 1739) Gesetz vom 12. Juli d. I., den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter betreffend. — DaS 29. Stück enthält Nr. 1740^ Gesetz vom 7. Juli d. I., die Anwendung abgeänderter Reichs gesetzt auf landesgesetzliche Angelegenheiten Elsaß- Lothringens betreffend. * Berlin, 24. Juli. Wie aus Bad Gastein ge meldet wird, unternahm Se. Majestät der Kaiser heute vormittag eine Ausfahrt. Gestern abend fand bei der Gräfin Lehndorff-Steinort zu Ehren Sr. Majestät eine größere Theatervorstellung statt, deren Leitung Direktor v. Strantz übernommen hatte. Feuilleton. Rudkn. Bou H Keller-Jordan. (Fortsetzung.) „Haben Sie mir nicht einmal erzählt," fuhr sie boshaft fort, mit der festen Absicht, jetzt zu treffen, „daß Lelia Ihnen gesagt, Sie empfange keine Be suche?" „Ich glaube, so Ähnliches gab sie mir zur Ant- wott, als ich sie bat, ihr meine Aufwartung machen zu dürfen." „Und doch empfing sie Herrn v Labinoff." „Mit seiner Mutter." „Und auch allein. Am letzten Abend, schon bei dunkler Nacht, verließ er ihre Wohnung und kurze Zeit nachher ist Lelia ihm gefolgt." „Und nun?" „Nun, ein Beweis, daß sie Ausnahmen macht von der Regel." „Die giebt eS immer, gnädige Frau, und wenn sie es that, so hatte sie sicher Gründe — und eS war recht!" „Recht?" „Ja, ich glaube recht. Wenn man bei zwei ver schiedenen Menschen ganz dasselbe thut, so ist die Handlung lange noch nicht die gleiche." Melanie sah in sein Gesicht, es war bleich und erregt. „Wie so nicht die gleiche? Soll das heißen, daß wenn Lelia Rubien einem Herrn ein Rendezvous giebt, das eigentlich kein Rendezvous ist?" „Ich glaube nicht, daß Frau Rubien Herrn v. Labi noff ein Rendezvous gegeben hat. Hat sie eS aber dennoch gethan, so hatte sie, wie schon gesagt, ihre Gründe und sie war gewiß nach demselben gerade so rein, wie vorher." Ein gezwungenes Lächeln verzerrte Melanie- schöne Züge. Baron Velten hatte sie noch nie so unvorteil haft gesehen. „WaS Lelia mit Labinoff verbindet", sagte Me lanie, „ist mir ganz gleich, aber Thatsache ist, daß sie täglich zusammen waren, bald aus der Promenade, bald bei Frau v. Labinoff, bald bei ihr selbst. Ihrer Ansicht nach, Herr Baron, aber ist eine Zusammen kunft mit Herrn v. Labinoff eine andere als mit Ihnen?" „Vielleicht, gnädige Frau, vielleicht", fagte Velten »erstreut, während er mit den Fingern die Spitzen seines Schnurrbarts drehte. — „Frau Rubien", fuhr er dann fort, „ist eine von jenen wunderbar lauteren Seelen, die das Gemeine nicht berühren kann. Vielleicht hat eine einsame Kindheit, daS Heimweh nach der Mutterliebe, die poesievolle Natur an der stillen Meeresbucht — da» alles zusammen ihre Seele ernst gestimmt und ihr jenen keuschen, fast heiligen Stempel aufgedrückt, den nicht alle verstehen". „Aber den Sie genau studiert zu haben scheinen und zu schätzen wissen, Herr Baron". „Ja. Ich hatte vielleicht Gelegenheit, in manchen vom Zufall herbeigeführten Stunden Frau Rubien genauer zu beobachten, als eS andern vergönnt ist zu thun. Jedenfalls habe ich sie verehren und bewun dern gelernt. Indessen hatten Sie mit Ihrem Scharf blick, gnädige Frau, dazu auch Gelegenheit. Sie sind ja ihre Freundin, verkehrte» täglich mit ihr, waren Zeugin am Sterbebette ihres Gatten. Sie haben ge wiß, davon bin ich überzeugt, in Bezug ihres Charak ters dieselben Beobachtungen gemacht, wie ich". Melanie legte ihren Arm, den sie vorhin beinahe aus dem des BaronS gezogen, wieder fester in den seinen; sie fühlte, sie hatte jetzt das Terrain gewonnen und sagte mit einer Stimme, die sanft sein sollte, die sich aber dennoch nicht ganz beherrschen ließ: „Ach Gott, Baron, erinnern Sie mich nicht an diese Stunden! Hätte ich Lelia nicht so geliebt, ich hätte nicht ausgehalten bis zum Ende. Sie wissen vielleicht nicht, daß Theodor Rubien in meinen Armen verschied." „In Ihren Armen? — Und seine Frau, sein Kind?" „WaS wollen Sie, Baron, Sie sind ein Freund LeliaS, Sie machen keinen Mißbrauch von dem, was ich sage — aber sie hat ihren Mann nicht glücklich gemacht." „Nicht glücklich?" Baron Belten blieb plötzlich stehen Das Licht einer Laterne fiel voll auf Melanies Gesicht. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihm auf. „Nicht glücklich?" „Nein, nicht glücklich. WaS zwischen ihnen vor- gefallen, daS weiß ich nicht, aber Rubien vermied daS Zusammensein mit seiner Frau, so oft er konnte; und Der Minister für Kultus und Unterricht, StaatS- minister Dr. v. Goßler wird, wie das „Deutsche Tagebl." vernimmt, sich am 6. August nach Göttingen begeben, um den vom 7. bis 10. derselben Monats statt findenden Jubiläumsfestlichkeiten der Universität beizu wohnen. Der Finanzminister 0r. v. Scholz dürfte feinen Sommerurlaub, wie eS heißt, wohl erst Mitte August antreten, da die Beratungen über die Ausführungs bestimmungen zum Branntweinsteuergesetz ihn so lange hier festhalten werden. Um dieselbe Zeit wird auch der Landwirtschaftsminister l'r. Lucius Berlin mit sechswöchigem Urlaub verlassen. Von den mit Som merurlaub jetzt abwesenden Mitgliedern des Staats- ministeriumS werden, wie verlautet, der Minister für die öffentlichen Arbeiten, Maybach, und der Justiz minister l)r. Friedberg Mitte nächsten Monats, der Vizepräsident der StaatSministeriums, Minister des Innern v. Puttkamer im letzten Drittel des August wieder hier eintreffen. Bei der Verhandlung des Bremerhavener See amts über die Strandung der „Oder" hat der Reichskommissar sehr schwere Vorwürfe gegen den Kapitän der „Oder" und indirekt überhaupt gegen einige Grundsätze der Postdampfergesellschasten gerichtet. Er beantragte gegen den Kapitän Pfeiffer die Ent ziehung des Patents und führte aus, der Antrag richte sich nicht allein gegen die Person des Kapitän-, welcher in leichtsinniger Weise durch zu nahes An segeln an eine unbekannte Küste in dunkler Nacht Schiff, Ladung und Menschenleben in Gefahr gebracht habe, sondern vor allem gegen einen gemeingefährlichen Unfug, gegen die Sucht, möglichst schnelle Reifen zu machen. Die Verkündigung deS Urteils wurde auf den 1. August, mittags 12 Uhr festgesetzt. Die Diskussion über die russischen Werte steht noch immer in erster Linie auf der Tagesordnung. Eine Meldung der1,,Vosf. Ztg.", der Reichskanzler habe sich infolge der lebhaften Erörterungen über russische Finanzen veranlaßt gesehen, ein Reskript an das Direktorium der Reichsbank zu richten, wird sofort von den „Verl. Pol. Nachr." dementiert, welche er klären: „Wir sind in der Lage mitzuteilen, daß ein Reskript des Reichskanzlers deS Inhalts, wie die „Voss. Ztg." ihn angiebt, nicht existiert; die von dem ge nannten Blatte, im Interesse einer augenscheinlich von ihm beabsichtigten Beruhigung gezogenen Schlußfolger ungen sind demnach hinfällig." Ferner erklärt die „N. Pr. Ztg ", die (auch von uns mitgeteilte. D. R.) Nach richt der „Köln. Ztg.", wonach der russische Botschafter Graf Schuwaloff sich mit den Berliner ersten Bank firmen in Verbindung gesetzt, um denselben die beruhigendsten Versicherungen über die russische Finanzpolitik zu erteilen, entbehre aller und jeder Begründung; ebenso sei noch nicht das geringste Anzeichen dafür vorhanden, daß in Rußland an maßgebendster Stelle der Wunsch ausgesprochen worden, mit Deutschland wieder in „freund lichere" Beziehungen zu treten. Dagegen erfährt das genannte Blatt von gut unterrichteter Seite, daß sich inSt.Pctersburgwie inParis auf Betrieb des russischen Finanzministers Gruppen gebildet haben, welche die aus dem deutschen Markt zum Verkauf gelangenden russischen Fonds bis zu einem gewissen Betrage aus kaufen wollen. Zu der letzteren Meldung bemerkt die „Nat.-Ztg.": Wir wüßten nicht, was Deutschland gegen eine solche Gestaltung der Dinge einzuwenden haben sollte; die deutschen Kapitalisten werden ihre russischen Papiere zu räsonnablen Preisen los. DaS Amt, die russischen Staatsmänner und Finanzwirte vor der selbstmörderischen Politik zu warnen, die sie jetzt treiben, wird man dann mit Beruhigung in fran- zösiche Hände übergehen sehen. Dann werden den Franzosen, deren Politik sehr mit Rücksicht auf die als er an jenem Abende, leider in unserem Salon, zusammenbrach und ich nachher mit Lelia an sein Bett trat, — konnte er ihren Anblick nicht ertragen." „Armes, schönes, junges Weib —" wollte eS sich über Veltens Lippen drängen, aber er unterdrückte die Worte Er mußte Klarheit haben über diese Kata strophe, die ein eitles Weib, das ihn erobern wollte, jetzt im Begriffe war, zu verraten, und das war nur möglich, wenn er ihr Bewunderung heuchelte. „Wer hätte das gedacht", sagte er daher langsam — „und Sie, gnädige Frau, Sie waren die edle Samariterin, an deren Busen er verschied?" „Ach, Baron, was habe ich gelitten! Als Lelia, im letzten Augenblicke, von Gewissensangst gefoltert, in die Thüre trat, um nach ihm zu sehen, legte er die zuckende Hand vor die Augen, warf den Kopf zu rück — und verschied." „Das Gewissen", dachte Velten, „das Gewissen! Und zu einem solchen Lose verpflanzte er diese reine Blume aus der Heimat der Lianen in sein rauhes Vaterland." Ein eisiger Schauer durchrieselte ihn. Theodor Rubien hatte ihm immer den Eindruck eine- rechtschaffenen ManneS gemacht, und doch, da war klar, diese Sirene, diese- Weib hatte ihn be- thött! Er warf abermals einen Blick in ihr Gesicht. Be- thört? Wie war da- möglich, wenn man der Gatte LeliaS war? „Und Frau Rubien?" konnte Velten nun doch nicht unterlassen zu fragen. „Lelia? Ich weiß nicht, ob sie litt —, sie ist
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite