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Dresdner Journal : 18.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-18
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 18.07.1887
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M16». Montag, dm 18. Juli, abends. I» ss»»«» : ^tkrUeü: .... 18 ^Mrliok: L Lkvlr 50 kk. Lioislu« ktonuvorv: 1V kk. aa»«rd»ld ä«, ä«vt»etisv Lotet»« tritt?o«t- ui»6 8ttwp«IlU«!kI»^ KiLLll. LntaLck!^ll»x»x»dvtir»il, für 6sn kLum «iQ«r b«>p^tt«esv 2»its Iclsülor kvdritt 80 Pf. Ovtor ,,Lir,^»-u.aät" äi« 2eU« K0 kk. Lei aoä 2iS«r»»»tt «lttpr. Xok»ot»t«^. LrAekel»«» r lAzUet» mit ^um»luos äer 8om>- imä k«»«rtts» keruüproed-^Liolilu»,: !ir. liSS Dres-«erMwMl. Für die Gesamtlettung veranttoortltch: Gtto Banck, profeffor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1887. V», «»Alrt»i OommimiovLr äm Drvxiom UEdm« - 8«rU» - Vl« - 8»m1->r»«1»«-rmLLtM1 ».: Laa«n»t«»n «8 ko-1«, 8«rw»-Vt«»-S»»d»r,- kr»U-L«1p«lU-rmLtttart ». U. -»L»«d«: L«t<1 r«rt, L»»äo» -8«rU»-kr»u»^1vrc ». N. - : Da««-« 6o N-rllo^ /avakjmuia^t, S»rllt«. S. Lf«M«^» N»»L«v«r: 0. U»U. «. 8.1 /. Laret «t 6o S«n»»»»»d»r» Ivvi-l. 8ip«tjt»oe ä« vroäaor ^oanmtt, I)r«ü»o, 2Mio^»mtr. >0. ksraipmod: lir. 188V. Ämtlicher Teil. Dresden, 18. Juli. Ihre Majestät die Königin sind von Maria-Halden kommend, heute Vormittag hier eingetroffen und haben Sich in das Königliche Hoslager zu Pillnitz begeben. Dresden, l4. Juli. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Johann Christian Klopfer in Lindenau das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft Leipzig al- LandeSpolizeibehörde hat die bisher erschienenen Num mern 1—15 der periodischen Druckschrift: „Der Beobachter. Verantwortlicher Re dakteur: Herm. Rauh, Probstheida. — Druck u. Verlag von Albert Seebach, Leipzig." auf Grund von 88 11, 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokra tie vom 21. Oktober 1878 mit der Maßgabe ver boten, daß dieses Verbot sich auch auf das fernere Erscheinen dieser Druckschrift erstreckt. Leipzig, den 14. Juli 1887. Königliche Kreishauptmannschaft Gumprecht. Gläfel. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Nom, 18. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In Catania, Lecce, JSchia, Livorno und Parma fan den gestern Erdbeben statt. AuS dem Ätna steigt dichter Dampf auf. Konstantinopel, 18. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern fanden in Chio und Tmyrna leichte, in Rhodos und Kreta heftige Erderschüt- teruugen statt. Ju Kreta wurden mehrere Häuser beschädigt. Dresden, 18. Juli. Die Ablehnung der Heeresreform in der belgifchen Kammer. Der von Graf d'Oultremont im Verein mit meh reren Offizieren auSgearbeitete Gesetzentwurf, dessen Hauptgrundsatz die persönliche Wehrpflicht war, wurde bekanntlich am 15. d. von der belgischen Kammer ver worfen, obgleich der Kriegsminister PontuS in einer eingehenden Rede die Schäden deS Söldner heere- bloßlegte. In Brüssel hat dieses eine große Mißstimmung erweckt, welche bis in die Hof kreise hinein reichen soll. Wie man versichert hat nächst den Bestrebungen zur Untersuchung der ArbeitS- verhättnisse keine Reform fo viel Anhänger, wie die Abschaffung der den begüterten Klassen zu gute kom menden Stellvertretung in der Militärpflicht. Mit der Linken stimmten für Art. 3 des Antrags Oultre- mont (persönliche Wehrpflicht in Friedenszeit) nur die Minister, dft zugleich Mitglieder des Hauses sind und die 14 Abgeordneten für Brüffel, die sonst mit der Rechten halten. Der eigentliche Urheber der Niederlage war die von Woeste gesührte ultramontane Partei. Dazu kam das Verhalten des Ministerpräsidenten Beernaert, welche« wesentlich das Scheitern des beantragten Gesetzentwurfs begünstigte. „ Das Ministerium Beernaert", schreibt man der „Neuen Preußischen Zeitungaus Brüssel, „welches der bloßen Form halber mit der Minderheit stimmte, darf sich in die Ehren des gestrigen TageS mit den klerikalen Partei führern Woeste und Jacobs teilen: Der Minister präsident hat zweimal den persönlichen Militärdienst in so beredter Weise „verteidigt", daß jedermann sofort erkannte, auf wessen Seite eigentlich da- Ministerium focht. Hr. Beernaert hatte feine zweifelhafte Rolle bis zu Ende gespielt und der Abg. Scoumanne, welcher die letzte Ministerrede mit einem theatralischen Monolog verglich, hat die Situation am besten ge kennzeichnet. Der Ministerpräsident hat vom Anfang bis zum Ende nicht gewußt, welche Stellung er eigent lich einnehmen soll Auf der einen Seite erblickte er den drohenden Krummstab der Bischöfe, von deren Gunst fein Ministerdasein und sein Abgeordneten- mandat abhängen Auf der andern Seite gewahrte er den König, welcher das Ministerium mahnte, für den persönlichen Militärdienst einzutreten. Jeder andere Minister hätte zwischen diesen beiden entgegen gesetzten Richtungen gewählt und wäre vor das Parla ment mit seiner entschiedenen Meinung hingetreten. Nicht so Hr. Beernaert. Er und seine Kollegen haben seit 3 Jahren kein anderes Bestreben, als auf der Ministerbank zu bleiben, so lange es eben geht. Wenn das Ministerium gerettet ist, so ist auch der Staat ge rettet. Das ist die ganze Staatsweisheit unserer gegen wärtigen Regierung. Entsprechend diesem Prinzip trat auch Hr. Beernaert vor die Kammer hin und sagte derselben in jedem Satze etwas anderes vor. Auf der einen Seite rühmte er die Vorzüge deS persönlichen Militärdienstes, auf der andern aber erklärte er, wenn die geehrte Majorität von dieser vorzüglichen Sache doch nichts wissen wolle, so habe die Regierung keinen Grund darauf zu bestehen. Ein anderes mal erklärte er wieder, die Opposition fei Schuld daran, wenn die Regierung nicht wage, die Kabinettsfrage zu stellen, weil sie vor etlichen Jahrzehnten selbst den persön lichen Militärdienst bekämpfte. Schließlich beschuldigte der Ministerpräsident auch die liberale Presse, daß sie es war, welche den Klerikalen die Annahme deS per sönlichen Militärdienstes unmöglich machte, weil sie die Abschaffung des Privilegiums der Seminaristen in Aussicht stellte. Als ob im Falle eine- liberalen Wahlsieges nicht ohnehin die Gesahr für die Klerikalen vorhanden ist, ihre Privilegien einzubüßen. Nachdem alfo der Kabinettschef in der oben erwähnten Weise den persönlichen Militärdienst „verteidigt" hatte, konnte derselbe nicht anders als abgelehnt werden. Sehr charak teristisch ist die Thatsache, daß der Kriegsminister General PontuS die Kammer ausdrücklich darauf aufmerksam machte, daß die sozialistische Propaganda in die Kasernen eindringt, und daß dieses Gist nur durch den persönlichen Militärdienst beseitigt wer den könne. Zum ersten Male wurde offiziell eine Thatsache verkündigt, die allerdings kein Geheimnis gewesen ist, die man aber bisher nicht öffentlich aus gesprochen bat. Unsere klerikalen Abgeordneten ließen sich jedoch durch derlei Argumente nicht irre machen. Daß der Sozialismus für die Armee eine Gefahr bilde, läugnen sie zwar nicht. Allein nach ihrer An sicht wäre die Gefahr für den Staat noch größer, wenn die katholischen Seminaristen — Protestanten genießen dieses Privilegium ohnehin nicht — einige Zeit in der Kaserne zubringen würden. Niemand anders als der Klerus hat die letzte Militärdebatte geleitet und er allein ist als Sieger auS dem Kampfe hervorgegangen." Man ist auf das, was die nächste Zukunft bringen wird, begierig. Der König der Belgier hat selbst in einer am 12. Juni gehaltenen Rede in nicht mißzu- verstehender Weise sich für die persönliche Wehrpflicht ausgesprochen; man hofft daher, der König werde ein neues Ministerium berufen und durch auszuschreibende Neuwahlen an die Stimme des Landes appellieren. ES handelt sich hier um eine ernste Frage, deren Tragweite vvn allen Einsichtigen begriffen wird. „Aufs Neue hat sich gezeigt", schreibt man der „Weser- Zeitung" aus Brüssel, „daß das belgische Zen suSwahlrecht keine Reform, auch nicht die not wendigste, zu Stande bringen kann. Die Arbeiter haben dadurch eine neue Waffe gegen die Reichen in die Hand bekommen. Eine neue Sturmbewegung be reitet sich in Belgien vor. Sofort nach Verkündigung der Abstimmung brachten sechs liberale Deputierte den Antrag auf BerfaffungSreviston hinsichtlich des Wahl rechte- in der Kammer ein. Da- ist oas Signal. Im ganzen Lande wird sich der Sturmruf nach Er weiterung de- Wahlrechts erheben und das Land bis in feine Tieft auswühlen. Layesgejchlchte. * Dretden, 18. Juli. Heute vormittaa 9 Uhr 50 Min. traf auf dem böhmischen Bahnhofe Ihre Majestät die Königin in Begleitung der Hofdame Frl. v. Earlowid und des Kammerherrn v. Minckwitz ein. Zum Empfange waren erfchienen: Se. Majestät der König in Begleitung des Oberstlieutenants v. Schimpfs, die Hofdame Gräfin Einsiedel, Se. Ex- cellenz der Geh. Rat v. Lüttichau, der Kommandant der Residenz Generalmajor Frhr. ü Byrn mit dem stellvertretenden Platzmajor Premierlieutenant v.Loeben, der Generaldirektor der Staatseisenbahnen Hoffmann, der Polizeipräsident Schwauß und der Polizeihauptmann v Nehrhoff. Dretden, 18. Juli. Heute vormittag wurde in Leipzig der Oberstlieutenant z. D. Karl Eduard Emil Küstner beerdigt. Dem Verewigten, der sich in der Schlacht von Sedan bei der Erstürmung von Daigny und m der Schlacht von Villiers als Chef der 4. Kompagnie beziehentlich als Führer des 1. Ba taillons 5. Infanterieregiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 den Königl. sächsischen St. HeinrichS- orden und das Königl. preußische Eiserne Kreuz I. Klasse erwarb, ist in Berücksichtigung seine« letzten Wunsches durch die Gnade Sr. Majestät deS Königs da- militärische Begräbnis gleich einem im aktiven Dienst verstoroenen Offizier gewährt worden. Dretden, 18. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 26. Stück de» Jahres 1887 hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 1736) Gesetz vom 7. Juli d. I., die Abänderung deS Gesetze- über die Rechtsverhält nisse der deutschen Schutzgebiete vom 17. April 1886 (ReichS-Gesetzbl. S. 75)'betreffend; Nr. 1737) Gesetz vom 9. Juli d. I., die Besteuerung des Zuckers be treffend. * Berlin, 17. Juli. Über die Reise Sr. Majestät des Kaiser- von der Mainau nach Gastein sind jetzt folgende endgiltige Bestimmungen getroffen worden: Se. Majestät wird mit den Herren seine- Gefolges morgen mittags sich nach Bregenz einschiffen, wo die Ankunft um 3 Uhr 20 Min. erfolgen dürfte. Dort trifft Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinz Regenten von Bayern zusammen, welcher zur Begrüßung des Monarchen schon vorher sich dort hin begeben hat. Um 4 Uhr 25 Min. soll die Reise von Bregenz nach Innsbruck fortgesetzt werden und dort die Ankunft etwa um 9 Uhr abends stattfinden. In Innsbruck gedenkt Se. Majestät der Kaiser zu übernachten. Die Weiterreise erfolgt am nächsten Tage voraussichtlich um 9 Uhr und die Ankunft in Lend mit Extrazug nachmittags um 12 Uhr 40 Min. Nach mehrstündigem Aufenthalt in Lend reist der Kaifer nachmittags 5 Uhr ohne weitere Unterbrechung nach Gastein weiter und gedenkt dort am Abend des selben Tage- etwa um ^«8 Uhr mit seinem Gefolge einzutreffen, über die Dauer des Aufenthaltes in Gastein sind noch keine endgiltigen Bestimmungen ge troffen, jedoch wird angenommen, daß der Monarch bis zum 16. August dort verweilen wird. Im allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät deS Kaisers nahm vorgestern im Marmorpalais bei Potsdam Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen den Sr. Majestät vom Könige von Siam, Somdetch Phra Paramindr Maha „Chulalongkorn" ver liehenen höchsten siamesischen Orden „Maha Chatri" aus den Händen des zu diesem Zwecke hierher ge sandten Prinzen Krom Luang Devawongse Baroprakar (Kromotay) entgegen. Der gestrige „Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Fürsorge für Beamte insolge von Betriebsunfällen vom 18. Juni 1887. Die zahlreichen Ankäufe polnischen Grund besitze» durch die Ansiedelungskommission veranlassen den „Orendownik" zu folgenden Bemerkunaen: Er habe sich nicht geirrt, als er nach den ersten Ankäufen feiten der Kommission gesagt habe: es werde der Kom mission, als coulanter Käufer, welcher gut zahlt, nicht an solchen fehlen, welche gern mit ihm in Handets Verbindung treten. Der Handel gehe in Wirklichkeit über alle» Erwarten aut und es vergehe keine Woche, in welcher nicht polnische Güter zur Ansiedelung ver kauft würden. Die polnischen größeren Besitzer sagen offen: An die AnsiedelungSkommission verkaufen, das ist noch das einzig gute Geschäft, welches heute der Pole machen kann. Der Verkauf polnischer Güter zur Ansiedelung müsse aber auf die künftigen Wahlen ein wirken, und zwar in zwiefacher Richtung, einerseits werden dadurch die Polen vieler Stimmen bei den Landtags- wie bei Reichstagswahlen beraubt, und in vielen Kreifen, wo die polnischen Kandidaten bisher nur mit schwacher Majorität durchkamen, werden jetzt die Deutschen siegen; andererseits bedrohe der Verkauf polnischer Güter zur Ansiedelung die polnische Wahl organisation, welche bisher fast ausschließlich von den größeren ländlichen Besitzern gehandhabt wurde, mit der Zertrümmerung. Nach den neuesten Nachrichten au» Merseburg hat bei der Reichstagswahl am 14. der freisinnige Kandidat Panse 10070 Stimmen, der Freikonser vative Neubarth 6330, der Nationalliberale Pieschel nur 1345, der Sozialdemokrat Hoffmann nur 757 Stimmen erhalten. Das Resultat ist zwar noch nicht vollständig, doch ist an dem Siege de» deutschfreisinnigen Kandidaten nicht zu zweifeln. Wien, 17. Juli. Mehrere gestrige Blätter kündigten an, daß der neugrwählte Fürst von Bul garien, Prinz Ferdinand von Coburg, sich dem nächst an das Kaiferl. Hoflager nach Ischl und von dort nach St. Petersburg begeben werd«. Diese Meldung klingt an sich nicht unwahrscheinlich; an maßgebender Stelle ist jedoch über ein solches Vorhaben nicht- be kannt. Die mündliche Antwort, welche Prinz Ferdi nand den Delegierten der Sobranje erteilte, hat in sofern zur Klärung der Lage beigetragen, als sie den Beweis erbrachte, daß man seitens deS Prinzen kein tollkühnes und aussichtsloses Abenteuer zu gewärtigen hat. Demgemäß lauten jetzt die Urteile auch jener Blätter, welche anfänglich dem Wahlakte große Be- deutung beizulegen geneigt waren, sehr pessimistisch und kein objektiv Denkender vermag sich der Befürch tung zu verschließen, daß die Wahl vom 7. Juli d. I. zu einer bloßen Episode herabsinken wird. — Die „Ung. Post" ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die während der letzten Tage in Buda-Pest vorgekom menen verdächtigen Todesfälle nicht durch cholera artige Erkrankung verursacht waren. — Gestern wurde das neue Heiratsnormale für die Offiziere und Beamten des stehenden Heeres herausgegeben. Infolge des kürzlich votierten Gesetzes über die Ver sorgung der Militärwitwen und Waisen waren gewisse Abänderungen an den Heiratsvorschriften notwendig geworden. DaS neue Gesetz bringt insofern Erleich terungen, al» nunmehr bei den taktischen Waffen gattungen ein Vierteil, bei den übrigen die Hälfte der Offiziere verheiratet sein darf, während bisher allgemein nur der sechste Teil der Offiziere die Feuillkton. Letta Nubien. Bon H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) (Fortsetzung folgt.) Richter stand hinter ihr und wendete ihr die Noten um. Etwas weiter entfernt saß Gregor v. Labinoff mit seinem feinen, edlen Gesicht. „Wie er feiner Mutter gleicht", dachte die Creolin, „nur noch durchgeistigter und schöner sind seine Züge." Jetzt mußte sie wieder deS Abends in vr. Lassens RedaktionSzimmer gedenken — und der Wunsch wurde saft zur Sehnsucht, die Legenden zu lesen, die dieser so schnell von der Hand gewiesen. Aber wie sollte sie dazu kommen? Würde vr. Lassen ihr nickt den Gefallen thun, die Legenden von ihm zur Durchsicht zu verlangen und, wenn brauchbar doch, wie er ja immerhin zuweilen mit Poesie geschah, zum Abdruck zu bringen? Er lag ein eigentümlicher, stimmungsvoller Zug in seinem Gesicht — fast trug eS den Stempel emeS Genius. Sie hätte ihm so gern helfen mögen, die Stufen zu erklimmen, auf die ihn vielleicht dennoch fein Gefchtck verwies. „Darf ich Sie besuchen, gnädige Frau?" fragte Belten, der ihr nahe getreten war und sie au« ihren Gedanken riß, „und wollen Sie wieder mein guter Genin« fein?" Lelia« große Augen senkten sich einen Augenblick treuherzig in die feinen. „Besuchen? Nein, Herr v. Belten, mein Geschick hat sich verwandelt, seitdem wir un« da« letzte Mal gesehen. Ich empfange keine Besuche bei mir, aber Ihr guter Geniu«, der will ich gerne zu allen Zeiten bleiben. Wir sehen un« Donnerstag« hier — auch wohl sonst gelegentlich." „Ich hätte so gern Ihre Fräulein Tante wieder- gesehen und Ihr Töchterchen, und mit Ihnen geplau dert von alten Zeiten —" „Die Tante und Nora treffen Sie täglich in den Anlagen, Herr v. Velten, — und wa« die alten Zeiten betrifft, sie sind voll schmerzlicher Erinnerungen, wir wollen sie ruhen lassen Aber desto mehr sollen Sie mir von Pari« erzählen", fuhr sie in heiterem Tone fort, „Sie haben mir noch kein Wort darüber gesagt, wie Sie die Jahre verlebt und welchen Ein druck Ihnen Frankreich gemacht?" „Bleibt sich auch vorläufig gleich, gnädige Frau, jetzt ist mein Herz voll von Ihnen und Ihrem Ge schicke, erlauben Sie mir wenigsten», Ihnen da» zu sagen. Die Eindrücke, die ich hier aufnehme, sind alle zu neu, ich kann sie noch nicht zurückdrängen, fo sehr ich mich auch bemühe. Ich habe da» Gefühl, als fei Ihnen ein große« Unrecht widerfahren, einerlei, woher e« kam, aber ich kann mir nicht helfen, mein Herz fagt e« mir." Jetzt bemerkte er, wie Melanie« Augen ihn fast unheimlich verfolgten Lelia hatte die ihrigen nieder- geschlagen, ihr Gesicht war auffallend bleich. „Wollen Sie an mich denken, wenn Sie eine« Freundc» bedürfen, Frau Rubien? Wahrlich nur eine« uneigennützigen Freunde«?" Ach will e«", sagte sie kaum hörbar, stand auf und setzte sich zu Frau v. Labinoff, die eben im Be griffe war, ihre Handschuhe anzuziehen. Velten ging zu Melanie. Er hatte nie eine große Meinung von ihr und noch weniger Sympathie für sie gehabt und sie nur aufgesucht Lelia« wegen, aber jetzt wußte er, daß, wenn er diese sehen wollte, er die Andere nicht vernachlässigen dürfe. Er verließ sie daher an dem Abende nicht mehr und nur zuweilen und verstohlen warf er einen Blick hinüber auf Lelia, die, nachdem sich Frau v. Labinoff und ihr Sohn verabschiedet, Hand in Hand mit Carla auf dem Sofa saß. Al« Lelia später die Treppe Hinaufstieg, die zu ihrer Wohnung führte, war sie der Freundin wegen beruhigt. Sie wußte, daß Herr Richter ihr Herz nicht erobert hatte. * « * So weich und mild« die Züge von Gregor v. La- binoffS Gesicht auch aussehen mochten, so hätte man sich doch getäuscht, wenn man danach auf einen jener lässigen russischen Charaktere hätte schließen wollen, wie man ihnen auf Reisen so oft begegnet. Gregor hatte doch zu viel von den bedeutenden geistigen Fähig keiten feiner Mutter geerbt, als daß die maßlose Liebe und Milde, mit welcher sie ihren einzigen Sohn er zogen, ungünstig auf seinen Charakter gewirkt haben sollte. Er war eS gewohnt, streng gegen sich selbst zu sein und sich nicht durch kleine Hindernisse ab schrecken zu lassen, wo eS einen Zweck zu verfolgen galt. Er ließ sich daher auch nicht von der unangeneh men Scene in vr. LasfenS RedaktionSzimmer, dem er fo schnöde sein Manuskript auS der Hand genommen, abschrecken, sondern lenkte seine Schritte am andern Tage, nachdem sich sein erhitzte» Blut wieder abgekühlt, in eine andere Gegend der Stadt, wo sich ein Etablisse ment zur Vermittelung litterarischer Arbeiten befand, und dachte auf diesem Wege vielleicht einen Erfolg zu ermöglichen. Ein eleganter, feister Herr mit goldenem Pince-nez hatte ihn vom Kopf bis zur Sohle gemustert, einen ziemlich verächtlichen Blick über die metrischen Zeilen geworfen und etwas von einer Sucht gemurmelt, mit welcher jeder Laie jetzt feine Gefühle in Liedern aus- zuströmen beliebe, dabei aber doch, in Anbetracht der feinen Kleidung deS jungen Dichter-, für deren Ab schätzung er allerdings mehr Talent besaß al- vr. Lassen, das Manuskript lässig auf einen Haufen ähn licher Papiere geworfen, die mafsenhaft auf seinem Schreibtische lagen. „Wir wollen versuchen", sagte er endlich mit etwa- fetter, heiferer Stimme, „ob Einer oder der Andere unferer Kollegen Ihr Erstlingswerk — denn da» ist e« doch wohl in Anbettacht Ihrer Jahre — für würdig erachten wird, in einem ihrer Blätter zum Abdruck zu bringen. Selbstverständlich müsfen Sie die Verum- telungskosten tragen, da Sie wohl noch kein Honorar beanspruchen können " Gregor besann sich eine Weile. Kein Honorar? Ihm lag gewiß nichts an den paar Mark, die ihm einige Legenden im günstigsten Falle eintragen konnten, aber doch mißfiel ihm der Mann und seine Art, Ge schäfte zu machen, zu sehr, als daß er — um der guten Sache willen — ihm da- Manuskript auf diese Weise hätte lassen mögen. „Ich dächte," sagte er daher, „wenn Ihre Herren Kollegen eine Arbeit für würdig erachten in ihre Blätter aufzunehmen, so verstände sich das Honorar
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