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Dresdner Journal : 09.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-09
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 09.07.1887
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Prinz Ferdinand von Coburg, welcher mit seiner Mutter aus Schloß Ebewchal weilt, soll heute in Wien eintrefsrn. Für ganz uuwahrscheiulich wird es er achtet, daß der Prinz ohne eine Klärung der Lage abzuwarten, nach Bulgarien gehen und die Zügel der Regierung ergreifen werde. Paris, 7. Juli. Der heute früh abgehaltene KabinettSrat beschloß die Absetzung aller Bürger meister, die sich zur Begrüßung des Grafen v. Paris nach der Insel Jersey begeben haben. Unter denselben befinden sich der Senator Joubert und die Abgeordneten Rioust de Largentaye und de Ker- gariou. Ferner sprach sich der Rat für die Auf rechthaltung des Planes einer Mobilmachung-Probe au- Endlich beschäftigte man sich mit der Frage deS Neubaues der Komischen Oper, ohne jedoch zu einer Beschlußfassung darüber zu gelangen. Zu vorläufiger Wetterführung der Komischen Oper auf einer andern Bühne beschloß die Regierung, heute in der Kammer eine Kreditforderung von 4< >0 Otü > Frcs. einzubringen. — Die Kammer gelangte gestern nach der aufregen den Abstimmung über den Art. 49 des Armeege setzes in der Beratung des letzteren bis zum Art. 54, betreffend die zweimalige Einberufung der Re servisten zu einem 28- und der Landwehrleute zu einem 13tägigen Übungsdienste. Hr. de la Mar tiniöre beantragte, diese Zeiten aus 14 refp. 8 Tage zu vermindern, was vollkommen ausreiche. Hr. de Maley, der Obmann des Ausschusses, in Vertretung des Berichterstatters Laisant, der sich entfernt hatte, und mehrere andere Abgeordneten der Linken, darunter der Exmajor Labordere, antworteten, die Bevölke rung habe sich bereits an die 28- bez. 13 tägigen Übungszeiten gewöhnt. Auch der Kriegsminister, von der Linken aufgefordert, seine Ansicht zu äußern, er klärte, diese Zeiten seien eher zu kurz als zu lang, worauf der Abänderungsantrag mit 357 gegen I70 Stimmen abgelehnt und der Artikel zu strikterer Fassung an den Ausschuß zurückverwiesen wurde. Heute er folgte die Annahme des Artikels in verbesserter Fassung. — Infolge der gestrigen Ablehnung des Arnkels 4!» des Armeegesetzes, nach welchem eine Anzahl von Mannschaften bei Beginn des dritten Dienstjahres auf Grund einer militärischen Prüfung in Großurlaub entlassen werden können, hat der Berichterstatter des Armeeausschusses, Laisant, sein Amt nieder gelegt und begründet diesen Schritt in einem Schreiben an die .Justice". Der Gedankengang dieses Briefes ist folgender: Dieser Artikel sei die Seele des ganzen Gesetzes, weil er dessen Durchführung mit den gegebenen Geldmitteln ermögliche und gleichzeitig die ganze Jugend anspornc. sich im Waffcnhand- werke zu üben. Die Teilung der jährlichen Aushebung durchs Los in Leute, die 3 Jahre, und in solche, die kürzer dienen, sei durch die Erfahrung verurteilt Die ganze Klasse 3 Jahre behalten, würde bedeutende Opser erheischen, weit höhere als der Kriegsminister glaube. Allerdings gestatte der Artikel 50 dem Minister halbjährige Masscnbeurlaubungen der Mann schaften, welche 2 Jahre gedient hätten, allein drese Bestimmung, ganz gut als Ergänzung des Artikels 40, würde für sich allein unwirksam und gefährlich sein, eine Willkürmaß.egcl, deren An wendung, wenn man sie den Bedürfnissen des Budgets ent sprechend ausdehnen wollte, die ganze Armee desorganisieren würde. Mit dem Artikel 40 sei also das ganze Gesetz hinfällig geworden; es weiter beraten, sei eine Komödie, eine Täu schung, deren er sich nicht mit schuldig machen wolle. Der Minister habe sich zweideutig benommen: >m Ausschüsse habe er dem Artikel beigestimmt, in der Kammer ihn zurückgewiejcn; während der Sitzungspause sei wieder eine Einigung des Mi nisters und des Ausschusses zu Stande gekommen, welche Ferron aus der Tribüne zu bestätigen versprochen hätte, allein statt von Einigung, habe dann der Minister nur vom Gegensätze zwischen seinem Standpunkte und dem des Ausschusses gesprochen. Lai sant giebt zu verstehen, daß der Minister im stillen Einver nehmen mit der Rechten gehandelt habe, um das Gesetz zu Jalle zu bringen, damit die Geistlichen dienstfrei bleiben. Der Staatsrat hat ein Dekret ausgearbeitet, das den Betrieb der Post- und Telegraphenämter regelt und den Dienst beider Verkehrsmittel aus einanderhält, obwohl beide unter gemeinsamer Leitung bleiben. Ferner enthält das Dekret eine Reihe von Bestimmungen über die Anstellung, die Gehalte und das Vorrücken der Post- und Telegraphenbeamten — Bestimmungen, welche das unregelmäßige Vorgehen des letzten Postministers Granet notwendig ge macht hat. Das Personal wird für nächstes Jahr erheblich vermindert, und das Budget des Postdienstes enthält deshalb wesentliche Ersparnisse. — Infolge des Inkrafttretens der Spiritussteuer erhöhung sind die Zollämter darauf aufmerksam ge macht worden, daß die Erhöhung vorerst nur bls zum 30. November d. I. besteht und daß mit diesem Tage, wenn nicht inzwischen eine anderweitige Be stimmung getroffen wird, wieder der frühere Zollsatz von 30 Frcs. in Kraft tritt. Ferner gilt die Er- Legenden, die wohl keine Ähnlichkeit mit denen haben die ein tiefblauer Tropenhimmel geboren." Dann dachte sie an die dornenvolle Bahn, die Gregor Labinoff betreten wollte, sie hätte ihn zurück halten mögen, um der bleichen weichen Züge willen, die solchen Kämpfen nicht gewachsen schienen. Zurück halten? Als ob sich die Schicksalsräder aushalten ließen, die einmal ihre Richtung genommen. Würde sein Talent oder sein Schicksal ihn nicht immer wieder zu dieser Bahn führen? Was hatte sie selbst durchkämpft, seitdem ihr Gatt? so plötzlich die Augen geschlossen, sie mit ihrem Kinde aus den eleganten Räumen in die kleine Dachwohnung gezogen war und, von Or. Lassen angeregt, zum ersten Male den schlüpfrigen Boden deS Redaktionszimmers betteten. Wie oft hatte sie nicht in den Geburtswehen des Schaffens, an sich selbst verzweifelnd, die Feder fori- werfen und zu irgend einer, sie aus dieser Qual erlösenden Arbeit ihre Zuflucht nehmen wollen. Und hatte sie es vermocht? Hatten die Gedanken sich seitdem nicht rastlos, wie vom Fieber gejagt, in ihrem Hirn getummelt und nach Gestaltung begehrt? Der Tropfen Ehrgeiz konnte es nicht sein, sie hatte ihn ja noch nicht gekostet und er war vielleicht nur ihr eigenes, rastloses Selbst, welches sich so ungestüm in andere Bilder und Gestalten drängen wollte, die keine Gemeinschaft hatten mit der freud- und liebe leeren Wirklichkeit. Die junge Frau seufzte und trat über die Schwelle deS Hause-, in welchem sie wohnte. ES war ein großes hell erleuchtetes Portal, das sie aufnahm. Aus der ersten Etage, vor deren weit- geöffneten Korridortüren sie einen Augenblick stehen 02k Höhung nur für Spiritus, während Branntweine aller Art aus Grund der Verträge nach wie vor keinen höheren Zoll als 30 Frcs. zu zahlen haben. Die Zollämter werden demgemäß angewiesen, eine Unter- icheidung zu treffen, die bisher nicht gemacht worden ist. Als „Branmweine" definiert der Generalzvll- direktor .alkoholhaltige Flüssigkeiten, die dazu be stimmt sind, unmittelbar getrunken zu werden. — Die indirekten Steuern haben im Juni 2k Millionen mehr eingebracht, als im Juni vor. I. Das Reinergebnis fetzt sich zusammen aus 7 Millionen Mehreinnahmen einer- und 4^ Millionen Mindereinnahmen andererseits. Unter den letzteren figuriert der Zucker mit 2 70v ov<> Frcs. und das Enregistremenl (Sporteln) mit 024 5oo FrcS. Dieser Ausfall an Sportelgebühren, bei welchem das Seinedcpartement allein mit 83 Proz beteiligt war, rührt hauptsächlich von der Abnahme der Zahl der Zwangsverkäufe von Grundstücken her. Die 3proz. Mobiliarwertabgabe (Cou ponsteuer) weist einen Minderertrag von 457 500 Frcs. gegen den Juni vor. I. aus, in welchem letzteren allerdings infolge eines gerichtlichen, gegen die Gesellschaft von Dombes er laßenen Urteil- eine ausnahmsweise hohe Summe fällig ge worden war. Die Stempelabgaben haben um 5i7ooo FrcS. zugenommcn. — Der Ertrag des ersten Halbjahrs 1887 hat den der entsprechenden Periode des Vorjahres um I5 8v3voo FrcS. überstiegen, bleibt hingegen hinter dem Voranschlag um rund 2b Millionen zurück, die ganz dem Ausfälle der Zucker st euer, der 2bH, Millionen beträgt, zuzuschreiben sind Der General Boulanger wuide vom Äriegs- minister zum Mittagessen emgcladen nnd soll ihm geantwortet haben, d e Umstände, unter denen er ge nötigt worden sei, sich auf sein Korpskommando nach Clermont-Ferrand zu begeben, gestatteten ihm nicht, diese Einladung anzunehmen. Tas „Journal des Dobats", welches diesen Vorgang meldet, meint, es sei wohl das erste Mal, daß ein Gene ral einem Kriegsminister derartig antworte. — An den Straßenecken wurde heute das Programm des Nationalfestes angeschlagen. Nach demselben be ginnt das Fest am 14 Juli früh mit Artilleriesalven. In den Armenämtern wird Geld verteilt. D«e Heer schau über die Pariser Armee findet um 4 Uhr auf dcm Rennplätze von Lcngchamps statt Tie Schul bataillone marschieren früh um 9 Uhr über den Sladt- hausplatz. Nachmittags finden Freivorstellungen für die Zöglinge der städtischen Schulen in mehreren Zirkussen und Theatern, abends Beleuchtung der Brücken und Uferstraßen, sowie der hauptsächlichsten Plätze und öffentlichen Gebäude, Feuerwerke auf mehreren Brücken und in den Anlagen der Buttes-Chaumont und von Monsouris und endlich vcnetianisches Fest auf der Seine mit Militärmusik auf beleuchteten Dampfern statt. * London, 7. Juli. Die irischen Revolutio näre sind im höchsten Grade erbittert darüber, daß das Parlament sich endlich ermannt hat, Mit der Straftrchtsnovelle kurzen Prozeß zu machen und über haupt den Obstruklionisten zu Gemüte zu sichren, daß nicht sie, sondern die legale Mehrheit Herr im Hau>e ist. Infolge dessen herrscht in den Verschwörerkreisen seit einiger Zeit enie außergewöhnlich lebhafte Ge schäftigkeit und es sind dem „Home Office" Anzeigen zu gegangen, wonach von Seiten der Revolutionäre nun mehr wieder zu offener Gewalt gegriffen werden soll. Dynamit darf selbstverständlich m dem Aktions programm irländischer Umstürzler nicht fehlen, scheint aber diesmal nicht die einzige piee« 6e rostistnne« zu bilden. Nachdem das Netz der irischen Verschwö rung, Dank der Hilfeleistungen des amerikanisch-irischen Schar mützelwnds, ein ungemein ausgedehntes gewor den ist und. mit seinen Maschen jeden halbwegs be deutsamen Seehafen nud Binneuplatz des vereinigten Königreichs umschließt, so ist auch die Behörde zur Entfaltung einer anstrengenden ÜberwachungSthätigkeit gezwungen. Einer der kritischsten Platze ist Liverpool, nicht als ob dort ein unmittelbares Attentat auf die öffentliche Sicherheit befürchtet würde, sondern wegen der dort Mit Amerika bestehenden zahlreichen und in tunen Verkehrsbeziehungen. Dementiprechend ist denn auch die städtische Detektivpolizei daselbst ununter brochen auf ihrem Posten, und desgleichen hat die irische Exekutive, wie auch das „Home Office" in Liver pool eine Elite ihrer tüchtigsten Beamten stationiert, so daß die Überwachung des Liverpooler Eingangs und Ausgangsverkehrs in den Grenzen der Möglichkeit erfolgreich gehandhabt wird Ähnlich geht es in den übrigen Hafenplätzrn Englands, Schottlands und Ir lands zu, und die Bewegungen aller irgendwie bearg wöhnten Personen sind hinlänglich bekannt. Das schließt nun freilich die Gefahr nicht aus, daß der Polizei gänzlich unbekannte Dynamitbolde von Amerika eu- treffen und sich dem Auge der Behörde entziehen. Solchen Leuten steht eine so gut wie unbegreuzte Zahl von Mitteln und Wegen, sich durch die Kette von Beobachtungsposten hl,.durchzuschmuggeln, zur Verfügung Sie können z B. in irgend einem euro- päifchen Festlandshafen landen und von der entgegen gesetzten Seite her ihren Fuß auf englischen Boden setzen. Dre Polizei hat aber auch diesen Fall ins Auge gefaßt und ihre Maßregel» jo getrosten, daß der Verkehr von den FestlandShäfen nach England ebenfalls in geeigneter Weise unter Aussicht gehalteu wird — Die Londoner Morgenblätter von heute besprechen die Wahl des Prinzen von Coburg zum Fürsten von Bulgarien in beifälligem Sinne. Tie ..Times" hält es für ausgemacht, daß weder England noch Italien, wahrscheinlich auch die Türkei nicht, Einspruch gegen die Wahl erheben werden. Tirnowa, 8 Juli. Prinz Ferdinand v. Coburg hat nach der Köln. Ztg. auf die Anzeige von seiner Erwählung Folgendes geantwortet: „Empfangen Sie meinen Dank für die erhabenen Worte, die cie an nlich gerichtet haben, bei der Anzcige von dem Beschluß der großen Nationalversammlung und von meiner Er wählung aus den Thron von Bulgarien. Ich bin bereit, der bulgarischen Nation meine Dankbarkeit zu bezeigen, indem ich ihr mein Leben weihe. Ich rechne am Euren Eifer, Eure Umsicht, Eure Ergebenheit, mich in dem Bestreben zu unterstützen, das Glück des Landes zu sichern Sobald meine Erwählung durch die hohe Pforte bestätigt und von den Mächten an erkannt ist, werde ich dem Rufe der bulgarischen Nation entsprechen, indem ich mich in ihre Rütte begebe. Prinz Ferdinand v. Sachsen-Coburg". — Diese Erklärung des erwählten Fürsten wird hier dahin auf- gesaßt, daß, wenn der Versuch, die Genehmigung aller Mächte zu erlangen, scheitern sollte, der Fürst den noch auf Genehmigung oder Anraten nur einiger Mächte nach Bulgarien kommen würde. Nach bul garischer Auffassung müßte hierüber spätestens in vier Wochen die Entscheidung fallen. Die an den Prinzen von Coburg abgefuckten Tanktelemamme trage die Aujschrift: „Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien, Prinzen von Coburg Gotha." Uber die bereits von früher her bekannte Lebens- geschichte des neugewählten Fürsten bringen wir fol gendes wieder in Erinnerung Prinz Ferdinand Maximilian Karl Leopold Maria von Coburg ist der jü> gste Sohu des am 20. Juli 1881 verstorbenen Prinzen August Ludwig Victor, Herzogs zu Sachsen, österreichischen Generalmajors und sächsischen Gencral- üeutenants, Cousins des regierenden Herzogs Ernst II. von Sachsen Coburg und Gotha, und der Prinzessin Marie Clementine, geb. Prinzessin von Bourbon - Orleans, des ehemaligen Königs der Franzosen Louis Philipp am 3. Juni 1^17 geborenen Tochter. Tie Vermählung derselben nutzem Prinzen August hat am 10. April 1843 stattgesunden. Prinz Ferdinand ist also ein Groß cousin des Herzogs Ernst II. von Sachscn-Cvbmg- Gvtha und ein Enkel Louis Philipps. Der Prinz, am 26 Februar 1 61 geboren, also im 27. Lebens jahre stehend, ist gegenwärtig Oberlieutennnt im l1 österreichisch'n Husarenregiment und noch unver mählt.— Über die Streitigkeiten zwischen denMi- nistern und den Regenten wird derselben Zeitung unter dem 7 d. Mts., also vor Eingang obiger Er klärung des Prinzen Ferdinand, gemeldet, dieselben schienen den Ausgang nehmen zu wollen, daß die Minister, wenigstens Radoslawoff und Nikolajeff, zurücktreten, sobald Prinz Ferdinand die Annahme der Wahl ausgesprochen, das Land somit dem herrscher losen Zustande entrückt sei. Besorgnisse, daß es hier bei zu Schwi rigkeiten beim Militär kommen könnte, seien unbegründet. Der Streit zwischen den Regenten und Ministern sei mehr persönlicher als sachlicher Natur und beruhe darauf, daß nach Angabe der Mi nister die Regenten sich ihnen nicht zustehende Ve fugnisse amnaßten. Sollten Radoslawoff und Nikola jeff zurücklreten, so würden sie durch Mitglieder der selben Partei ersetzt werden. Für beide aber seien Ersatzmänner schwer zu finden. * Konstantinopel, 5. Juli. Über das englisch türkische Abkommen bett. Ägypten wird der „Pol. Korr." von einem augenscheinlich der englischen Botschaft nahestehendem Berichterstatter geschrieben: Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird die anglo türkische Konvention, betreffend Ägypten, trotz der fo heftigen Anfechtung feiten- der Kabinette von Paris und St. Petersburg und der Ungeduld der englischen Regierung, welche das Übereinkommen sosort ratifiziert sehen, andernfalls aber ganz fallen lassen will, dennoch in den sicheren Hafen gebracht werden. Was jenes Haupthindernis betrifft, durch welches die Konvention unmittel bar in- Schwanken gebracht wurde, nämlich den ungewöhnlich energisch erhobenen Widerspruch Frankreichs und Rußlands, so ist festzustellen, daß der Eindruck der Drohungen der Botschafter dieser beiden Mächte, welche den Sultan anfänglich in der That einigermaßen bange gemacht hatten, sich bedeutend abgeschwächt hat, ja durch den Rückhalt, den die Pforte in dieser Frage bei anderen Mächten findet, fast vollständig paralysiert erscheint. Seit dem drohenden Auftreten der genannten Diplomaten hat sich die Stellungnahme Deutschlands, Österreich-Ungarn- und Italiens zu gunsten der englisch-türkischen Konvention in au-ge sprochener Weise geltend gemacht, so daß der auch jetzt noch andauernde Widerspruch der Botschafter Frankreich- und Ruß- lands aus der Pforte und im Palaste nur noch fehr fchwachen Eindruck zu machen fcheint und die Wirkung, die Ratifikation des Übereinkommens enbgiltig zu verhindern, kaum erzielen dürste Die Einflußnahme Deutschlands und Italiens zu Gun sten des Abschlusses dieser Angelegenheit tritt äußerlich auch in. der Thatsachc zu Tage, daß der deutsche Botschafter Hr v Ra- dowitz mit Sir Henry Drummond Wolff, andererseits der Ver treter Italien- Baron Blanc mit dem englischen Botschafter Sir W- White gestern längere Unterredungen gepflogen haben. — In dem vorgestern behu>s Erörterung der Ratifikaiionsfrage ab- gchaltcnen türkischen Ministerrate sind allerdings gewiße Meinungsverschiedenheiten bezüglich der einen oder anderen Einzelheit aufgetaucht; der Beschluß des Ministerrate- ging je doch dahin, dem Sultan die Ratifikation der Konvention zu empfehlen. Der Sultan hat bis zur Stunde noch immer keine entgiltige Entscheidung getroffen, man erwartet aber eine solche im Sinne des Vorschlages der Pforte. Aus die letztere dürsten in dieser Richtung Erklärungen, durch welche Sir H. Drummond Wolff in der vergangenen Woche gewisse bezüglich einzelner Be stimmungen der Konvention noch immer gehegte Bedenken zer streut hat, ausschlaggebenden Einfluß gehabt haben. — Es wäre somit nur die eine Frage noch in Erwägung zu ziehen, ob die Konvention nicht trotz der günstigen Dispositionen der Pforte, trotz der Unterstützung seitens Deutschlands, Österreich» Üngarns unk Italiens und trotz der nunmehrigen Wirkungs losigkeit der französisch-russischen Eiiischüchlerungsversuche an der Ungeduld Englands, welches die Alternative: sofortige Ratifikation oder gänzliches Fallenlasscn, stellt, fcheitern könnte. Eine solche Eventualität muß jedoch al- völlig unwahrscheinlich erachtet werden. Es ist doch nicht recht anzunehmen, daß das englische Kabinett, wenn es einmal die Überzeugung gewinnt, daß die Ratifikation sicher er folgen wird und daß es sich nur um einen kleinen Ausschub handeln kann, sozusagen mit kindischem Trotz an dem Stand punkt: entweder gleich oder gar nicht, sefthalten sollte. Aller dings gab sich das Foreign osfice die Miene, als ob eS über den für gestern, den 4 d., anberaumt gewesenen Termin hinaus schlechterdings nicht länger warten wollte; Sir H. Drummond Wolff hat bezüglich des von der Pforte neuerdmg- erbetenen Aufschubs von Lord Salisbury einen kategorisch ablehnenden Bescheid erhalten, welchen er unverzüglich zur Kenntnis der tür kischen Regierung gebracht hat. Jnsolge dieser Weigerung und eines eben seitens Mukhtar Paschas eingelausenen Berichtes sand un verzüglich ein außerordentlicher Ministerrat statt, der aus Grund des Mukhtarschen Berichtes einen Mazbata ausarbeitete und noch am gleichen Tage dem Palaste zugehen ließ Gestern sand aus der Pforte zwischen dem Großwesir und Said Pascha eine lange Unterredung statt, woraus ein lebhafter Dcpeschrnwechsel einerseits zwischen der Psortc und dem türkischen Botschafter in London, Rusten, Pascha, andererseits zwischen Sir H. Drum mond Wolff und dem Kabinett von St James erfolgte Man spricht in türkischen Regicrungskreisen die zuversichtliche Erwar tung aus, daß Lord Salisbury sich trotz feines ersten entschie denen Nein mit Rücksicht aus die Unschlüssigkcit des Sultans doch noch zu einer kurzen Fristverlängerung bewegen lassen und daß die Ratifikation des heißumslrittenen Übereinkommen- in nächster Zeit erfolgen werde. Daß Lord Salisbury sich der Notwendigkeit, dem Sultan angesichts des der Konvention ent gegengesetzten heftigen Widerstandes noch eine kurze Frist für die Ratifikation zu gönnen, nicht verschließt, scheint auch au« dem Umstande hervorzugehen, daß Sir H Drummond Wolff, welcher seine Abreise aus Konstantinopel für gestern unter allen Umständen angekündigt hatte, gleichwohl in der türkischen Haupt stadt weiter verblieb und seine Abreise neuerdings um einige Tage (und zwar bis zum >o. Juli, wie telegraphisch gemeldet wird, D. R.) hinausgeschoben hat. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Dem schon vor dem Erscheinen der Notariatsordnung vom 3. Juni 1850 als Notar immatrikulierten Rechtsanwalt l>r. Her mann Ludwig Schmiedt in Zwenkau ist für die Zeit, während welcher derselbe seinen Wohnsitz in Zwenkau behalten wird, die Befugnis zu Ausübung des Notariat- in dem durch die Rota riatsordnung bestimmten vollen Umfange erteilt worden. Departcmeit des Kultus uud öffentlichen Unterricht-. Erledigt: die Kirchschulstelle in Hohenkirchen bei Lun zenau kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnung, 1402 M Gefuche sind bis zum 16. Juli o. bei dem Königl. Bezirksjchulinspektor i>r. Böhme in Rochlitz einzureichen; — die Kirchschulstelle zu Köhra bei Pomhen. Kollator: Die oberste Schulbehörde Einkommen, neben freier Wohnung, 854 M. vom Schul- und 4I2M. vom Kirchendienfte. Gesuche sind bis zum 20. Juli bei dem Königl BezirkSschul- injpektor Schulrat Eckardt in Grimma einzureichen. Dresdner Vachrichten vom 8. Juli. * Hr. Hofmarschall Frhr. v. Gutschmid hat einen mehr- wöchigen Urlaub angetreten. * Der Polytechnikergesangverein Erato feierte gestern unter zahlreicher Beteiligung sein Sommerfest wie alljährlich in der üblich schönen Weise. Das Fest begann nachmittag- 4 Uhr mit einem Konzert im Garten des Parkhotels zu Blasrwitz., Das gut ausgewählte Programm bestand abwechselnd aus In strumentalmusik und Chorgesängen. Der instrumentale Teil blieb, drang eine Helle, geschulte Sopranstimme, die in den Koloraturen einer italienischen Arie exzellierte. Lelia Rubien trat bis zur nächsten Treppensäule, die ihre zarte Gestalt beinahe deckte und legte ihre heiße Stirn einen Augenblick an den kühlen Marmor. Dann ging sie weiter, an der stilleren, aber im mer noch hell erleuchteten zweiten Etage vorüber, bis hinauf. Eine schmale Glasthüre trug eine kleine Porzellantasel mit der Inschrift „Frau Rubien". Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete ge räuschlos. Es war ein behaglicher Raum, in welchen sie trat, halb Eß-, halb Wohnzimmer Auf dem runden Tisch vor dem Sopha summte die Theemaschine und eine alte Dame bereitete das Abendbrot. Die Möbel schienen in ihrer gediegenen Eleganz kaum zu dem engen Raum mit ver einfachen Tapete zu passen. Schwere Stoffgardinen von der Farbe des Holzes verhüllten die Fester nnd gaben dem Zimmer ein fast winterliches Aussehen. „Guten Abend Tante", sagte sie, indem sie die Hand freundlich auf die Schulter der Dame legte, die in ihrem Eifer den leisen Tritt Lelias nicht einmal gehört hatte. „Du bist lange geblieben, Kind", sagte diese, in dem sie besorgt in ihr Gesicht sah, ihr Hnt und Paletot abnahm und im Nebenzimmer verschwand. Fortsetzung folgt.) Refidenztheater. Freitag, den 8. Juli, wurde im Ensemblegastspiel der Mitglieder de- Wallner- Theater- in Berlin unter Leitung des Hrn. Lebrun das Lustspiel „Der Zugvogel" von G. v. Moser und Fr. v. Schöi.than gegeben. Es ist ein lustiger Schwank der uns wohl bekannten Verfasser mit Gewandt heit und amüsanter Komik, manchem Anflug des Possenhaften und in leichtgesügter Manier durch geführt, der jedoch auch einige lebenswahre, auf der Bühne noch nicht verbrauchte und scharf und mit guter Laune gezeichnete Figuren enthält. Er bietet eine höchst erheiternde Unterhaltung, die er bei einer früheren Vorführung hier versagte, durch die treffliche, rasch ineinandergreifende und in allen Partien fleißig bemühte Aufführung. Ganz vorzüglich in pikanter, fertig durchgearbciteter und der Wirklichkeit des Lebens entnommener Charakteristik sind die Leistungen des Hrn. Gut hery als Kommissionär für Alles, und des Hrn. Lebrun als Fabrikant. Unter den übrigen Mitwirkenden seien besonders Frl. Meyer und Frau Guthery und die Herren Schacht, Blenke und Berthold hervorgehoben. Stück und Darstellung erregten den lebhaftesten Beifall und seien der Be achtung des Publikums aufs wärmste empfohlen. — v — Kuustvcrein. In der Ausstellung des sächsischen Kunstver eins (Brühlsches Palais) befinden sich jetzt zwei Öl gemälde PalmioS (zur Zeit in München), „Mond schein an der Isar" und „Schwere Mission": ein Priester ist im Hochgebirge auf dem Wege zur Hütte eine« Sterbenden, um ihm pflichtgetreu das Biaticum zu reichen, während ein Gewitter düster drohend her aufgezogen und bereits die Berggipfel verhüllt. Beide Bild'r bezeugen erfreulichsten Fortschritt in der Entwickelung de- äußerst talentvollen jungen Künstler-: sicheren Blick für die Formen in der Zeichnung und eine von individueller Empfindung beseelte Natur- anschanung, die er zu charakteristischem Ausdruck zu bringen sucht. Auf Klarheit und Wahrheit des Kolo rits wird sich indes sein bejonderes Studium richten müssen. Er läßt sich im Kolorit namentlich zu un mittelbar von der Stimmung beeinflussen, die er seiner landschaftlichen Darstellung geben will, während dafür doch die Naturwahrheit des Farbenlons die be lebende Grundlage bleiben muß; er muß außerdem die wirksame Ausführung mancher Details und feiner Nuancen der Färbung — auch in Bezug auf Beleucht tung —, welche in harmonischer Einigung mit dem Ganzen den charakteristischen und poetischen Eindruck vollenden, sich angelegen sein lassen. PalmieS Be gabung für Technik und Auffassung läßt ein« rasche Steigerung seiner künstlerischen Leistungen erwarten, denn er verbindet mit seinem Talent strebsam thätigsten Fleiß, ohne den jede- Talent wertlos bleibt. Altertumskunde. In der Sitzung der rumäni schen Akademie, welche am 24. Juni stattfand, berichtete Hr. Kogolniceanu über einen Grabsteinfund, den ein Hr. Pagadogulo aus seiner Besitzung zu Anadolkjvi bei Küstendsche in der Dobrudscha gemacht hat. Da- große Steinfragment ist behauen und weist ein Schiff mit darin befindlicljem Reisenden auf. Am User steht eine, für Apollo anzusehende Figur, welche den Reisenden in Empfang zu nehmen scheint. Man hatte geglaubt, daß der Stein von dem Grabmale Ov»dS herstamme und daß die Bildhauerarbeit seine Ankunft in Ireni darstelle. Die- ist jedoch bisher nicht mehr als bloß^ -mrd« Schütze, Kürette und al -«sänge wegen «eljaü Dirigen von He tragen stein", > und „T Kretschn dem ge begad i gehaller nach D durch v vorgetrc hallten, LHchwy Fmirrw da- So und ger Stimm, dauernd Au wohn ha Nachhai starke 6 eine Kö m das goß. - ein Hai den, d kommt. im Brü arbeiten Kunstve schloss' — 1 der für ausgew Kolonie haben > gen Au vom Fi Eltern Ausschu die Kni 7. 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