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Dresdner Journal : 02.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-02
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1887
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Schultz Besuche in deren Wohnungen machte Der Gesundheitszustand de» Fürsten hat sich anscheinend bedeutend gebessert; er sieht sehr wohl au« und hat auch heute gezeigt, daß er recht gut zu Fuße ist, da er sich nicht aöhalte» ließ, bei Besichtigung seiner Felder Gräben zu passieren, über Barrieren hinweg zustcigen und mitten in seine in üppigem Wüchse prangenden Kornfelder zu gehen, so daß man trotz semer hohen Statur nur noch den grauen Schlapphut zu sehen im stände war. Die unter dem Befehl des Prinzen Heinrich von Preußen stehende deutsche Torpedoflottille, welche dem Kronprinzen von Deutschland das Ehrengeleite nach England gab, lag im Ankerplätze des Medway bei Sheerneß. Die deutschen Boote haben bei den englischen Marineoffizieren viel Interesse erregt. Sie sind etwas schwerer gebaut als die englischen und haben infolgedessen eine etwas geringere Fahrgeschwindigkeit. Über das schneidige Aussehen der Mannschaften herrscht nur eine Stimme des Lobes, wie auch die wenigen Manöver, welche die Torpedoboote bisher ausgeführt haben, wegen ihrer Schnelligkeit und Präzision die Anerkennung der britischen Fachleute fanden. Die englischen Zeitungen machen mit Recht darauf auf merksam, daß in der deutschen Marine der Dienst auf den Torpedobooten, für welchen die Mannschaften eigens ausgebildet werden, von dem Dienst auf den Kriegsschiffen geschieden ist, wa« in England nicht der Fall ist Hinzugesügt mag werden, daß Deutschland jetzt 59, Frankreich 57 und England 61 Torpedoboote besitzt. Wie bereits früher an dieser Stelle mit geteilt wurde, ist dem Bundesräte ein Entwurf für Grundsätze eines einheitlichen Systems zur Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern zugegangen. Über die Bedeutung dieser Angelegenheit für die Sicherheit der Schiffahrt läßt sich ein hiesige- Blatt folgendermaßen auS: ,,Sollen die zur Erreichung dieser Sicherheit, sowie zur Erleichterung des Verkehrs auSgelegten Seezeichen ihren Zweck vollständig erfüllen, so wüsten dieselben derartig beschaffen sein, daß sie den Seefahrern nicht ausschließlich al» Warnungszeichen dienen, sondern ihnen zugleich eine schnelle und sichere Orien tierung über den jeweiligen Standort des Schiffes ermöglichen. Dies läßt sich aber nur erreichen, wenn bei der Wahl der See zeichen, sowie bei ihrer Auslegung nach bestimmten, dem Schiffer bekannten Grundsätzen verfahren wird. Im Interesse des Schiffahrttreibenden liegt eS, daß diese Grundsätze in einfachen, leicht faßlichen und zugleich möglichst allgemein giltigen Regeln bestehen, und dies strebt der vorliegende Entwurf an. Er geht davon aus, daß e» sich um die Aufstellung eine- national-deutschen Systems handelt, welche- in erster Reihe den eigentümlichen Berhältnisten der deutschen Küstengcwäster anzupassen ist, die in den außerdeutschen Staaten bestehenden Systeme im Hinblick auf eine etwaige spätere internationale Regelung des Gegenstandes aber erst in zweiter Reihe zu berücksichtigen hat. Die Einführung einer einheitlichen Einrichtung des Tonnen- und Baakenwesens in den deutschen Aüstengcwäffern ist mit erheblichen Kosten ver bunden, da die Beschaffung neuen Materials, sowie die Um änderung vorhandener Bestände unvermeidlich ist. Der Entwurf hat daher aus die weitere Verwendbarkeit de» vorhandenen Material- thunlichst Rücksicht genommen In technischer Be ziehung kommen für die Aufstellung eines Betonnungssystems al- unterscheidende Grundlage die Form und die Farbe der Seezeichen in Betracht. Während früher aus die Farbe als Unterscheidung-mittel vorzugsweise Gewicht gelegt wurde, unter anderen da» französische Betonnungssystem wesentlich aus dieser Grundlage beruht, hat in neuerer Zeit diejenige Anschauung mehr Raum gewonnen, welche das bessere Untcrscheidungsmittel in der Form der Seezeichen erblickt Der gegenwärtige Entwurf baut sich auf einer Kombination von Farbe und Form auf, bei welcher jedoch auf die letztere da- Hauptgewicht gelegt ist." Bon »besonderer Seite* wird der .Polit. Korr.* aus Berlin, 29. Juni, geschrieben: ES kann auch dem oberflächlichsten Beobachter nicht ent gehen, daß die Stimmung in Deutschland, Frankreich gegenüber, eine gründlick unfreundliche geworden ist. Gekennzeichnet wird sie in erster Linie durch den geringschätzigen Ton, in dem lei tende Blätter, die mit Recht als gemäßigt bezeichnet werden, die heutigen französischen Zustände besprechen, und in jüngster Zeit durch den Umstand, daß Zeitungen, denen Beziehungen zum Auswärtigen Amte nachgesagt werden und die in Bezug auf die dort herrschenden Strömungen für gut unterrichtet gelten, die oben bezeichneten, Frankreich feindlichen Kundgebungen reprodu ziert und hier und da noch erweitert haben. Dies gilt, um einen besonderen Fall anzuführen, von der Beteiligung an der für das Jahr 1889 in Aussicht genommenen sranzösischcn Welt ausstellung. Ein hiesiges, unabhängiges nationalltbcrales Blatt, die „Rational - Zeitung", hatte auf die Gefahr aufmerksam ge macht, der sich diejenigen au»setzen würden, die sich als Private an jener Ausstellung beteiligen wollten — Die „Nordd «llgem. Zeitung" führt aus dem betreffenden Artikel einen für Frank reich recht unangenehmen PassuS an hervorragender Stelle an und gicbt dadurch deutlich zu erkennen, daß allen etwaigen deut schen Ausstellern, die noch geneigt sein sollten, ihre Erzeugnisse aus eigene Gefahr nach Paris zu senden, von maßgebender Seite der Rat erteilt wird, von einem solchen Vorhaben unter allen Umständen Abstand zu nehmen. Zeugt da» Vorstehende zur Genüge von der augenblicklichen Stimmung gegenüber Frankreich, so darf man wohl annehmen, leichter erwarten konnte, wa- Meta ihm mitteilen würde. Er wollte nicht gleich zu Pridans gehen, wenn sie auch Verwandte waren. Er wollte erst seiner Um gebung die Überzeugupg beibringen, daß er fest ge willt sei, »u Hause zu bleiben, und als tüchtiger Land wirt zu schalten und zu walten. Auch wollte er nichts überstürzen und verderben, sondern überlegt handeln und gut machen, was er verschuldet. Als die alte Meta den jungen Herrn erblickte, weinte sie laut auf und konnte lange nicht reden vor Freude und Rührung. Dann aber kam sie mit Borwürfen, wie er sich in der Welt herumtreiben könne, und habe doch daheim so »schöne Sachen*, wie kein zweiter im Umkreise von drei Pfarren! Tino beruhigte sie und gab ihr feierlich da« Ver sprechen, daß er nun daheim bleiben werde, worauf sie freudig erklärte, nun gleich auf den Hof Kolodey» zurückzukehren und hier zu Haufe bi- an ihr feligeS Ende bleiben zu wollen. Sie mußte sich zu dem jungen Herrn setzen und ihm von Anka erzählen. Da erfuhr er denn, daß sie bald, nachdem er sie verließ, schwer erkrankt war. Nach ihrer Genesung hatte man sie eines Tages auf dem Großgallenberg gesehen, lange inbrünstig betend vor der Kapelle des heiligen Antonius. Und jetzt erfuhr Tine auch, daß sie damals, als er abgereist war, die alte Magd voll Angst und Sorge »u Meta fandte, um sich nach ihm zu erkundigen, daß sie nur von ihm sprach! ,O, wie war uh froh!* seufzte die Alte, »als ich daß die' hier und d», vusAstette Behauptung »»richtig ist,« der Staatssekretär de» Äußern, Gras Herbert Bismarck, habe sich einem von der französischen Regierung gemachten Anträge, den in Leipzig verurteilten Franzosen Köchlin freizugrben, zu nächst geneigt geieigt und seine Ansicht nur geänbert, weil die Manifestationen der Patriotenliga hier große» Mißfallen erregt hätten. — ES ist zunächst noch gar nicht sestgestellt, daß sich dw französische Regierung in der betreffenden «Gelegenheit über haupt an die deutsche gewendet hat. Ihr Berichterstatter möchte eher der Ansicht zuneigen, daß eS sich höchsten- um sehr vor» sichtige Sondierungen gehandelt haben kann Sollte die sran- zöstsche Regierung aber Schritte zur Freilassung Köchlins gethan haben, so ist mit Sicherheit anzunehmrn, daß ihr, ohne Rücksicht aus die spätere Kundgebung der Patriotenliga, eine ablehnende Antwort zu Teil geworden ist — Di« Haltung Frankreich- Deutschland gegenüber ist in der That eine solche, daß eS der deutschen Regierung unter keinen Umständen in den Sinn kommen konnte, in dem vorliegenden Falle Gnade für Recht ergehen zu lassen. Das Ver halten der sranzösischcn Preise nach der Freilassung Schnäbele- dürste die deutsche Regierung genügend darüber aufgeklärt haben, in wrlcherWeise diedeutsche Zuvorkommenheit Frankreich gegenüber daselbst ge- würdigt wird — Man darf deshalb wohl behaupten, daß hier niemals die Absicht bestanden hat, den Franzosen in diesem Augenblicke eine neue Freundlichkeit zu erweisen, und Köchlin- Begnadigung würde unter allen Umständen schwerlich erfolgt sein, auch wenn sie die jüngste Kundgebung der Patriotcnliga nicht schlechterdings unmöglich gemacht hätte Wie neulich die „Neue Preußische Zeitung", war nen auch dir „Post", „Kölnische Zeitung" und die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." das deutsche Publikum vor der Kapitalsanlage in russischen Werten. In der von E. Richter begründeten „Freisin nigen Zeitung" wurde mit dein Nachdruck, welcher diesem Blatte namentlich dann eigentümlich ist, wenn seine Angaben der chatsächlichen Unterlage entbehren, die Behauptung aufgestellt, daß in Preußen in nächster Zeit 150 Millionen Konsols ausge geben werden müßten. Diese Angabe entbehrt — wie die offiziösen „B. P N." erfahren — jeder Begründung. Die preußische Finanzverwaltung habe zum Julitermin den Geldmarkt nicht in Anspruch genommen, noch dürfte sie in die Lage kommen, dies zunl 'nächsten Termin thun zu müssen. Die gegen teiligen Meldungen beruhten daher aus Unkenntnis oder auf Böswilligkeit. München, 1. Juli. Anläßlich der morgen statt findenden Enthüllung des dem Könige Ludwig I. von Bayern in Straßburg errichteten Denkmals hat der Prinzregent an den Vizepräsidenten des Komitees, Kaiser!. Ministerialrat Dursy, ein Dankschreiben gerichtet und demselben zugleich das Ritterkreuz des Ordens der bayerischen Krone verliehen. — Nach provisorischer Zusammenstellung gehören von den 158 Landtags abgeordneten 55 der Landwirtschaft, 33 der Indu strie, d.m Handel und Gewerbe an, 29 sind Beamte (11 Justizdlenst, 6 Verwaltungsdienst, 3 Staatsunter- richtssach, 7 sind rechtskundige städtische Beamte), 23 sind Geistliche (darunter 2 protestantische), ll sind Privatiers, 3 Rechtsanwälte, 2 Lehrer, 2 gehören der Presse an. — Wie die „A. Z." vernimmt, zieht die bayerische Regierung die Frage in Erwägung, den neuen Landtag wegen Einführung des Reichsbrannt- weinstenergejetzes in Bayern schon ansangs Sep tember einzuberufen. Es deutet dies darauf hin, daß auch die bayerische Regierung die Einführung des Gesetzes schon zum 1. Oktober in Aussicht nimmt, an deren Möglichkeit man bayerischerseits während der ReichstagsveiHandlungen noch zweifelte. Wien, 1. Juli. Heute wurde in der Hof- pfairkirche ein Trauergottesdienst für weiland Kaiser Ferdinand abgehalien, welchem der Kaiser, die hier weilenden Erzherzöge und das Osfiziercorps beiwohnten. — Heute vormittag traf König Milan von Serbien von seinem zweitägigen Ausflüge wieder in Wien ein und nahm, wie bereits gemeldet, in einem Hotel Absteigequartier. — In Böhmen dürften demnächst die Termine für die Landtagsergän- zungswahlen angefetzt werden, welche durch den Austritt der deutschen Abgeordneten notwendig ge worden sind Es rst selbstverständlich, daß überall die deutschen Kandidaten ansgestellt und wohl anch durch dringen werden; die Gewählten werden aber an den Arbeiten des Landtages nicht teilnehmen. Nur die Vertretung der Prager Handelst mmer dürfte eine andere werden, da die irtzige tschechische Mehrheit dieser Körperschaft beabsichtigt, keine deutschen Ber- treter mehr in den Landtag zu entsenden. Pari-, 30. Juni. Im heutigen Kabinetts- rat, der nnter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Rouvier stattfand, verlas Ackerbauminister Barbe einen Bericht über die neu geschaffene Lage der Epiri- tuSindustric in Deutschland. Die in demselben her- vorgehobnen Punkte wurden zur Prüfung an einen AnSsistnß gewiesen, welcher au- den Direktoren der Ministerien de- Handel-, des Ackerbaues, der Finan zen und der auswärtigen Angelegenheiten zusammen gesetzt werden soll. — Die Budgetkommission be schäftigte sich gestern nnt einem Entwurf der Stadt bahn. Abg. Uve* Guyot wurde zum Berichterstatter «wählt undßbeauftragt, einen dem Entwürfe günstigen Bericht abzufassen. Die Stadtbahnftage wird morgen, Freitag, auf der Tagesordnung der Kammer stehen — Dev Armeeau-schuß prüfte die vom Kriegs minister neuerdings vorgelegten Gesetzentwürfe und sprach sich einstimmig gegen die Vorlage aus, die vom Dienste aus Grund des Gesetzes von 1872 be freiten jungen Leute der Klaffe 1886 zu einer Über- gangszett von 1l Monaten einzuberufen. Der Ent wurf über die Verbesferung der Lage der Unteroffi ziere wurde an den Budgetausschuß gewiesen. Ferner beschloß der Armeeausschuß die Bildung von 13 neuen Reiterregimentern zu bewilligen. — Heute Morgen sind die Vertreter der äußersten und radikalen Linken der Kämmer, sowie die der äußersten Linken des Senats im Palais-Bourbon zusammen gekommen und haben sich über die Bildung eines parlamentari schen Komitees zur 100jährigen Feier der Revolu tion beraten. Dasselbe soll aus den Vertretern des Pariser Gemeinderates und aus denen der republika nischen Presse gebildet werden. — Die „Republique franyaise" schreibt zur Ernennung des Generals Bou langer zum Kommandeur des XIII. Armeekorps. „Hat die Ernennung des Generals Boulanger zu einem Commandemcnt nötig gerechtfertigt zu werden? Die Radikalen allein sind der Ansicht, daß ein General da ist. nicht um feinem Heere zu dienen und den Rang und die Stellung, die ihm ge bührt, einzunehmen, sondern um in den Bureaux der intran- sigeantcn Blätter hin und her zu segeln und einen politijch- militärischen Salon im Hotel du Louvre zu halten.... General Boulanger war trotz feiner Ermüdung im Zuge, die Reihe von Manöver» und Kabalen, die er schon einmal mit Erfolg bei feiner Rückkehr aus Tunesien tn demfelben Hotel begonnen hatte, wieder aufzunehmcn. Diesem Skandal hat der Kriegsministcr Fcrron kurz ein Ende gemacht, indem er Boulanger das Com- mandement übergab, wo jener nun endlich, wenn er will, Be weise seiner militärischen Fähigkeit geben kann. Der Kriegs minister hat recht gehabt. . . ." Das Blatt fährt fort: „Seit drei Tagen verkauft man auf den Boulevards und Bahnhöfen einen von Maguö unterzeichneten Aufsatz, in dem Boulanger als Retter Frankreichs hingestellt wird: Tie Männer, welche den General Boulanger zum Privatmann gemacht, sowie Gr« vy, der das Komplott bestätigte, haben da durch da- Ansehen beim Volke vollends verloren. Die Fran zosen fühlen, daß sie einen Mann von Geist brauchen, der sie vor deu drohenden Blicken unserer Nachbarn jenseits des Rheins, vor der parlamentarische» Verwirrung, sowie vor der täglich wachsenden Krisis des Handels und der Industrie schützt. Und dieser Mann ist Boulanger. Er ist der Einzige, der Frankreich seinen Glanz, feine Ruhe nach innen und feine Stärke nach außen wicdergeben kann. Republikaner! Diejcr junge General ist des höchsten Postens der Republik wert, welchen er auf dem ersten Range, vor allen Regierungen der zivilisierten Welt, zu erhalten versteht." Die „Rvpublique fran^aise" schließt: „Der General Boulanger wird im Interesse der Republik, sowie in seinem eigenen gut thun, den Befehl des l». Armee corps bald zu übernehmen und Magus, den Verfasser diese» Aussatzes, verbieten, weiter zu schreiben" * Pari-, 30. Juni. In einem langen Artikel be schäftigt sich der „Temps" mit der Bewegung, die sich hier augenblicklich gegen die Fremden geltend n acht und sogar in verschiedenen bekannten Anträgen im Pariser Gemeinderat und in der Kammer ihren Ausdruck gefunden hat. Der „Temps" erhebt sich mit großer Energie dagegen und warnt Frankreich, sich nicht selbst zu treff«», indem es die Frem den treffen wolle. Das Blatt entwickelt die Wichtigkeit, speziell für Paris, eine reiche und zahlreiche fremde Kolonie in seinen Mauern zu sehen. Andererseits sei richtig, daß die Anwesenheit der vielen sremde» Arbeiter den Lohn herabdrücke. Doch aber mache wiederum auch nur dies der französischen Industrie es möglich, mit der fremden Indu strie noch zu konkurrieren. Ferner gebe es tine Masse von unter geordneten Arbeiten, Straßenkehren rc., zu denen ein Pariser Arbeiter sich nie hergeben würde. Der „Temps" geht sodann aus andere Erwägungen allgemeiner und höherer Natur über in» Anschluß an ein Wort Elt meuceaus; ;,Je»e Maßregeln wür den ein Verstoß gegen unsere Zivilisation sein und schreibt dann: „Dieser rückschrittliche Geist, gegen den wir pro testieren, überrascht uns noch mehr, wenn wir ihn bei Männern finden, welche gleichzeitig mit erhöh tem Eifer zur Weltausstellung von 1889 drängen. Hat man je einen packenderen Widerspruch gesehen und liegt nicht etwas wunderbar Naives und ganz besonders Reizendes darin, zu sehen, wie unsere reinsten Radikalen des Gemeinvcrat- von Pari- und des Abgeordnetenhauses des Morgens daran arbeiten, ein Fest der Industrien und der Arbeiter zu organi sieren, zu dem man die ganze Welt einlädt, und des Abends verbannende oder quälende Maßregeln gegen die fremden Ar beiter Vorschlägen, die nach Frankreich gekommen sind, um sich da niederzulaffen / Die monarchischen Regierungen hatten poli tische Gründe dafür die Einladung der Republik abzulehnen. Es ist vielleicht unnütz, durch dergleichen Vorgänge bestrebt zu sein, den un- benachbarten Völkern bessere und pofilldere Grün zu geben, damit sie die Enthaltung ihrer Regierungen nach ahmen." Schließlich empfiehlt der „TempS", durch Erleichterung der Naturalisierung dir fremden Arbeiter zu bewegen, daS fran zösische Bürgerrecht zu erwerben. Daß die Vorschläge und Warnungen de- „Temps" Gehör finden, ist kaum zu hoffen. * Pari-, l. Juli. Boulanger erhielt, wie der .Frk. Ztg* gemeldet wird, aus seinen Wunsch die Erlaubnis, das Kommando in Clermont erst am 10. Juft anzutreten. — Pelletan wird in der näch sten Woche über den Besuch des Nuntius bei Hrn. v. Mackau interpellieren, um die Regierung zu der Erklärung zu zwingen, daß sie die Rechte nicht als eine feindliche Partei ansehe. Die „Liberia* rät der Majorität, die Diskussion über diese Interpellation auf unbestimmte Zeit zu vertagen. * Nom, 1. Juli. Der italienische Parlamen tarismus hatsich mtt dem Seezuge nach Massauah und allen seinen Konsequenzen anscheinend nun endlich ausgesöhnt. Es gilt das namentlich auch von der Opposition, die ja allenthalben außer in Deutschland ein Verständnis und einen Eifer für nationale Ju- tercssen und nationale Ehre entwickelt, welche ihr Handinhandgehen mit der Regierung und den Mehr- heitsparteien in Fällen zuwege bringt, wo die deutschen Oppositionsgewaltigen aus bloßer verbissener Recht haberei ihre Mannen zu strammem Frontmachen ver halten. Die gestrige Debatte der italienischen Depu- tiertenkammer vollzog sich denn auch in einem von kleinlichen Nörgeleien durchaus freien Stile, der die vom Parteigeist unbeeinflußte staatsmännische Behand lung der zur Erörterung stehenden Fragen ermöglichte. Als Ergebnisse der gepflogenen Beratung nebst nach folgender Abstimmung sind dreierlei positive That- sachen zu verzeichnen: die Fortdauer des guten Ein vernehmens der italienischen Regierung mit den beiden mitteleuropäischen Kaiserreichen, die Wiederbelebung der erkaltet gewesenen Beziehungen zu England und, wie schon bemerkt, die Aussöhnung der Volksvertretung mit dem kolonialen Vorgehen der Regierung. Es ist unverkennbar, daß alle drei Thatsachen unter sich im Zusammenhänge stehen, daß sie, so zu sagen, nur ver schiedene Etappen auf dem Wege zu einem und demselben Endziele: der Aufrichtung und Festigung der inter- natwnalen Stellung Italiens al- Groß- und Kolonial macht, bilden Hauptredner waren der ehemalige Minister des Äußern Mancini, der als Verteidiger seiner Politik auftrat, daun der jetzige Kriegsministcr Bertole- Viale, endlich der Minister de- Innern, Crispi. Sie alle entfalteten eine glänzende und, weil von dem Bewußtsein der Gerechtigkeit ihrer Sache getragen, anch überzeugende Beredtsamkeft; besonders tiefen Ein druck mußte es machen, daß die jetzigen Minister ganz offen und nngescheut für Mancinis Regierungsakte eintraten. Crispis Auslassungen in Bezug auf die heutige internationale Konstellation, welche ganz ent schiedene Friedenszuversicht atmen, werden gewiß nicht ermangeln, ein sympathisches Echo überall da zu er wecken, wo man das Gewicht, das Italien in die Friedenswagschale legen kann, nach Gebühr zu wür digen weiß. * Rom, 30. Juni. Man bezeichnet es als wahr scheinlich, daß die italienische Kammer sich in der nächsten Woche über die Sommerferien vertagen wird. — Bezüglich der geplanten Reform des italienischen Senats, über welche gegenwärtig diese Körperschaft selbst Beratungen pflegt, wird gemeldet, daß die Re form in erster Linie auf die Beseitigung jener Be stimmung des Statuts abzielt, welcher zufolge der König die zu ernennenden Senatoren nach Kategorien, deren es 21 giebt, vorzunehmen hat. Im Übrigen soll das Organisationsstatut des Senats, welches l848 durch den König Karl Albert oktroyiert und seither in keinem Punkte abgeändert wurde, unangetastet bleiben. l'. (!. London, 27. Juni. Im Foreign herrscht infolge der Wendung, welche die Frage, betreffend die ägyptische Konvention, genommen hat, lebhafte Verstimmung. Man ist sich darüber klar, zu weit ge gangen zu sein, um ohne Nachteil zurückweichen zu können, andererseits ist aber das englische Kabinett keineswegs geneigt und wohl auch kaum in der Lage, dem Sultan jene beruhigenden Bürgschaften zu bieten, die er gegenüber den mehr oder minder verhüllten Drolmngen Frankreichs und Rußlands verlangt. Was die Stellung der öffentlichen Meinung in England zur Konvention betrifft, muß eingestanden werden, daß das Übereinkommen allgemeine Mißbilligung findet und es kann als gewiß angesehen werden, daß das noch dachte, daß die brave Anka bei uns die Hausfrau sein werde.* iftorlsetzvng solgt.) Reiseauörüstnng überseeischer Postdampfer. Von den Vorräten, welche ein jetziger Poftdampfer für eine Rundreise nach und von Amerika mitzunehmen hat, werden sich die wenigsten Menschen eine klare Vorstellung machen. In der englischen Zeitschrift „llvaä ist eine Zusammenstellung des Bedarfs des größten Cunard-Dampfers „Etruria" für eine ihrer Rundreisen von 22 Tagen enthalten, die augenschein lich von berufener Stelle entworfen ist. Von dem ersten, im Jahre 1839 gebauten Cunard- dampfer „Britannia*, welcher mit 600 Tonnen Kohlen an Bord, von denen er täglich 41 Tonnen verbrauchte, Liverpool verließ, um bei 9 Pfund Dampfdruck stünd lich 8 Seemeilen zu laufen, bis zu der „Etruria* von 1866, welche 300 Tonnen Kohlen in einem Tage ver braucht und damit 18 Seemeilen Geschwindigkeit er zielt, ist allerdings ein gewaltiger Fortschritt. Die „Etruria*-Maschinen indifizieren 14000 P.-K.; in 9 Doppelkesseln mit je 8 Ofen brennen fortwährend 42 Tonnen Kohlen, oder ein Kohlenhaufen von 20'Länge, 20' Breite und 4' Höhe; sie liefern den Dampf zu gleich für die Dynamos de« elektrischen LeuchtapparatS und die vielen Hilfsmaschinen unter «nd über Deck; alle Maschinen verbrauchen täglich 600 Liter Öl. Die Mannschaft bilden der Kapitän, 6 Steurrleute, 1 Arzt, 1 Zahlmeister, 46 Matrosen einschließlich Zimmerleute, Bootsleute und Jungen, 2 Exerzier meister (im Fall eine- Kriege- tritt die „Etruria* in die englische Krieg-marine), 12 Ingenieure, 112 Feuer leute und Kohlenzieher, 72 Aufwärter, 6 Aufwärte rinnen, 24 Köche, Bäcker und Gehilfen, zusammen 287 Köpfe. Die Ausrüstung, welche die Etruria mit 547 Passa gieren und jener Mannschaft zu einer Reise von Liver pool nach New-Jork von ersterm Orte kürzlich mit nahm, umfaßte 12 550 Pfund frisches Fleisch, 760 Pfund Büchsenfleisch, 5230 Pfund Hammel-, 850 Pfund Lamm-, 350 Pfund Kalb-, 35< > Pfund Schweinefleisch, 2000 Pfund frische Fische, 600 Hühner, 300 Küken, 100 Enten, 50 Gänse, 80 Truthühner, 200 Paar Haselhühner, 15 Tonnen Kartoffeln, 30 Körbe Gemüse, 220 Liter Gefrorenes, 1000 Liter Milch und 11 500 Eier. Dazu kommen, aber für die Rundreise öon 22 Tagen be rechnet, an Krämerwaren 650 Pfund Thee, 1200 Pfund Kaffee, 1600 Pfund Hutzucker, 2800 Pfund Streu zucker, 750 Pfund gemahlenen Zucker, 1500 Pfund Käse, 2000 Pfund Butter, 3500 Pfund Schinken, 1000 Pfund Speck und noch 200 kleinere Artikel. Endlich an Getränken 1100 Flaschen Sekt, 850 Flaschen Wein, 60M Flaschen Ale, 2500 Flaschen Porter, 4500 Flaschen Mineralwasser. Dazu noch per Kopf und Tag 1k Zitrone, 3 Apfelsinen und 3 Äpfel, wenn die Reise m die Obstzeit fällt. Von allen diesen Artikeln ist am Schluß der Reise wenig, sehr wenig übria. Zerbrochen wird natürlich viel Geschirr unterwegs: man rechnet auf einen Abgang von 900 Tellern und Schüsseln, 280 Ober-, 438 Untertassen, 1213 Wasser- und Biergläsern, 200 Weingläsern, 27 Karaffen, 63 Wasserflaschen. Der jährliche Verbrauch der ganzen Cunardgesell schaft geht in- Ungeheure. 4656 Schafe, 1800 Läm mer, 2474 Ochsen liefern 2091754 Pfund Fleisch, wovon jede Minute 4 Pfund verbraucht werden. Außerdem werden verzehrt: 831603 Eier d. h. 1k in der Minute, 21000 Pfund Thee, 71 770 Pfund Kaffee, 296100 Pfund Zucker, 3000 Pfund Senf, 3500 Pfund Pfeffer, 7216 Flaschen Essiggurken, 8000 Büchsen Sardinen, 30 Tonnen Salzfisch, 4192 vierpfündige Kruken mit eingemachtem Obst, 15 Ton nen Marmelade, 22 Tonnen Rosinen, Korinthen und Feigen, 13 Tonnen Splitterbsen, 15 Tonnen Grütze, 17 Tonnen Reis, 34 Tonnen Hafergrütze, 460 Ton nen Mehl, 13 Tonnen Schiffszwieback, 33 Tonnen Salzfleisch, 48 902 achtpsündige Brote, 53 Tonnen Schinken, 20 Tonnen Speck, 15 Tonnen Käse, 930 Tonnen Kartoffeln, 24 075 Hühner, 4230 Enten, 2200 Puten, 2200 Gänse, 3l 312 Stück PearS Seife, 3184 Pfund Windsorseife, 10 Tonnen Waschseife. Dazu trinken die Passagiere 8030 ganze und 17 613 halbe Flaschen Sekt, 13 941 ganze und 7310 halbe Flaschen Bordeaux, 9200 Flaschen andere Weine, 489 344 Flaschen Bier, 174921 Flaschen Mineral wasser, 31400 Flaschen Spirituosen auS und ver rauchen 34 360 Pfund Tabak, 63340 Zigarren und 56875 Zigaretten. Der Hauptartikel ist und bleibt jedoch die Kohle, von welcher jährlich 356 764 Tonnen, also täglich beinahe 1000 Tonnen verbraucht werden. Da die größte der ägyptischen Pyramiden, die Cheopspyra mide, bei einer Seitenlänge von 650 Fuß (etwa der Länge de- „Great Tastern" und 100 Fuß mehr al ber „Etruria") und einer Höhe von 465 Fuß, einen Kubikinhalt von rund 65k Million Kubikfuß hat, jene 356 764 Tonnen zu 40 Kubikfuß pro Tonne ge-
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