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Dresdner Journal : 11.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-11
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1887
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V157. Montag, den 11. Juli, abends. 1887 I» ss»«, k«, N«1vL» - NU»rUol»r.... 18 ^^LNrUoU r 4 »0 kk. liüsrvlL« Kunullvinr 10 ?k. L»»»«rk»Id ä« ävvttckso LstoN« tritt k«t- avä 8t«mp«I»o»ot»I»^ kmiu. ^»KNi»Ltru»^»x«dNIlr»i> r ^ür «l«v L»ao» vmor 2»il« ^loivor 8«luitt 20 ?k. vot«r „ku»^»»»Lat" <iis 2eU« 50 kk. 8»i 1^»d«U«a- nod Ä8orll«t« vvttpr. ^ukiol»!»^. Lr»el»«lo»»r I^Etiet» wit ^u«L»t»o« Usr 8oiu»- a»ä »devä». koruiprsoU -iLicUIu»«: lir. 1295. DresdnerHonmal. Für die Gesanttleitun- verantwortlich r Gtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. r« LnNN»4tL«r*n »«nrRrt»« H. Ooma»i»ioi»»r ä«, vrocks« - I«U»-VI« - «. N.: «t ^v-1«-, N«UL.Vi«-S»»dLr,. kr»» L*tp»t,-rr»L^ttr« «. L«ck. äko««,' kvt» L»oL»» - N«rU» - ». N. - : Da«ö« <4 6o./ N»rU«: Z»va1,ck«»<i«tt,' SdrUt«: O. LtaU«^« NE,»« o Sc^r«t«-,- LM. » : /. Laeet F 0o. S«r»»r«l»»r r Nümsl. L»p«Utioa ä« viocko« ^ouriuU», vr«ä«L, Lvio^mitr. »0. ksn»»pr»<!l»-^»»vU.u«: lir. USb. Nichtamtlicher Teil. Deke graphische WachricHten. Emt, 11. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät wr Kaiser unternahm nach dem gestrigen Diner eine Spazierfahrt nach der hiesigen Silber- schmelze und besuchte abends das Theater. Heute uach beendeter Trinkkur machte Se. Majestät eine Promenade. Vern, 11. Juli, früh. !W. T. B.) Die Ver fassungsänderung bezüglich Einführung deS Er findungsschutzes ist bei der gestern in allen Bundes- kantonea vorgenommenen Volksabstimmung mit 18V 855 bejahenden gegen 56 474 verneinenden Stimmen angenommen worden. Ttrnowa, 16. Juli. (W.T.B.) Die Sobranje hat daS DemisfionSgesuch der Mitglieder der Re gentschaft einstimmig abgelehnt und die letzteren ersucht, bis zur Ankunft deS Prinzen von Coburg auf ihren Posten zu bleiben. Gleichzeitig wurde ei»e auS 6 Mitgliedern der Sobranje bestehende Deputation gewählt, welche sich noch heute zum Prinzen von Coburg begeben und denselben bitten soll, ungesäumt nach Bulgarien zu kommen. Die Demission deS Kabinetts ist von der Regentschaft angenommen worden. Mit der Bildung deS neuen Kabinetts wurde Stoiloff betraut, als wahrschein liche Mitglieder des neuen Kabinetts werden, außer Stoiloff, Natschewitsch, StranSky, Tschomakoff und Major Paprikoff genannt. Dresden, 11. Juli. General Boulangers Abgang von Paris. Die „Weltstadt" an der Seine war am Abend des 8. Juli wieder der Schauplatz von Vorgängen, wie sie an die Zeiten tollster Aufregung ihrer Bolksmassen erinnern. Man glaubt in die Tage, wo sich der Pöbel 1789 auf dem Greveplatze versammelte, oder in jene uns noch nahe liegende Epoche der Kommune verletzt zu sein, wenn man sieht, wie es hier durch die Hetzereien der Patriotenliga gelang, nicht nur eine fanatische Erregung der Massen zu erzeugen, son dern auch die Polizei in einen Zustand völliger Rat losigkeit zu versetzen. Es war unbedingt ein Fehler, dem ehemaligen KriegSminister einen 14 tägigen Ur laub zu gewähren. Er hat denselben nur dazu be nutzt, um seinen Anhang besser zu organisieren. Während die offiziellen Telegramme über die Vor gänge am Abend des 9. Juli nur knappe Berichte bringen, sprechen sich die Privattelegramme einer Reihe von Blättern ganz unumwunden über dieselben aus. So sagt ein Bericht vom 9. d. Mts. über jene Kundgebungen: „Die Ereignisse gestern abends bei der Abreise des Generals Boulanger nach Clermont- Ferrand glichen, wie sehr auch einzelne Blätter die selben abzuschwächen suchen, einer förmlichen Revolte; feit den Ereignissen, welche daS Begräbnis Viktor Noir- begleiteten, seien, behaupten die Journale, der artige Skandale nicht vorgekommen. Die Menge brauche nur zu wollen, um Herr der Situation zu sein Kurz vor 8 Uhr langte Boulanger vor dem Lyoner Bahnhose an. Als die Leute seiner an sichtig wurden, umdrängten sie den Wagen, hoben ihn heraus und drückten und trugen ihn so stür misch, daß ihm ganz unwohl wurde und 8 Polizei agenten ihn nach einem Waggon 3. Klasse ge leiten mußten. Jetzt durchbrach die Menge alle Barrieren und die GlaSthüren und stürmte den Bahn hof. Da entstand ein lebensgefährliches Gedränge; neun Züge, die einlaufen und ausfahren sollten, mußten aufgehalten werden. Die Schreier schlossen Feuilleton. Letta Nubien.*) Bon H. Veller-Jordan. (Fmlfepmrg.) Al- die Tante wieder zurückkam, saß die junge Frau in der Ecke des Sophas und lehnte ihren Kopf müde gegen die Kissen. „Du hast Melanie singen hören, Lelia", sagte die Tante, nachdem beide eine lange Weile geschwiegen und sie unaufhaltsam die junge Frau mit den tief- gesennen Lidern beobachtet hatte, „da» hat Dich trau rig gemacht. Als ich vorhin die Thür öffnete, um zu horchen, ob Du noch nicht kämst und ich Melanie sinAen hörte, war es mir, als ob sich ein Messer in meine Brust senken wollte." „Laß e» gut sein, Tante", erwiderte die junge Frau, indem sie ihren Kopf in die Höhe richtete und die Taffe Thee nahm, die ihr die Tante reichte. „Wir wollten ja die Vergangenheit ruhen lassen. Ich könnte mich über mich selbst ärgern, daß mir diese Stimme, diese schöne, verführerische Stimme, wie sie Theodoro nannte, zu allen Zeiten Schmerzen bereitet. — Neu gierig bin ich aber doch, zu hören, wie sie mir gegen über ihren Gesang motivieren wird. Sie hat doch da» Gelöbnis, nie mehr zu singen, in eines Sterben den Hand gegeben." „Da wird sie eben wieder eine jener edlen, selbst losen Rücksichten für irgend jemanden gehabt haben, Nachdruck verbot»«. den Zug, mit welchem Boulanger abfahren sollte, ein, so daß an ein Vorwärtskommen nicht zu denken war. Immer neue Massen stürmten herbei, johlend und singend. Was nur erstiegen werden konnte, wurde erstiegen, selbst der Waggon, in welchem Boulanger saß Der General war geradezu von einer Hülle au» Menschenleibern umgeben, so daß er oynmächtig wurde. Er schwankte nach dem Waggon. Ungeachtet seiner Bitte, ihn reisen zu lassen, wird er angebrüllt und beschworen: „Sie werden nicht abreisenl Zurück nach Paris! Zur Revue! Hoch Boulanger! Nieder mit Grevyl Nieder mit dem deutschen Ministerium (Rouvier)! Demission!" Ein Militärarzt in Uni form hält eine Ansprache: „Bürger! Um General Boulanger, den ersten Minister, der laut republika nische Ideen auszusprechen wagte, zu ehren, sind wir gekommen, rufen wir: .Hoch die Republik!" Die MenAe heult: „Hoch die Republik!" stimmt die Mar seillaise an und singt: „Ln revsnant 6v l» rovu»" und „V'est üoulan^or qu'il von» taut." Däroulvde hält ebenfalls eine Ansprache. Inzwischen machten wenige Polizeiagenten und der Stationschef über menschliche Anstrengungen, um die Menge auS den erstürmten Waggons herauszubringen und den Weg freizumachen. Umsonst bat auch Boulanger selbst, man möge ihn sreilassen, es sei ihm nicht wohl. Dicke Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Niemand wollte jedoch weichen, immer von neuem wurde ge schrien und gesungen, die Lokomotive mit Bildern und Denkmünzen beklebt und der Waggon, in welchem Bou langer saß, abgekoppelt. Singend und schreiend schob die Masse den Waggon gegen die Halle zurück und heulte: „Nicht abreisenl Nach Paris zurück!" Der General mußte aussteigen, die Leute traten zwar ent blößten Hauptes zurück, bald jedoch drängten ihm alle unter wildem Geschrei nach. Er wird nun jedwede List angewendet, um die Menge fortzubringen. Der Abg. Andrieux erzählt, bei Charenton sei viel Militär kommandiert, das plötzlich erscheinen wird; dann ließ man die Lokomotive pfeifen und verbreitete die Nach richt, der Eilzug komme angefahren. E» handelte sich für die Polizeiagenten darum, wenigstens daS Glei» freizumachen, auf welches die Leute sich hinlegten, um solchergestalt Boulanger» Abfahrt zu verhindern. Während dieser Zeit gelang es Boulanger, einigen Abgeordneten und Offizieren, eine Lokomotive zu be steigen Aber wieder legten sich zwei Menschen quer vor die Lokomotive auf die Schienen. Der Lokomotivführer, der einzige entschlossene Mann im Bahnhof, machte indes sichtlich Ernst. Bor dem Pfiff seiner Maschine und deren ersten langsamen Räderumdrehungen wichen die Leute denn doch zurück und Boulanger konnte so um 9 Uhr 40 Minuten auf einer Lokomotive Paris verlassen. Der Pöbel, als er merkte, daß ihm Boulanger entführt sei, richtete zuerst im Bahnhof Verwüstungen an. Dann strömte er nach der Stadt zurück und veranstaltete vor der Julisäule, den Redaktionen der „France", „Lanterne" und des „Jntransigeant" Kundgebungen, gegen die endlich die Polizei einschritt. Der Tumult dauerte bis Mitternacht." Mit sprachlosem Erstaunen steht der deutsche Leser solchen „Äußerungen des Volkswillens", wie sie sich soeben in Frankreich abgespielt, gegenüber. Man weiß wirklich nicht, über was man sich mehr wundern soll: über diese wüsten Kundgebungen eines sich „Republi kaner" nennenden Haufen- unreifer Burschen, über da- Verhalten der Regierung, welche, sei e- auS Lässigkeit, sei es aus Furcht, diesen ebenso lächerlichen, als bedenklichen Ausschreitungen eines gesinnungS- und besinnungslosen Pöbels mit Energie entgegenzutreten unterließ oder über die selbstgefällige Eitelkeit und den Mangel an militärischer DiSciplin, welche der General Boulanger an den Tag legte. ES ist in der That die ihr in Worten immer so zu Gebote stehen", sagte die alte Dame bitter, „da brauchst Du nicht neugierig zu sein, sie motiviert alles! Weiß sie, daß Du Zeu gin diese» Gelöbnisses warst?" „Sie muß es wissen, denn sie sah, wie ich da» Zimmer verließ. Ich, freilich, ich that, al» hätte ich nicht» gehört, Tante, ich wollte der Welt und ihr gegenüber um keinen Preis wisfen, daß mein Gemahl, der Mann, dessen Name ich und mein Kind tragen, — uns so demütigte." Die Lippen der jungen Frau zuckten. Sie stand auf, trat an das Fenster, riß die Gardinen ausein ander und ließ die kühle Abendluft um ihre klopfen- den Schläfe wehen. Es war da- erste, da- allererste Mal, daß diese herbe Erinnerung einen Ausweg über ihre Lippen ge sunden. Die alte Dame dachte wohl auch, daß eS besser sei, gewisse Dinge schlafen zu lasten, denn sie sagte kein Wort mehr. Sie nahm den Strickstrumpf zur Hand und da- leise, gleichmäßige Knistern der Nadeln blieb für lande Zeit da- einzige Geräusch. Als sich Lelia dann wieder vom Fenster wandte, war ihr Gesicht bleich, aber ruhig. * * * Während so die beiden Damen still ihren eigenen Gedanken nachhingen, bewegte sich unten, in den Räu men des ersten Stocke-, ein regere- Leben. Die Flügelthüren waren weit geöffnet und die LüstreS warfen ihr Licht über bunte, glänzende Gruppen. Frau Andersen, die Frau de- Hause», lag in meergrünem Seidenkleide in einem Sestel de» Hinteren Himmer» und schien, mit etwa- abgespannten Zügen, einen Augenblick au-ruhen zu wollen von den Trium- liefert. Se. König!. Hoheit der Prinz Krom Hluang den 4 siamesischen Prinzen Kitegiker, Rabi, Pravit und Chira und den Osfizieren deS Gefolges über Paris hier eintraf, hat heute vormittag Berlin wieder ver lassen und sich mit den ihn begleitenden Prinzen von Siam, sowie dem gesamten siamesischen Gefolge nach Stockholm zu Sr. Majestät dem König von Schweden begeben. Von Stockholm kehren die siamesischen Prinzen in den ersten Tagen dieser Woche hierher zu rück, worauf dann der Prinz Divawongse von Siam dem Prinzen Wilhelm die für Höchstdenselben be stimmte siamesische OrdenSauSzeichnung im Marmor- palaiS be» Potsdam überreichen wird. Der Gouverneur von Kamerun, Hr. v. Soden, ist heute, von Kamerun kommend, in Berlin ein getroffen. Der „Reich-anz." veröffentlicht die, Bad EmS, den 8. Juli 1887, datierte Kaiser!. Verordnung der Auf hebung des Verbots der Ausfuhr von Pferden. Professor Hoxin aus Phitadelphia j, bereist augenblicklich im Auftrage der Regierung der Ver einigten Staaten Deutschland, um die hiesigen Schul verhältnisse zu studieren und darüber Bericht zu erstatten. Insbesondere richtet er sein Augenmerk auf die deutschen Bürgerschulen, deren zweckmäßige Ein richtung schon längst die Anerkennung seiner sachver ständigen Landsleute gefunden hat. Bezüglich der Verwendung der etat-mäßigen Reichs mittel zur Hebung der deutschen Hochseefischerei hat der Vorsitzende der Sektion für Küsten und Hoch seefischerei de- deutschen Fischereivereins, Hr. Vice präsident Herwig, im Februar dieses Jahres ein Gut achten an daS Reichsamt des Innern erstattet, welches jetzt in den „Mitteilungen" der gedachten Sektion ver öffentlicht wird. Die Kosten der zu sordernden Häfen an der Nordsee, führt Hr. Herwig m dem Gutachten aus, seien viel zu hoch, als daß sie aus laufenden Fond- überhaupt bestritten werden könnten. Für einen Hafen bei Norderney und Norddeich würden sich die Kosten auf rund 800000 M. belaufen, für den Borkumer sowie den ferneren auf den schle-wigschen Inseln seien sie noch ganz bedeutend höher anzu nehmen. ES würden hier also außerordentliche, zu dem bestimmten Zweck durch besondere- Gesetz zu be- willigende Kredite ersorderlich. Bezüglich der Anlage kleinerer Häfen könne die Initiative der betreffenden Interessenten in jedem Einzelfall abgewartet werden. Die Beteiligung de» Reiche- dürfte hier überhaupt wohl nur bei Unternehmungen geringen Umfange-, welche ganz ausschließlich Zwecke de- Fischereibetrieber verfolgen, einzutreten und lediglich die Form von Unterstützungen zur Erleichterung der von den Inter essenten zu tragenden Hauptlast anzunehmen haben. Um übrigens den finanziellen Überblick auf längere Zeit hinaus »u gewinnen, dürfte vielleicht eine Enquete darüber anzustellen sein, welches Gesamt bedürfnis an Häfen im Fischereiinteresse an der Ostsee — denn nur diese komme zunächst in Betracht — zur Zeit noch vorhanden ist, in welcher Reihenfolge der Dringlichkeit die einzelnen Anlagen untereinander stehen, und welche ungefähren Kosten im einzelnen aufzuwenden sind." Tagesgeschichte. Dresden, 11. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist da- 23. und 24. Stück deS Jahres 1887 hier eingetroffen. Da- 23. Stück enthält: Nr. 1731) Ge setz vom 5. Juli d. I., die Verwendung gesundheits schädlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungs mitteln, Genußmitteln und GebrauchSgegenständen be treffend; Nr. 1732) Gesetz vom 6. Juli d. I., Ab änderung der Gewerbeordnung betreffend. — Das 24. Stück enthält: Nr. 1733) Verordnung vom 8. Juli d. I., die Aufhebung de- Verbot- der Ausfuhr von Pferden betreffend; Nr. 1734) Bekannt machung vom 7. Juli d. I., den Aufruf und die Einziehung der Einbundertmarknoten der Kölnischen Privatbank in Köln vetreffend. * Berlin, 10. Juli. Wie man der „Post" mel det, sind in den bisherigen Reisebestimmungen, wonach Se. Majestät der Kaiser morgen Bad EmS verläßt und sich zunächst von dort nach Coblenz und nach zweitägigem Aufenthalte daselbst, am Donnerstag nach der Insel Mainau begiebt, keinerlei Änderungen ein getreten. Ebenso sind aber über die Dauer des Auf enthaltes Sr Majestät deS Kaisers auf der Insel Mainau und über die ferneren Reisen von dort au- bis zur Stunde endgiltige Bestimmungen noch nicht getroffen worden. DaS Gutachten des Prof. vr. Virchow unter dem 1. Juli über das ihm von vr. Wegner zuge- saudte, von vr. Mackenzie bei der letzten Operation entfernte Stück der Neubildung im Halse Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit des Kronprinzen, gipfelt in folgendem Schlußsätze: „Das exzidierte Stück hat sich daher in noch höherem Krade, als die bei der vorletzten Operation gewonnenen, als eine, von einer mäßig gereizten und verdickten Oberfläche auS- gegangene, harte zusammengesetzte Warze ergeben, und die Basis derselben hat auch nicht den entferntesten Anhalt für die Annahme einer in das Gewebe eindrmgenden Neubildung ge- Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nachdem die Kommission für die Ausarbeitung deS Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches die erste Beratung der 5 Teilentwürfe beendigt hat, tritt nunmehr die Frage wegen Revision des Handelsgesetzbuches wieder in den Vordergrund. Diese Revision ist nicht Aufgabe der mit der Aufstellung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuches betrauten Kommission; eS soll vielmehr einem Beschlusse des Bundesrats gemäß nach beendigter erster Lesung des Zivilgesetzbuchsentwurfs zur Aufstellung des Entwurfs eines deutschen Handels gesetzbuches eine Kommission ernannt werden, welche Divawongse Varoprakar von Siam, welcher mit au- hervorragenden praktischen und theoretischen, mit ein sprechender Bild der heutigen Zustände in Frank reich, wenn wir sehen, wie ein französischer General die doch sehr- unverblümt gegen seinen Vorgesetzten, den Kriegsminister, sich richtenden Kundgebungen dankend entgegennimmt, Kundgebungen, die um des willen entschieden mit seinem Wissen, wenn nicht auf seine Anregung erfolgten, weil er sie einfach dadurch unmöglich machen konnte, daß er sich ihnen in aller Sttlle entzog. WaS soll man dazu sagen, daß er die Einladung >eS KriegSminister- unter Bezugnahme „auf die Um- tände, unter denen er genötigt worden sei, sich auf ein EorpSkommando in Clermont-Ferrand zu begeben" ablebnte? Kann man sich dann wundern, wenn ein Militärarzt in Uniform sich nicht entblödet zu dem versammelten Pöbel zu sprechen? Kurz diese ganze skandalöse Begebenheit ist ebenso ernst zu nehmen bei einer Betrachtung der jetzigen französischen Zustände, al» sie lächerlich ist für den ersten Augenblick. Sie gewährt un» den Anblick des sinkenden Rom», in welchem Pöbelhaufen das Volk und die Regierung terrorisierten und die Dinge schließlich zum TäsarismuS führten. Und nicht mit Unrecht schreibt ein französisches Blatt, daß dies Ausschrei tungen seien, wie sie den großen Umwälzungen in Frankreich vorherzugehen pflegten Man darf unter diesen Umständen gespannt sein, welche Bilder uns die Kundgebung des 14. Juli bringen wird, welche nach den prahlerischen Ankündigungen der radikalsten Presse alle» bisher Dagewesene Übertreffen soll. Die „Generalprobe" ist gelungen, wie wird die „Aufführung" selbst ausfallen? phen, die sie heute mit ihrem Gesänge wieder gefeiert hatte Ihre Salon- waren infolge de- vor 18 Monaten erfolgten Tode- d«S Geschäftsfreunde- ihre- Gemahls und der finanziellen Konflikte, die derselbe mit sich ge bracht, lange geschlossen gewesen, und eS galt heute, durch Glanz und Liebenswürdigkeit die Räume wieder zu Ehren zu bringen, die früher Theodor Rubien mit seiner jungen Gemahlin bewohnt hatte. E- waren häßliche, unerquickliche Monate gewesen, die jener Zeit gefolgt, und wenn auch Frau Andersen dieselben größtenteils auf Reisen verbracht, so batte doch da- Ordnen so mancher Angelegenheiten seine sehr heiklen Punke gehabt, wozu es ihrer ganzen Ge- wandheit und raffinierten Geistesgegenwart bedurft hatte, um so glatt hindurch zu kommen. Ob sie das Alles jetzt durchdachte, al- sie ihren kunstvoll frisierten Kopf beinahe müde gegen das Geäst eine- breitblättrigen FicuS lehnte? Jedenfalls hatte sie aber die Schritte bemerkt, die ffch nach einer Weile näherten, denn sie hob die Lider lhrer blauen Auaen bewußtvoll in die Höhe und mit dem reizendsten Lächeln, da- ihr zu Gebote stand, be grüße sie den neuen Gast. „Ach endlich, nachdem Sie mich zweimal, zu meinem größten Bedauern, verfehlt haben, H<rr Baron. End lich! Aber immer noch der alte, unverbesserliche Sonderling von früher, wie e» scheint, der erst dann in die Gesellschaft tritt, wenn ihr Ton schon beginnt, sich herabzustimmen. Hoben Sie in Paris nicht ge lernt, Ihre penibeln, deutschen Gewohnheiten abzulegen, Herr v. Velten?" „Zunächst erlauben Sie mir, gnädige Frau, daß ich Ihnen die Hand küsse und dann gestatten Sie mir, Sie zu versichern, daß Sie sich in zwei Jahren, seitdem ich Sie nicht gesehen habe, wenn eS möglich ist, noch zu Ihrem Vorteil vei ändert haben, und dann lassen Sie mich noch hinzufügen, daß ich schon eine ganze Weile hier bin; gnädige Frau waren aber so beansprucht, so umringt, daß es mir unmöglich ge macht wurde, Sie zu begrüßen." „Immer noch der Alte, ganz der Alte, erst macht er einen taux pss und dann hat er die Courtoisie, den selben in ein Kompliment umzugestalten. Wahrhaftig, Herr Baron, auch wenn sie nicht zu dem Banner der Diplomatie geschworen, so wären Sie dennoch ihr Schüler par vxesHvuce." „Nur nicht schönen Damen gegenüber, gnädige Frau, da läuft regelmäßig da- Herz mit dem Ver stand davon." „Dafür haben Sie die allerwenigsten Beweise ge liefert, mein Herr, und wir leben, wie sie wissen, in der Zeit der That. Worte sind heut zu Tage Mün zen, die sich an keiner Börse mehr verwerten lassen." Der schöne Mann mit dem gepflegten Vollbart lächelte, und seine Augen streiften wie suchend die Wände deS Zimmers. „Oder habe ich mich geirrt", fuhr Frau Andersen fort, indem sie ihren feinen Elfenbeinfächer gedanken los auf und zuklappte, „haben Sie in Paris endlich kapitulieren müssen und Ihr Herz mit allen seinen auf- gespeicherten Schätzen doch übergeben?" „Wie man e- nehmen will, gnädige Frau", sagte er zerstreut, einige Schritte rückwärt» gehend, um den anstoßenden Salon überblicken zu können. „Sie wissen,
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