Suche löschen...
Dresdner Journal : 11.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-11
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.06.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
77» Berlin ein und wurde bei seiner Ankunft von der Großherzogin von Baden auf dem Bahnhofe begrüßt, woselbst, da Kronprinz Oskar im strengsten Inkognito reiste, außerdem nur noch der großherzoglich badische Gesandte Frhr. v Marschall und die Herren der Königl. schwedischen Gesandtschaft zum Empfange an- weseiä waren. Nach erfolgter Ankunft geleitete die Frau Großherzogin von Baden ihren Schwiegersohn, den Kronprinzen Oskar, vom Stettiner Bahnhose nach Bahnhof Friedrichstraße, nachdem sich zuvor erst noch Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm, welcher, von der Jagd zurückkehrend, unterwegs mit feinem er lauchten Verwandten zusammengetroffen war und denselben bis Berlin begleitet hatte, von diesem aus dem Stet liner Bahnhofe verabfchiedet hatte Nach kurzem Ver weilen in den Königl. Empfangssalon verabschiedete sich Kronzprinz Oskar von Schweden von der Frau Großherzogin und den anwesenden Vertretern Schwe den und Badens und setzte mit dem Zuge um 9 Uhr 38 Minuten seine Reise nach Baden fort, wo er uiit seiner dort bereits seit einiger Zeit anwesenden Fa milie zusammeutrifft. — Von Baden reist das schwe dische Kronprinzenpaar demnächst zum Besuch nach London. Der japanische Prinz Komatsu NoMiya wird sich heute abend von hier nach England begeben, um dort den bevorstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten in London beizuwohnen. Die Prinzessin, seine Ge mahlin, verbleibt dagegen in Berlin und erwartet hier die Rückkehr desselben. In dem Befinden des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck soll in den letzten Tagen eine Besserung eingetreten sein. Dem Reichstagsabgeordneten für Mülhausen i. E., Lalance, ist die Weisung zugegangen, binnen zweimal vierundzwanzig Stunden Elsaß-Lothringen zu verlassen. Das Kreuzergeschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Bismarck", Flaggschiff „Carola", „Olga" uud „Sophie", Geschwaderchef: Kapitän zur See und Kommodore Heusner, ist gestern in Sidney einge troffen. Wie man der „Köln. Ztg." schreibt, eröffnet der Verlauf der Kommissionsberatungen über die beiden Steuervorlagen die besten Aussichten, daß die Ge setze in kürzester Zeit mit großer Mehrheit zu stände kommen werden, die Zuckersteuer voraussichtlich in allen wesentlichen Stücken nach den Vorschlägen der Regie rung, die Branntweinsteuer nach den in der Kommiision beschlossenen, im ganzen auch nicht sehr erheblichen Abänderungen, die möalichcrweste im Plenuni noch einige Erweiterungen erfahren werden. Bei der Mehr heit wird sich voraussichtlich auch der größere Teil des Zentrums befinden. Daß die deutschfreisinnige Partei, nach den Äußerungen ihrer Presse zu schließen, empfindlich darüber ist, daß sie zu den letzten Vor besprechungen über die Nachsteuer beim Branntwein steuergesetz, welche zur Einbringung des konservativ- klerikal-nationalliberalen Kompromißvorschlags geführt haben, nicht zugezogen wurde, beweist nur, daß sie an Anmaßung noch immer nichts verloren hat. Es ist wahrlich eine starke Zumutung, mit einer Partei sich vertraulich untrrhalten zu sollen, welche auch bei dieser Gelegenheit wieder von vornherein jede positive Mit arbeit verweigert und sich auf den Standpunkt der unbedingten Ablehnung gestellt hatte. Was sollte da noch bei Verhandlungen mit einer solchen Partei herauskommen l Die „Franks. Ztg." läßt sich über Berlin tele graphieren: „Die Freisinnigen beantrageu zur Branntweinsteuer die Aufhebung des Kaffee« zolles." (?) Karlsruhe, 10. Juni. (W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm einstimmig sämtliche Anträge der Regierung in betreff des Ausbaues des Eisenbahn netzes an. Wien, 10. Ium. Der „Führer der tschechi schen Nation" läßt sich in Prag das Vertrauen seiner Getreuen aussprechen, um den Übeln Eindruck zu ver wischen, den die jüngsten jungtschechischen Kundgebungen immerhin hervorgerufen haben. Gestern sprach Or. Rieger im Prager Bürgerverein und erhielt auch die bei solchen Anlässen übliche Zustimmung seiner Zu hörerschaft, welche besonders durch die Mitteilung ge wonnen wurde, die Aushebung der deutschen Staats- prüfungeu an der Prager tschechischen Hochschule sei bevorstehend. Or. Rieger verteidigte auch das Bünd nis mit dem Hochadel, welchem die Tschechen große Errungenschaften verdanken. Überhaupt waren Riegers und der anderen Reoner Ausführungen von großer Endlich ließ sie die Arbeit im Schoße ruhen und sagte freundlich und einschmeichelnd: „Anka, wir sagen uns immer ,Jhr', das ist nicht recht. Werden wir Freundinnen, sagen wir uns,Du'. Du weißt ja gar nicht, wie lieb ich Dich habe! Du hast ein gutes Herz, und ich vertraue Dir alles. Dützen wir uns von heute an, willst Du?" Die Augen des einfachen Landmädchens wurden vor Freude feucht bei diesen Worten, sie warf sich in die Arme Luisens und küßte uud liebkoste sie so innig und herzlich, wie sie wohl noch niemand gethan hatte. Wie tonnte dies auch anders sein? Die Mutter starb ihr, als Anka acht Jahre alt war, Geschwister hatte sie keine, der Vater zwar ein guter, aber prak tischer, vielbeschäftigter Mann und nichts weniger als Liebkosungen gewohnt. So war diese Fremde das erste Wesen, welches sie mit der ganzen Glut ihres liebevollen und liebe- bedürftigen Herzens umfangen durfte, und was das heißt, davon wissen alle jene zu erzählen, die ge zwungen sind, Wünsche und Gefühle, Empfindungen und Neigungen in sich zu verschließen und vor anderen zu verbergen. Man kann es daher leicht begreifen, wie dankbar Anka ihrer neuen, ja einzigen Freundin für diesen Beweis von Liebe war. Und so plauderten die beiden Freundinnen nun viel ungezwungener und offener über alle«; das trau liche ,Du' hatte die letzten Schranken niedergerissen, das letzte Eis gebrochen „Also morgen, glaubst Du, kommt Dein Ver wandter?" jagte wieder das Fräulein, „wie heißt er denn?" „Valentin, allein zu Hause nannten wir ihn Tine. Mäßigung durchdrungen. Dazu stimmen die in alt- tschechischen und gesinnungsverwandten Zeitungen immer wieder austauchenden Ruse nach Versöhnung. Es hat eben den Anschein, daß man an maßgebendster Stelle mit einem rein tschechischen Landtage, auS dem alle Deutschgesinnten ausgeschlossen wären, durchaus nicht zufrieden ist und daß man den Deutschen den Wieder eintritt in den Landtag ermöglichen will. Ist also auch die tschechische Friedensliebe keine freiwilliae, so könnte sie doch zu Erfolgen führen, wenn sie sich als aufrichtig bewährt. Was tue Deutschen zunächst wollen, ist die deutsche Gerichtssprache in deutschen Bezirken, um zu verhindern, daß das Prager Oberlandesgericht ganz tschechisiert werde. Schon wird vorgeschlagen, eine Norm zu treffen, wonach bei diesem Gerichte stets eine gewisse Anzahl deutscher Räte vorhanden sein soll. — Meldungen aus Belgrad zufolge ist die dortige Kabinettskrisis, welche man schon vor Wochen als beendet wähnte, noch nicht beigelegt. Die Reise des Wiener Gesandten Boghicewitsch nach Belgrad wird deshalb vielfach kommentiert. — Hiesigen Blättern wird gemeldet, daß am letzten Freitag eine Patrouille der serbischen Grenzwache von Arnauten überfallen, wobei ein serbischer Soldat getötet wurde. Tags darauf hätte sich der Angriff, der aber diesmal von Arnauten und regulären türkischen Truppen ausging, wiederholt und sei dabei der Kommandant der serbischen Patrouille gefangen und von den Arnauten niedergemetzelt wor den. Eine weitere Bestätigung fehlt bis zur Stunde. * Wien, 10. Juni. Die „Neue fr. Prefse" meldett in Uesbegh (Neutraer Komitat) fanden heute nach, infolge der Wahlagitation antisemitische Un ruhen statt, wobei das Militär einschreiten mußte. 3 Personen wurden getötet und 5 verwundet. Paris, 9. Juni. Tie Minister hielten heute einen kurzen Kabinettsrat ab, in welchem laufende Geschäfte erledigt wurden und dann die Frage der Ersparnisse aufs neue zur Prüfung gelangte. Der Ackerbaum inrster hat in seiner Verwaltung be deutende Abstriche erzielt. Endlich wurde genehmigt, daß die Trümmer der komischen Oper ganz abgetragen werden, da die Grundmauern keinen neuen Ober bau mehr aushalten. — Als Paul Bert die Generalresidentschaft des Tonkins und Anams vor 4'^ Jahren übernahm, wurden ihm auf seinen Vor schlag 2 Oberresidenten unterstellt, einer sür das Tonkin, der, wie der Generalresident, in Hanoi, und einer für Anam, der in Hue seinen Sitz hatte. Diese Einrichtung hat sich nicht bewährt: die Zwischenbe hörde in Hanoi ist überflüssig befunden worden. Ein auf Vorschlag des Ministers des Auswärtigen er lassenes, heute im Amtsblatt veröffentliches Dekret hebt die Oberresidentschaft in Hanoi auf und giebt dafür dem Generalresidenten einen Generalsekretär zur Seite, der ihn in Verhinderungsfällen auch vertreten kann. — Nachdem die „Agence Havas" seit 14 Tagen beharrlich alle Gerüchte über den ungünstigen Ge sundheitszustand in Tonkin für völlig grundlos erklärt hat, sieht sie sich veranlaßt, zuzugeben, daß eine Choleraseuche dort wüte, bemerkt aber, dieselbe sei nicht anderer Art, als diejenige, welche alljähr lich während der Regenzeit in der Kolonie herrsche! Guter Trost! — Der in Montauban erscheinende monarchische „Palriote de Tarn-et-Garonne" erhält von einem „wohlunterrichteten Freunde" aus Paris folgende Einzelheiten über die zwischen dem Präsi denten der Republik und der Rechten gepflogenen Unterhandlungen, die zur Bildung des Mini steriums Rouvier geführt haben: „Hr. v. Mackau (Obmann der Rechten) wurde von Hrn. Grcvy nach dem Elysee berufen ; er leistete dieser Einladung erst Folge, nachdem er seine Kollegen von der Rechten zu Rate ge zogen hatte. Hr. Grevy war sehr aufgeregt und drückte sich etwa wie folgt aus: Ich habe Hrn Rouvier mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt. Werden Ihre Freunde dasselbe stürzen? — Je nachdem, antwortete Hr v. Mackau, es scheint mir aber sicher, daß meine Freunde gegen das neue Ministerium stimmen werden, wenn dasselbe die Politik des alten befolgt. — Wohlan, sagte Hr Grevy, ich kann keine Verpflichtungen eingehen und Sie selbst würden gewiß auch keine eingehen; wenn aber das Ministerium Rouvier fällt, fo ziehe ich mich mitten in der Krists zurück. Es wird dann wahrscheinlich morgen in Paris ein Aufstand ausbrechen. Werweiß? Vielleicht wird übermorgen auch schon ein Diktator da sein und mit diesem Diktator ohne Ansehen und gesetzliche Gewalt der aus wärtige Krieg und der Bürgerkrieg. Sehen Sie zu, ob Ihre Freunde, die, wie ich wohl weiß, Frankreich lieben, das Land diesen schrecklichen Möglichkeiten preisgeben können." Hr. v. Mackau, nun seinerseits durch diese völlig unerwartete Erklärung in Ausregung versetzt, entfernte sich, ohne eine Verpflichtung cinzugehen, aber mit der Versicherung, die Mitglieder der Rechten hätten stets in erster Linie das Heil Frankreichs im Auge " Der „Figaro" giebt ebenfalls Mitteilungen aus der Loulissen- geschichte der letzten Mimsterkrisis zum Besten. Ihm zufolge Sein Onkel, der Geistlicher war, hat ihn zuerst so genannt." „Tine! Gefällt Dir dieser Name?" „Gewiß, und Euch, das heißt und Dir nicht?" „Mir, warum?" „Deshalb, weil er mir der schönste Name dünkt!" „Du liebst ihn?" fragte Luise rasch. Anka durchzuckte es wie ein elektrischer Strahl, und erst nach einer Weile sah sie scheu, fast furchtsam zu ihrer Freundin empor. Ihre großen Augen waren auf Luise gerichtet, als wollten sie fragen: Wer bist du, daß du weist, was noch kein Mensch weiß, was ich noch niemand auvertraut, was ich mir selbst ge leugnet? — Ihrem eignen Herzen wollte sie nicht glauben, als es ihr sagte, daß es den jungen Mann in seinem Innern trage, schon lange, lange! Und jetzt kommt die Fremde und sagt ihr das Geheimnis ins Gesicht! (Fortsetzung folgt.) Nefikenztheater. Als zweites Stück in ihrem Gastspiel hatten die Mitglieder des Wallner- theaterS unter der Leitung des Hrn. Direktors Lebrun für den 9. und lO. Juni G. v. Mosers Lustspiel „Der Hypochonder" gewählt. Es war diese Wahl insofern keine vollkommen zweckmäßige, als dieser heitere Scherz bereits an unserer Hofbühne eine sehr wirlsame Aufführung gefunden hat. Da durch ging die unbedingte Neuheit, also der Hauptreiz solcher an sich bedeutungsloser Arbeit verloren und im Verein mit ungewöhnlich langen Zwischenakten reicht eine derartige Abschwächung de» Interesses hin, wurde Aloquet, als der Präsident der Republik nach vielen vergeblichen anderweitigen Versuchen gezwungen war, sich zum dritten Male an ihn zu wenden, durch die Kenntnisnahme von einer Depesche, die Hr. v. Giers an den hiesigen russischen Bot schafter Grasen Mohrenheim gesandt hatte, überzeugt, daß seine Übernahme der Regierung unmöglich sei. Den Inhalt dieser Depesche saßt der „Figaro" so zusammen: Rußland be kunde hinsichtlich der inneren Angeleaeubeilen aller Nationen die vollkommenste Gleichgiltigkeit und achte die Grundsätze, welche andern für ihre Handlungen nmßgebend „Hingtgen im inter- natioualen Verkehr giebt es Regeln, von denen man nicht ad« welchen kan», und wenn der Absicht Folge gegeben würde, einen Mann an die Spitze des französischen Kabinetts zu stellen, wel cher gegen die hohe Achtung verstoßen hätte, die wir alle dem Andenken des verstorbenen Zaren widmen, so ermächtigt Sie unser Gebieter, den Urlaub zu nehmen, der Ihnen im Hinblick aus eine solche Möglichkeit gewährt worden ist. Sie werden die Leitung der Botschaft dem zweiten Sekretär anvertrauen." Wer bekam Wind von dieser Mitteilung? frägt „Figaro" und schließt: „Hr. Floquet verzichtete unter dem Vorwande, es sei ihm nicht gelungen, die republikanischen Kräfte zu vereinen, in Wahrheit aber, weil seine Stellung eine gar zu falsche gewesen wäre, namentlich in den Augen der zahlreichen Anhänger des russi schen Bündnisses." Die boulangistijche Presfe hat mit ihren Angriffen auf den neuen Kriegsminister kein Glück. Ihre Mel dung, General Ferron habe auf den Mobilmachungs- verfuch verzichtet, wird amtlich für unbegründet erklärt, und die Wiederanstellung des Artilleriehauptmanns Verneuil, der 1871 aus dem aktiven Dienst entsernt wurde, weil er: „Es lebe der König!" gerufen hatte, ist bereits vom 27. Mai d I. datiert, zu welcher Zeit Ferron noch gar nicht Kriegsminister war, muß also das Werk Boulangers sein. Sobald sich letztere That- sache bestätigt, dürsten die Organe, welche die Wieder anstellung tadelten, dieselbe gewiß sehr lobenswert finden. — Recht bezeichnend für die Sorglosigkeit der Behörden, wie anderer beteiligter Personen, welche den Brand der Opera oomigue verschuldeten, aber auch für das Geschick, mit welchem der radikale Pariser Gemeinderat dieses Unglück für den von ihm ange strebten Zweck einer vollständigen Selbständigkeit in Gemeindesachen ausnutzt, ist der folgende Bericht: Der Pariser Gemeinderat sprach sich gestern m t 47 gegen 2 Stimmen zu Gunsten einer politischen Amnestie aus und dankte dem Wiener Gemeinderal für die den Opfern des Theaterbrandes gespendeten 10000Fres. Hierauf wurde die Debatte über die Ursachen des Bran des der komischen Oper fortgesetzt. Lyon Allemand und Arföne Lopin führten aus, daß die Verantwortlichkeit für das Unglück 1) auf Carvalho, dem Direktor des Theaters, 2) auf dem überwachenden Regierungs beamten der Theateraufsicht, 3) aus dem Direktor der Staats gebäudeverwaltung, 4) aus dem Polizeipräsekten laste. Über den letzteren allein, welcher anwesend sei, könne der Rat ein Urteil abgeben. Der Polizeipräsekt sollte der Vollstrecker der Gemeinde ratsbeschlüsse sein; anstatt dessen vollziehe er nur den Willen der Regierung; dieses Mißverhältnis habe den Tod von iov Per sonen zur Folge gehabt. Man habe bei Eintritt des Unglücks versucht, die Schuld auf den Gemeinderat zu werfen, allein heute erkenne Jedermann an, daß sie aus dem Präfekten laste. Gegen ihn sei also von der Versammlung ein Tadel auszufprechen, und wenn er die Kühnheit besäße, von der Regierung die Ungiltig- erklärung dieses Tadelsbeschlusses zu verlangen, so würde der Rat die ganze öffentliche Meinung von Paris aus seiner Seite haben! Gem -Rat Richard wies die Schuld des Theaterdirektors Carvalho nach, der alle ihm von der Polizei zugegangcnen Vorschriften unausgeführt ließ, obgleich er unaufhörlich auf die Gefahr aufmerksam gemacht wurde. (Aus Geldgier! ries Gem- RalStupuy) Die Rettungsthüren waren verschlossen, weil es einige Francs gekostet hätte, sie bewachen zu lasten. Aus Habsucht behielt Hr. Carvalho anstatt der Dekorationen zu blos 2 Vorstellungen, wie es die Verordnung von 188l verlangt, diejenigen zu 8 oder tv Opern im Speicherraume. Richard sragte den Polizeipräfeklen, ob er befugt fei, nötigenfalls ein Theater zu schließen und ob er die Theater zwingen könne, elektrische Beleuchtung einzusühren Ferdinand Duval, früher selbst Scinepräsekt und jetzt kon servatives GemeinderatSmttglied, bezeichnet die Abwesenheit des dienstthuenden Polizeikommissars am Abende des Brandes als unentschuldbar und macht den Polizeipräfeklen dafür verant wortlich. Derselbe habe soeben 2 Verordnungen bezüglich des Theatre franyms und des Odeons erlassen; die Ausrede, er fei gegenüber den vom Staat unterstützten Theatern machtlos, werde durch diese Thatsache widerlegt. AuchMesureur fragte denPolizeipräfeklen, ob er mit dem Gemeinderat in dem Bestreben, die Sicherheit der Bürger in den Theatern hcrbeizuführen, gemeinsame Sache machen wolle. Der Polizeipräfekt erklärte, er führe alle gesetzlichen Be schlüße des Rates sorgfältig aus, müsse aber die Vorrechte der Behörde gegenüber unzuständigen Beschlüssen des Rates wahren. Der Rat nahm hierauf folgende von Mefureur beantragte Tagesordnung an: „In Erwägung, daß es wichtig ist, die öffentliche Mei nung über die Ursachen des Unglücks der Komischen Oper aujzuklären, daß die Verantwortlichkeit für dasselbe ganz auf die Polizeiverwaltung fällt, welche ihre eigenen Vorschriften nicht aussühren kaffen wollte noch konnte; daß ferner der Pariser Bemeinderat weder die vollziehende Gewalt in Gc- meindesachen, noch das Verfügungsrecht, ja nicht das Recht, die Handlungen der ihm ausgezwungenen Verwalter zu be aufsichtigen, besitzt — tadelt der Gemeinderat den Polizei präfekten und stellt wieder einmal aufs neue die Notwcndig- dem Publikum eine kühle Stimmung, ja Ermüdung nahe zu legen. Über eine solche Lähmung führt dann auch eine recht wohlgelaunte, temperamentvolle Leistung, wie sie die wackeren Gaste darbrachten, nur teilweise hinweg. Immerhin gab ein lebhafter Beifall sehr richtig die Anerkennung kund, daß der genannte Leiter des Theaters aus der Titelrolle sich eine lebenswahre durch aus komische, genrebildlich srifche Gestalt geschaffen hat. Er wurde von einem guten Zusammenspiel und wirk samen Einzelleistungen unterstützt, so besonders durch Hrn. Gutherz al« Sauerbrei. O. B. Münz- und Medaillenversteigerung. Am 14. d. Mt». beginnt bei dem Hrn Auktionator Gustav Salomon, Sachverständigen für Bücher beim Königl. Amtsgericht, Moritzstraße Nr. 7, die öffentliche Ver steigerung der vorzüglichen, durch große Reichhaltigkeit und kostbare Seltenheiten ausgezeichneten „Reichenbach- schen Münz- und Medaillensammlung". Diese Schätze wurden mit wissenschaftlicher Liebhaberei vom Sohne des berühmten verstorbenen Naturforschers und Ge lehrten Hofrat-Professor Reichenbach zusammengebracht. Ein ausgezeichneter Katalog giebt ein Übersicht vom Inhalt der Sammlung. Der Andrang von auswärts wird rin beträchtlicher sein. Zoologie. Zu Förderung der Züchtung reiner Rassen ist soeben veröffentlicht worden: „Inter nationales Züchter-Adreßbuch für Geflügel rc. Erster Jahrgang. Herausgegeben von S Heymann, Rassegeflügelzüchter. Hamburg, W. Schardius, 1887." Diese- Buch, in deutscher und englischer Sprache ge- keit einer vom Rate ernannten und vor ihm vetaMworUlHe» Gemeindeverwaltung fest." Der erste Teil des Beschlusses (Tadel des Polizei. Präfekten) wurde einstimmig, der zweite (Forderung der Selbstverwaltung) mit 56 gegen 15 Stimmen an- genommen. Fenier wurden mit 51 gegen 2 Stimmen die (früheren) Minister des Innern und der Kunst, sowie Carvalho „wegen ihrer unglaublichen Sorglosia. keit" als die verantwortlichen Urheber de- Unglücks getadelt. Endlich beschloß der Rat, eS sei den Theatern und Konzerthallen eine 3monatige Frist zur Einführung elektrischen Lichts zu geben. * Pari-, 10. Juni. Die „Agence HavaS" be zeichnet das Gerücht, Frankreich habe seine Botschafter beauftragt, die Mächte zu sondieren, ob eine Kon ferenz oder Verhandlung über die englisch- türkische Konvention angezeigt wäre, als unbe gründet. Da einige englische Blätter gemeldet hätten, daß Frankreich der Konvention zustimme, habe Flou- rens die Botschafter einfach dahm informiert, daß die französische Regierung die Frage zwar nicht offiziell kenne, sie aber gegen die Klausel einer willkürlichen englischen Reoccupation sei. Dies sei die einzige In struktion, welche den Botschaftern gegeben worden Die französische Regierung werde die Frage über die von ihr einzunehmende Haltung nur in dem Kalle erwägen, wenn der Sultan die Konventton ratifiziert habe. — Der französische Botschafter m London, Waddington, hat die Unterhandlung mit Lord Salis bury, betreffend die Neutralisierung des Suez kanals und betreffend die neuen Hebriden, wieder ausgenommen. * London, 9 Juni. Der Kreis von Fürstlich keiten, welcher zur Teilnahme an dem fünfzigjähri gen Regierungsjubiläum der Königin von England nächstfolgende Woche in London versam melt sein wird, ist ein so zahlreicher, daß die obersten Hoswürdenträger ihres ganzen KombinationsialenteS und Überblicks bedürfen, um ihre Arrangement« so zu treffen, daß für jeden der erwarteten, hohen Gäste an gemessene Wohnung be'chafst wird. Über Buckingham Palace selbst, die Londoner Residenz der Königin, ist bereits vollständig verfügt. Dasselbe ist der Fall mit Marlborough House und Clarence House; und weil diese Schlösser längst nicht hinreichen, um allen fürst lichen Festteilnehmern Unterkunft zu gewähren, so hat das englische Hosmarschallamt weitere Räumlichkeiten in den Hotels und sogar in Privathäusern mieten müssen. So ist zur Aufnahme von Gästen der Königin seitens des Hosmarichallamtes beinahe das ganze Buckingham Palace Hotel gemietet worden, ferner eine Reihe von Zimmerfluchten im Alexandra Hotel an der Ecke des Hydeparks, im Grosvenor Hotel an der Vikioriastation, im Viktoriahotel, an der gleichnami gen Straße belegen, sowie im Avenue Hotel, North- uniberland Avenue Der Kronprinz und die Kron prinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen nehmen bei der Königin Viktoria im Buckingham Palace Wohnung, desgleichen die Mehrzahl der zu den Festlichkeiten erwarteten gekrönten Häupter. Prinz Wilhelm nebst Gefolge nimmt sein Absteigequartier in Spencer House, St. James', der Stadtwohnung Earl Spencers. Der König von Griechenland, der ohne seine Gemahlin, aber in Begleitung seines ältesten Sohnes eintrifft, genießt die Gastfreundschaft de» Prinzen und der Prinzessin v. Wales in Marlborough House, zusammen mit dem dänischen Königspaare. Mehrere der fürstlichen Festteilnehmer werden sich in London nur ganz kurze Zeit aufhalten, so der Kron prinz Erzherzog Rudolf von Österreich-Ungarn, welcher am Sonnabend, den 18 d. Mts. in London einirrfft und am folgenden Donnerstag wieder adreist; auch die Herzöge v. Edinburgh und Connaught werden die Dauer ihres Londoner Aufenthalts möglichst ein schränken. Die ersten Gäste, nämlich das portu giesische Königspaar, sollen schon morgen in London eintreffen. Von da an wird fast jeder Tag neue An kömmlinge bringen. — Der von Gladstone kürzlich emgebrachte Vorschlag, Irland auf autonomistische Grundlage zu stellen und gleichieitig die irischen Ab geordneten im Londoner Zentralparlamente zu belasten, hat seitens der liberalen Partei eine begeisterte Auf nahme gesunden Mehrere liberale Unionisten sollen daraufhin ihre Bereitwilligkeit kundgegeben haben, in das Gladstonesche Lager zurückzukehren. Eine Wieder vereinigung aller liberalen Fraktionen scheint jedoch vorläufig noch nicht in Sicht, da sowohl Lord Har- tlngton als M. Chamberlain, wie auch die übri gen umonistischen Führer sich grollend abseilt halten. > >> schrieben, enthält in drei Abteilungen Namen und Wohnorte von Züchtern verschiedener Tierarten, als z. B. Hühner, Enten, Gänse, Tauben, und zwar be stimmter Rassen derselben. Die erste Abteilung bezieht sich auf Deutschland, Österreich und Ungarn; die zweite Abteilung umfaßt Belgien, Dänemark, England, Frankreich, die Niederlande, Norwegen, Rußland und die Schweiz; die dritte Abteilung betrifft Amerika Als Anhang ist eine vierte Abteilung, enthaltend An zeigen und Prospekte verschiedener Art, beiaefügt. vr. B. Blancke, Konrektor der Landwirtfchaftsschul« zu Herford, derzeit Vorsitzender des westfälischen Ge- flügelzüchterverbandes und M. A. Wilson, ^utfior ot tbe ?vult.r^ Loor, Usw dar ot tlw konür/ anä tbs kj^wonttt Uoek-, i-agftorp- »sä lusiuu-Olubs W est»!, Otwltsntmw, haben jeder in einen: Vorworte zu diesem Buche die zweckmäßige Ausführung dieses Unternehmens anerkannt und die Benutzung dieses Buches empfohlen. Die Züchter und Liebhaber, welche reine Rassen erlangen wollen, er holten in diesem Buche in- und ausländischer Adressen zur Auswahl und diejenigen Züchter, welche eine Ver mehrung des Absatzes aus ihren Züchtrreien wünschen, können durch Anzeigen in diesem Buche, welche» all jährlich in neuer Auflage erscheinen wird, ihr« Züch tungen in weiten Kreisen kundgeben. 0. Völkerkunde. Unter der Überschrift .Er spielt den Bären" erzählt M. A. v. Markovic» in der „Rh-Wests. Ztg." von mexikanischen Liebe-werbungen: „ Es ist den Frauen nicht gleich, auf «elche Weise sie angebetet werden. Freüich spielen Mima, Länder und Sitten dabei ihre Hauptrollen, uud so verschieden
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)