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Dresdner Journal : 28.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870628
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-28
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 28.06.1887
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V146. Dienstag, den 28. Juni, abends. 1887. veroysprot»» w 8»»,«» tiut-eL»» L«wb«: ^LUrlivN; .... 18 L1*rk. ^MNrlioN: 4 80 kk. l^uirvlne kiummorv: 18 kk. Liu—rluttd 6« ävotseNsv LoioUa» tritt ko«t- uoä 8t«ii>psl»v»cül»g Küuu. L»tcü»älifiu»x»xvd«l»rv» r kür ä«Q k»om siovr »«»p^tovso 2«ilo Irlsioor 8ct»riN 80 kk. Dotor „Liog;—»sckb" cki« bv kk. öei eLbsUsri- unct 2iüvrv—t» »vtspr. Lukiottl»^. Lr»vk«t»eu: 1'lGlioU mit Lu»o»üms äsr 8o»o- anä »de»ä,. korvsproott-LLsettlu—: Kr. 1SSÜ. DresdnerIourml. Für die Gesamtleitong verantwortlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ro» L»LI»älL»»L«» »»»M-rt» 1 Lra-U«t«tt«r, vomoüniooLr ä«e Or«<1o« ^oww»l»; S«i»d»rU - SorU» -VI« - I^tp«tU L—«I-8r««1»»-rr»»^rt «. <4 »«rNL-VI—-Uo»diu-,- kr»U - LstpitU - rr»LtNu< ». U. - UÜLoL»»: äSo»e, k»rt» L«»Lo» -8«rU» -kr»»k1vr1 ». > »tTttG—l: T>a>«d« F Oo.; I»rU»: /nvak»ck«»cka«L, SvrUt»: 6. ^/Mere ^acä/oto«-,- L-uo—r: 0 S-Lü-1«-,- -»U. «! F. Laret F 0o. Uer»ne»«d«r r USvizl. L,p«Utio» cl— l)r—ckoor ^ovriuü», Vr—ckvi», L^iozvrstr. l7o. 80. ksnuprvob-Liuvttl»—- tkr. 18-L.j Westessungen auf da- „Dresdner Journal" für das nächste Bierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bet der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für anSrvärts bei den betreffenden Postanstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre« im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen umer „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Lönigi. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Nichtamtlicher Teil. KetegraphiscHe WachricHLen. Wien, 88. Juni. (Tel. d. Drcsdn. Journ^) DaS Kronprinzpaar ist gestern abend nach Krakau ab- gereist. Rom, 28. Juni. (Tel. d. Dresdn Journ.) Die Senatoren kalten heute eine geheime Sitzung ab, zwecks Beschlußfassung über Reformen, welche ge eignet seien, dem Senate eine entsprechendere, ver- fassungSgemäße Rolle zuzuweisen. Der geheimen Sitzung soll eine öffentliche folgen, welche Dele gierte wählen soll, um dem Könige den Wunsch deS Senats über Reformen zu unterbreiten. Der „Opinione" zufolge beabsichtigt die Regierung daS Vorgehen deS Senates, zu unterstützen und eine zumeist auSSenatoren zusammengesetzte Kommission mit der Prüfung der Reformen »u beauftragen, wodurch der Senat gestärkt und seine Thätigkeit erhöht werden könnte, ohne dessen Unabhängigkeit zu schädigen. London, 28. Juni. (Tel. d. Dresdn Journ.) Bei dem deutschen Botschafter Grafen Hatzfeldt fand gestern ein Diner statt, an welchem Se. Ma jestät der König von Sachsen und Se. König!. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern teilnahmen. Nach dem Diner wurde Empfang abgehalten, welchem Ihre König!. Hoheiten der Pr nz und die Prinzessin Wilhelm, der Großfürst SergiuS von Rußland, der Großherzog von Mecklenburg-Stre- litz, der Erbprinz und die Erbprinzesfin von Meiningen, sowie der Prinz Ludwig von Baden beiwohnten. London, 28. Juni, früh. (W. T. B) Das Unterhaus verwarf mit 180 gegen 11S Stimmen das von der Regierung bekämpfte Amendement Morleys, durch welches die Dauer der irischen StrafrechtSbill auf 3 Jahre begrenzt werden sollte und nahm in dritter Lesung die Bill betreffend die Staatsschuld an. Dublin, 27. Juni, abends. (W. T. B.) Die Prinzen Albert, Victor und Georg, die Söhne deS Prinzen v. Wales, trafen heute hier ein, um die Königin bei den hier stattfindenden Jubiläums- feierlichkeiten zu vertreten. Dieselben wurden von dem größten Teile der Bevölkerung mit Ehr erbietung empfangen, während aus der Menschen- menge auf dem Wege zum Schlosse sich Pfeifen vernehmen ließ. Die Stadtbehörde nahm an dem Empfange nicht Teil. Dresden, 28. Juni. König Milan von Serbien in Wien Es ist nunmehr zur Gewißheit geworden, daß die Reise König Milans von Serbien allein Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph gilt, die früher in Aussicht genommene Badekur wird zu unterbleiben. Der An trieb zu der in Wien große Befriedigung erregenden Reise ging von König Milan selbst aus. Man er blickt in derselben ein Zeichen der dauernden Freund schaft des Königs Milan für Österreich-Ungarn Ge genüber denjenigen Wiener Blättern, welche die Reise des Königs auffallend finden, erklärt das Wiener „Fremdenblatt* daß es viel auffallender gewesen, wenn König Milan nicht gekommen wäre, es würde vielmehr zu Kommentaren und politischen Deduktionen beraussordern, wenn König Milan, dessen freundschaft liche Gesinnungen für Österreichs Monarchie nicht be zweifelt werden können, die Reise unterlassen, wenn er einen Boden gemieden hätte, von dem er stets nur mit angenehmen Eindrücken geschieden ist. „In einem solchen Entschluß würde ohne Zweifel weit mehr ein Moment enthalten sein, welches eine Erklärung er heischen würde. Es würde sicherlich zur Annahme verleiten, daß der Regierungswechsel in Belgrad irgend einer tieferen Stimmung des Königs felbst entsprungen sei, welche in den Beziehungen zu unserer Monarchie ihren Grund hatte. Aber indem der König, seiner bisherigen Gewohnheit gemäß, das gastfreundliche Territorium unseres Reiches aufsucht, indem er in seinen persönlichen Verhältnissen zu unserem Reiche eine Änderung nicht eintreten läßt, darf in jedem Falle auf feiner Seite der Wille wahrgenommen wer den, jene Beziehungen vor eventuellen Erschütterungen zu bewahren, welche er selbst persönlich geknüpft hat und welche in König Milan einen treuen Pfleger be sessen haben. So wenig Auffälliges und Unerwar tetes man deshalb in der diesmaligen Reise des un- benachbarten Fürsten erblicken kann, so wird man in dessen doch mit Befriedigung die Thatsache gelten lassen, daß durch die Ankunft Milans diesem sowohl als unseren Staatsmännern die Gelegenheit geboten ist, die durch die Berufung des Hrn RisticS geän derte Situation in Serbien vertrauensvoll und dem Charakter der bisherigen Beziehungen gemäß zur Er örterung zu bringen. Persönlicher Gedankenaustausch befördert wesentlich das Bestreben nach Aufhellung und sichert dem Bemühen einen viel besseren Erfolg. Möglicherweise wird bei einem ähnlichen Austausche jener Ideen, welche sich durch die neue politische Situation in Belgrad von selbst aufdrängen, bewiesen, daß jene vielfachen Erklärungen des Hw. RisticS, welche in den letzten Tagen in den Organen des neuen serbischen Kabinettschefs erschienen sind, auf einer festeren Unterlage beruhen, als der momentanen politischen Zwangslage der neuen Regierung. Ver kündet doch Hr. RisticS selbst, daß materielle und freundnachbarliche Interessen die Freundschaft mit Oesterreich-Ungarn für Serbien zur Notwendigkeit machen." Nach den verschiedenen in den serbischen offiziösen Blättern ergangenen Kundgebungen erscheint es wahr scheinlich, daß Minister Ristic im wohlverstandenen Interesse Serbiens die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Osterreich-Ungarn und Serbien aufrecht er halten wird. Von großem Interesse ist in dieser Be ziehung ein neuerdings in dem in Belgrad erscheinen den hochoffiziösen Blatte „Nowa Ustawnost" erschienener „Serbien und Osterreich-Ungarn" überschriebener Ar tikel, welcher besonders dadurch an Bedeutung gewinnt, daß Hr. Ristic in demselben eine Rechtfertigung seiner Vergangenheit unternimmt. In demselben wird u. a. Folgendes gesagt. ai „Da- Programm der inneren wie der auswärtigen Politik de« Kabinett« Ristic ist bekannt. Dasselbe enthält nicht«, was geeignet gewesen wäre, Jemand zu beunruhigen oder irgend Jemande« Mißtrauen wachzurusen Im Gegenteile, es erscheint geeignet, Jedermann zufrieden zu stellen und auf ruhige« Ab warten zu verweisen. WaS lhatsachen betrifft, welche die öffentliche Meinung im Auslande zu bestimmen vermöchten, so giebt e« deren noch nicht und kann es auch nicht geben. Auch die Vergangenheit gewährt dem Argwohn der öster- reichisihen Presse kerne Rechtfertigung. Zum vierten Mat trrtt Hr. Ristic an die Spitze der Regierung in Serbien und jedesmal zeichnete sich seine Regierung durch Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu Osterreich-Ungarn aus. Man führt den Zwischenfall von 1876 an, al« ein Posten von der Belgrader Festung auS rin Gewehr gegen einen österreichischen Monitor abgefeuert hatte, welcher zu nahe an daS serbische Ufer herangekommen war. WaS will aber dieser isolierte Vorfall in jener trüben Zeit beweise»? ES wird wohl Niemand so kurzsichtig sein, zu behaupten, daß eS Hr. Ristic war, welcher den Befehl zur Ab gabe eines Schusses gegen einen Monitor erteilte, um die großen Schwierigkeiten, welche damals zwischen Serbien und der Türkei bestanden, noch durch neue, zwischen Serbien und Österreich zu provozierende zu vermehren. Überdies ist ja diese unerwartete und unangenehme Angelegenheit zur Zufriedenheit der Wiener Regierung geregelt worden. Die erwähnten Blätter bemäkeln auch den Punkt im Programm der neuen Regierung, welcher die Besserung solcher Beziehungen betrifft, die bisher nicht die besten waren. Dieser Programmpunkt bezieht sich auf Rußland. Da alle Großmächte danach streben, freundschaftliche Beziehungen zu diesem großen Kaiserreiche zu Pflegen, vermag dann Hr. Ristic ohne Verletzung seiner Pflichten und deS ihm vom Herrscher ge schenkten Vertrauens ein solches Bestreben von sich zu weisen? Wir begreifen nicht, wieso die Freundschaft zu Rußland jene zu Österreich ausschließen sollte? War die Eisenbahnkonvention nicht bereits unter der Re gierung des Hrn. Ristic 1880 abgeschlossen worden? Dabei empfiehlt eS sich, einen Umstand zu berücksichtigen, der gemeinig lich übersehen wird. Die damalige Opposition, welche aus Elementen bestand, die durch 7 Jahre die Regierung bildeten und in denen die österreichischen Blätter die beste Bürgschaft für die Erhaltung guter Beziehungen zu Österreich-Ungarn er blicken, beschuldigte damals Hrn. Ristic des Verrates und warf ihm vor, er habe die serbischen Interessen jenen Österreichs ge opfert. Dasselbe war der Fall in Betreff der Handelskonvention, dre Ristic abschließen wollte. Der Abschluß erfolgte darum nicht, weil Österreich sich auf das Terrain der durch den Poza- revatzer Frieden vom Jahre 1718 ihm gewährten Rechte stellte; Ristic vermochte nicht, jene veraltete Grundlage für daS neue und damals schon selbständige Serbien zu acceptieren; eher war er bereit abzntreten, als sich mit einer solchen Verantwortlichkeit zu belasten. Daraus geht nur daS eine hervor, das Hr. Ristic ein einsichtiger und gewissenhafter serbischer Staatsmann war, keineswegs aber, daß ihn feindselige Gefühle für Österreich be- ferlten. Jeder Staat richtet sich nach seinen Interessen, dasselbe thaten Österreich und auch Serbien. Noch vor dem Beginne der Handelsvcrtragsverhandlungcn mit Serbien liefen solche zwischen Wien und Berlin, und bis heute ist der Handelsvertrag zwischen diesen Reichen nicht zu Stande gekommen. Deswegen wird niemand behaiHten, daß sie sich feindselig gegenüberstehen. In dieser Richtung ist kein Einvernehmen erzielt worden, andere Folgerungen können daraus nicht gezogen werden. Da nun die selbständigen Blätter in Österreich-Ungarn keinen triftigen Grund zum Mißtrauen gegen das Kabinett Ristic besitzen, so ist die Annahme berechtigt, daß sie entweder durch maskierte Absichten oder durch persönliche Vorurteile ge leitet sind. Biel korrekter verfahren die Wiener offiziösen Blätter, welche mit ihrem Urteile bis zum Bekanntwerden von Thatsachen zurückbalten In dieser vorsichtigen Haltung geben sich Klugheit und Unparteilichkeit kund, welche geeignet er scheinen, die Wege zur Annäherung auch in den schwierigsten Fragen zu ebnen. Mit Recht bemerkte die „Neue ft. Pr ", daß Österreich sich angelegen sein lassen muß, die Sympathien des Volkes in Ser bien zu gewinnen Solche werden aber auf diesem Wege nicht errungen, namentlich nicht durch die Unterstützung einer Re gierung, die eS nicht verstanden hat, sich beim Volke beliebt zu machen. Solche Unterstützung steht einem Versuche, sich in un sere inneren Angelegenheiten einzumischen, gleich, welcher Ver such unsere Selbständigkeit verletzt und der in Österreich, wir wissen nicht mit welchem Rechte, stets Rußland zugeschrieben wird. Seit 1" Jahren vertritt Persiani diese Macht in Bel grad, und während dieser ganzen Zeit hat er der Regierung nicht einmal einen Eoncipisten emvfohlen, geschweige denn, daß er einen Regierungswechsel beeinflußt hätte Diese Thatsache wird von allen serbischen Regierungen anerkannt. Aus schwachen Füßen ruht eine Politik, welche sich aus eine beschränkte Anzahl von Menschen stützt, wenn hinter diesen nicht da» Volk zu finden ist. Hat Österreich-Ungarn Nutzen davon gezogen, daß eS die serbischen Regierungen m den letzten sechs Jahren als die beste Bürgschaft für Erhaltung guter Bezieh ungen zwischen beiden Landern betrachtet und warm unterstützt Feuilleton. Ein treue- Herz. Line Geschichte auS dem wendischen Volke von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) X. Ein kalter, unfreundlicher Tag brach an, der Regen goß in Strömen vom Himmel. „Der Großgallenberg hat eine Nebelmütze auf, das bedeutet, daß es heute während des ganzen Tages regnen wird, und die Rüben sind noch auf dem Felde", so Nagte der alte Kolodey unten im Flure, während er nach allen Weltgegenden auslugte. Seinem Sohne jedoch war die» trübe, düstere Wetter gerade recht. „Sie kann noch nicht fort, wenigstens heute noch nicht, und ich werde sie Wiedersehen", sagte er zu sich selbst und legte die heiße Stirne an die kalte Scheibe seines Fensters. So zerstört in seinem ganzen Wesen war er noch nie, als von gestern abend bis heute. Alles dünkte ihm ein Traum, und doch begriff er nur zu gut, daß eS furchtbare Wahrheit sei. „Sie, nur sie allein versteht die Sprache meines Herzens", sagte er „und sie wird und muß mein sein!" An Anka dachte er nicht. Er schrieb dem Fräulein früh morgens einige kurze Worte, mit welchen er sie beschwor, heute «och nicht abjureisen und ihn wissen zu lassen, ob und wo er mit ihr allein zu reden vermöge, denn er wolle und müsse sie sprechen. Bald kam die Antwort. Luise benachrichtigte ihn, daß sie heute des schlechten Wetters wegen noch nicht abreisen würden. Tine möge abends zur einzeln stehenden Linde unterhalb des Landhauses kommen, eS jedoch so entrichten, daß ihn niemand bemerken würde. Das war ein langer Tag für den jungen Mann, trotzdem im Herbste die Tage doch so kurz sind. Kaum war die Dämmerung hereingebrochen, stand Tine bereits unter der Linde; sein Herz klopfte hör bar, und ohne Unterlaß sah er zum Hause empor, aus welchem Luise kommen mußte. Endlich kam sie, schön und reizend wie eine Königin. Als fürchte sie sich, gesehen zu werden, blickte sie scheu und sorgfältig umher und sagte: „Wenn uns jemand bemerken würde!" „Und sollte uns die ganze Welt sehen", rief er entflammt, „ich würde ihr zurufen, was ich gestern abends zu Ihnen sagtet" „Gemach, lieber Freund", fiel sie ihm in die Rede und setzte sich mit ihm auf die Neine Holzbank, die unter dem Baume stand. „Sie sind zu rasch I" „Rein! Nein!" „Leisel Lassen Sie mich auSreden. Berufen Sie sich nicht auf das gestern Gesagte; das war ein rasches Wort. Ich nehme Ihnen dasselbe nicht Übel In der, Tine, Sie wissen, eS giebt noch andere, die ein Recht haben, nach Ihnen zu fragen, und die e- Ihnen nicht verzeihen würden, hätten sie diese Worte gehört I" „O, erinnern Sie mich nicht!" „Doch, doch. Sie sind verlobt, mit meiner Freundin verlobt, und reden also mit mir? Entspringt das, was Sie jetzt thun, nicht eher einem gewissen Leichtsinn, als tiefem Gefühl? Antworten Sic mir darauf!" „Dem Anscheine nach können Sie mich leichtfertig nennen, gewiß aber nur dem Anscheine nach! Sagen Sie mir, wa- ich thun soll, um Ihnen die Tiefe meines Gefühles für Sie zu beweisen, nur für Sie." „Freunde wollen wir sein, Bruder und Schwester, lieber Tine, mehr können, dürfen wir nicht," sagte sie wie schmerzhaft und senkte ihren Blick in seinen, daß eS ihn heiß überlief. „Dürfen wir nicht? Wer kann es uns wehren, wenn wir's wollen, wenn Sie eS wollen?" fuhr er auf. „Die Pflicht der Freundschaft." „Nie und nimmer!" rief er außer sich, „mein mußt Du werden! Warum hast Du mir einen tiefen Blick in Deine Seele gegönnt, warum hast Du Dich mir gezeigt, wie ich Dich ersehen, warum mir Dein reiches Herz entbüllt, wenn Du jetzt, da ich die Hand ausgestreckt nach dem höchsten Glücke, das ich nie zu erreichen hoffte, mir alles entziehen, Dich selbst mir entziehen willst? Nein, gehe nicht mehr fort, gehe nicht von mir!" Lr ergriff ihre Hand, bedeckte sie mit Küssen, und sie wehrte ihm nicht. „Und Du liebst mich wirklich?" fragte sie, wie halb in Gedanken versunken. „Und Du fragst, kannst noch fragen? Nach dem, was ich Dir gestern gesagt und soeben wiederholt? Klang e- Dir gestern denn nicht mächtig zum Herzen, hat? Eher ist ihm daraus ein Schaden erwachsen, denn alle Unpopularität, welche sich jene Regierungen wegen de« schlechten Stande» der Dinge zugezogen haben, fällt mit Recht oder Un recht aus Österreich-Ungarn zurück Serbien hat mit Österreich- Ungarn, al- einem unmittelbaren Nachbar, große gemeinsame Interessen finanzieller, kommerzieller und ökonomischer Natur, Interessen, welche alle serbischen Regierungen ohne Ausnahmen pflegen und hegen müssen. Den guten Willen der gegenwärtigen Regurung, gute Beziehungen zur benachbarten Macht zu er halten, bezweifeln, das heißt, an dem gesunden Verstand der serbischen Staatsmänner zweifeln; der Verstand wird aber nicht nach der Größe deS Staates gemessen. Der Regierungswechsel ist durch die innere Politik hervorgerusen worden Die Erklä rung der Regierung , mit allen Mächten gute Beziehungen pflegen zu wollen, giebt niemandem daS Recht, die Loyalität dieser Regierung in Zweifel zu ziehen." Man darf aus diesen Veröffentlichungen die Hoff nung schöpfen, daß die guten Beziehungen Serbien- zu Osterreich-Ungarn unverändert bleiben werden, eine Aussicht, die wir im Interesse deS mit un- eng- verbündeten österreichischen Nachbarstaates nur mit Freuden begrüßen können. Lagesgeschichte. * Dresden, 28. Juni. Unser Berichterstatter schreibt uns: Se. Hoheit der regierende Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg ist gestern um 4 Uhr nachmittag von Kamenz in Schlesien hier ange kommen und hat sich sofort nach den Albrecht schlössern begeben. Heute um H9 Uhr vormittag erfolgte vom Leipziger Bahnhof aus die Weiterreise nach Thüringen. — Se. Königl. Hoheit der Prim Alexan der von Preußen ist gestern um 10 Uhr abend- über Eger von Marienbad hier eingetroffen und im Hotel „Bellevue" abgestiegen. * Berlin, 27. Juni. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, ist das Befinden Sr. Majestät deS Kaiser sitzt wieder durchaus befriedigend, so daß voraussicht lich in den ersten Tagen der nächsten Woche die Ab reise nach Bad Ems erfolgen wird. Auch die bisher unternommenen Spazierfahrten sind Sr Majestät ganz vortrefflich bekommen. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin von Baden ist gestern abend nach Baden-Baden zurück gereist. Der „Reichsanz." meldet die Ernennung deS bis herigen Gesandten zu Kopenhagen, LegationSratS Stumm zum außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister am Königl. spanischen Hofe. Die 1. Torpedobootsdiviston, Divisionschef Kapi tänlieutenant Prinz Heinrich von Preußen Königl. Hoheit, ist am 27. Juni von Chatham nach Kiel in See gegangen. In Frankfurt a M. trat heute die Versamm lung der Vertreter der Berufsgenossenschaften behufs Begründung eines Verbandes deutscher Berufs- genossenschaften zusammen. Anwesend waren etwa 150 Vertreter von Genossenschaftsvorständen, außerdem wohnten Staatssekretär v. Boetticher, Ministerialdirek tor Bosse, Präsident Boediker und Oberbürgermeister Miquel der Versammlung bei. Der Vorsitzende eröff nete die Versammlung mit einem dreimaligen Hoch aus Se. Majestät den Kaiser. Nachdem die Versamm lung durch das Frankfurter Lokalkomitee begrüßt wor den war, nahm der Staatssekretär v Boetticher das Wort und sprach seine Freude darüber aus, daß ihm die Einladung Gelegenheit gebe, den Vertretern der deutschen Industrie seinen Dank auszu sprechen für die eifrige, verständnisvolle Mitarbeit an den sozial politischen Maßregeln, welche der Förderung deS inneren Frie dens gewidmet seien. Wenn die Gesetzgebung Fehler enthalte, so liege der Grund darin, daß man sich nicht aus Erfahrungen stützen konnte. Anfangs sei die Reichsregierung in Sorge ge wesen, ob sie innerhalb der Industrie das erforderliche, opfer bereite Entgegenkommen finden werde; nach den jetzigen Er fahrungen sei dieser Zweifel geschwunden und die Regierung gehe mit Zuversicht daran, den BerusSgcnofsenschasten weitere Ausgaben zuzuweisen, welche durch die Altersversicherung be- wie es mir mächtig aus dem Herzen gekommen, jäh lings, ich weiß nicht wie, noch woher, aber es überkam mich wie ein Blitz: daß ich Dich liebe!" „Und was wird sie sagen?" Eine Wolke überflog die Stirne Tine-. Aber so fort rief er: „Möge sie sagen, was sie will. Bin ich verant wortlich dafür, daß ich mich einmal übereilte, mein Glück aufs Spiel setzte? Ich bin es nicht!" „Du bist es nicht, das ist wahr. Aber doch, mein Freund, wenn Du mich lieben willst, mußt Du mich auch achten. Wie aber vermagst Du dies, wenn ich thue, was Du willst, Dir mein Herz weihe und da mit Verrat an Anka übe, die Dein Wort hat und ein Recht auf Dich? Wäre das nicht abscheulich von mir?" „O sprich nicht also", flammte er auf, „laß mich nicht meine Verirrung entgelten; denn eine Verirrung war meine Verlobung mit ihr. Zwinge mich nicht, unglücklich zu sein und unglücklich wäre ich, wenn ich jetzt an il"-er Seite leben müßte, wo ich Dich ge sehen, Dich erkannt, Dich ins Herz geschlossen. O Du bist edel, Du hältst die Freundschaft hoch, wenn aber eine Sünde daran ist, so sei mein die Schuld, einzig mein, ich nehme alles auf mich, nur entziehe mir eines nicht, ohne da- mir jetzt da- Leben mcht- ist, Deine Liebe!" Er breitete seine Arme au-, sie sank ihm er glühend an- Herz, die Lippen fanden sich zu einem langen Kusse. In den Blättern der Linde rauschte eS auf, der Regen schoß in Strömen herab, drang durch da» Laubdach und netzte ihre Häupter.
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