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Probleme lossteuert. Das Konzert ist in seinem ersten Satz in der Sonaten form gehalten (also mit den üblichen zwei Themen). Mozart versucht, beiden musikalischen Formen gerecht zu werden und sinfonische Ge danken durchs Orchester aussprechen zu lassen, aber auch dem Konzert das zu geben, was ihm gebührt. Mit den Bläsern, die Mozart so besonders liebt, setzt das erste, ein chromatisches Thema, ein. Dieses Thema ist eine von jenen Stellen, die Mozart bei seinen Zeitgenossen den Ruf eines experimentierenden Neutöners einbrachte. Ehe er dieses Thema nun vom Klavier übernehmon läßt, gehen ihm virtuose Läufer voran — nach einer kurzen Trillerfermate setzt es dann endlich ein. Der zweite Satz entwik- kelt über ein sehr schönes, gesangvolles Thema eine Reihe von wunder vollen Variationen, die so schön klingen, daß man vergißt, welche Kunst fertigkeit dahintersteckt. Der Schlußsatz ist in der von Mozart gern ver wendeten Form des Rondo geschrieben. Eine so vollkommene innere Heiter keit spricht aus ihm, wie es nur selten andere Komponisten vermocht haben. Man hört dieses ganze schöne Werk mit größtem Vergnügen und vollstem Genuß und ist wirklich überzeugt, daß Mozart in dem Jahre, in dem er dieses Werk schrieb, auf der Höhe seiner Meiterschaft stand. Ludwig van Beethoven Das vierte Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur, op. 58, das Beet hoven im Jahre 1805 komponiert hatte, widmete er seinem Freunde und Schüler, dem Erzherzog Rudolph aus dem Hause der Habsburger. Beet, hoven verkehrte in den Kreisen des österreichischen Hochadels, weil er in Verkennung des Wörtchens „van“ vor Beethoven der Meinung war, er sei selbst adlig. Die vielen Widmungen seiner Werke deuten auf diesen Um gang hin. Das ist eine merkwürdige Tatsache im Dasein dieses freiheitslie benden Menschen, der von den Ereignissen der Französischen Revolution innerlich ergriffen wurde. Als später das Vormundschaftsgericht in Wien ablehnte, dieses „van“ als Adelsprädikat anzuerkennen, ändert er brüsk seinen Umgang und zieht ab nun bürgerliche Freunde vor. Aber das hat auch mit seinem Ohrenleiden zu tun, da er sich als Schwerhöriger in der Hofgesellschaft nicht mehr wohl fühlte. Das G-Dur-Klavierkonzert ist in seiner Grundstimmung mild, heiter, lyrisch. Beethoven verwertet in diesem Werke alle Errungenschaften und Erkennt nisse, die er sich in seinen Klaviersonaten, die diesem Konzert vorangingen,