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Dresdner Journal : 18.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-18
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1887
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Sonnabend, den 18. Juni, abends. W138 18 /LUrliet» N»—rN»Ida»« ä«vt»«t>ei> ksioü«, tritt?cxt- cuiä 8t»mp«I»v»cliI»ß )ÜL,u. i^MirlicU: 4 It»rN 80 kk. Lio»eiL« Xrullillvrv r 10ktl ^LNSQ<Ilxiu»U»x«dNllr«» r kLr äev 8»vw eu»er xe»p»It«o«o 2«ils Lleivsr Seürik SS?k. Ootsr „LioKvsLllät" Ui« 2elle 88 kk. 8« 1»d«U«a- voä 2i2«rv»»t« «ot»pr. AvtsctL»^. Lrsedstuea: DR^Uost mit Avuuztuve äer Lom»- ovä ?»i«rt»^« k'vrviprveü-AiuoüIu»»: !^r. ISS8. VresdnerÄonrnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1887. re» N»NN»4lT»^» »„rekrts, F> Lran<t»t«tt«', OovLllÜMiooLr «le» l)r«x1o«r looriuä»; N»»d«iA - L«rU» - Vt«» >«»«I Ir,^»«-rr«Lk8»r» ». <F 8«rU»-Vt«»-N»»d»r, kr»U-l^tp«tU rr»»alNlre ». N.-NÜLeL-o Lto««/ k»ri» t»»4ov - L«rU» - ^r»»Ilt«rr » N St«rr^»rt: 6o. - N«rU»: , SLrUti: 0. LtÄlee» L»»»»,«, tl A»U« ». » : /. Laret <4 0s. Ner»»»C»d«r r Nüvi^l. LipsLiüoO ct« vrexlo« ^our»»I», l>r»»a»L, Lnill^»r»tr. tio. 10. k'sru-prveü-^usvNlll»»: tir. 1888. Amtlicher Teil Dresden, 18. Juni. Ihre Majestät die Königin sind heute früh über Wien nach Reichenau gereist. Se. Majestät der König haben dem Mitinhaber der in Dresden, Leipzig und Chemnitz unter der Firma C. A. Klemm bestehenden Musikalien- und Instrumentenhandlung, Bernhard Felix Klemm, das Prädikat „Königlicher Hofmusikalienhändler" Aller- gnädigst zu verleihen geruht. nichtamtlicher Teil. Aekegraphische WachrTicHten. Leipzig, 18. Juni. (Privat-Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Reichsgericht verurteilte in dem Hochverrat-Prozesse Köchlin - Claudon und Gen. Blech und Lcbiffmacher zu je 2 Jahren, Trapp zu 1 Jahr 6 Monaten, Köchlin zu 1 Jahr Festung; die übrigen Angeklagten Jordan, Reybel, Freund und Humbert wurden freigesprochev. Buda-Pest, 17. Juni. (W. T. B.) Die Re- sult... der Wahlen zum ungarischen Parlamente find biS jetzt folgende: VN Liberale, darunter Ministerpräsident TiSza, die Minister Treford, Kejervary, Baroß und Kabinyi, die Staatssekre täre Weckerle, Brrzewiczy, TeleSky und Gromcn und der Präsident deS Abgeordnetenhauses Pechy; ferner lv Angehörige der gemäßigten Opposition, 12 Unabhängige uns 4, die keiner Partei ange boren. — Die heute beendigten Wahlen zum kroa tischen Landtage ergaben 86 Anhänger der Regie rungspartei und 19 Oppositionelle; einige Wahlen stehen noch auS. In Agram wurden durchgehends regierungsfreundliche Kandidaten gewählt. Rom, 17. Juni. sW. T. B.) Der deutsche Botschafter Graf SolmS wird am Montag behufs Überreichung seines Beglaubigungsschreibens in feierlicher Audienz vom Könige empfangen werden. London, 17. Juni, abeadt. (W.T. B.) Unter haus. Infolge deS von dem ersten Lord deS Schatzes, Smith, am 10. Juni eingebrachten An trages, nach welchem alle am 17. Juni abevdS 10 Uhr nicht erledigten Amendement- und Artikel der irischen StrafrechtSbill ohne weitere Debatte zvr Abstimmung gebracht werden sollen, verließen heute abend 10 Uhr die Parnelliten den Saal. ES wurde hierauf der Art. 6 mit 382 gegen 163 Stimmen angenommen. Nach dieser Abstimmung kehrten auch die Parteifreunde Gladstone- nicht wieder in den Sitzungssaal zurück, worauf sämt liche Artikel der irischen StrafrechtSbill ohne Ab stimmung angenommen wurden. St. Petersburg, 17. Juni. <W.T.B) DaS Gesetzblatt veröffentlicht den jungst abgeschlossenen und zunächst biS zum 10. Juli 1891 laufenden russisch-rumänischen Handelsvertrag, welcher für rassische Pferde, Schafe, Ziegen, Fische, Kaviar, Rohleder, Hanfstricke und Petroleum besondere rumänische Einfuhrzölle stipuliert. Verschiedene russische Produkte, wie Weizenmehl, Roggenmebl, Wachs, Seife, Stearinkerzen, wollene Gewebe, rohe Leinwand, Papier, Bauholz, Gegenstände von Holz rc. unterliegen keiner Minimalbesteuerung nach den zwischen Rumänien und anderen Staaten bereits abgeschlossenen oder noch abzuschließenden Konventionaltarifen. Bukarest, 18. Zuui. «Tel. d. Dresdn Journ.) Der König spendete 10000 Francs auS seiner Feuilleton. Eia treues Herz. Eme Geschichte au« dem wendischen Rolke von Heinrich Pena. (Fortsetzung) ES ist natürlich, daß Tine ja doch einmal mit dem Stadtfräulein zusammentreffen mußte und das geschah in der vierten Woche seines Aufenthaltes da» heim, und bei Anka war eS, wo er Luise traf. Fröhlicher Dmge und sorglos, wie es in seinem Charakter lag, schlenderte er eines Tages den Garten- zaun entlang, trällerte ein Liedchen und hieb mit seinem Stocke links und rechts, daß die Blumenköpfe nur so umherflogen. Plötzlich sah er zur Seite und gewahrte, daß er schon durch längere Zeit beobachtet wurde. Tine stutzte und stand einen Augenblick still. Im Garten unter dem Apfelbaume stand Anka mit einer schönen, jungen Dame Der Nahende wußte natürlich sofort, wer das sein könne, gab eS ja doch außer Krals sonst weit und breit leine städtischen Leute. Am liebsten wäre der junge Mann vorüber ge gangen, allein das wäre nicht schicklich gewesen; so trat er denn etwas befangen und verlegen in den Garten und begrüßte die beiden Mädchen. „Das ist mein Vetter, und da- meine Freundin," so machte auf gut ländlich Anka die Vorstellung ab, etwa» ungeschickt allerdings, da sie von derlei in der Privatkaffe für die Abgebrannten in Bottuschaai und zeigte dem Maire von Bottvschani an, daß Subskriptionen, an deren Spitze daS KövigSpaar stehe, eingeleitet seien. Die Verluste find sehr be deutend. DaS ganze KaufmauvSviertel ist zer stört, zahlreiche Familien find obdachlos. Dresden, 18. Juni. Zum neuen Branntweinsteuergesetze. Der gestrige Tag, an welchem mit einer überaus großen Majorität das neue Branntweinsteuergesetz in dritter Lesung endgiltig angenommen wurde, darf von allen Freunden unseres deutschen Vaterlandes als ein glücklicher für die Fortentwickelung der Reiches außer ordentlich wichtiger betrachtet werden. Mit dem gestrigen Tage schließt eine Periode der ernstesten, für das Wohl der Gesamtheit schaffenden Arbeit ab und zwar in einer Weise, daß sich die tüchtigen, den verschiedensten Parteien angehörigen Männer, welche im Verein mit den Vertretern der Regierung das nun vollendet vorliegende Gesetz fertig gestellt haben, mit der sicheren Hoffnung tragen können, daß der Lohn für ihre Mütze nicht auSbleiben wird. Schon in den: nur gedachten Umstand, daß mit Ausnahme einzelner, sich prinzipiell von einer Unter stützung der Bestrebungen unsrer Reichsregierung fernhaltenden Fraktionen, sich sämtliche großen Parteien des Reichstages das Verdienst zuschreiben können, an dem Zustandekommen des Gesetzes redlich mitgearbeitet zu haben, erblicken wir mrt Fug und Recht eine freudig zu begrüßende Thatsache. Für die beiden konservativen und die nationalliberale Partei, welche zusammen am 21. Februar die große Wahlschlacht siegreich bestanden hatten, war eine Einigung nicht schwer zu erzielen. Für jene Parteien war die Er schließung neuer Steuerquellen nichts mehr al» die logische Folge der Bewilligung der Heeresvermehrung und des Seplennats und die bei ihnen herrschende Neigung, dem Reiche zu Hilfe zu kommen, ließ die bei der Beratung des Gesetzes hier und da sich zeigenden Gegensätze bald in den Hintergrund treten. Um so erfreulicher ist eS, daß auch das Zentrum in der überwiegenden Mehrzahl der Mitglieder seine bei der Militärvorlage beobachtete Haltung aufgab und in seiner überwiegenden Mehrzahl al- ehrlicher und wert voller Mitarbeiter an dem großen Werke sich zeigte. Daß der günstige Abschluß der jüngsten Beratun gen für daS Reich auch nach außen hin von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, liegt auf der Hand. Schon das ersprießliche Zusammenarbeiten unserer Volksvertreter und die vom schönsten Geiste des Ein vernehmens zeigenden Erklärungen der Vertreter der süddeutschen Regierungen werden dem Auslande ein bemerkenswertes Bild deutscher Einheit bieten, sondern nunmehr erst ist begründete Aussicht vorhanden, daß die in der schlechten Finanzlage liegende Schwäche deS Reiches bald überwunden sein und eine gefestigte innere Stärke der achtunggebietenden Stellung ent sprechen wird, welche Deutschland im Rate der Völker sich errungen und welcher es durch die jüngste an sehnliche Heeresvermehrung einen so achtungswerten Hintergrund verliehen hat. Die Hoffnung, daß Deutschland die ihm durch sein Heer auferlegten Lasten nicht lange mehr würde ertragen können, werden an gesichts der nunmehr erschlossenen ergiebigen neuen Finanzquelleu unsere Feinde ruhig zu Grabe tragen können. Die Betrachtungen, welche die deutschen Zeitungen an die Genehmigung des Gesetzes knüpfen, sind zahl reich und der mannichfaltigsten Art. Wir beschränken uns heute darauf, die nachstehenden Betrachungen der „Berl. Pol. Nachrichten.- unseren Lesern mitzuteilen: Stadt üblichen Zeremonien nur ,etwas läuten^ gehört hatte; aber einem hübschen Mädchen steht alles gut an. Tine verneigte sich, aber im ersten Momente fiel ihm kein passendes Wort zur Begrüßung ein. Er hatte während seiner Studienzeit wenig mit Frauen verkehrt, da seine Zeit sich zwischen der Schule und dem Umgänge mit seinen Kollegen teilte. Hier war es noch außerdem die ungewöhnlich« Schönheit der jungen Dame, welche vor ihm stand, die ihn gänzlich aus der Fassung brachte. „Eigentlich ist eine Vorstellung ganz überflüssig," sagte Luise, „da wir sozusagen schon bekannt sind. Erstens sind wir hier auf dem Lande, wo sich die wenigen bessern Leute selbstverständlich einander nähern müssen, zweitens habe ich von dem Herrn schon viel durch Dich, meine Anka, gehört, und Du sagtest mir, daß auch Du ihm von mir gesprochen hast," nahm das Fräulein mit ihrer gesellschaftlichen Sicherheit das Wort und warf ihre vollen, auf die Rechte herab gefallenen Locken zurück. „O, vielmals, Fräulein!" entgegnete Tine und errötete in demselben Augenblicke, wahrscheinlich wegen deS bösen Gewissens, da Anka, der er so energisch seinen Widerwillen gegen da- Stadtfräulein kund- und zu wissen gethan, boshaft lächelnd neben der Fremden stand. „Wir haben gerade mit Anka besprochen, daß wir, wenn mein Schwager hierher kommt, einen Ausflug nach dem Großgallenberg machen wollen. Eie gehen mit unS, darauf kann man wohl rechnen, mcht wahr?" ftagte sie den jungen Mann in so herab lassenden Tone, daß sich Tine davon erniedrigt fühlte. „Die Schätzungen über den Mehrertrag aus der reformierten Branntweinsteuer weichen von einander ab. Aber selbst, wenn man den niedrigsten Anschlag zu Grunde legt, wird man dem heute in dritter Lesung angenommenen Gesetze die Bedeutung einer Steuer- und Finanzmaßreael großen Stils nicht absprechen dürfen. Und zwar ist das erste Gesetz dieser Art und Bedeutung, welches im Reiche zustande kommt. Wohl hat die Abänderung des Zolltarifs von 1879 gleichfalls der Reichskasse er hebliche Mehreinnahmen zugeführt, allein der Schwer punkt dieser Maßregel lag doch nicht sowohl auf dem Gebiete der Steuer-, als auf dem der Zoll- und Handelspolitik. Was aber an Steueraesetzen im engeren Sinne des Wons im Reich zu Stande gekommen ist, hatte mehr den Charakter des FlickwerkS, als den eines aus dem Großen gearbeiteten grundlegenden Finanzgesetzes. Andert halb Jahre find verflossen, snt die Inangriff nahme einer gründlichen Reform der Branntwein- dcücurrung in der Thronrede für die Session von 188LM angekündigt wurde Zwei in rascher Folge im vorigen Jahre unternommene Anläufe zur Lösung der Frage scheiterten und zwar in einer Weis«, daß in der Eröffnungsrede der folgenden Session der notgedrungene Verzicht auf die Ver ¬ folgung de» Gedanken» mit diesen Reichstage aus gesprochen werden mußte. Sobald aber die Neu ¬ wahlen eine andere Mehrheit ergaben, von welcher Verständnis für die finanziellen Bedürfnisse des Reichs und der gute Wille, seinen finanziellen Nöten abzu helfen, envartet werden durste, wurd« der dritte Ver such unternommen und diesmal mit völligem, über Erwarten großem Erfolge. Der Mehrheit gehörten auch zahlreiche Mitglieder des Reichstags an, welche noch :n der letzten Session auch nicht entfernt bereit waren, dem Reiche eine so reiche Einnahmequelle zu erschließen. Die große Majorität, mit welcher das Gesetz angenommen wurde, fällt um so mehr inS Ge wicht, als die richtige, den Interessen Deutschlands entsprechende Ordnung der Branntweinsteuerfrage un leugbar große Schwierigkeiten bietet. Die landwirt schaftliche Brennerei und der Kartoffelbau bilden einet der wesentlichsten Fundamente für die Land wirtschaft in dem von Natur stiefmütterlich behan delten Osten Deutschlands; ihre Erhaltung ist eine Landeskulturfrage ersten Range», ja eine Lebens frage für diesen Teil Deutschlands. Die SpirituS- industrie befindet sich bei dem steten Rückgänge der Preise überdies in einer überaus kritischen Lage, welche doppelte Vorsicht erheischt, wenn nicht die Gefahr einer schweren Krisis heraufbeschworen werden soll. Mit den finanziellen Zielen mußte daher der weitere, mit denselben gewissermaßen im Gegensatz stehende Zweck verfolgt werden, der Brennerei und der darauf basirten Landwirtschaft den Schutz zu gewähren, welcher sie in den Stand setzt, die Schwierigkeit der Lage trotz der Steuererhöhung zu überwinden. Die Kombination beider Zwecke ist von vornherein der leitende Gedanke der Regierung gewesen. Er liegt dem Monopolentwurf, wie dem vor jährigen Konsumsteuerentwurf zu Grunde, und ist in dem vorliegenden nunmehr glücklich unter Dach ge brachten Entwürfe verwirklicht; alle drei sind nur Variationen desselben Grundgedanken-, Die ganze Aktion der Regierung trägt sonach den Stempel der Einheitlichkeit und entschlossener Beharrlichkeit, welche trotz mehrsachen Mißlingens nicht von der Verfolgung deS Plan» abläßt, bi- endlich der Erfolg erzielt ist." Ltmestzc schichte. * Berlin, 17. Juni. Wie wir bereits telegraphisch mitgeteilt haben, war da- Befinden Sr. Majestät des „Ich war eben vorgestern oben auf der Jagd", entgegnete er. „Auf der Jagd? Allein das schließt nicht aus, daß sie auch dann mit uns kommen, wenn wir nur zu unserm Vergnügen den Ausflug machen." „Wenn mich die Herrschaften einladen," sagte er freundlicher, „so wird es mir eine Ehre und ein Ver gnügen sein." „Sonst will ich jedoch nicht länger stören. Ihr beide habt Eure eignen Geschäfte," sagte Luise und sah mit einem seltsamen Blick auf den jungen Mann. Hierauf wandte sie sich zum Gehen. ,^komm morgen auf ein Weilchen zu unS," ries sie noch im Fortgehen zu Anka. Tine sah ihr nach. „Nun, wie gefällt Dir meine Freundin?" ftagte daS Mädchen. „DaS Frauenzimmer hat etwas Hochmütiges an sich, welche- mich mächtig abstößt. Wenn ich Anka wäre, meine Freundin wäre sie nicht", sagte er ent schieden. ,Lst sie nicht schön? „Schön, sehr schön, und doch wieder nicht schön", sagte er sinnend. „Ach keine ist schöner wie siel" rief das Mädchen und lachte, den jungen Mann «fragend anblickend, al- wartete sie darauf, daß er sagen werde: Nur Du allein bist mir die Schönste! Allein, er sagte es nicht. Er schwieg durch einige Zeit, dann ftagte er: ,Lst der Vater zu Hause?" „Nein, er ging lnS Dorf, um einiges zu kaufen." Tine aing auf andere Angelegenheiten über. „Sie sagte, Du habest ihr einige Mal von mir Kaisers auch im Laufe des heutigen Tage- zufrieden stellend. Der Kaiser hat auch heute Nachmittag auf einige Stunden das Bett wieder verlassen und später den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Grafen Herbert Bismarck, empfangen und beabsichtigte später auch noch von dem Chef der Kavallerie und General- aojutanten v. Albedyll, Vorträge entgegen zu nehmen. Die Besserung macht, wie man hört, andauernd ganz erfreuliche Fortschritte. Ihre Majestät die Kaiserin empfing in Baden- Baden den Besuch des Kronprinzen und der Kron prinzessin von Schweden und Norwegen, sowie des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin von Baden. Die „Schles. Ztg." schreibt: „Ein Breslauer Blatt wollte in diesen Tagen wissen, daß es sehr zweifelhaft geworden sei, ob Or. Kopp zum Fürstbischof von Breslau überhaupt noch werde ernannt werden, da eS der dieser Wahl widerstrebenden Partei in Breslau gelungen sei, den Papst schwankend zu machen. Diese Nachricht kann dahin ergänzt werden, daß man auf der betreffenden, „dieser Wahl widerstrebenden Seite" zu den vielen bisherigen Kandidaten auch schon wieder einen neuen für den Breslauer Bischofsstuhl bereit hat, und zwar in der Person des fürstbischöflichen De legaten für die Mark Brandenburg und Pommern, des Propst Aßmann von der Hedwigskirche in Berlin. Diese Kandidatur wiegt offenbar ebenso schwer, wie die vielen schon vorangegangenen." Der BundeSrat hielt gestern unter dem Vorsitze deS StaatSministers, Staatssekretärs des Innern v. Boetticher, eine Plenarsitzung ab. Dem Anträge der Lönigl. sächsischen Regierung gemäß ge nehmigte derselbe, daß die cm 8 S« des Gesetzes gegen die ge meingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21 Ok tober 1878 vorgesehenen Anordnungen für die Stadt und den Bezirk der Amtshauptmannschaft Leipzig auf die Dauer eine- weueren Jahres getroffen werden. Die Vorlagen, betreffend die einheitliche Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern und, betreffend die Dechargierung der Rechnung der kaffe deS Rechnungshofes für 1885 8S, wur den zuständigen Ausschüssen zur Vorberatung überwiesen «Liner Eingabe wegen gesetzlicher Regelung des Gewerbes der Rechts konsulenten, einer Eingabe, betreffend den «Erlaß eines Verbots der Tanzvergnügungen an Sona- und Festtagen, und einem Gesuch wegen «Erweiterung der täglichen Arbeitszeit jugendlicher Arbeiter in Teppichwebereien beschloß die Beyammlung keine Folge zu geben Dem Jnnungsverbandr „Deutscher Tapezierer- Bund" in Leipzig wurde, seinem Anträge entsprechend, auf Grund deS § 104b der Gewerbeordnung die Befugnis beige- legt, unter seinem Ramen Rechte, insbesondere Ligenthum und andere dingliche Rechte an Grundstücken zu er werben, Verbindlichkeiten einzugehen, vor Gericht zu klagen und verklagt zu werden. Endlich wurde beschlossen, daß auf Grund deS Gc etze», betreffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben beschäftigten Per sonen je eine Berussgenossenschast der land und forstwirtschaft lichen Betriebe für das Großherzogtum Sachsen-Weimar, das Herzogtum Sachsen-Meiningen, das Herzogtum Coburg und daS Herzogtum Gotha zu bilden sei. Dl« „N. Pr. Ztg." schreibt: Heute, Freitag, hat der Senioren-Konvent eine Beratung abgehalten, nach welcher der Schluß der Session bereits morgen in der Mittagssitzung erfolgen wird. Was die noch rückständigen Gegenstände betrifft, so ist heute beschlossen worden, den Entwurf über den Ausschluß der Öffent lichkeit bei Gerichtsverhandlungen ganz fallen zu lassen. Unter die Entwürfe, welche noch zur Beratung ge langen sollen, ist der Rechenschaftsbericht über den Be lagerungszustand in Spremberg ausgenommen worden. Wie man schon jetzt wahrnehmen kann, wird das neue Reichstagsgebäude einen großartigen Ein druck von der neben der jetzigen Notbrücke im Bau begriffenen Moltkebrücke am Kronprinzenufer auS ge währen. Wenn man nämlich, so schreibt die „Voss. Ztg.", auf dem Wege von Moabit am neuen Pack hofe bei der einzigen offenen Stelle der den Brücken bau abschließenden Bretterwand sich durch die dort gesprochen", ftagte er plötzlich. „Wie hast Du ge- sprochen?" „Ich verstehe Dich nicht, wie? „Nun, was hast Du dieser hochnäsigen Dame vor geredet? Möglich, daß Du mich zu Zeiten auch ver klagt hast, wenn ich Dir etwas nicht nach Wunsch machte. Nicht wahr?" „Und wenn ich es gethan hätte?" lachte sie. „So müßte ich Dir sagen, daß es mir lieber ge wesen wäre, Du hättest es nicht gethan", sagte er un gewöhnlich ernst. „Und kannst Du Dir nicht denken, wie ich von Dir red«, wrnn ich es thue?" fragte sie ebenfalls ernst, fast traurig mit einem Tone des Vorwurfs. Er blickte durch einige Zeit vor sich hin, wie in Gedanken ver loren, dann als wache er plötzlich auf, blickte er auf daS Mädchen, und ihre Traurigkeit bemerkend, schlang er rasch seinen Arm um ihren Hals und rief sie mit seiner ganzen Liebe und Zärtlichkeit dei ihrem Namen. Dann schied er. Auf dem Heimwege und während des ganzen Abends aber verließ ihn daS Bild der hochmütigen schönen Dame nicht. Er verglich sie in Gedanken mit seiner Anka, und redete sich ein, um wieviel mehr letztere ein echte» Weib, die Fremde jedoch ein affektierte», studiertes, hochmütiger, herzloses Geschöpf sei. Als er am nächsten Morgen erwachte, hörte er, wie der alte Knecht, welcher mit seinem Vater auf dem Hofe hantierte, zu diesem sagte: „Aber Vater, Vater Luka, Ihr seid doch immer und ewig bei 1er Arbeit und unermüdlich" „DaS muß man, ohne Arbeit giebt eS kein Brot", entgegnete der alte KolodeH.
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