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Dresdner Journal : 10.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-10
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1887
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W131 Freitag, den 10. Juni, abends. >887. 1» ff»««» s»»t»«k«» L«wk,: FLUrUeU: . . . . 1> 4 60 kt. Lü>»eta« HruLwoiD: IO kL A»«»«rd»I^ ä« 6«vt»<rU«o L«iet»»« tritt?o«t- aoä 8t«ll>p«I»o»cUI»8 Uünu. 4»^a»aiff»i>ff»ff«dUUr«o, 6«o L»llm einer SVIP^Itonen 2«Uo kleiner SeUritt 70 kt. vnt«r n^s«Ln<1t" Ui« 2eU« b0 kt. L« 1'nbeUen- nnä Lüernint» «»ttpr. Auk»ettt»x. Lr»et>«t»«a r Ht^ioU »it Aanuttuo« 6er Kann- anU k«iert»ff« »kenä». ken»prs<:l»-^tn«oUIn»«: Ur. 17SS. Dres-nerIomml. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. t»»»K»« r»» SMKR»4lT»»L»» »»rnttrtt» l^tp.1,: />> Lra^tZtettee, LommiEoiitr äe« I-roxtnor ^o nrnnl«; S»»d«rff - I«rU» «1« - I^tprlff»—1-»r»^»»-7r»Li6nrt ». «.: SoE»«te»» <S ^7«-,- >»rU»-Vt«»-«»»d»r» kr»ff.L«tp»t, 7r»nIUVrt ». N.-»«tt-d«»! L-«i. Ato«-,' k»rt» Lo»äo»-L»rU» rr»»ttv1 ».». -St»tt,»r1: Da»»« 6oL«rUn: /n«xU.cte»<ia«L.- SsrUt»; S. Ataü«r. ^ac/»/ois«r,- L»»Lor«r: v. SLÄü«1«r,' U»U« ». » : /. Laect <S 0o. ll«n»a»Gnk«r r Lüniffl. Lrpsäiüoo äe» l)r«an« ^onrnnl«, l)re«ci«n, Lmn^eritr. Ho. 70. kerLiprooh-ALSvUo«: ür. 17SÜ. Amtlicher Teil. Verö-t. Die unterzeichnete Königliche Sächsische Kreishaupt mannschaft hat auf Grund von 8 11 des Reichsge- sctze« gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialoemokratie vom 21. October 1878 die Nummer 49 der periodischen Druckschrift: Die Fackel, bonntag-dlatt der Chicagoer Arbeiterzeitung. — Unabhängiger Organ zur Belehrung, Unterhaltung und Erheiterung. 8. Jahrgang. Chicago, Sonntag, den 10. April 1887. verboten. Dresden, am 9. Juni 1887. Königlich Sächsische Kreishauptmannschaft von KoppenfelS. Plotz. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Buda-Pest, 9. Juni. (W. T. B.) Wie auS Lasarhely gemeldet wird, ist die Situation daselbst unverändert. Durch die rastlos fortgesetzten Ar beiten dürste eS gelingen, falls nicht heftige Winde eintrrtev, die Gebiete innerhalb deS Dammes zu rette« »ad die Stadt vor der Überschwemmung zu bewnhre». Der Minister deS Innern hat 10000 Gulden zur Unterstützung der geschädigten kleine re« Grundbesitzer angewiesen. Parit, 10. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gute» Leruehmeu nach wird der General Bou langer am 1. August zum Kommandanten des 17. Armeekorps, dessen Generalkommando in Toulouse sich befindet, ernannt werden. Madrid, 10. Juni. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der Gouverneur der Suluinseln nahm die Be festigungen der Insel Topal ein, der Führer der Aufständischen »urde getötet und die Insel unter- worfen. London, 10. J<uü, früh. (W. T B.) Unter- bau». I» Lanfe der Debatte über den 4. Artikel der irischen StrafrrchtSbill beantragte der General sekretär für Irland, Balfour, die Bestimmung, wonach in gewissen Fällen Prozesse von Irland nach England zu verlegen find, zu streichen und erklärte, die Regierung beabsichtige, diese Bestim mung durch eine Vorlage über die Errichtung einer richterlichen Kommission zu ersetzen. Die Streichung «urde ohne Abstimmung angenommen und der Artikel 4 im übrigen mit 219 gegen 150 Stimmen genehmigt. Hierauf wurde die Debatte vertagt. Der erste Lord deS Schatzes, Smith, teilte mit, durch seinen heute angekündigtrn An trag werde verlangt, daß alle Amendements und Artikel der StrasrechtSbill, welche am 17. Juni abevdS 10 Uhr nicht erledigt find, ohne weitere Debatte zur Abstimmung gebracht werden sollen. St. Petersburg, 10. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Gesetz betressend die Erhöhung der Stempelsteuer und der TabakSaccise ist heute ver- öffn Nickt worden. — Der „Börsenzeitung" zu folge nahm der ReichSrat die Vorlage an, wonach die Pfandbriefe der Zentralbank deS russischen BodrnkreditS vom 1. Juli ab einer 5proz. Cou- pvnsteuer unterliegen. St. Petersburg, 10. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern wurde die Stadt Wrrnyi in Tur- kestan von einem starken Erdbeben heimgesucht. Sämtliche Häuser sind teils zerstört, teils beschä digt. Nach vorläufigen Ermittelungen find gegen 120 Menschen, größtenteils Kinder, umgekommen. Auf der Hauptwache wurden 15 Arrestanten ge tötet. Dir Erderschütterungen dauern fort. Die Einwohner flüchkn in« Freie. Der Gouverneur, seine Gemahlin und seine Kinder find verwundet. Dresden, 10. Juni. Zur englisch.türkischen Konvention. Nachdem das Jahr 1887 unter beunruhigenden Aussichten begonnen, sind wir wieder bei einem der erfreulichen Wendepunkte angekommen, an welchem man sich mit etwas mehr Ruhe den Nachrichten über die auswärtigen Angelegenheiten hingeben kann. Ein jeder Staat hat hinreichend bei sich zu Hause zu thun und eine Menge verwickelter Fragen harren ihrer Lösung. So beansprucht augenblicklich die britisch-türkische Übereinkunft wegen Ägyptens die Aufmerksamkeit der politischen Welt. Es berühren sich hier zwei verschie dene Interessen. Rußland ist es angesichts seiner Ab sichten auf Konstantinopel nicht gleichgiltig, wer Ägyp ten besitzt, Großbritannien glaubt mit Rücksicht auf seine Stellung in Indien auf seinen Einfluß in Ägyp ten nicht verzichten zu können. Gleich Rußland sieht sich aber auch Frankreich durch den britischen Einfluß in Ägypten geschädigt. Frankreich wacht arawöhnisch über seinen von ihm aus den Zeiten der Kreuzzüge hergeleiteten Vorrechten und schon 1884, zur Zeit der Londoner Konferenz, trat es entschieden den britischen Ansprüchen entgegen. Der Reichskanzler Fürst Bis marck sah auf der Londoner Konferenz in der ägyp tischen Frage eine europäische Angelegenheit, in wel cher jedes partikulare Interesse zurückzuweisen sei. In demselben Sinne faßten Rußland, Österreich und Italien die Angelegenheit auf. Keine dieser Mächte mochte sich dazu entschließen, im Sinne Großbritan niens einen Druck auf Frankreich zu äußern und ersteres mußte darauf verzichten, Europa seinen Willen aufzudrängen. Wenige Jahre haben genügt, die Lage völlig um zugestalten und Großbritannien hat keine Aussicht mehr, durch den Besitz Ägypten« die Herrschaft über das Mittelmeer zu erlangen. „Großbritannien ist äußerst bescheiden geworden", schreiben die.Hamburger Nachrichten", „es begnügt sich damit, auszuführen, was ihm Fürst Bismarck vor Jahren schon angeraten Hal und worüber der leitende deutsche Staatsmann selbst in der Sitzung des Reichstag- vom 2. März 1885 Ausschluß gegeben hat. Als damals gelegentlich der Bewilligung von Geldern für die deutsche Kolo nialpolitik das schlechte Verhältnis Deutschlands zu England zur Sprache kam, erklärte Fürst Bismarck, daß auf englischer Seite als Grund der Verstimmung angenommen werde, er, Fürst Bismarck, sei darüber erzürnt, daß England nicht den Rat befolgt habe, welchen er, Fürst Bismarck, bezüglich Ägyptens an geblich erteilt haben sollte, und zwar dahin: „to taße it( Diese Unterstellung bezeichnete Fürst Bismarck damals in allen Punkten als unbegrünvet; fügte aber hinzu, er habe auf wiederholtes Drängen Englands privatim seine Meinung dahin geäußert, er begreife das englische Interesse in Ägypten voll, würde als englischer Minister dasselbe aber nicht durch eine An nexion, die eine unheilvolle Krise mit Frankreich herbei führen müsse, zu wahren suchen, sondern durch Ab schluß eines Vertrages mit dem Sultan. Durch diesen letzteren sei für England in Ägypten die gewünschte Stellung zu erlangen und diese Form würde auch bei anderen Nationen kaum Anstoß erregen, einmal wegen ihrer Vereinbarkeit mit den bestehenden Verträgen, dann aber auch, weil sie die Meistbeteiligten an den ägyptischen Fragen, die französischen sowohl wie die englischen BondholderS, wie auch die übrigen Natio nen mit Wahrscheinlichkeit eine sichere, geschickte und geordnete Verwaltung des Nillandrs erwarten lasse." „Hat England so, indem es die Konvention mit der Psorte abschloß,-im Sinne des deutschen Staats mannes gehandelt, so entsteht freilich weiterhin die vorläufig schwer zu beantwortende Frage, ob und inwieweit die Einzelheiten des Vertrages zwischen der Türkei und England den Voraussetzungen entsprechen, von denen Fürst v. Bismarck seiner Zeit auSging. Falls hier Zweifel die Oberhand gewinnen sollten, würde da- Weitere wahrscheinlich davon abhängig sein, welche Unterstützung den französischen Ansprüchen seitens Rußlands zu Teil wird, natürlich seitens de« offiziellen Rußlands, also der Regierung des Zaren, nicht von der Presse KatkoffS. Vorläufig ist indes nicht wohl anzunehmen, daß Rußland sich allzusehr für da» „benachteiligte" Frankreich engagieren und Deutschland in die Lage einer peinlichen Entscheidung bringen wird; vielmehr ist die Hoffnung, daß die englisch-türkische Konvention die Zustimmung der Mächte erhalten und damit der europäischen Situa tion ei» wertvolles Zeugnis der Friedlichkeit erteilt werde, trotz allen französisch - russischen Preßlärms be rechtigt. DaS Weitere muß sich finden; nur das Eine ist klar, daß der Sultan schließlich derjenige sein wird, der die Kosten alles dessen zu tragen hat, was sich vorbereitet; denn niemand kann ungestraft zweien Herren dienen." Der „National - Zeitung" wird über die britisch türkische Übereinkunft u. a aus London vom 7. d. Folgendes geschrieben: „Die englische Jnterventiou in Ägypten, wie fie ins Werk gesetzt worden, war und ist eine unbegrenzte. Wenn England nun durch die Konvention sein Verbleiben in Ägypten begrenzt, so ist die» eine Verbesserung der Situation, und die Mächte werden sicherlich vor dieser nicht der bisherigen ungeklärten Lage den Vorzug geben. Auch wenn vor gebracht wird, daß England Europa bezüglich Ägyp ten« in eine Falle lockte, so ist dies nicht stichhaltig, denn man weiß, daß die englische Regierung erst durch die öffentliche Meinung in England dazu gedrängt wordm, Schritt, zu tbun, um die ägyptische Frage zu beenden und auS Ägypten herauszukommen. Die Verhandlungen, die hierüber mit der Pforte gepflogen werden, dauern nun schon 2 Jahre, und zwar deshalb so lange, weil es große Mühe kostete, den Sultan zu überzeugen, daß seine Oberhoheitsrechte in keiner Weise Gefahr laufen, berührt zu werden. Nun, wo aber der Sultan diese Überzeugung gewonnen und zu dem Ab schlusse der Konvention die Hand geboten, wird es voraussichtlich den russischen Jntriguen in Konstan tinopel nicht gelingen, den Padischah vor Thorsperre umzustimmen Was die Mächte betrifft, so haben sie die ägyptische Angelegenheit stets nur als eine sie in wirtschaftlicher Beziehung berührende behandelt, und man weiß, daß man in den anderen großmächtlichen Kreisen stets nur Frankreich und England als die Nächstinteressierten betrachtete und vor allem eine Ver ständigung zwiichen diesen beiden Mächten bezüglich Ägyptens wünschte. Nun, nachdem diese Verständi gung nicht erzielt worden, England aber eine accep- table Lösung der ägyptischen Frage bietet, ist nicht einzusehen, warum die anderen Mächte derselben ent- aegentreten sollten. Daß die Lösung Frankreich miß fällt und Rußland die Störung dieser Lösung g'rn für seine eigenen Zwecke verwerten möchte, kann doch kein ausreichendes Argument für die anderen Mächte sein, in dieser Frage mit Rußland und Frankreich ge meinsame Sache zu machen." Eine merkwürdige Bestimmung soll da« Abkommen, welches in Konstantinopel geschlossen wurde, noch ent halten. Es verlautet, daß nach einer Bestimmung de« zwischen dem englischen Bevollmächtigten Sir H. D. Wolff und der Pforte getroffenen ägyptischen Ab kommens die Insel Cypern vollständig an England abgetreten werden soll. Dieses Gerücht — bis jetzt werden die einzelnen Punkte des Abkommens noch streng geheim gehalten — erhält sich und ist auch englischerseitS noch nicht als falsch bezeichnet worden. Das Verhältnis Englands und der Pforte zu Cypern ist kurz folgendes: Als England im Jahre 1878 die Insel von den Türken pachtweise übernahm, verpflichtete es sich, dem Sultan einen jährlichen Tribut von 93000 Psd. Sterl, zu zahlen, auf Grund der ihm vorgelegten Finanzausweise, welche darthaten, daß die Insel einen Uberschuß der Einnahmen über die Aus gaben erziele. Nun hat sich jedoch nicht nur kein Überschuß gezeigt, sondern der englische Steuerzahler muß einen jährlichen Ausfall decken, der im Jahre 1883 über 90000 Pfd. Sterl, und im vorigen Jahre noch 18000 Pfd. Sterl, betrug. Der türkische Finanz ausweis war eine Täuschung, und die Verwaltung der Insel, deren Bewohner ausgesogen werden, ist eine Schande für England. Es ist nun der Vorschlag ge macht worden, die Insel der Türkei abzukaufen durch Kapitalisierung des Tributs. Da derselbe zur Be zahlung der Zinsen des von Frankreich und England im Jahre 1855 garantierten Anlehens verwendet wird, ist die Sache von internationaler Bedeutung. Layesgeschichte. * Berlin, 9. Juni. Se. Majestät der Kaiser empfing heute mittag H1 Uhr den Besuch Sr. Kaiserl. und Königl. Hoheit des Kronprinzen. Auch in der vergangenen Nacht war der Schlaf wiederholt gestört. Die Reizung der Augen geht zurück. Das Allgemein befinden ist jedoch noch unverändert. Wie der „Köln. Ztg." telegraphiert wird, hat im Laufe der gestrigen Untersuchung de« Kehlkopflei- dens des Kronprinzen der vorgestern abend auS Lon don eingetroffene vr. Mackenzie im Beisein der deut schen Ärzte Prof. Gerhardt, v. Bergmann, Tobold, der Leibarztes Or. Wegner und der Frau Kronprin zessin eiuen operativen Einschnitt gemacht, der indes von einer so geringen Bedeutung ist, daß die Abreise des Kronprinzen nach England jetzt als end- ailtig auf den 13. d. festgesetzt zu betrachten ist. Der Kronprinz wird auf einem Landgute in der Nähe von London Wohnung nehmen und außer von seinem Leib ärzte voraussichtlich auch von Geh. Rat Pros. vr. Gerhardt begleitet werden. Unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staats sekretär« des Innern v. Boetticher hielt der Bundes- rat gestern eine Plenarsitzung ab. In derselben wurden genehmigt: Die Gesetzentwürfe für Elsaß-Lothringen über die Einführung der Gewerbeordnung in Elsaß Lothringen und über die Anwendung abgeänderter RnchS- gesetze auf landesgesetzliche Angelegenheiten, ferner die durch den Reichstag abgeänderten Gesetzentwürfe, betreffend die Abänder ung bez Ergänzung des Gesetzes über die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustandes, vom Sk>. Juni 1868, und des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaff nete Macht im Frieden, vom 13. Febr. 187b, über den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen Gegenständen, sowie über die Unfallversicherung der bei Bauten beschäftigten Personen, letztere Gesetzentwürfe in der vom Reichstage beschlossenen Fassung, endlich die mit dem ersten Bericht der Bollzugskommission für den Zollanschluß Hamburgs vorgelegten Entwürfe zum Privatlagerregulativ, dem Weinlagerregulativ und dem Kontenregulativ. Allerhöchsten Orts sollen zur Ratifikation vorgelegt werden die am v. Sep tember vor. I. zu Bern zwischen dem Reich und mehreren an deren Staaten abgeschloffene Übereinkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Litte- ratur und Kunst und die am t Dezember 1886 bez. 23. März 1887 in Paris vollzogene Deklaration der Art. 2 und 4 deS Feuilleton. Ein treue« Herz. Gin« Geschichte auS dem wendischen Volke von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Da« einzige Kind PridanS war die schwarzäugige, dunkelhaarige Anka. Wenngleich frisch und gesund, war sie doch ein sehr zartes, zierliches Mädchen, und besonder« dann sehr einnehmend, wenn man sie spre chen Hötte und ihre natürlich anmutigen Bewegungen sah. Sie hatte nämlich in der Jugend die Kloster schule in der Stadt besucht, dort eine gute Schulbil dung aenossen, schöne Arbeiten und auch gefällige Um- aangSformen kennen gelernt, durch welche sie sich von den andern Dorfschönen unterfchied. Vater Pridan wußte eben als Semeindevorstand und allwärtS von den Bauern gewählter Vertrauensmann gar wohl zu würdigen, wie wertvoll es heutzutage fei, wenn der Mensch etwas gelernt habe, und wenn dieser Mensch auch nur Frauenzimmer sei, wie er meinte. So war Anka beschaffen, ganz ander« dagegen Luise. Wenn sich Anka al« ein herzige«, hübsches Bauernmädchen gab, so mußte Luise geradezu eine weibliche Schönheit genannt werden, welche in ihrer ganzen Erscheinung, in ihrem ganzen Wesen etwas Vornehme« aufwie«. Sie hatte üppige blonde Flech- ten, große, tiefblaue Augen, ihr Lächeln bezauberte, ihre Sprache klang einschmeichelnd, alle« an ihr war von jenem jugendlichen Zauber, der aller Augen auf sich zieht. Während des Gesprächs mit seinen Gästen gewahrte Pridan, daß hinter dem Zaune jemand auf das HauS zuschreite. An einer niederen Stelle der Wachyolderhecke wurde der Kopf des Ankommenden sichtbar, welchen der Wirt sofort erkannte. „Luka!" rief er. Der Kopf über dem Zaune drehte sich nach der Richtung, woher der Zuruf kam. So bald der Nahende, welcher kein anderer war, als der bereits erwähnte reiche Luka Koledey, jedoch die fremde Gesellschaft bemerkte, sagte er: „Du hast Gäste, ich will ein anderes Mal wiederkommen." Damit machte er Kehrt und wollte sich entfernen. „Oho, Vetter, siehst Du denn nicht, wer da ist?" rief ihm der Wirt nach. „Die Herrschaft aus der Stadt ist's, die schon im vorigen Sommer bei uns war und uns auch Heuer wieder für einige Monate heimsucht. Komm nur her, wir sind ja Bekannte." „Ei, kommt nur zu unS, Nachbar Koledey," fügte jetzt auch der Adjunkt hinzu „Ihr werdet Euch doch vor uns nicht fürchten, wir sind gute Leute und namentlich haben die Weiber hier die Mehrzahl, kommt nur, dann sind wir wenigsten» paarweise." Der Mann vor dem Zaune war zwar stehen ge blieben, aber mit jener eigentümlichen Abneigung, welche der krainische Bauer gegen die Stadtleute hat, war er noch unentschlossen, ob er sich nach vorwärts oder nach rückwärts wenden sollte. Allein, Pridan rief ihm zu: „Komm nur, komm! Meinst wohl, ich wisse nicht, war Dich zu mir führt? Hast einen Brief erhalten. Dein Sohn schreibt Dir. Gieb, damit wir sehen, was es ist. Ei, brauchst Dich nicht zu schämen, daß Du de« Lesen» nicht kundig bist, du lieber Gott, bist ja damit nicht allein" Das Geheimnis war verraten, der Mann schritt also den Zaun entlang und trat in den Gatten. Koledey, wie schon erwähnt, der reichste Bauer in der ganzen Umgebung, war ein untersetzter Mann mit breiter Brust und großem Körperumfang, welcher auf mehr als ausgiebige Ernährung schließen ließ. Der Kopf war massig, die Stirne nieder, der Mund breit, daS schon ergraute Haar ganz kurz geschoren, das Ge sicht bartlos, wie es die Bauern in Krain tragen. Auf dem Haupte saß ihm eine kleine Mütze von grünem Samt, nach alter Sitte trug er anliegende, vis zum Knie reichende Lederhosen, die Waden waren mit Wollstrümpfen bekleidet, die Füße staken in Schnür schuhen. Ein weites, auf der Brust halb offenes Hemd mit breiten Ärmeln, eine ärmellose Weste aus bunter Seide mit zahlreichen, sehr großen Silberknöpfen vollendeten den Anzug des reichen Bauern. Er mochte erwa 70 Jahre alt sein, aber man sah es ihm nicht an. Fest und selbstbewußt trat er auf, so war er eS seit Jahren gewohnt. „Woher weißt Du denn, daß mein Sohn schrieb?" fragte er den Nachbar, zu dem er trat, ohne auch nur einen Blick auf die übrige Gesellschaft zu werfen, nur zum Zeichen de« Grußes das Samtkäppchen leise rückend. „Aha, daS wundert Dich, nicht wahr?" „Wie sollte eS auch nicht? Ich habe niemand da von gesagt, daß vom Sohne ein Brief gekommen sei." „Na, daS kam so. Ich war auf dem Postamte, dort habe ich den Brief gesehen und auS der Adresse sofort erkannt, von wem er ist. Gieb ihn nur her, damit wir sehen Wie ich glaube, ist ja Heuer seine Studierzeit zu Ende, nicht?" ,Lch weiß e» nicht genau, doch meine ich, e« wird so sein," entgegnete Koledey, zog unter der Weste einen gesiegelten Brief hervor und überreichte ihn Pridan. „Ei, der ist gar dick", lachte der Witt, „was mag darin sein? — Damit öffnete er den Brief, entfaltete ihn und brachte eine darin befindliche Photographie zum Vorschein. „Ei, seht doch, seht, daS ist sein Gesicht! Was ihm für ein stattlicher Bart gewachsen ist!" Also sprechend zeigte Pridan das Bild dem alten Nachbarn, welcher, auf den Zehen stehend, bedächtig das Bild seines Sohnes betrachtete, die Hände auf den Rücken gefaltet, keine Miene machend, dasselbe an sich zu nehmen. „Ei, daß Dich!" sagte wie zu sich selbst der alte Koledey, „wieder eine Neuerung, früher hat man nur die Heiligen auf Papier gemalt, jetzt aber bereits die Menschen." Nun blickte auch Anka nach der Photographie, welche ihr der Vater hinreichte, um mit dem Briefe näher zu dem Nachbar zu treten. Bei dem ersten Blicke auf da« Bild überflog eine leise Röte die Wangen AnkaS, sie mußte das gefühlt haben; denn sie wandte ihr Gesicht rafch zur Seite und reichte das Blatt, ohne ein Wort zu sprechen, dem Fräulein aus der Stadt. Dieses bekachtete mit kritischem Blicke und sehr aufmerk am daS Bild und bemerkte dann: „Der Bart i t hübfch, der untere Teil de» Gesichte« ist ganz normal, aber der obere Teil zu breit. Was meinst Du?" Mit diesen Worten zeigte sie die Photographie ^er kranken Schwester. Diese sah mechanisch unv apathijch
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