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Dresdner Journal : 24.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-24
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 24.05.1887
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Lrpväitiov äs» Drssäasr Journal», vr«cl«u, 2vill8»"tr. Ho. 80. ksrviprsvtt-^LSvllo»«: Rr. 189b. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Briefträger Johann Gottlob Friedrich Beckert in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Anordnung, die Revision der Wahllisten für die Landtags wahlen betreffend. Mit Rücksicht auf die im Laufe diese- Jahre- vor- zunehmenden Ergänzung-Wahlen für die II. Kammer der Gtändeverfammlung werden alle nach 8 23 de» Wahlgesetzes vom 3. Dezember 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 1369) mit Führung der Listen der Stimmberechtigten beauftragten Organe hierdurch besonder- darauf hingewiesen, daß diese Listen im Monat Juni diese- Jahre- einer Revision zu unterwerfen sind und sofort am Anfänge genannten Monat- die in 8 11 der Ausführungsverordnung zu dem gedachten Wahlgesetze, vom 4. December 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 1378) vor- geschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Hierbei wird zur Beseitigung irriger Auffassungen, welche bei früheren Wahlen zu Tage getreten sind, noch darauf aufmerksam gemacht, daß zu Begründung der Stimmberechtigung für die Wahlen zur II. Kammer der Gtändeverfammlung nach 8 18 Absatz 1 sub b die Abentrichtung eines Betrage- von mindestens 3 M. an Grundsteuern oder an Einkommensteuer oder an beiden zusammen erforderlich ist, der Bettag von 3 M. aber schon genügt und nicht überschritten zu sein braucht. Da hiernächst eS mit dem Prinzipe der Geheim haltung der Ergebnisse der Einschätzung zur Ein kommensteuer nicht vereinbar ist, wenn, wie bisher häufig geschehen, der Betrag der Einkommensteuer, welchen Stimmberechtigte der gedachten Art thatfäch- ltch zu zahlen haben, in der öffentlichen Liste der Stimmberechtigten aufgeführt wird, so »st künftig an der betreffenden Stelle der Liste nur zu bemerken, daß der Betrag der in Bettacht kommenden Steuern .mindestens 3M." betrage. Es ist zu empfehlen, solche Listen, in welchen der Bettag der Steuern noch aufgeführt ist, darnach einer Umarbeitung zu unterwerfen Gegenwärtige Verordnung ist sofort in allen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 18. Mai 1887. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Bekanntmachung. Nachdem die Königlich Sächsische Münzstätte von Dresden nach den Muldner Hütten bei Freiberg ver legt, daselbst eine .Verwaltung der Königlichen Münze" errichtet und diese dem Oberhüttenamte zu Freiberg unterstellt worden ist, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenutniß gebracht. Die nach der Verordnung vom 4. Juni 1884, Maßregeln gegen Münzfälschungen betreffend (Seite 170 des Gesetz- und Verordnungsblattes), an das Münz amt zu richtenden Mitteilungen sind daher vom l. Juni dieses Jahres ab der Verwaltung der Königlichen Münze auf den Muldner Hütten bei Freiberg zu machen. Die Münze wird auch fernerhin sich mit der An fertigung von Denkmünzen beschäftigen, für welche die Bestellungen ebenfalls an die Verwaltung der Münze auf den Muldner Hütten bei Freiberg zu richten sind. Die bisher von der Münze für Privatpersonen übernommenen Probirarbeiten beschränken sich von jetzt ab auf die Ermittelung des Gehalte- von Gold und Silber in Lamellen und Barrenaushieben und sind bis auf Weiteres der Administration der Muldner Hütte übertragen worden, bei welcher auch die Be dingungen, unter welchen die Probirarbeiten übernom men werden, eingesehen werden können. Dresden, den 23. Mai 1887. Finanz-Mini st erium. Frhr. von Könueritz. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. München, 23. Mai. (W.T B) Die Kaiserin von Österreich ist zu kurzem Aufenthalte incogntto hier eingetrosfen und in dem „Hotel zu den vier Jahreszeiten" abgestiegen. Heidelberg, 23. Mai. (W.T.B) Der erste Bizenräfident der badischen Ersten Kammer, Graf Lernchingen-Roffach, ist beute hier gestorben. »«da-Pest, 23. Mai. (W. T. B.) In Be- antwortung der Interpellation Helfy» weg,« Be- schickung der Pariser Weltausstellung wies der Ministerpräsident Tisza auf die durch ihre Häu figkeit verminderte Wichtigkeit der Ausstellungen und die Kostspieligkeit für die Beteiligung der Staaten hin; die Regierung habe deshalb be schlossen, sich an der Pariser Ausstellung ihrer- seits nicht zu beteiligen, wovon die französische Regierung freundschaftlich verständigt worden sei. Einzelnen Unternehmern stehe eine Beteiligung frei, und dieselben würden, so «eit dies ohne materielle Opfer möglich sei, die Protektion der Regierung genießen. Die Antwort wird znr Kenntnis deS HausrS genommen. TemeSwar (Ungarn), 23. Mai. (W. T. B.) Die Gegend zwischen Paracz und Czrbza ist gänz- lich überflutet; Petromary ill vollständig über schwemmt, viele Häuser find eingestürzt, die Ein wohner geflüchtet. Der Ort Mazcdonia hat stark gelitten, das Dorf Czebza ist gänzlich vernichtet Paris, 23. Mai. (W. T. B.) Die Kammer der Deputierten hat sich beute nach einer kurzen Sitzung bis Donnerstag vertagt. Der Senat ver- tagte sich auf unbestimmte Zeit und überlieS dem Präsidenten, die nächste Sitzung anzuberaumen. Paris, 24. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Floquet schrieb gestern an Gr^vy, er halte eS nach reiflicher Überlegung für unmöglich, auf Kreycinet einzuwirken, obwohl auch er die Bildung eines versöhnlichen Kabinett- unter Kreycinet mit Bei behaltung mehrerer früheren Minister lebhaft wünsche. Floquet fügte hinzu, er habe geglaubt, in schon begonnene Verhandlungen nicht eingreifen zu dürfen. Die meisten Blätter glauben, eine Kabinettsbildung unter Kreycinet sei nur hinaus- geschoben. St. Petersburg, 24. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal de St. Petersburg" sagt anläßlich der Rede TiSzaS, derselbe sei bei seinen Erklärungen nicht auS der Reserve herauSgetre- ten; eS sei jedoch bedauerlich, daß TiSza, obwohl ihm selbst nicht der Augenblick gekommen schien, ein Urteil über die verschiedenen Phasen der Unterhandlungen abzugeben, doch auS parlamen tarischen oder Wablrückfichten Erklärungen abge- geben habe, die notwendigerweise unvollständig und lückenhaft seien. DaS Blatt will TiSza auf diesem Wege nicht folgen, eS ziehe vielmehr vor, von Neuem die Hoffnung auszusprechen, daß die Kabinette festen BlickeS den Weg verfolgen wür de«, auf den daS allgemeine Bedürfnis nach Frie de» Hinweise. Dresden, 24. Mai Die Wirksamkeit de» deutschen Schulvereins in Österreich. l)r. Lotz-Mupverg in Frankfurt a. M. hat vor Kurzem in einer Schrift: „Aus den Bergen an der deutschen Sprachgrenze" auf die segensreiche Wirksam keit des auf zahlreichen kleinen deutschen Sprachinseln und vielen Dörfern an der Sprachgrenze für die Auf rechterhaltung und Befestigung der deutschen Sprache thätigen deutschen Schulvereins, dessen Hauptsitz sich in Wien befindet, hingewiesen. Der Wiener Schulverein unterstützte auch, namentlich in den ersten Jahren seine» Bestehens, eine große Anzahl deutscher Gemeinden im südlichen Tyrol, die in Ge- f»hr stehen, verwelscht zu werden, errichtete neue Echulhäuser in Proveis aus dem Nonsberge, in Bran- -oll in Etschthale, in Palai, Gereut, Floruz und Ro- vedo (Aichlait) im oberen Fersenthale, in St. Se bastian und Luserna an der italienische»» Grenze, er weiterte bestehende deutsche Schulen durch Anfügung neuer Klassen, gegründete deutsche Kindergärten, stiftete Bibliotheken, Lern- und Lehrmittel und suchte über haupt in der von italienischen Einflüssen berührten deutschen Bevölkerung deutsches Bewußtsein wieder zu wecken und zu beleben. Letzteres gelang mit überraschendem Erfolge. So sandten z. B. die Bewohner des oberen Fersenthales (ostwärts von Trient) vor einigen Jahren eine Depu tation an den Bischof von Trient und baten dringend um deutschen Gottesdienst und um Beseitigung der italienischen Predigt und Messe. Die Bitte wurde zwar vorläufig abgeschlagen, doch fingen in 3 Orten die Geistlichen plötzlich an — wahrscheinlich aus bischöfliche Anordnung — den Religionsunterricht in her Schule teilweise in deutscher Sprache zu erteilen, kowir m der Kirche deutsch zu beten und deutsche Meßlieder zu singen. Aus diesen Einrichtungen darf man wohl schließen, daß der Gottesdienst in einigen Jahren, wenn die Leute, infolge des Unterrichtes in der Schule, des Hochdeutschen noch mehr mächtig geworden sind, in deutscher Sprache abgehalten werden wird. Der Kurat Mitterer in Proveis auf dem Nonsberge setzte die Einführung deutscher Predigten an Stelle der bis herigen italienischen durch. In einer Reihe von halb oder ganz verwelschten Gemeinden, namentlich in dem Thale Paneid bei Trient und in der Gegend von Folgareut, wurde der Wunsch nach deutschem Unter richte laut. Die von der Regierung errichtete deutsche Schule in Trient hob sich so, daß sie heute von über 500 deutschen und verwelschten Kindern besucht wird, und die deutschen Parallelklassen am italienischen Gym nasium derselben Stadt blieben durchaus nicht leer, wie die italienischen Zeitungen vorher verkündigten, sondern füllten sich bald, so daß die Errichtung eines besonderen deutschen Gymnasiums in Trient nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Mit Schrecken sahen die südtirolischen Irredentisten diese Fortschritte des Deutsch tums und suchten der Erhaltung deutscher Sprache in den zum Teil schon italienischen Gemeinden entgegen zuwirken. Besonders bekämpfte der zu Roveredo er scheinende „Raccoalitore" diese angebliche Germani- sation auf das Heftigste. Vor zwei Jahren traten nun die Führer der Ita liener in Trient zusammen, um zu beraten, wie der „Ausbreitung des deutschen Elements" in Südtirol erfolgreich begegnet werden könnte Es wurde be schlossen, nach dem Muster des Wiener Schulvereins einen italienischen Schulverein zu gründen und denselben „kro patria" zu nennen. Dieser Verein hat ein viel stärkeres Wachstum gehabt, als man ursprüng lich annehmen konnte. Den an der Spitze der Be wegung stehenden Persönlichkeiten ist es gelungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit gegen 60 Ortsgruppen oder Zweigvereine ins Leben zu rufen, die etwa 8000 Mitglieder umfassen. Die österreichische Regie rung hat dem Verein, der mehr für das herbei- gesehnte Zukunftsvaterland Italien als für das jetzige Vaterland Tirol zu arbeiten scheint, allerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt, man hat z. B. lange Zeit die eingereichten Satzungen nicht be stätigt; die Italiener im südlichen Tirol haben alle Schwierigkeiten zu beseitigen gewußt, so daß seit einem Jahre schon der Verein, der sich zur Aufgabe gefetzt hat, die italienische Sprache über die noch deutschen Teile Südtirols zu verbreiten und auch in Istrien, Triest, Görz und GradiSka das deutsche bez. slowe nische Element zu bekämpfen, eine eifrige Thätigkeit entfaltet. Zunächst wird der Verein „l^ro patria" versuchen, die Spuren deutschen Lebens, die sich seit einem Jahrzehnt in Trient, Roveredo, Pargine, Gries, im Paneid und in vielen Dörfern an der italienischen Grenze kundgegeben haben, zu vernichten, sowie die Neinen deutschen Sprachinseln, die aus alter Zeit sich erhalten haben (die deutschen bez. sprachlich gemischten Orte im oberen Fersenthale: Walpurg, Gareut, Aich lait, Außerberg, Mitterberg-Jmmerberg und Palai) aufzusaugen. Weiter wird er den Versuch machen, da« geschlossene deutsche Sprachgebiet in Südtirol, das von Botzen südwärts bis zum Dorfe Salurn reicht, mit weiteren italienifchen Elementen zu durchsetzen und dann in allen den Orten, in denen Italiener einen größeren oder geringeren Bruchteil der Bevölkerung bilden, italienische Schulen und Kindergärten zu er richten. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß der Verein „?ro patria" im Laufe der Jahre einige Erfolge haben wird, namentlich dort, wo die deutsche Bevöl kerung das Italienische gerade so geläufig spricht, wie die alte deutsche Mundart, also besonders in den klei nen deutschen Dörfern an der italienischen Grenze und im Fersenthale. Ebenso fest steht aber die Thatsache, daß das geschlossene deutsche Sprachgebiet, sowohl im Etschthale von Meran bis Salurn, als als auch auf dem Nonsberge, sich der Verwelschungsversuche recht aut erwehren wird. Die Ortschaften im Etschthale sind zwar zum Teil mit Italienern durchsetzt; aber die Stärke des welschen Elements ist keineswegs bedroh lich. So leben in Burgstall 364 Deutsche und 215 Italiener, in Gargazon 273 Deutsche und 267 Ita liener, in St. Jakob 196 Deutsche und 125 Italiener, in Leifers 828 Deutsche und 265 Italiener, in Ter- lan 1151 Deutsche und 149 Italiener, in Auer 921 Deutsche und 115 Italiener, in Branzoll 603 Deutsche und 400 Italiener, in Neumarkt 1435 Deutsche uud 301 Italiener, in Salurn 974 Deutsche und 310 Ita liener, in Buchholz 336 Deutsche und 110 Italiener. Nur in einem einzigen Dorfe, in Pfatten, ist die Zahl der Deutschen aus 69 gesunken und die der Italiener auf 368 gestiegen; doch gehört der Grundbesitz dieses Ortes fast ganz den Deutschen. Die Dörfer auf dem Ronsberg sind nahezu rein deutsch; es wird sehr schwer für die Italiener sein, hier wieder festen Fuß zu fassen. Feuilleton. Im Urwald. Brasilianische Erzählung von B Riedel-Ahren«. (Fortsetzung.) „Versteht sich, so lange ich Herr in meinem Hause bin, wird es darin zugehen, wie ich wünsche. Ich kümmere mich nicht um Launen und Grillen der Frauen I" „Hier ist etwas passiert", dachte Vizente, als er daraus in Begleitung Martinos' das Haus betrat. Kaum hatte er die Thür des Eßzimmers hinter sich geschlossen, al» von der entgegengesetzten Seite Alvaro herein kam. Die beiden jungen Leute blieben unwillkürlich stehen und sahen mit einem einzigen Blick einander sest und tief in die Augen. „Da» ist er!" ruckte es in lähmender Gewißheit durch das Innere Alvaros, und die Flamme de» tödlichen Hasses, welche nach dieser Überzeugung aus seinen Blicken ausloderte, lehrte Vizente mstinktiv, daß er den Feind vor sich hatte, von dem Ramiro gesprochen. „Wer ist dieser Mann?" kam es von seinen blut leeren Lippen, noch ehe Martinos da» Wort ergreifen konnte; auch dieser war von dem plötzlichen Zusammen treffen etwa» außer Fassung gebracht. „Senhor vr Alvaro de Castello Branco, der Arzt, welcher Serena von schwerer Krankheit heilte", fügte er, gleichsam die Anwesenheit eine» so jungen und vornehmen Fremden in seinem Hause entschuldigend, hinzu. „Senhor Vizente Barroso, mein Schwieger sohn," bemerkte er, gegen Alvaro gewandt. Vizente von Eifersucht gestachelt, verneigte sich kaum bemerkbar. Alvaro jedoch, dem eS besser gelang, die stürmisch bewegten Gefühle zu bemeistern, grüßte mit der vollendeten Höflichkeit eines Mannes von Welt, und mit einer Gebärde, die zugleich den tiefen Abgrund andeutete, welcher ihn von dem Rivalen un versöhnlich trennte. Dann ging er hinaus inS Freie, während Martinos und sein Gast am Tischt Platz nahmen. Hinter dem Hause, in der Nähe der Pforte, die in den Obstgarten führte, stand Serena, im Begriff, mit NonikaS Hilfe einige Orangen zu pflücken. Al varo näherte sich ihr raschen Schrittes, er mußte die Geliebte sprechen, war es doch vielleicht das letzte Mal! „Serena, er ist da, Vizente! Die Stunde der Entscheidung ist nahe! WaS wirst du thun, mein armes Kind?" Serena ließ die gefalteten Hände am Körper heruntersinken und richtete die großen schwarzen Augen mit starrem Entsetzen zu dem jungen Manne empor. So stand sie da, ein Bild wortlosen Jammers, daß es Alvaro ins Herz schnitt und ein unterdrückter Ruf der Verzweiflung sich ferner Brust entrang. ,Zch reite auf der Stelle, Onkel Ramiro zu Deiner Hilfe herbeizuholen, Geliebte! Mir ist eS versagt, in dieser Stunde für Dich zu handeln, aber er kann eS! Willst Du mir versprechen, bi» dahin standhaft zu bleiben?" Serena nickte. „Vielleicht ist diese Stunde meine letzte", entgegnete sie tonlos. ,Zch gehe nicht frei ¬ willig zu ihm, wenn mich mein Vater ruft, Alvaro, ich gehe nicht, ich gehe nicht! Der schreckliche Vizente w»rd mich wieder küssen wollen, daS ertrage ich nicht, lieber laß mich hier jetzt gleich von Deiner Hand sterben'" „Beruhige Dich, Serena, er wird eS nicht wagen. Geh jetzt »nS Hau-, erfinde irgend einen Vorwand, ihm während der ersten Stunden auszuweichen. Wenn nicht» Anderer, so ist doch etwas Zeit gewonnen, viel leicht bin ich dann mit Senhor Ramiro hier! Leb wohl, ich reite mit verhängtem Zügel, wenn auch das Tier darüber zu Grunde geht." Serena schlich sich durch die Hinterthür nach ihrem Zimmer, gefolgt von Nanika, die ihre Herrin aufmerksam beobachtete. Sobald sie mit dem junge»» Mädchen allein war, verwandelte sich der Ausdruck des Hasse», mit dem sie Alvaro betrachtet hatte, in Mit leid und Teilnahme. Gegen fünf Uhr, kurz vor dem Mittagessen, ver lor Martinos endlich die Geduld, er wollte sich von dem angeblichen Unwohlsein Serenas nicht länger Hinhalten lassen, da Vizente schon mehrere Male den Wunsch geäußert, seine Braut zu begrüßen. Er giug zu seiner Tochter hinein und forderte sie mits kurzer Bestimmtheit auf, in daS Eßzimmer zu kommen. Serena gehorchte schweiaend, sie wußte, daß es jetzt kein Entrinnen mehr gebe; nur in der Festigkeit ihres heimlich gefaßten Entschlusse» «and sie die Kraft, dem äußeren Anschein nach ruhig vor Vizente Barroso hinjutreten. „Ich ermatte, daß Du Dich betragen wirst, wie e» einer Braut geziemt," sagte Martino» eindringlich -u ihr, ehe er d»e Thür öffnete. Serena antwortete nicht. Mit ihrem Vater betrat sie das Zimmer, wo Vizente saß, der sofort aufstand und ihnen entgegenging. Das junge Mädchen blieb unweit der Thür stehen; als Vizente näher kam, that sie unwillkürlich einen Schritt zurück, während Leichenblässe über ihr Antlitz zog und ihre schwarzen Augen in so starrer, hilfloser Angst zu »hm aufblickten, daß er betroffen stehen blieb und fragend zu Martinos hinüber sah, der mit ge kreuzten Armen gegen den Tisch gelehnt, voll Span nung das Ende dieses Vorgangs zu erwarten schien. „Serena", begann Vizente in sanftem Tone, „flöße ich Dir denn solches Grauen ein? Du weichst ja vor mir zurück!" Sie machte eine scheu bejahende Bewegung mit dem Kopfe. „Aber warum in aller West", fuhr er etwas un geduldig auf, „hast Du solche Angst vor mir? Das ist ja Unsinn, Kind; bist Du erst meine kleine Frau, so sollst Du es besser bei mir haben, als eine Fürstin I Komm, gieb mir die Hand und zeige, daß Du mich auch ein wenig lieb hast." Zugleich machte er Miene, sich ihr von neuem zu nähern Sie aber wich zurück und hielt ihm den Arm abwehrend entgegen; der tollkühne Mut der Ver zweiflung hatte sich ihrer bemächtigt! „Senhor, ich werde niemals Ihre Frau, niemals, niemals!" stieß sie hervor. (Fortsetzung solgt.) Montag, den 23. Mai, fand noch feiten der Dreyßigschen Singakademie unter Leitung ihre» Dirigenten Hrn. Kapellmeisters Hagen ein Konzert,
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