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Dresdner Journal : 03.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-03
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1887
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O100. S«»^Pr«t»r Dtt»riiel»: .... 18 K^ft. 4 K»r^ dO?f. Lu»«Ia« Xu-Lio«»: 10 ?L »«»»«ri»»ld 6«, 6«vt»cl>«i> L*iek<« tritt ko«t- onck 8tswp«I»a»cll»^ tLEu. ^»^8»Ll^u»U^«k8kre» r klr ä«o L»«ui» «u»er ^„p»It«Q«o 2«il« ^leiser 8«krftt 20?L ttot« „k!ü»^««Lät" ckie 2«ü« bO kk. L« 1»txU«o- aoä LiikrEt« eotipr Xvk»ct>I»^. LrseKet»«»: »1t Xn«L»t»w« 6er Lous- mut k»i«rt»s« »bencl,. k«nxpre<:ft-FL»ctüa»i: ür. 12SS. Dienstag, den 3. Mai, abends. 1887. DresdnerIaimml. Für di« Gescrmtleitung verantwortlich: Dtto Vanck, j)rofessor der Litteratur- und Kunstgeschichte. F»»»»»« ro» »»«MLrt» I F> Lra^irt«««-, 6o»iili»«ov»r ä«, Ore»ÜQ«r ^ourruU»; U»»d»r, - >«rU» - Vi« - »—»I-»r««I»»-»r»L»k4r1 ». N.: Äaa»en^«« ct 8«rUL-Vl«-U»»diuA- kr»^-1^tp^U-rr»LUart ». N.-HiLeL«: Lfo««, e»rt»-L»»Lo».>«rU»-rr»L^t«rr «. N - 8t»«»»rt: Do^p« F tÄ.. N«rll»: S»rUU: <? </««,' »«»»»««! 0. LUI« ». 8 : /. Larüt F 60. U«r»o»r«der r Lvoisl. Lrcpeäitioo äs« I-rvsäoer äoarv»!», Vrvsüso, ^MlllK«r»tr. Ho. 80. rerv»pr«cN-^L»etüll»,: Ar. 12SL. . Nichtamtlicher Teil. Uetegraphische WachviHLen. No«, 2. Mai. (W. T. B.) Der „Moniteur de No«e" schreibt: Mehrere Blätter bringen phantastische Nachrichten über angebliche Pläne behnft einet Lutgleiche- z»ischeu de« Vatikan and bem Lluirinal. Alle diese Mitteilungen find Erfindungen. — Salimberti reist morgen nach Lie» ab. No«, 3. Mai. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der der Lämmer gestern vorgelegtr Gesetzentwurf be- zweckt die Bildung von 24 Keldartillerieregimentern aut de» gegenwärtigen 12; dat Regiment soll aut acht Batterien mit je secht Geschützen gebildet »erden. Kerner sollen zwei arne Lavallerieregi- »enter und aut den acht Kompagnien Kestung»- küstenartillerie ein Regiment mit neun GebirgS- datterie» formiert und die Genietruppen um 12 Koinpa-iiieil »erwehrt werden. Der Krieg-Minister »erlangt einen außerordentlichen Kredit von 12k Millisnen Lire für LnSrüstunatzwecke und 2k Millionen Lire für Pferdebeschafftmg. Venedig, 2. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin eröffneten heute die nationale Lntstrllung schöner Künste. Der Minister deS Zauern Critpi, der Marineminister Brin und die Lpitzen der Behörden wohnten der Eröffnungs feier bei. Auf de« Marku-platze wurden den Majestäten enthusiastische Ovationen von der zahl reichen Menschenmenge dargebracht. St. Peter-bvrg, 3. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Drntschen Zeitung" zufolge ist am Mittwoch die Beschlußfassung der afghanischen Sre»zk»»»issio» darüber zu erwarten, ob die Ver handlungen fortzusetzen find, da eine Lanäherung der beiderseitigen Standpunkte bi-her unerreichbar zewesen ist. Athen, 3. Mai. (Tel. d Dresdn. Journ.) Nachrichten von Kreta zufolge hat die Situation sich dort gebessert. Gestern kamen weder in Kanea »och i» eine« anderv Teile der Insel Ruhe- ßör»»ge» »or. Dre-de», 3. Mai. Zar finanziellen Lage Rußlands. In russischen Blättern wird neuerdings wieder das Sinken des Kurses de- russischen Rubels auf Umtriebe der deutschen Börsen zurückgefühtt. Man verweist in dieser Beziehung beispielsweise auf die Manipulationen der New-Aotter Goldpattei, forme auf die bedeutenden an der Berliner Börse abgeschlossenen Geschäfte in russischen Roten Allein dieses ist nicht die wahre Ursache. Die „Magdeburger Zeitung" macht darauf aufmerksam, daß „die auswärtige Zahlungsbilanz Rußlands mit Einschluß des gesamten Bettehrs rn Wertpapieren und der Zinszahlungen bereits seit einer Reihe von Jahren der absteigenden Bewegung de» Rubels die Wege geebnet hat. Wir erinnern u. a. an die Börsenvorgänge, welche sich an die unter Be teiligung der Seehandlung erfolgte Begebung der 1884er Anleche anjchlossen. Der Aussenmarkt ver Harne damals geraume Zeit in sehr gehobener Stim mung. Große Posten russischer Papiere, welche zur Zeit der Skobelesfschen Brandreden nach Rußland zu rückgeflossen waren, strömten wieder in die Schränke der deutschen Kapitalisten, nichts desto weniger ver mochte sich der Rubelkur» nur wenig zu heben und die Berliner Spekulanten, welche im Vertrauen auf die feste Haltung des Russenmarktes große Hausse- geschäfte in Rubelnoten abgeschlossen hatten, erlitten erhebliche Verluste." Feuilleton. I« Urwald. Bmfilmnische Erzählung von B. Riedel-Ahreu» (Kortt«Wmg.) Serena sah ihn ängstlich fragend an, als wolle sie auf dem Grunde seiner Seele lesen ; dann schüttelte sie den Kojff und blickte sinnend vor sich hin, während um ihre Lippen, deutlicher denn je, der schmerzvolle Zug bemerkbar wurde, der den jungen Arzt zu ichrankenloser Hingebung begeisterte. Er trat einen Schritt näher, stützte den Arm leicht auf die Fensterbrüstung und sah zu Serena mit ernstem Blick empor „Könnte ich nicht vielleicht doch helfen", bemerkte er mit leiser Stimme, indem es ihm nur mühsam ge lang, seine Bewegung zu beherrschen. „Ein Arzt hat gelernt, etwas schärfer zu sehen, als die übrigen, Dona Serena, mithin habe auch ich wahrgenommen, nicht allein Ihr Körper hat gelitten, sondern auch Ihre Seele ist von einem schweren Druck belastet." Sie nickte. „Da Sie es gesehen, will ich eS nicht leugnen; aber helfen kann mir niemand, niemand!" Sie hatte die lebten Worte mit sichtbarer Angst hervorgestoßcn und blickte hierauf mit dem Ausdruck unverhüllter Verzweiflung nach oben. ,D doch!" saate Alvaro innig. „Dona Serena, die besondern Umstände zwingen mich, diese wenigen günstigen Minuten zu benutzen, gauz offen zu Ihnen zu reden, verzeihen Eie mir, wenn ich ohne meinen „Die Handelsbilanz Rußlands ist trotz der schroffen Schutzzollpolitik feit Jahr und Tag im Niedergänge begriffen, während seine Verschuldung an da» Ausland fast ununterbrochen zugeuommen hat. Bor allem aber kann nicht oft genug hervorgehoben werden, daß in politisch bewegten Zeiten die Umsätze auf dem Fondsmarkte naturgemäß von großem Ein» flusse auf die Schwankungen der Währung sein müssen. Man fasse einmal den Fall ins Auge, daß Rußland dem Beispiele Italiens folgt und mit Hilft einer großen Anleihe vorübergehend seine Währung wieder herstellt. Wenn das Zarenreich sodann kurz darauf in einen gefährlichen Krieg verwickelt oder von inneren Umwälzungen heimgesucht würde, so könnte eS ge schehen, daß die nach Rußland zurücksttömenLe Effektenmasse und der dadurch hervorgerufene Goldab fluß binnen kurzem die Einstellung der Barzahlungen herbeifühtt." „Grade weil man den Einfluß der Bewegungen des FondSmarktes auf die russische Währung kennt, pflegt man an der Berliner Börse zu Zeiten, wo sich in den Kreisen der Besitzer von russischen Papieren eine mißtrauische Stimmung anzubahne» scheint, rus sische Noten ia blrneo zu verkaufen. Solche Verkäufe können aber, weil sie ja fchließlich der Deckung be dürfen, nur vorübergehend einen „unberechtigten" Druck auf den Rubelkurs auSüben. Und wenn die Berliner Börse zeitweilig zur Deckung ihrer Blanko abgaben größere Posten Rubelnoten aus St. Peters burg leihweise bezieht, so geht sie dabei ja die Ver pflichtung ein, dieselben zur bestimmten Zeit zurückzu- liefern. Sollte der russische Finanzmimster wirklich versuchen, die „Massenausfuhr" von Rubelnoten zu verbieten, so wurde die Spekulation unschwer Mittel sinken, um ihren Zweck auf anderem Wege zu er reichen." „übrigens erfcheint eS nach wie vor zweifelhaft, ob eS den Panslawisten mit ihren Vorschlägen zur Hebung der Währung wirklich Ernst »st oder ob sie dabei lediglich den Zweck verfolgen, gegen die verhaßte Berliner Börse zu Hetzen. Der Tiefstand des Rubel- Hat es den russischen Landwirten ermöglicht, seit An fang diese- Jahres große Poften Getreide im AuS- lande zu verkaufen, er hat auch neuerdings das Zu standekommen des Kieffer Kartell» der Zuckersadri- kanten wesentlich erleichtert. In den btteiligten Krei sen, wo die Parteigänger LatkoffS statt vertrete» find, würde man eine erhebliche Befestigung der Rubel- kurfes schwerlich gern sehen." Daß e» den Panslawisten mit ihren Borschlägen übrigens ernstlich ist, bekunden sogar bessere politische Zeitungen, wie der „St. Petersburger Herold" Nach diesem Blatte soll sich sogar der neue russische Finanz minister mit derartigen Plänen tragen. Es ist da» nicht unmöglich. Unter allen Ministern hat der Finanzmimster in dem Zarenreich das sorgenvollste Amt; es darf uns daher nicht überrafchen, wenn derfelbe auch an derartige Versuche denkt, aber von der Absicht dis zur Ausführung ist ein weiter Weg. „Zwischen Mund und Kelchesrand liegt noch vieles", sagt ein altes Sprichwott. Wir vermögen daher an die Verwirklichung dieser Versuche vorerst noch nicht zu glauben. Künstlich kann man den Kurs eine» Wettpapiers nicht in die Höhe treiben; alle derartigen Versuck)e haben kurz oder lang einen Rückschlag im Gefolge. Lagkütztlchlchtt. * Berlin, 2. Mai. Ee. Majestät der Kaiser empfing am Sonntag vormittag die Kommission zur Ausarbeitung einer neuen Felddienftordnung, bestehend aus dem kommandierenden General der 9. Armeecorp» General der Infanterie und Generaladjutanten v. TreSckow, dem General der Kavallerie und General- adjatanten v. Albedyll, den Generallieutenants v. Verdy du VernoiS, Graf Haeseler, v. Wittich und dem Major Weise, und arbeitete darauf längere Zett allein Ihre Majestät die Kaiserin empfing heute in längerer Audienz den Regierungs- und Baurat vr. zur Nieden. Derselbe hatte die Ehre, an einem von ihm im PalaiS aufgestellten Modell seine Grundsätze für den Bau zerlegbarer Krankenhäuser darzulegen. Eine Bauausführung nach diesem Modell kommt in der allernächsten Zeit auf einem Zimmerplatze in Char lottenburg zur Vollendung und wird dann nach Posen versandt, wo die Benutzung zunächst erfolgen soll. Ein Sohn des Staatssekretär- im Reichsjustizamt, vr. v. Schelling, bisher als Regierungsassessor im Auswärtigen Amte beschäftigt, ist zum Generalkonsul in Aokohama ernannt und wird sich in diesen Tagen auf seinen Posten begebe». Die „Berl. Pol. Nachr." können in Bezug auf die Branntweinsteuervorlage im Anschluß an die an derweit bekannt gewordenen Einzelheiten der letzten Plenarsitzung des Bundesrats noch mitteilen, daß die Annahme der Vorlage mit Einstimmigkeit erfolgt ist. In seiner Plenarsitzung am Sonnabend beriet der Bunde-rat auch einen Gesetzentwurf, betr. die Fest stellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts etat für daS Etatsjahr 1887/88. Danach soll in den ReichShaushaltsetal für das Etatsjahr 1887/88 unter Kapitel 2 der einmaligen Ausgaben als Titel 6 eingestellt werden: „Für einen Umbau auf dem Grundstück der Kaiserlichen Botschaft in Paris, sonne zur Bestreitung der infolge difies Umbaues erwachsenden Nebenkosten 1 t 1 »Oo M. Dir Mittel zur Bestreitung difies Mehrbedarfs sollen, soweit dieselben nutzt durch Mehrbeträge bei den außer den Matrikular- beiträgen zur Reichskasse fließenden regelmäßigen Einnahmen ihre Deckung finden, durch Beiträge der einzelnen Bundes staaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung aufgebracht werden. Zur Begründung wird in der beigefügien Denkschrift gesagt: Bereits seit Jahren wird seitens des Botschafters zu Parrs über die völlige Unzulänglichkeit der zu Bureaurzwecken und Beamtenwohnungen bestimmten Räumlichkeiten des Botschasts- gebäudes in Paris geklagt; namentlich finden sich die beiden Fiugelpavillon», in welchfil die Militärattaches und die Bureaux der Botschaft untergebracht sind, in euiem so baufälligen Zu stand«, daß ein Erweiterungsbau dringend geboten erscheint. ES ist infolgedessen von dem Architekten der Botschaft, unter Anleitung deS Grasen Münster, der Plan eines Umbaues aus- gearbeilet worden Der Plan ist rm König!, preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten geprüft und von denn el den auf Grund eines Berichtes deS nach Paris entsandten Landbau- lnspektor« Hinckeldeh als durchaus zweckmäßig befürwortet worden. Die Kosten d«S Umbaues belaufen sich nach den in der Bauabteilung de« Ministeriums der öffentlichen Arbeiten geprüften Anschlägen auf 118 000 Fres., wozu noch als Neben kosten rund 20 000 Fres hinzutreten, so daß die gesamte Forde rung sich auf ISS 000 Frc« oder 111300 M stellt. In der Budgetkommifsion des Reichstages ist der Nachtragsetat erledigt, und die großen Forderungen, welche fo überrafchend wirkten, sind nach den von der Militärverwaltung gegebenen vertraulichen Mitteilungen einstimmig, alfo unter Mitwirkung auch der deutfch-freisinnigen KommissionSmitglieder, bewil ligt worden. Tie Reichsschiffsvermessungskommission ist gegenwärtig im Reichsamt des Innern zu Beratungen versammelt unter dem Vorsitz des geh. Reg.-Rats, Kapitäns a. D. Donner. Mitglieder der Kommission sind AdmiralitätLrat Schulze, SchiffSvermessungS- inspektor, Schiffsbauingenieur Steinhaus (Hamburg), SchiffSvcrmeffung-inspeftor, Generaldirektor deS Ger manischen Lloyds Schüler (Berlin) und geh. expe dierender Sekretär Stachel vom Reichsamt des Innern als Protokollführer. Das Abgeordnetenhaus beritt heute zunächst den NachtragSetat und überwies denfelben zur näheren Prüfung an die Budgetkommission. Abg. v. Benda, welcher den Antrag aus kommissarische Beratung gestellt hatte, gab durch die Bemerkung, daß die im „So wissen Sie es bereits, Senhor? O Gott! Und eS giebt nichts, gar nichts, was mich von dem furcht baren Lose, Gattin dieses Mannes werden zu müssen, befreien kann!" „Sie hassen ihn, Snena, nicht wahr, in dem Ge danken an diefe Ihnen schreckliche Verbindung liegt die Ursache Ihres geheimen Grams? Bei allem was Ihnen heilig, fleh« ich Sie an, mir ganz zu vertrauen, Ihr Herz au-zuschütten, denn — denn ich muß es Ihnen sagen, die Worte drängen sich v»n meinen Lippen, seit ich Sie gesehen, bin ich bereit, zu jeder Stunde mein Leben für Sie zu opfern, sobald es dessen zu Ihrem Glücke bedarf' Es ist, als Kälte ich mich selbst verloren, ein fremder Geist ist über mich gekommen, ich ersehne, denke und empfinde nichts mehr al» Sie, Snena l Mit höherer Gewalt, der ich mich willenlos beugen muß, zieht und führt es mich zu Ihnen, sei es in den Himmel, sei eS in die Hölle einer hoffnungslosen Leidenschaft." Durch Serenas zarte Gestalt fuhr ein leises Zittern, sie erblaßte und gewann eS doch nicht über sich, den Platz am Fenster zu verlassen, wo sie Worte gehört, die sie, als die Braut eines andern Mannes, nicht mehr hören durfte. Auch ihr war es wie ein Traum; da- wa» Alvaro gesagt, erweckte in ihrem reinen Innern ein wunderbar süße- Echo. Sie hatte noch nie bi» dahin in ihrem ereignislosen Leben einen vornehmen Herrn wie Alvaro gesehen, mit so zartem, liebenswürdigem Benehmen, so schönem Äußern und einschmeichelnder Sprache; vom ersten Augenblick seiner ^nchtniung vor ihr hatte auch sie den unwidersteh lichen Zauber empfunden, der von feiner Persönlich keit auszugehen schien, und seit jenen Minuten war Willen Sie mit irgend einem raschen Wort verletzen sollte, halten Sie nur das Eine fest, daß eS mein glühendster Wunsch ist, Ihr Vertrauen zu erwerben, wie man es einem Bruder oder älterem Verwandten schenken würde!" Hingerissen von der Innigkeit seiner Überzeugung, hatte er unwillkürlich in leidenschaftlicherem Tone ge sprochen, während ein glühender Blick ans seinen dunkeln Augen ihr Antlitz traf. Serena lächelte wehmütig. „Ich kann meinem Schicksal nicht entrinnen, ich muß, ich muß. Nur der Tod könnte mich erlösen, aber sterben möchte ich noch nicht, — so jung! Doch, wie kommt es", fuhr sie sott, und eine große Thräne wurde an der schwarzen Wimper sichtbar, „daß Sie solches Interesse an mir nehmen, da ich Ihnen doch ganz fremd bin und Sie mich kaum kennen?" „Ich weiß selbst nicht wie es zugegangen", entgeg- ntte Alvaro, „es war von vornherein wie ein Ver hängnis. Auf meinem Wege nach Billa Nova mußte ich mich am Abend im Urwald verirren und hierher gelangen, gnade als ob die Vorsehung selbst meine Schritte gelenkt hätte." ,Lch sah Sie, Dona Snena, so iung und sym pathisch, krank, leidend, was mehr jedoch, auch unglück lich. Ich glaube, nein, ich weiß es jetzt, jene einzige Stunde wirkte entscheidend für mein Leben, ich er- wachte wie zu einem neuen Dasein, von nie geahnte» seligen Hoffnungen erfüllt! Aber nur wenige Stunden wähtte dieses unnennbare Glück, denn schon am näch sten Morgen teilte mir Ihr Vater mit, — er habe Sie einem andern verlobt." Serena zuckle von Schrecken ergriffen zusammen. Reiche in Aussicht genommenen Steuervorlagen hoffentlich auch die Beseitigung deS Defizits in Preußen mit herbeiführen würden, Beranlaffung zu einer längeren Debatte über die Finanzlage im Reiche und ia Preußen, über dre Ziele der Steuerreform und insbesondere auch über die sogenannte I«r Kueae, deren Beseitigung von dem Abg. vr. Wehr al» notwendig befürwortet wurde. Ja dieser Beziehung blieb indrß der Redner, der wie sein FraktioaS- genoffe, Abg. Frhr. v. Zedlitz-Neukirch, später konstatierte, nur im eigenen Namen gesprochen hatte, allein, denn sowohl die übrigen Redner, wie auch der Finanzminister vr. v. Scholz traten ihm entgegen. Und selbst der Abg Vr. Meyer-Breslau glaubte in der lei Kaeo« nur einen der Fehler in der neueren Finanzwirtschast überhaupt erblicken zu müssen und aus deren Beseitigung ein besondere» Gewicht nicht legen zu sollen. Darauf passiette d«r Gesetzentwuf über das Berg werkseigentum in den ehemals großherzyglich und landgräflich hessischen Gebietsteilen der Provinz Hessen-Nassau die erste und zweite Lesung; derselbe wurde nach den Beschlüssen des Herrenhauses an genommen. Der vom Abg. Lassen gestellte Antrag, betr. die Entschädigung der im Kreise Sonderburg im Jahre 1864 entstandenen, noch nicht gezahlten Kriegs- schäden wurde von dem Anttagsteller eingehend em pfohlen. Der Vertreter der Regierung trat dem Anttage entgegen, wer! für denselben, wie schon bei früheren Gelegenheiten darge- than, weder gesetzliche noch Billigkeitsgründ« sprächen, während Abg. Jürgensen den Anttag unterstützte, im übrigen aber dem Anttagsteller anheimgab, aus seine Wähler dahin einzu- wirken, sich nunmehr den bestehenden Verhältnissen zu fügen. Darauf wurde, nachdem zuvor der Anttag auf Verweisung in die Budgetkommijsion verworfen war, der Anttag selbst ebenfalls abgelehnt. — Eine Pe titton von ehemals schleswig-holsteinischen Offizieren und Hinterbliebenen von solchen wegen Nachzahlung von Pensionen wurde der Staatsregierung zur Er wägung überwiesen. — ES kamen dann noch münd liche Kommissionsberichte über Petitionen zur Ver handlung, die im wesentlichen lokaler oder privater Natur waren. In Posen wurde gestern die Konsekration des Weihbischofs I)r. Lykowski durch den Erzbischof vr. Dinder vollzogen unter Assistenz des Kulmer Bischofs Redner und des Breslauer Weihbischofs Gleich. Der Oberpräsident Graf v. Zedlitz und der Oberregierungs- rat Perkuhn erschienen al- Vertreter der Königl. Re gierung. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Je mehr die Berufsgenossenschaften dazu übergehen, von dem ihnen durch da- Unfallversicherungsgesetz ver liehenen Rechte des Erlasses von UnfallverhütungS- vorschristen und der Anstellung von Beauftragten zur Überwachung und Kontrolle der Betriebe Gebrauch zu machen, um so notwendiger erscheint es, die bereits im Gesetze vorgesehene Verbindung zwischen den berufsgenossenschaftlichen Überwachungsorg a- nen und den Organen der Staatsaufsicht einer seits und den von beiden zu treffenden Maßregeln andererseits sicher zu stellen. Das Reichsversicherungs- amt hat daher zunächst die Vorstände der Beruf»« aenossenschaften erfucht, den staatlichen FabrikaufsichtS- beamten die betreffenden UnfallverhütungSvorschristen mitzuteilen, da, wie in den Jahresberichten der Fabrik- injpcktoren hervorgehoben wird, es möglichst zu ver meiden ist, daß diese Beamten bei Ausübung ihrer Thätigkeit den berufsgenossenschaftlichen Vorschriften widerjprechende Anordnungen treffen. Ferner bringt da- Reichsversicherungsamt in Vorschlag, diese Vor schriften, deren Veröffentlichung in den „Amtlichen Nachrichten deS Reichsversicherungsamts" und in den genossenschaftlichen Fachblättern doch nur eine un genügend« ist, den Ottspolizeibehörden durch Bei legung zu den betreffenden Amtsblättern zugänglich ihr erst nach und nach die ganze Größe ihres Elend-, sowie die schmachvolle Bestimmung, welche sie unlös bar an einen ungeliebten Mann fesselte, klar ge worden. „Serena, wollen Sie mir nur das Eine sagen, ob Sie mir nicht zürnen und ich hoffen darf, Sie nehmen meine Hilfe an?" „Es ist vergeblich, Senhor! Sie wissen, ein Mi- neiro würde lieber sterben, als sein Wort brechen? Mein Vater aber ist in diesem Punkte eisenhart und unerbittlich wie kein anderer." „Nun", sagte Alvaro, während heiße Glut innerer Erregung über sein gebräuntes Antlitz zog, ,F» mag etwas Starkes sein, um den Willen deS Mineiro, doch soll er in diesem Falle mit Gewalten z» kämpfen haben, die, viel heiliger und größer, den eigensinnigen Trotz eines unberechtigten Verfügen- vernichten sollen!" „Stille, um Gotteswillen, wenn jemand diese Worte Hötte! Mir ist eS wohl, als müsse ich Ihnen recht geben, aber dennoch, mein Gott! Ist es nicht Sünde, wenn ich mich dem Befehle des Vater- wider fetze?" ftagte sie angstvoll. „Nein, in dieser Sache, wo eS sich um die Zu kunft, um Glück und Unglück Ihres ganzen Leben» bandelt, ist eS keine Sünde, sich einem despotischen Machtgebot zu entziehen, welche» Sie so elend macht! Haben die Kinder geheiligte Pflichten gegen die Eltern, so ist eS auch an diesen, die Rechte der er wachsenen Söhne und Töchter, besonders in den Momenten großer Entscheidungen, gewissermaßen zu ehren" (Fottfetzima f-l-t.)
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