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Dresdner Journal : 25.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-25
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 25.05.1887
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von »ach: 7.» — 7.x. — 1.11, 8 «, in) ^x, - »örlitz X, II X 7, 9 xj 7.x, ad (kb. t«L — X, 9,1«. , » I», 8 lZwalde, Freiberg o, II io Brotzen- >, i l .x, lauchau, ISL, a, », i» i» »x. - X, 9x, I», r.x, , 1S, I.« Riesa) . n^o, s, 8.x, 11. — », 8^, ', L, 4» (8, 4^» irmdorf i, 8, 8, , S.X, X, 9, Karten- l, Tha- L, k, 7, , 1I,X. . H l», !cusladl tolpen- >, 7 .x ». Dux- ILx, i, 7.x, 9. — örüan) s)- -7 au (üb 10 X, lchof»- Arl Oskar ZV 118 8e»»L»pr«i»: I.«^x.9. tx8«U.uUi. ILbrUebr.... 18 btarb. teilt?o«t- an6 4 blaeb 80 ?t. Lioxlo« > munaara: 10 kl. ^»dünül^unxaxedvbre», ?ür 6«n kaum» einer ^eipnltensn 2«ilv bleiner Ledritt 20 k?. Unter „Lin^eennät" <ti« 2eUe 80 kk. 8« Udellen- nnä 2iLo_iixt« entepr. ^ukcdln^. Lraeketnenr INEliod mit itaanntiws äer 8ann- anä keiert»^« »benä». kerneprectr -^necdlu»»: Ur. 1898. Mittwoch, den 25. Mai, abends. 1887. Dres-nerIMMl. Für die Gesarntleitong verantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Ixnnbxe v« LnbR»aiL»»T»> annMÜrt», I^tPatg: ^>. Lr«,l<ie«eix, OonunixionLe äx vexänee ^onrnni»; Nxadm» - I«rUn-Vix - Letpetg laxl-Ireeln» rrnnd^Nrt ». N.: üaaxnX«»« <9 t'o-iee, 8«rUL-Vtx-L»»d»i,- er»U-L«tp»tU rr»n818rt a. U.-N2»«8«»: Lxt. »tox«, kart» Lonäen -aerlln -rrnnttart «. L. - Atnttgart: O«x8« <9 6o., »erlln: Stritt,. S. ü9SÜ«r, ^'ack/ ^ee,- Sxnerer: v. LÄUxtx,- Lalle «. ».: T Laeci 4t 6o. Nernnageder r N0nvl. Lnpeäition ä« Drexinee ^onrnnla, vreelien, LHrinzeretr. Ho. »0. kernepreda-^tneellox: 8r. 1898. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Wundarzte Meyer zu Bautzen das Ritter kreuz 2. Elasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrnchLen. Vari-, 25. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Barbour, Kerry und der Kührer der Rechten Ba- roa Mackau statteten gestern Gr^vy einen Besuch ad «nd »iesen ans die Unzuträalichkeiten hin, welche die Berufung KloquetS hinsichtlich der aus- Bärtigen Beziehungen Haden würde; ihr Patrio- tisvus lege ihnen und ihren Kreunden die Pflicht auf, dagegen zu protestieren. Dresden, 25. Mai. Die Erklärungen des ungarischen Ministers v. Tisza im Abgeordnetenhause zu Buda-Pest. Seit langem haben keine diplomatischen Enthül lungen so großes Aufsehen erregt, wie die in der Sitzung des ungarischen Abgeordnetenhauses vom 22. Mai durch den vorsichtigen Minister v. TiSza abgegebenen Erklärungen. Diese Auslassungen waren eine völlige Bestätigung der Darstellungen der „Nordd. Allg. Ztg.". Rußland gab die Zustimmung zur Be setzung Bosniens und der Herzegowina und war also an dieser Maßregel unmittelbar und mittelbar mit beteiligt. ,Hr. v. TiSza", schreibt man der „Neuen Preußischen Zeitung" aus Wien, „hat den Schleier vollständig gelüstet, vollständiger, als eS zur Zeit, wo sich die Ereignisse auf der Balkanhalbinsel selbst ab- spielten, möglich gewesen. Doch ersteht man, wenn man die gegenwärtigen Mitteilungen mit den da maligen vergleicht, daß auch damals mit den Absichten Österreichs nicht hinter dem Berge gehalten worden, woraus eS sich auch erklärt, daß die Enthüllungen der „Nordd. Allg. Ztg", die allerdings lediglich an die Adresse der russischen Presse gerichtet waren, in Öster reich-Ungarn von Anbeginn an gar nicht als eigent liche Enthüllungen aufgefaßt worden. Durch die Er klärungen des Hrn. v. Tisza wird auch die geschei terte Mission des Generals Sumarakoff, die mehr oder weniger direkt auf die von Österreich abgelehnte Teilung der Baltanhalbinsel abzielte, und die That- sache in Erinnerung gebracht, daß Rußland nicht bloß der Occupation Bosniens und der Herzegowina freiwillig zustimmte, sondern noch mehr anbot. Da aber Österreich auf jene Anerbietungen nicht eingegangen, was seine Stellung in Bosnien und der Herzegowina anbelangt, diese aber auf dem Ber liner Kongresse festgestellt und durch den Berliner Vertrag gewährleistet worden, so kann der Umstand, daß Rußland auf der Balkanhalbinsel dasjenige, was eS mit seiner Orientaktion anstrebte, zum großen Teile nicht erreicht hat, in keinerlei Beziehung zu der Stel lung Österreich-Ungarns in Bosnien gebracht werden. Denn Österreich-Ungarn steht auf dem Boden des Vertrage-, und seine Stellung kann dadurch nicht be rührt werden, daß manche russische Unternehmungen wegen verfehlter Mittel und Wege ohne den erwar teten Erfolg geblieben sind. Es begreift sich, daß die Hinweise des Hrn. v. Tisza auf die Stellung, in welcher Österreich aus den Orientwirren hervorgegan- gen, zu einer günstigen Aufnahme seiner Darlegungen führen und jene zum Schweigen bringen mußten, die sich noch immer als Gegner der bosnischen Occupation gerieren und hierdurch vielleicht unfreiwillig in eine " --- Meinungsgenossenschast mit der panslawistischen Presse geraten." Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt zu den Mel dungen über die Verhandlungen des ungarischen Ab geordnetenhauses in bettest der österreichischen Po litik in der Zeit vor dem russisch-türkischen Kriege folgender. „Diese Berichte enthalten eine neue Be stätigung dessen, was wir seit Wochen der Katkofstchen Presse gegenüber vertreten haben. In seiner Antwort auf die Ausführungen des Antragstellers hob der Ministerpräsident Tisza hervor, daß auf dem Berliner Kongreß der russische Delegierte den englischen An ttag, Österreich-Ungarn das Mandat zur Occupation Bosniens und der Herzegowina zu übertragen, „auch mündlich unterstützt habe". Diese Thatsache steht aktenmäßig fest. Nach dem Protokoll über die 8. Sitzung des Berliner Kongresses vom 28. Juni l878 äußerte sich Fürst Gortschakoff über den erwähnten englischen Antrag wie folgt: Rußland sei bei dieser Frage unbeteiligt; die vom Grafen Andrassy ent wickelten Gesichtspunkte, der von Deutschland, Frank reich und Italien unterstützte Vorschlag des Lord- Salisbury und die so klaren Erläuterungen de- Lord» Beaconsfield bezeugten ihm aber die Wirksamkeit der für das friedliche Ziel, welches der Kongreß ansttebe, vorbereiteten Resolution. In Wirklichkeit handle es sich darum, die christlichen Bevölkerungen vor hundert jährigen Mißbräuchen zu schützen; der englische An trag falle mit den allgemeinen Gesichtspunkten Ruß- lanvS zusammen und er gebe demselben seine voll ständige Billigung. Was die Bemerkung Karatheo- dory Paschas angeht, welcher den letzten Aufstand fremden Einflüssen zuschreibt, so kann Se. Durchlaucht derselben nicht beipfllchten; die Unruhen sind durch den Zustand der Dinge in den Provinzen Bosnien und Herzegowina veranlaßt worden, und nur durch radikale Abänderungen kann man deren Wiederkehr verhindern." Unter den großen Wiener Blättern widmet die „Neue freie Presse" der von dem Minister v. Tisza auf die Anfrage Jranyis erteilten Antwort eine längere Betrachtung. Nach ihr wäre es ebenio leicht gewesen von dem Berliner Kongresse die Zustimmung zu einer sofortigen Einverleibung, wie zu einer Besetzung zu erlangen. Allein Graf Andrassy, dem die in der Hei mat vorhandene Abneigung gegen die Besetzung Bos niens und der Herzegowina genau bekannt war, „wollte die erregte Stimmung nicht noch durch staatsrechtliche Streitigkeiten vergiften und die Lösung derselben für eine Zeit aufsparen, in der man sich in den Besitz dieser Provinzen gefunden haben und genau werde ab wägen können, in welcher Art dieselben dem Rahmen der beiden Staaten der Monarchie einzufügen wären. Schon damals vertrat Graf Andrassy den Stand punkt, den er offenbar auch heute noch festhält, daß die Frage der Annexion keine europäische sei, sondern aus Kourtoisie nur zwischen der Pforte und Österreich- Ungarn zu regeln sein werde. Unwillkürlich drängt sich hier die §rage auf: Und die Konvention mit der Pforte, welche die Souveränetät des Sultans an erkennt? Auch darauf erteilte Graf Adrassy m früheren Jahren stets die Antwort, daß diese Anerkennung der Souveränetät lediglich ein Akt der Höflichkeit, eine Begütigung der muselmanischen Bevölkerung gewesen sei, aber jeder materiellen Bedeutung entbehre, 3'x »vis, reste, dies ist seiner Auffassung nach das Wesen und der Inhalt des Lkkupationsmandats... Während einer hier stattgehabten Session der Delegationen richtete der verstorbene l)r Giskra eine Interpellation an den Grafen Andrassy über die Tauer der Occupation. Damals erzählte man in den politischen Kreisen eine Anekdote, die der ehemalige Minister des Äußern dem Inter pellanten im Privatgespräche mitteilte. „Auf einer meiner Reisen" — sagte Graf Andrassy — „fand ich Feuillkton. Im Urwald. UnflUiamsche Erzählung von B Riedel-Ahren». (Fortfe-ung.) Eenhor Bizente zuckle die Achseln und wandte sich ab. ,Hier ist etwa- geschehen", sagte er zu Martinos in bestimmtem Tone. „Senhor, Ihre Tochter liebt einen andern; hat sie während meiner Abwesenheit die Bekanntschaft eine- Mannes gemacht?" Martinos trat jetzt vor, er schüttelte mit finsterer Miene abwehrend da- Haupt. „Wenn sie wirklich jemand gesehen hätte, so käme das nicht im mindesten in Bettacht, Serena!" luhr er mit unheilverkündender Stimme gegen seine Tochter fort, „bewillkommne Deinen Verlobten, wie es sich gebührt! Mag auch die Sittsamkeit und Zurückhaltung einer Braut wohl anstehen, hier ist sie übertrieben, verstehst Du mich?" „Geduld", sagte Vizente besänftigend, „ich habe Ihr Wort, da- weiß Serena, sie wird sich demnach an den Gedanken gewöhnen, die Meine zu werden; sie ist jedenfalls zu verständig, ihrer Pflicht nicht nachzu kommen." Bizente ließ bei diesen Worten den Blick voll ver zehrenden Feuer- auf den zarten Formen des schlan ken Körper- seiner Verlobten ruhen. Sie sah eS, kaltes Entsetzen durchrieselte ihre Glieder, dann warf sie plötzlich da- Haupt zurück, während aus ihren A.^en eine namenlose Angst sprach. „Senhor!" rief sie im ParoxiSmus leidenschaftlicher Bewegung, „haben Sie Erbarmen mit mir! Ich bin kein Tier, das sich bezwingen läßt mit den Mitteln brutaler Gewalt, ich bin ein Weib, ich bin frei und dulde nicht, daß man mich wie eine Sklavin verkauft! Will denn niemand mich von diesem furchtbaren Elend befreien, nun so will ich e- selbst thun, ich mache in dem Fluß meinem Leben ein Ende!" Sie war im Begriff, aus dem Zimmer zu stürzen, als ihr Peiniger sie mit starker Hand am Gewand ergriff und zurückhielt. Im selben Augenblicke ruhte Martinos eiserne Faust aus ihren Schultern. „Unglückselige," schrie er, „Du wagst eS wirklich, mir den Gehorsam zu kündigen, Du Ehrvergessene, Du Seine Stimme schlug über, die innerlich kochende Wut zeigte sich im Schaume vor den Lippen. Seiner nicht mehr mächtig, packte er sie in rasen dem Ungestüm und hielt sie mit starken Armen hoch empor, m der Absicht, die Wehrlose auf den Boden zu schleudern. In diesem entscheidenden Momente fühlte er plötz lich seine Oberarme rücklings von zwei kleinen, ner vigen Händen gepackt, deren Nägel sich fest in sein Fleisch krallten. Mil einem SchmerzenSruf wandte er sich um und ließ Serena auf den Boden gleiten. Manila hatte, draußen durch die Thürspalte blickend, der ganzen Scene beigewohnt. Sobald sie bemerkte, daß Martinos Aufmerksamkeit sich auf sie lenkte, kam eine ungewöhnlich« Erregung über die kleine Gestalt. Mit bezeichnenden Gesten und Lauten, die ihm vollkommen verständlich waren, gab sie zu verstehe«, eine Ritterburg. Auf dem Portale derselben sah man au- Stein gehauen in der einen Ecke einen Schlüssel, in der andern eine Hand. Eine die beiden Embleme verbindende Inschrift aber besagte: Wenn diese Hand mit diesem Schlüssel dieses Portal öffnen wird, wird der Feind Einlaß finden in diese Burg. DaS ist meine Ansicht von der Dauer der Occupation . . ." Da nun Graf Andrassy selbst parlamentarischen Kreisen diese Auffassung nicht verhehlte, so bedarf es wohl keines weiteren Beweises, was von den Mitteilungen englischer Blätter zu halten sei, daß er gefallen wäre, weil er nur ein OccupationS- mandat vom Kongresse heimgebracht. In den Kreisen seiner Freunde wird in dieser Beziehung auch auf das Analogon der Besitzergreifung von der Insel Ada- Kaleh unterhalb Orsowa verwiesen. Österreich-Ungarn occupierte dieses kleine Eiland an der untern Donau nach einem kurzen Notenwechsel mit der Pforte, welche diesen für sie wertlosen Besitz gern und am liebsten unserer Monarchie preisgab. In diesem Notenwechsel wurde dem Sultan gleichfalls bis zu einer gewissen Grenze eine gewisse Courtoisie, die an Reste der Souveränetät erinnert, zugestanden, indem den tür kischen Bewohnern der Insel ein tägliches Gebet für den Sultan als Khalifen und außerdem gestattet wird, an hohen Feiertagen die Fahne des Khalifen aufzuhisien. Niemandem fällt es ein, der Monarchie diesen Besitz streitig zu machen, der einmal trotz seiner sonstigen Bedeutungslosigkeit doch schon politischen Effekt machte. Als im vorigen Jahre einer der ungezählten Grenz konflikte mit Rumänien in der Schwebe war und eine Dorobanzenschaar auf ungarischem Gebiete erschien, da ließ der im Auftrage der gemeinsamen Regierung aus Temesvar herbeigeeilte, mit den strengsten Instruktionen für den äußersten Fall ausgestattete Corpskommandeur Graf Degenfeld-Schonburg auf diesem Eilande die Uchatiusgeschütze auffahren, weil sich die Insel als der geeignetste Punkt zur Verteidigung des Grenzdistriktes erwies. Welche- immer auch die Vorgeschichte der Okkupation gewesen sein mag, heute ist der Boden Bosnien- und der Herzegowina mit dem Blute un serer Landessöhne gedüngt, sind diese Länder mit dem Ertrage unserer Arbeit kulturell gehoben worden, und die Fackeleien der panslawistischen Presse könnten da her höchstens den Effekt erzielen, daß das öffentliche Bewußtsein in unserer Monarchie sich für den Besitz der beiden Provinzen gar noch zu erwärmen ver möchte." Lagesgelchichtk. si Großenhain, 25. Mai. Zur Vorfeier des heutigen Geburtstages Sr. Kömgl. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Herzogs zu Lachsen, hatte das Offizierskorps gestern eine Festlichkeit, der auch zahl reiche Gäste des Zivilstandes beiwohnten, im Lsfi- zierskasino veranstaltet, während welcher nach einge- tretener Dunkelheit Sr. König!. Hoheit durch den Ge sangverein „Liedertafel", der unter dem Scheine von Lampions auszog, eine Serenade dargebracht wurde. Nachdem „Gott grüße Dich" von Fr. Abt, „Das treue deutsche Herz" von Julius Otto und „Abend wird es wieder" von Ferd Adam vorgetragen worden war, ließ sich Se. Königl. Hoheit durch den Bürger meister Herrmann den Leiter des Gesanges, Kantor Lösche, sowie die Vereinsvorsteher Seilermeister Herr mann Jahn und Kassierer Richard Mann vorstellen und sprach den Tank für die dargebrachte Ovation aus. Am heutigen Geburtstage prangten die öffent lichen und zahlreiche Privatgebäude der Stadt im Flaggenschmuck und am Vormittag nahm Se. Königl Hoheit die durch den Bürgermeister Herrmann und Stadtverordnetenvorsteher Rechtsanwalt Keyßelitz namens der Stadtgemeindeverttetung dargebrachte Be glückwünschung entgegen. daß sie eine wichtige Mitteilung zu machen habe; dann deutete Manila auf Serena, diese sei ganz unschuldig, an dem was geschehen, die Arme habe sich dessen nicht erwehren können; aber der fremde Doktor habe es ihr angethan mit seinen Feuerblicken und dem Trank, den er ihr eivgefiößt. Sie führte Martinos und Vizente nach dem Platz hinter Serenas Fenster, und gab kund, wie sie eS gewesen, welche die arme Herrin ge warnt habe. Oben in der Krone des dichten Manga- baumeS hatte Nanika regungslos gesessen und dem verräterischen Treiben des jungen Arztes zugeschaut, bis sie eS nicht Unterlasten konnte, jenen eigentümlichen Warnung-ruf auszustoßen, der die beiden Liebenden erschreckte. Sie bemühte sich, mit aller ihr zu Gebote stehenden Beredtsamkeit in Lauten und Zeichen, ihren Abscheu gegen Alvaro darzulegen, der wie ein böser Engel Unheil in das Haus getragen, während Serena nur zu beklagen sei. Nach Nanikas beschränkter Ein sicht mußte mit der Entfernung oder dem Untergange des jungen Arztes auch der alte Friede wieder in das Haus einkehren. Wieder im Eßzimmer angekommen, sank Martinos, wie überwältigt von der Größe seiner Schande, stumm und lautlos in einen Stuhl. „Ich hätte es ahnen sollen", brachte er nach länge rer Pause mit heiserer Stimme hervor, „er, zu dem ich solche» Vertrauen hatte, mein Gast, mein Freund, — da- ist zu hart! Nun ist sein Los ihm sicher, und Du, Vizente, Dir gehört Serena doch, wenn — wenn Du sie jetzt noch willst!" Ein laute» Stöhnen rang sich nach diesen Dorten au» seiner Brust, und aufschluchzend bedeckte er da» Gesicht mit beiden Häaden. * Dre-dkN, 25. Mai. Se. Kaiser!. Hoheit der Groß- Herzog Ferdinand von To»cana passirte heute um 3 Uhr früh au» Wien kommend nach Berlin hier durch. Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin Elisabeth von Oldenburg ist zum Bewch auf den Albrechtsschlössern hier elngetroffen. Ihre erlauchte Schwester, die Frau Prinzessin Marie von Sachsen- Altenburg, Höchstwelche Sich kürzlich nach dem Haag begeben, wird am Donnerstag, 26. d. Mts. zurück- erwartet. — Die Großherzogl. oldenburgischen Herr schaften werden Sich nach einem nahezu 3 wöchigen Aufenthalt am Donnerstag abend über Eger nach Marienbad begeben. * Dresden, 25. Mai. Se. Excellenz der Hr. Staat-- Minister v. Nostitz-Wallwitz hat sich heute zur Be sichtigung der Wasserschäden in der südlichen Lausitz nach Zittau begeben. * Dresden, 25. Mai. Heute in früher Morgen stunde ist das bei dem Schwurgericht zu Plauen am 2d. März d. I. gegen den Dienstknecht Johann Bar tholomäus Höhn genannt Turwanisch aus Reuensorg in Bayern wegen Mordes und Raube» ergangene Todesurteil hier mittelst Fallschwerles vollstreckt worden. * Berlin, 24. Mai. Se. Majestät der Kaiser hörte heute vormittag zunächst die Vorträge des Ober- Hof- und Hausmarschalls Grafen Perponchcr, de» Polizeipräsidenten Frhrn. v. Richthofen und ließ darauf durch den Kriegsminister, Generallieutenant Bronsart v. Schellendorff, auf dem inneren Hofe de- Königl. Palais sich mehrere neu konstruierte Train wagen der Infanterie vorstellen. Gegen 11 Uhr be gab sich der Kaiser, begleitet vom Generaladjutanten Generallieutenant Fürsten Anton Radziwill, nach dem Kreuzberge und besichtigte daselbst im Beisein de» Prinzen Albrecht von Württemberg, der Großherzogin von Baden, der Prinzessin von Sachsen-Meiningen, des Prinzen und der Prinzessin Friedrich von Hohen- zollern rc. und einer zahlreichen Generalität, der Mili tärbevollmächtigten rc., die 2. Gardeinfanteriebrigade, be stehend aus dem 2. und dem 4. Garderegiment z. F. und dem Gardefüsilicrregiment unter Befehl de» Generalmajors v. Kaltenborn-Stachau. Nach dem Schluß der Exerzitien nahm der Kaiser auf dem Exerzierplätze militärische Meldungen entgegen und kehrte dann nach dem Königl. PalaiS zurück. Den hiesigen Blättern geht folgende Mitteilung zu: Durch die Zeitungen laufen verschiedene Gerüchte über das Befinden Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit des Kronprinzen, weiche viel Unwahres mit einigem Wahren enthalten. Richtig ist, daß der Kronprinz an einer starken anhaltenden Heiserkeit leidet; richtig ist auch, daß die ärztliche Untersuchung das Vorhan densein einer Wucherung ergeben; dagegen ist eS nicht zutreffend, wenn mitgeteilt wird, daß diese Wucherung einen bösartigen Charakter trage, oder daß sie durch Operation entfernt worden sei Es hat vielmehr die auf Grund gemeinsamer Untersuchung stattgehabte Beratung ärztlicher Autoritäten an welcher die Pro fessoren Bergmann und Gerhardt, sowie Leibarzt Wegner und ein englischer Spezialist vr Morell Mackenzie Teil genommen haben, dahin entschieden, daß die im Halse konstatierten wucherischen Bildungen bösartiger Natur nicht seien und daher von einem operativen Eingriffe abgesehen werden könne. Ter „Reichsanz." meldet die Abberufung des bis herigen Gesandten in Madrid, wirkt. Geh Rats Grafen zu Solms-Sonnewalde behufs anderweiter dienst licher Verwendung. Die „Köln. Volksztg." erhält die Nachricht aus Rom, daß die Breslauer Bischofsfrage binnen 14 Tagen erledigt sein wird. Höchst wahrscheinlich sei Bischof vr. Kopp der erwählte neue Fürstbischof, ob- Vizente trat heran und legte die Hand auf Mar tinos Schulter. „Mut, mein Vater! Über diesen Punkt sprechen wir zu anderer Zeit ein weitere». Jetzt heißt e» handeln! Die Beleidigung trifft mich aus erster Hand, meine Sache ist es, sie zu rächen. Ich gehe und werde den Burschen treffen, mag er seine Rech nung abschließen mit dieser Welt." „Recht so, Vizente; es läßt mir keine Ruhe, so lange ich diesen verräterischen Schurken noch lebendig weiß. Der Schlag traf mich zu fürchterlich. Also doch! Mir war es immer, als ob mich eine innere Stimme warnte, aber konnte ich mir denken, daß un sere Sonne einen so erbärmlichen Hallunken beschiene? Nein, nein, wir sind zu einfach, zu treu und ehrlich gegenüber dem glatten, schlangenarttgen Wesen der zivilisierten Banditen! Pfui über diese schmutzige Brut der Hölle, die mit dem Pesthauch ihrer schwarzen Seelen unsern Frieden schamlos vergiftet! Töte ihn, Vizente, töte ihn; so lange dieser Mensch noch atmet, droht die Schande mich zu ersticken." „Ich gehe," sagte Vizente düster, „wenn Du mich wiedersiehst, ist es geschehen." Er ging hinaus, ließ sich ein Pferd satteln, und fragte den in der Nähe arbeitenden Neger, wohin Al varo geritten sei Als ihm dieser die Richtung be- zeichnete, schlug er dieselbe, ohne weiter ein Wort zu verlieren, ein. VI. Die ersten Schatten des nahenden Abends senkten sich im Unoalde herab, die Natur bereitete sich vor zum erquickenden Schlummer der ernsten Nacht Die letzten gluttoten Strahlen der untergehenden Sonu«
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