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Dresdner Journal : 23.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-23
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1887
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N«r»a»x«d»r» Lünisl- Lrp«iitioi> äs« Vrssäv« ^oiirLoI», vr«äsn, Lvio^sritr. Uo «0 ksrL»prvvh-AL»olü««: Ur. ISSÜ. Amtlicher Leit. DreSde», 23. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Generalmajor und Kommandeur des Kadetten-KorpS von Bülow, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit der gesetz- lichen Pension und der Erlaubniß »um Forttragen der Generalsuniform mit den vorgeschriedenen Ab zeichen, zur Disposition zu stellen und demselben daS Komthurkreuz 1. Klasse des Albrechts-Orden zu ver leihen. Nichtamtlicher Leit. Geographische Wachrichten. Buda-Pest, 23. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) I» Eüduugarn richteten die ausgetretenen Flüsse große Verheerungen an. Da« Hochwasser steigt noch. Großwardein ist zum Lell überschwemmt. Pari«, 22. Mai. (W. T. BA Einer der „Ageuce Hava«" zugegangenen Mitteilung zu folge hatte Rouvier, wenn er auch die Aufgabe zur Bildung eine« neuen Kabinetts ablehute, doch auf Ansuchen Gr^vyS eS übernommen, die Elemente für ein solche- zu suchen. Derselbe be suchte am Abend den Präsidenten und machte dem- selbe« Mitteilung von den Unterredungen, welche er mit hervorragenden politischen Persönlichkeiten gehabt hatte und wonach eS möglich wäre, ein Kabinett zu bilden, in welchem die republikanischen Kräfte unter der Leitung eines politischen ManneS konzentriert wären, welcher bereits einmal den Vorsitz in einem Kabinett dieser Art ivnegehabt. Präsident Gr^vy sprach Rouvier seinen Dank anS und erklärte, er werde mit sich zu R<^ gehen, um die Lösung der Krise zu beschleunigen? Pari«, 23. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei der gestrigen Wahl eines Deputierten im Srinedepartement wurde Mesureur (radikal) mit 22V00V Stimmen gewählt; 385V1 Stimmzettel trvgen den Ramen Boulangers, obgleich derselbe »icht kandidierte. Den Morgenblätterv zufolge wird GrSvy heute Floquet zu sich berufen. MoaS, 23. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern wurde eine Dynamitpatrone in daS Erd geschoß deS Hotel de Commeree in Lalouvidre geschlendert. Ein Oberstlievtrnant und ein Arzt wnrden verwundet, der Schaden ist beträchtlich. 3 Männer bedrohten die Schildwache beim Tele- phonbureau, die Schildwache feuerte und tötete einen der Angreifer. MonS, 23. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zm Boriuage ist der Streik jetzt allgemein. Gegen 13000 Arbeiter streiken. Konstantinopel, 23. Mai. (Tel. d Dresdn. Journ.) Nach einer Meldung deS Reuterschen BureauS ist die Konvention zwischen England und der Türkei betreffs Ägypten« am 22. Mai hier unterzeichnet worden. Dresden, 23. Mai. Zur französischen Kabinettskrisis. Die Vorgänge in Paris sind in Rücksicht auf unsere Beziehungen zu Frankreich von großer Bedeut ung. Hierdurch erklärt sich auch die rege Teilnahme, mit welcher die deutsche und deutsch-österreichische Presse den Verlauf der fett dem Rücktritt deS Ministeriums Goblet stattgehabten Ereignisse verfolgt. Es kann uns nicht gleichgiltig sein, wer an der Spitze des franzö sischen Ministeriums steht. Von Clemenceau weiß , . Lagcsgeschichtk. * Berlin, 22. Mai. Se. Majestät der Kaiser begab sich heute Nachmittag mit Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin von Baden von hier nach Pots dam, um daselbst mit den Königl. Prinzen und Prin zessinnen an der Familientafel beim Prinzen und der Prinzessin Wilhelm Teil zu nehmen. Nach Auf hebung der Tafel kehrt Se. Majestät der Kaiser mit der Großherzogin wieder zurück. Morgen beabsichtigt Se. Majestät sich zur Truppenbesichtigung nach Potsdam zu begeben. Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz nahm am Freitag den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten Bismarck entgegen. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird auf einige Zeit nach Friedrichsruhe übersiedeln, nachdem der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Graf Bismarck, der sich z. Z. in Dublin befindet, zurückgekehrt sein wird. — Die Rückkehr des letzteren wird morgen oder übermorgen erwartet Staatssekretär i)r. v. Stephan hat sich zum Kur gebrauch nach Karlsbad begeben. Am 20. d. M. hielt der Bundesrat eine Plenar sitzung ab. Dem Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung des Zuckers, dem Gesetzentwurf wetzen Ergänzung des Gesetzes, be treffend die Postdampsjchisfverbmdungen mit überseeischen Län- man z B, daß er geeignet wäre, sich zum Träger des Revanchegedankens zu machen. Zunächst kommt er allerdings nicht in Bettacht. Nachdem Freycinet die Kabinettsbildung ablehnte, hat Präsident Grovy dem Vorsitzenden der Budgetkommission, Rouvier, die Bildung bez. einen Sitz in dem neuen Ministerium übertragen. Gestern wollte Rouvier dem Präsidenten daS Ergebnis seiner Bemühungen mitteilen. Die Schwierigkeit für ihn liegt darin, daß er sich der Un terstützung der Opportunisten und auch der Radikalen versichert halten muß. Dieses ist eine Aufgabe, deren Lösung der Quadratur des Zirkels ungefähr gleich kommt. Clemenceau soll Freycinet beispielsweise ge sagt haben, wenn er sich nicht zu radikalen Umgestalt ungen verstehe, werde die äußerste Linke ihn unerbitt lich bekämpfen, während dagegen Ferry ihm erklärte, die Zustimmung der Gambettisten fei nur um den Preis des vollständigen Ausschlusses der Radikalen aus dem neuzubildenden Kabinett, in erster Linie Boulangers, zu erlangen. Daß diese freundlichen Aus sichten Freycinet bestimmten, auf die Bildung deS Kabinetts zu verzichten, wird Niemand überraschen. General Boulanger scheint der Angelpunkt der Kabinettsbildung »u sein Ein Petitionssturm für seine Beibehaltung wird ins Leben gerufen und dem General soll von seinem Anhang eine so zu sagen unverantwort liche Stellung gesichert werden. Der „Hamburgische Korrespondent" folgert aus dieser Erscheinung, daß der Revanchegedanke die Gemüter noch in einem Maße beherrscht, daß gegen denselben nicht anzukämpfen ist. „Jedes Kabinett" sagt das Blatt, „dem General Boulanger angehört, wird daher mehr oder minder im Dienste dieses Gedankens stehen und namentlich auch im Auslande in diesem Sinne beurteilt werden. Wenn daher General Boulanger in daS neuzubildende Ministerium einttitt und so gewissermaßen daS feste Pivot in dem Wechsel der Kabinette, das einzige feste Element in der Flucht der ministeriellen Erscheinungen bildet, so erhellt daraus nicht nur, daß General Bou langer eine Macht besitzt, mit welcher man rechnen muß, sondern daß er die öffentliche Meinung in dem Maße hinter sich hat, um als unentbehrlich gelten zu können." ,.Jn dieser Hinsicht wäre es bei der Abneigung der Opportunisten gegen General Boulanger sogar noch bezeichnender, wenn er mit Ferry oder Freycinet oder mit beiden zusammen in das neue Kabinett ein träte, als wenn er in einem Ministerium Clemenceau figurierte. Wer immer aber auch als Chef deS neuen Kabinetts erscheint, so wird, wenn er sich General Boulanger zum Genossen wählt oder wählen muß, der letztere und nicht der leitende Minister das Kabinett charakterisieren, für den Geist und die Tendenz des selben bezeichnend sein. Tritt dieser Fall ein, so ist daher die Annahme ausgeschlossen, daß die kriegerische Strömung in Frankreich, deren Symptome sett Mo naten Europa beunruhigen und den ruhigen Gang des Erwerbslebens stören, auf einer vorübergehenden Erregung beruht; man wird mit derselben als einer tiefen und dauernden Strömung in der Volksseele Frankreichs rechnen und demgemäß sein eigenes Ver halten einrichten müssen. Daß alsdann die Wahr scheinlichkeit einer kriegerischen Krisi» ungemein wächst, bedarf der Erwähnung kaum. Wenn daher die Ent wickelung der Dinge in Frankreich in Berlin zunächst nur schweigend beobachtet wird, so geschieht dies in dem Bewußtsein, daß dieselbe, wenn sie sich ohne äußere Störung vollzieht, volle Klarheit über die äußere Situation und das, was sie für uns im Schoße birgt, herbeiführen wird." Ähnliche Bedenken äußert daS Wiener „Fremden blatt". Es sagt u. A.: „Ein beliebter Kunstgriff der Intransigenten, welche Boulanger in fanatischer Be geisterung zujubeln, ist der Versuch, ihren Mann als den „Schreck Preußen«", seine Feinde als die Freunde besagten , Preußen-", als die Feinde Frankreichs darzustellen. Auch heute tobt und wütet die intransi gente Presse gegen die Verwegenen, welche Frankreich seines Schwertes, daS Ministerium seiner Zierde, Preußen seines gefährlichsten Feindes berauben möch ten. Wir wissen nicht, wie hoch Graf Moltke und der preußische große Generalstab die Ge fährlichkeit dieses Zukunft- - Bonaparte veran schlagen, thatsächlich aber scheint man Frankreich neidlo» seinen Feldherrn zu gönnen, wenn man ihn auch im Interesse deS europäischen Friedens vom KnegSpvrtefeuille fern wissen möchte. Gefährlicher al« den „Preußen" erscheint Boulanger jedenfalls den wahrhaften Republikanern Frankreichs, denen sein terroristisches Treiben, sein lärmvolles Wesen, das Aufdringliche seiner reformatorischen Strebungen, seine ungeschickten politischen Provokationen längst ein Gräuel find. Der Name Boulanger in einem Kabinett genügt, um den Namen des Präsidenten zu verdunkeln, seine friedlichsten Intentionen und jede Ersparungs idee zu paralysieren; der Name Boulanger aber be deutet auch — dies sagen uns heute mit lobenswerter Klarheit die Stimmen der intransigenten Presse — den Krieg, und diesen wünschen die wahren Patrioten Frankreich», in voller Erkenntnis der Staatsinteressen, ebensowenig wie daS deutsche Nachbarreich. Es wäre verwegen, heute, wo ganz Frankreich eine Politik der Ersvarnisse verlangt, die Republik in einen Krieg zu treiben, der sie dem Untergange nahezubringcn und selbst im besten Falle kaum zu stärken vermöchte. Ge nügt nicht schon das großartige Projekt der Probe- mobilisierung eines Armedorps — ein Luxus, den sich noch kern MiUtärstaat erlaubt hat — die Rück sichtslosigkeit eines Mannes zu offenbaren, der einem Kabinett der Ersparungen aufoktroyiert werden soll?* Man sieht aus diesen wenigen Hinweisen, bei wel chen die Budgetfrage noch gar nicht in Betracht ge zogen ist, wie groß die Schwierigkeiten der Bildung eine» dauerhaften Ministeriums in Frankreich sind. Bei den gegenwärtigen Stärkeverhältnissen der Par teien hat das zukünftige Ministerium der Republik keine besseren Aussichten als seine Vorgänger. Nur eine Auflösung der Kammer vermöchte in diesen Zu ständen eine Wandlung herbeizuführen. dern, dem vom Reichstage in veränderter Fassung angenommenen Entwurf eine« Gesetze- über den ServiStarif und die Klassen einteilung der Orte und dem Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen über die gesetzlichen Feiertage, wie solcher sich nach den Be schlüssen des Lande-auSschusse- von Elsaß-Lothringen gestaltet hat, wurde zugestimmt. Bon der Übersicht der Au-prägung von ReichS-Gold- und Silbermün»en im Jahre 188« nahm die Versammlung Kenntnis und beschloß, den durch den LandeS- auSschuß von Elsaß-Lothringen abgrändertrn Entwurf eine« Gesetzes für Elsaß-Lothringen über die Errichtung öffentlicher Vorfchußkassen, den Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen über die Ernennung und Besoldung der Bürgermeister und Bei geordneten, und den Bericht der ReichSschuldentommission über die Berwaltung des Schuldenwesens des Reichs rc. den zu ständigen Ausschüssen zur Borberatung zu übergeben. Da» vom Reichstag angenommene Gesetz über die Rechtsverhältnisse der kaiserlichen Beamten in den Schutzgebieten soll zur allerhöchsten Vollziehung vorgelegt werden. Endlich wurde über die zollfreie Einfuhr von Materialien zum Bau von gemeinschaftlichen Eisen- bahngrenzstationen, sowie über die Zollbehandlung mehrerer anderer Gegenstände Beschluß gefaßt. Den Vorsitz in der Versammlung führte während des größeren Teils der Sitzung der StaatSminister, Staatssekretär des Innern v. Boetticher, nach einge- tretener Behinderung desselben der Königl bayerische Gesandte rc. Graf v. Lerchenfeld-Köfering. Der verschiedentlich bereits angekündigte, dem Bun- deSrate zugegangene Gesetzentwurf, betr. die Er nennung und Besoldung der Bürgermeister und Beigeordneten in Elsaß-Lothringen, be steht, wie die „Berl. Pol. Nachr." vernehmen, au» 5 Paragraphen. 8 1 befagt, daß die Bestimmung, wonach die Bürgermeister und Beigeordneten den Mitgliedern des Gemeinderats zu ent nehmen seien, sowie die Bestimmung, wonach die Bürgermeister und Beigeordneten vor ihrer Ernennung in der Wählerliste oder in der Rolle der vier direkten Steuern in der Gemeinde einge tragen sein müssen, ausgehoben werden. 8 2 giebt dem Mini sterium die Befugnis, anzuordnen, daß die Stellen de« Bürger meister- und der Beigeordneten einer Gemeinde mit einer ange« mtsfenen Besoldung und geeignetenfalls mit einer Entschädigung für Repräsentationskosten auSgestattet werden. Die Höhe der Dienstbezüge soll mit Genehmigung des Ministerium« durch den Bezirkspräsidenten sestgestellt werden. Nach 8» können LandeS- beamte, welche sich zur Übernahme einer besoldeten Bürger meister- oder Beigeordnetenstelle bereit erklärt haben, auch wenn sie den im Art 2 des Gesetzes bett, die Rechtsverhältnisse der Beamten und Lehrer vom 23. Dezember 1873 bezelchneten Be amtenkategorien nicht angehören, unter Bewilligung de« gesetz lichen Wartegeldes einstweilig in den Ruhestand versitzt werden und zwar die vom Kaiser angestellten Beamten durch kaiserliche Verordnung, die übrigen Beamten durch diejenige Behörde, welche die AnstellungSurkunde vollzogen hat. 8 - bestimmt, daß die Bestimmungen deS 8 so deS Besetze-, betreffend die Rechts verhältnisse der Reichsbcamten vom 31. März 1873 über den Bezug des Wartegeldes bei einer Wiederausttllung oder Be schäftigung der einstweilig in den Ruhestand versetzten Beamten im Reichs- oder Staatsdienste mit der Maßgabe Anwendung finden, daß dem Reichs oder Staatsdienste der Gemeindedienst gleich zu achten ist. 8 b bestimmt, daß die Dienstbezüge der Bürgermeister und Beigeordneten Pflichtausgaben der Gemeinden im Sinne des Artikels 30 des Gesetzes vom 18. Juli t837 über die Gemeindeverwaltung sind; dieselben sollen bei Berechnung der den Gemeinden gemäß dem Gesetze über daS UnterrichtS- wesen vom Ib. März 18S0 zu überweisenden Schulzuschüsse nicht in Anrechnung kommen. Wien, 22. Mai Der Prinzregent Luitpold von Bayern, welcher seit vorgestern in rein privaten Angelegenheiten hier weilt, ist Gegenstand der ausge suchtesten Aufmerksamkeit feiten des österreichischen Kaiserhauses. Er empfing die Besuche deS Kaiser- und sämtlicher hier weilender Erzherzöge; ihm zu Ehren fand auch ein Hofdincr statt. — Gestern be ging die Kronprinzessin Stefanie ihren 23. Geburts tag. Ter längere Aufenthalt in Abbazia hat die Prinzessin soweit gekräftigt, daß sie sich gegenwärtig sehr wohl fühlt, doch erheischt ihr Zustand noch immer einige Schonung. Es wird deshalb versichert, daß die Kronprinzessin ihren Gemahl nicht nach England begleiten wird, wohin letzterer reisen wird, um den Feierlichkeiten beim Jubiläum der Königin Viktoria beizu wohnen. — Gestern beantwortete Hr- v. TiSza im ungarischen Abgeordnetenhause die Interpellation Jra- nyi über die Vorgeschichte zur Okkupation BoS- Feuilleton K. Hostheater. — Neustadt. — Am 2l. Mai ,Ein Mann für Alle»". Posse in 5 Bildern von Iuliu» Keller und Fritz Brentano. (Zum ersten Male.) E» waren an diesem Abende die ungewöhnlich ge ringen Ansprüche de» Publikums eine für die neue Posse nicht minder kräftige Stütze, wie deren muntere Darstellung. DaS eine dieser beiden Hilfsmittel wird dem „Mann für Alles" verbleiben und er muß hoffen, ebenso stet» einen „Zuschauerkreis für Alles" zu finden Sind doch auch die Ansprüche der Verfasser dieses Stückes sehr maßvoll. Ihnen genügt ein Auditorium, welches weder auf guten Geschmack, noch auf einen lebendigen, durch echte Situationskomik und humoristische Erfindung ge hobenen Dialog Gewicht legt. Ja, die beiden Herren Verfasser ziert eine so große, allerdings jetzt nicht mehr ungewöhnliche Bescheidenheit, daß sie die Anmaßung aar nicht wagen, in ihrer Arbeit etwa mit neuen Ein fällen und eigenen Bühnenfiguren hervorzutteten, son dern sich statt dessen begnügen, längst bekannte Theater- effekte abermals zu bearbeiten. Bei diesem weisen Haushalt ihrer litterarischen Natur können sie ja noch recht viele Stücke wie „Ein Mann für Alle-" schrei- den, z. B. ganz bequem monatlich ein», macht, da sie hoffentlich gesund bleiben, in 10 Jahren 120, von denen auf jeden halben Dichter also 60 nebst den dazu gehörigen Tantiemen kommen Die Aufführung leistete, wa» bei einem Stoff wie .der vorliegende, möglich war und die Erheiterung des Publikums nicht zu kurz kommen ließ. Dieser guten Laune der Mitglieder, die besonders in der Scene auf dem Maskenball ein sehr geschicktes Zusammenspiel entwickelten, wird man auch noch verschiedene Wieder holungen dieser Posse zu danken haben. Mit der Hinzuthat harmloser Auffassung, welche den Gegenstand ein wenig seiner Niedrigkeit enthob, spielten besonders Hr. Swoboda und Frl. Guin and ihre Rollen (Schlüpfer und die heiratslustige Witwe Becker). Demnächst trat in Ton und Haltung ent schieden günstig Frl. Tullinger (Anna) hervor. Die beiden komischen Aufgaben (Pilzchen und Frau) wurden von Hrn. Schubert und Frau Wolff durch die beiden eigene Tüchtigkeit für ein Ehepaar mit Pantoffelregiment reichhaltig ausgeschmückt. O. B. Im Urwald. Brasilianische Erzählung von B Riedel-AhrenS. (Fortsetzung.) „Senhor", bemerke Vizente mit mühsam erzwunge- ner Ruhe, „fast muß ich glauben, Sie hegen Vie Ab sicht, mich zu beleidigen, obgleich ich Ihnen niemals ein Leid zugefügt I Ls widerstrebt mir, in dieser Weise über meine intimsten Angelegenheiten sprechen zu müssen! Wenn wirklich da» Bild eine» anderen vor übergehend in dem Herzen meiner Braut gewohnt hat, so wird sie denselben vergessen, wie e» ihre Schuldig keit ist! Reden wir nicht weiter davon, der Gedanke schon empört mich, den Sie in mir erweckten! Ich yasse die Empfindsamkeiten, weil ich ein Mann der Lhat bin, der seinen Weg rechtschaffen verfolgt, und dasselbe verlange ich auch von meinem einstigen Weibe!" ,Lck weiß diese guten Grundsätze in Ihnen wohl zu würoigen und in jedem anderen Falle würde ich es mir zur Ehre geschätzt haben, Sie als meinen Neffen zu begrüßen; aber so wie die Sachen liegen Senhor, ich habe Sie Hereinbitten lassen, um Ihnen einen ernsten Wunsch vorzulegen." Ein verzerrtes Lächeln hochmütiger Überlegenheit spielte um die zuckenden Lippen des jungen Mannes. „Einen Wunsch?" wiederholend er wegwerfend, „lassen Sie hören". „Nun wohl! Ehe Sie Serena zwingen, dem Be fehl deS Vater« zu gehorchen, fragen Sie sie, ob sie die Ihre werden kann und will? Antwortet Ihnen daS Mädchen Ja, so bin ich zufrieden; sagt sie hin gegen Nein, dann erwarte ich von Ihnen soviel Großmut und Ritterlichkeit, ihr die Freiheit zurück- zugeben." „Senhor", sagte der junge Mann mit vor Auf regung heiserer Stimme, „ich liebe diese- Mädchen, und eS kann bei Gott niemand von mir verlangen, freiwillig auf mein gutes Recht zu verzichten! Serena Martinos muß mein Weib werden, weil sie mir gefällt. Ich denke, damit wäre die Sache abge- than" Er griff nach seinem Strohhut, zum Zeichen, daß er zu gehen beabsichtige. Auch Ramiro war jetzt aufgestanden, er richtete seine imposante Gestalt, die um Kopfeslänge die Figur deS jungen Manner überragte, zu ihrer ganzen Höhe auf, und sein durchdringender Blick ruhte fest auf Vizente Barrosor Zügen. „Erlauben Sie noch eine Frage, Senhor! War würden Sie thun, wenn in den nächsten Tagen Ihnen vielleicht der Mann, den meine Nichte liebt, persönlich entgegenttitt? " „Senhor, Sie halten mich für feige und ehrlo» genug", rief Vizente mit wuterstickter Stimme, „nicht zu wissen, was ich da zu thun hätte? Ich würde ihn auf der Stelle ohne Bedenken niederschießen, wie er jeder andere an meiner Stelle thäte." „M das Ihr letztes Wort?" „Mein letztes." Vizente verbeugte sich zum Abschiede. Noch einen flüchtigen Gruß und er hatte das Zimmer verlassen! In der nächsten Minute hörte man den Hufschlag seines im Galopp davon eilenden Pferde-. Senhor Ramiro schloß sich in sein Zimmer ein und verbrachte mehrere Stunden in dumpfem Brüten. Endlich schienen die Wolken von seiner Stirn zu weichen, die ruhige Klarheit seiner Seele siegte über den erschütternden Kampf emeS großen und ver hängnisvollen Entschlusses. Bald darauf nahm er einen kleinen Kasten aus Ebenholz zur Hand, welcher einen fein gearbeiteten Revolver enthielt; diesen unterwarf er einer genauen Prüfung. „Im Fall der höchsten Not, wenn es geschehen muß", flüsterte Ra miro vor sich hm, als er die Waffe an ihren Platz zurück legte. * * Ungefähr zwei Stunden später stand Vizente unter den Palmen vor Martinos Hause. „Willkommen", rief ihm der Mineiro herzlich ent gegen und umarmte ihn, „welch freudige Überraschung, da wir Dich erst morgen erwarteten, Vizente! Gott
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