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Dresdner Journal : 10.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-10
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1887
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O106. l, »««U, ! 7U»rUel> 1» K»r^ 4 KO?t Lü»»«loe X<mm>«r»: 10 kt äu««r^»IK ck«, kt«iel»«, tritt?o«t- imä 8t»iop«I«»»ci>I»^ t>mm. L»t»»4txn»L»^«d»«re» r kSr 6»n Lum» einer s»«p»It«r»«v 2«ll« kleiner 8<t»ri1t SV?f. votsr äi« 2eU« kV?f. Lu imä 2iS«ril»»t» e»t»pr Xnk»«i»I»^ Lenket»«» r T-Lllel» »it Ta»»»lmi« äer 8oim- imä k«i«rt»« »keoä». ksmiprect» Ar. liSS. Dienstag, den 10. Mai, abends. 1887. DresdnerZournal. Für bi« Gesamtleittmg v«rantto»ttlich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. r»» »>»M»rt», » Lr<uui«««tt«r, OommiMinnkr ä« I-rv«1i»«r ^oänuä»; U»»»d«r, NvU» - Vi« - l^tx«iG L—l-Nr—I»» kr»Lk1»r« »- ».: üaE^teiM <» s'oAt«', N«rU»-Vi«» N»»d«iA- rr»U -1«p«t, rri»k1»rt ». «.. Se^re, N. -0I»»«!»»«: D»«d« <e 60., N-rU» 8-rUl»: tr. ^ac^/ot-ee,- Lu»üo^i: 6. L»U« ». U.r L-eet F Q». Uer»iur«I»er r Lvoisl. ki»p«<ütloo ä«, I>r«<jo«r vr«aeo, 2viQ8«r«r. Ao SV tVrn»pr«<t» -^n»ct»Io»«: Ar. IS»»., Ämtlicher Teil. Dresden, 10. Mai. Sc. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, mit ho^r Familie haben heute die Prinzliche Billa in Hostenvitz be zogen. Dresden, 10. Mai. Ihre Durchlaucht die Frau Prinzessin Friedrich von Hohenzollern ist heute Bormittags 10 Uhr 6 Min. nach Berlin zurückgereist. Bekanntmachung. Bom Kriegsministerium sind auf Grund 8 47, Absatz 2 des Unfallversicherung- Gesetzes vom 6. Juli 1884 (R. Ges. Bl. S. 89) für das in Gemäßheit von 8 6 de» Gesetzes über die Ausdehnung der Un fall» und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885 (R. Ges. Bl. S. 159) mit dem Sitze in Dresden errichtete Schiedsgericht für sämmtliche Betriebe der Königlich Sächsischen MilitLr-Berwaltung an Stelle des in Folge seiner Beförderung zum Geheimen Kriegsrath und Abthei- luugS-Borstand im KriegSministerium auSgeschiedenen bisherigen Borsitzenden, früheren Ober- und Corps- auditeurS Justizraths Meyer, bezieh, an Stelle des in Folge seiner Verorderung zum Generalauditeur im Oberkriegsgerichte auSgeschiedenen bisherigen Stell vertreter» de» Vorsitzenden, früheren Gouvernements- AuditeurS Justizrath» von Gottschalck, der Obcr- und Lorprauditeur Justizrath Huth zu Dresden zum Vorsitzenden und der Gouvernements-Auditeur vr. Pechwell zu Dresden zum Stellvertreter de» Vorsitzenden ernannt worden. Dresden, am 26. April 1887. Kriegs-Ministerium. v. Kabrice. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Nachrichten. Perts, 10. Mai. (Tel. d.DreSdn. Journ.) Die Blätter Klaube», daß zwischen der Budgettom- «tfsian und de» Minister eine Annäherung -att- ßnden »erde. Z»»erhin bleibe die Lage derartig aespannt, daß die Lerlängernng derselbe« den Rücktritt des Kabinetts oder die Demission der Budgetko»»isfiov veranlassen könnte. Goblet konferiert »orgen mit der Kommission. London, 10. Mai, früh. (W. T. B) Die gestern nachmittag S Uhr i« Unterbaust wieder aufgeno«mene Beratung über den ersten Artikel der irischen StrafrechtSbill wurde bis heute früh Uhr fortgesetzt uud, nachdem der erste Ab schnitt des ersten Artikels schließlich durch Debatte- schluß erledigt worden »ar, vertagt. Im Laufe der Beratung wurde der Debatteuschluß zweimal mit großer Majorität angenommen. Al» der erste Lord des Schatze», Smitb, zum dritten Mal den Debatteschluß beantragte, erklärte der Sprecher den Antrag für uicht zulässig, weil da» zur Br- ratting stehende Amendement diskutiert zu werden verdiene. Bukarest, 9. Mai, abend». (W. T. B.) Der König ist hellte abend 10 Uhr vou Zaffv hier wie der eiagetrossen. Am Bahnbofe hatte sich außer de« Spitzen der Zivil- uud Militärbehörden eine zahlreiche LolkSmeuge zur Begrüßung de» König» eiugefunden. Rew-Aork, 9. Mai. (W.T.B.) Se. Köaigl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold vou Preußen ist heute hier angrkommeu uud wird auf dem Dampfer de» Norddeutschen Lloyd „Eider" die Rückreise vou hier uach Leutschlaud autreteu. Drr»deu, 10. Mai. Der französische Miuisterpräfident Goblet in Havre. Anläßlich der am 7. d. MtS» stattgehabten Er öffnung der SeeauSstellung hielt der französische Mi nisterpräsident Goblet bei einem ihm zu Ehren ver anstalteten Festmahl, wie schon erwähnt, eine Rede, welche in der deutschen Presse vielfach mit einem „Schütteln des Kopfe»" ausgenommen wurde. Der selbe behauptete, wie nunmehr unter der Republik Kalt blütigkeit und Entschlossenheit, die unstäte Hitze er setzten, welche man den Franzosen so häufig vorge worfen habe. „Befestigen wir uns in diesem neuen Charakter, wir können es nötig haben; die Zeit der Prüfungen ist vielleicht noch nicht vorüber. Wenn solche wieder über uns kommen sollten, so werden nicht wir es sein, die sie herausbeschworen haben. Habe ich eS nötig, zu wiederholen, daß Frankreich den Frieden will? Wenn Völker überhaupt jemals den Krieg wünschen könnten, so würde das gewiß nicht von einem Volke, wie das unsrige, geschehe«, welche- in voller Umbildung begriffen, den lebhaften Wunsch hegt, seine Kraft und Thätigkeil dafür einzusetzen, um definitiv die Herrschaft der Demokratie zu begründen, indem eS sich selbst in Frieden, Arbeit und Freiheit regiert. Aber wenn wir des Frieden- bedürfen, wenn niemand an unserm Willen zweifelt, ihn zu erhalten, so kann auch niemand daran zweifeln, daß wir fest entschlossen sind, ihn weder unserm Rechte, noch unserer Ehre zu opfern. Frankreich, das sich aus seinem Unglück er hoben, hat Vertrauen zu sich selbst gewonnen; weit entfernt, irgend ein Volk zu bedrohen, ist e» bereit, freudig und in herzlicher Gegenseitigkeit die Sympa thien anderer Völker anzunehmen." Dann sagte der Minister noch, wie Frankreich im stände sei, ungerechten Angriffen die Stirne zu Reten und Ähnliches. Diese Rede würde den Eindruck einer bittern, gegen Frankreich selbst gerichteten Satire machen, »venn ein französischer Minister nicht von feiner traurig haltlosen Stellung aezwungen wäre, die Überzeugung des gesunden Menschenverstandes zurückzuhallen und der kindischen unreifen Eitelkeit zu schmeicheln. Nur dadurch konnte Goblet in die komische Lage gebracht werden, die männliche Würde und den politischen Takt der Franzosen zu loben und sie wegen dieser echt republikanischen Errungenschaften zu beglück wünschen und zwar gerade in einem Augenblicke, al- sie soben bei dem Fall Schnebele und bei der Auf führung eines deutschen Musikwerke» im Edentheater ihre ganze politische Minorennität in teils charakter loser, teil» bubenhafter Weise durch Volksdemonstranon und durch die Presse dargelegt hatten. Auf dieses klägliche Testimonium psupertstis ließ der Minister vor der erstaunten Welt eine Ehrenerklärung für den moralischen Reichtum des jüngsten Frankreichs folgen. Goblet hat jedoch mit der Rede erreicht, was er erreichen wollte. Er wandelt in den Sonnenstrahlen der Volkstümlichkeit, sogar die radikalen Blätter spen den ihm ihren Beifall. Tie Revanchenarren sehen wieder allerwärts deutsche Spione. In Kellnern er blickt man verkappte Ulanenrittmeister, schreibt man der «Voss. Ztg* aus Paris, ja nicht einmal Erziehe rinnen und Dienstmädchen sind vor dem Verdacht des Kundschafterdienstes sicher. Man rühmt angesichts dessen die französische Gutmütigkeit und GroßmutHI Wo die rohen Deutschen mit Verurteilung und Ge fängnis dreinfahren, da lassen die edeln Franzosen den Erwischten laufen. Und so kann sich »Rappel* er dreisten, in einem Leitartikel den in Deutschland ab- geutteilten geheimen Spähern der französischen Kriegs verwaltung die Liste der , deutschen Spione* entgegen- zustellen, die — von der »France* aufgegriffen worden sind, und ein anderes Blatt kann eine Bettachtung mit den Motten beginnen: »Die Deutschen sollten die letzten sein, die sich über Spione beklagen, denn eS ist bekannt, daß wir täglich deutsche Spione in Menge festnehmen.* Die Regierung ist diesem erbärmlichen Preßtreiben gegenüber nicht ganz so ohnmächtig, wie e- den Anschein hat. Sie könnte sehr wohl jede der dummen Spiongeschichten der »France* und geistes verwandter Blätter in einer trockenen Zeile der »Korre spondenz HavaS * für grundlose Erfindung erklären und wenn sie diet methodisch blos vier Wochen lang thun wollte, so wäre der Hetze denn doch wohl der Boden entzogen. Ein Eingriff in die Preßfreiheit könnte die- um io weniger genannt werden, als die Regierung sich bei ihr unbequemen Zeitungsmitteilungen der halb amtlichen Dementiervorrichtung sehr wohl und nach drücklich zu bedienen weiß * In sehr angemessener Weise beurteilen die „Berl. Pol. Nachr." die Rede des Ministers Goblet: „Ter Friede Europa» hat seine Gönner und seine Wider sacher. Erstere machen aus ihren wahren Gesinnungen nie und nirgends ein Hehl; letztere müssen verborgene Wege wandeln, weil ihre geheimen Absichten vor dem Richterstuhle der Öffentlichkeit nicht bestehen können. Der Mund dieser Leute fließt zwar gleichfalls von Beteuerungen ihrer Friedensliebe über, allein damit wird niemand getäuscht, der die Entwicklung der Ver hältnisse etwa» andauernder und aufmerksamer be obachtet; im Gegenteil, er wird um so mißtrauischer, je lauter die Friedensschalmei gerade von jener Rich tung her ertönt, wo, wie alle Welt weiß, die gesamte militärische und politische Aktion auf kriegerische Zu- kunstsrechnungen gegründet ist." „Wenn der französische Ministerpräsident Herr Goblet sich in Havre auf den Anwalt der französi sche» FriedenSnergungen hinausspielt, so bedeutet es noch keinen Zweifel an seiner persönlichen Aufrichtig keit, wenn man seine diesbezüglichen Darlegungen mit großer Zurückhaltung sä acts nimmt. Herr Goblet ist s. Z. nicht deshalb an die Spitze des französischen Kabinett» berufen, um kriegerische Angriffspläne ihrer Verwirklichung entgegenzuführen. Ihm machen, wie er eS ja auch ausdrücklich anerkennt, die Spaltungen innerhalb der republikanischen Parteien sowie die trostlosen Budgetzustände des Landes gerade Sorgen genug, um seine Behauptung, daß Frankreich den Krieg überhaupt nicht wünschen könne, als sub jektiv zutreffend völlig unangetastet zu lassen. Ein GobletscheS Frankreich wird sich sobald nicht zu KriegSabenteuern versteigen, und von der Absicht zu demissionieren, ist bei dem Friedensredner von Havre einstweilen nichts zu vermerken. Aber eS würde dem friedlichen Effekt der Gobletschen Kundgebungen nur zum Vorteil gereicht haben, hätte der Ministerpräsi dent sich in betreff der möglichen Prüfungen, die über Frankreich kommen könnten, etwas weniger ver schleiert auSgedrückt, oder noch besser, den ganzen Passus einfach weggelassen. Wenn Frankreich keinen Krieg will, wer soll ihn denn sonst noch wollen? Allein es ist, als ob in Frankreich niemand, nicht einmal die Regierung, dasjenige Maß moralischen Mutes besäße, um die ungeschminkte Wahrheit zu sagen. Und doch kann nicht eher Beruhigung in die Gemüter einkehren, bis die Erkenntnis Platz greift, daß Frankreich sich ohne Vorbehalt in den Rahmen der heutigen internattoaalen Ordnung einfügt. Das aber kann man nach Goblets jüngster Rede ebewo wenig behaupten wie früher und daran wird ihre überzeugende Kraft, im Auslände wenigstens, scheitern." /eniUtton. K. Hvftheater. — Altstadt. — Am 9. Mai: „Wallenstein» Lager" und „Die Piccolomini". Boa Friedrich Schiller. (Frl. Salbach vom Leip ziger Stadtlhcater als Gast.) Die gastierende, ia Dresden so rasch beliebt ge wordene Künstlerin und der wegen der Gartenbau- auSstellung erhöhte Fremdenbesuch unserer Stadt hatte da» Lau» ia überraschender Weise gefüllt. Diese für die Tiarsteller anfeuernde Erscheinung entsprach der reichen und einladenden Zusammenstellung, welche das Lager mit dem Piccolom::nichauspiel bildet. Wa» die einheimischen Besucher dabei diesmal al- neu und für die Zukunft aussichtsvoll fesselte, war die Darstellung der Thekla von Frl. Salbach. Selbst verständlich gehe ich bei dieser Bemerkung von der festen BorauSsetzung au», daß die Anstellung der Ge- uannten von einer dringenden Frage zu einer vollendeten Thatsache geworden ist oder m kürzester Frist werden wird. Jugend und Anmut, diesmal ausnahmsweise noch verbunden mit wirklichem Talent und erfreulichem Können werden io unfere Theaterverhältnisie einen er wärmenden Sonnenstrahl werfen und vor Störung uud Erkältung derselben schützen, die ohne eine ent sprechende erste Liebhaberin überall hervorrreten. So sei denn auch abermals darauf hingewiesen, daß, al» ein schon jetzt gleichsam eiugeschlageaer und vorgezeich- ueter Weg, ein oftmaliges Gastieren de» Frl Salbach unsern Rtt>ertoirver legen heilen bi» zur Zeit de» wirk lich möglichen Antritt» der Künstlerin (1889) auf» Vorteilhafteste begegnen wird Die Vorführung der Thekla, einer feinen, vornehm poetischen, doch an dankbaren Szenen armen Rolle, wenn man deren Schluß in „Wallensteins Tod" nicht zu hoch in Anschlag bringt, gestaltet sich zu einem liebenswürdigen und edlen Genuß Unerachtet der besten Erwartungen, zu denen Frl. Salbach be rechtigt hat, steigerte sich dieser Genuß in der Szene zwischen Theklas der Terzky und Max durch die Her zenswärme, jungfräulich edle Haltung und natürliche Sprache der Künstlerin, die in allen ihren Stellungen und Bewegungen die Zwanglosigkeit der Grazie für sich hat, ru einer Überraschung für den Kenner. Weiß derselbe doch, nne in dieser schwierigen, knapp ge messenen Szene die meisten jungen Ähauspielerinnen zu viel machen wollen und fast alle älteren jene not wendige szenische Illusion zerstören, sie sie beispiels weise in der gewaltig bewegten Rolle einer Louise oder Emilie noch aufrecht zu halten vermögen Das vom Dichter mit zarten Linien und Farben gemalte Bild verstand die Darstellerin in derselben Weise auf zufassen und wiederzugeben, und doch deutete sie da bei den tragischen Ausgang ihrer Heldin durch die ihr innewohnende Energie des Wallensteinschen Charaktererbteils aufs beste an Die Aufnahme entsprach der Leistung O B Z« Urwald. Brasilianische Erzählung von B. Kiedel-Uhrens Fartsetza»«.) Martinos griff mit heftiger Bewegung nach seiner linte und schleuderte sie weit vou siA auf einen Stuhl am Fenster; dann ging er einige Male hastigen Schrittes im Zimmer hin und her, setzte sich daraus nieder, verschränkte dir Arme und sah seine Tochter zurückgeworfenen Hauptes, mit herausfordernder Miene an; der innere maßlose Zorn, den er aus Rücksicht gegen die kaum Genesene noch zu bekämpfen suchte, hatte seiu statt gebräunte- Antlitz mit fahler Blässe überzogen. „Du möchtest lieber sterben, al» den Mann zum Gatten nehmen, welchen ich für Dich bestimmte?" sagte er endlich in heiserem Tone „Es ist zwar ganz überflüssig, weiter von dieser Angelegenheit zu reden", fuhr er fort, „aber ich möchte doch wissen, ob Tu mir einen einzigen vernünftigen Grund für Deine Weiger unA zu nennen vermagst? Weiberlaune ist'- und nicht- weiter! Ich bin aber bei Gott nicht ein Mann, der sich von einem so albernen Gefasel beihören läßt, da» merke Dir! Vizente Barroso ist reich, jung, hübsch, von guten Sitten; ist da- nicht genug, ihn zum will kommensten der Schwiegersöhne zu machen, oder sollte ich vielleicht die Reise nach dem Monde unternehmen, um Dir einen Gemahl nach Deinem Gefchmacke zu holen?" „Vizente Barroso besitzt alle Eigenschaften, die Du nanntest, mein Vater", entgegnete Serena mit unnatür licher Ruhe, während zwei tznßc. rote Flecke auf den zarten Wangen ihre innere Bewegung verrieten, ,^ber ich empfind« in seiner Nähe eine unsäglich« Angst; wenn er mich ansiehl, möchte ich vor Scham vergehen, ja vor Laß! Denn ich hasse und verabscheue ihn von ganzer Seele und io lange ich lebe!" Nach diesen Worten, welch« Serena mit wachsen der Erregung gesprochen, warf sie sich plötzlich zu den Füßen ihre» Vater- nieder, umklammerte se'ne Knie Lagevgeschichtt. * Dresden, 10. Mai Bei Ihren König!. Majestäten findet heute nachmittag im hiesigen Königl. Residenzschlosse eme größere Hoftafel statt, zu welcher Einladungen ergangen sind: an den Königl. preuß. StaatSminister vr. Lucius, an die König!. StaatSminister v. Nostitz - Wallwitz und Frh. v. Könne ritz, an die abgesendeten Kommissare auswärtiger Regierungen zur internationalen Gatten bauausstellung, sowie an mehrere, bei der gedachten Ausstellung beteiligte Fremde und einheimische Herren. Dresden, 10. Mai. Ter kommandierende General Prinz Georg, Königl. Hoheit, besichtigte gestern vor mittag 8 Uhr in Gegenwart des Generallieutenant- v. Holleben, Excellenz, und des Generalmajors v. Minckwitz das Bataillonsexerzieren des 1. Jäger bataillons Nr. 12 zu Freiberg. Nach dem Besuche des Domes und einem Rundgange um die Stadt nahm Höchstderselbe am Mittagessen des Offizierscorps im Jägerkasino teil und setzte 5 Uhr 24 Min. nachmittag» in Begleitung des Generallieutenant- v. Holleben, Ex cellenz, sowie des Chefs des Generalstabes, Obersten v. d. Planitz und des Majors v. Broizem die Reise nach Zwickau fort. Se. Königl. Hoheit traf 7 Uhr 27 Mn. nach mittags in Zwickau ein, nahm im Gasthof „zur Tanne" Quartier und begab sich abends zu einer ge selligen Vereinigung des Offizierscorps in das Kasino des 9. Infanterieregiments Nr. 133. * Berlin, 9. Mai. Se. Majestät der Kaiser empfing im Laufe des heutigen Vormittags den aus Straßburg hier eingetroffenen Divisionskommandeur Generalmajor v. Ter enthalt und arbeitete mittag» läugere Zeit mit dem Chef des Zivilkabinetts wirU. Geh. Rats v. Wilmowski. Nachmittag» sprach Se. Majestät den geh Hoftat Bork und unternahm, in Begleitung des Flügeladjutanten vom Dienst Major» v. Bülow, eine Spazierfahrt. Wie aus Bad Ems gemeldet wird, erfreut sich die kronprinzliche Familie dafelbft des erwünschtsten Wohlbefindens und unternimmt fast täglich Ausflüge in die Umgegend. Se. Saiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz setzt den Kurgebrauch in regelmäßiger Weise fort. Am heutigen Tage sind 10 Jahre verflossen, daß Se Königl. Hoheit Prinz Wilhelm seine militärische Laufbahn begann. Am 9. Mai 1877 empfing der Kaiser im Beisein des Kronprinzen den Prinzen Wil helm, um denselben seinen militärischen Vorgesetzten vorzustellen. Dieselben waren: Pnnz August von Württemberg als kommandierender General des Garde korps, der Kommandeur der 1. Gardeinfanteriedivision, Generallieutenant v. Pape, der Kommandeur der 1. Gardeinfanteriebrigade, Generalmajor v. L'Estocq, der Kommandeur des 1. Gardereglment» zu Fuß, Oberst v. Tereuthall, der Kommandeur des 2. Bataillon» des 1. Garderegiments, Major Graf zu Rantzau und der Chef der 6. Kompagnie, bei welcher Prinz Wilhelm eintrat, Hauptmann v. Petersdorfs. In der An sprache, welche der Kaiser damals an den Prinzen hielt, heißt es u. a.: „Alle Könige Preußens haben neben ihren anderen Regentenpflichten stets eines ihrer Hauptaugenmerke auf das Heer gerichtet. . . . Die Armee ist es, die durch ihren unerschütterlichen Mut und ihre Ausdauer Preußen auf Vie Höh« gestellt hat, auf der es nun steht . . . Die Zeichen, die Ich auf Meiner Brust trage, find der öffentlich« Ausdruck Meiner unauslöschltchen Dankbarkeit und Meiner nie endenden Anerkennung für die Hingebung, mit welcher die Armee Sieg auf Sieg erfochten hat." Zum Schluffe der Ansprache sagte der Kaiser zu seinem Enkel: „Nun gehe und thue Teine Pflicht, wie sie Dich gelehrt werden wird. Gott sei mit Tir!" Noch und richtete das thränenüberströmte Antlitz flehend zu ihm empor. „L Gott, ich bitte Dich Vater, um meiner toten Mutter willen, habe Barmherzigkeit mit Deinem einzigen Kinde, mache nicht mei» Leben, so unsäglich elend durch die Verbindung mit einem Manne, an dessen Seite mir das Dasein schauerlicher sein wird al» das Grab, denn ...." „Genug", unterbrach sie MattinoS tonlos. Er stand mit einem einzigen Ruck ^vom Stuhle auf, richtete sich kerzengerade empor und durch seine mus kulöse Gestalt fuhr das Zittern einer nicht mehr zu bändigenden Wut. Mit eisernem Griff packte er da» Handgelenk Serenas und zwang sie, sich vor ihm zu erheben. »Ich dachte mir»," fuhr er sie an, Deine Gründe bestehen nur au- einer Laune, wie man sie bei den Mädchen, die nicht »iffen, was ihnen frommt, so häufig findet. Bedenke, ich hab« wahrlich nicht Lust, znm Spielball einer solchen Laune zu dienen. Nie mand fordert von Dir, Deinen Verlobten zu lieben vor der Ehe, späfter wirst Du ihn selbstverständlich schätzen lernen, das ist hinreichend. Und nun machen wir dieser Szene ein Ende," fuhr er fort, mit der selben tonlosen Stimme, die schlecht den Vulkan in seiner Brust zu verbergen vermochte, „ich hab« nach innerster, bester Überzeugung das einzig Richtige für Dich erwählt, dem Vizente Barroso, einem Ehreu- manne, mein Wort al» Mineiro gegeben, Du weißt, was das bedeutet! Hüte Dich, Mädchen, sei es nur mit dem Zucken Deiner Lippe Schande über mein er graute» Haupt zu bringen! Wie kommt e», daß T« erst jetzt mit dieser Erklärung zu mir trittst, was gab die Veranlassung? Ich sagc Tir, eher verwelken und
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