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Dresdner Journal : 11.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-11
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1887
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Da» Abgeordnetenhaus erledigte in seiner heu tigen Sitzung die 3. Beratung des Gesetzentwurfs über das Bergwertseigentum in den ehemals Großherzogl. und Landgräfl. hessischen Gebietsteilen der Provinz Hessen-Stassau, die zweite Beratung de- Gejetzentwurss über Abänderungen der Verordnungen, betreffend den Verkehr auf den Kunststraßen, sowie die zweite Be ratung des Entwurfs einer Laudgüterordnung für den Regierungsbezirk Kassel, mit Ausnahme des Kreises Rinteln, und endlich mehrere Petitionen ohne belang reiche Debatten Die nächste Sitzung behufs dritter Beratung der Krei-teilungSvorlage für Posen und Westpreußen, sowie kleinerer Vorlagen findet Mittwoch 1l Uhr statt. S. M Kreuzerfregatte „Prinz Adalbert", Kom mandant Kapitän z. S. Öldekop, ist vorgestern in Eckernförde eingetroffen und wird sich bis zum 2 Juni dort aufhalten. — S. M. Aviso „Pfeil", Komman dant Korvettenkapitän Hartog, Hal gestern Wilhelms haven verlassen und ist nach Kiel in See gegangen. — S. M. Vermessungsfahrzeug „Pommeran ia", Kommandant Korvettenkapitän Foß, ist gestern in Heiligenhafen ecngetroffen. Der Chef des Manüvergeschwaders, Kontreadmiral Paschen, hat sich gestern von Berlin nach Kiel be geben, um die Schifte des Manövergeschwaders zu in spizieren. Wien, 18. Mai. Gestern hielt der Unter- rlchtsminister l>r. v. Gautsch im Abgeordnetenhause eine Rede, welche lebhaft kommentiert wird. Seine Rede wild in der Regierungspresse gelobt, die Par teien der Rechten sind von derselben sehr befriedigt und auch die Opposition zollt den Eigenschaften des jüngsten Kabinettsmitgliedes uneingeschränktes Lob. Diese-Schauspiel ist so selten, daß es wohl der Mühe verlohnt, nach den Ursachen zu fragen, welche Hra. v. Gautsch die Sympathien aller Parteien sichern. Sie sind einfach genug: er will Ressortminister sein und nichts mehr; er erklärt eS als eine für ihn schmeichel hafte Anerkennung, wenn ein Redner der Linken er- Üärte, daß der Unlerrichtsminister kein politisches Interesse mehr biete. Die Opposition ist überhaupt in besserer Stimmung. Der kleine Erfolg im Herren hause, dann der Umstand, daß die Prager Polizei den Umzug des tschechischen Turnvereins „Sokol" verboten bat and daß mehrere tschechische Blätter, welche dieses Verbot besprochen, konfisziert wurden, haben dazu beigetragen. Es ist aber nur ein zufälliges Zusammen- treften von Umständen, denen keine symptomatische Bedeutung zukommt. — Gestern wurde Graf Julius Andras sy vom Kaiser in längerer Audienz empfangen, nachdem er vorher mit dem Grafen Kalnoky eine Un terredung gehabt hatte, die sich nach der Audienz wiederholte. Es wird bestimmt versichert, daß der ehemalige Minister des Äußeren die Absicht hegte, in die durch die „Nordd. Allg Zeitung" eingeleitete Po lemik über die Vorgeschichte der bosnischen Occupation auf irgendwelche Art einzugreisen. Dies hintanzu halten ist man hier bestrebt und man nimmt an, daß es gelungen sei, dem Grafen Andrassy begreiflich zu machen, daß die Ausführungen des Kanzlerblattes in keinem Sinne gegen seine Person gerichtet sind. Dazu kommt noch der Umstand, daß Helfy >m ungarischen Abgeordnetenhause eine Interpellation über denselben Gegenstand eingebracht hat, welche Hr. v. TiSza umso mehr beaotworten muß, als das ungarische Kabinett vor den Neuwahlen steht und dem ungarischen Ministerpräsidenten darum zu thun sein muß, sich von dem Verdachte eines Separatabkommens mit Rußland, über Deutschland hinweg, zu reinigen. Tisza war nämlich schon zur Zeit des russisch-türkischen Krieges, Ministerpräsident. — Aus anderer Quelle ist eine neue Lesart über die Vorgeschichte der Occupation zu vernehmen, welche im Wesentlichen mit der Pester Meldung der „Köln Ztg." übereinstimmt. Es be stand zwischen Österreich und Rußland ein Überein kommen, jedoch lediglich negativer Art. Zu Reichstadt wurde nämlich ein Protokoll aufgesetzt, welches alle Punkte anführte, bis zu welchen Österreich-Ungarn die russische Aktion im Balkan vorgehen lassen könne und deren Nichtachtung den Widerstand der habsburgischen Monarchie Hervorrufen würde. Von Bosnien war in jenem Protokolle nicht die Rede. Rußland hielt die Bedingungen ein bis zum Frieden von St. Stefano, und nach diesem erst trat der österrreichische Wunsch nach Besetzung Bosniens, der übrigens schon früher gehegt wurde, in feste Form. Der Kernpunkt der Frage, ob ein Separatabkommen zwischen Öster reich und Rußland über Bosnien, nicht ob ein öfter- reich-russisches Abkommen überhaupt bestanden hat, erfährt daher, die Richtigkeit der vorstehenden Behaup tungen vorausgesetzt, eine Beantwortui g, welche den Darlegungen der „Nordd. AUgem. Ztg." anscheinend nicht entspricht. — Erzherzogin Marie, die Gemahlin des Landwehrkommandanten Erzherzog Rainer, ist an einer Lungentzündunq erkrankt, doch giebt ihr Zustand zu keinerlei Besorgnissen Anlaß. Pari-, 9. Mai. Im heutigen Min isterrate wurde der Beschluß des Budgetausschusses erörtert, welcher die ministerielle Budgetvorlage als ungenügend bezeichnet hat. Nach längerer Debatte wurde der Premier beauftragt, dem Obmann des Ausschusses zu antworten, die Regierung sei bereit, mit dem Aus schüsse alle von diesem für möglich erachteten neuen Ersparnisse zu prüfen. Der betreffende, von Goblet sofort an Rouvier gerichtete Bries erinnert daran, daß die Regierung „bereits unaufgefordert bedeuiende Ver minderungen der Ausgaben für das laufende Jahr vorgeschlagen und in dem Budget für 18x8 weitere Ersparnisse im Betrage von 13 700000 Frcs gesun den habe; sie sei, wie immer, bereit, alle Ersparnisse, auf welche sie vom Budgetausschuß oder den Einzel berichterstattern derselben hingewiesen werde, zu erörtern und zu prüfen. Wie der Finanzminister dem Aus schüsse erklärt habe, bestehe die Regierung nicht auf ihrem Plan einer Kapitalsneubildung, wodurch eine Ausgabe von 8 Millonen Frcs. in Wegfall komme. Was die vorgeschlagene Reform der Mobiliarvermögen- steuer betreffe, so wünsche das Ministerium, daß die selbe sobald als möglich von der Kammer beraten werde, und behalte sich vor, im Falle der Ablehnung jener Vorlage für die von ihm aus derselben erwar teten 29 Millionen Frcs. andere Hilfsquellen zu suchen Mit diesen Vorschlägen glaube die Regierung die Aufgabe erfüllt zu haben, die ihr obliege, und sie hege das Vertrauen zum Ausschuß, daß derselbe ge meinsam mit ihr die Frage prüfen werde." Dieses Schreiben, mit welchem die Regierung den Vorwurf des Ausschusses, daß ihre HauShaltsvorlage „weder den Erfordernissen der Lage noch den eigenen Er klärungen des Kabinetts entspreche", zurückweist, rief im Schoße des Ausschusses eine lebhafte Debatte hervor. Pelletan, I. Roche und Pichon befürworteten angesichts der Weigerung des Ministeriums, neue Äusgabenermäßigungen zu beschaffen, die Frage sofort der Kammer zu unterbreiten. Möline riet im Gegenteil, den versöhnlicheren, von der Re gierung selbst angedeuteten Weg zu beschreiten und derselben zunächst Borschläge zu machen. Ribot bemerkte, man könne unmöglich beantragen, die Kammer solle das Budget in Bausch und Bogen verwerfen; ein solcher Fall sei noch nie dagewesen und könne die bedenklichsten Folgen haben. Der Ausschuß muffe sein von der Kammer erhaltenes Mandat erfüllen und habe sich nicht an die Stelle des Kabinetts zu setzen, sondern lediglich aus die möglichen Abstriche hinzuweisen. Die Berichterstatter der Budgets der einzelnen Bcrwaltungszweige sollten sich mit den betreffenden Ministern in Verbindung setzen, um von denselben neue Abstriche zu erlangen In dem gleichen Sinne sprach sich F Faure aus. Pelletan entgegnete, die Frage müsse vor die Kammer gebracht werden. weil die Regierung erkläre, sie wolle keine weiteren Ersparnisse Raynal bestritt diese Aus legung des Gobletschen Briefes Hierauf wurde mit 12 gegen 9 Stimmen be- schlossen, den Premierminister zu erfuchen, von Neuem vor dem Ausschüsse zu erscheinen. — Kriegsminister Boulanger erklärte heute vor dem Armeeausfchuß, er habe nichts dagegen, daß die Beratung des Militär- gefetzes durch die der dringlichen Steuervorlagen ver zögert werde, und ebeniowcn g dagegen, daß man das Gesetz über die Stellung der Unteroffiziere (1. Teil des Militärgefetzes) vor dem Rekruiierungsgesetz (2. Teili berate. — Goblet hat es mit seiner Rede rn Havre Niemandem recht gemacht. Die „Autorität" erklärt, es sei durchaus nicht wahr, daß das französische Volk ein „neue- Temperament" angenommen habe. Wenn Frankreich mit Geduld und Gelassenheit die Herausforderungen oder Unverschämtheiten Deutschlands hin genommen, wenn es sich wohl gehütet, aus die Angriffsdrohungen an der Grenze zu antworten, so sei dies geschehen, weil es sehr wohl gefühlt habe, daß es nicht kampfbereit sei, daß es nicht unbedingt aus die Bündnisse zählen könne, die es wünsche. „Es hätte, und mit vollem Rechte, mehr Nervosität gezeigt, wenn während der 17 Jahre des republikanischen Regimes das hinausgeworsene Geld dazu verwendet worden wäre, uns end lich aus einen Kriegsfuß zu setzen, welcher uns gestattete, nicht die tätlichsten Erniedrigungen zu dulden. Darum ziehen wir auch das alle, das wahre Temperament dem neuen vor, welches ein falsches, bloß angenommenes ist, und sehnen uns danach, unsere nationale Nervosität wieder anzunehmen; denn erst dann werden wir unsern wahren Platz in der Welt wiedergefunden haben. Es lag also kein Grund vor, sich über jenes neue Tem perament zu freuen; denn cs kommt von unseier Schwäche und nicht von unserer natürlichen Klugheit her." — In den Be merkungen Goblets über die innere Politik liest die „Autorität" das Borgefühl des nahen Sturzes der Regierung: „Er will das Budget mit Steuern und Anleihen ausgleichen und kein neues Budget aufstellen, wie der Ausschuß von ihm verlangt hat. Also Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Spezialberichte über die Verwaltung der Königl. Sammlungen im Jahre 1886. (Fortsetzung.) 10. Zoologisches und anthropologisch-ethno graphische- Museum. Die zoologische Sammlung wurde vermehrt um: 27 Säugetiere, 289 Vögel, Nester und Eier, 37 Amphibien und Reptilien, 6 Fische, etwa 2000 niedere Tiere, zusammen etwa 2359 Exemplare in etwa 600 Arten Dazu 710 Insekten in 379 Arten, und etwa 2000 noch ungeordnete. Unter den Ankäufen sind hervorzuheben: 65 Vö gel von Neu-Guinea (s. die Abhandlung in der Zeit schrift für die gesamte Ornithologie 1885/86 mit 14 Tafeln); eine Sammlung von 1502 Spinnen von verschiedenen Fundorten — Auf Exkursionen in die Umgegend wurden gewonnen: 12 Schwämme, 30 MooStiere, 50 Schnecken, 20 Gläser Myriopoden, Krebse, Spinnen, 2 Gläser mit Jnsektenstadien, 20 biologische Objekte von Insekten, 3 Gläser Würmer, 5 Gläser Amphibienlarven — Vom Finanzministerium wurden 24 Elsterperlmuscheln mit eingewachsenen Per len überwiesen. Unter den zahlreichen Geschenken sind hervor zuheben: von Hrn. Emil Kühnscherf ia Dresden etwa 20« X) Insekten, von Hrn l)r. A. Stübel in Dresden 218 südamerilanische Käfer (s. die Abhandlung von Th. Kirsch in der Berl, entomolog Zeitschr XXX.), von Hrn. Hofschauspieler Richelsen, hier, ein Hippo- potamusschädel u. s w. Ausgestopft wurden 292 Vögel und 2 Säuge tiere; sklelettiert 29 Skelette und 67 Schädel; präpa riert 70 Insekten; in Spiritus gesetzt 267 Reptilien und Fische Der Katalog der Vögel wurde von Nr. 8199 bis 9003 fortgeführt und der betr. Teil der Samm lung systematisch aufgestellt und etikettiert. Die Inventarisierung der aufgestellten und bestimmten Insekten wurde zu Ende geführt und ergab: 18 204 Arten in etwa 71109 Exemplaren und zwar: Arten Ex. Ooteoptsra (l-ueLaici.-ücktOLLock) 4681 20487 U^wsuoptern 2850 9 969 1. suropaea (eoll Bruner) . 4874 24064 2. erotic»: tibo; »loeer» .... 1681 3440 U«t»-r<>eer» .... 511 962 viptera 1130 3 322 Uewipt«r»; Uetvrvpt«r» (ungeordnet) . . — — llomo;>tern 726 2 406 Ortboptor» genuin» .... 820 2 863 293 «. 1000 ?oouckoneuropt»r» .... 361 1306 ^«urnpter» 277 1290 Zusammen 18 204 e. 71 109 108 124 Exemplare von Käfern, Wanzen, Spin nen, die noch nicht eingeordnet und noch nicht end- Ausfchuß und dem Kabinett, und Hr. Goblet scheint nicht an feinen Sieg zu glauben; er macht sein Testament " — Selbst d»e „Röpublique srauyaise" legt gegen GobletS Finanzideen entschiedene Verwahrung ein und erklärt, bevor man neue Steuern ausschreibe, müsse man wenigstens versuchen, durch energische Gesetze den großartigen Unterschleif der bisherigen Abgaben zu verhindern. — Die „Kleine Republiquc sran^aise" bestreitet rundweg die des Premiers, daß an den Militär- und Unter- Ilchleu.-'^nben nichts mehr ubgestrichcn werden könne, und meint, hier ließe i ch noch manche Million ersparen. — „Nicht» öderes", sagt dir „Justice", „nichts Kläglicheres, al» die Aus einandersetzung, welche Hr Goblet von unserer innern Lage giebt. Er bemerkte, die republikanische Partei sei nicht einig, die einen wollten Reformen, die andern nicht Man gestehe, daß es nicht nötig war, nach Havre zu reisen, um diese Ent deckung zu machen Was uns interessiert, ist die Meinung des Hrn Goblet. Hält er es mit den Reformatoren oder mit den anderen / Wie denkt er über die großen Reformen, die wir ver langen/ Hr. Goblet Hal keine Meinung, wenigstens fett er Ministerpräsident ist; was ihm in seiner hohen Stellung am klarsten einleuchtet, ist, daß es große- Unbehagen verursacht, wenn man al- Regierung zwischen Leuten hin- und hergezerrl wird, die einem teil- vorwersen, man gehe zu weit, und teils, man gehe nicht weit genug Diese Aussaffung des Hrn Goblet scheint uns ungenügend. Er hat die Ehre, an der Spitze der Regierung der Republik zu stehen, nicht bloß, um die Wage zwischen zwei Parteien zu halten, sondern um eine bestimmte Politik zu haben und sie zu befolgen Darum scheint sich aber Hr Goblet weuig zu kümmern. Am Ruder sein oder nicht sein, die Mehrheit behalten oder verlieren, das ist für ihn die Haupt frage geworden. . . . Reue Steuern, das ist alles, was er an Reformen gefunden hat In diese Neuerung faßt sich seine Politik zusammen. Tas ist zu viel und zu wenig." — Bei den gestrigen Gemeinderatswahlen wurden 50 endgiltige Wahlergebnisse erzielt, während in 30 Stadtvierteln Stichwahl notwendig ist. Bei den letzten Wahlen (1884) mußten 31 Stichwahlen vorgenommen werden. Gewählt sind; 37 „Autono- misten" (Anhänger der Pariser Selbstverwaltung) und Sozialisten, 3 Opportunisten und 10 Konservative. Bel den 30 Stichwahlen sind in 19 die Aussichten für die radikalen Kandidaten günstig, in 11 für die opportunistischen. Während uiithin die monarchische Partei ihren Besitzstand im Gemeinderat erhalten hat, sehen sich die gemäßigten Republikaner aus einer Reihe von Bezirken verdrängt und teils durch Auto- nomlsten, teils durch Kandidaten der Arbeiterpartei ersetzt. — Die hiesigen Blätter nehmen mit Entsetzen Notiz von der deutschen Enthüllung, daß das Meli nit die angenehme Eigenschaft besitzt, sich in den Bomben allmählig in Bonbons und Pralines zu ver wandeln. Dazu, meint man, sei das viele Geld, welches diese Erfindung gekostet, nicht bestimmt ge- weien. Inzwischen hält man sich durch einen neuen Fortschritt schadlos, welcher die Überlegenheit der französischen Armee über alle Heere der Welt end- giltig seststellen soll. Wie der, Figaro" erfährt, wer den letzt auf allen Eisenbahnknotenpunkten Übungen im Schnellessen veranstaltet Es ist bekannt, von welch nachteili en Folgen im letzten Kriege der Zeit verlust beim Zubereten und Entnehmen der Dejeu ners, Diners und Soupers für die französischen Trup pen war, namentlich wenn man sich deutscherseits jo rücksichtslos zeigte, sie gerade m dieser wichtigen Be- schäfligung zu stören. Die Beschleunigung der Mahl zeiten ist daher ein Gegenstand, welchem der Kriegs- minlster große Aufmerksamkeit widmet. Die erste Übung nach der neuen Methode fand gestern auf dem Bahnhose von Soissons statt. Zwei Batterien, zwei Schwadronen Dragoner und zwei Bataillone kamen in 6 Zügen aus Compiegne, Tergnier und Laon fast gleichzeitig angefahren, im ganzen 3784 Mann und 570 Pferde. Die Güterhalle war mit Bänken und Tischen besetzt; jeder Mann erhielt eine Ration Brot, gezuckerten Kaffee und Branntwein, dann wurden die Pferde getränkt. Der ganze Aufenthalt der Züge dauerte nicht ganz I Stunde, und der Versuch, welchem der Korpsbefehlhaber General Lewal mit seinem Stabe beiwohnte, wird als höchst gelungen gerühmt. (Ob als Nachtisch einige Melinitbombeu vertilgt wur den, wird nicht berichtet.) * Pari-, 10. Mai. General Boulanger fährt fort mit dem Feuer zu spielen. Er hat unter Bei- stlmmung des Präsidenten Grevy einen Gesetzentwurf eingebracht, der es ihm ermöglichen soll, im Oktober ein Armeecorps versuchsweise zu mobilisieren. Die Kosten sind auf 4,s Millionen Frcs veranschlagt, und es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Depu tiertenkammer diese Lappalie ohne Bedenken bewilligen wird. Die Sache sieht harmlos aus, ist es aber doch nicht so ganz Man bedenke: Im Oktober soll ein Armeecorps mobilisiert werden; selbstverständlich weiß außer Boulanger niemand welches/ Die Folge davon ist, daß alle Armeecorps im Süden und Westen mit der Möglichkeit rechnen müssen, zum Gegenstand des giltig bestimmt sind, wurden zu besserer Übersicht zu sammengeordnet. Ferner wurden die Chilopoden bestimmt und be schrieben, von denen das Museum 129 Arten in 189 Exemplaren besitzt. Eine wissenschaftliche Arbeit dar über soll demnächst erscheinen. Der Katalog der Örthoptera wurde angefertigt, die Lampynden wurden systematisch ausgestellt, auch die systematische Aufstellung der Rüsselkäfer wurde in Angriff genommen. Die Anthropologische Sammlung wurde um 38 Menschenschädel vermehrt, von denen 37 aus Ru mänien und Kärnthen stammen. Die Ethnographische Sammlung wurde ver mehrt um: 1 Objekt aus Europa, 160 Objekte aus Asien, 134 - - Afrika, 102 - - Amerika, 57 - - Oceanien, zusammen 455 Objekte. Unter den Ankäufen sind namentlich zu erwäh nen 30 Objekte von der Osterinsel, von Dir. Weißer in Kaiser-Wilhelmsland, Neu Guinea. An Geschenken gingen der Sammlung 304 Ob jekte zu, darunter 3 aus Afrika und Siam von Hrn. vr. Joest in Berlin, 2 aus Nordamerika von Hrn. Prof Stelzner in Freiberg i. S., 1 au- Siam vom engl. Ministerrefidenten Hrn. Satow in Bangkok, 116 aus Junerafrika von Hrn. vr. Ludwig Wolf in Leipzig, Stabsarzt im Königl. sächs. SanitätScorps, namentlich aus Kupfer und Eisen gefertigte Waffen und sehr kunstvolle Gewebe au- Palmfaser enthaltend, Experimentes erkoren zu werden, und sie werde« sich demgemäß einnchten. Es dürsten also gegen den Herd« hin in allen Heeresabteilungen an unserer und der italienischen Grenze Vorbereitungen zur Mobilisation getroffen werden, d. h. allermindestens die Hälft: der französischen Armee wird sich zu dieser Zeit in einer Versassung befinden, die vom Kciegszustande verzweifelt wenig mehr entfernt ist. „Ein solcher Zustand ist', wie die „Berl. Pol. Nachr." treffend bemerken „sür den inoffensiven Dritten, zumal ivenn er sich von der ganzen Fülle des Hasses der experimentierenden Nation getroffen weiß, immerhin kein ganz angenehme- Be wußtsein, umsoweniger, da die im Nordosten und im Zentrum Frankreichs stehenden Truppenteile ohnehin auf den schnellstmöglichen Übergang vom FriedenS- zum Kriegsfuße eingerichtet sind." — Wie der offi ziösen „Pol. Korr." von hier gemeldet wird, gilt die von der Zeitung „Paris" in diesen Tagen gemachte Meldung, daß Frankreich, im Falle es angegriffen we ben sollte, durch ein eben abgeschlossenes Bündnis gedeckt sei, in hiesigen amtlichen Kreisen für falsch. London, 7. Mai. Die aus Afghanistan ein laufenden Nachrchten rufen hier, trotz der beruhigen den Erklärungen der Regierung im Unterhaus«, leb hafte Besorgnisse hervor. Es tritt immer deutlicher zu Tage, daß die Macht des Emirs, des Schützling- Englands, eine sehr starke Erschütterung erlitten hat Wenn auch die Führer der beiden großen Parteien in England stillschweigend den Grundsatz angenommen haben, daß England sich an der indischen Grenze aus die Defensive zu beschränken habe, io würde nichts destoweniger ein eigenmächtiges Vorgehen Rußlands in den afghanischen Angelegenheiten große Bewegung in England, namentlich aber in Indien, Hervorrufen und möglicherweise sehr schwere Verwicklungen herbei führen. Man erwartet hier auch nicht, daß es der englisch rmsischen Kommission in St. Petersburg für die Regelung der russisch-afghanischen Grenzsrage ge lingen werde, eine Lösung zu erzielen. Man verfolgt die Bewe gungen der Russen in Zentra asien mit Miß trauen, namentlich erscheinen ihre Bewegungen im Norden von Hindostan, an der Grenze der russischen Provinz Ferghana auf dem Pamirplateau so bedenk lich, daß die indische Regierung sich veranlaßt sah, Offiziere in dieses Gebiet zu entsenden, welche dir Interessen Englands daselbst wahrzunehmen und die anglo-indische Regierung über alle Vorgänge auf dem Laufei den zu erhalten haben. Die Gerüchte von einer Verständigung zwischen England und Rußland im Hinblicke auf die Wahrscheinlichkeit der Entthronung des Emirs von Afghanistan sind unbegründet; man zweifelt jedoch hier nicht mehr daran, daß der Auf stand der Ghilzai für den Emir, trotz feiner ausgezeichneten Truppen, zu einer ernsten Gefahr geworden ist und daß durch die Unzufriedenheit, welche das autokra tische und grausame Regime des Emirs unter seinen Unterthanen hervorrust, die Aussichten des russischen Schützlings, des Prätendenten Eyub, auf den afgha nischen Thron bedeutend vermehrt werden. Stockholm, 9. Mai. Die Einführung der Schwurgerichte in Norwegen ist bekanntlich seit langer Zeit ein wesentlicher Teil des von der Linken ausgestellten Programms gewesen. Nun dieselbe Re gierungspartei geworden, ist sie beschäftigt, Ernst zu machen. Die Rechte ist dem Projekte abhold und macht geltend, daß dasselbe zu kostspielig sei und weder das Volk, noch die Storth'ngsabgeordneten sich über die Tragweite desselben klar zu werden Gelegenheit gehabt hätten. Die Rechte meint ferner, daß sich bei der Vornahme von Neuwahlen, bei denen es sich vor wiegend um diese Frage handelt, die Wählerschaft ab lehnend verhalten werde. In Anbetracht dieser Ein wände begann auch die Debatte im Storthing mit der Forderung der Rechten, den Gegenstand bis zur näch sten Session zu vertagen. Diese Forderung wurde indes von der Linkenmajorität einstimmig adgelehnt. Der Staatsminister Joh. Sverdrup behauptete u. a., daß jeder Linkenmann ehrlos sein würde, welcher gegen die Vorlage stimme. Während der Wortführer der Rechten, Advokat Stang, erklärte, daß die Wähler bei den letzten Wahlen wesentlich die parlamentarische Leitung und das Vertrauen vor Augen hatten, habe nach der Anschauung der Linken der Hauptgedanke der Wählerschaft der Schwurgerichtsfrage gegolten, und kein Anhänger der Linken, welcher gegen dieselbe stimme, werde wiedergrwählt werden. Die sachliche Debatte, die nach Ablehnung des Aufschubvorschlages begann, wird verschiedene Sitzungen in Anspruch nehmen. Die Annahme der Vorlage darf als gesichert gelten. welche der Geschenkgeber auf seiner Reise in die zum Teil noch von keinem Forscher betretenen Gebiete der Flüsse Sankuru, Lomami u a. gesammelt hat; 76 Objekte aus Venezuela von Hrn Dir. Lüders in Hamburg. Der beschreibende Katalog der ethnographischen Sammlung wurde von Nr. 4734 bis 5331 und 6261 bis 6358 fortgeführt. Infolge des Platzmangels mußten größere Teile der Sammlung in Kisten verpackt und die anthro pologische Abteilung bis zu ihrer Neuaufstelluug in einem Teile der Räume des gegenwärtigen Museums der Abgüsse dem Publikum entzogen werden, ein übel- stand, der mit der in Aussicht genommenen Erwei terung der Sammlungsräume in nicht langer Zukunft gehoben sein wird. Die Handbibliothek der in dem Museum ver einigten Sammlungen wurde um 222 Werke in 344 Bänden (letztere einschließlich der Zeitschriften), darunter 66 Werke als Geschenke, vermehrt. Verliehen wurden 183 Bände an 40 Personen, darunter 45 Bände aus der entomologischen Bibliothek. Von Dresdner Schulen haben nur zwei dar Museum besucht und zwar die de- Vereins zu „Rat und That" und diejenige des TaubstummeninstituS. Direktor l)r. Mayer beteiligte sich an der wissen schaftlichen Ausstellung zur 59. Versammlung der Naturforscher und Ärzte in Berlin mit einem „Stan der, um Menschenschädel in Sammlungen aüfzustellen", welcher da- Prinzip verfolgt, am Schädel selbst nicht« zu verletzen (s. Katalog der Ausstellung p 87 Nr. 150 Berlin, Hirschwald). (Fortsetzung
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