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Dresdner Journal : 18.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-18
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1887
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OM. Monta,, dm 18. April, abmdi. 1887. Nounropr«»»« I» ss«»« Ira«»«« L«t»U«: 1»llrliod, .... 1, H»rk t^jLbrUeb: 4 dlnrst KO?s Liureln» ^uruiooru: 10 ?k. Sn—rdnldck« ä«nt«ed«u Leicb« tritt?o«t- auä 8iouip»I,u«tü»^ büuu. Tnllll»cklxnnU»Uedllllr»o» ^Lr 6»v knvw «wer jr«pnltoo«a 2«U« stloiusr Zedritt 20 ?k. Vnter „Lin^o-nuckt" äi« 2«U« bO kk. ö«i TndaUon- n «otipr. 4n7»«t>1»^ Lr»ed«t»«» r Utgliab o»it Xiwnntim« ä«r 8oan- anä »bouck«. DresdnerLomnal. Für di« Gesamtleitung verantworttich: Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ro» LnstllvLt-iuir«» »oivRrt», L«txitU! Lrancktt etter, Loamu—iooLr äs« l)r«äo«r ^ourunl«; LnwdnrU - >«rUn VI« - L«tp»lU->««l->r«Inn-»r»Ldeon «. ».: /taaeenetein -2 kopier, S«rUn -Vt«-L«mdiu-x. rr»ss-L«ti'«I,-er«ttatt «. ». AL-eL«»: Luck llto«e/ ?«rt« Loock« - LorUo 7r«»Nrl » U AtottUort: Oauö« et 6o ,' Lorltoi Znvalickenckanl, Nr«w«o: L Lc^ott«,» Lr««I«: L ÄanAen'« Lureau sLmil L'a-atH-, SvrUt,- <Z O^ier"« ^«»Ä/otAer, S»o»o«rr O. s«ü«lv,' L»U» ». I.: F. Laret F Vo. ll«r»n»xvd«r r löuinl. 8»ps<iitioo äs» Orseäoor Zournnl«, Drssäso, 2viugor»irn«« La. 20. Amtlicher Teil. Sr. Majestät der König haben dem Postschaffner Friedrich Wilhelm Paul in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. München, 18. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Znstizminister v. Fäustle ist am Herzschlag gestorben. Belgrad, 17. April. (W. T B.) DerKönig empfing beute den deutschen Geschäftsträger v. Tschirschky und Bögeudorff in einer Privat- audienz. Tan Francisco, 18. April. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Die Passagiere und die Mannschaft des auf dem Wege von hier nach Tahiti verbrannten Hamburger Dampfers „Rajatea" ist, ausgenom men einen unterwegs gestorbenen Passagier, hier gelandet. Dresden, 18. April. DaS Wiedererwachen des französischen Hasses gegen Großbritannien. Seit Langem hat vielleicht keine Allianz die Poli» tische Lage derart verändert, wie das Hinzutreten des Königreichs Italien zu dem deutsch-österreichischen Bündnis. Dieses Bündnis ist dadurch aus einem ge schlossen konservativen in ein konservativ-liberale» ver wandelt worden. Es ist zwar unrichtig, daß — wie man meinte — Rußland durch dieses Bündnis aus dem Drei-Kaiser-VerhältniS hinausgedrängt worden sein soll, denn dasselbe hat erklärt, daß es sich weder Frankreich noch der Tripelallianz in die Arme werfe, sondern e» werde allen Mächten gegenüber freund schaftliche Beziehungen unterhalten, welche ihm gegen über von den gleichen Gesinnungen beseelt seren, völlig verändert wird dagegen durch die Allianz die Stellung Großbritannien». DaS Jnselreich verteidigt so zu sagen die Zugänge zur neuen Allianz. Wird e» gezwungen zu handeln und tritt tatsächlich in die Aktion", schreibt man dem „Hamburgischen Korrespon denten" aus Pari», „dann muß eS auch Ernst machen, weil seine Existenz in Frage gestellt ist. Über diese Seite der Frage suchen sich die Franzosen auch keines wegs zu täuschen. Sie haben instinktiv begriffen, daß eS sich um den Erbfeind handelt, um denjenigen Erb feind, welcher, wie v. Lessep» sagte, niemals der natür liche Freund Frankreichs sein kann." „Dies durchzufühlen, reichte der Instinkt aus, aber es bedurfte des Nachdenkens, um die Thatsache zu be greifen, daß die englische Feindschaft in genauem Zu- sammenhange mit dem französisch-russischen Bündnis stand. Der Zar hat da» sehr viel früher begriffen al» die Herren, welche die Republik an den Ufern der Seine regieren." „Die Panslawisten aber haben sich, ohne eS zu be- ,reisen, dem Willen de» Zaren unterwerfen müssen. Auch hier in Pari» fängt man endlich an, die Dinge so aufzufasseu, wie sie wirklich sind. Man ist darüber im höchsten Grade mißvergnügt, auf da» Bitterste ent täuscht, und man ist außerdem noch gezwungen, da» so wenig al» möglich durchblicken zu lassen. Aber dem wahrhaft schuldigen Teil, dem „perfiden Albion", welches man, obgleich e» sich verbirgt, errät, bürdet man die volle Verantwortlichkeit auf. Ein Haß, den man feinx»weg» zu verstecken sucht, bricht hier vpn allen Seiten gegen England hervor und er verstärkt sich durch den Arger über andere Mächte, den man um keinen Preis offen verlautbaren will, so sehr, daß mit Hilfe der Übertreibung die Haltung Frankreich» geradezu lächerlich wird. DaS macht man sich in Pa ri» nicht hinreichend klar." „Man weiß sich nicht mehr zu beherrschen und zu mäßigen; man hat vollständig den Kopf verloren, und wenn man die amtlichen Kreise und zwei oder drei ernsthafte Organe der Presse auSnimmt, läßt man sich in einer wahrhaften Ausschweifung von Angriffen aller Art gehen. Nichts behandelt man mit einiger Rücksicht, nicht die Person der Königin, nicht den Anzug der Prinzessin Beatrix, nicht die Gewohnheiten des Gefolge», nicht die Handlungsweise de» Herzog» v. Edinburgh oder den Zwischenfall, der den königlichen Eisenbahn wagen betroffen hat, — über alle» macht man seine plumpen Scherze oder überschüttet es mit beleidigenden Grobheiten. Bei dem allen gebärdet man sich wie der Straßenbube, der au» einem sicheren Verstecke mit Steinen wirft. Man weiß nur zu gut, daß man sich nach dieser Seite hin bis zu dem Augenblick alle» erlauben kann, wo die Sache ernst wird, man weih nur zu gut, daß dieser Augenblick niemal» kommen wird, um das Vergnügen zu haben, sich al» Eisen fresser aufspielen zu können, ohne damit die geringste Gefahr zu lausen Aber von der absurden und schon vollständig greisenhaften Abneigung, die John Le- moinne gegen England hegt, angefangen, bi» zu den Erfindungen de» „Figaro" und dem Gebelfer der Herren Charles Laurent im „Paris", ist das alle» nur ein Platzregen von geistlosen Grobheiten und von Be hauptungen, deren Falschheit alle Welt und die nicht am wenigsten kennen, welche sie verbreiten." „Damit allein ist auch die Ursache der Haltung Frankreichs Bulgarien gegenüber gegeben, welche von sehr vielen Leuten unerklärlich genannt wird. Un wissende und naive Personen zerbrechen sich thatsächlich den Kopf, um sich den Grund der befremdenden Stel lung klar zu machen, welche Frankreich gegen die Bul garen einnimmt. Man sagt sich, daß eine Republik, eine Regierung, welche die Freiheit, die charaktervolle Unabhängigkeit, den Patriotismus zu lieben und zu würdigen gehalten ist, sich zur achtungsvollen Bewun derung dieses kleinen Volkes hingezogen fühlen müßte, welches sich so stolz und mutig gegen diejenigen ver teidigt, die es unterdrücken wollen. Man ist nur zu sehr geneigt, an den KnechtSsinn zu glauben, der sich vor Rußland oder vor dem russischen Rubel beugt. Man irrt sich indessen. Rußland wird niemal» m Frankreich populär sein, denn die Massen kennen e» nicht, sie vermögen sich keine Vorstellung von ihm zu machen, und der Rubel spult hier eine geringere Rolle, als man denkt. Aber diese Massen wollen nicht» von Bulgarien wissen, sie verabscheuen es, und zwar keines wegs aus Liebe zu Rußland, sondern einfach au» Haß gegen England Man hat verstanden, ihnen einzu- reden, daß sich die Engländer den Interessen aller Battenberger geweiht haben, und so ist für sie Bul garien zum Prügelknaben geworden" „Ich fasse da» Gesagte noch einmal zusammen- Das, wa» diesem allen zu Grunde liegt, ist die Ent täuschung von seiten Rußlands und die vollständige thatsächliche Isolierung, in welche Frankreich durch die Tripelallianz versetzt ist." „Man ist so sehr entmutigt, sich neutralisiert zu sehen, und zwar vornehmlich durch die Italiener, daß man selbst Wohlwollen für das Ministerium Goblet empfindet. Demgemäß ist sogar Aussicht vorhanden, daß im nächsten Monat der Finanzplan de» Hrn. Dauphin angenommen wird, weil die Regierung ver spricht, „Ersparnisse" zu machen, Ersparnisie, die voll ständig unmöglich sind, e» sei denn — daß der Kriegs minister sie macht!!" Lagcögtschichte. Dresden, 18. April. Aus Klagenfurt erholten wir folgende erfreuliche Nachricht: Se. König!. Hoheit Prinz Georg ist mit den Höchstdenfelben begleiten den prinzlichen Kindern Mittwoch, den 13. d. Mts. nachmittag» ^5 Uhr wohlbehalten in Klagenfurt ein- getroffen und am Bahnhof: daselbst von dem cr- lauchteu Erzherzog!. Paare, dem Hrn. Erzherzoge Otto und besten Gemahlin, Frau Erzherzogin Maria Josepha, Höchstdessen geliebter Tochter, inmitten einer großen, die Ankunft des ZugeS erwartenden Menschen menge empfangen worden, die unter lauten Jubel- rufen Zeugin von der ebenso herzlichen wie stür mischen Begrüßung der hohen Anverwandten sein durfte. Die erlauchte Frau Erzherzogin Maria Jo- ' scpha, Kaiserl. Königl. Hoheit, die zum Leidwesen der die hohe Frau verehrenden Klagenfurter Bevölkerung infolge der Höchstdieselbe betroffenen — Gott fei Dank — leichten Rötelnkrankheit eimge Zeit hindurch nicht öffentlich erscheinen konnte, sah blühender und an mutiger denn je und Glück strahlend aus, Vater und Geschwister hier begrüßen zu können. Die versammelte Menge begleitete die erlauchten Gäste des geliebten hohen Erzherzog!. Paare» mit lauten Jubelrufen bis zur Erzherzog!. Residenz, von wo aus dann Se. König!. Hoheit Prinz Georg, Höchstwelcher unter dem Jncognito eines Grafen v. Weesenstein reist, iy der ogenannten „Burg" Quartier genommen hat. Den chönen warmen jüngstvergangenen Tagen ist leider seute ein kalter mit Schnee untermischter Regen ge- olgt. Hoffentlich klärt sich der Himmel aber bald wieder auf, damit dann die erlauchten fremden Gäste in unserer Stadt auch an den schönen näheren und ferneren Umgebungen derselben sich erfreuen können. * Dresden, 18. April. Im Anschluß an eine in mehreren Zeitungen enthaltene Notiz über bevor stehende GeneralstabSübungSreisen bei Königl. preußi schen ArmeecorpS (Garde-, III., V., VI., VI l, VIII., IX., X., XIV., XV. Lorp») ist zu bemerken, daß auch bei dem XII. Königl. sächsischen Armeecorps in diesem Jahre eine solche ÜbungSreise stattfinden wird. * Berlin, 17. April. Se. Majestät der Kaiser unternahm gestern in Begleitung des Generaladjutanten Grafen Lehndorff eine Spazierfahrt. Um 5 Uhr fand bei den Kaiserl. Majestäten eine kleinere Familientafel staft, an ,welcher der Prinz Wilhelm und Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, welche kurz zuvor von Potsdam nach Berlin gekommen waren, die Erbprinzlich sachsen - meiningschen Herr schaften und der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern teilnahmen. Ihre Majestät dre Kaiserin besuchte gestern mit tag die Kaiserin-Augusta-Stistung zu Charlottenburg. Heute vormittaa wohnte die Kaiserin dem Gottes dienste in der Kapelle de» Augusta Hospitals bei, er teilte mehrere Audienzen und unternahm eine Spazier fahrt S«. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz Kat in Ems seine Kur bereits begonnen. Da» Be finden der Kronprinz!. Familie ist vortrefflich. Die Nachricht, daß Prinz Wilhelm mit Nach wehen seine» überstandenen Ohrenleiven» zu kämpfen habe, wird den „Berl. Pol. Nachr." als unbegründet bezeichnet. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck ist heute abend von Friedrichsruhe wieder hierher zurückgekehrt. Wegen Neubesetzung de» diesseitigen Bvt- schafterposten» beim Quirinal schweben, privatem Vernehmen der ,Freuzztg." nach, gegenwärtig Ver handlungen zwischen den beteiligten Regierungen. Bei dem Jubiläum des Papstes wird auch Berlin mit Geschenken nicht fehlen. Unter anderem haben die Dame« der katholischen Aristokratie eine Feuilleton. A. Hofthrater — Neustadt. — Am 16. April: „Ein Erfolg." Lustspiel in 4 Akten von Paul Lindau. S» hat sich an diesem Stücke die Darstellung bester erhalten, al» die Ansprache de» Inhalts. Die Verhältnisse haben sich allerdings seit der ersten Auf führung nicht geändert, der Stoff ist nicht gealtert, aber der Ton, den der Verfasser im Dialog und in der Behandlung de» Gegenstände» anschlägt, hat durch Lindau» wiederholte Bühnenbestrebungen einen raschen verbrauch gefunden und jenen Reiz der Neuheit ver loren, welcher mehr Hoffnungen erweckte, al» in Er füllung gingen. Man lacht minder unbefangen al» rhemal» Frau Bayer, Frl. Ulrich, Hr. Porth, die Frl. Flössel und Tullinger, Frl. Bera gereicben der Ausführung zu kräftigen Stützen. Ihnen schließen sich andere Mitwirkende gar fleißig an. Die Anmut und die durch natürliche Wahrheit bezaubernde Laune, mit welcher Frl. Ulrich die junge Frau spielt, ist allein schon im stände, die davon berührten Scenen aufrecht zu erhalten. Den Cchriststeller Marlow gab der Gast Hr. Paul vom Hostheater zu Karlsruhe. Er bestätigte allerdings durch diese Rolle, die bereit» schon ftüher an den Tag gelegte Gewandtheit und verständni»volle Auffassung. Wenig ansprechend wirkte er dagegen in der hier wich tigen Ausgabe al» Liebhaber Ein nüchterner, der Wärme entbehrender Eindruck, wie er in den Scenen mit Eva hervortrat, würde allerdings in vielen Stücken sehr wesentliche Scenen unersprie-lich machen und lahm fegen O. B. Elsbeth. GeMlung von M Areß. (Fortsetzung.) E» war gut, bah die Baronin nun aufbrach, denn Elsbeth konnte die Ausbrüche ihrer Heiterkeit kaum mehr zurückhalten, als sie sich von der poetischen Wirt schafterin verabschiedeten, die ihnen noch hi» zur Thüre unter tiefen Verbeugungen da» Geleit gab „Wer ist denn dieses Ungetüm, der Inspektor?" fragte Elsbeth fröhlich, al» sie außer Hörweite waren „DaS ist ein ganz ordentlicher, tüchtiger Mensck, der nur gerade seinen Spaß darin findet, die senn- mentale Hulda in ihren heiligsten und höchsten Ge fühlen zu kränken und zu beunruhigen. Übrigen» ist e» nicht so schlimm gemeint und e» wird glaube ich hier da» Sprichwort wahr, „was sich liebt, neckt sich", Henn die Beiden meinen e» doch im Grunde ganz gut mit einander." Eben kam der Inspektor herangeritten, eine große breitschultrige Gestalt mit derben geröteten Zügen, von gutmütigem Ausdruck — er stieg sogleich vom Pferd, al» er feine Gebieterin erblickte und gab derselben auf ihre Frage nach den wirtschaftlichen Verhältnisten in so klarer und bündiger Weise Bescheid, daß er LlSbeth, die ihn nach dem Borausgegangenen mit doppeltem Interesse betrachtet«, recht gut gefiel. Lines Abends kam zwischen Frau v. Burgeck und Elsbeth die Sprache auf Fanny Die Tante fand eS unfreundlich, daß dieselbe sich so sehr wenig Zeit und Mühe nehme, von sich zu berichten, und Elsbeth wagte eine Frage, welche sie schon lange auf den Lippen hatte, uno es war gut, daß die einbrechende Dämmer ung ihr tiefe» Erröten verbarg: ,Kiebe Tante, ist nicht einmal etwas von Liebe zwischen Fanny und Werner vorgefallen?" „Wie kommst Dy daraus, mein Kind?" fragte die Tante erstaunt und befremdet, „Du bist ja noch viel zu jung für solche Fragen und wer hat Dir etwas erzählt?" „Ich hab« davon gehört", flüsterte da» junge Mäd chen, ihr Köpfchen noch tiefer beugend. „Run wohl", sprach Frau v. Burgeck, „da Du etwas gehört hast, so will ich Dir lieber alles sagen, damit es kein Mißverständnis giebt. Wisse, daß Fanny früher einmal sehr arausam an meinem Sohn gehandelt hat. Er lernte ne erst kennen, als sie be reits Braut war und auf Besuch bei Verwandten Wcrner hatte keine Ahnung von ihrer Verlobung und verliebte sich al» junger heißblütiger Mensch ganz rasend in da» wunderschöne Mädchen, die sich die» nicht nur in der kokettesten Weise sehr gern gefallen ließ, sondern ihn auch noch immer mehr aufmunterte, bi» sie ihm schließlich bei einer Erklärung nicht mehr verhehlen konnte, »aß sie bereit» gebunden und auch nicht ge- onnen sei, znrückzutreten Wervers Schmerz und inttäuschung waren anfangs grenzenlos, er sah, daß mit seiner Liebe ein kokettes Spiel getrieben worden wae und seine Anbetung kehrte sich in Berachtuna. Nun ist er längst ruhig darüber geworden, er weitz, erhebliche Summe zur Herstellung einer kostbaren kirchlichen Stickerei gesammelt. Am 15. d. MtS. wurde, wie bereits erwähnt, unter dem Vorsitz deS StaalSministerS, Staatssekre tär- des Innern, v. Boetticher eine Plenarsitzung de- Bundesrats abgehalten. Man erteilte dem Entwürfe eines Gesetzes wegen Abän derung der Besetze über die Ouartierleistunq und über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, und dem Anträge Hessens, betreffend die Änderung der Statuten der Bank für Süddeutschland, die Zustimmung. Mit der bereit» erfolgten Überweisung der Gesetzentwürfe wegen Feststellung eines Nachtrages zum ReichShauShaltSetat für da- EtatSjahr 1887 88 und betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reich-heereS und für die Vervollständigung des deutschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesverteidigung an die Ausschüsse für Rechnungswesen, für daS Landheer und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen er klärte sich die Versammlung einverstanden. Endlich wurde noch über die Sr. Majestät dem Kaiser wegen Besetzung der Stellen zweier ständigen Mitglieder de- ReichsversicherungSamtS zu unterbreitenden Vorschläge sowie auf " ehrere Gesuche um Zu lassung zur Schifferprüfung Beschluß gefaßt. Am Donnerstag haben inBreslauWahlmänner ersatzwahlen für die an Stelle de» verstorbenen Dirichlet vorzunehmende Wahl zum Abgeordnetenhause stattgesunden. Es waren 160 Wahlmänner auSge- schieden, von denen etwa 60 den sog Kartellparteien (Nationalliberale und Konservative) angehörten. Ge wählt wurden 90 Wahlmänner der Kartellparteien. Die Zahl der deutschfreisinnigen Wahlmänner hat eine entsprechende Verminderung erfahren, und ist den Kartellparteien nur noch um etwa 20 Mann über legen, wozu dann allerdings noch etwa 60 klerikale Wahlmänner hinzukommen. Wenn fonach auch vor aussichtlich für diesmal noch ein deutsch-freisinniger Abgeordneter gewählt werden wird (in Aussicht ge nommen sind Rechtsanwalt Kauffmann in Berlin und Rittergutsbesitzer von Saucken-Julienfelde), so ist doch auch diese Hochburg dcr Fortschrittspartei so ernstlich erschüttert, daß sie bald kapitulieren wird. Die bereits mehrfach erwähnte zweite Depesche des „UniverS" in betreff der kirchenpolitischen Vor lage lautet nach dem Telegrammauszuge der „Köln Volksztg.": „Man versichert, daß außer dem Schreiben an den Münchener Nuntius der hl. Stuhl noch an den Baron zu Franckenstein ein Privatschreiben gesandt habe, sowie an den Erzbischof von Köln ein Memorandum, welche- den Wunsch ausdrückt, die kirchenpolitische Vorlage angenommen zu sehen. DaS Memorandum sei ergangen gemä« einem Beikdlusse der KardinalSkongreaation, welche mit Prüfung der Frage be auftragt war, ob die Annahme deS Gesetze« möglich sei ohne Verletzung der kirchlichen Gesetze. Man fügt hinzu, daß duie Entscheidung getroffen und diese Schritte geschehen seien, nach dem bekannt geworden, daß das Zentrum einstimmig be schlossen habe, die Vorlage zu verwerfen. Man weiß noch nicht, welche Haltung das Zentrum schließlich der Vorlage gegenüber einnehmen wird." Frhr. v. Franckenstein bestreitet die Angabe des „Untiers", er habe aus dem Vatikan ein Schreiben mit dem Wunsche der Annahme der kirchen poli tischen Vorlage erhalten. Er telegraphiert an die „Köln. VolkSztg.": „DaS Privatlelegramm aus Pari«, 14. April ist, soweit e- meine Person betrifft, unwahr." Wien, 17. April. Die Verhandlungen der hier tagenden beiderseitigen Quotendeputationen haben bisher zu der erwünschten und vielleicht vor eilig erhofften Einigung nicht geführt. Die öster reichische Deputation hat ihr Entgegenkommen dadurch bewiesen, daß sie nicht an der Formel deS 2prozen- tigen Präzipuums für die Militärgrenze zu Lasten Ungarns festhält; sie fordert aber, um die diesseitige Reichshälfte vor Mehrbelastung zu bewahren, daß die Quote Ungarns entsprechend erhöht werde. Die un garische Regierung jedoch, welche vor den Neuwahlen steht, verwirft au» begreiflichen Gründen diese Zu mutung und so haben die mündlichen Verhandlungen auch keine Lösung ergeben. Man spricht von Ver, was er von Fanny zu halten hat, und wenn er auch nur noch die kältesten Gefühle für sie hegt, so hat er doch gelernt, ihr höflich und unbefangen entgegenzu treten, ja sogar heiter mit ihr zu verkehren " Tiefatmend hatte Elsbeth zugehört. — Also dies war das Verhältnis zwischen ihrem Vetter und Fanny! Darum hatte er an jenem Abend eine Andeutung nicht hören wollen und war so gereizt aufgesahren l Aber darin irrte die Tante gewiß, wenn sie glaubte, daß ihr Sohn gleichgiltig und ruhig darüber geworden fei — Elsbeth hatte zu deutlich die tiefe Erregung aus dem Ton feiner Stimme herauSgefühlt — diese hatte von keiner Ruhe gezeugt! Die Tante unterbrach ihre Gedanken. ,Iomm mein Kind", sprach sie freundlich, „laß die alten unerquicklichen Geschichten ruhen, die unS einst eine so trübe Zeit bereitet haben, und singe mir lieber eine» Deiner süßen Lieder." Im Musikzimmer, daS die beiden nun betraten, waren die großen Astrallampen schon angezündet und ergossen ihr sanftes Licht über die rvtdamastnen Möbel und Vorhänge, über die hohen Palmgruppen und duftenden Blumenarrangements Die Tante ließ sich am Klavier nieder, das junge Mädchen trat etwa» zurück und lehnte träumerisch in einer blumenumduschten Nische nnd während von drüben die Begleitung zu dem Liede erscholl, sang sie mit süßer weicher Stimme, durch die ein Hauch deS Schmerze» klang: „Du bist die Ruh, der Friede mild, Die Echnsucht Du und »a» sie stillt! Ich weihe Dir voll Lust und Schmerz Air Wohnung hier wein «ug und Herz Mein «upe strohit in Deinem Glanz Kehr' ein bei mir und füll' e« ganz"
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