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Dresdner Journal : 15.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-15
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1887
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Ler»i»»,«d»r, kvoinb L»p«<tttioa 6- vr»,äo«r aounuü», vr—ü»», 2Mr»ber»tr»«»« Ito >0. Ämtlicher Teil. Se. Majestät dec König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Leibjäger Hohlfeld, der Kammerlakai Hattenius und der Leibwageahalter schütze die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihnen verliehenen silberne Medaille des rochen Adlerordens annehmen und tragen. Nichtamtlicher Lei!. Telegraphische Wachrichten. Wie», 15. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die politische Korrespondenz meldet auS St. Petersburg, die Verleihung deS GroßkreuzeS deS 8l»di«irordenS an den Minister v. GierS werde »»« einem Kaiser!. Handschreiben begleitet sein, »«rin der Kaiser keine Zustimmung zv GierS' Po litik auSdrücken und dieselbe al- mit seinen Ab sichten »nd Gefühlen übereinstimmend bezeichnen »erhe Sten, 15. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der HandelSminister empfing gestern eine Deputation »»» An»ohnern der prenstischen, sächsischen und sstr»«ichischen Elbe, »elche ei» Memorandum, bets-ffend die Elb takte überreichte. Der Minister erkürte, die HaudelS»ertragSv«rhandluaae« mit Deutschland benutzen zu wolle«, um eine Revision der Elbeakte i» Kluß zu bringen. Deutschland habe bisher bei der Anregung der Krage hervor- geh«be», da- »och Studie» dieserhalo gemacht »ürdrn. Die Devutatio« sprach die Absicht a«S, der deutschen Regierung demnächst dasselbe Gesnch vorzulege». Der Minister versicherte die Depu tats*« wiederholt sei«eS großen IntereffeS an der Angelegenheit. Wie«, 15. April. (W.T.B.) Wie die „Presse" meldet, fi«d iv der gestern bei der österreichischen Kreditanstalt stattgehabten Konferenz mehrere sich a»S der Revtentberaahme ergebende banktechnische Kragen erörtert worden. Li« Subskription auf die österreichische Märzrente dürfte uoch gegen Ende diese» MonatS erfolgen. R«>, 1«. April, («. T. B.) In der Ab- geordnetenkammer wurde vom Deputierten Gvic- riardini eine Jnterpelation an die Regierung über deren Politik in Bezug auf Afrika resp. die Expedition nach Maffauah eiugebracht. St. Petersburg, 15. April. (Tel. d Dresdn. Journ.) Wie die „Deutsche Zeitung" erfährt, er- folat die Emission von 1V0 Millionen Sprozentiger Eisevbahurente, wie eS beißt rum Kurse von 84 Proz., in der Mitte diese» Monat». Dresden, 15. April. Zur Lage der oberelsässischen Baumwollen industriearbeiter. Eine der Hauptursachen des Widerstands der elsässischen Baumwollenbarone gegen die deutschen Einrichtungen muß man in dem mächtigen Eingreifen der deutschen Gesetzgebung in das Gebiet der sozialen Frage erblicken, in den Maßregeln zum Schutze der Arbeiter, der Einrichtung der Fabrikeninspektoren, der Arbeiterunfaü- und Krankenversicherung, der sich in Bälde die Altersversicherung anschließen soll, jkurz in einer Reihe von segensreichen Maßregeln, welche dem Arbeiter den Ausblick auf eine sehr erfreu liche Besserung seiner Lage eröffnen. Man muß sie gesehen haben, diese armen, unglücklichen, schwind süchtigen Menschen, welche um die Fabriken des Ober- 5 Minuten belaufen, mit Geldbußen belegt, theils, wenn sie mehr als 15 oder 20 Minuten betragen, mit unverhältnismäßiger Härte, nämlich bi- zur Einhaltung eine- halben TagelohnbetrageS bestraft, so daß entfernter wohnende Arbeiter, um pünktlich um K6 Uhr in der Fabrik erscheinen zu könuen, genötigt sind, schon um 4 Uhr morgens aufzustehen. Weiter ist von allerhand „Ordnungsstrafen" für fehlerhafte Arbeit und dergleichen die Rede, wobei die AwährS- männer des Hrn. vr. Herkner, deren Angaben in die ser Beziehung allerdings wohl mit Vorsicht ausgenom men werden müssen, übereinstimmend versicherten, daß die in Rede stehenden Strafen zum Teil sich auch auf solche Versehen erstrecken, deren Vermeidung selbst für den besten und geschicktesten Arbeiter nicht möglich wäre, ja „gar nicht im Bereich seines Willens läge", mit anderen Worten, daß diese Ordnungsstrafen ledig lich eine verschleierte Form der Lohnherabsetzung dar Noch übler sogar soll es mit der Lage der Arbeiter in den sonstigen oberelsässischen Fabrikbezirken beschaffen sein. Hier lasten die veralteten Fabrikeinrichtungen häufig m sanitärer Hinsicht noch alles zu wünschen übrig, während der Arbeiter gerade an diese Fabriken, als die einzige am Ort bestehende Arbeitsgelegenheit, gefesselt ist; der Lohn ist rm Durchschnitt um ein Drittel geringer als m Mülhausen, die gewöhnliche Arbeitszeit beträgt sogar 13 bis 14 Stunden und zu allen übrigen au- diesen Mißständen entspringenden Übeln gesellt sich hier und da auch noch das Truck- beiterinuen Nicht minder unbefriedigend stellen sich endlich die Lohnverhältniste. Ein männlicher erwachsener Arbeiter verdient zwischen 750 und 1050 M., Frauen 600 M, jugendliche männliche Ar beiter 420, weibliche desgl. 360 M, Kinder 300 M. jährlich, Lohnabzüge, Ausfälle durch Zeiten der Ar beitslosigkeit und dergl. überall nicht mit in Betracht gezogen. Au« diesen Verdienstverhältnissen und an dererseits dem Preiszuschnitt für alle Lebensbedürf- niste am Ort ergiebt sich die Zwangslage, daß in Arbeiterfamilien mindesten» auch noch die Frau mit Einsetzung ihrer vollen Kraft in der Fabrik mitarbeiten muß, so daß, trotz zahl reicher, aber ihrer Aufgabe naturgemäß nur mangel haft genügender Kinderasyle, namentlich in ihrem zartesten, der Pflege am meisten bedürftigen Alter die Kinder verwahrlost werden und verkümmern, oder aber durch Annahme einer Hilfs- und Ersatzkraft für die Hausfrau wieder die Rechnung deS hmushalts über die Grenze der Verdienstmöglichkeit hinaus belastet wird. Wie sich hiernach die Gesamtsumme der Zu stände in dieser Jndustriebevölkerung stellt, bedarf kaum noch eines Worte». Sie bildet ein Seitenstück zu den dunklen Bildern englischen Brbeiterelendes und lautet: Zahlreiche Totgeburten, hohe Kindersterblichkeit besonder» im ersten Lebensjahre, weitverbreiteter Al- koholiSmus, Verschuldung und drückende Abhängigkeit vom Kleinkrämer, schlechte Ernährung und körperliche Degenerierung der Arbeiterbevölkerung, in deren Kreisen Skropheln, Schwindsucht und andere ansteckende Krank heiten erschreckende Verwüstungen anrichten und end lich diesen Feststellungen der Kreis- und Kantonalärzte entsprechende kümmerliche Ergebnisse der Heeresaus hebungen. stellen Noch andere, so an die Öffentlichkeit gebrachte Klagen der Mühlhausener Industriearbeiter erstrecken sich auf die rauhe und erbitternde Behandlung, welche sie von ihren Vorgesetzten, den Fabrikdirektoren und Werkmeistern, erführen, und auf das alte traurige Kapitel der Angriffe eines Teiles dieser Vorgesetzten auf die Sittlichkeit ihrer weiblichen jugendlichen Ar- giebt sich derselbe zugleich mit dem Hauptgrund, der ihr Weiterwuchern zur Zeit ermöglicht, aus der That- sache, daß die deutsche Gewerbeordnung mit ihren Ar beiterschutzbestimmungen und namentlich das Institut der Fabrikeninspektors in den Reichslandcn bis jetzt noch nicht eingeführt ist. Hier gilt in letzterer Beziehung noch das französische Gesetz vom 22. März 1641, welches allerdings gewisse Schutzmaßregeln für die jugendlichen Arbeiter und die Bildung von Jn- fpektionSlommissionen vorsieht, die Art der Ausführung dieser Bestimmungen aber in der Luft stehen läßt und somit praktisch keine Bedeutung erlangt hat Ebenso ist den Arbeitern in den Reichslanden noch immer durch Gesetz vom 14^17. Juni 1791 verwehrt, sich berufsgenossenschaftlich zusammenschließen und so auf die Erlangung günstigerer Arbeitsbedingungen hinzu- wirkcn, während diese» Gesetz in Frankreich selbst im Jahre 1884 aufgehoben ist. Diese für die Arbeiter verhängnisvolle Ausnahme stellung der Reichslande würde also so bald als mög lich zu beseitigen sein. Hierzu drängt, von allen Er wägungen der Menschlichkeit, abgesehen, schon die Über legung, daß der oberelsässischen Industrie au» der elsastes angesiedelt sind, um zu fühlen, wie notwendig eS ist, daß dem Umfug der Ausbeutung der Arbeits kraft, wie er sich hier vollzieht, gründlich ein Ende gemacht werden muß In rein sachlicher Weise finden wir die Frage in den Veröffentlichungen deS staat-wissenschaftlichen Seminars zu Straß burg «Verlagvon K J Trübner) in einer unter obigem Titel veröffentlichten Abhandlung von Vr. Heinrich Herkner besprochen Dieselbe bezieht sich übrigen- — wie wir nochmal» hervorheben — nur auf die Baumwollenarbeiter; ihre Genosten in den Seiden- und Seidenbandwarenfabriken befinden sich in einer un gleich besseren Lage. Die mitgeteilten Thatfachen sind von ihrem Verfasser in einer auf eigene Hand unternommenen PrivatenquSte, durch umfangreiche Be fragung der Arbeiter, festgestellt, und wer je diesen Weg, im kleinen oder großen, selbst beschritten hat, um sich über die wirtschaftliche Lage bestimmter Ar beiterkreise genau zu unterrichten, wird sich nach den gemachten Erfahrungen nicht der Mutmaßung ver schließen können, daß manche» von dem so Ermittelten an Übertreibung und einseitiger Auffassung beruht. Immerhin bleibt al- unzweifelhaft bestehen, daß die Lage der Arbeiter der oberelsäsfischen Baumwollen industrie eine beklagenswerte ist und einen Eingriff der Staatsgewalt, d. h des Reiche-, behufs Besserung der geaenwärtigen Zustände, al» eine unumgängliche Pflicht erscheinen läßt. Die Untersuchungen des Verfasser» der genannten Abhandlung haben sich hauptsächlich auf die Stadt Mühlhausen erstreckt und stellen eine 12k stündige Arbeitszeit als die Regel diese» Jndustriebezirk» fest. Diefe Arbeitszeit erfährt aber häufig eine Au»« dehnung an Sonnabenden bi» 10, ja 12 Uhr nachts, und bet gutem Geschäftsgänge wird sogar, obendrein unter Abkürzung der Ruhepausen, die ganze Nacht zum Sonntag durchgearbeitet. Dabei ist festzuhalten, daß kür die zahlreichen jugendlichen männlichen und weiblichen Arbeiter dieselbe Arbeitszeit gilt wie für die Erwachsenen, und daß sie selbst bei den Kindern nur eine Verkürzung um 1 bis 2 Stunden erfährt, welche diese in der Fabrikjchule zubringen. Die volle Innehaltung dieser Arbeitszeit wird durch hohe Geld ¬ strafen erzwungen; so wird bei unentschuldigtem Aus bleiben zumeist, außer dem Tagelohn, noch eine Strafe in der Höhe deS Betrage» desselben, ja noch darüber system (bei welchem die Arbeiter einen Teil ihres hinaus di» zu 4 M. in Abzug gebracht; ebenso wer- Lohne» nicht in barem Geld, sondern in Naturalien, den Verspätungen teil» schon, wenn sie sich rmr auf namentlich in Anweisungen auf einen vom Fabrik- hedrn gehaltenen Laden auSgezahlt bekommen). Fragen wir nun nach dem Wege, wie diesen trüb seligen Verhältnissen abgeholfen werden kann, so er- Feuilltton. Kunstverein. Soeben wurde unsere Ausstellung durch ein her vorragende» Werk vermehrt, welches unsere ganze Auf merksamkeit in Anspruch zu nehmen verdient ES ist da» große Krieg»blld unsere» sächsischen Schlachten maler» Oberstlieutenant v. Götz in Dresden: „Kron prinz Albert, der Sieger von Beaumont", am SO August 1870. In der Schlacht bei Beaumont, am 30. August 1870 war eS das erste Mal, daß der Kronprinz Albert von Sachsen als Oberbefehlshaber der MaaS- armee selbständig befehligte und Gelegenheit fand, sein hervorragendes Feldherrntalent in glänzendster Weise zu bewähren. Der Siea, welchen die MaaS- armee bei Beaumont über die französische Armee er rungen, zählt zu den herrlichsten Waffenthaten des deutschen Heere-. Nachdem in 8 stündiger Schlacht da» IV. Armre- corp» im Zentrum, das XII. Eorp» auf dem rechten Flügel mit unübertrefflicher Bravour den Feind aus feinen hartnäckig verteidigten Stellungen nach Mouzon zurückgeworsen hatte, war der Sieg entfchieden, und die Schlacht nahte ihrem Ende Zu dieser Zeit, gegen 6 Uhr Abend», begab sich Kronprinz Albert, welcher beim Beginn der Schlacht bei Fosts gehalten und später von der Höhe nördlich von Champy und von Beaumont au» die Schlacht geleitet hatte, auf den rechten Flügel, um sich auch hier nocb persönlich v»m Gang« der Schlacht zu überzeugen, überall, wo er in die Nähe der siegreich vorgehenden Truppen kam bekundeten begeisterte Jubelrufe die Liebe und hohe Verehrung für den erlauchten Prinzen ihre» an gestammten Herrscherhauses, sowie da» unerschütterliche Vertrauen in ihren Oberbefehlshaber. Hier war eS, wo ihm sein erlauchter Bruder, der kommandirende General des XII. ArmeecorpS, Prinz Georg, entgegenritt und ihn zu dem glänzenden Siege beglückwünschte. Dies ist der auf dem Bilde dargestellte Moment Außer den beiden König! Prinzen jeigt das Ge mälde noch die Porträts vieler Offiziere. Im Ge folge deS Kronprinzen befinden sich: Generalmajor v Schlotheim, Stabschef der MaaSarmee, Generalmajor Prinz v. Schönburg, Rittmeister Prinz Karl Theodor von Bayern, die Generalstabsoffiziere Major v. Hol- leben, Hauptmann Schweingl und v. d. Planitz Dagegen sehen wir im Gefolge des Prinzen Georg den Oberst v. Carlowitz Stabschef deS XII Armee- corp», Generalmajor Köhler, Kommandant der Artillerie, Adjutant Hauptmann v. Minckwitz, Adjutant Haupt mann v. Ehrenstein, Generalstabsoffizier Hauptmann Reyher, Adjutant v. Kretzschmar, v. Armm und v. Schimpfs. Die es Werk gehört zu den gelungensten Gemälden des hochgeschätzten Kunstler-, ja e« ist vielleicht in der fein und klar empfundenen übersichtlichen Gestaltung und harmonischen Wirkung, in der Behandlung der Portraitköpft, in der Charakteristik der einzelnen Ge stalten al» das vollendetste Bild de» Meister» zu be zeichnen. Der hier verwendete und erfolggekrönte Fleiß konnte zu solcher Ausdauer nur getrieben werden durch die warme Begeisterung für einen Gegenstand von so allgemeinem deutschen und speziell sächsisch patriotischem Interesse. Nicht nur die treue geistvolle Empfänglich keit des Augenzeugen, sondern auch die umsichtige Sachkenntnis des Offiziers, der in dem großen Kriege selbst so siegreich die Waffen trug, sprechen hier durch eine ebenso schöne Künstlerthat zur Seele des Be schauers. ES gehört zu den echt patriotischen Herzensbedürf nissen, wenn man sich gern der festen Zuversicht hin geben möchte, daß diese unveraleichliche Darstellung eines sächsisch-deutschen Geschichtsbildes auS unserer jüngsten und zugleich ruhmreichsten Vergangenheit an monumentaler Stelle für Dresden erhalten und allen Beschauern zugänglich bleiben werde. Frankreich würde, wenn eS in unserer Lage sich befände, bereit» die Wände seiner Museen mit Bildertrophäen bedeckt haben. Deutschland besitzt in diesem Punkte einen Grad von Bescheidenheit, der für die Förderung jeder Nationalität da» Maß de» Erlaubten überschreitet. Die»mal ist uns die Gelegenheit, diesen Bann der Selbstlosigkeit zu brechen, doppelt günstig, denn nicht allein haben wir da» seltene Glück, in unserer eigenen Armee einen bedeutungsvollen Schlachtenmaler zu be sitzen, sondern eS hat sich auch gefügt, daß dieser Meister nach langer Zeit die freie Muße gefunden bat, au» eigenem Antriebe ein au»nahmsweise nicht bestellte» Werk geschaffen und den Zeitgenoffen mit der vollen Unbefangenheit der Künstlerfreude darge bracht hat. Wenn allen Militärpersonen da» genußreiche Stu dium dieser fo leb«n»vollen, zwanglosen, mit an mutiger Täuschung in dir Situation mitten hinein führenden Darstellung die Beweise der überraschendsten Möglichkeit, die tägliche Arbeitszeit der jugendlichen Arbeiter und Kinder weit über das in Aitdeutfchland erlaubte Maß auszudehnen, ein Vorsprung über den Wettbewerb der anderen deutschen Länder erwächst, den man auf eine Mehrarbeitszeit von jährlich 4 199 300 Stunden berechnet hat und dessen Gewinn die elsässischen Fabrikanten, wie auS den von ihnen gezahlten schlechten Löhnen ersichtlich wird, einsach in die Tasche stecken. Zu dieser besonderen Prämiierung einer Fabrikantenklaffe, die in voller Eintracht mit dem französisch gesinnten katholischen Klerus der Reichslande — der natürlich auch hier, wie in Bel gien überall, wo sich aus der Arbeiterfreundlich' teil nicht eine Spitze gegen die Regierung heraus« schlagen läßt, beide Augen zu den Ausbeutungen und dem Elend der Jndustriebevölkerung zudrückt — da» Rückgrat der Protestphalanx in Elsaß-Lothringen bil det, haben wir aber auch in politischer Hinsicht, wenn solche Nebenerwägungen überhaupt unser Urteil be einflussen dürsten, nicht die geringste Veranlassung. Im Gegenteil handelt es sich um den Schutz einer Bevölkerungsklasse, in der nach dem Gutachten aller zuständigen Beurteiler noch am meisten ungeschwächte» deutsches Wesen in den Reichslanden anzutreffen ist und die sich dem Deutschen Reiche dankbar beweisen wird, wenn dasselbe die Herrschaft, die, wie vr. Herk ner sagt, „der Fabrikant und der Klerus jetzt in deutschfeindlicher Weise über den Arbeiter auSüben", beschneidet und dem oberelsässischen Fabrikarbeiter in der Gestalt eine- WohlthäterS und energischen Be schützers entgegentritt. Wie unsere Leser aus dem an der Spitze unseres gestrigen Blattes enthaltenen Telegramm ersehen konn ten, wird durch die von dem Unterstaatsjekretär v. Puttkamer im LandesauSschusse in Aussicht gestellte Einführung der Reichsgewerbeordnung ein sehr erfreu licher Ausblick auf Besserung eröffnet, und man kann fest überzeugt sein, daß die Reichsregierung auch nach dieser Richtung die Umgestaltung der reichsländischen Verhältnisse kraftvoll in Angriff nehmen wird. Layesgejchlchtt. Dresden, 15. April. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachfen ist das 6. Stück des Jahres 1887 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 15) Gesetz vom 18. März d. I., die teilweise Abänderung und Er gänzung des allgemeinen Berggesetzes betreffend; Nr. 16) Verordnung vom 19. März d. I., die Aus führung vorgenannten Gesetzes betreffend; Nr. 17) Bekanntmachung vom 1. April d. I., die Kommissare für StaatSeisenbahnbau betreffend (abgedruckt in Nr. 75 deS „DreSdn. Journ"). * Berlin, 14. April. Am heutigen Abend fand bei den Kaiser!. Majestäten im runden Saale de» Königl. PalaiS eine musikalische Abendunterhaltung statt, zu welcher über 100 Einladungen ergangen waren. Unter den Geladenen befanden sich die hier anwesenden Mitglieder der Königl. Familie, die zur Zeit noch in Berlin weilenden landsässigen Fürsten und Fürstinnen, ferner einige Staatsminister, der Ge neralfeldmarschall Graf v. Moltke, mehrere hohe Mi litärs und andere hervorragende Personen. Se. Majestät der Kaiser empfing vormittags den Besuch de» Kronprinzen, welcher sich vor seiner abends nach EmS erf -lgenden Abreise verabschiedete, nahm darauf einen Vortrag des Generaladjutanten v. Albedyll entgegen und machte nachmittag» eine Ausfahrt. Wie die Blätter melden, hat Se. Majestät der Kaiser dem Papst Leo XIII aus Anlaß der Feier von dessen 50 jährigem Priesterjubiläum eine goldene mit Diamanten besetzte Tiara verehrt Wahrheit darbietet, jo gereicht die schöne gewissenhafte Arbeit nicht minder dem Kunstkenner zur vollsten Be friedigung. Der Piusel des Künstlers, dem das Maß volle, Natürliche, von aller Effekthascherei Fernstehende besonders sympathisch ist, hat hier für alle Intentionen eine technische Fertigkeit und Abstimmung gefunden, die das individuelle Wollen mit dem Können,»voll und befriedigend vereinigt. O. B. Elsbeth. Erzählung von M Beeg lfiortse-ung) Wie lange Elsbeth noch am Fenster gestanden und in der kalten Nachtluft ihre heißen pochenden Schläfe kühlen ließ — da» wußte sie nicht. Was hatte sie alle» hören müssen! ihr arme» junges Herz glaubte zerspringen zu müssen vor bitterem Weh! Wie hatte sie sich vor einer Stunde noch so glücklich und befriedigt gefühlt, ihr einziger Wunsch war ja nur gewesen, still und unbeachtet dahin leben zu dürfen, um sich allmählich an dem Beispiel, das ihr geworden, vollkommener heran zu bilden. Sie war sich der Mängel ihres Wissens und ihrer Erziehung ja vollständig bewußt geworden hier unter diesen edlen Menschen und hatte sich nach Kräften bemüht, dieselben auszugleichen. Wie viele ihrer früheren Ge wohnheiten hatte sie schon zum Opfer gebracht, wie hatte sie ansang» die Freiheit, in Feld und Wald allein herumzufirnfen, so schmerzlich vermißt, aber alles wollte sie ja gern, gern thua! doch daß sie soeben hören muhte, wie der von ihr jo sehr bewun derte Vetter fo schonungslos über ihr Benehmen, ihr
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