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Dresdner Journal : 14.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-14
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 14.04.1887
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W84 Donnerstag, den 14. April, abends. 1887. t» e— t-it»L«t»L« Itürliod, .... 1» It jLNrUeN! 4 K.rk V0 ?5 Ift»»»1»» IswLiL«rn: 10?k L—«L»wck«« ck«ut»cl>«» Reiok« tritt ko»t unä 8t«Mp«I,u»oltt4g ütoru. » L»NN»aiLvi>x,x^kNI»r«i>« r<tt a«L 8»uw «m«r tl«»p»It»ll«L 2«il« ^laivsr 8aNrikt ro?i Vvt^r „?.>a^s,auät" 4i» 2«i1« KO kt. öet T»d«N«»- a. ^i8«ra»»t» «atipr. La5»ettt»^. Lr»oN«1,«», TNLUoL mit La«o»lu»« L« So»»- a»ä ?«i«rt»L» »d«»a». DresdnerInurnal. Für die Gesamllriton- verantwortlich: Gtto Banck, profeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lovakw» ro» L»KN»alU»»ss»» »»iHrRet«» Latxat»: ^>. Lran-Lrtetter, Lo»u»i»«o»»r ü»» vrs»a»«r ^oru»»I,; »awdare - »erU» Vie» - >—I NraU»u-»r»»L1^rt a. U : Äaaeenete«n <e ^o-ker, L«rU»-Vl«»-L»»»darU- er»^-L«tp»tU-er»aU»r1 «. rk.-HLaed«»: K-ck. Ülo—,' kart» Looäo» - >»rU» - kraaktart » » Itatt,»rt: Da--« <s 60 S»rU»: Invat»<ienkta»t, Sr«»»«»: L Lc-üott«,- >r«»I»»: I. §ta-A«n', L,„-eau La-al-X SürUtai v. Leiter'« ^ac-/ot-er, »E«««r: v. Lc-ü«t«r,' L»U» ». >.! Laret 6v S«r»»»x«d«r, Nüoial. L»p«aitioo äs« v—ä»or 7oar»»l», D—äs», 2v»os—tt— l^o 40. Änttlicher Teil. Dresden, 14. April. Se. Majrstät der König haben heute die Königliche Villa zu Strehlen be zogen. Dresden, l4. April. Ihre Majestät die Königin sind gestern Abend 7 Uhr 23 Min. nach Brüssel gereist. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WcrchrichLen. Straßburg i. E., IS. April. (W. T. B.) Zu der heutigen Sitzung des Laude-ausschusses erklirte infolge einer Bemerkung des Abg. Grad, Uuterßaatsfekretär v. Puttkamer, eS bestehe aller dings die Absicht, die Reichsgewerbeordnung ein- -unihr««, da die gewerblichen Verhältnisse genug sam entwickelt seien. Die Äußerung des Abg. Grad, es geschehe die- alS Strafe für die bei den Wahlen zu Lage getretene Stimmung, wurde »ou de« Unterstaatssekretär entschieden zurückge- wiese«. Ro», IS. April. lW. T. B.) Der Vize präsident des preußischen Staatsministeriums und Minister des Innern v. Puttkamer ist vom Papst empfangen worden. London, 1S. April. ,W T. B.) Rach einer bei „Lloyds" eingegangenen Depesche auS Dieppe fuhr der Raddampfer „Viktoria" aus Rewhaven bei« Kap Ailly auf einen Kelsen. Mehrere Passagiere sollen mit Rettungsgürteln versehen über Bord gesprungen und von der Klut ins Meer hinaus getrieben sein. Weitere Nachrichten liegen uocd nicht vor. London, 13. April. (W T. B) Rach einem Lelegram« aus Rewhaven ist bei dem Unfall des Dampfers „Viktoria", welcher dicht bei Dieppe straudete, kein Menscheulebeu verloren gegangen. Dresden, 14. April Zur kirchenpolitischen Vorlage im preußischen Landtage. Betreffs der kirchenpolitischen Vorlage hat ein rö misches Telegramm de» .Univers", soweit es sich um die Haltung des Papstes und die Erwartungen, welche derselbe dem Zentrum entgegenbringt, handelt, eine wesentliche Klärung der Lage gebracht Wir erfahren aus diesem Telegramm, daß das Zentrum Instruktionen für seine Stellungnahme im Abgeordnetenhause von der Kurie erbeten und anscheinend dem Papst den Wunsch unterbreitet hat, im Falle der Ablehnung der Koppschen Amendements, welche diese Partei in ihrem vollen Umfange wieder aufzunehmen beabsichtigt, gegen den ganzen Gesetzentwurf stimmen zu dürfen. Diese Anregung ist aber von dem Papst abschlägig beschieden mit dem Bemerken, daß das Zentrum die klrchen- politische Vorlage — auch wenn dieselbe jene Koppschen Abänderungsanträge nicht enthalte — einfach anzu- nehmen habe und die Sorge für die Regelung aller Einzelheiten, namentlich betreffs der Anzeigepslicht, der Kurre überlassen solle. An der Authenticität dieser Nachricht ist nicht zu zweifeln. Sie ist, nachdem sie zuerst von der „Köln. Ztg." am Sonnabend bekannt gegeben war, in der ZentrumSpresse bis heute ohne Widerspruch geblieben; ja die „Köln. Volksztg." hat sie selbst wiedergegeben. Noch beweiskräftiger aber für die Art, wie der Papst sich dem Zentrum gegenüber ausgesprochen hat, sind die heftigen Angriffe, mit denen ein Teil der Presse dieser Partei sich jetzt offen gegen die römische Ober leitung der katholischen Kirche wendet. So spricht die „Deutsche Reichszeitung" im Ton höchster Er bitterung von den „diplomatischen Ränken", durch welche die aus dem Kulturkämpfe siegreich hervor gegangene Zentrumsarmee jetzt „verraten und ver kauft" würde, und von einem „dumpfen, aber wohl vernehmbaren Murren und Grollen", welches jetzt „durch die Reihen des braven katholischen Volke» in Deutschland ginge." über diese» Murren und Grollen hat man natürlich, da unter dem „braven katholische» Volk" einfach die Hetzpresse de» Zentrum» zu ver stehen ist, alle Ursache sich zu freuen, zumal die Wirkung des jo gewonnenen Einblicks in die Unbot« Mäßigkeit und SouveränetätSgelüste gewisser Kreise der Laienberater des deutschen katholischen Volkes auch in kirchlichen Dingen, wohl in Rom nicht verloren gehen wird. Aus dieser Mitteilung des „UniverS" ergiebt sich aber zugleich, wie voreilig diejenigen urteilten, welche meinten, daß das Zentrum für die von konservativer und von anderer Seite angeregte Fassung de» Gesetz entwurfs nicht stimmen werde, somit also keine Mehr heit für das Gesetz vorhanden sein würde. Ganz ab gesehen davon, daß die letzten Entschlüsse der National liberalen wohl noch eine offene Frage sind, hätte man nicht unbemerkt lassen sollen, daß die Zentrumspresse in ihren verantwortlicheren Organen sich bisher wohl weislich gehütet hat, sich auf eine bestimmt definierte Haltung ihrer Partei im Abgeordnetenhause festzu« legen; und wie heute die Dinge stehen, spricht alle» dafür, daß das Zentrum auf diesem rein kirchlichen Gebiete nicht thun wird, was ihm gefällt, sondern was ihm von Rom anempfohlen wird. Eine ander? Haltung dieser Partei würde doch sicher von Wirk ungen begleitet sein, die Hr. Windthorst bisher mit gutem Grunde durch künstliche» Hcrumlavieren um den thatsächlichen Sinn der ihm unbequemen päpst lichen Kundgebungen sorgfältig vermieden hat, die aber da, wo es sich um ein klares Ja oder Nein gegenüber dem päpstlichen Willen in kirchlichen Angelegenheiten und den entsprechenden Eindruck handelt, durch keine Sophistik umgebogen werden können. Auch ist anzu nehmen, daß außer fachlichen Gründen noch andere Erwägungen für ein Rückgreifen auf die ur fprüngliche Regierungsvorlage, wenigstens in ihren Hauptpunkten, sprechen. ES ist jetzt bekannt, daß die Bestimmungen der Regierungsvorlage im wesentlichen auf einer Vereinbarung zwischen der Regierung und der Kurie beruhten und daß die Koppschen Abänderungsanträge über den Kopf des Papstes hinweg, auf Grund der Beschlüsse einer Bischofskonferenz, über deren Mehrheitsverhältnisfe Zuverlässiges nicht bekannt geworden ist, im Herren- Hause kingebracht sind. Eine Ermutigung dieser Art von Doppelströmung innerhalb der katholischen Kirche, der Bildung von zwei Instanzen in dieser Kirche, mit denen man zu verhandeln hat, kann nicht vorteil haft jein; ja man legt durcb die Begünstigung dieser Neigung, den Papst beijeiie zu schieben und zu majo risieren, eine sehr bedenkliche Bresche iu das System, welches Fürst Bismarck, auf Grund triftiger Er wägungen und der bisher u it einem Teil unserer deutschen katholischen Bischöfe gemachten Erfahrungen, befolgt. Sind im Einzelnen infolge der Initiative der Bischöfe und ihres Vertreters im Herrenhause, des Hrn. Or. Kopp, zur Not annehmbare Abände rungsvorschläge in diesem Hause durchgebracht und haben die betreffenden Amendierungen inzwischen die Billigung des Papstes erhalten, so kann man sich ja damit zufrieden geben. Im allgemeinen aber wird es sich doch — aus sachlichen, wie aus den eben darge- lcgten prinzipiellen Gründen — empfehlen an den zwischen dem Papste selbst und der preußischen Regie rung getroffenen Vereinbarungen, also an der ur sprünglichen Regierungsvorlage sestzuhalten und alles weitere, wenn daran noch gedacht werden soll, von den Erfahrungen der nächsten Zukunft abhäugen zu lassen. * Berlin, 13 April. Se. Majestät der Kaiser unternahm heute vor der Tafel in Begleitung des Flügeladjutanten vom Dienst, Major v Bülow, eine Der Prinz und die Prinzessin Wilhelm kamen gestern nachmittags aus Anlaß des Geburtstages der Prinzessin Victoria von Potsdam nach Berlin und nahmen auch an der FamUientafel im kronprinzftchen PalaiS Teil. Der Bundesrat wird, dem Vernehmen der „Post" nach, am DonuerStage, dem gewöhnlichen Wochentage für die Plenarsitzungen, noch keine Plenarsitzung abhalren. E» soll überhaupt fraglich sein, ob im Laufe dieser Woche schon eine solche stattfiiiden wird Heute sand die schon angekündigte Ausschußsitzung statt und mor gen wird wieder eine solche abgehalten werden. S. M. Kanonenboot .Wolf", Kommandant Ka pitänlieutenant Jaefchke, ist am ll. d. Mts. aus Formosa, S. M. Kreuzer „Nautilus", Kommandant Kapttanlieutenant v. Hoven, am 12. d. Mts. in Schanghai eingetroffen. Der Nachtragsetat, welcher den Reichstag als bald nach feinem Wiederzusammentritt beschäftigen wird, bildet gegenwärtig den Gegenstand vielfacher publizistischer Erörterungen, die den Umstand, daß es sich um Bewilligung erheblicher Summen handelt, in einigermaßen sensationeller Weise betonen. Diese Art der Behandlung des in Rede stehenden Gegenstandes ist, wie die offiziösen „Berl Pol. Nachr." hervorhcben eine verfehlte. Statt subjektiven Phantasiegebilden nachzuhängen, sagt die erwähnte Korrespondenz, hätte es genügt, sich der Begründung zu erinnern, welche seiner Zeit der neuen Militärvorlage bei- gegeben war und sie analog auf den Inhalt de- Nachtragsetats anzuwenden Wenn wir sogenannten bestimmten Zahlenangaben begegnen, so können wir m Hinsicht derselben mit aller Ent schiedenheit versichern, daß alle dergleichen Angaben an Un- genauigkeit leiden Bei der Sorgfalt, womit von den verbün deten Regierungen über die Gcdeimhaltung der einschlägigen Fragen gewacht wird, erscheint die Annahme so gut wie aus geschlossen, daß irgend Jemand außer den berufenen Behörden über den Inhalt des Nachlrag-nal- hinreichend unterrichtet sein sollte, um ziffermäßig Einzelheiten au« demselben veröfientlichen zu können Übrigen« verteilen sich die geforderten Mehrausgaben außer auf die durch die Militäruovelle entstehenden Kosten noch auf Erbauung einiger strategischerEisen- bahnlintrn, sowie auf den Umbau von Festung- anlagen und aus die Ausrüstung der Armee mit dem neuen Gepäck, fassen also Zwecke ins Auge, die bereit« allgemein bekannt sind, und an und für sich gewiß keinen Anlaß zur Beunruhigung abgeben können Denn bei dem unaufhaltsamen raschen Fortschretten der Geschütz und Sprenggeschohtechnil leuchtet es ohne weiteres ein, daß das Festung-Wesen nicht im Stillstände verharren darf, daß es viel mehr die Pflicht einer gewissenhaften Oberleitung ist, dafür zu folgen, daß die BerteidigungSstärke der Festungen mit der Ent wickelung der Belagerungstechnik in gleichem Verhältnis bleibe, und diesem Zwecke sollen eben die sortifilatorijchen Erweitcrungs bauten dienen, für welche der NachtragSelal die Mittel auf bringen will. Desgleichen sollen auch die geplanten Eisinbahn- Reuanlagen die Möglichkeit gewähren, den strategischen Aufmarsch unserer Heere zu erleichtern und zu beschleunigen In alledem wird ein nüchterner Beurteiler kaum Anlaß zur Beruhigung finden können. Denn, um die- nochmals zu betonen, die vor stehend berührten Gesichtspunkte sind für die Öffentlichkeit durch aus nichts neues mehr; sondern bereits in aller erforderlichen Ausführlichkeit dargelegt worden. Der Nachttagsetat betrifft nur die finanzielle Sette der Sache. Mit Ausführung der ge planten Maßnahmen wird natürlich alsbald nach erfolgter Be reitstellung der Mittel vorgegangen werden , aber auch daraus sensationelles Kapital zu schlagen, würde verfehlt sein, weil eine unmittelbare Tragweite der belegten Maßnahmen ihrer Natur nach ausgeschlossen erscheint. Wäre der .Krieg in Sicht", so würde sowohl der Umbau der Festungen, als die Neuanlage strategischer Bahnen ganz bedeutend po»t kestum kommen Der jettende Bedanke der neuen Maßnahmen unserer Militärver waltung bleibt nach wie vor die in dem bekannten Sprichwort zusammengefaßte Erwägung: »i vi» paoem, pur» bollum; wir schicken uns zwar zur zeitgemäßen Vervollständigung unserer Kriegsrüstung an, aber lediglich in der Absicht, dir Bürgschaften des Frieden« zu verstärken. Hält die öffentliche Meinung diesen Standpunkt, den allein richtigen und wirksamsten, fest, so wird sie in der Einbringung und Erledigung der NachttagSetats nicht nur keine Ursache zur Beunruhigung erblicken, sondern im Gegenteil mit neu gefestigtem Vertrauen der Zukunft entgegengehen Die Enquete, betreffend die Notwendigkeit der Einführung eines Befähigungsnachweise» für die Baugewerbtreibenden überhaupt oder für ge wisse Branchen des Baugewerbes, die, wie feiner Zeit mitgeteilt worden, infolge von Petitionen an den Bun desrat angeordnet worden, scheint ihrem Abschlusse nahe zu sein. Der von den Behörden versandte Frage bogen enthielt vier Fragen. In der ersten wurde Auskunft darüber verlangt, ob die zunehmende Kon kurrenz von Unbefähigten die wirklichen Sachverstän digen bei der Ausführung von Bauten verdrängt habe und somit die Ausbildung eines sachkundigen Meister standes in Frage stelle. Die zweite Frage bezog sich darauf, ob der wachsende Mangel an Sachkenntnis Gefahren bei der Ausführung von Bauten in sich berge. Dritten» sollte festgestellt werden, ob von sach verständigen Baugewerbtreibenden, insbesondere von den jüngeren unter denselben, die Emführung einer staatlichen Meisterprüfung gewünscht werde? Durch die letzte Frage sollte ermittelt werden, für welche Zweige des Baugewerbes die Einführung einer solchen Prüfung für notwendig erachtet werde. Wie man ver nimmt, sind die ersten drei Fragen fast durchweg in bejahendem Sinne beantwortet, und was den Krei» der Baugewerbetreibenden betrifft, für den die Wieder einführung der Meisterprüfung als notwendig bezeich net ist, so sind hier gleichfalls in der Mehrzahl der Antworten alle zum Baugewerbe gehörigen Handwerks- zweige angeführt worden. Die Regierung wird natür lich ihre Maßnahmen erst nach dem vollständigen Ab schluß der angestellten Untersuchung treffen können. Nichtsdestoweniger hofft man in weiten Kreisen, daß schon in die neue Novelle zur Gewerbeordnung, welche dem Reichstage gleich nach seinem Zusammen treten zugestellt werden wird, die Forderung eines Be- sähigungsnachweises für die Bauhandwerker werde ein gefügt wrrden können. Dem Berichte, welchen der Berwaltungsrat des „Norddeutschen Lloyd" für die bevorstehende General versammlung desselben erstattet hat, entnehmen wir, nach der „Wejer-Ztg." folgenden, die Reichs-Post- dampfer-Linie betreffenden PassuS: „Die Eröffnung der ueuen Reichs-Postdampfer-Linien »ach Ostosikn und Australien, sowie im Mittelmeer hat zur vertrags mäßigen Zeit stattgefunden Die Abfahrt deS ersten Dampfers, der „Oder", nach Ostasien am ««. Juni gestaltete sich zu einer erhebenden patriotischen Feier, an welcher außer Vertretern der obersten Reichs- und bremischen Staatsbehörden auch der chine sisch« Gesandte in Berlin, sowie zahlreiche Mitglieder des Bun desrats und des Reichstags tettnahmen. Auch die Vertreter der Handelskammern und industriellen Vereine au« dem König reich Sachsen, aut der Rheinprovinz und auS Westfalen, welche als Gäste der hiesigen Handelskammer gerade in Bremen weilten, hatten dieser unserer Einladunb zu der Feier Folge ge leistet, und so fügte es sich, daß dre neuen Dampferlinien, welche an erster Stelle dazu berufen sind, dem deutschen Handel und der deutschen Industrie neue Verkehrswege und Absatzgebiete zu erschließen, unter den Augen der hervorragendsten Vertreter der wichtigsten Handels- und Jndustriebezirke unsere- Balerlande« ins Leben treten konnten. Seitdem haben - bis zum Jahres- schluß — b Dampfer nach Ostasien und 4 nach Australien ihre Reise vollendet, und wir können wohl sagen, daß die Ergebnisse dieser Reisen unsere Erwartungen nicht getäuscht haben. Frei lich haben wir uns in dieser Beziehung von vornherein keinen sanguinischen Hoffnungen hingegeben Es liegt in der Natur der Sach«, daß ein so junges Unternehmen mit Schwierigkeiten der verschiedensten Art zu kämpfen hat, und daß diese Schwierigkeiten erst mit der Zeit überwunden werden können. Immerhin sind die Erfolge, welche wir bis jetzt er zielt haben, derart, daß wir mit Vertrauen in die Zukunft blicken dürfen Bas den Güterverkehr anlangt, so haben die Dampfer au-gehenv wie rückkehrend stets volle Ladung gehabt, wenn auch der Passagierverkehr bis jetzt allerdings nur ein unbedeutender gewesen lst, was indessen zum Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 13. April: „Der Probepfeil". Lustspiel in 4 Akten von Oskar Blumenthal. (Hr. Paul vom Hoftheater in Karls ruhe al» Gast.) Die Darstellung dieses Lustspiels ist auf das Ge lingen so verschiedener, bei uns trefflich vertretener Rollen gestellt, daß sie sich auch nach der ersten Ein führung durch die Mitwirkung de» Hrn. Friedrich Haase al» unvergleichlichen Leopold v. d. Egge auf dem Repertoire erhalten konnte. Für den genannten Eharakterzeichuer war jene eine große Feinheit und Vornehmheit verlangende Gestaltung eigentlich erfunden. Gegenwärtig sahen wir darin eine tüchtige Leistung de» Hrn Klein. Er giebt ein sehr natürliches, durch aus nicht affectierte» Bild, wobei ihm eine ausge zeichnete Begabung für den scharf geschliffenen Dialog zu gute kommt. Einen solchen im Lustspiel, sobald dasselbe einige ernstere psychologische Einblicke gewährt, mit einer Künstlerin wie Frl. Ulrich zu führen, ist an und für sich schon eine anregende, dem Gegenstände zu gute kommende Ausgabe. Frl. Ulrich ist in ihrem Wirken als Hortense ganz allein hinreichend, um die Aufführung dieses Stückes mit erquicklichen Genüssen seltenster Art auSzustatten. Außerdem wirken noch Hr. Schubert und Frl. Diacono in dankbaren Auf gaben fördernd für da» Ganze mit. Den affektierten Birtuosenschwindler Krasinski gab der Gast, Hr Paul. Es war eine sehr erfreuliche Leistung, vollkommen geeignet, um auf die trefflich« Begabung und technisch gute Ausbildung des Dar stellers in vorteilhaftester Weise aufmerksam zu machen. Er hat diesen Charakter scharf Ünd mit allem Fleiß durchgearbeitet und dadurch den höheren Erfolg er reicht, die allgemeine typische Erscheinung zugleich sehr interessant zu individualisieren. Man kann diese Rolle nicht besser geben und nicht mit mehr Geschick und Unbefangenheit zum Mittelpunkt der Scene machen O B. Elsbetb. Erzählung von M Beeg ,Fortsetzung.) So fand Elsbeth die Lage bei ihrem Eintritt in das HauS der Tante; wenn da» schüchterne Mädchen auch allerdings längere Zeit brauchte, um einen klaren Überblick zu gewinnen. Ihrer Tante gegenüber hatte ste ihre Ängstlichkeit bald abgelegt und wenn Fanny in Stunden des Alleinseins sich tändelnd an der Naivetät der jungen Cousine vergnügte, so war ste auch heiter und ungeniert, aber ihrem Vetter und dessen Freunde und vollend» Fremden gegenüber konnte sie ihre Scheu noch immer nicht überwinden und blieb völlig unbeachtet. * * * E« war ungefähr zwei Wochen nach Elsbeth» An kunft im Schlosse, al» dieselbe abend» ihr Zimmer ausgesucht hatte. Den andern Tag wollte Werner mit feinem Freunde eine Reise antreten, Fanny hatte sich für diese Zeit einen Besuch bei benachbarten Freun den vorgenommen, und so war eine sehr stille Zeit vorau»zusehen Sinnend stand Elsbeth am Feilster, der Abend war noch so wundervoll, süße Düfte stiegen vom Garten herauf und leise hörte man die plätschern den Wellen de» See» ans Ufer schlagen. Mit wahrem Wonnegefühl ließ das junge Mädchen diesen Zauber auf sich einwirken und, indem die letzten Wochen ihrem geistigen Auge vorüberglitten, ward sie sich erst so recht von Herzen bewußt, wie gütig die Hand de» Schicksals sie doch geführt, indem es sie zu solch' edlen Menschen geleitet, wo ihr auch eine vortreffliche Ge legenheit geboten war, die Mängel ihrer Erziehung noch auSzugleichen. Bon Liebe war sie ja nie viel verwöhnt worden und hier brachte man sie ihr in solch' reichem Maße entgegen „O — dachte Elsbeth — wie glücklich muß ich mich fühlen, unter dem Schutze dieser edlen Tante leben zu dürfen, die eine so ausgezeichnete Frau ist, Fanny kommt mir auch sehr freundlich entgegen und zu dem Vetter, der in zarter und inniger Weife mit seiner Mutter verkehrt, und ein solch' gütiger Gebieter ist, muß ich auch voll Bewunderung aufsehen." Des Mädchens Gedanken gang wurde unterbrochen, drunten auf der Terrasse wurden Stimmen laut und ein feiner Zigarrendampf stieg zu ihr empor Sie hörte die Stimme de» Herrn v. Borkwitz sagen: ,,Wa» ist da» doch für eiv köstlicher Abend heute, lieber Werner — e» wäre unverzeihlich, schon das Zimmer auftusucben. „Du hast recht" antwortetr Werner „laß un» hier noch ein wenig niedersetzen und gemütlich plaudern. Morgen geht e» ohnedies auf einige Zeit von meinem lieben Burgeck sort, da» ich immer ungern verlasse." „Das ist leicht begreiflich, daß ein solcher Besitz Dir an» Herz gewachsen ist, erwiederte Viktor Bor^ witz, und das Schloß birgt der Anziehungspunkte ja gar viele. Wer vermöchte sich schon allein leicht dem Zauber der Gräfin Fanny zu entziehen!" fügte er neckend hinzu. „Bah, laß doch diese ewigen Neckereien, die mir nachgerade langweilig werden" rief Werner ungeduldig. „Du weißt ja, was ich von den Frauen halte, ich verehrt sie, aber sie sind mir nicht gefährlich. Über dies kennst Du meine Ansichten über da- Heiraten und daß ich den festen Willen habe, mir meine Frei heit zu bewahren. Also laß mich lieber in Ruhe!" „Mein lieber Freund" erwiederte Viktor ernst, „ich finde eS aber durchaus unrecht von Dir, da» stets von Dir abzuweisen, was Dir endlich doch nahe treten muß Erstens kennst Du doch den längst ge hegten Wunsch Decner Mutter, Dich vermählt zu sehen und dann bist Du e» auch Deiner Stellung al» Letzter Deines alten Geschlechts und als Besitzer so großen Vermögens schuldig. Übrigens scheint mir, daß Deine Frau Mutter Dich diesmal mit gutem Vorbedacht etwas in die Enge zu treiben sucht — zwar glaube ich nicht, daß sie die brillante Gräfin Dubois sich als Schwiegertochter begehren würde, viel mehr kommt eS mir vor, al» wollte sie sich in dem kleinen Fräulein von Wolfers ein Töchterchen heran- ziehen." Entrüstet sprang Werner auf: „Zum Kukuk! willst Du mich eige»tlich ärgern oder necken, daß Du nun gar mit der ungereimtesten Idee d:r Welt hervorttittst Aber was brauche ich mcch zu ereifern — es ist ja nur zum Lachen! Diefe kleine ungeschickte Gänschen vom Lande, da» nicht die
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