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Dresdner Journal : 01.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-01
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.04.1887
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418 bisherige versteckte Kampfgetriebe dem Ansehen Ruß lands in der Welt geschadet hat; er weiß, daß Europa ein Recht hat, darüber aufgeklärt zu werden, wer in Rußland Koch, wer Kellner ist. Und so hat er seinen kaiserlichen Herrn vor eine verhängnis volle Entscheidung gestellt. Der unscheinbare Mann, hinter welchem die panslawistisch durchseuchte St. Petersburger Gesellschaft ihre spottenden Grimassen zu schneiden liebt, tritt vor den Zaren und bittet ihn, zwischen feinem langjährigen Ratgeber einerseits und dem politischen Quacksalber und Dilettanten, dem un« feblbaren, von der Sonne der Volksgunst umstrahlten Moskauer Donnerer die Wahl zu treffen. Hr. v. GierS ist kein gewaltiger Staatsmann, der durch den Zauber und die Lebensfülle seiner Persönlichkeit, die Leiden schaft und Energie seines Wollens, die Kraft und Tiefe des politischen Denkens die Phantasie der Massen ge fangen nimmt und auch den Widerstrebenden mit sich fortreibt; er besitzt nicht den Ehrgeiz, der russischen Politik das Gepräge seines persönlichen Wollens aus zudrücken; er begnügt sich mit der bescheidneren Rolle, das ausführende Werkzeug des zarischen Willens zu sein, und sein Ehrgeiz greift nach keinem stolzeren Kranze als dem, aus dem Erfahrungsschatz eines mit den europäischen Verhältnissen wohlvertrauten Mannes heraus dem Zaren Rat und Auskunft zu erteilen. So hat der Zar im Grunde zwischen Anschauungen zu wäh len, die seinen eignen Geist abwechselnd beherrscht haben. Im letzten halben Jahre tastete der Zar unsicher zwischen diesen widersprechenden Anschauungen umher. Bald ließ er sich von Katkoffs abenteuerlicher Politik dazu verleiten, dem General Boulanger die mächtige Hand zum Bunde Hinzustrecken, in die einzuschlagen Boulanger nicht in der Lage war, bald wieder war eine Mitteilung im „Regierungsanz." oder eine ähn liche Kundgebung der sichtbare Beweis seiner deutsch freundlichen Stimmung oder seiner Einsicht in die Notwendigkeit, eine solche Stimmung vorzugeben. Wir Deutsche können diese Entscheidung mit kaltem Blute erwarten; denn wie zwischen den verliebten Königskindern des deutschen Volksliedes, so wird auch zwischen Rußland und Frankreich das deutsche Wasser sich stets als „viel zu tief" erweisen." Die »Neue freie Presse" gelangt zu folgenden Er gebnissen: „Die Berufung Katkoffs nach St. Peters burg hat eine doppelte Tragweite; sie kann dazu be stimmt sein, die Anomalie zu beseitigen, daß ein Privatmann — und ein solcher ist Hr. Katkoff, ob gleich er vor nicht langer Zeit den Titel eines Ge heimrates erhalten — seine publizistische Autorität wider den Zar und die Ratgeber desselben mißbraucht und nach außen hin gewissermaßen als ein Neben regent über Rußland erscheint. Sie kann aber ferner den Zweck haben, dem Protagonisten des Altrussen- tumS, der gegenwärtig auch die planslawistifchen Be strebungen vertritt, eine andere Bahn vorzuzeichnen, da er auf der jetzigen die Beziehungen Rußlands zu seinen Nachbarn vergiftet und das russische Volk in einen chauvinistischen Paroxysmus hinelnzuhetzen droht, der es eines Tages zur Unmöglichkeit machen könnte, daß der Zar an der von ihm bisher beobachteten Friedenspolitik festhalte .Nicht erst seit heute muß Hr v. Giers alle Mühe und alle Vorsicht auswenden, um seinen Einfluß wider denjenigen Katkoffs zur Geltung zu bringen. Der Zar ist mißtrauisch auch gegen seine nächsten Raigeber, und in seiner Verein samung faßt er seine Entschließungen nicht immer in dem Sinne jener traditionellen Überlieferungen, welche zwischen St. Petersburg und Berlin seit hundert Jahren maßgebend gewesen sind. Die persönliche Politik Alexanders IU. ist naturgemäß von wechseln den Stimmungen beherrscht, und diese Stimmungen sind geeignet, in einer unglücklichen Stunde sein Öhr dem allrussischen Hetzer geneigt zu machen, wenn es ihm etwa scheint, als ob derselbe dem Willen und den Wünschen des russischen Volkes Ausdruck leihe Daß dies verhütet werde, ist mehr als ein russisches, es ist ein europäisches Interesse." Ob Hr. Katkoff diesmal nach Moskau als ein Gebesserter -urückkehren wird, ist abzuwarten. Sticht leicht jedenfalls ist die Arbeit des Hrn. v. Giers, den hartnäckigen und auf seine Popularität pochenden Moskauer Publizisten vor dem Zaren als einen gefähr lichen Friedensstörer, der er in Wahrheit ist, zu über führen. Wie viel aber davon abhängt, daß dies ge linge, erkennt man am besten aus der Bedeutung, welche die offiziösen Berliner Blätter der Entscheidung beimessen, die gegenwärtig in St. Petersburg über Hrn. Katkoff getroffen werden soll. Fällt die Ent scheidung zu Gunsten des Hrn. v. Giers, so wird die- gleich der schönste Lohn für solch ein thätiges Schaffen? Die Frau Doktor — dies wußte sie schon im voraus — würde sich dereinst im gleichen Alter dieses Vorzugs nicht zu erfreuen haben. Wie hätte sie dies auch zu hoffen vermocht! Eine Mutter von sieben lebendigen Kindern I Jroßmama freilich hatte deren nur fünf gehabt, da hatte sie nun freilich mit sechzig Jahren es leicht, allabendlich die letzte in das Bett, und des morgens die erste wieder heraus zu sein. (Fortjetzung folgl.) Kunstverein. Die Ausstellung vieler Bilder des verstorbenen Münchener Malers Karl Spitzweg führt gegenwärtig dem Verein-lokale ziemlich lebhaften Besuch zu. Mit Recht, denn das Fesselnde dieses Künstlers besteht in der Originalität und Individualisierung seines Schaffens; allen seinen kleinen Leistungen sind diese Stenipel auf gedrückt, die überhaupt die Zeichen eines echten Kunst wertes ausmachen. Zugleich sieht man — und das steht mit jener Eigenschaft im Zusammenhänge — den unbedeutendsten Bildern dieses sinnigen Meisters an, daß er sie nicht aus Spekulation, nicht handwerks mäßig, sondern nach innerer Eingebung und zu eigner Lust gemacht hat. Auch ganz wesentlich auf die scherz haften Darstellungen läßt sich das anwenden, in denen sich eine harmlsoe humoristische Lebensauffassung, eine gutmütige Satirej mit mäßiger Wirkung behaglich ausspricht. Viel höher stehen jene fein obgestimmten Bilder, die uns durch eine phantasievolle, romantisch angehauchte Auffassung der landschaftlichen Natur überraschen. Auf engstem Raum brachte hier der selbe auch dem europäischen Frieden zu statten kommen, denn Hr. Katkoff, der Privatmann, ist für den letzteren einen größere Gefahr, als es jemals vorher ein in Aktion befindlicher Staatsmann in Ruhland gewesen ist. Calitsytlchichlc. * Dre-deu, 1. April. Zu den aus Anlaß der Heeresverstärkung in der Königl. sächsischen Armee neu zu bildenden Truppenkörpern rückten im Laufe des heutigen Tages aus ihrer bisherigen Gar nison Dresden die nachverzeichneten Kompagnien rc. wie folgt nach ihren neuen Garnisonen ab: Früh 8 Uhr mittels Fußmarsches die 9. Batterie des Königl. I. Feldartillerieregiments Nr. 12 zu der neu zu bildenden Hl Abteilung 2. Feldartillerie regiments Nr. 28 nach Pirna. Vormittags 10 Uhr 25 Miu. mittels Eisenbahn transports vom Leipziger Bahnhofe aus die 5. und 9. Kompagnie des Königl. Schützenregiments Nr. 108, sowie die 4. Kompagnie des Königl. 2. JägerbataillonS Nr. 13 zur Formierung des Königl. 3. JägerbataillonS Nr. 15 nach Wurzen. Nachmittags 3 Uhr ebenfalls mittels Eifenbahn transportes die 5. Kompagnie des Königl. 1. (Leib-» Grenadierregiments Nr. 100, sowie die 8. und neu gebildete 14. Kompagnie des Königl. 2. Grcnadier- regiments Nr. 101 zur Formierung des Königl. 11. Infanterieregiments Nr. 139 nach Döbeln. * Berlin, 3l. März. Über das Befinden Sr. Majestät des Kaisers erfährt die .,N. Pr. Ztg ", daß Se. Majestät in der verflossenen Nacht recht gut ge schlafen hat und daß die Genesung recht befriedigende Fortschritte macht. Wie das „Deutsche Tagbl." vernimmt, ist daS leichte Halsübel, an welchem der Kronprinz leidet, noch nicht völlig behoben; behuis Beseitigung desselben wird zur Behandlung durch Elektrizität geschritten werden, von welcher man guten Grund hat, sich den baldigen besten Erfolg zu versprechen. Die Frau Kronprinzessin hat sich heute vor mittag mit der Prinzessin Viktoria, der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein, dem Groß herzoge von Hessen, dem Erbgroßherzoge und der Prinzessin Irene von Hessen, sowie dem Prinzen Heinrich von Preußen zum Besuch nach Neu-Strelitz begeben. Von Neu-Strelitz gedenken die hohen Herrschaften heute abend wieder abzureisen. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Preußen ist nach Italien abgereist. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck vollendet morgen sein 72. Lebensjahr. Als Minister feiert er seinen Geburtstag zum 24. mal; im Herbst steht sein 25jähriges Ministerjubiläum zu erwarten. Die natio nale Presse nimmt bereits heute lebhaften Anteil an der Feier. „Bemerkenswert an dem morgenden Datum ist", sagt die „Post" in einer längeren Betrachtung, „daß gerade vor zehn Jahren der Fürst jenes Entlassungsgesuch einreichte, welches zu einem zehnmonatigen Urlaub führte, nachdem der Kaiser die Bitte um den Rücktritt mit einem „Niemals" beantwortet hatte. In jenen Apriltagen vor zehn Jahren war auch die Äußerung gefallen, daß nur Ausgaben von besonderer Größe und Wichtigkeit den Kanzler veranlassen könnten, trotz ermüdeter Kraft seine amtliche Thätigkeit noch einmal mit neuer Energie auszunehmen." Der Aussatz schließt mit folgenden Worten: „Welche Summe von Arbeit und Mühe zeigt der Rückblick auf diese zehn Jahre. Aber die Mühe ist nicht vergeblich gewesen. Der Kanzler und mit ihm das deutsche Bolk sind vorwärts ge kommen in diesen zehn Jahren. Wir sind vielleicht augenblrck- lich allen Völkern voraus, nicht bloß in dem äußeren Ansehen, welches aus dem vorübergehenden Umstand einer genialen Lei tung beruht, sondern in den Anfängen der fruchtbaren Behand lung der sozialen Fragen und der Gestaltung anderer Formen des Ausgleiches zwischen dem Einfluß des beweglichen öffent lichen Geistes und ter Festigkeit der Staatsordnung, aks das bisherige parlamentarische System sie geboten. Zu diesen Er gebnissen mühevoller Arbeit bringen wir dem Kanzler am morgenden Tage unsern Glückwunsch. Daß des Lebens Köst lichkeit in Mühe und Arbeit besteht, weiß er längst, weiß er mehr als wir alle, seine Zeitgenossen " Der Statthalter Fürst Chlodwig zu Hohen lohe-Schillingsfürst hatte vor seiner Abreise noch die Ebre, von Sr. Majestät dem Kaiser und auch vom Kronprinzen empfangen zu werden. Die Königl. Akademie der Künste verkündet die durch die im Januar d. I. statutenmäßig vollzogenen Wahlen erfolgte Ernennung des Königl. Staats ministers und Ministers der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten I>r v. Goßler, Ex- cellenz, zum Ehrcnmitgllede. Der .Reichsanzeiger" verkündigt das Gesetz, be treffend die Feststellung des Reichshaushalts etats für das Etaisjahr 1887/88. Meister, der sein eigner Lehrer war, seine Empfindung zum harmonischen Ausdruck „Ein Einödhof in Re genstimmung", noch zwei andere „Einödhöse", eine Waldkaplle l unbenanntes Bild), „Der fischende Mönch', „Landschaft", „Kirchgang bei Dachau", „Ein Dorf wächter mit einem Spitzhund" — solche reizende Stücke erfreuen Gemüt und Auge und weichen ganz von der materiellen Art ab, mit welcher heute eine weitverbreiiete Kunstübung dreist und massig ihren un bedeutenden Inhalt durch technische Bravour zu mas kieren versteht. Auch ein paar andere Bilder sind noch eingetroffen und tragen zur Anregung bei. Ich erwähne zunächst als das wertvollste eine Land schaft von Friedrich Preller in Dresden Wir sehen ein glücklich ausgefaßtes und zugleich in Wiedergabe der thüringischen lieblichen Kleinnatur wohlgelungenes Bild von der Wartburg". Der Künstler ist hier mit viel Frische vorgegangen. Er wählte den Herbst im freundlich leuchtenden Abendschein und der erhöhte Vordergrund mit den trefflich gezeichneten Buchen schließt sich in seiner Färbung, die ebenso gewagt als wahr durchgeführt ist, sehr günstig den Tönen der Ferne an. Fein und traulich sind die duftigen Wellen hügel des Mittelgrundes gestimmt. H. Diethe in Dresden hat ein Altarbild für den Betsaal des BezirkshauseS in Saalhausrn mit recht vielem Fleiß ausgrführt Es wurde den erhebenden Worten gewidmet „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken." DeS Bildes einfache Einkleidung ist zu loben. O. B. Wie die „Post" erfährt, entbehrt die von der „Straßburger Post- gebrachte Nachricht von der Auf lösung der Statthalterschaft jeden Grundes. Endgültige Beschlüsse in dieser Sache können nur mit Zustimmung Sr. Majestät des Kaisers gefaßt werden und bis jetzt hat sich die früher kundgegebene Willens- meinung des Kaisers in der Frage der Erhaltung der Statihalterschaft für Elfaß-Lothrmgen nicht geändert. Die Schiffe des Schulgeschwaders „Stein" und „Prinz Adalbert" sind wohlbehalten auf der Rhede in Wilhelmshaven eingetroffen. Die Fregatte „ Moltk e" ist nach Kiel gedampft. Wie die „M. Ztg." erfährt, soll die neue Hand werkervorlage der Reichsregierung den fakulta tiven Charakter der Innungen streng bewahren. Von der obligatorischen Einführung des Befähigungsnach weises ist abgesehen. Jedoch sollen zur Bestreitung der gemeinnützigen Einrichtungen der Innungen Geld beiträge auch von Nichtinnungsmitgliedern erhoben werden. Zwecks Trennung der Feld- und Fußartillerie auch in der obersten Waffeninstanz wird die bisherige Ge- neralinspettion der Artillerie in eine Generalinspek- non der Feldartillerie umgewandelt und neben derselben eine besondere Generalinspektion der Fußartillerie eirichtet. Die bisherigen beiden Fuß artillerieinspektionen, deren Bezeichnung auf die 4 Fuß artilleriebrigaden übergeht, kommen in Wegfall. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers sind Ende dieses Monats verlegt worden: 1) das braunschweigische Infanterieregiment Nr. 92 — unter Übertritt in den Verband X. Armeekorps, 40. Jnsanteriebrigade — von Metz mit dem Stabe, dem I. und II Bataillon nach Braunschweig, mit dem Füsilier (Leib-) Bataillon nach Blankenburg; 2) das 4. magdeburgische Infanterieregiment Nr. 67 — unter Übertritt in den Verband XV. Armeekorps, 65. Jnsanteriebrigade — von Braunschweig und Blan kenburg nach Metz; 3) das 2. niederschlesische Jn- santerieregiment Nr. 47 — unter Übertritt in den Verband V Armeekorps, 20. Jnsanteriebrigade — von Straßburg und Psalzburg mit dem Stabe, dem I. und Füsilierbataillon nach Posen, mit dem II. Bataillon nach Schrimm; 4) das Infanterieregiment Nr. 99 — unter Übertritt in den Verband XV. Armeekorps, 66. Jnsanteriebrigade — von Posen und Schrimm mit dem Stabe, dem I. und II. Bataillon nach Straßburg, dem Fünlierbataillon nach Pfalzburg. Dem Reichstage soll demnächst, wie die „Nat-Lib. Korresp." erfährt, eine militärische Eisenbahn vorlage zngehen, welche den Bau einiger für Truppen transporte wichtiger Bahnlinien in Süddentschland, namentlich einer die schweizer Grenze vermeidenden Bodenseegürtelbahn, anordnet, und zwar unter ange messener Kostenbeteiligung des Reichs und der nächst beteiligten Bundesstaaten. Die Anwesenheit süddeut scher Minister in Berlin in jüngster Zeit wird mit dieser Angelegenheit, die auch in unserm Bericht über die Sitzung der würltembergischen Ständekammer vom 28 d. Mts. schon angedeutet ist, in Verbindung ge bracht. Das Abgeordnetenhaus eiledigte in seiner heu tigen, etwa H stündigen Sitzung mehrere kleine Vor lagen rein lokalen Charakters in zweiter Lesung durch Lo blae Annahme und verwies sodann die Novelle zu d^r den Verkehr aus Kunststraßen betreffenden Ver ordnung an eine Kommission von 14 Mitgliedern. Tie nächste Sitzung zur Beratung von Petitionen findet Dienstag, 19. April, nachmittags 1 Uhr, statt. Über dos Ergebnis der Verhandlungen der Herrenhauskommlssion, welche mit der Vorberatung des Antrags Kleist Retzow betraut war, berichtet die „N. Pr ' Ztg.": Die Resolution, betreffend die Dotation der evangelischen Kirche, hat in ihrem Grundgedanken die Zustimmung der sehr großen Mehrheit der Kommission gesunden; man hat es jedoch für zweckmäßig gehalten, von der Ausstellung bestimmter Zahlen abzusehen, und sich darauf beschränkt, die einzelnen Bedürfnisse der evangelischen Kirche zu bezeichnen und die Erwariung aus zusprechen, die Regierung werde alsbald im Wege besonderen Gesetzes — nicht durch den Etat — die Befriedigung derselben mit der Maßgabe eintreten lassen, daß bei Festsetzung der Höhe der zu gewährenden Mittel das Verhältnis zwischen der evange lischen und katholischen Bevölkerungszahl im preußischen Staate zum Ausgangspunkt genommen wird. Der „Hann. Cour." weiß über eine Unterredung Galimbertis mit einem katholischen Ausländer zuverlässige Mitteilungen zu machen, welche die Mel dung der ,Mln. Ztg" vollauf bestätigen. Diesem gegenüber hat GaUmberti auch entschieden verneint, daß an den Gerüchten, wonach Fürst v. Bismarck eine Vermittelung zwischen dem Papste und Eine vergessene Insel Unter den wenigen Inseln welche der pacifischen Küste Amerikas in einiger Ent fernung vorgelagert sind, nimmt neben dem Archipel von Revilla Gtgedo die unter dem 29. Grade nördl. Br. gelegene zu Mexiko gehörige Insel Guadeloupe durch ihre Größe und ihre Entfernung vom Festlande eine hervorragende Stellung ein. Sie wurde nur ein mal, im Jahre 1875, von einem Naturforscher, dem Botaniker l)r. E Palmer, betreten, welcher eine Reihe eigentümlicher Pflanzen dort entdeckte. Sein Bericht ist wenig bekannt geworden; ein Auszug aus den Mit teilungen, welche der kalifornische Botaniker Edward L. Greene über einen kurzen Besuch der Insel im Jahre 1885 macht; dürfte daher manchem Leser will kommen sein. Greene besuchte die Insel von San-Diego aus in einem kleinen Segelschiff, welches die Fahrt in etwa 50 Stunden machte. Die Insel erscheint als ein ringsum gegen 2000 Fuß hoch steil abfallendes Tafel land, dem nur an einer Stelle ein niederer Strand vorliegt, welcher eine Landung gestattet Hier kam pieren seit 1884 in einer Reihe von Lehmhütten die einzigen ständigen Bewohner der Insel, eine Abteilung mexicanischer Soldaten, welche die Regierung von Unterkalifornien dorthin stationiert hat, um dem Un wesen amerikanischer Jagdpartien zu steuern, welche die Insel verwüsteten und die verwilderten Ziegen auSzurotten drohten. Ein steiler Zickzackpfad führt von da hinauf auf die Hochfläche, welche von einem um etwa tausend Fuß höheren Rücken durchschnitten wird, dessen Gipfel sich bis über 3000 Fuß erheben So kahl die vulkanischen Felsen der Abhänge sind, so lieblich ist die Hochfläche mit ihren ausgedehnten Italien anzubahnen gesucht habe, etwa- MaWeS ff«. Allerdings, meinte er, müsse dem vom Radikalismus bedrohten Königreich an einer solchen Aussöhnung viel gelegen sein; die erste Bedingung aber für eine Aus söhnung mit dem Papste wäre die Überlassung Rom» mit einem bis zur Küste reichenden Landstrich. Während die Thätigkeit des Reichsgesuud- heitSamtS in Sachen der Nahrungsmittelgesetzgrdung sich des Beifalls unserer manchesterlichen Parteien nur in sehr bedingtem Maße zu erfreuen hat, wird die selbe vom Auslande mit ganz anderen Augen betrachtet. So läßt sich der Berner „Bund" in seiner neuesten Nummer ffehr anerkennend über den Entwurf eine» Reichsgesetzes über den Verkehr mit Wein auS, und rühmt den demselben als besondere Erläuterung bei gegebenen „technischen Materialien" nach, daß sie „mit höchster Sachkenntnis gesammelt" und „auch für uns in der Schweiz sehr lehrreich und sehr gegenständlich" seien. Vom allgemeinen grundsätzlichen Standpunkte aus urteilt das genannte Blatt über die den Nah- rungs- und Genußmittelverkehr betreffende Reichsgesetz, gebung wie folgt: „Der staatliche Schutz gegen Verfälschung der Nahrung»- und Genußmittel ist von großer sittlicher und sozialer Bedeutung, er ik von besonders praktischer Bedeutung und doppelter Not wendigkeit in einem Lande wie die Schweiz, daS den Großteil seiner Nahrungs und Genußmittel vom Auslande zu beziehen und mit sauer erworbenem Gelbe zu bezahlen hat. Es ist ^u bedauern, daß sich, vorläufig wenigsten-, die eidgenössische Ge setzgebung nicht aus dieses wichtige, das materielle und geistige Leben des Volkes so nahe berührende Gebiet erstreckt, und zu wünschen ist, daß die Gesetzgebung in den einzelnen Kantonen wenigstens auf dem vielfach schon betretenen richtigen Pfade energisch weiter schreite, sich ein Beispiel nehmend an der nach- ahmenswerten deutschen Reichsgesetzgebung und Ausführung-, praxi»." Die Konferenz der Vertreter sämtlicher deut scher Textilderufsgenossenschaften und der Lei nenberufsgenossenschaft, welche Ausgangs voriger Woche hier in Berlin behufs Beratung gemeinsamer Unfallverhütungsvorschriften stattfand, ist zwar zu keinem endgiltigen Ergebnisse gelangt, da man mit Rücksicht auf ine Verschiedenheit der in Betracht kom menden Verhältnisse der einzelnen deutschen Lande»- teile dahin übereinkam, daß jede Berufsgenossenschast mit dem Erlaß solcher Vorschriften für sich vorgehen solle, sie hat jedoch in ihrem Verlaufe gezeigt, daß sämtliche Textilberussgenossenschaften bereit sind, von der ihnen durch das Unfallversicherungsgesetz in dieser Hinsicht gewährten Befugnis Gebrauch zu machen, wie es schon die rheinisch - westfälische gethan hat. Die Mehrzahl der erschienenen Vertreter hatten bereits Ent würfe mitgebracht, und durch das Verlesen derselben sowohl als auch durch die außerordentlich eingehenden Beratungen des gerade für die Texlilbranche schwie rigen Stoffes wurde ein Material gewonnen, welche» an Vielseitigkeit nichts zu wünschen übrig läßt und aus dem die einzelnen Genossenschaften die für ihre Bezirke passenden Vorschriften leicht entnehmen können München, 30 März. (K. Ztg.) Der Minister präsident Frhr. v. Lutz und der Minister des Innern v FeUitsch begleiten den Prinzregenten am seiner diesjährigen Reise in die Provinzen. Wien, 31. März. Heute morgen- hat daS ru mänische Königspaar die Reise nach Bukarest an- getrcten Se. Majestät der Kaiser gab dem König»- paar das Geleite auf den Bahnhof. — Bis zur Stunde sind die offiziellen Vertrag-Verhand lungen zwischen den österreichisch-ungarischen und den rumänischen Unterhändlern nicht er öffnet worden Gestern sand im Bureau des Sektion» chefs v Szögyeny eine vertrauliche Besprechung statt, an welcher v Szögyeny, der handelspolitische Referent im Ministerium des Äußern, Baron Glanz, und drei Vertreter Rumäniens teilnahmen. * Buda Pest, 31. März. Ministerpräsident Tisza, in seiner Eigenschaft als Finanzminister, wird bald nach Ostern im Abgeordnetenhause eine Vorlage ein bringen, mittelst deren er eine generelle Vollmacht für die Bedeckung des restlichen StaatSbedarfe» in der Höhe von ungefähr 32 Millionen Gulden ver langt. Paris, 30. März. Gestern abend landete die Königin Victoria von England in Cherbourg. Sie war sehr ermüdet und empfing nur den englischen Konsul. Heute früh setzte sie ihre Reise nach Cannet fort. — Das Amtsblatt verkündet heute das Gesetz, welches den Zoll für Weizen und Dinkel auf 5, den für Hafer auf 3, und den für Zwieback, Graupen, Gries, Forninudeln, Sago, Salep und überseeische» Stärkemehl auf 8 Frcs. erhöht. — Bei der heutigen entscheidenden Sitzung über die NachtragSkredne Grasebenen, ihren Cypressenwäldern und mehreren vorzüglichen Quellen. Der Botaniker trifft hier gleich aus eine überraschende Flora; die vier Pflanzen, welche das zwei bis drei Fuß hohe Gestrüpp zusammensetzen (8enevio I'ulw« i, 8ptm«e«Ice» ^ulpfiuren, üosaeki» v>i>irbos,u8 und Öonvolvnlas macrostegiu») sind der Insel eigentümlich. Auch die Cypressen an der Haupt quelle, unter denen die Reisenden das Lager auf schlugen, bilden eine eigene Art (6. Hvnckvlupenm»), gut verschieden von den beiden kalifornischen. Früher bedeckte sie den größern Teil des Plateau-, wemgsteu» dessen Nordhälfte; Greene fand abgestorbene Stämme in Menge umherliegend und nur wenig Nachwuchs. Aucb die Ceder, eine Varietät der kalifornischen Art (^uniperus CiZitornioa v»i-. vsteoiperw»), welche noch bei Palmers Besuch Haine von großer Ausdehnung in der Mtte der Insel vildttr und früher anscheinend die ganze Südhälfte der Insel bedeckte, fand Greene bis auf wenige Exemplare ver nichtet, und nur noch ein Stück auf einem überhängen den Felsen zeigte kräftigen Wuchs und trug Früchte. Menschen können an dieser Verwüstung nicht schuld sein, deiin die Insel ist unbewohnt, auch sah man keine Spur von Feuerwirkung. Möglicherweise haben ein paar trockene Jahre hintereinander die alten Bäume zum Absterben gebracht, während die massenhaft vor handenen verwilderten Ziegen schon dafür sorgen, daß kein Nachwuchs auskommt. In der Umgebung der Hauptquelle, wo die Garnison täglich ihr Wasser holen läßt und häufig Jäger rosten, von wo sich deshalb die Ziegen zurückgezogen haben, war die Vegetation auffallend üppiger, als auf dem Reste der Insel. Da» Jahr, in welchem Greene die Insel besuchte, 1885, war
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