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ZUR EINFÜHRUNG W. A. Mozart gehörte in Wien sehr bald schon zu den führenden Musikern. Mit großem Beifall wurden seine Werke aufgeführt und der durchschlagende Erfolg seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail“ stärkte sein Selbstgefühl und die Aussicht auf einigermaßen gesicherte wirt schaftliche Verhältnisse, daß er einen weiteren entscheidenden Schritt tat, der seinem Leben abermals eine andere Wendung gab: er heiratete. Zum Entsetzen des Vaters war es wiederum „eine Weberische“, auf die seine Wahl fiel, Aloysias jüngere Schwester Konstanze. In der ersten Zeit seines Wiener Aufenthaltes hatte Mozart bei der nach dort übergesiedelten Familie Weber Wohnung genommen, und die Mutter mochte in ihm für die nicht so begabte Konstanze den rechten Bewerber gesehen haben. Doch sind die geschickten Machenschaften der Mutter, die ihm schließlich sogar ein schriftliches Heiratsversprechen abforderte, nicht der Grund seiner Bindung an Konstanze gewesen; ihn zog zu ihr eine tiefe, aufrichtige Zuneigung, die zwar nichts zu tun' hatte mit dem Überschwang des Gefühls, das ihn einst an ihre Schwester Aloysia fesselte, doch liebte er sie mit ganzer Hingabe und der rücksichtsvollen Zartheit seines Wesens. Nach mannig faltigen Aufregungen, in deren Verlauf er sie gar aus dem Hause der Mutter entführte und flehentlichen Briefen an den Vater mit der Bitte um Einwilligung zu dieser Ehe, heiratete Mozart im August 1782, 26jährig, seine um 6 Jahre jüngere Konstanze. Als Hochzeits-Festmusik erklang die Serenade für 13 Bläser, die den vorigen Mozart-Abend so reizvoll eröffnete. — Ein Besuch der jungen Eheleute in Salzburg vermochte nicht, die Abneigung des Vaters gegen Konstanze, die mehr ihrer ganzen, ein wenig heruntergekommenen Familie galt, zu beseitigen und der Riß, der schon seit Wolfgangs endgültiger Loslösung aus dem Salzburger Dienst zwischen Vater und Sohn bestand, wollte sich nie mehr schließen. Auf der Rückreise von diesem Besuch war Mozart mit seiner jungen Frau in Linz bei seinem alten Gönner Graf Thum zu Gaste. „Den 4. November werde ich hier im Theater Akademie geben. Und weil ich keine einzige Symphonie bei mir habe, so schreibe ich Hals über Kopf an einer neuen, welche bis dahin fertig sein muß!“ — und einen Tag vor der Aufführung war sie fertig, diese „Linzer Sinfonie“. Wie bei der Haffner-Sinfonie drängt sich auch hier ein Vergleich mit Haydn auf, schon die langsame Einleitung und die Forte-Wiederholung des folgenden Allegrothemas weisen auf dieses Vorbild hin. Und doch trägt diese Sinfonie in dem Wechsel der Stimmungen, der alle Empfindungen vom stillen, schwärmerischen Träumen, zu anmutiger Heiterkeit, bis zum trotzigen, kraftvollen Aufbegehren durchläuft, unverkennbar Mozarts Züge. Gerade in diesem Werk scheint es ihm auf die Gegenüberstellung unterschiedlichster Stimmungen angekommen zu sein, und oft spinnt er einen ursprünglichen Nebengedanken so aus, daß er zu führender Bedeu- tung gelangt wie in den Durchführungen beider Ecksätze und des Andante. Der Grundcharakter ist festlicher Frohsinn der nur im Finale vorübergehend schmerzlichen Gefühlen Raum gibt um in rauschender Fröhlichkeit auszuklingen. — Der große Erfolg der „Akademien“, in denen Mozarts Werke reichen Beifall ernteten und in denen er gleichzeitig als Pianist Triumphe feierte, befruchtete sein Schaffen, das er in dieser Zeit besonders dem Klavierkonzert widmete; so entstanden in den Jahren 1782—1786 allein 15 seiner großen Klavierwerke. An seinen Vater schrieb er darüber: „Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht, sind sehr brillant, angenehm in die Ohren, natürlich ohne in das Leere zu fallen; hie und da können Kenner allein Satisfaktion erhalten — doch so, daß die Nichtkenner damit zufrieden seyn müssen.“ Ihre Bestimmung als vornehmster Zweig