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Dresdner Journal : 26.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-26
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 26.03.1887
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V 70 A^rliek: .... ig L»rk zzMtrlieü: L »o?k V-—lu« XiULL>«rv -10 ?s. L»—r^»Id 6« ä«vt»ct>«s keicd», tritt kort- uoä 8tvu^pelru»«lll»^ biura. ^»KLLäIxvnx«xedNdr»»« kür ä«v k»uw <msr js««p»It«o«Q 2»ll« U«ü»«r 8«kntt 80 ..LiQtk»»«u»6t" <ii« 2«ll« 80 kt. Sei ». 2iü«r»»»t« «t»pr. Xo«M>t>I»^ LrseLet»«», tVrv^ oül ä«r Ao»»- ruui kei«t»^< »d«Lä«. > Sonnabend, den 26. März, abend-. 1887. AksdnerMmiml. L»,»ü»« ro» L»NNLai»«»U»» »«HrLrt«» L»tp«tU: F> L^an<iZt«ttrr, LowoumioaLr ä» Orexio« 7onnutt»; I«rU» V>« ». >.: LaarrnrtriM F ^0A/«r, >«rllL-V!»»L»Ldll!-F- kr»U ». ». «8»eL»»: äto««, k»rt» - I«rU» - kr»LLt»rl » » 8t«ttL»rt: Da^d« ct 60 , N*rU>: /nr-^»ri^»<ia^t, Lr»»«t: Lc^ott«,' F §ta«A», » ^adat^), SSrUt»! t? LLÄÜ«»-'« ^'ack/oiA«*, S»»»«vr: <7. L»U« ». ».: F. Larct <F 60. Für di« G«famtleittmg verantwortlich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Ner»u»xed«rr NSvisl. Lrp«<titioll äe< Vrv»<to«r /o«rv»I», vr»«t«L, Lvio^eritr»—« Xo »0. Kekekungen iUls da- ^Dresdner Journal" für da- nächste Kerteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. Lngmommen für Dre-de« bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. 4tr. 20), für »-»irt- bei den betreffenden Postanstalten. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 25. März. Ihre Majestäten der König imd die Königin sind heute Nachmittag von Berlin hier wieder eingetrosten. Nichtamtlicher Teil. HecegraphifEe Nachrichten. Hamburg, 25. März. (W T. B.) Bei der beute erfolgten Einführung de- neugewählten Levators vr. Braband in sein Amt widmete der Präsident des Senats, ltr. Ler-mann, dem ver storbenen ersten Bürgermeister vr. «irchenpauer eiuru warmen Nachruf uud nahm dabei zugleich Leranlaffnng, auf die Entwickelung uud die Be deutung des Zollanschlusse- Hamburg- hiuzuweisen. Nom, 25. März, abeud-. ^W. T. B.> Dir „Ztalie" hält die Bildung eines neuen Kabinett- i» folgender Zusammensetzung für wahrscheinlich: Lepreti- Ministerpräsident ohne Portefeuille, 8n-pi Innere-, Graf Nobilant Auswärtige-, vertole Liole Krieg, Magliani Finanzen, Gri maldi Arbeiten, Zanardelli Justiz, Brin Marine, Branca Ackerbau. Die „Jtalie" fügt ihrer Mit- teiluug diuzu, jedenfall- sei uicht anzunehmen, daß sich die eudgültige Bildung eiueS neuen Kabinett- noch lauge verzögern werde. In Savona wurden beute früh zwei Erd stöße verspürt, (vr. Falbs Voraussage bestätigt sich «ljo auch in diesem Falle. D. R.) London, 25. März, abend-. (W. T. B) lluterhaus. UnterstaatSsekretär Kerguffon erwidert ins eine Anfrage, eS sei unwahr, daß Frankreich dir Abberufung de- englischen Lizekonsuls in rauanarivo verlangt und von der englischen Ne- oierung zugesichert erhalten habe. Labouchöre nüidigt au, daß er, falls der von Mörlen gegen die Dringlichkeit der irischen Strafrecht-novelle tingebrachte Antrag abgelehvt werden sollte, den llulerantrag stellen werde, die Arcitag-fitzung deö Parlament» von der Dringlichkeit au-zunehmen. blond ou, 26. März, früh. iW T. B) Ta- lluterhaus verwarf deu vou Morlev gegen die Dringlichkeit der Beratung der irischen Straf- rechtsnovelle eingebrachtea Antrag mit 34V gegen VS Stimmen und nahm den Dringlichkeitsantrag « Parnell kündigte hierauf an, er werde die erste Lesung der ZwangSbill dur-N deu Unterantrag brkLmpfeu, baß sich das Haus sofort alS Komitee zur Untersuchung der Zustände Irlands konstituire. Athen, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ Lie Kammer genehmigte die TadakSsteuervorlage mit 81 gegen 25 Stimmen. Dresden, 26. März. Das kirchenpolitische Programm des Fürsten v. Bismarck. Die Beteiligung des Reichskanzlers und Königl. preußischen Ministerpräsidenten Fürsten v. Bismarck Feuilleton. Nur eine Strophe. Lovelle vov Leich Loeden. (Forti'etzmrg.) .Ja, das that ich, Etelka. Höre werter, ich habe noch mehr zu sagen Daß Du die Strophe gelesen, uud daß Du auch glaubtest, Johannes habe sie ge schrieben, da» wußte ich sofort am andern Morgen. Ja meiner wahnsinnigen Leidenschaft für Johannes jubelte ich, daß ich Euch getrennt. Jetzt hatte rch freies Terrain, und der Macht meiner damaligen Schönheit beugte auch Johannes sich, als er sah, daß er bei Dir mchlS zu hoffen hatte." Du weißt, daß mir uns sehr vald verlobten. Schau mich nicht so an, Etelka, schau «ich nicht so an, die Schuld war furcht bar, aber die Strafe ist es auch. Etelka, trotz meiner Schönheit ist Johanne» nicht eiuen Monat lang glücklich gewesen an meiner Seite, nicht einen Monat lang, Etelka. Ich habe einmal ein Urteil über mich gchürt, das nicht für meine Ohren bestimmt war: .Dieses Weib kann berauschen, aber uicht beglücken'.' Laß eS so war, Etelka — o Gott, das hab« ich er fahren. Ich hab« Johannes geliebt, leidenschaftlich, aber er hat mich nie wirklich geliebt, er hat nur Dich geliebt, Etelka, und konnte darum niemals mit mir glücklich werden. O Gott, eS ist ein elendes Leben gewesen, Etelka I Und nun ist - gut, Etelka, daß ich sterben muß. Ich will auch uicht mehr leben, um kerne, Prr»S! Die Schuld hat mir das Lebe» ver- an den im Herrenhaus« geführten Verhandlungen über die neueste kirchenpolitische Vorlage hat in den wer testen Kreisen Aussehen erregt und hervorragende deutsche und österreichische Zeitungen widmen der Rede des Fürsten eingehende Betrachtungen. „Es ist von ganz außerordentlichem Wert", sagt z. B. der ,Ham burgische Korrespondent", „daß Fürst v. Bismarck sich an den Verhandlungen des Herrenhauses über die neueste kirchenpolitische Vorlage beteiligt und offen und enlsch:eden se.nen Standpunkt zu den verschiede nen Fragen und Bedenken, welche sich an dieselbe knüpfen, bezeichnet hat. Es ist das weniger von Be lang für die Beratungen des Herrenhauses selbst, als für die demnächst bevorstehenden Verhandlungen des Abgeordnetenhauses und insbesondere für die Klärung der öffentlichen Meinung Letzteres namentlich ist deute um fo notwendiger, als die öffentliche Meinung wieder mehr als früher von den Anschauungen der nationalliberalen Partei beherrscht wird, welche be kanntlich von jeher der römischen Kurie em besonderes Mißtrauen entgegengebracht hat. Nur schwer hat man sich in diesen Kreisen von der Unzulänglicbkeit der Falkschen Gesetzgebung in gewissen Punkten überzeugen können, und von einer vollständigen Verwerfung der selben, aus die man jetzt loszustcuern scheint, hört man noch immer nicht gerne reden. Tas ist dem Fürsten Bismarck auch sehr wohl bewußt. Er brauchte nicht noch erst durch die Rede des Hrn. Prof. Bejeler, dem sich dann noch trotz seiner, des Reichskanzlers, Ent gegnung der Oberbürgermeister von Hildesheim an schloß, daran erinnert zu werden. Er erklärte denn auch, sich bescheiden zu müssen. Käme es auf seine Privatmeiuung an, so würde er noch über die gegen wärtige Vorlage hinausgehen und namentlich nach der ganzen An eig<Pflicht nichts fragen; aber er habe auf die preußi'che Regierung und auf die ihr befreundeten Elemente >m Lande, auf die sie sich jetzt und m Zu kunft stützen müsse. Rücksicht zu nehmen. Was Deines Amtes nicht ist, da laß Deinen Fürwitz, laute ein treffendes Wort." Das erwähnte Hamburger Blatt weist unter anderem auf die Toppelstellung des Papstes hin. „Tenn er ist nicht bloß das allgemeine Oberhaupt der katho lischen Welt, sondern gewissermaßen auch der oberste Bischof in den einzelnen Ländern mit katholischer Bevölkerung. Ta er letzteres aber nicht unmittelbar ist, so ist ihm, wenn er nicht will, durch eine ein seitige staatliche Gesetzgebung, also aus rein juristischem Weu,e gar nicht beizukommen. Seine Macht liegt in seiner Weltstellung, und mit dieser kann man sich in ersprießlicher W.ise nur auf diplomatischem Wege ab finden, indem man gegenseitig Nachgiebigkeit übt, nicht aber, wie die Geschichte lehrt und wie wir das im Kulturkämpfe noch soeben selber erlebt haben, durch einen juristischen Zwang, der sich schließlich selber auf hebt. Es ist erklärlich, daß sich juristische Theoretiker bei der unbedeutenden Rolle, welche die Jurisprudenz im Übrigen in einem wohlgeordneten Staate spielt, nicht darein finden können, daß nach dieser Richtung hin mit ihrer Weisheit nichts anzufangen ist; aber entschuldigen kann man nach den gemachten Erfahrungen diesen Eigensinn nicht." „Auch darin hat Fürst Bismarck vollständig recht, daß er die Bürgschaft für die Ehrlichkeit und Dauer des Friedens ablehnt, welchen er mit dem Vatikan an zubahnen versucht und zu einem nicht geringen Teile verwirklicht hat. Es giebt bekanntlich ein stolzes Wort: ?iat Justitia et pereat ruunäus; aber nur Leute, die die Well nicht kennen, können auf dasfelbe schwören. So mußte denn auch noch wieder Fürst Bismarck den Professor Beseler darauf aufmerksam machen, daß nichts in der Welt dauernd ist, auch Friedensschlüsse und Gesetze nicht, daß sie kommen und gehen und wie alles Andere dem Wechsel unterworfen sind. Es kommt gällt, hat mich im Wachen und im Traum verfolgt! Vielleicht, wenn ich tot bin, denkt Johannes freund licher an mich, um Hildes willen. Und nun veraieb, Etelka, vergieb, sonst finde ich selbst im Grabe «ine Ruhe. Ich habe durch eine Strophe Dein Leben zer stört, Etelka, aber auch meines." Etelka war wie betäubt. Eine Strophe nur hatte ihr Glück vernichtet, und diese Strophe war eine Lüge! „Weiß Dein Mann, was Du gethan?" fragte Etelka plötzlich „Johannes!" Eine entsetzliche Angst sprach auS Eleonores Augen. „Johannes'. Etelka, um Gotte« willen habe Erbarmen mit mir! Laß ihn nie wissen, was ich gethan. Er liebt mich nicht. Etelka, soll er mich auch noch verachten? O mein Gott, ich weiß, wie er über eine Lüge denkt." Etelka schaute auf das dem Tode verfallene junge Weib, dachte zurück, wie Eleonore vor zwei Jahren ausgesehen, und sie vergaß alles, wa« sie ihr ange than, beugte sich über sie und küßte sie auf die Stirn. „Ich werde Dein Geheimnis wahren, Eleonore. AuS meinem Munde soll Tein Mann eS nie erfahren." „Ich danke Dir, Etelka," flüsterte Eleonore und schloß die Augen vor Schwäche. Etelka saß still und preßte ihre Hände zusammen, und hatte nur den einen Wunich: Fort, nur fort von hier, nach Hause! Wie da« im Kops schwirrte und im Herzen wühlte! Den Mann, den sie geliebt, hatte sie in falschem Verdacht gehabt, hatte ihn verachtet. Und nun war das, was ihr Glück vernichtet, eine Lüge, niedergeschrieben mst fester Hand und begehrlichen Lippen! Und das hatte die Lorelei gethan! Üad die Lorelei hatte dennoch den Mann, denn sie durch eine also nur darauf an, daß man für eine gegebene Zeit daS möglichst günstige Resultat zu erreichen sucht und anderen Zeiten andere Sorgen überläßt, die man beim besten Willen nicht einmal vorhersehen und verhindern kann " „DaS ist der praktische, staatsmännische Stand- punft, den man mit einem mißliebigen Worte als opportunistisch bezeichnen kann, der aber sehr viel klüger und heilsamer ist, als der billige Stolz einer unfruchtbaren Abstraktion. Oder ist es nicht sehr viel vernünftiger, wenn man sich überlegt, ob man nicht irgend ein dem Anscheine nach wichtiges Recht auf- geben soll, um dafür sehr viel wertvollere Dinge ein zutauschen, in diesem Falle zum Beispiel den inneren Frieden unseres deutschen Volkes? Ist nicht dieser innere Frieden nicht bloß an sich selbst, sondern auch politisch für unsere äußere Sicherheit vom höchsten Werte? Wir sagten: an sich selbst. Denn welche Nahrung hat der unselige Kirchenstrelt durch sein ver giftendes Herunlerzerren aller Autorität dem Allmäch ten der Sozialdemokrane geboten! Freilich hat, wie auch Fürst Bismarck zugesteht, der Papst ein gleiches Interesse daran, wie der Kaiser, daß endlich den de mokratisierenden Gelüsten der niederen katholischen Geistlichkeit ein peremptorisches Halt geboten wird. Aber e» ist immer schon ein Glück, daß ein so ein sichtsvoller Papst, wie der gegenwärtige, regiert. Um so wertvoller ist es, gerade mit ihm zu einer Ver ständigung zu gelangen, die beiden Teilen zu statten kommt." „Ter große Feldzug zur Konsolidierung der na tionalen Parteien, welchen Fürst Bismarck anläßlich der Ablehnung des Septennats durch den früheren deutschen Reichstag unternommen", sagt die Wiener (alte) „Presse", gelangt mit der im preußischen Herren hause «ingcbrachten Kirchenvorloge zu seinem Abschlusse. In diesem zunächst den Verhältnissen des deutschen Parlaments zugewendeten Sinne ist die Rede des Reichskanzlers zu verstehen. Diese Rede aalt dem Kulturfrieden, welcher die Opposition des Zentrums matt setzt. Wir haben zu Zeiten, als der preußische Kulturkampf am heftigsten wütete, diesen ftiedlichen Ausgang des Streites vorausgesagt und erwartet. Stauden sich ja doch zwei Mächte gegenüber, welche beide die letzten Konsequenzen eine- Sieges nicht ziehen konnten, ohne ihre eigene ethische Grundlage zu ge fährden, und so sehen wir auch in dem Kulturfrieden, den Preußen mit der Kurie avschließt, nur die Rück kehr zu jenem einzig gesunden Verhältnisse, das sich ini loyalen Zusammenwirken weltlicher und geistlicher Autorität auSdrückt. Erschwert war die Verständigung allerdings durch Mißgriffe, welche in dem Herauf beschwören deS Kampfes seitens etlicher geistlicher Würdenträger, in der aggressiven Abwehr seitens der Urheber der Maigesetze bedangen wurden, und eS dars als ein großes Verdienst, als die Bethätigung einer vollkommenen Staatsklugheit bezeichnet werden, daß der Fried« gefunden wurde. Man hat schrittweise die öffentlich« Meinung von den extremen Alternativen abgelenkt, welche die Heftigkeit deS Kampfes alt Schreckbil- der für die Menge heraufbeschworen hatte. Den preußischen Katholiken gilt die Staatsgewalt und die Kaiserherrlich keit der Hohenzollern nicht mehr als ständige Bedrohung der Kirche, und der nichtkatholischen Bevölkerung erscheint ein Friedensstand der Kurie mit der Berliner Regie rung nicht mehr als Bedrohung deS Protestantismus, der staatlichen Freiheit oder der nationalen Einheit. Und so steht heute die öffentliche Meinung in ganz Deutschland der neuen Kirchenvorlage ruhig und zu meist sogar zustimmend gegenüber. Man sieht in dem Kullurfrieden nur das End« von Unordnungen, den Abschluß eines nutzlosen Kampfes." „Wenn trotzdem der Führer der Nationalliberalen im preußischen Herrenhause, Professor Beseler, den be- Lüge erworben, nicht begücken können! Ihr Goldhaar und ihre Sirenenstimme hatten die Sinne berauscht, und da war das Ende ihrer Macht Machtlos und kraftlos lag jetzt die Lorelei und weifte d«m Tode entgegen. „Fort, nur sott!" war EtelkaS Wunsch. Sie sah Professor MieSner an diesem Abend nicht mehr, sie legte sich früh zur Ruhe. Am andern Morgen reiste sie wieder ab. MieSner begleitete sie auf den Bahn hof, küßte ihre Hand und dankte ihr, daß sie gekom men sei, aber mit keinem Wort fragte er nach dem, wa« seine Frau von ihr gewollt. Endlich war Etelka zu Hause; sie brach in heftiges Schluchten aus, als sie ihren Vater begrüßte. Und dann saß sie neben ihm, er hielt ihre Hände, und sie erzählte ihm alles. Hilde. In den ersten Tagen des Mai erhielt Etelka die 'Nachricht, daß Eleonore gestorben sei. Die Lorelei tot! Alle, die zu dem Kreise des alten Professors gehörten und Elenore vor zwei Jahren in ihrer blen denden Schönheit gesehen hatten, wollten die traurige Kund« kaum glaub«». Es schien allen unmöglich, daß diese in der Fülle der Schönheit und Kraft der Jugend strahlende Gestalt jetzt unter der Erd« ruhe. Bor EtelkaS Augen aber schwand mehr und mehr da» Bild der Schönheit, sie sah Eleonore immer nur vor sich, gebrochen von der Macht der Krankheit. Mitunter wurde Etelka von Gedanken erfaßt, vor denen sie selbst erschrak, gegen die sie sich sträubte uud die doch immer wieder auftauchten Eleonore war tot und der Mann, den sie geliebt und der sie sonderen liberalen und protestantischen Bedenken gegen die weitgehenden Zugeständnisse an die römische Kirche Ausdruck gab, so geschah diese Geltendmachung von Einwürfen doch in sehr gemäßigten Formen und ohne die Ankündigung einer förmlichen Opposition. Wir haben au» der Rede Professor BeselerS den Eindruck empfangen, als sollte damit die letzte antipathische Regung gegen den Frieden mit Rom gewissermaßen im Wege der Entäußerung verflüchtigt, al» sollte durch die scharfe Pointierung des staatlichen Standpunktes die drohende protestantische Kirchenreform nach dem Rezepte Kleist-Retzow und Hammerstein von vornherein abgewiejen und als sollte endlich dem Fürsten Bis marck Anlaß gegeben werden, die Dauerhaftigkeit des Friedens durch die Wandelbarkeit der Gesetzgebung zu begründen. In dieser Betonung liegt denn auch der Schwerpunkt dieser ganzen neuen Friedenslage zwischen Staat und Kirche. Alle Gesetze des öffentlichen Rechts sind wertlos, wenn sie nicht ihrem Zwecke entsprechend gehandhabt werden. Und so vermögen auch die Friedens gesetze, welche nunmehr das Verhältnis zwischen Kirche und Staat regeln, und welche zur Zeit von einer kon servativen Regierung und von einem im Geiste Leos XIII. seines Hittenamtes waltenden Klerus aus- aeführt werden sollen, nur dadurch den dauernden Frieden zu sichern, daß sie eben vergänglich, veränder lich sind, wie eben Gesetze des öffentlichen Rechtes sein müssen. Sie basieren auf Rücksichten, welche der Staat und der Episkopat heute beobachten wollen. Würde die Staatsgewalt diese Rücksichten verletzen, so gilt das kanonische Recht dem Episkopat in aller seiner Strenge Würde ein anderer Papst seine Bischöfe zum erneuten Kampfe veranlassen, so mag, wie Fürst Bismarck gestern erklärte, der Staat durch andere StaatSgesetze seine Abwehr einleiten. So aber ist durch dieses Verhältnis die Rücksicht auf die Ersprieß lichkeit eines freundlichen Einvernehmens zwischen staat licher und kirchlicher Autorität als oberstes Friedens- aesetz ausgestellt und in dieser rutiv le^is liegt für beide Teile seine wichtigste Sanktion." „Nun aber mögen Wmdthorst und Francken stein sich gehoben, wie eS ihnen beliebt. Der Friede ist über ihre Köpfe hinweg geschlossen, und für eine mutwillige Erneuerung von Kulturkampfstimmungen fehlt ihnen die Autorität, fehlt ihnen die Beihilfe des Seelsorgeklerus. DaS Zentrum hat seine konfessionelle Rolle ausgeipielt und wird nach den verschiedenen politischen Richtungen, die eS in sich birdt, auseinander- gehen. Formell mag die Panei beisammenbleiben; materiell hat die Diktatur des vr. Windthorst keinen Wen mehr. Er hat in Deutschland nichts mehr zu vertheidigen, das nicht von anderer Seite wirksamer beschützt, energischer verfochten würde. Die Demokratie hat ihren Eugen Richter und namens der preußischen Kirch« hat der preußische Episkopat zu reden und zu handeln Wlndthorst ist mit dem Kulturfrieden ein Anachronismus geworden." Lagesgeschichte. * Berlin, 25 März. Die Kaiser!. Maje stäten empfingen gestern vor der Tafel einen längeren Besuch der Großfürsten Michael Nikolaje witsch. Am gestrigen Abend fand im runden Saal des Königl. Palais eine musikalische Ab end- Unterhaltung statt, zu welcher 250 Einladungen ergangen waren. DaS Fest, welches den Beschluß der Geburtstagsfeierlichkeiten bildete, war ein äußerst glän zend«-. Nach demselben verabschiedeten sich Ihre Maje stäten der König und die Königin von Sachsen von den Kaiser!. Majestäten und den anderen Hohen Herrschaften Allerhöchstdieselben sind, nachdem Se Majestät der König früh dem Gottesdienst beigewohnt und verschiedene Besuche abgestattet hatte, wie bereits geliebt, war frei und doch getrennt von ihr auf immer durch die Schuld, die Eleonore ihrem Gatten nicht gestanden, und die Etelka ihm gegenüber zu ver schweigen versprochen hatte. Gleiche Gedanken beschäftigten den alten Professor und machten ihn oft genug traurig. Aber immer schloß er seinen Gedankengang: Gott wird helfen! Gott wird Helsen! Anfang Mai erhielt Etelka einen Brief von Professor MieSner. Ihre Hand zitterte, als sie ihn öffnete. WaS wollte er von ihr? Sie la«: „Mein gnädiges Fräulein! Wieder muß ich um Verzeihung bitten, daß ich Ihre Aufmerksamkeit für mich in Anspruch nehme. Damals trieb mich die Bitte meiner todkranken Frau zu Ihnen, hrute wieder ein Versprechen, da- sie mir abgerungen, wenige Minuten vor ihrem Tod«. Ich habe die Erfüllung dieses Versprechens aufgeschoben, immer aufgeschoben, weil ich die Bitte, die ich Ihnen vortragen soll, für so unberechtigt halte wie nichts anderes auf der Welt Ich weiß nicht, worauf meine sterbende Frau die Sicherheit, die absolute Sicherheit basierte, daß Sie ihre Bitte erfüllen würden. Es handelt sich um mein kleines Mädchen. Hilde kann und darf nicht bloß unter den Augen der Leute aufwachsen, eine Fremde in mein Haus zu nehmen, kann ich mich nicht ent schließen. Eleonores Mutter ist im vorigen Jahre gestorben, und mir schien als das einfachste und richtigste, daS Kind einer wohlbewahrien und gut empfohlenen Frau zu übergeben Aber gegen dieien Plan bat Eleonore sich bis zum lexten Augenblick mit allen Kräften gesträubt, und — gnädiges Frä».
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